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Dort, wo zur Eiszeit die ersten Einheimischen wohnten
from dein Moment. #1
Dort, wo zur
Eis zeit © Gerald Marl
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die ersten Einheimischen wohnten
Wanderung zur Höhle Lieglloch

▴Der Weg zum Lieglloch offenbart herrliche Ausblicke zum Grimming und in die Ennstaler Bergwelt.
◂Das weite Portal der Höhle verengt sich schnell zu unpassierbaren „Schlufen“.
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Aufgrund der massenhaft geborgenen Knochenfunde jagte der Jäger der entwickelten Klingenkultur Aurignacien auf Höhlenbären und Hirsche. Er schleppte seine Beutetiere in den rückwärtigen, geschützten Gang der Höhle. Dieser niedrige, warme Gang war der Schauplatz der Tierzerlegung, der ersten Fellbearbeitung. Ausschließlich hier fand man die zerschlagenen, zwecks Markgewinnung geöffneten und angebrannten Knochen, die Mahlzeitreste des Urjägers, allein hier waren seine Lagerplätze und Feuerstellen hergerichtet. Letztere hate er aus räumlichen Gründen in den hellen, graugelben Lehm eingetieft; er heizte mit Fichtenholz. Markfet und tierische Sehnen wurden fachgemäß entnommen bzw. aufgearbeitet, waren doch diese ein wichtiges Gerbemitel bzw. dienten sie zum Binden, Befestigen und zum Formen von Fangschlingen.“
Eiszeitliche Jagdstationen in der Steiermark, Maria Mottl
1950
Hoch über Tauplitz, auf knapp 1.300 Metern Seehöhe, befindet sich ein uralter Kultplatz und ein historisches Stück regionaler Zeitgeschichte.
Das Lieglloch („Liaglloch“), eine Höhle in den steil abfallenden Ostwänden des Krahsteins, gilt neben der auf 2.000 Metern Seehöhe gelegenen Salzofenhöhle über Grundlsee als einer der ältesten, zumindest zeitweise bewohnten Plätze des Ausseerlandes. Die fußläufig gut erreichbare Höhle war den Einheimischen stets bekannt. Erste wissenschaftliche Forschungen gab es ab dem Jahr 1926. Dabei wurden eine eiszeitliche Feuerstelle und verschiedenste weitere Gegenstände, wie eine geschliffene Bärenzahnklinge, entdeckt, die leider wieder in Vergessenheit gerieten. Der phosphathaltige Boden der Höhle wurde in der kargen Zwischenkriegszeit von einheimischen Bauern abgegraben und als Humus verwendet. Erst nach dem zweiten Weltkrieg rückte die weit sichtbare Höhle wieder in den Mitelpunkt wissenschaftlichen Interesses. In den einzelnen noch vorhandenen Bodenschichten fanden Forscher ab 1946 Eckzähne von Höhlenbären, die eindeutig Bearbeitungsspuren aufwiesen.
In Summe konnten zahlreiche Kulturund Knochenfunde sichergestellt werden. Die Analyse der Tonschichten in der Höhle gab auch Auskunft über den Speiseplan der frühzeitlichen Menschen, die das Lieglloch genutzt haten. Neben Höhlenbärenknochen fanden die Forscher Hirsch, Wolf, Steinbock, Murmeltier und Schneemausreste. Aus den Funden schlossen sie, dass die Höhle in der letzten Zwischeneiszeit und während der wärmeren Schwankungsphase der WürmEiszeit als Jagdstation genutzt wurde.
Wanderung zum Lieglloch
Heute ist die Höhle, die dank ihrem 15 mal 10 Meter großen Portal von weitem gut zu erkennen ist, ein beliebtes Ausflugsziel. Sie befindet sich nördlich des Ortszentrums von Tauplitz und ist über einen gut gekennzeichneten Wanderweg erreichbar.
Von Tauplitz aus folgt man am besten dem Weg Nr. 276, der entlang des Sessellifts bergauf in den Ortsteil Hollam führt. Dabei lohnt es sich immer wieder, kurz innezuhalten und die ausschweifende Aussicht zu genießen. Hinter Tauplitz öffnet sich dabei der Blick ins Ennstal und in die Niederen Tauern. Der mächtige Grimming ist natürlich ebenso von allen Blickwinkeln eine Betrachtung wert. Nach abwechselnd steilen und weniger steilen Passagen entlang der asphaltierten Straße zweigt der Weg kurz vor der Mitelstation nach links ab. Oberhalb der bewirtschafteten Pfannerhüte quert man ein steiles Feld, über das im Winter die Skipiste führt. Danach führt der Weg in den Wald und kontinuierlich ansteigend in Richtung Lieglloch. In einer breiten Lichtung, kurz unterhalb des Ziels, offenbart sich zur richtigen Zeit ein wahres Erdbeerland. Hier lohnt es sich, beim Abstieg ein paar Minuten Pflückzeit zu investieren. Nach dem Schlag ist das Lieglloch nach wenigen Serpentinen und einem kurz leicht ausgesetzten Steig auch schon erreicht. Tritsicherheit ist in diesem Bereich hilfreich. Dafür wird man im Anschluss mit herrlichen Ausblicken aus der und faszinierenden Einblicken in die Höhle belohnt. Am Portal gibt es auch Sitzmöglichkeiten, wo es sich sehr gemütlich rasten lässt. Die Höhle selbst ist etwa 50 Meter weit begehbar, ehe sich das erst weite Portal schnell zu einem unpassierbaren, schmalen Gang verengt. ▸ Der mächtige Grimming bildet die Grenze zwischen Ausseerland und Ennstal.
© Jacqueline Korber, TVA

Mysteriöse Durchgänge und unheimliche Höhlenfräulein
Einer alten Sage nach führt ein Weg durch die Höhle innerhalb der sogenannten Bergerwand bis auf die andere Seite nach Bad Miterdorf, wo er direkt im Backofen des Himmelbauern hoch über Zauchen endet – ein ungemütliches Ende für einen Weg.

Nicht viel gemütlicher endet eine andere Sage, die von den drei Wildfräulein im Lieglloch und dem Lieglbauern handelt. Demnach gab es seinerzeit unterhalb der Höhle, beim heute sogenannten Pfannerlechn, einen Bauernhof. Der dort wohnhafte Lieglbauer versorgte die Wildfräulein im Lieglloch stets mit Milch. Im Gegenzug kümmerten sich die drei Damen um die Fruchtbarkeit der Felder rundherum. Nach vielen Jahrhunderten aber brach ein Nachkomme des Lieglbauern dieses Übereinkommen und verlangte als Gegenleistung einen Silbergürtel. Als ihn die drei Wildfräulein daraufhin vor die Wahl zwischen einem Goldschatz und der weiteren Fruchtbarkeit der Felder stellten, entschied er sich für das Gold. Das war natürlich ein Fehler. Er sollte seinen Schatz zwar bekommen, wurde aber durch einen Blitzschlag mit furchtbaren Folgen bestraft, wie einige Burschen aus Tauplitz noch in derselben Nacht feststellen sollten. Als nach Miternacht einige Burschen beim Lieglbauern vorbeigingen, sahen sie noch Licht in der Stube, und als einer von ihnen neugierig einen Blick durchs Fenster warf, prallte er entsetzt zurück. Am Tisch saß ein Mann ohne Kopf und zählte eine große Menge Goldstücke. Die Wildfräulein sind seit jenem Tag verschwunden. Das Lieglloch existiert noch heute. Was aus dem kopflosen Lieglbauern geworden ist, weiß man nicht. Die späteren Lieglbauern haten allerdings große Schwierigkeiten, sich am Hof zu halten. Die Ernten wurden immer geringer, der Wasserzufluss spärlicher. Seit mehr als hundert Jahren ist das seinerzeitige LieglGut nur mehr ein Lehen (Pfannerlehen).“
© Gerald Marl
▴Hier im Lieglloch, hoch über Tauplitz, wohnten der Sage nach drei Wildfräulein mit magischen Kräften.
Sagenhaftes Hinterbergertal, Matthias Neitsch
Erarbeitet im Rahmen des Leader+ Projektes „KultiNat“ 2005–2007. © Mathias Neitsch