4 minute read

Ela Aydin gewinnt Medaille beim WT-Grand Prix in Paris

ELA AYDIN SCHREIBT IN PARIS TAEKWONDO-GESCHICHTE

Beim World Taekwondo Grand Prix in Paris gewinnt die Sportsoldatin der Bundeswehr die Bronzemedaille und schreibt für die Deutsche Taekwondo Union Geschichte. Es ist die erste Medaille für eine Dame bei diesem hochklassigen Turnier.

Advertisement

von Helena Stanek

DTU20: Mit der Bronzemedaille in Paris hast du TaekwondoGeschichte geschrieben. Schildere uns doch noch einmal die Gefühle und Gedanken, nachdem klar war: Ich habe die Bronzemedaille gewonnen!

Ela Aydin: Im Viertelfinale stand mir die Olympia-Zweite aus Spanien, Adriana Cerezo Iglesias, gegenüber. Eine Woche zuvor hatte ich bereits auf einem Wettkampf in Tallinn, ganz knapp im Finale gegen Adriana verloren und wusste, dass es zwar nicht einfach werden würde, aber ein Sieg möglich sein kann, solange ich nur an mich glaubte. Während dem Kampf habe ich mich nur aufs Kämpfen konzentriert. Erst in den letzten 20 Sekunden der dritten Runde habe ich langsam realisiert, dass sich das Ende nähert und ich in Führung bin. In den letzten zwei Sekunden gab es noch einen Videoreplay, bei dem „Ich weiß gar nicht, was ich sagen ich zu meinem Coach geschaut habe und mir soll. Ich habe so viel dafür trainiert bewusst geworden ist: Nur und jetzt ist der Knoten geplatzt. noch zwei Sekunden und der Traum der Medaille Nun habe ich diese Medaille – kann in Erfüllung gehen! Deutschland hat diese Medaille. Ich war so unglaublich glücklich und stolz, als die Ich bin so glücklich.“ Zeit ablief und klar war: Ich habe es geschafft! Ich habe diese Medaille – Deutschland hat diese Medaille! Kampftag auf jeden Fall präsent. Am Wettkampftag habe ich dies aber komplett ausgeblendet und mich nur auf den jetzigen Moment konzentriert.

DTU20: Was war in Paris deine Stärke auf und vielleicht auch neben der Fläche?

Ela Aydin: Ich habe in letzter Zeit viel an meinem „mentalen Game“ gearbeitet. Dabei hatte ich professionelle Unterstützung von meiner Psychologin Anastasia Pestrikova. Bei Wettkämpfen auf so einem hohen Level kommt es immer mehr auf die mentale Stärke an. Ich glaube, genau das war meine Stärke an diesem Tag.

DTU20: Ein Teil deiner Familie war mit in Paris. Was hat dir diese Unterstützung bedeutet?

Ela Aydin: Wie viele bereits wissen, hat mich mein Vater zu diesem Sport gebracht und seit Kindesalter trainiert. Somit ist es nicht selten der Fall, dass er mich auf Wettkämpfen begleitet. Das besondere dieses Mal war jedoch, dass meine kleine Schwester und die Frau meines Vaters ebenfalls dabei waren. Es hat mich natürlich glücklich gemacht, ihre Gesichter zu sehen und den Jubel zu hören!

DTU20: Wie verlief für dich generell der Wettkampftag in Paris? Auch ein wenig mit dem Hintergedanken, dass hier in zwei Jahren die Olympischen Spiele stattfinden.

Ela Aydin: Der Wettkampftag verlief super entspannt. Das Turnier war gut organisiert und unser Teamablauf war durchgeplant. Mein erster Kampf war erst etwas später und ich hatte somit eine gute Aufwärmphase. Der Gedanke, dass hier in zwei Jahren die Olympischen Spiele stattfinden, war in den Tagen vor meinem

DTU20: Was bedeutet dir diese historische Medaille?

Ela Aydin: Es war schon immer ein großer Traum von mir, eine Grand Prix-Medaille zu gewinnen. Ein Wettkampf auf diesem Niveau ist etwas ganz Besonderes. Die Atmosphäre und der Ablauf sind einzigartig. Das Ziel für diesen olympischen Zyklus ist eine direkte Qualifikation, auch deshalb bedeutet mir diese Medaille und die dazugehörigen Punkte so viel. Obendrauf kommt

natürlich noch der Aspekt, dass ich die erste Frau in Deutschland bin, die diesen Erfolg feiern darf. Ich hoffe, ich kann so weiter machen und in Zukunft noch öfter einen Platz auf dem Podest einnehmen.

DTU20: Seit Anfang dieses Jahres hast du trainingstechnisch einiges verändert. Du bist von München nach Nürnberg an unseren Stützpunkt gezogen, um noch effektiver trainieren zu können. Sind das die ersten Früchte, die ihr gemeinsam nun für diesen Schritt erntet?

Ela Aydin: Im Februar 2022 bin ich umgezogen und habe mein Trainingsumfeld verändert. Aufgrund dessen, dass mein Vater mich zwar jahrelang trainiert hat und ich auch einige tolle Erfolge erzielen konnte, er Taekwondo jedoch nicht Vollzeit, sondern als „Hobby“ betreibt, wusste ich, dass dies für den olympischen Traum nicht ausreichen wird. Ich benötigte professionellere Trainingsbedingungen. Nun trainiere ich mit meinem Bundestrainer Balazs Toth täglich zusammen. Ich glaube an Gründe und ich glaube auch an Verbesserung. Ich denke, die harte Arbeit in den letzten Monaten zahlt sich langsam aus. Ich bedanke mich bei meinem Vater und Balazs, für deren professionelle Zusammenarbeit!

DTU20: Das Jahr verlief für dich auch medientechnisch absolut aufsteigend. Du bist Teil der PUMA-Familie und deine Accounts in den sozialen Medien sind stets bunt und interessant gefüllt. Was möchtest du auf deinen Kanälen zum Ausdruck bringen?

Ela Aydin: Das stimmt! Ich bin super happy über den Fakt, dass ich offiziell Teil der PUMA-Family bin. Ich finde es vor allem daher besonders, weil Taekwondo in Deutschland leider immer noch eine Randsportart ist und „normalerweise“ eher wenig Medienpräsenz bekommt. Durch die Zusammenarbeit mit der Weltmarke PUMA habe ich einen starken und bekannten Partner an meiner Seite. Generell möchte ich jüngere Sportler und Sportlerinnen aus Deutschland durch meine Präsenz auf Instagram inspirieren und motivieren, ebenfalls den Schritt in den Profibereich zu wagen und Geschichte zu schreiben.

Ela Aydin und ihr Vater und Heimtrainer Demirhan freuen sich über die Bronzemedaille. DTU20: Siehst du die OnlineMedien für eure Generation als Chance, auf eure Sportart mehr aufmerksam zu werden?

Ela Aydin: Zu 100 Prozent! Außerdem kann man sich durch die Online-Medien neben Aufmerksamkeit auch eine eigene finanzielle Einnahmequelle schaffen. Leider hat nicht jede Nation die gleichen Förderbedingungen oder Prämiensysteme und nicht jeder kann sich allein durch den Sport finanzieren. Ich finde darüber wird leider auch zu wenig in unserer Sportart gesprochen.

This article is from: