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Ich warte lieber ab

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Gute Aussichten

Gute Aussichten

© shutterstock.com/Girts Ragelis

COVID-19-Risikogruppen motivieren, bei einer Infektion rasch zu handeln

„Neben den Coronaimpfungen sind die beiden oralen Therapieoptionen – gezielt eingesetzt – sicher ein Zugewinn im Management der COVID-19-Pandemie“ , macht Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer, Univ.-Klinik für Urologie, Infektiologe an der MedUni Wien, im Rahmen einer Pressekonferenz* in der Bundeshauptstadt aufmerksam. Die antivirale Behandlung mit PF-07321332 (Nirmatrelvir)/Ritonavir oder mit Molnupiravir (im Rahmen des Compassionate-UseProgramms) ist aufgrund ihrer Darreichungsform für den niedergelassenen Bereich besonders relevant und zielt darauf ab, bei Personen mit einem erhöhten Risiko schwere Verläufe zu verhindern. Die Therapie sollte zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach der Diagnosestellung – jedoch spätestens innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten der Symptome – begonnen werden. Laut Prim. Priv.Doz. Dr. Arschang Valipour, Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie, Klinik Floridsdorf, wirken die oralen Virustatika weitgehend unabhängig von Virusmutationen bzw. -varianten. „Mindestens ein Drittel der Bevölkerung gehört einer Risikogruppe an“ , weiß Prim. Valipour. Sind den Betroffenen Risikofaktoren und Therapiemöglichkeiten allerdings nicht bekannt, verzögert sich der Behandlungsbeginn oder wird das kritische Zeitfenster verpasst. Um den Wissensstand der Bevölkerung zu erheben, gab die Österreichische Lungenunion (ÖLU) im August 2022 eine Umfrage** in Auftrag.

Alter deutlich unterschätzt

Den bekanntesten Risikofaktor stellen der Umfrage zufolge Lungenerkrankungen dar, 49,2 % der Teilnehmenden gaben ihn bei der offenen (ungestützten) Abfrage an. An zweiter und dritter Stelle folgten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mit 38,6 % bzw. 30 %. Bei der geschlossenen (gestützten) Abfrage wurden ebenfalls Lungenerkrankungen am häufigsten genannt (79,3 %). Weiters zählen Krebserkrankungen (71,9 %), Asthma bronchiale (68,6 %), Autoimmunerkrankungen (65,5 %) sowie Herzinsuffizienz (64,2 %) zu den bekanntesten Risikofaktoren. Besonders auffällig war in der Umfrage: Der Risikofaktor Alter wird ganz klar unterschätzt. In der offenen Abfrage nannten ihn nur 10,7 % der Teilnehmenden, in der geschlossenen Abfrage wurde er von 56,1 % angegeben.

Wissenslücken schließen

Viel Aufklärungsarbeit ist außerdem noch hinsichtlich der Behandlungsmöglichkeiten im Falle einer Infektion vonnöten. Fast die Hälfte der Befragten (46,6 %) wusste nicht, dass es gezielte Therapien gibt. Auch rund ein Viertel der Personen (24,4 %), welche sie bereits kennen, würde abwarten, wie die Krankheit verläuft, und die Medikamente nicht frühzeitig einnehmen. Damit sich das ändert, startete die ÖLU im Oktober 2022 eine groß angelegte Awareness-Kampagne mit dem Claim „COVID-19 positiv – Nicht warten, Anruf schnell starten!“ Dr. Harald Schlögel, 1. ÖÄK-Vizepräsident und Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich, bezieht Stellung: „Die zentrale Botschaft der Kampagne lautet völlig zu Recht: Im Infektionsfall sofort mit der Vertrauensärztin, dem Vertrauensarzt Kontakt aufnehmen. Die niedergelassenen Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner werden die antiviralen COVID-19-Medikamente wohlüberlegt mit individueller Prüfung der Indikation und angemessenem Medikationsmanagement verordnen. “ Eine wesentliche Rolle bei der Aufklärung über und der Verteilung von Therapiesubstanzen spielen auch die öffentlichen Apotheken. Mag.a Dr.in Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, weist darauf hin, dass der Weg zur Medikation sogar durchgängig digital sein könne, und spricht diesbezüglich von einer „in Europa einzigartigen Pionierarbeit“ . Gundula Koblmiller, MSc, Vorstandsmitglied und Sprecherin der ÖLU, freut sich über die breite Akzeptanz der Kampagne, die auch über Risikofaktoren aufklären soll, und betont: „Für uns als Selbsthilfeverein ist die Zusammenarbeit mit den medizinischen Fachgesellschaften, der Apotheker- und der Ärztekammer sowie der Pharmaindustrie von großer Bedeutung.“

Anna Schuster, BSc

* Pressekonferenz „Aktuelle Umfrage zu COVID-19:

Ergebnisse zeigen Unsicherheiten bei Risikofaktoren und Unwissen um zielgerichtete COVID-19-Therapien.

Awareness-Bildung als wirksame Gegenmaßnahme“, 5. Oktober 2022, Skybar in Wien. ** Das Institut MindTake führte die Online-Befragung im

Auftrag der ÖLU durch, gewählt wurde eine Bruttostichprobe von N = 1.000. Die Nettostichprobe (Personen ab 30 Jahren) lag bei N = 827.

AKTUELL

Eine Awareness-Kampagne der Österreichischen Lungenunion (ÖLU) läuft von Oktober 2022 bis März 2023 und wird multimedial umgesetzt, u. a. in Form von Printinseraten, Bus- und Straßenbahnbranding sowie Informationsflyern, die in Arztpraxen und öffentlichen Apotheken aufgelegt werden können und kostenlos zur Verfügung stehen. Landingpage der Kampagne: lungenunion.at/covid-19-Therapien

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