5 minute read

Dose etc. –Wein genuss in neuen Formaten

Weingenuss in einem neuen Format

Kaffee aus dem Becher und Bier aus der Dose sind salonfähig. Weingenuss jedoch braucht immer noch einen Korkenzieher und Weingläser.

Advertisement

TEXT

Gabriel Tinguely

BILDER

Claudia Link

Sie war jung, reich und trank Prosecco aus der Dose. Sieben Millionen Dosen verkaufte der Hersteller, für den Paris Hilton warb, im Jahr 2007. Zwei Jahre später schützten die italienischen Winzer die Herkunftsbezeichnung Prosecco, und es wurde still um den Perlwein aus der Dose. Ganz verschwunden sind die Dosen aber nicht. Grossverteiler und Discounter bieten nach wie vor «Blusecco», «Secco Bi anco» oder «White Ice Sparkling» mit acht bis 10,5 Volumenprozenten Alkohol an. Einige davon sind trocken, andere schmecken süsslich wie Limonade, erinnern an Gummibärli. Ein Getränk für Anfänger.

Arrivierte Weingeniesser kaufen Wein in Flaschen. Im Restaurant und zu Hause wollen sie bei der Zeremonie des Korkenziehens ein «Ächzen» und ein «Ploppen» hören. Auch trinken sie den vergorenen Rebensaft aus dünnwandigen, langstieli gen Gläsern. Das Kulturgut Wein, heute zum Lifestyle-Objekt geworden, will in Reinkultur zelebriert werden. 43 Flaschen, oder 32 Liter, Wein haben jeder Schweizer, jede Schweizerin, im Jahr 2018 im Durchschnitt getrunken. Damit teilt sich die Schweiz hinter Portugal, Frankreich und Italien den vierten Platz mit Österreich.

Zudem hat eine Flasche Wein mit Korkverschluss als Mitbringsel einen höheren Stellenwert als eine mit Schraubverschluss. Von den 43 Flaschen wird ein Viertel bei Freunden getrunken. Ein weiterer Viertel wird in der Gastronomie konsumiert und die Hälfte rinnt zu Hause durch die Keh len. Gerade für den Heimkonsum würden sich neue Formate eignen. Bag-in-Box (BIB) beispielsweise sind viel ökologischer als Glasflaschen. Gewiss, die BIB eignen sich nicht zum Reifen von Wein. Genauso wenig tun dies Tetrapack, PET-Flaschen oder die 18,7-cl-Fläschen, die Grossverteiler und Discounter in einer Nische in zunehmender Vielfalt anbieten.

Gute Weinqualität ist nicht abhängig von der Verpackung

Chateaux-Carton hat sich mit Qualitätswein in der Box schweizweit einen guten Namen gemacht. Bereits zuvor haben Schweizer Winzer für die Gastronomie die gleichen Weine, die sie in 75-cl-Flaschen anboten, auch in 50-cl-Flaschen mit Schraubverschluss abgefüllt.

Wer Kleinstflaschen verkostet, wird erstaunt sein über die Qualität deren Inhalts. So ist der Tavernello Vino Bianco →

Gut zu wissen:

Ein junges Publikum für Wein zu begeistern, braucht neue Angebote. Dabei spielt der Geschmack eine wichtige Rolle. Frucht, Süsse in Balance mit belebender Säure, das können die Winzer. Idealerweise haben Einsteigerweine zwischen acht und zwölf Volumenprozente Alkohol. Dann ist auch die Verpackung nicht zu unterschätzen. Flaschen sind nicht die einzige Möglichkeit. Ein Schraubverschluss bei Flaschen ist schon ein guter Anfang, denn kaum ein Partygänger trägt heute einen Korkenzieher in seiner Tasche.

In Übersee ein Trend: Wein in Dosen. Hierzulande werden vor allem Schaumweine in Dosen angeboten.

im Tetrapack von Caviro ein durchaus ansprechender, lebendiger Aperitifwein. Caviro in Faenza in der italienischen Emilia-Romagna ist mit 13 000 Mitgliedern die grösste Winzergenossenschaft Italiens. Das französische Unternehmen Paul Sapin hat sich auf Wein in Kleinstgebinden spezialisiert. In Macon werden sortenreine Weine in Kleinstflaschen abgefüllt. Darunter sogar solche in Bioqualität.

Kaffee zum Mitnehmen, Essen als Take-away, aber kein Wein to go

An der Vielfalt unterschiedlicher Weine, deren Qualität und Verpackungsgrösse liegt es also nicht. Trotzdem haben Schweizer Take-away-Anbieter kaum Wein im Angebot. Fruchtsäfte hingegen werden in bester Qualität angeboten. Spezielle Eistees, Fermentgetränke und zuckerreduzierte Durstlöscher sind reihenweise im Angebot. Auch auf den Geschmack von speziellen Bieren in Flaschen oder Dosen sind die Anbieter von Take-away gekommen. Nur Wein fehlt. Das erstaunt nicht. Bier aus der Dose oder Fruchtsäfte ab der Flasche zu trinken, ist salonfähig. Wein direkt aus der Flasche zu trinken, ist in der Schweiz, in ganz Europa, ein No-Go.

Diesbezüglich haben die Franzosen die Nase im Wind. Sowohl Paul Sapin wie auch die Grands Chais de France (GCF Group) bieten ein durchdachtes Konzept an. Über die 18,7-cl-PET-Fläschen ist ein transparenter Becher gestülpt. Dieser sorgt für ein Minimum an Trinkgenuss. GCF Group bietet mit der Linie Villa Cardini einen Weisswein aus Garganega- und TrebbianoTrauben, einen Merlot Rosé sowie einen Primitivo an. Erhältlich sind diese in zahlreichen Kiosken.

Vor über zehn Jahren hat ein britischer Erfinder das «The Tulip Pre-Filled Wine Goblet» präsentiert. Das sind elegante PETGläser, gefüllt mit Wein und verschlossen mit einem Aluminiumdeckel. Genauso wie bei einem Joghurtbecher. Im europäischen Ausland und in Übersee sind solche PETWein-Gläser vielerorts erhältlich. Transgourmet/Prodega hatte solche Weine im Angebot, hat diese jedoch wieder ausgelistet, weil es kaum eine Nachfrage danach gab. Thomas Wettach, Geschäftsleiter der Divino SA, hat Muster solcher Verpackungen in seinem Büro. Eine Abfüllanlage anzuschaffen, würde sich für den kleinen Markt Schweiz nicht lohnen.

Weinliebhaber können zum Burger im Restaurant ein Glas Wein bestellen. Essen sie ihren Burger beim Take-away müssen sie sich mit Wasser, Eistee oder allenfalls einem Bier begnügen.

In der Neuen Welt liegen neue Formate für Wein im Trend

«Yes we can», den Wahlspruch von US-Präsident Barack Obama haben findige Weinvermarkter in «Yes we CAN» umgemünzt. Mit «canned wine», Wein in Dosen, sprechen sie die urbane, trendige Generation Y an.

Kleinstflaschen mit spannendem Inhalt: Nur direkt daraus zu trinken, ist ein No-Go.

Anzeige

DIE NEUE FRANKE A300

GROSSE WIRKUNG, KOMPAKTE GRÖSSE DIESER EINE MOMENT.

In einer Nielson-Studie aus dem Jahr 2017 stellte sich heraus, dass der Dollar-Umsatz von Dosenwein im Erhebungsjahr um 54 Prozent gesteigert wurde. Dies sei der höchste Anstieg von Wein in alterna tiven Verpackungen. Was mit Bier funktioniert, würde vermutlich auch mit Wein klappen. An innovativen Brauern mit entsprechenden Abfüllanlagen mangelt es in der Schweiz nicht. In Schweizer Kellern lagern überdurchschnittlich grosse Men gen Wein in AOC-Qualität. Mit der Corona-Krise stellt der Bund zehn Millionen Franken zur Verfügung, um Kellereien abzugelten, die ihren AOC-Wein als Landwein an die Nahrungsmittelindustrie verkaufen können. Ein Teil davon würde vermutlich ausreichen, um eine PET-Glas-Abfüllanlage anzuschaffen. Coole Vorstellung, an der Theke eines Food-Trucks zu einem innovativen Gericht einen Becher Chasselas bestellen zu können •

Franke A300

Wenig Platz, aber grosse Vorhaben? Dann kann die neue Franke A300 helfen: Sie sorgt für grossartige Kaffeeerlebnisse an Orten, an denen der Platz begrenzt ist. Mit ihrem intuitiven, leicht zu bedienenden Touchscreen, dem automatischen EasyClean-System und dem integrierten FoamMaster™ ist Ihr Kaffee in Premiumqualität nur wenige Sekunden entfernt.

Möchten Sie mehr erfahren? coffee.franke.com

Mit diesen Löffelhäppchen sorgt Kleinunternehmer Christophe Vagnières in der Romandie für Furore. Inzwischen hat er einen Hauslieferdienst entwickelt, der seit diesem Frühjahr grossen Erfolg hat.

This article is from: