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QUARTIERSPLATZ SPINELLI MANNHEIM

Projekt

Franz Damm ist Landschaftsarchitekt, Stadtplaner sowie Mitgesellschafter und Geschäftsführer. Er arbeitet am Standort in München. Für den Auftraggeber, die städtische Entwicklungsgesellschaft MWSP, betreute er die Planung und Realisierung des zentralen Quartiersplatzes SPINELLI in Mannheim. Neben der Entwicklung eines Gestaltungskonzepts und der Schaffung von Aufenthaltsqualität ging es im Projekt maßgeblich um die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen durch Baumrigolen, ein innovatives Speicherund Bewässerungssystem für Stadtbäume.

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Befragt man Franz Damm zu seinem Herzensprojekt, ist die Antwort eindeutig: Der 4.500 Quadratmeter große Platz in der Mitte des neu entstehenden Quartiers SPINELLI, der zur grünen, kühlenden Mitte entwickelt wird. Fertiggestellt zur Eröffnung der BUGA 2023 bietet der Platz der Nachbarschaft und ihren Gästen einen zentralen Treffpunkt und viel mehr als einen urbanen Stadtwald. Verborgen unter der Oberfläche birgt der Platz ein „blau-grünes Geheimnis“, auf das der Landschaftsarchitekt und Stadtplaner zu Recht stolz ist.

SCHWAMMSTADT-PRINZIP

Dem von Franz Damm und Kollegen entwickelten Konzept für das Wassermanagement liegt das Prinzip der „Schwammstadt“ zugrunde. Vereinfacht gesagt, geht es darum, Wasser lokal aufzunehmen, anstatt es abzuleiten. Möglich wird dies durch die beim Ausbau des Platzes im Untergrund installierten Baumrigolen. Ein erklärendes Bild für diese Rigolen ist das eines gigantischen, unterirdischen Übertopfes: Er bietet genug Platz für die Wurzeln und das Wachstum der Bäume, er speichert nachhaltig nutzbares Regenwasser für die Pflanzen und besitzt eine Überlauffunktion, sodass ein Zuviel an Wasser im Erdreich versickert.

Der positive Effekt der unterirdischen Baumrigolen sorgt für sichtbar gesündere Stadtbäume, ein besseres Stadtklima und ist zugleich Vorsorge bei Starkregen und Extremhitze.

Viele Vorteile

Keine Frage – Baumrigolen anzulegen, kostet. Doch obwohl Baumrigolen in der Anschaffung etwas kostspieliger sind als eine Gestaltung ohne diese Neuerung, macht sich die Investition für die Kommunen und kommunalen Projektträger langfristig mehr als bezahlt. Stadtbäumen ohne Baumrigole fehlt oftmals ein durchwurzelbarer Raum und die natürliche Bewässerung. Sie haben unter der Erde schlichtweg keinen Platz, um sich zu entfalten und müssen aufwendig künstlich bewässert werden. Infolgedessen erhöhen sich die Kosten für ihren Unterhalt. Oft richten sie sogar Schaden an, wenn ihre Wurzeln magisch durch die lockere Erde von Spatentrassen angezogen werden und in Versorgungsleitungen hineinwachsen. Schließlich sieht man die Folgen der Misere unter der Erde auch sichtbar an der Oberfläche: Bäume kümmern oder gehen ein und fallen als „grüne Vegetationsklimaanlage“ für die Stadt aus.

BAUMRIGOLEN –

URBANE KLIMAANLAGE

Baumrigolen sind unterirdische Retentionsräume über die das oberflächlich anfallende, Regenwasser gezielt zurückgehalten und im Anschluss den durchwurzelbaren Räumen zugeführt wird. Über eine Verteilerebene aus horizontalen Sickerrohren, die zugleich Belüftungsebene ist, gelangt das Oberflächenwasser aus Straßeneinläufen über ein verzweigtes Rohrleitungssystem gleichmäßig in den gesamten Schwammkörper und wird so großflächig in die Wurzelebene eingebracht. Baumrigolen können in Neubauprojekten und auch nachträglich im Bestand verbaut werden. Dies geschieht in verschiedenen Schritten, bei denen zunächst der Boden ausgehoben und die Aushubsohle auf Wasserdurchlässigkeit geprüft wird. Im Anschluss werden zwei bis drei 30 cm hohe Schichten für den Schwammkörper aufgebaut, welche aus grobem, verdichtetem Schotter bestehen und mit Schlämmsubstrat verfüllt werden. Darüber befindet sich der Verteilkörper aus Rohren in einem feineren Kiesbett. Abschließend wird ein trennendes Filtervlies zum Oberbau der Belagsoberfläche, z. B. wassergebundene Decken, Bodenplatten oder Asphalt, eingebaut.

Mehr Resilienz

Mit „artgerechter Haltung für Bäume in der Stadt“ ließe sich das Prinzip der Baumrigolen deshalb auch beschreiben. Ein Siegel, welches hoffentlich in immer mehr Städten bei der Gestaltung von Plätzen mit Stadtnatur zum Einsatz kommt.

Franz Damm ist optimistisch und überzeugt, dass der Einsatz von Baumrigolen in wenigen Jahren in unseren Städten Standard sein wird. Schließlich ist Klimaresilienz das Credo für moderne Stadtplanung. Hierfür braucht es eine Zusammenarbeit vieler Disziplinen und das Bewusstsein, dass allein klimafreund-

„In der Stadtplanung müssen wir künftig noch stärker den Fokus auf die Gestaltung der öffentlichen Räume richten. Sie müssen nicht nur multifunktional nutzbar sein, sondern auch den sich ändernden klimatischen Verhältnissen Rechnung tragen. Dafür braucht es gute Konzepte wie für den Quartiersplatz SPINELLI, die langfristig auf Klimaresilienz und damit verbundene hohe Aufenthaltsqualität ausgerichtet sind.“

Achim Judt Geschäftsführer MWSP

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