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In Paris können Sportgeschichten geschrieben werden
Ela Aydin beendet Medaillenflaute
von Helena Stanek
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Unser Grand-Prix Team konnte in der Olympiastadt von 2024 bereits ein wenig Olympiafeeling einatmen. Dass diese Stadt für einen historischen Moment in der DTU-Geschichte schon zwei Jahre vor den Olympischen Spielen sorgen würde, hatte keiner so recht geglaubt. Doch mit dem Gewinn der Bronzemedaille erlöste Ela Aydin die Damenmannschaft von einer neunjährigen Medaillenflaute.
Beim Grand Prix in Paris trafen am ersten Septemberwochenende die besten 256 Athletinnen und Athleten der Welt aufeinander. Das deutsche Team stellte mit zehn qualifizierten Sportlern eine beachtliche Anzahl an Teilnehmern in diesem hochklassigen Teilnehmerfeld. Bei den Damen konnte Bundestrainer Balazs Toth, bis auf in der - 67 kg-Klasse, jede Klasse jeweils doppelt besetzen. Bei den Herren setzte Bundestrainer Marco Scheiterbauer auf drei Leichtgewichte. Ein Fliegengewicht, Ela Aydin, flog in Paris ganz weit nach vorne und sicherte Deutschland die erste Damen-Medaille bei einem Grand Prix.
Bereits am ersten Tag setzte unser Team mit dem Gewinn der Bronzemedaille durch Ela Aydin in der Gewichtsklasse - 49 kg eine historische Marke. Dass Ela nach ihrem EM-Erfolg in diesem Jahr nun auch den großen Sprung aufs Podest bei einem Grand Prix geschafft hat, freut besonders den Vize-Präsidenten Jannis Dakos: „Die historisch erste Medaille bei einem Grand Prix für unsere Damen-Nationalmannschaft freut mich sehr. Am meisten freut es mich für Ela und unseren neuen Bundestrainer Balazs Toth, die schon nach nur acht Monaten Zusammenarbeit Beachtliches geleistet haben. Die DTU musste neun Jahre auf diese Grand Prix Medaille warten. Nun haben wir diese Durststrecke beendet und ich bin zuversichtlich, dass weitere folgen werden.“
Die große Freude über die gewonnene Medaille überwiegt. Doch natürlich sollten wir auch einen Blick auf die anderen neun deutschen Starter blicken.
Durch das „Luxusproblem“, dass der Damen-Bundestrainer aktuell in der Gewichtsklasse - 49 kg und + 67 kg zwei von drei Athletinnen auswählen muss, wollten die erstmals in diesem Jahr zum Grand Prix nominierten Anya Kisskalt und Yanna Schneider ihre Chance nutzen.
Mit einem fulminanten Sieg in der Klasse - 49 kg gegen die

Ela Aydin freut sich über den Gewinn der Bronze-Medaille
Grand Prix Medaillengewinnerin SIM Jaeyoung aus Südkorea in der Runde der besten 32 zeigte Anya Kisskalt, dass sie auch mit einem für sie ungewohnten Kampfstil erfolgreich sein kann. Der Sieg gegen diese Top-Athletin bringt der jungen Nürnbergerin Motivation für mehr. Auch wenn das Achtelfinale aus deutscher Sicht sehr unglücklich gegen die erfahrene Türkin Rukiye Yildirim verlief, zeigte Anya auf höchstem Niveau eine Top-Leistung.
Die letzten vier Sekunden
Ebenso überzeugte Yanna Schneider, die ihre Chance erkannte und sich auf der Fläche mit großem Siegeswillen und Ehrgeiz präsentierte. Auch wenn in der Runde der besten 16 der Wettkampftag durch die Olympiamedaillengewinnerin Althea Laurin aus Frankreich beendet wurde, darf man vielleicht nicht nur das stupide Ergebnis von 0:2 sehen. Betrachtet man die Art und Weise des Kämpfens, die Präsenz auf der Fläche, war dies eine klasse Leistung der Swisttalerin in der Klasse + 67 kg. Zuvor besiegte Yanna in einem für sie mental enorm anstrengenden Kampf die Jordanierin Rama Abo-Aalrub mit 2:1.
…. Die letzten vier Sekunden. So könnte man das Ergebnis von Lorena Brandls Kampftag betiteln. Aussichtsreich mit 6:4 in Führung liegend gegen die Überraschungsathletin Gabriele Siguera aus Brasilien starten die letzten vier Sekunden der zweiten Runde des Medaillenkampfes. Planlos dreht die Brasilianerin einen Dwitt-Chagi zur Weste. Sie trifft und fährt den 8:6 Rundensieg und den 2:0 Gesamtsieg ein. Zuvor hatte Lorena klar die US-Amerikanerin Alena Viana mit 2:0 Runden besiegt. Auch im Kampf gegen die starke Iranerin Akram Khodabandeh behielt Lorena den Überblick, setzte schöne Kopftreffer und überzeugte mit einer starken Präsenz auf der Fläche. Der Weg zur Medaille war geebnet. Leider hat es, hier in Paris, noch nicht geklappt. Doch der Manchester Grand Prix wartet und der fünfte Platz in Paris gibt neben wichtigen Ranglistenpunkten sicherlich auch noch mal eine geballte Motivation, den Knoten in Manchester platzen zu lassen. „Ich bin stolz auf meine Leistung. Dennoch war das Ziel die Medaille. Diese dann so knapp zu verpassen, ist bitter. Jetzt arbeite ich an den Fehlern und dann geht’s weiter in Manchester.“
Der zweite Wettkampftag verlief aus deutscher Sicht mit weniger positiven Ereignissen. Einzig Vanessa Körndl in der Gewichtsklasse - 67 kg konnte an diesem Tag in ihrem ersten Kampf gegen Urgence Mouega aus Gabon als Siegerin von der Fläche gehen. Das Achtelfinale, gegen die an Position fünf gesetzte Jordanierin Julyana Al-Sadeq, muss Vanessa mit 0:2 Runden abhaken. „Das Niveau auf einem Grand Prix ist sehr hoch. Da gibt es keine leichten Gegnerinnen. Ich habe schon oft mit Julyana gekämpft und bin ihr dieses Mal, trotz Niederlage, wieder einen Schritt näher gekommen. Nun habe ich wieder neue


Jordanis Konstantinidis scheidet im Auftaktkampf aus Ela Aydin im Wettkampf

Aufgaben, an denen ich arbeiten muss, um nächstes Mal eine Grand Prix Medaille zu gewinnen.“ Die beiden Herren, Imran Özkaya und Eduard Drewlau kamen in der Gewichtsklasse - 68 kg nicht an ihren Auftaktgegnern vorbei.
Grand Prix Neuling Eduard Drewlau, erstmals in der Klasse - 68 kg auf diesem Niveau am Start, kam gegen den Kroaten Leon Glasnovic von Beginn an nicht zurecht. Einzig mit dem Start der zweiten Runde setzte Eduard mit einer schönen Kombination 5-Treffer und ging kurzzeitig mit 5:0 in Führung. Der Kroate ließ sich davon wenig beirren und setzte seinen Siegeszug fort. Der Kampf endet 0:2. Mit gewohnt aktivem Kampfstil versuchte Imran Özkaya dem Jordanier Zaid Kareem den Sieg streitig zu machen. Doch der Jordanier präsentierte sich an diesem Tag in Top-Form und bezwingt unsere Sportsoldaten mit 2:0. Der Jordanier gewinnt am Ende des Tages Silber.

Auch der dritte Herr im Team, Jordanis Konstantinidis, schafft es in Paris nicht, seinen Auftaktgegner zu bezwingen. Jordanis hat im Kampf gegen den US-Amerikaner Alvarez Melw von Beginn an nicht das richtige Mittel gefunden, um den wuseligen Amerikaner entscheidend zu stören. Runde 1 und Runde 2 gewinnt der Panamerikanische Meister von 2021 und Jordanis scheidet im Auftaktkampf aus.
Einen unglücklichen Auftritt erwischte Madeline Folgmann in der Gewichtsklasse - 57 kg. Gegen die großgewachsene Iranerin Nahid Kiyanichandeh fand die EM-Medaillengewinnerin von 2018 nicht die richtigen Mittel, um den starken Tritten der Iranerin entgegenzuwirken. Madeline musste sich in beiden Runden vorzeitig geschlagen geben und verliert den Auftaktkampf mit 0:2 Runden.
Zum dreizehnten Mal stand Anna-Lena Frömming (- 57 kg) bei einem Grand Prix auf der Fläche. „Die Form ist aktuell gut, es passt im Moment alles zusammen. Das Training, die Uni. Alles läuft gut.“ Gut läuft es für sie heute anfangs auch auf der Fläche. Die Runde der 32 schafft sie mit einem klarem 2:0 Sieg über Makayla Greenwood aus den USA. In der Runde der besten 16 läuft es für Anna ebenfalls gut, aber eben nicht supergut. Die Türkin Hatice Kübra gewinnt die erste Runde knapp. Die zweite Runde


Imran Özkaya konnte im Auftaktkampf seinen Gegner nicht bezwingen
entscheidet sich nicht über Westentreffern, sondern über zwei Minuspunkte, die der sechsfachen Grand Prix Medaillengewinnerin den Sieg in Runde 2 und somit den Gesamtsieg beschert.
So bleibt die über alles stehende historische Medaille durch Ela Aydin als positives Ergebnis dieses Grand Prix in Paris. Auch der fünfte Platz durch Lorena Brandl zeigt: Wir sind oft oben mit dabei. Aber eben phasenweise noch nicht ganz oben. Zeit zum Verschnaufen bleibt auch dieses Mal nicht für unser Top-Team. Vom 21. bis 23. Oktober steht schon der nächste Grand Prix und vom 13. bis 20. November die Weltmeisterschaft auf dem Programm. Es liegt also viel Training vor unserem Team.
Zum Abschluss ein Zitat von Bundestrainer Balazs Toth: „Als ich meinen Vertrag unterschrieben habe, war es mein Ziel, eine Grand Prix Medaille für Deutschland zu gewinnen. Ein Ziel haben wir erreicht. Ich bin sehr glücklich. Wir müssen nun diese Erfahrungen mit nach Hause nehmen, analysieren und weiterarbeiten für den nächsten Grand Prix.“

