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Postinfektiöser Haarausfall
COVID-19 als Auslöser von Effluvium
© shutterstock.com/kanvictory In einer retrospektiven Analyse von Krankenakten des englischen Gesundheitssystems wurden die Daten von ambulanten Patienten mit einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion ausgewertet: Von den insgesamt 62 registrierten Symptomen, welche zwölf Wochen nach der Infektion fortdauerten, wurde Haarausfall – gleich nach Anosmie – an zweiter Stelle angeführt.1
Kein gänzlich neues Phänomen
Fieberhafte Infektionen können einen vermehrten Ausfall von Haaren nach sich ziehen, das Gleiche gilt für eine COVID19-Erkrankung. Hierfür wird ein Mechanismus verantwortlich gemacht, der auch als telogenes Effluvium (TE) bekannt ist.2 Durch verschiedenste Faktoren wird die Wachstumsphase der Haare verkürzt. Neben Infektionen können beispielsweise auch Stress, bestimmte Medikamente, Nährstoffmangel und Erkrankungen der Schilddrüse das telogene Effluvium hervorrufen. Das auslösende Ereignis liegt dabei meist Wochen bis Monate zurück.3,4 In der Regel ist der diffuse Haarausfall jedoch reversibel und die Haarpracht regeneriert sich von selbst wieder. Bei zusätzlichen Symptomen wie Ausschlag, Brennen oder juckender Kopfhaut sollte eine Dermatologin bzw. ein Dermatologe aufgesucht werden – so die Empfehlung der American Academy of Dermatology Association.2 Außerdem wird darauf hingewiesen, dass viele Menschen während der Pandemie Stress empfänden – auch dieser kann bekanntlich Haarausfall verursachen.
Diagnose als Herausforderung
Das telogene Effluvium tritt erst mit einem größeren zeitlichen Abstand zu einer Infektion auf, wodurch einerseits viele Betroffene ver-unsichert sind, andererseits die Diagnose erschwert wird. Bisherige Studien weisen aufgrund geringer Fallzahlen Limitationen auf. Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass Kliniker bei Patienten mit Haarausfall eine vorausgehende COVID-19-Infektion unbedingt als Ursache berücksichtigen sollten.4,5 Letztendlich ist das telogene Effluvium ein Krankheitsbild, das viel Empathie und Aufmerksamkeit erfordert.3
Mag.a Ines Pamminger, BA
1 Subramanian A et al., Nat Med. 2022 Aug;28(8):1706-1714. doi: 10.1038/s41591-022-01909-w. 2 AAD: aad.org/public/diseases/hair-loss/causes/covid-19 (abgerufen am 3.10.22). 3 Rebora A, Clin Cosmet Investig Dermatol. 2019 Aug 21;12:583-590. doi: 10.2147/CCID.S200471. 4 Aksoy H et al., Dermatologic Therapy. 2021;34:e15175. doi: 10.1111/dth.15175. 5 Abrantes TF et al., J Am Acad Dermatol. 2021 Oct;85(4):975-976. doi: 10.1016/j.jaad.2021.07.021.