IPPNW forum 165/2021

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BERICHTE

Friedenslogik in Aktion Make Peace not War: Bericht über die dritte Peace Academy am 23. Januar 2021

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inen Tag nach dem Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrages fand die diesjährige IPPNWPeace Academy statt. Wie momentan nötig, hatte sich das Orgateam entschieden, das Seminar in den digitalen Raum zu verlegen. Durchaus schweren Herzens, denn die Peace Academy lebte in den letzten Jahren vom persönlichen Austausch und den interaktiven Metho-

den. Umso schöner war es, beschwingt von den vielen Aktionen am Tag zuvor, mit 28 Menschen über Frieden zu sprechen. Notgedrungenermaßen war das Programm auf eine 5,5-stündige Onlineveranstaltung reduziert worden. Frage nach dem Frieden-Machen, der wir uns aus verschiedenen Perspektiven angenähert haben. Dabei wurden wir von unserer erfahrenen Moderatorin Florencia Benitez-Schäfer begleitet. Nach einem Willkommen durch IPPNW-Vorstandsmitglied Claudia Böhm durften wir uns in Kleingruppen kennenlernen.

Dabei konnte die Brücke aus dem digitalen Raum in das persönliche Umfeld geschlagen werden. Anschließend stellten sich zwei Initiativen vor: Ruth Rohde beschrieb das Engagement von ICAN und die Notwendigkeit, Atomwaffen zu ächten und dadurch eine friedlichere Welt zu schaffen. Heike Kammer berichtete von ihrer langjährigen Arbeit bei den Peace Brigades International, die durch die Präsenz vor Ort Menschen in gewaltsamen Kontexten schützen. Beide Impulsvorträge waren spannend und in ihren gegensätzlichen Ansätzen bereichernd: einerseits auf der internationalen Bühne der Vereinten Nationen und andererseits in lokalen Kontexten wie bspw. vom Landgrabbing betroffenen Gemeinden im kolumbianischen Regenwald. Prof. Hanne-Margret Birckenbach referierte zum Konzept der Friedenslogik. In knapper Zeit stellte sie einleuchtend dar, wozu wir die Friedenslogik brauchen: als eine Vorgehensweise, um Friedensprobleme zu lösen. Zunächst ging es um eine Definition von Frieden um dann auf die fünf Prinzipien der Friedenslogik einzugehen: Gewaltprävention, Konflikttransformation, Dialogverträglichkeit, Interessensentwicklung und Fehleinschätzungen. Es folgte eine angeregte Diskussion zur Umsetzung, aber auch zur Rolle der Friedens- und Konfliktforschung als wissenschaftliche Grundlage für Friedensarbeit und Politik. Gerne hät-

ten wir Zeit gehabt, uns noch tiefer mit der Friedenslogik zu beschäftigen. Im letzten Teil der Veranstaltung waren die Teilnehmer*innen aufgefordert, mit kreativen Methoden darüber zu reflektieren, wie sie selbst Friedensstifter*innen sind und sein können. Dazu dienten selbstgemalte Bilder und Skizzen einerseits zur Frage „Was ist Frieden“ und andererseits zu eigenen Motivationen und Fähigkeiten. Hängen bleibt das Bedürfnis nach einem Gleichgewicht zwischen Kraft und Ausgeglichenheit im Inneren und dem verbindenden gemeinsamen Aktivismus und Engagement. Die Abschlussrunde warf noch wichtige Fragen auf: Müssen wir uns nicht mehr auf die „Hard Facts“ der Friedensforschung konzentrieren und so evidenzbasierte Politik einfordern? Welche praktischen Fertigkeiten können wir dazu lernen, z.B. in Form von gewaltfreier Kommunikation oder Zivilcourage? Und wie kommt es eigentlich, dass die Peace Academy überwiegend von Frauen organisiert und auch besucht wird? Wie können wir das ändern? Wir sind sehr froh, die Peace Academy nicht abgesagt, sondern uns trotz Beschränkungen getroffen zu haben. Und hoffen gleichzeitig auf ein langes Wochenende voller Körpermethoden und Kaffeepausen-Schnack im nächsten Jahr!

Laura Wunder ist Mitarbeiterin in der IPPNW-Geschäftsstelle und hat die Peace Academy mit organisiert.

IMPRESSUM/BILDNACHWEIS Herausgeber: Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V. (IPPNW), Sektion Deutschland Redaktion: Ute Watermann (V.i.S.d.P.), Angelika Wilmen, Regine Ratke Anschrift der Redaktion: IPPNWforum, Körtestraße 10, 10967 Berlin, Telefon: 030 69 80 74 0, Fax 030 693 81 66 E-Mail: ippnw@ippnw.de, www.ippnw.de Bankverbindung: GLS Gemeinschaftsbank IBAN: DE23 4306 0967 1159 3251 01, BIC: GENODEM1GLS

Dieses Heft ist Teil der Publikation „IPPNWforum“. Der Bezugspreis für Mitglieder ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Sämtliche namentlich gezeichnete Artikel entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion oder des Herausgebers. Nachdrucke bedürfen der schriftlichen Genehmigung. Erscheint viermal im Jahr. Redaktionsschluss des nächsten Heftes: 30. April 2021 Gestaltungskonzept: Thomas Bock Layout: Regine Ratke Druck: DDL Berlin Papier: Circle White Offset 16


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