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Die Koloskopie und das Mikrobiom
Für eine Koloskopie muss der Darm optimal vorbereitet sein, um das Risiko für Intervallkarzinome zu reduzieren. Hierzu bedarf es einer oralen Darmlavage. Diese beeinflusst das Darmmikrobiom jedoch erheblich und kann auch zu persistierenden Darmbeschwerden führen. Nach wie vor scheuen viele Patientinnen und Patienten deshalb die Koloskopie als wichtige Vorsorgeuntersuchung. Aktuell wird sie nur von einem Bruchteil der Personen in Anspruch genommen. Zwar gäbe es alternativ die Option, den Darm auch mittels Kapselendoskopie zu untersuchen oder eine Betrachtung von außen mittels CT oder MRT vorzunehmen, diese Alternativen sind jedoch kosten- und/oder zeitintensiver und werden auch nicht erstattet. Zudem muss der Darm für diese Untersuchungen noch besser vorbereitet werden, da keine Spülmöglichkeit wie bei der Koloskopie besteht. Sollte sich bei der Untersuchung des Darms durch Kapsel, CT oder MRT die Notwendigkeit einer Biopsie oder einer Polypektomie herausstellen, führt ohnehin kein Weg an einer Darmspiegelung vorbei. Findet man nichts, verbleibt ein relevantes Risiko, z. B. einen Polyp übersehen zu haben. Die Koloskopie stellt quasi eine effiziente 2-in-1-Untersuchung dar. „Bei der Entdeckung von Polypen haben wir große Fortschritte gemacht, einerseits durch eine verbesserte Technik, andererseits durch die zunehmende Erfahrung des Untersu-
© privat chungsteams“ , so der Gastroenterologe Prof. Dr. Joachim Labenz vom Diakonie Klinikum JungStilling in Siegen. Künftig könnte auch künstliche Intelligenz eingesetzt werden. „Dadurch steigt die Zahl der rechtzeitig entdeckten Polypen, die präventiv exzidiert werden können. Selbst das minimale Risiko eventueller Nachblutungen bei deren Entfernung ist kein Problem, da die Blutung im Regelfall gleich bei der Untersuchung gestillt werden kann“ , meint der Darmspezialist.
Dezimierte Mikrobiota nach Darmspiegelung
Für eine freie Sicht im Darm ist eine vollständige Entleerung erforderlich. Durch das Fasten und die Darmlavage, die der Koloskopie vorausgehen, kommt es allerdings zu einer erheblichen Veränderung des Mikrobioms. Seit die Wissenschaft mehr über die zentrale Bedeutung sowie die Sensitivität der menschlichen Mikrobiota weiß, werden Laxativa sparsamer eingesetzt. Dennoch wird die Darmflora im Rahmen der Koloskopievorbereitung dezimiert: Ein wichtiger Teil jener Mikroorganismen, die für Verdauung und Immunsystem verantwortlich sind, geht vorübergehend verloren – die Digestion ist beeinträchtigt und das Fehlen nützlicher Bakterien ermöglicht es z. B. Fäulniskeimen, sich im Darm breitzumachen. Es kann nach einer Koloskopie mehrere Wochen und sogar Monate dauern, bis sich die Darmflora wieder erholt hat. Die besagte Veränderung des Mikrobioms macht sich bei bis zu 80 % der Untersuchten nach einer Darmspiegelung bemerkbar: Sie klagen über postinterventionelle Darmbeschwerden wie etwa Meteorismus, Diarrhoe, Bauchschmerzen und Obstipation. Und genau diese Nachwirkungen sind es, weswegen manche eine erneute Darmspiegelung ablehnen bzw. eine solche Untersuchung erst gar nicht vornehmen lassen, wenn sie beispielsweise von Familie und Freunden von erlebten Beschwerden erfahren.
EXPERTE: Prof. Dr. Joachim Labenz
Privatpraxis für Gastroenterologie & Hepatologie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling, Siegen (D), em. Direktor der Medizinischen Klinik I
Wohlbefinden durch Darmlavage
Dabei ist die Koloskopie nicht nur die wichtigste Vorsorgeuntersuchung für den Darm: Die vorbereitenden Maß- >
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nahmen können für viele Menschen auch einen großen gesundheitlichen Nutzen bringen, gibt es doch Stellen im Darm, etwa in Divertikeln oder in der Blinddarmmündung, wo sich Kot über Wochen und sogar Monate ansammeln kann, der dort vor sich hin fault und den gesamten Organismus belasten kann. Diese Verdauungsrückstände werden durch die Darmlavage ebenfalls entfernt. „Es ist meiner Beobachtung zufolge gerade bei Patienten mit Divertikeln so, dass jenen die Vorbereitung für die Darmspiegelung gelegentlich guttut. Ich habe Patienten, die das zweimal im Jahr freiwillig machen – ohne Darmspiegelung. Danach berichten sie, dass es ihnen über Wochen oder sogar Monate deutlich besser gehe“ , schildert der Experte.
Danach: Probiotika für höhere Alphadiversität
„Es ist völlig klar, dass man bei einer Darmspülung Effekte auf das Mikrobiom hat. Und da erscheint es schon sinnvoll, nach einer Koloskopie ein Probiotikum zu nehmen, um die Diversität und somit die Qualität des Darmmikrobioms zu erhöhen“ , so der Gastroenterologe. „Wir haben daher vier Wochen lang untersucht, ob die Patienten nach einer Koloskopie Beschwerden hatten und ob das unter Placebo anders war als unter Anwendung eines Probiotikums. “ Eine genetische Sequenzierung sollte zeigen, ob das Probiotikum eine Auswirkung auf die Diversität des Mikrobioms hat. Für diese Studie1 erhielten rund 90 Personen, die sich zu einer Vorsorgekoloskopie vorstellten, über einen Zeitraum von 30 Tagen täglich ein Multispeziesprobiotikum mit den Bakterienstämmen Bifidobacterium bifidum W23, Bifidobacterium lactis W51, Enterococcus faecium W54, Lactobacillus acidophilus W37, Lactobacillus rhamnosus WGG und Lactococcus lactis W19 oder Placebo. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigten: In der Verumgruppe war die Alphadiversität, also die Vielfalt des Mikrobioms im Darm des jeweiligen Patienten, tatsächlich deutlich höher als in der Placebogruppe. Bemerkenswert war außerdem das signifikant erhöhte Vorkommen eines jener Bakterienstämme, die im eingenommenen Probiotikum enthalten waren. Was besonders interessant für all jene Patienten ist, die eine Darmspiegelung aufgrund der daraus resultierenden Verdauungsbeschwerden bis jetzt gescheut haben: Unter der Einnahme des Probiotikums kam es zu signifikant weniger Tagen mit Obstipation. Darüber hinaus wurden auch deutlich weniger Tage mit Verdauungsbeschwerden wie Diarrhoe oder Meteorismus verzeichnet.
Thore Hansen und Margit Koudelka
Quelle: 1 Labenz J et al., Ein Multispezies-Probiotikum zeigt einen positiven Effekt auf das intestinale Mikrobiom und reduziert Darmsymptome nach einer oralen Darmlavage zur Vorsorge-Koloskopie: randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte
Multicenterstudie (COLONIZE). Z Gastroenterol. 60(08): 643–643 (2022).