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Umwelt Sicht Sache
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Umwelt Sicht Sache
Seitenblicke auf die Medizin
„Co-Benefits für Klima und Gesundheit“
FOKUS UMWELT
Mit Gesundheitsschutz für Umweltschutz zu argumentieren, hat eine lange Tradition. Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise und des immer enger werdenden Fensters, in dem das Pariser Klimaziel erreicht werden kann, gewinnt die Argumentation in Form gesundheitlicher Co-Benefits von Klimaschutz an Brisanz. Denn anders als die Reduktion von Treibhausgasemissionen wirken diese Zusatznutzen schnell und kommen der Bevölkerung direkt zugute.
Anpassung an unvermeidbare Folgen
Der Klimawandel ist zu einer realen Krise geworden, deren Folgen sich immer deutlicher zeigen. Extremwettereignisse wie Hitzewellen, Dürreperioden, Starkniederschläge und Stürme werden häufiger und nehmen an Intensität zu. Die weitreichenden Folgewirkungen der globalen Erwärmung stellen eine gesamtgesellschaftliche
Bedrohung dar, die – ohne schnelle und effektive Gegenmaßnahmen – die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen der COVID-19-Pandemie bei Weitem übersteigen wird. Auf Grund der Komplexität des Klimasystems sind Prognosen über zukünftige Entwicklungen und insbesondere über lokale Auswirkungen klimatischer Veränderungen stets mit Unsicherheiten behaftet. Es besteht kein Zweifel, dass sich die Klimakrise weltweit unabhängig vom zukünftigen Emissionspfad wegen der Trägheit des Klimasystems verschärfen wird. Folglich sind alle Akteurinnen und Akteure gefordert Anpassungsstrategien an unvermeidbare Folgen des Klimawandels systematisch weiterzuentwickeln und rasch umzusetzen. Hier gilt es, besonders sensible und gesellschaftlich relevante Sektoren wie Gesundheitssysteme und ihre Organisationen besser vorzubereiten und vulnerable Bevölkerungsgruppen – dazu zählen ältere, sozial isolierte Menschen, chronisch Kranke und Kleinkinder sowie exponierte Berufsgruppen – wirksamer zu schützen. Auch in reichen Ländern wie Österreich sind ärmere Bevölkerungsgruppen besonders betroffen. Sie haben nachweislich eine schlechtere gesundheitliche Ausgangslage und tragen gleichzeitig am wenigsten zum Klimawandel bei. Die Implementierung von Hitzeaktionsplänen, Monitoring- und Warnsystemen ist ein wichtiger Schritt zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung. Es geht aber auch darum, diese Maßnahmen in abgestimmte politische Anpassungs- und Klimaschutzstrategien einzubetten. Aus Sicht der Medizin werden Fragen nach dem Zusammenspiel klimatischer Veränderungen und großer epidemiologischer Entwicklungen immer dringlicher. Das betrifft die Zunahme von häufig lebensstilassoziierten chronischen Erkrankungen wie COPD und Asthma, kardiovaskulären Erkrankungen, Adipositas und Diabetes Typ 2 sowie ihre Wechselwirkungen mit Allergien und COVID-19.
GASTAUTORIN: Mag.a Dr.in Ulli Weisz
Forschungskoordinatorin am Ludwig Boltzmann Institute for Lung Health, Mitglied des Fachkollegiums der Scientists4Future Österreich
„Menschen lassen sich während einer individuellen existenziell bedrohlichen Gesundheitskrise leichter dazu bewegen, ihr Verhalten grundlegend zu ändern.“
Chancen übergreifend nützen
Fest steht: Je schneller und effektiver die Treibhausgasemissionen reduziert werden, desto geringer werden die Folgen sein, an die es sich anzupassen gilt, und desto geringer die Kosten und Anstrengungen, um das Ziel der Pariser Klimaschutzvereinbarung noch zu erreichen. So werden parallel zu den Warnungen vor klimawandelbedingten Risiken die Chancen für die Gesundheit betont, die der Klimaschutz bietet.
Grundsätzlich gilt es zu unterscheiden:
Global und langfristig gesehen können alle Klimaschutzmaßnahmen Gesundheit schützen. Sie vermeiden oder mindern zukünftige Krankheitslast als direkte Folge (z. B. Hitze) oder indirekte Folge (z. B. Luftverschmutzung, Wasser- und Lebensmittelknappheit) klimatischer Veränderungen. Bestimmte Maßnahmen zeigen darüber hinaus gesundheitsförderliche Effekte, die in der internationalen Literatur als „health and climate co-benefits“ bezeichnet werden. Diese gesundheitlichen Zusatznutzen haben – im Gegensatz zu den zeitlich stark verzögerten und räumlich ungewiss auftretenden Effekten von Klimaschutz, die entscheidend vom Erfolg internationaler konzertierter Bemühungen abhängen – eine schnellere und
lokal realisierbare Wirkung. Das heißt, sie kommen denjenigen, die sie erzielen, jedenfalls zugute. Wenn größere Bevölkerungsgruppen erreicht werden, also Einflüsse auf Populationsebene möglich sind, haben sie außerdem das Potenzial, das Gesundheitssystem substanziell zu entlasten. Für den Nachweis potenzieller Effekte von Maßnahmen stellt die epidemiologische begleitende Gesundheitsforschung eine grundlegende Voraussetzung dar.
Klimaschutz ist Gesundheitsschutz
In den Klimasachstandsberichten werden gesundheitliche Co-Benefits behandelt, die im Zusammenhang mit unterschiedlichen Anpassungs- und Klimaschutzbereichen wie dem Umstieg auf erneuerbare Energieträger, einer klimagerechten Raum- und Stadtplanung, Gebäudeisolierung und Änderungen des Ernährungs- und Verkehrssystems stehen. Erzielbare Gesundheitseffekte reichen von geringerer Hitzesterblichkeit über eine Verbesserung der mentalen Gesundheit bis hin zur Verringerung von Adipositas, Atemwegs- und Krebserkrankungen. Die Forschung zu „Co-Benefits“ im Gesundheitssystem steht noch am Beginn. Mit dem Argument „Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“ wird jedoch die Schlüsselrolle betont, die „health professionals“ im Kampf gegen die Klimakrise einnehmen können.
Schlüsselrolle der Ärzt:innen
Ansatzpunkte, welche ein hohes Treibhausgasreduktionspotenzial aufweisen und gleichzeitig zur Verringerung von Erkrankungen beitragen, die durch Bewegungsmangel und eine ungesunde Ernährung entstehen, sind für Ärztinnen und Ärzte besonders relevant: Sie sind nämlich mit den Folgen dieser Gesundheitsprobleme tagtäglich konfrontiert. Die wissenschaftliche Evidenz ist eindeutig: Weniger Fleisch und tierische Produkte, weniger verarbeitete, hochkalorische Lebensmittel, dafür mehr Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst sowie mehr körperliche Bewegung und weniger motorisierter Individualverkehr, so die Kernbotschaft der Empfehlungen. Komplexer ist die Frage, wie hier eine Trendumkehr gelingen kann. Neben erforderlichen politischen Rahmenbedingungen sind es Angehörige der Gesundheitsberufe und vor allem Medizinerinnen und Mediziner, die – so die Hoffnung – hier einen wichtigen Beitrag leisten können. Denn sie stehen in direktem Kontakt mit den Betroffenen, die ihnen großes Vertrauen entgegenbringen. Dadurch können sie leichter Einfluss auf den Lebensstil der Bevölkerung nehmen als andere Akteurinnen und Akteure und ihre Patientinnen und Patienten zu einem gesünderen und klimafreundlicheren Leben bewegen. Dieser Gedanke wurzelt in einer vielleicht schon in Vergessenheit geratenen frühen Einsicht der Gesundheitsförderung: Menschen lassen sich im Krankheitsfall – während einer individuellen existenziell bedrohlichen Gesundheitskrise – leichter dazu bewegen, ihr Verhalten grundlegend zu ändern.
Literatur bei der Verfasserin.
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Quelle: Pfizer Corporation Austria Gesellschaft m.b.H. | Bristol Myers Squibb Gesellschaft m.b.H.
432-AT-2100041, 05/2021 PP-ELI-AUT-0712/05.2021
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