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„Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen.“
from Magazin Klima
by Uniola AG
Dachg Rten Lee Eth Z Rich
PROJEKT
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Cicero
An der ETH Zürich, einer der renommiertesten Hochschulen weltweit, findet sich ganz selbstverständlich beides. Die ETH-Bibliothek ist die größte, öffentliche, naturwissenschaftliche und technische Bibliothek der Schweiz; die Dachgärten fungieren als attraktiver Begegnungsund Erholungsort für Studierende und Forschende der Universität und sind Teil des neuen Gebäudes LEE.
Auf den Terrassen der Seitenflügel des LEE platzieren sich die von der Uniola AG konzipierten Dachgärten als betont exotisch und fremdländisch anmutende
„Secret Gardens“, die man an diesem Ort nicht erwartet. Ihre südländische Vegetation, die offene Gestaltung und die deutlich spürbare Lage über den Dächern Zürichs prägen sie eindrücklich. Sukkulenten, Zitruspflanzen und verschiedene steppen- und prärieartige Gewächse, die ihren Ursprung in anderen Gefilden, beispielsweise in der Mittelmeerregion, in den südlichen USA oder in Afrika haben, beeindrucken mit mediterranem Flair und sind zugleich trockentolerant und robust.
Die Struktur der Dachgärten des LEE wird bestimmt durch zusammenhängende Kies- und Pflanzflächen sowie Technikaufbauten, die von Natursteinbelag umrahmt sind.
Der Natursteinbelag definiert einzelne Bereiche entlang der Fassaden, die zum Diskutieren und Verweilen einladen, aber auch als Ort für kleinere Anlässe und Events zur Verfügung stehen. Die innenliegende, weichere Fläche ist in verschiedene Stufen unterteilt: Vom Ausgang aus dem Gebäude kommend, begegnet dem Nutzer eine zuerst niedere, vorwiegend grasartige und sukkulente Vegetation. Verschiedenste Arten von Gräsern bewegen sich im Wind, trotzen Hitze und Trockenheit, aber auch der Kälte. In jedem weiteren Bereich nehmen die Höhe und Intensität der Bepflanzung zu. Zahlreiche Kräuter und Gehölze ergänzen das stimmige Gesamtbild.
Der Eindruck eines mediterranen Gartens ist nicht fremd für die Kenner des Zürichbergs. Begünstigt durch das milde Seeklima hat sich dort bereits seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine mediterrane und exotische Vegetation ihren Platz erobert. Die beliebten exotischen Pflanzen kamen mit Beginn der Landschaftsgartenbewegung nach Zürich und zogen als Zierelement in die Villengärten, aber auch in die wissenschaftlichen Sammlungen der Universität und Pflanzenforscher ein. Bedeutende Gartenkünstler hatten damals enge Beziehungen zu den Hochschulen. Evariste Mertens war einer von ihnen. Er wurde 1885 Dozent für Obstbau an der ETH Zürich und gestaltete zusammen mit Otto Froebel das Arboretum am Zürichsee, eine Sammlung verschiedenartiger, mitunter exotischer Gehölze.
Die Hauptakteure in der Bepflanzung sind zwei Arten von Felsenbirnen, die kompakte und kleinwüchsige ‚Helvetica‘ und die größere, herbstbunte Kupfer-Felsenbirne.
Letztere lässt uns den Verlauf der Jahreszeiten intensiv miterleben: Im Frühjahr zeichnet sie sich durch ihre zahlreichen weißen, sternförmigen Blüten aus. Ein schöner Kontrast ergibt sich durch die gleichzeitig austreibenden Blätter, die anfangs kupferfarben sind und der Pflanze den Namen geben. Nach der Blüte erscheinen die ersten, von Vögeln geliebten
Früchte, blauschwarz bis dunkelpurpur, je nach Art. Im Herbst verfärben sich die Blätter leuchtend gelb bis kupferorangerot. Wurde die Felsenbirne im 19. Jahrhundert von den Bauern ihrer süßen Früchte wegen noch als Obstgehölz angepflanzt, verwilderte sie später vielerorts, da ihr die klimatischen Bedingungen im nordwestlichen Europa zusagten. So entstanden Kreuzungen unter den Arten, die unter anderem zu Selektionen von gärtnerischen Sorten führten. Aus dieser Kultur entsprang auch die kleinwachsende Sorte ‚Helvetica‘, die hier das Bild der Stadtgärten mitprägt.
Korrespondierend dazu unterstützt die Kleeulme, ein Zitrusgewächs, das jahreszeitliche Spiel von Farben und Früchten, variieren doch die Blätter von glänzend dunkelgrün im Sommer über grüngelb bis zu leuchtend gelb im Herbst.
Die geflügelten Nüsschen, die mit ihrer gelbbraunen Farbe bis in den Winter hinein sehr dekorativ wirken und an die Früchte der Ulmen erinnern, haben dem Strauch den Namen verliehen. Auffällig sind die hellgelben bis hellgrünen Blüten im Juni zwar nicht, sie duften aber besonders in den Abendstunden und erinnern an Orangenblüten aus mediterranen Ländern. Mit etwas Glück erfreut die Kleeulme im August mit dem spektakulären Phänomen der Nachblüte.
Neben der Kleeulme mit ihren Blüten und ihrer aromatisch duftenden Rinde enthalten auch einige der Kräuter ätherische Öle und verbreiten dadurch in den Stadtgärten eine spezielle Note. Verwendung findet die bittere Rinde der Kleeulme in der Homöopathie und in der Kräutermedizin der amerikanischen Ureinwohner. Auch die Bestandteile von Fingerhut, Wiesenknopf, Schafgarbe, Brandkraut und anderen dienen als Heilkräuter und Arzneimittel. Nicht nur der Mensch schätzt diese Gaben der Natur, auch Insekten, Vögel und andere Kleinlebewesen profitieren vom Pflanzenreichtum der Stadtgärten.
Wie sich die Felsenbirne in den letzten Jahrzehnten an das mildere Klima angepasst hat, hat es die Feige ihr gleichgetan. In den Gärten des Zürichbergs schon lange etabliert, verbreitet sich die Feige als Gartenpflanze täglich ins weitere Umfeld. Wurden mediterrane Pflanzen wie Palme, Steineiche, immergrüne Magnolie oder Erdbeerbaum lange nur als Kübelpflanzen gehalten, welche aufwändig in einem Gewächshaus überwintert werden mussten, kann man es heute wagen, sie ohne Winterschutz im Freien zu belassen.
Verantwortlich dafür ist ein gutes Mikroklima, wie es am Zürichberg und am Zürichsee zu finden ist. Das üppige, mediterrane Ambiente lässt nur einen Schluss zu: Zürich rückt ans Mittelmeer.
