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Raw Cakes
Süsse Sünde? Das war einmal. Diese Torte ist ohne Rahm, Eier und Industriezucker hergestellt worden. Sie besteht aus rein pflanzlichen Zutaten in Bioqualität.
Raw Cakes – die süsse Seite der Rohkost
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Die Simply Raw Bakery in Wien ist seit zehn Jahren auf Rohkost-Gebäck spezialisiert. Auch in der Schweiz steigt das Interesse an Raw Cakes stetig.
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Riccarda Frei
BILDER
Simply Raw Bakery
Eine Bäckerei, die keinen Ofen hat – wo gibt es denn so etwas? Mitten in Wien. Gabriele Danek betreibt im Stadtzentrum die Simply Raw Bakery, eine RohkostKonditorei mit kleinem Café, Food-Truck und Web-Shop. Unterstützt wird sie von ihren Töchtern. Shanna ist Grafikerin und fürs Layout und Branding zuständig. Die angehende Juristin Chiara kümmert sich um die Betriebsleitung.
Seit 2012 verwöhnt die Simply Raw Bakery ernährungsbewusste Geniesser mit «Rohköstlichem» wie Sachertorte, und Himbeer-Cheesecake. Gabriele Danek, die ursprünglich aus der Textilindustrie stammende Managerin, liess sich in den USA zum Raw Food Chef ausbilden. Während eines dreimonatigen Intensivkurses lernte sie bei Starkoch Matthew Kenney, pflanzenbasiert gesundheitsbewusst zu kochen und zu backen.
Nicht wärmer als 42 Grad
Damit alle Vitamine und Nährstoffe erhalten bleiben, werden in der Rohkostküche und -bäckerei Lebensmittel nicht über 42 Grad erhitzt. Im Gegensatz zu No-BakeKuchen, die ebenfalls ohne Backofen auskommen, enthalten Raw Cakes keine tierischen Produkte.
Auf leckere Kuchen braucht deshalb niemand zu verzichten. «Zu unseren Spezialitäten zählen cremige Miniküchlein mit einem Mandelboden und verschiedenen Frostings.» Gabriele Danek zählt die Aromen auf: «Schoko-Peanut, HimbeereZitrone und Matcha-Vanille.» Ein weiterer Publikumsliebling sei «Hello Dolly». «Das ist ein Nusskuchen mit Walnusscrumble auf einem Boden aus Cashewkernen», beschreibt sie ihre Kreation.
Mehlspeisen ohne konventionelles Mehl
Wie in einem guten Wiener Café üblich, fehlen Mehlspeisen auch in der Simply Raw Bakery nicht. Marillenknödel, Kaiserschmarrn, Mohnstrudel und Co. kommen ebenfalls ganz ohne Eier, Milch und Butter aus. «Die Basis unserer Produkte sind Samen und Nüsse. Da es keinen Backauftrieb gibt, benötigen wir auch keine Zutaten wie Ei, Backpulver, Sahne und so weiter», erklärt Gabriele Danek. Um die gewünschte Cremigkeit für ihre Produkte zu erreichen, werden Cashew- oder Macademiakerne in einem besonders leistungsstarken Blender so lange gemixt, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Weitere Tipps und Tricks aus ihrer Rohkostbäckerei sowie ihre Lieblingsrezepte verrät Gabriele Danek in ihrem Buch «Simply Raw Bakery» (siehe Buchtipp).
Beim Entwickeln ihrer Rezepte geht es der Rohkost-Bäckerin nicht darum, Desserts und andere Speisen auf vegan →

Die vegane, ungebackene Sachertorte wird mit einer Schokoladenglasur, bestehend aus Kokosöl, Kakaobutter, Agavendicksaft, Salz und Kakaopulver, überzogen.
ROHKÖSTLICH BACKEN
In ihrem Buch «Simply Raw Bakery» macht Gabriele Danek die Leserinnen und Leser mit der süssen Seite von Rohkost vertraut. Die Bäckerin aus Wien teilt nicht nur ihre Rezepte, zum Beispiel für eine vegane, ungebackene Rohkost-Sachertorte, Mohnstrudel und Brownies, sondern gibt auch Tipps, wie Basiszutaten, etwa die Mandelmilch, zubereitet werden. Zudem erklärt sie, wie Nüsse, wichtiger Rohstoff der RohkostBäckerei, leichter verdaulich werden.
«Simply Raw Bakery», Gabriele Danek, GU Verlag, ISBN 978-3-8338-5562-7, 31.90 Franken, als eBook 23.90 Franken
hindurch im Angebot ist, sind die Aromen Himbeer-Passionsfrucht, HaselnussSchokolade und Himbeere-Blaubeere jeweils nur saisonal erhältlich. «Die Raw Cakes kommen bei unserer Kundschaft gut an», sagt Cristina Maurer. «Sie sind eine gute Alternative für Gesundheitsbewusste, da die Produkte wenige Zutaten, keinen Kristallzucker und keine Zusatzstoff e enthalten.»
umzukrempeln. Sie möchte lieber bekannte Gerichte in einer gesunden, nährstoff reicheren und genussvollen Variante neu erschaff en. Um dies zu erreichen, verwendet Gabriele Danek, wo immer möglich, Zutaten aus biologischem Anbau. Sie verzichtet nicht nur auf tierische Produkte, sondern auch auf industriellen Zucker und herkömmliche Mehle. Ihre Kreationen sind glutenfrei sowie frei von Pestiziden.
Die Schweiz kommt auf den Raw-Cake-Geschmack
Wurde die Simply Raw Bakery zu ihrer Anfangszeit vor zehn Jahren nur von einer kleinen Gästegruppe wahrgenommen, hat sie sich mittlerweile zu einem Hotspot für Ernährungsbewusste entwickelt.
In der Schweiz erhält das Thema Raw Cake langsam immer mehr Beachtung. So haben sich zum Beispiel veganetorten.ch, grainglow.ch und lolaskitchen.ch auf die Herstellung veganer, ungebackener Kuchen spezialisiert. Zu ihren Kunden zählen auch Restaurants, die ihren Gästen eine Alternative zu konventionellen Backwaren und Desserts bieten wollen.
Doch auch der Detailhandel hat Raw Cakes für sich entdeckt. Grossverteiler, beispielsweise die Migros, haben Raw Cakes im Angebot. «Wir bieten vier verschiedene Sorten Raw Cakes an. Eine Packung enthält jeweils zwei Cakes», bestätigt Cristina Maurer, Mediensprecherin Migros-Genossenschafts-Bund. Während der Raw Cake Dates Cocoa das ganze Jahr
Vollwertiges macht schneller satt
Rafael Järmann, Rohkostspezialist, Ernährungs- und Gesundheitsberater aus Luzern, kann diese Vorzüge zwar bestätigen, warnt aber vor Pauschalisierungen. «Ein Raw Cake mit vielen raffi nierten Zutaten bietet ernährungsphysiologisch kaum Vorteile.» Werden hingegen vollwertige Zutaten verwendet, kann ein Raw Cake reicher an Vitaminen, Ballast- und Mineralstoff en sein als ein konventioneller Kuchen. «Solche Raw Cakes sind auch sättigender, so dass man mengenmässig weniger davon isst», sagt Rafael Järmann. Für den Ernährungsberater sind
Raw Cakes eine der «inklusivsten» Süssspeisen, die es gibt. «Damit meine ich, dass Raw Cakes wie kaum eine andere süsse Speise Menschen mit den unterschiedlichsten und vielfältigsten Ernährungsweisen gleichermassen anspricht.» (Siehe dazu «Gut zu wissen».)
Beim Thema Energieverbrauch dürften die Raw Cakes damit punkten, dass für ihre Herstellung kein Backofen nötig ist. Was den Stromverbrauch für Küchengeräte, Kühlschränke oder Tiefk ühler betriff t, liegen Raw Cakes mit den herkömmlichen Torten und Kuchen etwa gleich auf. Dafür haben die klassischen Kuchen und Torten die Nase bei den Warenkosten vorn. Anders als die typischen Zutaten für herkömmliche Kuchen werden Zutaten für Raw Cakes nicht staatlich subventioniert. «Den höheren Preis kann man vor Kunden gut rechtfertigen, da ein Raw Cake mit vollwertigen Zutaten ernährungsphysiologisch wertvoller ist», fi ndet Rafael Järmann. Er ist überzeugt: «Nehmen die Verbreitung und die Nachfrage weiterhin so zu wie in den letzten Jahren, kann ich mir gut vorstellen, dass Raw Cakes eines Tages fi xer Bestandteil des Bäckereisortiments sein werden. So wie glutenfreies Brot es heute bereits ist. Bis dahin wird es aber wohl noch ein bisschen dauern.» •

Fein gemahlene Samen, Kokosöl oder Kakaobutter geben Teigen und Cremen die nötige Stabilität.
Gut zu wissen:
Seit das Interesse an veganer Kost gestiegen ist, erleben Raw Cakes einen, wenn auch vorerst kleinen Aufschwung. Langfristig könnten sich die rohen Kuchen und Torten durchaus als Standardprodukt etablieren. Denn je nach Zutaten können fast alle Menschen Raw Cakes ungehindert geniessen – egal, ob sie eine spezielle Ernährungsweise wie Rohkost, Vegan, Low-Carb, Keto oder Paleo bevorzugen oder ob sie auf Gluten, Milchprotein, Eier oder Soja allergisch sind. Einzig Nussallergiker müssen oft auf Raw Cakes verzichten, da Nüsse meist die Basiszutaten darstellen.
KONTAKT
Simply Raw Bakery Drahtgasse 2/Am Hof A-1010 Wien Tel. +43 677 624 691 24 simplyrawbakery.at
Rafael Järmann Järmann Coaching Spannortstrasse 1 6003 Luzern Tel. 076 506 51 24 rafaeljarmann.com
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