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Durch drei Seen in die Unendlichkeit
from dein Moment. #1
Durch drei Seen in die
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© Katrin Kerschbaumer, TVA endlich
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Die Traun ist das zentrale Gewässer im Salzkammergut, das den Kern dieses einzigartigen Gebiets mit ihren Zuflüssen aus allen Richtungen wie eine schier willkürlich verzweigte Lebensader verbindet. Ihr mehr als 150 Kilometer langer Weg findet seinen Ursprung im Ausseerland und führt sie bis nach Linz, wo sie in die Donau mündet und ihr Gebirgswasser in Richtung des Schwarzen Meeres entlässt.

Bis dahin prägt der Fluss noch viele Ortsnamen – von Obertraun unter dem Dachstein, über Traunkirchen, das zwar nicht direkt an der Traun, dafür aber am Traunsee liegt, bis zur Stadt Traun. Sogar ein ganzes oberösterreichisches Landesviertel ist nach ihr benannt – das Traunviertel. Es erstreckt sich vom Dachstein bis zum Hochkar und vom Wolfgangsee bis zur Enns. Seinen Ursprung hat der prächtige Fluss aber im steirischen Ausseerland, wo er weite Gebiete bis zur Wasserscheide bei Bad Miterndorf entwässert. Er speist sich aus Altausseer See, Grundlsee und Ödensee, die nicht nur als traumhafte Badeseen bekannt sind, sondern auch die drei Quellflüsse der Traun entspringen lassen. Erst in Bad Aussee vereinen sich Altausseer Traun, Grundlseer Traun und Ödenseer Traun zur eigentlichen Traun.
▴Die Fahrt über den Toplitzsee zum Kammersee ist eine mystische Reise.
© Astrid Eder, Schifffahrt Grundlsee © Florian Loitzl, Schifffahrt Grundlsee

▴Der gewaltige Wasserfall unterbricht die Ruhe, die sonst auf dem Toplitzsee herrscht.
▸Der Grundlsee, das „Steirische Meer“, lässt sich auf den gemütlichen Ausflugsschiffen ganz entspannt erleben.
In früheren Jahrhunderten stand aber weniger das Badevergnügen als mehr der praktische Nutzen des Fließwassers im Mitelpunkt des Interesses. Zu dieser Zeit diente die Traun primär als Transportweg für Holz zur Befeuerung der Salinen. Die Kraft der Quellflüsse half den Holzknechten dabei, Baumstämme selbst aus entlegensten Gebieten des Ausseerlandes zu den Sudhäusern in Bad Aussee zu transportieren. Und das war nötig, denn die Verarbeitung des in ganz Miteleuropa begehrten „weißen Goldes“ verschlang zu jener Zeit Unmengen an Holz. Aus diesem Grund wurde einst sogar ein Kanal vom Kammersee zum Toplitzsee geschlagen, um auch diese entlegenen Wälder roden zu können. Heute gedeihen dort wieder prächtige Mischwälder, dominiert von farbenprächtigen Buchen. Und genau dorthin führt eine naturromantische Reise, wie sie idyllischer und einzigartiger nicht sein könnte – die 3SeenTour im Ausseerland.

Seit Jahrzehnten ewig jung und spannend
Die 3SeenTour ist weit über die Grenzen des Salzkammergutes hinaus bekannt und hat seit Jahrzehnten nichts von ihrem naturgewaltigen Reiz verloren. Sie verbindet die Fahrt auf verschiedenen Schiffen und Booten mit Spaziergängen und führt die Besucher an den Ursprung der Traun. Diese entspringt nämlich tatsächlich nicht an den drei großen Badeseen, sondern bereits dahinter. Der längste oberirdische Quellarm befindet sich an einem kleinen Wasserfall am Kammersee. Und genau dort, wo die Traun ihren Weg startet, befindet sich das Ziel der 3SeenTour.
Der Grundlsee
Für das Wasser der Traun ist die 3SeenTour eine Reise landabwärts eine Reise in die Unendlichkeit. Die Gäste der Grundlseer Schifffahrt starten aber in die entgegengesetzte Richtung und beschreiten so eine Reise von der Zivilisation in die wilde Natur.
Der Start erfolgt in Grundlsee, direkt im Ort, an der Anlegestelle am Seehotel Grundlsee oder ein Stück weiter am Pavillon. Parkplätze sind im kleinen Dorfidyll Mangelware. Deshalb empfiehlt sich das Parken bereits vor dem See auf dem großen Parkplatz direkt neben der Straße. Der Fußweg zur Anlegestelle ist gleichzeitig so etwas wie der sanfte Einstieg in ein wildromantisches Abenteuer. Nach einem kurzen Fußmarsch der Grundlseer Traun entlang eröffnet sich an der Seeklause erstmals ein umfassender Blick auf den größten See der Steiermark und das gewaltige Panorama des Toten Gebirges rundherum. Der Gedanke an die Karten für die 3SeenTour trübt diesen ersten großen Sinneseindruck übrigens nicht – die gibt es in aller Gemütlichkeit an den Anlegestellen oder direkt an Bord. Reservierungen sind nur für größere Gruppen empfohlen. Sind Anreise und „CheckIn“ erledigt, startet die Fahrt über das Steirische Meer.
Etwa eine halbe Stunde lang nimmt die sanfte Reise in Anspruch. Zeit, um die faszinierende Bergwelt zu bestaunen – von Backenstein und Reichenstein zu den Drei Brüdern bis zu den massiven Gipfeln des Toten Gebirges. Elm, Hochkasten, Weiße Wand und Plankamira thronen hier über dem See und bilden die Eckpfeiler eines beeindruckenden Hochplateaus, das sich zwischen dem oberösterreichischen Almtal, Hinterstoder und dem Ausseerland erhebt. Das Schiff gleitet vorbei am Schloss Castiglioni, dem Schloss
Grundlsee und unzähligen frei zugänglichen Naturbadeplätzen, ehe es sich seinem Ziel, der Ortschaft Gößl am Ostende des Sees, nähert.
Gößl und der Toplitzsee
In Gößl angekommen, eröffnen sich vier Möglichkeiten, den Fußmarsch zum Toplitzsee aufzunehmen. Diese variieren zwischen verschiedenen Wanderungen durch den Ort, entlang des Toplitzbaches oder vorbei an der Ranftlmühle, einer historischen Wassermühle am heftig rauschenden Stimitzbach. Dass es später auch einen Rückweg vom Toplitzsee zum Grundlsee gibt, macht die Wahl der Route einfacher – man muss die Strecke schließlich zwei Mal absolvieren. Das Ziel bei der Hinreise ist aber in jedem Fall das Gasthaus Fischerhüte am Toplitzsee. Bis dorthin sind – je nach Weg – zwischen 20 und 50 Minuten Gehzeit einzuplanen.
Die Ortschaft Gößl selbst wird von vielen Einheimischen als „eigene Welt“ beschrieben. Die Gößler haben sich schließlich im Laufe der Jahrhunderte nicht nur eine eigene Kirche gebaut, sondern in Form des sogenannten Dorfrichters auch eine eigene Gerichtsbarkeit geschaffen. Eingebetet zwischen Grundlsee, Toplitzsee und der schroffen Gößler Wand haben Traditionen wie diese bis heute überlebt – und sich auch oft genug bewährt.
Am Ufer des Toplitzsees angekommen, empfiehlt sich eine Rast im wunderbaren Gastgarten oder eine kleine Erkundungstour am kleinen zugänglichen Teil des Seeufers. Zeit dafür bietet sich genug, die Boote fahren ab hier im Halbstundentakt.
Ganz in der Nähe sollen sich, so die Überlieferung, am 22. August 1819 der legendäre Erzherzog Johann von Österreich und seine spätere Gemahlin, die Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl das erste Mal zufällig getroffen haben. Ob die ersten Funken damals schon übergesprungen sind, weiß man nicht. Ein Gedenkstein erinnert jedenfalls bis heute an dieses geschichtsträchtige Ereignis.
Geschichtsträchtig blieb der Toplitzsee auch im darauffolgenden Jahrhundert. Während des Zweiten Weltkriegs diente der mehr als 100 Meter tiefe See als Versuchsgelände der deutschen Kriegs marine. Immer wieder gibt es seither Gerüchte über angeblich in den schwarzen Tiefen des Sees versenkte Raubschätze. Gefunden wurden bis dato aber nur Kriegsrelikte und Kisten mit Falschgeld.
Wesentlich spannender ist da der Toplitzsee selbst. Er speist sich überwiegend aus unterirdischen Höhlen und zeigt ausgeprägte Schichtungen auf. So ist das Wasser unterhalb von etwa 20 Metern nahezu sauerstofflos. Mit zunehmender Tiefe steigt auch der Salzgehalt, da sich das tiefe Seewasser kaum bis gar nicht mit dem Oberflächenwasser vermischt. Das alles spüren die Besucher nicht, wenn sie mit der Pläte auf der Oberfläche in Richtung Kammersee gleiten. Die Pläte ist ein traditionelles Holzboot, wie es in dieser Form nur im inneren Salzkammergut zu finden ist. Die Ruhe auf dem fjordähnlichen Gewässer wird allerdings in beeindruckender Manier unterbrochen – dann, wenn die Pläte an den Mündungen von Vordernbach und Hinterbach vorbeifährt. Beide Bäche stürzen aus großer Höhe in den See und bilden von weitem sichtbare Wasserfälle. Nach rund zwei Kilometern Fahrt endet die Reise am Nordostufer. Das Ende der Reise ist fast schon in Sicht.
▸Der Triftkanal zwischen Kammersee und Toplitzsee wurde bereits im 16. Jahrhundert angelegt.
© Harald Eisenberger, Schifffahrt Grundlsee

Der Ursprung der Traun – der Kammersee
Von der Anlegestelle am Toplitzsee zum Kammersee sind es nur ein paar Minuten Gehzeit. Der Weg führt durch einen herrlichen Buchenwald vorbei an der Villa Wolkenbruch – einem kleinen Unterstand für eventuelle Unweter – und über einen kurzen Anstieg auf die Anhöhe zwischen den beiden Seen.
Sofort sticht dabei die Verbindung zwischen Kammersee und Toplitzsee ins Auge. Auch wenn hunderte Jahre Witerung diesem Einschnit ins Gestein ein fast natürliches Antlitz verliehen haben, so handelt es sich doch um einen künstlich angelegten Triftkanal. Dieser wurde im Jahr 1549 fertiggestellt, ist zwei Meter breit und sechs Meter tief. Bei Normalwasser – in der Zeit der 3SeenTour – liegt er mehrere Meter über dem Seespiegel des Kammersees und wirkt beinahe wie ein dramatisch misslungener Versuch, die Seen zu verbinden.
Der Kammersee hat aber ebenso seine Tücken, und zu diesen zählen etwa Schwankungen des Wasserspiegels von bis zu zehn Metern. Und genau diese Hochwasser nutzten die Holzknechte längst vergangener Zeiten, um das Holz in den Toplitzsee zu schwemmen. Kaum weichen die Blicke von diesem erstaunlichen, von Hand geschlagenen Bauwerk, eröffnet sich der Blick zum Kammersee, dem großen Finale der 3SeenTour. Den Lärm und die Geschäftigkeit des Alltags hat man nun weit hinter sich gelassen. Die Reise von der Zivilisation in die Ruhe und Einsamkeit dieser Gegend endet hier in einer naturbelassenen Harmonie aus Wasser, Kalkgestein und Wald. Über dem Kammersee kann man einen kleinen Wasserfall erkennen – hier liegt der Ursprung der Traun. Auch wenn die anderen Traunquellen – der Ostersee in der Altausseer Seewiese oder das Riedlmoos in PichlKainisch mit seinen vielen Karstquellen – ebenso reizvoll sind, so ist dieser Arm einfach der ausgedehnteste. Hier ist man tatsächlich am Ende eines langen Tals angekommen. Vorne liegen die steilen Wände des Toten Gebirges, hinten fließt die Traun unterirdisch in Richtung Toplitzsee und startet ihren Weg bis zum Schwarzen Meer – auf drei Seen in die Unendlichkeit. Ein gewaltiger Gedanke, der die Besucher auf dem Weg zurück über den Toplitzsee, durch Gößl und über den Grundlsee bis zum Ausgangspunkt der Reise begleiten und beschäftigen wird. So ist die 3SeenTour ein Erlebnis, das selbst viele Einheimische Jahr für Jahr aufs Neue fesselt.
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© Theresa Schwaiger, TVA ◂ In diesem kleinen, unzugänglichen Wasserfall hinter dem Kammersee entspringt die Traun.

▾Der Kammersee ist der Beginn der Reise der Traun und das Ende der 3-Seen-Tour.