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Nachrufe: Helmut Fischer, Helmut Koch, Hans-Georg Siedentopf, Bernard Lown
from IPPNW forum 165/2021
by IPPNW
Helmut Fischer
Trauer um einen Freund und Kämpfer
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Mit Helmut verlieren wir einen Kollegen, der durch und durch Arzt und Chirurg war, und einen kraftvollen, internationalistischen Kämpfer für Frieden und Gerechtigkeit, für eine andere Welt und ein anderes Deutschland, der dabei auch für die Einbeziehung seines sozialistischen Erbes stritt. Wir trauern um einen beispielhaft aufrichtigen und uneitlen, hochgebildeten und klugen Menschen, der gemeinsamen Belangen stets den Vorrang gab und der vielen von uns ein enger Freund war. Helmut, so kantig Du warst, so sehr vermissen wir Dich – als Koordinator unseres Arbeitskreises, als beharrlichen Motor wichtiger Projekte und Publikationen und vor allem als Mensch! Für Deinen Einsatz sind wir Dir zutiefst dankbar. Unsere gemeinsame Arbeit werden wir fortführen und Deinen beflügelnden Geist lebendig halten! (Gemeinsame Anzeige von Mitgliedern des AK Süd-Nord, des Vorstandes und der Geschäftsstelle)
Helmut Koch
Abschied von einem IPPNW-Gründungsmitglied
Als ich 1982 in Kontakt mit der IPPNW kam, lernte ich auch den elf Jahre älteren Helmut Koch kennen – und war von ihm begeistert: Der Internist aus Baden überzeugte durch Charme, Humor und vor allem durch große Offenheit. Er gehörte zu den 13 Gründungsmitgliedern, war Teil des vierköpfigen Sprecherrats (mit Ulrich Gottstein, Horst-Eberhard Richter und Knut Sroka) und übernahm nach Eintragung des Vereins das Schatzmeisteramt, das er mit Ernst und Umsicht verwaltete (mehrfach hat er mich als Geschäftsführer zur Ausgabendisziplin ermahnt – wohl mit Recht…). Seine konsequent pazifistische Haltung (nicht selbstverständlich in der IPPNW, weder international noch in Deutschland!) verfolgte er hartnäckig, aber ohne Fanatismus. Wichtig war ihm der Kontakt zu oppositionellen Gruppen der DDR, so zum Arbeitskreis „Christliche Mediziner in sozialer Verantwortung“ in Halle. Als er von einem „kardialen Intermezzo“ (wie er es nannte) geplagt wurde, berichtete er höchst anrührend, wie er selbst auf dem Monitor an seinem Bett im EKG die Nulllinie der Asystolie entdeckt habe. Das hat er überstanden, aber jetzt, 2021, hat er uns endgültig verlassen. Er wird fehlen. Was aber bleibt, sind bewegende Erinnerungen an einen außergewöhnlichen Arzt und Menschen. Till Bastian

Hans-Georg Siedentopf
Ein bescheidener, aufrechter Mann
Ich kannte Prof. Siedentopf aus meiner Zeit in der Frankfurter Uniklinik als jemanden, an den man sich jederzeit wenden konnte, wenn man Rat und Hilfe brauchte. Viele ärztliche Kolleginnen, so auch ich, kamen zur Entbindung zu ihm – und eben nicht zum Chef der geburtshilflichen Abteilung. Unter den Ordinarien machte ihn das und sein konsequentes Eintreten für mehr Menschlichkeit in der Gynäkologie und Geburtshilfe, wie auch für friedenspolitische Meinungen, zu einem Außenseiter. So wurde ihm als Chef der Poliklinik – die Berechtigung zur Privatliquidation zeitlebens verweigert. Unbeeindruckt davon engagierte er sich auch ehrenamtlich für die Belange von Frauen, war lange Vorsitzender der Pro Familia.

An den ersten IPPNW-Ringvorlesungen, die Prof. Gottstein in den frühen 80er Jahren mit anderen im zentralen Hörsaal des Klinikums organisierte, beteiligte er sich sofort. Seine Frau Dörte und er gehörten zu den ersten 300 Mitgliedern der deutschen IPPNW, an allen IPPNW- und Weltkongressen nahm das Ehepaar regelmäßig teil. Sie organisierten eine Regionalgruppe Offenbach Land, die sich regelmäßig in Dörtes Praxisräumen in Dietzenbach traf. Bei den regelmäßig organisierten Begegnungen wurde er für die Kinder von Tschernobyl zu einer wichtigen „alternativen Vaterfigur“. Wir haben eine große Persönlichkeit verloren. Ich denke gerne an ihn zurück, sein Lächeln und seine ruhige, bescheidene Art, immer auf Augenhöhe genau den richtigen Hinweis oder Ratschlag zu geben. Er wird uns fehlen. Sabine Farrouh