ArztAssistenz 03/2021

Page 10

Arzt ASSISTENZ Fortbildung

Bei Rückenschmerzen auch an Osteoporose denken

Akute oder chronische Rückenschmerzen können die Folge von osteoporosebedingten Wirbeleinbrüchen sein. Dann gilt es, die Schmerzen zu lindern und eine Bewegungstherapie zu machen. Ein Knacken im Rücken und akute stechende oder brennende Rückenschmerzen danach: „Viele halten das zunächst für eine Muskelzerrung. Doch es kann auch die Folge von Osteoporose sein“, weiß Prof. Dr. Michael Ausserwinkler (Villach), Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG). „Osteoporose selbst tut nicht weh, kann aber in fortgeschrittenem Stadium zu Wirbeleinbrüchen führen. Die damit verbundenen Schmerzen ähneln in ihrer Heftigkeit und Lokalisation jenen eines Bandscheibenvorfalls“, so Prof. Ausserwinkler.

Schmerz hält von Bewegung ab Rund die Hälfte der Patienten leiden nach einem Wirbeleinbruch bei Osteoporose dauerhaft an Rückenschmerzen. Diese beeinträchtigen sowohl die Lebensqualität als auch die Mobilität der Betroffenen. Ein typisches Anzeichen eines Wirbeleinbruchs ist eine Änderung der Körperhaltung. OsteoporosePatienten bilden oft einen Rundrücken

aus. Durch das Zusammensacken der Wirbelkörper krümmt sich die Wirbelsäule sukzessive nach vorne, und die Patienten verlieren an Körpergröße. Es kommt zu einer zunehmenden Belastung und somit einer Reizung der Band- und Sehnenstrukturen. Durch beständige lokale Entzündungsherde kann die Muskulatur ihrer Stützfunktion nur mehr eingeschränkt nachkommen, und die Rückenschmerzen chronifizieren sich. „Für die Betroffenen ergibt sich ein Teufelskreis: Aus Angst vor weiteren Brüchen oder Schmerzen schränken sie ihre körperliche Aktivität stark ein. Der Bewegungsmangel erhöht aber das Risiko, dass Osteoporose entsteht oder fortschreitet“, berichtet Prof. Ausserwinkler.

Frühzeitig erkennen … Eine Knochendichtemessung kann bei der Früherkennung helfen. Anhand dieser lässt sich einschätzen, wie hoch das Risiko ist, Wirbelkörper- und Kno-

Experte zum Thema: Prof. Dr. Michael Ausserwinkler Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG)

chenbrüche zu erleiden. „Eine Knochendichtemessung sollte allerdings nur dann durchgeführt werden, wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen“, sagt Prof. Ausserwinkler. Dazu zählen der Eintritt der Wechseljahre, spontane und schlecht heilende Knochenbrüche, gehäufte Fälle von Osteoporose in der Familie, Krebserkrankungen sowie die längere Einnahme von Medikamenten, die zum Abbau von Knochensubstanz führen (etwa Kortison oder bestimmte Hormone). „Bei Frauen über 70 und bei Männern über 80 Jahre geht das Lebensalter an sich mit einem erheblichen Osteoporoserisiko einher. Ein weiterer Risikofaktor ist das Rauchen“, ergänzt der Experte.

Das Wichtigste in Kürze Was ist Osteoporose? Jeder Knochen hat eine bestimmte Struktur, die er benötigt, um die Muskeln zu tragen. Verschlechtert sich diese Mikrostruktur, nimmt die Dichte der Knochen ab und man bezeichnet dies als Osteoporose. Genau genommen ist Osteoporose ein Missverhältnis zwischen der vorhandenen Knochenmasse und dem Knochensubstanzverlust im Alter. Wie viele Menschen sind in Österreich betroffen? Hierzulande sind ungefähr 750.000 Menschen an Osteoporose erkrankt. Jeder vierte Betroffene erleidet im Krankheitsverlauf Knochenbrüche. Was sind die häufigsten Ursachen von Osteoporose? Zahlreiche vermeidbare Lifestyle-Faktoren können die Entstehung von Osteoporose begünstigen, beispielsweise eine ungesunde Ernährung, Rauchen, Alkohol oder zu wenig Bewegung. Schuld am Brüchigwerden der Knochen sind aber auch genetische Faktoren, das CushingSyndrom (eine Überproduktion von Kortisol) oder Kortison-Gaben. Wie kann ich durch Ernährung vorbeugen? Achten Sie auf eine Ernährung, die viel Kalzium und Vitamin D beinhaltet. Reich an Kalzium sind Milchprodukte, Brokkoli, Fenchel oder kalziumhaltige Mineralwässer. Gute Vitamin-DLieferanten sind Fische wie Hering oder Lachs, Eier und Speisepilze.

Dieser Beitrag wurde im Fortbildungs-Fragebogen auf S. 23 berücksichtigt.

10

Oktober 2021

Foto: © Andreas Ruhdorfer

Foto: © shutterstock.com/ Roman Samborskyi

Mit Bewegung die Knochen stärken und der Erkrankung vorbeugen


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.