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Wo der Wassermann über die Quelle herrscht
from dein Moment. #1
Der mystische Sagtümpel in Tauplitz
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Vor hunderten von Jahren lebte im Kreith bei Tauplitz ein armes Ehepaar. Der Mann kam eines Tages gerade dazu, als sich einige Tauplitzer Bauern darüber unterhielten, wie tief wohl der „Sagtümpel“ sein möge. Und als einer der versammelten Bauern sagte, dass er demjenigen gerne ein großes Goldstück geben würde, der ihm sagen könnte, wie tief dieser Tümpel wirklich sei. Dieses mitangehörte Gespräch ließ dem armen Mann keine Ruhe mehr; und nachdem er sich mit seiner Frau darüber beraten hate, fertigte er eine sehr lange Stange an, indem er eine größere Anzahl von Stangen zusammenband. Damit begab sich das Ehepaar zum Sagtümpel. Es stocherte eine Stangenlänge nach der anderen in den tiefen Schlund, bis plötzlich riesige Luftblasen heraufkamen und eine gewaltige Stimme aus der Tiefe erscholl: „Wenn ihr nicht aufhört zu gründen, verschlinge ich euch!“ Die beiden Leute ließen die lange Stange im Sagtümpel erschrocken stecken und sprangen davon, um in Tauplitz von dem Wassermann im Sagtümpel zu erzählen, der es nicht wollte, dass man wisse, wie tief seine Behausung liege.“
Tauplitzer Sagen HansLudwig Zaißenberger
◂Der Sagtümpel ist ein mächtiger Quelltopf, dessen scheinbar unergründliche Tiefe die Menschen bereits vor Jahrhunderten faszinierte.
Wasser ist die Quelle allen Lebens. In den Tälern des Ausseerlandes ist es omnipräsent und vereint sich aus vielen kleinen Bächen letztendlich zu den Flüssen, die aus der Region abfließen – Traun, Salza und ganz im Osten die Grimming. Der glasklare Gebirgsbach bildet die Grenze des Ausseerlandes zum Ennstal. Gespeist wird die Grimming, die auch Grimmingbach genannt wird, zum einen von den Quellen rund um den Hochmölbing im Toten Gebirge, zum anderen aber auch von der Tauplitzalm. Das weitläufige Hochplateau ist die Heimat von gleich sechs wunderschönen Seen. Oberirdische Abflüsse sucht man bei Steirersee, Schwarzensee, Großsee, Krallersee, Märchensee und Tauplitzsee allerdings vergebens. Das Wasser versickert im Karst und trit im Tal an unterschiedlichsten Orten zu Tage. Der beeindruckendste unter ihnen ist zweifellos der mystische Sagtümpel in Tauplitz. Er regte die Fantasie der Menschen bereits vor Jahrhunderten an, wie die Sage um den Wassermann beweist.

Heute weiß man, dass der Sagtümpel eine Tiefe von bis zu zehn Metern aufweist. Die Angst vor dem Wassermann ist mitlerweile der Faszination dieses Ortes gewichen, der jahrzehntelang verborgen war und fast in Vergessenheit zu geraten drohte. Es gab ihn nämlich schlichtweg mehr als 40 Jahre nicht. Im Jahr 1975 wurde der Quelltopf verfüllt, mit Beton umschlossen und sein Wasser in die lokale Wasserversorgung integriert. Nach Auflassung der Wasserentnahme haten Einheimische, allen voran der Höhlenforscher Robert Seebacher, die Vision einer Renaturierung. 2016 war es dann so weit. Im Rahmen eines LEADERProjekts wurde die Betonhülle entfernt und der Quellsee wieder freigelegt. Seither kann man dieses großartige Naturschauspiel in voller Pracht genießen. Das Wasser, das sich auf der Tauplitzalm sammelt und Entfernungen von knapp vier Kilometern bei einem Höhenunterschied von mehr als 600 Metern überwindet, sprudelt nun wieder leise, aber umso gewaltiger aus der Tiefe. Die Wasserführung schwankt dabei zwischen fünf und 10.000 Litern in der Sekunde und kann in kürzester Zeit um das 100 bis 1.000fache ansteigen.

Der Sagtümpel ist eine der in Österreich seltenen vauclusischen Riesenkarstquellen, in denen das Wasser aus einem unterirdischen Depot an die Oberfläche gedrückt wird. Die Unmengen an Wasser aus der Tiefe laufen am Rande des Sagtümpels über und bilden einen Bach, der mitunter beeindruckende Ausmaße annehmen kann. Sein Ende nach nur wenigen hunderten Metern steht seiner Entstehung in puncto spektakulärer Schönheit allerdings um nichts nach – er mündet über einen 30 Meter hohen Wasserfall in die Grimming.
© Tom Lamm, TVA
© Katrin Kerschbaumer, TVA ◂ Das Ufer des Sagtümpels – ein mystischer Ort.
▾Der Sagtümpelbach endet nach nur wenigen hundert Metern als mächtiger Wasserfall. Unterhalb des Wasserfalls vereinigt er sich mit dem eisigen Wasser der Grimming.
Wasser ist die Quelle allen Lebens.

Eine herrliche Wanderung im Zeichen des Wassers
Der Tauplitzer Wasserfall ist seit jeher ein beliebtes Ausflugsziel östlich des idyllischen Bergdorfs. Die Renaturierung des Sagtümpels machte diesen Ort um eine spannende Facete reicher und zeigt nun die Kraft des Wassers auf dem kurzen Weg zwischen Quelle und Mündung in seiner ganzen Pracht.
Sagtümpel und Wasserfall befinden sich am Eingang in das Gnanitztal, das tief zwischen dem mächtigen Hechlstein und der Tauplitzalm liegt. Erreichbar ist dieses lohnende Ziel mit einer sehr schönen Wanderung vom Ortszentrum aus entweder über die Greithstraße oder über den etwas höher gelegenen Narzissenweg am sogenannten Freiberg. Auch dieser Weg mündet später in die asphaltierte, wenig frequentierte Straße, die hier gefahrlos als Wanderweg genutzt wird. Dabei schlendert man erst über die weiten Felder am Tauplitzer Ortsrand, ehe man in die Wälder des Gnanitztals eintaucht. Nach etwa 3,5 Kilometern erreicht man die Brücke über dem Sagtümpelbach. Hier muss man sich entscheiden, ob man erst die kurze Variante nach links zur Quelle, dem Sagtümpel, wählt (ca. 5 Minuten Gehzeit) oder bachabwärts zum Wasserfall (10–20 Minuten). Beide Pfade sind komfortabel ausgebaut und einfach zu begehen. Am Sagtümpel lädt ein kurzer, mit Schautafeln flankierter Lehrpfad ein, sich mit diesem Naturerlebnis zu befassen. Mehrere Sitzbänke und Tische bieten gemütliche Gelegenheiten, um sich inmiten dieses gewaltigen Wasserschauspiels zu stärken. Bachabwärts führt dann der Weg zum Tauplitzer Wasserfall. Am Wasserfallkopf wartet ebenfalls ein kleines Bänkchen, von dem aus das wunderschöne Wasserspiel beobachtet werden kann. Kurz davor zweigt rechts auch der Weg zum Wasserfallboden ab, für den Tritsicherheit und gutes Schuhwerk erforderlich sind. Vom Fuße des Wasserfalls aus führt ein idyllischer Wanderweg entlang der Grimming zurück nach Tauplitz. So lässt sich ein wunderschöner Rundweg um das Thema Wasser abschließen.
Bergaffine Wanderer können den Sagtümpel aber auch als Ausgangspunkt für eine Wanderung auf die Tauplitzalm nutzen. Direkt am Quelltopf beginnt nämlich der sogenannte Weg über den Rieß, der mehrere hundert Höhenmeter zum Schwarzensee hinaufführt. Auch hier sind gute Ausrüstung und Tritsicherheit unerlässlich. Letzten Endes spielt es keine Rolle, ob das Ziel die gemütliche Wanderung zu Quelltopf und Wasserfall, oder der anstrengendere Aufstieg weiter auf die Tauplitzalm ist – am Wassermann des Sagtümpels müssen alle vorbei. Er wacht seit der Renaturierung über diesen einzigartigen Ort, der Mystik und Naturgewalten in einer spektakulären Entspanntheit und Ruhe miteinander verbindet.

alles können - nichts müssen Naturerlebnis Tauplitzalm

Schier grenzenlos ist der Ausblick - atemberaubend die Alm und Berge ringsum - faszinierend präsentieren sich Fauna und Flora! Inmitten dieses unvergesslichen Naturschauspiels befindet sich das Sport- und Wanderhotel Kirchenwirt - gleichermaßen Erholung, Genuss und Erlebnis auf 1.650m Seehöhe.
KIRCHENWIRT | Sport- und Wanderhotel Tauplitzalm 26, 8982 Bad Mitterndorf, T: 03688/2306 www.sporthotel-kirchenwirt.at
© Tom Lamm, TVA