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Erholen und genießen … �

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Sommerimpressionen

Sommerimpressionen

… bei Schüttes – das geht immer – von früh bis spät. Zum Mittagessen, zur Kaffeezeit und zum Abendessen. Leicht, frisch und bewusst regional wird gekocht in der mehrfach ausgezeichneten Küche. Dazu bieten wir Ihnen eine Vielzahl persönlich ausgesuchter Weine. Genießen Sie das einmalige Ambiente im schmucken Fachwerkhaus mit Wellnessbereich und neuen Zimmern. Wir verwöhnen Sie gerne, Ihre Familie Schütte und alle Mitarbeiter

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Gehen Sie mit uns fünf Tage lang auf Wanderschaft durch die herrliche Natur unseres Schmallenberger

Sauerlandes:

Unsere Wanderwochen vom 21.06. - 27.06.2020

Liebe Leserinnen und Leser! Heidi Bücker

Vor einigen Tagen machte sich im Radio ein kluger Mann so seine Gedanken über den demografischen Wandel und die erkennbare Abkehr von der Stadt und dem Trend zum Leben auf dem Lande. Hieß es früher „Stadtluft macht frei“, so müsse es heute wohl eher lauten „Landluft macht frei“. Nun, wir Sauerländer wussten das schon immer und bestätigen gerne, dass wir die Freiheiten auf dem Land in vollen Zügen genießen.

In unserer WOLL-Sommerausgabe zieht sich wie ein roter Faden diese Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmtheit. Seien es die Menschen, die uns Rede und Antwort gestanden haben (Seite 136) oder diejenigen, die wir aufgrund besonderer Leistungen und wenig bekannter Erinnerungen getroffen haben (Seite 24).

Auch verschiedene kulturelle Veranstaltungen stehen diesen Sommer bei uns auf dem Land an: Der spirituelle Sommer in Schmallenberg (Seite 20), die Mongolfiade (Seite 136) oder die Meilerwoche in Berghausen (Seite 124).

Hieß es früher “Stadtluft macht frei”, so müsse es heute wohl eher lauten “Landluft macht frei”.

Das Landleben ist bunt und bietet so viele Möglichkeiten. Das haben unsere Autoren und Fotografen auch in dieser Ausgabe wieder eindrucksvoll bewiesen. Holen Sie sich ein kühles Getränk, suchen Sie sich ein schattiges Plätzchen und lassen Sie sich von den Geschichten von Worten, Orten, Land und Leuten aus unserem schönen Sauerland begeistern. Das Team des WOLL-Magazins wünscht Ihnen viel Spaß dabei!

Freiheit versprechen auch unbeschwerte Tage am Möhnesee (Seite 94) oder Biggesee-Listersee (Seite 98): Die duften nach Sonnencreme und Pommes und klingen nach Kinderlachen und Bauchklatschern. Für die Sicherheit sorgen hier die Rettungskräfte des DLRG (Seite 101). Und wer keine Lust auf Wasser hat, trotzdem aber draußen an der frischen Luft sein möchte, der ist auf den Sauerländer Golfplätzen (Seite 108) oder – wenn’s etwas actionreicher sein darf – im Green Hill Bikepark (Seite 150) willkommen.

Sauerländer Kleinode von Kappest

Heiten Strüllecken im Uentroptal

In einem heißen Sommer gibt es nicht Schöneres als kühles, frisches Wasser in der Natur. Das Uentroptal bei Lenne hält das gleich mehrfach bereit. Ausgangspunkt für einen erfrischenden Spaziergang zum Thema Wasser ist der Mehrgenerationenspielplatz am südlichen Dorfrand. Wem noch nicht warm genug ist, der kann sich dort sportlich betätigen – ganz unabhängig vom Alter. Gleich gegenüber kommt die erste Erfrischung direkt aus den Schieferbergen: Heiten Strüllecken. Die von Uli Steinmetz – der tatsächlich auch von Beruf Steinmetz war – kunstvoll gefasste Quelle dient wohl schon seit Generationen den Wanderern, Spaziergängern und vor allem Radfahrern dazu, ihre Flaschen aufzufüllen. Ihr Wasser ist zwar kein offiziell zertifiziertes Trinkwasser, kommt aber so unmittelbar aus dem Berg, dass die Einheimischen zu sagen wissen, dass man es bedenkenlos trinken kann. Wer also schon immer mal den Geschmack von unaufbereitetem, reinem Quellwasser direkt aus dem Berg probieren wollte, hat hier die Gelegenheit dazu.

Zur weiteren Abkühlung kann man anschließend vom Spielplatz aus etwa 950 Meter auf einem bequemen Spazierweg das Tal hinaufschlendern, bis zum Wassertretbecken im Uentroptal. Nur wenige Tretbecken liegen so idyllisch, umgeben von Wiesen und Wäldern, am Zusammenfluss zweier Bäche. Ganz im Sinne des Vaters der Tretbecken – dem Pfarrer und Heilkundigen Sebastian Kneipp – steht auch ein Becken zur Abkühlung der Arme bereit. Wer sich nur einmal den Puls kühlen möchte, hat etwas unterhalb des Tretbeckens am Wanderweg noch einmal die Gelegenheit dazu: Eine weitere Quelle sprudelt dort munter aus einer alten Mauer unterhalb eines Heiligenhäuschens – malerisch aufgestellt im steilen Hang. ■

Fotograf Klaus-Peter Kappest besucht Ihre Lieblingsorte! Kennen Sie besondere Aussichtspunkte, Wegekreuze, Bauwerke, Bäume oder andere Punkte, die man einmal besucht haben sollte? Dann schicken Sie uns eine E-Mail an redaktion@woll-magazin.de oder schauen Sie auf der Facebookseite „WOLL – Sauerländer Kleinode“ vorbei. Auf dieser Plattform sammeln wir Ihre Tipps. Diese Orte stellen wir Ihnen dann in Zukunft an dieser Stelle vor.

BILDEREDITION WOLLBlick No.42

von Klaus-Peter Kappest

Die „Blaue Lagune“ ist ein fotografischer Höhepunkt im Schieferbau Nuttlar. Die ehemalige Schiefergrube kann im Rahmen spezieller Gruppenführungen auf Voranmeldung besichtigt werden. Regelmäßig finden dort auch Fotoworkshops mit Klaus-Peter Kappest statt. (Siehe: www.fotoworkshops-sauerland.de)

Es ist ein sonniger Mainachmittag, als uns der alte, weise Sauerländer vor der Tür seines selbsterbauten Hauses die Hand gibt. Es dauerte eine ganze Weile, bis Heinrich Fischer die Tür geöffnete hatte. „Ein alter Mann ist kein D-Zug“, war sein kecker Kommentar dazu. Das muss der 96-Jährige aber auch nicht mehr sein. In seinen Garten schaffen wir es heute allemal.

Nur ein paar Steinwürfe von seinem Haus entfernt finden wir den unscheinbaren Eingang zu einem Naturparadies, das Heinrich Fischer sein Eigentum nennt. Schon bevor wir durch das alte Tor eintreten, dürfen wir einen der zahlreichen Schätze des Gartens bewundern. Ein üppiger Stachelbeerstrauch reckt seine saftig-grünen Äste durch den Zaun.

Naturparadies mit Schätzen des Gartens

Das ist eine der besten Stachelbeersorten, die er je gegessen habe, erklärt er. Den Namen kennt er nicht, doch den Steckling hatte er vor langer Zeit selbst geschnitten und gezogen. Wie fast alle Pflanzen seiner umfangreichen Samm- lung stammt auch dieser Strauch aus der direkten Umgebung. Aus Albaum, um genau zu sein. Im Laufe seines Lebens hat Heinrich Fischer sich um einige Gärten in der Umgebung gekümmert. Mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten, seinen Erfahrungen und einem guten Auge hat er im Laufe der Jahre und Jahrzehnte eine umfangreiche Sammlung der besten Sorten aus der Umgebung angehäuft. Mit einer bemerkenswerten Selbstverständlichkeit erzählt er bei unserer Schnuppertour durch sein Naturparadies von den unterschiedlichen Techniken, die er genutzt hat. Stecklinge, Wurzelausläufer und Veredelungen hat der erdverbundene Albaumer, genauso wie auch sein kleines Gartenhüttchen oder die Leiter, selbst gemacht oder angefertigt.

Als wir gemächlich durch den Garten streifen, umschwirren uns unterschiedlichste Insekten. Heute herrscht hier geschäftiges Treiben, das gute Dutzend Apfelbäume und ein paar der Birnbäume haben ihre Blütenpracht für die fleißigen Bestäuber geöffnet. Mit zwei Gehstöcken führt uns der Bienenfreund zielstrebig durch seine Grünanlagen. Zwischen Reihen von Weihnachtsbäumen weist er uns immer wieder auf kleine Besonderheiten seiner Anpflanzungen hin.

Hier eine seltene, bunte Buchsbaumvariante und dort ein Absenker einer Korkenzieherhasel, echter Flieder und natürlich eine beeindruckende Vielfalt an Obstarten und -sorten.

Zabergäu Renette, Jakob Lebel und Gelbe Kugel

Zu jedem Baum und Strauch kann Heinrich Fischer eine Geschichte erzählen. Neben vielen bekannten Sorten (Zabergäu Renette, Roter Boskoop, Jakob Lebel, Grüne und Gelbe Kugel) finden sich auch unbekannte Namen in der Sammlung. Der Riesenapfel aus Marmecke, die Bergamotte aus Böminghausen, die Honigbirne aus Oberalbaum oder der Schafsnasen-Apfel vom Pfarrheim in Albaum sind ein paar Beispiele. Viele dieser lokalen Varianten tragen überhaupt keinen Namen oder haben nur eine lokale Bezeichnung.

Das Thema der lokalen Sorten ist Heinrich sehr wichtig. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass sich die Ableger, Stecklinge und Edelreiser aus der Umgebung deutlich besser schlagen als die zugekauften Varianten. „Die sind das Klima schon gewohnt“, weiß der Naturfreund. Was für den weisen Mann schon länger glasklar zu sein scheint, dringt erst langsam ernsthaft in unser wissenschaftliches Verständnis der heimischen Pflanzenwelt ein. Umwelteinflüsse verändern im Laufe ihres Lebens das Erbgut von Pflanzenvarianten. Sie vererben diese Erfahrungen an ihre Nachkommen und tragen diese erworbenen Fähigkeiten, nachdem sie veredelt oder anderweitig vermehrt wurden. So haben lokale Obst- und Gemüsesorten nicht nur einen kulturellen oder romantischen Wert in sich, sie bieten auch einen praktischen Wert für Anbau und Züchtung.

Lokale Obst- und Gemüsesorten

In der heutigen globalisierten Welt, in der Lebensmittel aus der ganzen Welt verfügbar sind, wird vergessen, welche Schätze vor unserer Haustür wachsen. Lokale Obst- und Gemüsesorten bieten nicht nur frische und schmackhafte Alternativen, sie sind auch ein wichtiger Bestandteil unserer kulturellen Identität und unserer Umwelt.

Lokale Obst- und Gemüsesorten spielen außerdem eine entscheidende Rolle bei der Zucht neuer Sorten. Diese traditionellen Sorten sind oft natürliche Schatzkammern genetischer Vielfalt, die es den Züchtern ermöglichen, Eigenschaften wie Geschmack, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, Anpassungsfähigkeit an das Klima und Ertrag zu verbessern.

Ein Vorteil bei der Verwendung lokaler Sorten in der Zucht besteht darin, dass sie an die spezifischen Umweltbedingungen einer Region angepasst sind. Sie haben sich im Laufe der Zeit an das lokale Klima, den Boden und andere ökologische Faktoren angepasst. Indem man diese Anpassungsfähigkeit in die Zucht einbezieht, können widerstandsfähigere Sorten gezüchtet werden, die weniger Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge aufweisen. Dies verringert den Bedarf an Pestiziden und trägt zur Nachhaltigkeit der Landwirtschaft bei.

Darüber hinaus sind lokale Sorten ein wichtiger Teil des genetischen Erbes einer Region. Durch den Erhalt und die Nutzung dieser Sorten in der Zucht tragen wir dazu bei, die genetische Vielfalt zu bewahren und den Verlust von einzigartigen genetischen Merkmalen zu verhindern. Dies ist von großer Bedeutung, um die Anpassungsfähigkeit von Kulturpflanzen an zukünftige Herausforderungen wie zum Beispiel den Klimawandel zu gewährleisten.

Im Sauerland haben sich im Laufe der Jahrhunderte unzählige lokale Obst- und Gemüsesorten angesammelt. Doch meist ist das Wissen über deren Namen und Verwendungen nicht aufgeschrieben worden. Mündliche Überlieferungen sind daher der Schlüssel zur Identifikation und Nutzung dieser Kulturschätze. Im Garten von Heinrich Fischer finden sich einige dieser seltenen Sorten. An vielen anderen Orten fristen interessante Sorten unerkannt und ungepflegt ihre letzten Jahre in Vergessenheit. Ist der letzte Baum einer Sorte gefällt, ist sie für immer verloren. So erhält der Garten des alten Sauerländer Naturfreundes unsere Natur und Kultur und ist nicht nur ein romantischer Blickfang an einem sonnigen Maitag.

KLIMAKLEBER, WALD UND WIESEN

Kennen Sie das? Herrlichstes Wetter, ein langes Wochenende und nichts wie raus aus dem Alltag? Für all jene, die nicht fliegen, Zug fahren oder aufs Radl steigen, bleibt das Auto das bewährte Fortbewegungsmittel. Meistens kommt man hier im Sauerland ungestört von Meschede bis Eslohe, von Schmallenberg bis Lennestadt. Es sei denn, eine Großbaustelle, oder eine, die es werden soll, legt eine ganze Region völlig lahm. So wie bei der unsäglichen, jetzt wenigstens gesprengten Talbrücke bei Lüdenscheid – eine Tragödie ganz eigener Art, die auch noch nicht zu Ende ist.

Marode Infrastrukturen gibt es im ganzen Land. Die zu reparieren und auf den neuesten Stand zu bringen, dauert – und kostet viel Geld. Umso erstaunlicher, dass in der Region Geld übrig war: für ein Naturzerstörungsprojekt erster Güte bei Bad Fredeburg. Da wurde eine neue Umgehungsstraße so brutal in die Natur gestanzt, dass kein Klumpen Erde, kein Büschel Gras mehr auf dem anderen blieb. Das alles nur, damit der Ortskern von Fredeburg noch toter wird, als er ohnehin schon ist.

Straßen bauen ist rund um Berlin ganz out. Genug öffentliche Ärgernisse gibt es auch so. Nicht nur bei dem zwölf Jahre zu spät abgeschlossenen Flughafenbau oder bei der Durchführung von Wahlen. Als ob die Stadt nicht schon genug Probleme hätte, wird sie nun seit einigen Wochen durch die Klimakleber lahmgelegt. Diese terrorisieren die Hauptstadt durch immer neue Aktionen. Die Feuerwehr musste mit Kränen anrücken, um die Straßen wieder frei zu bekommen. Seit April sind außerdem 74 Mal Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr blockiert worden. Erst in der Silvesternacht, auch das Berlin-typisch, waren sie noch von Randalierern und Chaoten attackiert worden. Ein Ende der Klima-Blockaden ist nicht absehbar, zumal die milden Reaktionen der Berliner Justiz, Razzia hin, Razzia her, vielen eher noch Ansporn sein dürften.

Auch wenn jetzt zwischendurch manch Autofahrer lieber zuhause bleibt, als Gefahr zu laufen, auf der Berliner Stadt- autobahn Avus steckenzubleiben – bringen diese Störmanöver wirklich ein Umdenken? Kommt es nicht vielmehr auf gute Politik an, die die Klimaziele in alltagstaugliche Rezepte umsetzt, die haltbarer sind als Pattex unterm Hosenboden? Immer geht’s dabei ums Geld, wie bei den Gesetzesvorhaben in Berlin. Wer muss welche Heizungs-Umrüstung wann bezahlen? Privatleute, Kommunen, Länder oder Bund: Wer trägt welche Lasten?

Auch im Sauerland erhitzen sich die Gemüter nicht nur am Straßenbau, sondern auch an der Energie- und Klimapolitik. Beispiel Windkraft. Auch dabei geht es um Zerstörung von Natur und Lebensraum, aber auch um Energieversorgung und Wirtschaftlichkeit. Die vom Borkenkäfer zerfressenen einstigen Waldgebiete bieten sich an: 24.000 ha Schadfläche. Was macht man damit? Waldumwandlung oder Walderhalt? Wie lässt sich das Gemeinwohl definieren, wenn sich das Gebot des Umstiegs auf Erneuerbare Energien mit Natur und Heimatpflege beißt? Naturschutzvereine haben neulich zur Diskussion geladen: „Wind! Wald? MegaWatt?“ lautete der griffige Titel der Veranstaltung, bei der Befürworter und Gegner der Windkraft zu Wort kamen.

Das ganze übrigens kurz, nachdem die Sauerländer Botschaft in Berlin mit einem anderen Infrastruktur-Thema auf sich aufmerksam gemacht hatte: „K(ein) Bit im Kornfeld.“ Auch hier gibt es erheblichen Diskussionsbedarf, denn statt auf der Datenautobahn Gas zu geben, zockelt das Sauerland auf der Umgehungsstraße hinterher.

Neulich hatte ich einen Traum: Klimakleber hatten sich auf die neue Straße bei Fredeburg geklebt. Nichts ging mehr: Kein Bagger, kein Auto kam mehr durch. Und man beschloss die Umwandlung der geteerten Schadfläche in das, was sie einst war: Wald und Wiese …

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