IPPNW forum 165/2021

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RegioContact Süd 2021 Reger Austausch beim virtuellen Treffen der IPPNW im süddeutschen Raum

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ir hatten uns sehr auf ein persönliches Treffen in Stuttgart gefreut, zumal es sich diesmal auch um ein kleines Jubiläum (10 Jahre RegioContactSüd) handelte - aber die weiterbestehenden Corona-Regeln ließen dies leider nicht zu. Wir Stuttgarter betraten also „Neuland“ mit der Ausrichtung der Regio als OnlineVeranstaltung - knapp 50 Kolleg*innen nahmen an dem Experiment teil. Aufgrund des Online-Formats „loggten“ sich erstmals auch neue Kolleg*innen ein, die sich sonst nicht auf den winterlichen Weg nach Stuttgart gemacht hätten.

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er Vormittag stand unter dem Themenschwerpunkt der Digitalisierung. Jörg Schmid aus Stuttgart begann mit einem Update zu den gesundheitlichen Auswirkungen von 5G bzw. Mobilfunk. Als IPPNW hatten wir 2019 ein Moratorium für den weiteren 5G-Ausbau aufgrund medizinischer Bedenken gefordert. Jörg Schmid stellte jetzt neue wissenschaftliche Studien vor, deren Ergebnisse mögliche gesundheitliche Schäden durch elektromagnetische Felder bestätigen und die IPPNWForderung nach unabhängiger Forschung zu 5G unterstreichen. Wer an erster Stelle auf den Ausbau von 5G dringt, ist die Bundeswehr. Als ärztliche Friedenssorganisation müssen wir uns mit der Nutzung der Digitalisierung durch das Militär auseinandersetzen. Im Hauptvortrag nahm uns Christoph Marischka von der Informationsstelle Militarisierung

aus Tübingen direkt in das bereits doch erschreckend wirkliche und in der Umsetzung befindliche „digitale Gefechtsfeld“ der Zukunft mit. Dieses ist nicht mehr auf sog. Kampfzonen begrenzt, sondern weitet sich letztlich auf alle sozialen gesellschaftlichen Räume aus. Kriegszustand und Normalzustand werden sich dadurch immer weniger unterscheiden. Gerade die mit der Digitalisierung verbundene künstliche Intelligenz (KI) senkt im Bild von autonomen Kampf-Robotern zusätzlich die Schwelle, einen kriegerischen Konflikt zu beginnen. Die EU setzt hier maßgebliche Forschungsgelder ein, um eine „strategische Autonomie“ gegenüber den USA zu gewinnen. Mehr Infos: www.imi-online. de/2020/03/16/ausdruck-maerz-2020/ oder oezlem-alev-demirel.de/wp-content/ uploads/2020/11/KI-Ruestung-dt-web.pdf Das sonst übliche gemeinsame Mittagessen konnte diesmal leider nur als Pausenbild visualisiert werden. Trotzdem kamen alle gestärkt zu den Nachmittagsvorträgen, die erneut Jörg Schmid mit einem kurzen Impulsvortrag zum zehnten Jahrestag des dreifachen SuperGaus in Fukushima begann. Die sogenannte Wiederbesiedlung der Evakuierungsgebiete ist weitgehend abgeschlossen, obwohl in diesen Gebieten weiter Notstandregelungen seitens der Strahlenbelastung gelten: Kinder und Jugendliche sind dort andauernd in ihrer Gesundheit gefährdet. Und genau in diesen Gebieten plant die japanische Regierung unverändert, den verschobenen Fackellauf der Olympiade starten zu lassen. Das 15

IPPNW-Online-Symposium „10 Jahre Leben mit Fukushima“ hat deshalb ausführlich eine Bilanz aus gesundheitlicher und politischer Sicht gezogen. Dokumentation unter: fukushima-disaster.de

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bschließend referierte der Physiker Thomas Partmann aus Karlsruhe über neue geplante AKW-Reaktorlinien und deren Gefährdungspotential. Gemeinsam setzen diese weltweit durchgeführten Vorhaben auf sogenannte modulare und mobile Reaktoren mit einer Leistung um die 50 MW. Russland und China haben bereits Prototypen in Betrieb. Sie werden als „sicher“ beworben, haben aber die gleichen Risiken wie die herkömmlichen Reaktoren – einschließlich der Frage nach dem Atommüll. Die Diskussionen zu den Vorträgen waren weniger intensiv als bei einer analogen Veranstaltung, es blieb für alle doch etwas ungewohnt. Um so mehr freuen wir uns auf das nächstes Jahr, und auf ein dann hoffentlich wieder analog stattfindendes Treffen. Am Ende stand nochmals der herzliche Dank aller an Ewald Feige für die technische Unterstützung, ohne die wir die Regio nicht hätten durchführen können.

Jörg Schmid organisierte die RegioContact Süd 2021.


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