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Umckaloabo“ gegen respiratorische Infekte
Wie die KaplandPelargonie nach Europa kam
„Umckaloabo“ lautet der Name der KaplandPelargonie (Pelargonium sidoides) in der Sprache der südafrikanischen Zulu. Dies bedeutet „Beschwerden/Erkrankungen der Lunge“ oder „Schmerzen im Brustbereich“ . Somit wäre bereits geklärt, wofür dieser Vertreter der Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniaceae) – genauer gesagt dessen Wurzel – traditionell in Südafrika verwendet wurde. Ende des 19. Jahrhunderts erkrankte ein englischer Major, Charles Henry Stevens, an Tuberkulose. Auf Anraten seines Arztes reiste er wegen des günstigen Klimas nach Südafrika. Ein Heilkundiger behandelte ihn in Lesotho mit einem Sud aus der Wurzel der Kapland-Pelargonie und Stevens gesundete. 1920 wurde der Genfer Missionsarzt Dr. Adrien Sechehaye auf diese Pflanze aufmerksam. Er behandelte in den darauffolgenden Jahren etwa 800 Personen und publizierte seine Erkenntnisse im Jahr 1930. Daraufhin kam die Umckaloabowurzel nach Europa, wo sie zur Behandlung von Tuberkulose eingesetzt wurde. Längst kann TBC mit Antibiotika effizienter behandelt werden. Als Heilpflanze hat die Kapland-Pelargonie deshalb jedoch nicht ausgedient und spielt in der Phytotherapie von Atemwegsbeschwerden nach wie vor eine Rolle. Das ist auf die Inhaltsstoffe Cumarine, Gerbstoffe und einfache phenolische Verbindungen zurückzuführen. Die European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP) führt die pharmakologische Wirkung bei Symptomen von respiratorischen Infekten und banalen Erkältungen wie verstopfter oder laufender Nase, Halsschmerzen und Husten an. Dieser Effekt wird durch eine Steigerung der Interferon-Produktion, die Aktivierung der Killerzellen und den Schutz der Zelle vor Viruszerstörung erzielt. Dargereicht wird die Arznei als alkoholischer Extrakt in Tropfen- sowie als Trockenextrakt in Tablettenform. Als Nebenwirkungen werden in sehr seltenen Fällen leichte Magen-Darm-Beschwerden sowie leichtes Zahnfleisch- oder Nasenbluten beschrieben. Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Eine Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte aus Vorsichtsgründen vermieden werden, weil dafür bislang keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.
Margit Koudelka
Quellen: ESCOP European Scientific Cooperative on Phytotherapy; Kooperation Phytopharmaka: arzneipflanzenlexikon.info (abgerufen am 21.09.2022). Österreichische Gesellschaft für Phytotherapie (ÖGPHYT), Aktuelle Heilpflanze
Pelargonie, phytotherapie.at