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Fibrosierung der Speiseröhre aufhalten

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Fibrosierung der Speiseröhre aufhalten

Eine Eosinophile Ösophagitis darf nicht unentdeckt bleiben

SerieGASTRO

Mitte der 90er Jahre wurde die Eosinophile Ösophagitis (EoE) als eigene Krankheitsentität definiert. Dr. Michael Weitersberger, FA für Innere Medizin an der Abt. für Gastroenterologie & Hepatologie, Endokrinologie und Stoffwechsel, Ernährungsmedizin am Ordensklinikum Linz, berichtete im Rahmen eines Fortbildungsabends* über die seltene Erkrankung. Sie ist chronisch, immunvermittelt und beschränkt sich auf den Ösophagus. Klinisch ist die EoE durch Symptome wie schmerzhaftes Schlucken und Bolusobstruktion sowie histologisch durch eine eosinophil-vorherrschende Entzündung gekennzeichnet. Neben Eosinophilen sind verschiedene Untergruppen von T-Zellen und Mastzellen an der EoE beteiligt. Als Mediatoren sind IL-4, IL-5, IL-13 und TNF-α zu nennen. Die EoE hat hauptsächlich ein Entzündungsmuster vom Th2-Typ. In den letzten Jahren ist eine deutliche Zunahme der Inzidenz (ca. zehn Fälle pro 100.000 Einwohner) und Prävalenz (ca. 20 pro 100.000) zu beobachten, vornehmlich sind die westlichen Länder betroffen. Als Ursache stehen Umwelteinflüsse vor genetischen Faktoren. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, wobei Männer doppelt so häufig betroffen sind.

Symptome und Befunderhebung

Bei der EoE ist eine sorgfältige Anamnese erforderlich, eine körperliche Untersuchung bleibt in der Regel unauffällig. Mögliche Symptome beim Erwachsenen sind Odynophagie, Dysphagie, Bolusobstruktion und retrosternale Schmerzen. Wie so oft imponieren bei Kindern nur Allgemeinsymptome wie Erbrechen und Magenschmerzen sowie Gedeihstörungen, eine Verwechslung mit anderen Krankheiten wie Zöliakie ist nicht selten. Das Wichtigste hinsichtlich der Diagnostik sei, an die EoE zu denken, betonte Dr. Weitersberger. Die Diagnose

ist komplex und kann nicht nur auf einem einzigen Befund basieren. Sie wird durch zumindest sechs Biopsien gestellt. Das wichtigste histologische Kriterium: > 15 Eosinophile/HPF (Gesichtsfeld im Mikroskop). Vorsicht: In bis zu 17 Prozent der Fälle zeigt sich endoskopisch ein Normalbefund. Endoskopisch imponieren können rötliche Längsfurchen, solitäre oder multiple Ringe, weißliches Exsudat, eine Krepppapiermukosa und das „Tug-Sign“ . Diese Befunde erlauben auch eine Einstufung der EoE gemäß dem EREFS-Score.

Diätetische und medikamentöse Maßnahmen

Eine EoE sollte unbedingt behandelt werden, führt sie doch unbehandelt zu einer zunehmenden Fibrosierung und nach 20 Jahren in 71 Prozent der Fälle zu einer Stenose der Speiseröhre. Allergologische Aspekte spielen nachgewiesenermaßen eine große Rolle, immerhin 70 Prozent der Betroffenen haben einen allergischen Hintergrund. Therapeutisch steht daher die Diät neben der medikamentösen Behandlung im Vordergrund. Die Elementardiät ist zwar nicht praktikabel, zeigt aber die besten Erfolgschancen, noch vor diversen Eliminationsdiäten. Die Vermeidung des Kontakts der Speiseröhrenoberfläche mit Proteinen bewirkt nämlich in etwa 90 Prozent der Fälle eine Auflösung von Symptomen und Entzündungen. Zumeist sind Milch und Weizen für die Symptomatik verantwortlich, aber auch Soja, Nüsse, Ei und Meeresfrüchte als Ursachen gilt es auszuschließen. Ein routinemäßiger Allergietest ist jedoch nicht empfohlen. Gut belegt ist zudem der Off-label-Einsatz von PPI, jedoch mit variabler Erfolgsrate von 23–80 Prozent. Bei gleichzeitig bestehendem Reflux sind PPI wirksamer. Der Langzeitnutzen ist fraglich. Die Gabe des Glukokortikoids Budesonid in Form einer hoch-viskösen Schmelztablette wiederum zeigt eine hohe Effektivität und ist die einzige zugelassene Therapie. Zu beachten sind eine Candida-Ösophagitis und systemische Nebenwirkungen. Eine Dilatation über mehrere Sitzungen ist meist bei Stenosen < 13 mm notwendig und findet optimalerweise gleichzeitig mit einer medikamentösen bzw. diätetischen Behandlung statt.

Rezidive sind häufig

Zwölf Wochen nach Behandlungsbeginn soll eine Kontrollendoskopie inklusive Biopsien stattfinden, wobei das wichtigste Kriterium wiederum < 15 Eosinophile/ HPF ist, andernfalls besteht ein Rückfall. Nur sechs Prozent der behandelten Patientinnen und Patienten bleiben längerfristig asymptomatisch und histologisch unauffällig. 57 Prozent entwickeln innerhalb eines Jahres wieder Symptome, davon 78 Prozent auch erneut ein histologisches Rezidiv. In diesem Fall wird langfristig mit Budesonid behandelt. Bei klinischer Beschwerdefreiheit soll einmal jährlich oder nach Bedarf kontrolliert werden.

Emanuel Munkhambwa

* Fortbildungsabend „Neuigkeiten aus der Gastroenterologie & Hepatologie“, 14. Juni 2022, Ordensklinikum Linz.

INFO

Neues zum Barrett-Ösophagus

Im Rahmen des Fortbildungsabends informierte Dr. Matus Gregus über Neuigkeiten hinsichtlich des Barrett-Ösophagus. Dieser ist eine intestinale Metaplasie im distalen Ösophagus infolge eines chronischen Reflux. In Österreich sind keine Vorsorge-Empfehlungen vorhanden. Ein Screening erfolgt bei mehreren Risikofaktoren wie Alter über 50, männliches Geschlecht, Nikotinabusus, Adipositas und ein über fünf Jahre bestehender Reflux. Gescreent werden sollten überdies erstgradig Verwandte mit einem Barrett oder Ösophaguskarzinom. Die Inspektion soll mit einem hochauflösenden Gerät erfolgen und eine Routinebiopsie laut ÖGGH bereits bei Verdacht auf einen Barrett durchgeführt werden und nicht, wie von der europäischen Gesellschaft empfohlen, bei einem Barrett über 1 cm Größe. Ein Barrett ohne Dysplasie mit < 3 cm Größe soll alle fünf Jahre kontrolliert werden, bei 3–10 cm alle drei Jahre und jene > 10 cm sollen an ein Zentrum überwiesen werden. Dies gilt bis zum 75. Lebensjahr. Auch Dysplasien und sichtbare Läsionen gilt es in einem Zentrum abzuklären.

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