ArztAssistenz 03/2021

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Foto: © shutterstock.com/ NeoLeo

Arzt ASSISTENZ Fortbildung

Oft ist weniger mehr Polypharmazie: Wie man ein Zuviel von Medikamenten vermeiden kann Bei dieser Personengruppe kommt hinzu, dass die Nierenfunktion und damit die Ausscheidung gewisser Arzneistoffe nachlässt. Dadurch können Nebenwirkungen verstärkt werden. Aber auch unter jüngeren Personen, vor allem jenen mit psychischen Erkrankungen, findet man Polypharmazie-Patienten. Polypharmazie beeinflusst nicht nur die medikamentöse Behandlung der Patienten, sondern stellt auch ein ökonomisches Problem dar.

„Studien zufolge sind zwischen 30 und 70 Prozent dieser Unverträglichkeiten potenziell vermeidbar. Von diesen möglicherweise abwendbaren Ereignissen werden etwa 60 Prozent auf unangemessene Verordnungen zurückgeführt (bspw. unangemessene Dosierungen, Arzneimittelinteraktionen, Nichtbeachtung von Gegenanzeigen) – und etwa 20 Prozent auf mangelnde Therapietreue von Patienten.“ Generell gilt: Mit der Anzahl der verordneten Medikamente steigt auch das

Viel hilft nicht immer viel „Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 6,5 Prozent aller stationären Aufnahmen auf unerwünschte Arzneimittelereignisse zurückzuführen sind“, so Mag.a Martina Anditsch, Leiterin der Anstaltsapotheke am AKH Wien.

Expertin zum Thema: Mag.a Martina Anditsch Leiterin der Anstalts­ apotheke des AKH Wien

Dieser Beitrag wurde im Fortbildungs-Fragebogen auf S. 23 berücksichtigt.

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Oktober 2021

Foto: © Martina Anditsch, privat

Medikamente sind für viele Menschen (lebens-)wichtig. Müssen mehrere Arzneien gleichzeitig eingenommen werden, kann der Schuss allerdings nach hinten losgehen, weil sich gewisse Medikamente nicht miteinander „vertragen“. Dadurch kann es zu verschiedenen unerwünschten Interaktionen der einzelnen Wirkstoffe und folglich zu Symptomen (s. Infobox, S. 8) kommen. Bei täglicher Einnahme von fünf oder mehr Medikamenten spricht die WHO von Multimedikation bzw. Polypharmazie oder Polypharmakotherapie. Vor allem betrifft dies ältere Menschen, da mit zunehmendem Alter auch das Risiko steigt, Mehrfacherkrankungen zu entwickeln. Ab dem 65. Lebensjahr zählt ein Viertel der Bevölkerung zu den Polypharmaziepatienten. Bei den über 80-Jährigen ist es bereits jeder Zweite.


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