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Para-Lehrgänge in Düsseldorf und Bochum

Para-Lehrgang in Düsseldorf

von Arndt Mallepree

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Sonntag, der 11.09.2022 war in Düsseldorf nicht nur ein Tag zur Erinnerung an die Anschläge in New York, die unsere Welt veränderten. Es war auch der Tag, an dem dort der DTU Para-Lehrgang stattfand. Endlich konnten sich Para-Sportlerinnen und -Sportler, Trainerinnen und Trainer und Eltern wieder informieren. Dafür hat der DTU Para-Beauftragte Arndt Mallepree die erste Reihe der DTU Para Welt als Referenten nach Düsseldorf geholt.

Der Para-Beauftragte erklärte den bisherigen Weg der Para-Bewegung und die Hintergründe für Umstellungen in Regelwerken der DTU, wie beispielsweise der Prüfungsordnung. Es wurde aber auch der Sonderweg beschrieben, den die DTU-Klassifizierung geht. Deutlich wurde hierbei gesagt, dass diese Klassifizierung nur auf nationaler Ebene Geltung hat.

Die unterschiedliche Sicht auf die Sparten Vollkontakt und Technik wurden auch mit Sicht auf den Deutschen Behinderten Sportverband (DBS) erläutert. Der DBS, der Kooperationspartner der DTU ist, ist ausschließlich verantwortlich für den Paralympischen Bereich unseres Sportes. Die Sparte Technik wird allein durch die DTU finanziert.

Aus dem Plenum der zahlreich angereisten Eltern wurde der Wunsch geäußert, noch weitere Handicaps zum Zweikampf zuzulassen. Ein Wunsch, der nachvollziehbar erscheint, jedoch auch gut überlegt sein will. Die DTU-Verantwortlichen müssen natürlich auch das Wohl der Sportler und Sportlerinnen im Auge behalten. Ein schwieriges Thema, aber der Para-Beauftragte versprach hier, für alle Beteiligten das Für und Wider transparent abzuwägen.

Den zweiten Vortrag hielt Luka Boban. Luka ist Mitglied des DTU Medical Staff als Facharzt für Orthopädie. Als Level II-Klassifizierter erklärte er die Para-Klassen und

den Weg der Internationalen Klassifizierung. Unaufgeregt erklärte er die Teils schwierigen Zusammenhänge für die Zuhörer. Schade, dass viele Verantwortliche aus den Landesverbänden fehlten und so die Chance verpassten Informationen von fachkundiger Stelle zu bekommen. Ich schreibe das so deutlich, da hier ein starkes Defizit besteht, welches zu vielen Missverständnissen führt. Luka war auch nach seinem Vortrag Ansprechpartner für diverse Fragen von Trainern, Trainerinnen und Eltern. Hier konnten ebenfalls Informationen aus erster Hand weitergegeben werden, die für das zukünftige Training sicher wichtig sind.

Nach kurzer Pause fanden sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wieder zusammen und lauschten dem Vortrag des Bundestrainers Para Zweikampf Hasim Celik. Er verstand es, die Zuhörer mit Anekdoten aus seiner aktiven Zeit als Para-Wettkämpfer aber auch aus der Zeit als einziger Para-Sportler der DTU zu unterhalten und dabei zu informieren.

Für die angereisten Sportler und Sportlerinnen folgte anschließend der heißersehnte Teil, in welchem der Bundestrainer Zweikampf und der Bundestrainer Technik gemeinsam die Gruppe übernahmen: Es ging aktiv auf die Matte. Bernhard Thomys als Bundestrainer Technik hatte dabei die größere Gruppe an Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das war grundsätzlich zu erwarten, da der Bereich Technik viele Handicaps inkludiert und integrieren kann. Der Zweikampf kann das in der Breite der Handicaps nicht leisten, da die physische Auseinandersetzung mit einem Gegner viele Handicaps zum Wohl der Sportlerinnen und Sportler ausschließt und in der Klasse der Behinderungen doch sehr exklusiv ist. Die Sportlerinnen und Sportler und Trainerinnen und Trainer erlebten Bundestrainer zum Anfassen, Ansprechpartner für Fragen aller Art – Experten in ihren Disziplinen. Allen Referenten gemeinsam war das Engagement für den Para-Bereich, der über das Normale weit hinausgeht. Hier nur eine Randnotiz, die aber auch der Artikelaufhänger hätte sein können: Es gelang durch das Engagement der Vereinstrainerin Christine Worbs (Tripple F), dem Landespräsidenten der TVSH Andreas Rahn und dem DTU Para-Beauftragten, die Anreise von vier Para-Sportlern und -Sportlerinnen mit ihrer Begleitung aus der ukrainischen Nationalmannschaft Para zu diesem Lehrgang zu ermöglichen. Die vier sind zunächst aus ihrer Heimat geflohen und haben in Schleswig-Holstein ein neues Zuhause gefunden. Ihre neue Taekwondo Heimat ist der Verein Tripple F. Obwohl dies ein eher Vollkontakt-orientierter Verein ist, hat man sich der vier Techniker – trotz Sprachbarriere – angenommen.

Taekwondo verbindet und wo ein Wille ist, ist meist auch ein Weg.

Der LSV Schleswig-Holstein finanzierte einen großen Teil der Reise zum Lehrgang. Auch hier gab es ein paar Hindernisse, aber dank gemeinsamer Anstrengung konnten diese aus dem Weg geräumt werden. Sportlerinnen, Sportler und ihre Trainerin sind auf Einladung des Vizepräsidenten Technik Rainer Tobias am Samstag auch zu Gast beim Para Bundeskader Technik Lehrgang gewesen. Dieser Lehrgang fand in Bochum, eine halbe Bahnstunde von Düsseldorf entfernt, statt.

Persönliches Fazit

Der Lehrgang zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Unser Sport kann die Inklusion von Sportlerinnen und Sportlern mit Handicap in allen Bereichen schaffen und somit ein Abbild unserer Gesellschaft sein. Seitdem ich das Amt des Para-Beauftragten übernommen habe sind Brücken geschlagen und Voraussetzungen geschaffen worden, die eine gleichberechtigte Teilhabe aller Sportlerinnen und Sportler ermöglichen. Selbstverständlich sind dabei auch Fehler gemacht worden – aber wir haben daraus gelernt, und der Lernprozess ist nach wie vor nicht abgeschlossen.

Para-Bundeskader Technik trainiert in Bochum

von Raffaella Delli Santi

Bundestrainer Para Technik, Bernhard Thomys, lud kurz nach der Sommerpause die Mitglieder des ParaBundeskaders Technik zum Lehrgang nach Bochum ein. Neben Christopher Frömmgen, Marcel Dirmeier, Alexander Kurz und Arndt Mallepree trainierten auch Sportler:innen, die der Bundestrainer zur Sichtung geladen hatte, mit. Darüber hinaus konnte Thomys vier Taekwondoin aus der Ukraine und deren Vereinstrainerin Christine Worbs von Tripple F begrüßen: Diana Komlieva, Inna Trokhymenko, Ivanna Tsaptsina und Fedir Verehschahin haben nach ihrer Flucht vor dem Krieg in Schleswig-Holstein ein neues Zuhause gefunden. Alle vier waren vor Kriegsausbruch Mitglieder der Para-Nationalmannschaft der Ukraine und haben bei Triple F nun auch eine neue sportliche Heimat gefunden.

Sprachliche Barrieren waren schnell überwunden und so waren die Voraussetzungen für ein tolles Kadertraining geboten. Mit viel Spaß, aber auch dem nötigen Ernst trainierten alle Teilnehmer:innen Inhalte wie Stabilisation, Kicks und vieles mehr, erläutert und korrigiert vom Bundestrainer. Im Anschluss fand ein freieres Training von für die einzelnen Sportler neuen Formen statt. „Es war ein schöner Tag, wir haben viel gearbeitet. Aber alle sind trotz der Erschöpfung zufrieden nach Hause gefahren“, resümiert Bundestrainer Thomys.

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