Eyepress Fachmedien GmbH Saarner Str. 151, 45479 Mülheim a. d. Ruhr Jahrgang 02 Recht + Politik „Mehr Fortschritt wagen“ Betrieb + Marketing Cannabismarketing Wissenscha + Praxis Cannabisbasierte Arzneimittel DAS MAGAZIN FÜR DIE CANNABISWIRTSCHAFT 02 - 23
in Deutschland
Im Rampenlicht Nutzhanf
INTERNATIONALCBC.COM ESTREL BERLIN 16-17 APRIL, 2024 SCAN ME AND REGISTER
EUROPE’S LARGEST CANNABIS B2B EVENT
Auf einen Blick
04 Branchenticker
06 Aus der Wissenschaft
08 BvCW Aktuell
40 Cannabis in Zahlen
41 Firmenindex
42 Das Beste zum Schluss: Daniel Kruse
BvCW Branchenblick
8 Schriftenreihe Elemente
9 Vorgestellt
BvCW-Fachbereich „Nutzhanf“
Recht + Politik
10 „ Mehr Fortschritt wagen“
Dirk Heitepriem, Jürgen Neumeyer
Im Rampenlicht
12 Parlamentarischer Informationsabend Nutzhanf
Rebekka Nurkanovic
14 CB Expo 2023
Rebekka Nurkanovic
16 Nutzhanf in Deutschland
Aaron Kamperschroer, Franz-Peter Schollen
Wissenschaft + Praxis
20 Textilhanf Made in Germany
Michael Dickeduisberg, Heiko Beckhaus
24 Patientenversorgung mit cannabisbasierten Arzneimitteln
Armin Prasch
30 Effektive Aufnahme von CBD und THC
Sung Min Pyo
Betrieb + Marketing
34 Cannabismarketing
Marco Reichardt
International
38 Cannabisexperiment in den Niederlanden
Rebekka Nurkanovic
Anschrift des Verlages
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Geschäftsführer
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Herausgeber
Silke Sage, Petros Sioutis, Efstathios Efthimiadis
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Constanze Claßen
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Impressum
Anzeigenpreise
Preisliste Nr. 01 vom 01.01.2022
Design + Produktion
Efstathios Efthimiadis
Pascal Bruns
E-Mail: produktion@eyepress.de
Erscheinungsweise
Zweimal im Jahr
www.cannavision.eu
Redaktioneller Beirat
Jürgen Neumeyer, BvCW Branchenverband Cannabiswirtschaft e. V.
INHALT 2023_03 | 3
20 34 16 Fotocredits: Titel: Oleksandr, S. 7: National Cancer Institute, S. 16: Crispin Jones, S. 18: Oleksandr, lavizzara, Canvast Suspply, S. 24-27: Getty Images, S. 30: crystalweed-cannabis S. 34: Alexander Mils, S. 38: Thought Catalog /stock.adobe.com /unsplash.com /pixabays.com
Cantourage: Telemedizinplattform für medizinisches Cannabis
Die Cantourage Group SE startet unter der Leitung von Mediziner Florian Wesemann ihre eigene Telemedizinplattform für medizinisches Cannabis. Das Unternehmen möchte mit der Onlineplattform Telecan® potenziellen Patienten einen einfachen und direkten Weg in die Cannabistherapie ermöglichen.
Auf dem Online-Portal können Nutzer erfahren, ob eine Cannabistherapie für
ACM: Quali kation zum Medizinalcannabisberater wird fortgeführt
Die Arbeitsgemeinscha Cannabis als Medizin (ACM) bietet auch weiterhin aufgrund des großen Interesses die Quali kation zum/ zur ACM-zerti zierten Berater/in für Medikamente auf Cannabisbasis an. Die Ausbildung ndet im Jahr 2024/2025 statt und beginnt am 24. Februar 2024. Diese Qualikation richtet sich an Personen, die sich im Bereich der therapeutischen Anwendung von Cannabis und Cannabinoiden ausbilden lassen möchten.
Demecan: erste deutsche Cannabisvollextrakte
Demecan erweitert sein Produktportfolio um die einzigen Vollextrakte aus in Deutschland angebauten Cannabisblüten. Die beruhigenden Oktonia Typ1 und anregenden Oktonia Typ2 Cannabisextrakte werden aus den für das BfArM angebauten Cannabisblüten gewonnen. Demecan ist damit der erste und einzige Hersteller, der Cannabisextrakte sowohl für den
Four 20 Pharma: Neuer Exklusivpartner von SC Paderborn
Zum ersten Mal in der Bundesligageschichte wird ein Unternehmen für medizinisches Cannabis Trikotsponsor eines Pro vereins. Die Four 20 Pharma GmbH wird bis 2025 das Trikot des SC Paderborn mit ihrem Namen zieren. Beide Seiten einigten sich zu einer Zusammenarbeit über zwei Spielzeiten. Zustande kommt die ungewöhnliche Kooperation über den Faktor ‚‚Heimat‘‘ –beide Seiten stammen aus Paderborn.
Branchenticker
sie infrage kommen könnte. Ist dies der Fall, können auf Cannabis spezialisierte Ärzte und Ärztinnen THC-Produkte auf Rezept verschreiben. Potenzielle Patienten müssen sich online registrieren, einen ärztlichen Fragebogen ausfüllen und entsprechende Nachweise über ihre diagnostizierte Krankheit erbringen. Im nächsten Schritt ndet ein Erstgespräch mit dem medizinischen Fachpersonal statt, bei dem die Anamnese vervollständigt, die
Die Ausbildung erstreckt sich über zwölf Monate und umfasst vier Seminare sowie monatliche Supervisionen in den Monaten ohne Seminare. Die Seminare vermitteln rechtliche und medizinische Kenntnisse über die Voraussetzungen für die Anwendung von Cannabismedikamenten in Deutschland. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen danach in der Lage sein, dieses Wissen in der Erstberatung von Patienten praktisch anzuwenden und weiterführende Beratungstätigkeiten im Bereich der therapeutischen Anwendung von Cannabis und Cannabinoiden durchzuführen.
Tag als auch für die Nacht anbietet. Das Unternehmen versichert, dass durch die Produktion für das BfArM eine langfristige und kontinuierliche Lieferbarkeit gesichert ist. Jede Linie besteht aus einem THC-dominanten, einem balancierten und einem CBD-dominanten Cannabisextrakt in jeweils zwei Packungsgrößen, um Patienten mit kleinen Mengen kostene zient versorgen zu können. Die Extrakte sind direkt bei Demecan oder über den
Torsten Greif, CEO der Four 20 Pharma: „Durch das neue Sponsoring mit dem hervorragend aufgestellten SC Paderborn 07, der in der hochattraktiven 2. Bundesliga drei Saisons in Folge in der oberen Tabellenhäl e abschließen konnte, bekommen wir deutschlandweit die Möglichkeit, Fachpublikum und Ö entlichkeit über unser Unternehmen zu informieren. Zudem möchten wir durch umfassende Au lärung, die auf Vorurteilen und Falschinformationen basierende Stigmatisierung der ältesten Heilp anze der Welt beenden. Deshalb steht unser
Behandlungsentscheidung getro en und gegebenenfalls das erste Rezept ausgestellt wird. Grundsätzlich kann das ärztliche Gespräch online statt nden, eine Fernbehandlung ist jedoch nicht immer möglich und liegt im Ermessen der behandelnden Mediziner. Die verschriebenen Cannabispräparate können im Anschluss beispielsweise bei einer Versandapotheke bestellt werden.
Quelle: Cantourage
Die Leitung der Ausbildung obliegt Dr. med. Franjo Grotenhermen, Arzt und Geschä sführer der ACM. Weitere Referentinnen und Referenten, darunter Rainer Thewes, Sozialpädagoge und Mitglied des ACM-Vorstandes, sowie Professorin Dr. Kirsten Müller-Vahl, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie an der Medizinischen Hochschule Hannover und Vorstandsvorsitzende der ACM, werden ebenfalls an der Ausbildung beteiligt sein. Informationen zur Ausbildung sind auf der Webseite der ACM zu nden: www.arbeitsgemeinschacannabis-medizin.de
Großhändler Phoenix zu beziehen. „Die Markteinführung der ersten deutschen Cannabisextrakte stellt für Demecan einen riesigen Meilenstein in der Versorgung von Patienten mit medizinischem Cannabis aus Deutschland dar und zeigt, was an unserem Standort alles möglich ist“, so Dr. Philipp Goebel, einer der Geschä sführer bei Demecan.
Quelle: Demecan
Engagement beim SCP07 unter dem Motto: Gut eingestellt, besser aufgestellt!“
„Es ist sehr erfreulich, dass wir erneut ein starkes regionales Unternehmen für das Trikotsponsoring gewinnen konnten“, sagt SCP07Geschä sführer Martin Hornberger. „Four 20 Pharma ist aktuell bereits ein sehr guter Partner, der seine Sichtbarkeit durch die Werbung auf den Trikots unserer Zweitliga-Mannscha noch einmal deutlich erhöhen wird.“
Quelle: Four 20 Pharma
AUF EINEN BLICK 4 | 2023 02
Sanity Group: Vertriebsstart in vier weiteren Ländern
Das Berliner Cannabisunternehmen Sanity Group hat im Juni die Internationalisierung des Geschä s seiner medizinischen Sparte über exklusive Vertriebspartnerscha en in der Schweiz, Portugal, Polen und Malta bekanntgegeben.
Für die Schweiz erhielt die Medropharm AG mit Sitz in Zürich die Exklusivrechte am Vertrieb von mindestens acht THC-Blüten ausgesuchter Kultivare der Sanity-GroupMarke avaay Medical sowie Spezialprodukte der Marke Vayamed. Die neue Vertriebspartnerscha mit unbestrahlten
Branchenticker
Blüten aus südafrikanischem und kanadischen Anbau soll den anspruchsvollen Schweizer Markt mit speziellem Fokus auf naturnahe und nachhaltig erzeugte Arzneimittel adressieren.
Zudem hat die Sanity Group exklusive Vertriebspartnerscha en für medizinische Blüten der Marke avaay Medical sowie Cannabisextrakte der Marke Vayamed in Polen, Portugal und Malta abgeschlossen. Für den stark wachsenden medizinischen Markt in Polen konnte die in Warschau ansässige CMK Pharma Sp. z o.o. (CMK) als exklusiver Vertriebspartner gewonnen werden. CMK führt neben dem Großhandel
mit Cannabisarzneimitteln im Konzernverbund auch das Centrum Medycyny Konopnej, eine der führenden Spezialkliniken für Cannabistherapien in Polen. In Portugal wird das Expertinnen-Team der in Sintra ansässigen Alkannoli Lda den Vertrieb übernehmen und auch die Produktregistrierung vorantreiben. Für den Cannabismarkt in Malta konnte der Arzneimittel Großhandel E.J. Busuttil Limited mit seinen langetablierten Vertriebskanälen zu den führenden Apotheken in Malta als exklusiver Vertriebspartner gewonnen werden.
Quelle: Sanity Group
Aus der Wissenschaft
Cannabis kann kognitive Fähigkeiten von Krebspatienten verbessern Krebspatienten, die Cannabis zur Behandlung ihrer Symptome konsumieren, haben weniger Schmerzen und schlafen besser, so eine Studie der University of Colorado, USA. Aber sie erleben auch einen weiteren, unerwarteten Vorteil: Nach einigen Wochen des anhaltenden Konsums scheinen sie klarer zu denken.
Die Hauptautorin Angela Bryan, Professorin für Psychologie und Neurowissenscha en an der CU Boulder und eine Krebsüberlebende, sagt, dass es schwierig ist, zu denken, wenn man starke Schmerzen hat. Die Forscher fanden heraus, dass sich die kognitiven Fähigkeiten der Patienten verbesserten, wenn ihre Schmerzen nach längerem Cannabiskonsum nachließen.
Die kleine, aber wegweisende Studie, die in der Fachzeitschri Exploration in Medicine verö entlicht wurde, ist eine der ersten, die untersucht, wie sich Cannabis aus Abgabestellen auf Krebssymptome oder Nebenwirkungen der Chemotherapie auswirkt. Sie untersuchte auch die Vielfalt der Produkte, die Krebspatienten jetzt verwenden, wo es in den meisten US-Bundesstaaten legal ist.
Da das US-Bundesgesetz Universitätsforschern verbietet, Cannabis zu Forschungszwecken zu besitzen oder zu verteilen, es sei denn, es handelt sich um staatlich
zugelassenes oder pharmazeutisches Cannabis, wurden in den meisten Studien nur verschreibungsp ichtige Produkte oder staatliche Cannabissorten untersucht, die in der Regel weniger stark sind und nicht die Vielfalt der frei verkäu ichen Angebote aufweisen. Als Abhilfe für diese Herausforderung arbeitete Bryan mit Onkologen am CU Anschutz Medical Campus zusammen, um 25 Krebspatienten zu beobachten, die zwei Wochen lang Cannabis konsumierten.
Nach einem ersten Termin, bei dem ihre Schmerzwerte, ihr Schlafverhalten und ihre kognitiven Fähigkeiten untersucht wurden, wurden die Teilnehmer gebeten, ein essbares Produkt ihrer Wahl in einer Abgabestelle zu kaufen. Die Patienten wählten Schokolade, Gummibärchen, Tinkturen, Pillen und Backwaren von 18 verschiedenen Marken aus, die alle ein unterschiedliches Verhältnis von THC und CBD in einer breiten Palette von Potenzen enthielten.
Um die akuten Auswirkungen zu untersuchen, fuhren die Forscher ein „mobiles Labor“ (einen Dodge Sprinter Van, der manchmal auch als „Cannavan“ bezeichnet wird) zu jedem Patienten nach Hause. Die Teilnehmer wurden im Van körperlichen und kognitiven Tests unterzogen, bevor und nachdem sie in ihren Wohnungen Cannabis konsumierten. Innerhalb einer Stunde, so ergab die Studie, linderte Cannabis die Schmerzen der Patienten erheblich,
beeinträchtigte aber auch ihre kognitiven Fähigkeiten und bewirkte, dass sie sich „high“ fühlten (je höher der THC-Gehalt, desto berauschter fühlten sie sich).
Nach zwei Wochen dauerha er Einnahme in der Häu gkeit ihrer Wahl wurden sie einer Nachuntersuchung unterzogen, und es zeigte sich ein anderes Muster: Die Patienten berichteten über Verbesserungen der Schmerzen, der Schlafqualität und der kognitiven Funktionen. Einige objektive Messungen der kognitiven Funktion, einschließlich der Reaktionszeiten, verbesserten sich ebenfalls. Je mehr die Schmerzen der Patienten nachließen, desto mehr schien sich ihre kognitive Leistungsfähigkeit zu verbessern. Diejenigen, die mehr CBD, einen entzündungshemmenden Wirksto , zu sich nahmen, berichteten über größere Verbesserungen der Schlafqualität und der Schmerzintensität. Obwohl größere kontrollierte Studien erforderlich sind, weisen die Autoren darauf hin, dass die Ergebnisse eine interessante Möglichkeit aufzeigen: Während einige Formen und Dosierungen von Cannabis zur Schmerzlinderung das Denken kurzfristig beeinträchtigen können, könnten einige Therapieformen die kognitiven Fähigkeiten langfristig verbessern, indem sie die Schmerzen verringern.
DOI: https://doi.org/10.37349/emed.2023.00138 Quelle: University of Colorado Boulder
AUF EINEN BLICK 2023 02 | 5
Aus der Wissenschaft
Essbare CBD-Beschichtung könnte Haltbarkeit von Erdbeeren verlängern Um die Haltbarkeit von Erdbeeren zu verlängern, haben Forscher CBD und Natriumalginat in eine essbare antimikrobielle Beschichtung integriert.
CBD ist wegen seiner potenziellen therapeutischen Wirkung beliebt. Aber dieses Cannabinoid hat auch nachweislich antioxidative und antimikrobielle Eigenschaften. In früheren Studien begrenzte CBD das Wachstum einiger Bakterien und pathogener Pilze, die beispielsweise frisches Obst und Gemüse verrotten lassen. Die ölige Verbindung muss jedoch gleichmäßig in Wasser verteilt werden, bevor sie in großem Umfang in Lebensmittel eingearbeitet oder
zur Lebensmittelkonservierung verwendet werden kann. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, besteht darin, die CBD-Moleküle in essbare Polymere einzukapseln. Pongpat Sukhavattanakul, Sarute Ummartyotin und Kollegen wollten daher heraus nden, ob eine Lebensmittelbeschichtung aus mit CBD gefüllten Nanopartikeln die antimikrobielle Aktivität fördern und die Frische von Erdbeeren verlängern könnte.
Die Forscher verkapselten CBD in Poly (D,Llactid-co-glycolid), einem biologisch abbaubaren Polymer, das für die Verabreichung von Arzneimitteln verwendet wird, und erzeugten so Partikel mit einer Größe von 400 nm. Sie mischten die stabilsten Nanopartikel, die 20 Gewichtsprozent CBD
Eine Erdbeere, die mit einer essbaren CBD-Schicht umhüllt war (l.), sah im Vergleich zu einer unbehandelten Beere (r.) nach 15 Tagen immer noch frisch aus. Bild: Adaptiert aus ACS Applied Materials & Interfaces 2023
CBD und THC während der Schwangerscha schlecht für embryonale Entwicklung
Zwei Studien aus den USA haben sich mit dem Konsum von CBD bzw. THC während der Schwangerscha beschä igt und beschreiben einen negativen Ein uss auf die Entwicklung des Fötus.
Die in der Zeitschri Clinical Epigenetics[1] verö entlichte präklinische Studie der Oregon Health & Science University (OHSU), hat anhand eines nicht-menschlichen Primatenmodells herausgefunden, dass die Exposition einer schwangeren Probandin gegenüber THC das Epigenom der Plazenta und des Fötus verändert, einschließlich chemischer Veränderungen der DNA, die für die Genregulation und -expression verantwortlich sind. Die
Forscher verabreichten dem Primatenmodell THC in Form einer täglichen Mahlzeit und verglichen die Auswirkungen mit einer Gruppe, die ein Placebo erhielt. Das Hauptaugenmerk lag auf epigenetischen Veränderungen in Bereichen, die auf eine gesunde pränatale Entwicklung hindeuten: die Plazenta, Lunge, Gehirn und Herz des Fötus. Ihre Analysen zeigten, dass die THC-Exposition das Epigenom veränderte, den Prozess, bei dem die in einem Gen kodierte Information in eine Körperfunktion oder -merkmal umgewandelt wird. Die Forscher fanden heraus, dass signi kante Veränderungen Gene betrafen, die mit häu gen neurologischen Verhaltensstörungen in Verbindung gebracht werden, darunter Autismus-Spektrum-Störung und
enthielten, mit Natriumalginat in Wasser. Die Erdbeeren wurden dann in Lösungen mit unterschiedlichen Mengen an Nanopartikeln getaucht, bevor sie ein zweites Mal in eine Mischung aus Ascorbinsäure und Calciumchlorid getaucht wurden, um die farblose Beschichtung in ein Gel zu verwandeln. Unbehandelte und behandelte Erdbeeren wurden darau in in o enen Plastikbehältern bei Kühlschranktemperatur gelagert. Nach 15 Tagen rei en und verfaulten die mit CBD behandelten Proben viel langsamer als die unbehandelten – möglicherweise aufgrund eines geringeren mikrobiellen Wachstums. Die Beschichtung mit den meisten CBD-haltigen Nanopartikeln bewahrte das dunkelrote Aussehen der Beeren, steigerte ihre antioxidative Aktivität am stärksten und wies den größten antimikrobiellen Schutz während der Lagerzeit auf, was darauf hindeutet, dass diese Version die längste Haltbarkeit aufweisen würde. Die Forscher sagen, dass ihre Ergebnisse zeigen, wie eingekapseltes CBD verwendet werden könnte, um eine farblose antimikrobielle Beschichtung für aktive Lebensmittelverpackungen zu scha en. Ihre Studie wurde in ACS Applied Materials & Interfaces verö entlicht.
DOI 10.1021/acsami.3c04036
Quelle: American Chemical Society
Aufmerksamkeitsde zit-Hyperaktivitätsstörung. Diese Erkrankungen sind mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit im Kindes- und Jugendalter verbunden. Dazu gehören ein schlechteres Gedächtnis und ein schlechteres sprachliches Denkvermögen sowie erhöhte Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit. Forscher der University of Colorado Anschutz Medical Campus haben sich mit dem Ein uss von CBD auf das ungeborene Kind beschä igt. Manche werdende Mütter konsumieren CBD, um Übelkeit und Angstzustände während der Schwangerscha zu lindern. An einem Mausmodell konnten die Forscher beobachten, dass die orale Einnahme einer hohen CBD-Dosis während der Schwangerscha das Problemlösungsvermögen von weiblichen
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Aus der Wissenschaft
Mäusen beeinträchtigt. Sie entdeckten, dass die fötale Exposition gegenüber CBD die Erregbarkeit des präfrontalen Kortex, eines für das Lernen wichtigen Teils des Gehirns, reduziert. Das Forscherteam beobachtete auch geschlechtsspezi sche Auswirkungen von CBD, eine erhöhte Schmerzemp ndlichkeit bei männlichen Mäusen und kognitive Beeinträchtigungen nur bei weiblichen Tieren, und emp ehlt weitere Forschung, um diese Unterschiede zu verstehen. In einem nächsten Schritt soll ermittelt werden, ob der Zeitpunkt und die Dosierung von CBD in den verschiedenen Trimestern der Schwangerschaft
Wirkung von Cannabinoiden auf Immunzellen
Ein Forscherteam vom Institut für Pharmazie der Universität Jena hat gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Italien, Österreich und den USA untersucht, wie bestimmte Inhaltssto e aus der Cannabisp anze Entzündungen entgegenwirken. Aus vorherigen Untersuchungen war bereits bekannt, dass Cannabis nicht nur schmerzlindernd und kramp ösend, sondern auch entzündungshemmend wirkt. „Allerdings war der Grund für die entzündungshemmende Wirkung bislang
Dr. Paul Mike Jordan (l.) untersucht mit Lukas K. Peltner (r.) wie Cannabinoide im Körper wirken. Bild: Anna König
Auswirkungen auf die Häu gkeit und Schwere der beobachteten Beeinträchtigungen haben. Die Studie wurde in Molecular Psychiatry verö entlicht[2].
weitgehend unklar“, sagt Dr. Paul Mike Jordan, der die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. Oliver Werz geleitet hat.
Die Forschenden untersuchten, wie verschiedene Cannabinoide, darunter das psychoaktive THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol), auf menschliche Immunzellen wirken. „Wir konnten feststellen, dass alle acht von uns untersuchten Cannabinoide eine entzündungshemmende Wirkung aufweisen“, sagt Lukas Peltner, Doktorand und Erstautor der Studie. „Es zeigte sich, dass sämtliche untersuchten Substanzen die Bildung von entzündungsfördernden Botensto en in den Zellen hemmen und zugleich die Bildung von entzündungsau ösenden Botensto en verstärken.“
[1] DOI 10.1186/s13148-023-01519-4
[2] DOI 10.1038/s41380-023-02130-y
Quelle: Oregon Health & Science University; University of Colorado Anschutz Medical Campus
Insbesondere habe sich das CBD als hochwirksam erwiesen, welches das Team anschließend hinsichtlich seines Wirkmechanismus‘ genauer untersuchte. Dabei konnten die Forschenden feststellen, dass CBD das Enzym 15-Lipoxygenase-1 aktiviert, was die Produktion von entzündungsau ösenden Botensto en auslöst, die im weiteren Verlauf die Entzündung abklingen lassen. „Damit legt CBD in den betro enen Zellen quasi einen Schalter um, der das Entzündungsgeschehen von der fördernden zur hemmenden Seite lenkt“, unterstreicht Dr. Jordan. Diese Ergebnisse in Zellkulturen konnten die Forschenden auch im Tierexperiment an Mäusen bestätigen.
Die gewonnenen Erkenntnisse könnten langfristig in neue therapeutische Strategien zur Behandlung von Entzündungserkrankungen münden, so das Fazit der Forschenden. Dabei sollte vor allem das CBD im Fokus stehen, welches unter den Cannabinoiden am wirksamsten in der Studie war. Bisherige bereits zugelassene Präparate mit Cannabinoiden würden zwar CBD enthalten, „daneben aber auch das psychoaktive THC, was mit einer Vielzahl an Nebenwirkungen einhergehen kann“, stellt Dr. Jordan klar. Therapeutika, die ausschließlich CBD enthalten, würden dieses Problem verringern.
Die Studie wurde im Fachmagazin „Cell Chemical Biology“ verö entlicht.
DOI 10.1016/j.chembiol.2023.08.001
Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena
AUF EINEN BLICK 2023 02 | 7
Cannabiswirtscha begrüßt Förderungen für Industriehan orschung In die Etatberatungen des Bundeshaushalts 2024 konnten mehrere Förderungen für die Cannabisforschung eingebracht werden. Laut FDP-Haushaltspolitiker Frank Schäler (MdB) und Gero Hocker (MdB) sollen 3,1 Millionen Euro in die Industriehan orschung ießen. Der Branchenverband Cannabiswirtscha e.V. (BvCW) zeigte sich erfreut über diese Entwicklung. Der BvCW setzt sich schon seit mehreren Jahren für Studien für Nutzhanf und Gesundheit ein. Die Ampel-Koalition hat die Förderung konkretisiert und unter drei Punkten zusammengefasst:
• 1,5 Millionen Euro für die Förderung der Anwendung von innovativen Methoden des Precision Farmings bzw. zugehöriger Maschinen und So ware mit dem Ziel, ressourcene zient und umwelt-
BvCW aktuell
schonend die Erträge im Ackerbau in Zukun zu sichern und zu erhöhen.
• 1 Millionen Euro für die Erforschung der großen Potentiale von P anzen wie Hanf, Rohrkolben, Schilfgras, Stroh, Flachs, Holz aus Laubbaumarten, Kalamitätsholz und möglicherweise auch Pilzen für alternative Rohsto e und Dämmmaterialien im Bausektor.
• 600.000 Euro für Studien zur auf deutsche Böden angepassten Saatgutentwicklung von Hanf.
Hinzu kommen 1,5 Millionen Euro für die Verbesserung der Datenlage zum Risiko von synthetischen Cannabinoiden für den menschlichen Körper.
BvCW-Geschä sführer Jürgen Neumeyer sieht die Förderung als Beweis dafür, dass die Hanfp anze seitens der Politik ernst genommen wird: ‚‚Wir sind hocherfreut darüber, diese Förderung erreicht zu haben.
Vorgestellt
Die BvCW-Schriftreihe Elemente
Der Branchenverband Cannabiswirtschaft e.V. (BvCW) hat seit seiner Gründung im Dezember 2019 zahlreiche Stellungnahmen, Positionen und Forderungen erarbeitet und als Materialien zur Cannabiswirtschaft in der Schriftenreihe Elemente veröffentlicht. Unter den mittlerweile 36 Bänden befassen sich die folgenden vier Veröffentlichungen tiefgehend mit dem Bereich Nutzhanf.
Elemente Band 12: Hanf als nachwachsender Rohsto
Der BvCW setzt sich in Fragen der Weiterverarbeitung, der technischen Fortentwicklung und der Vermarktung des Rohsto es Hanf im Sinne der Han auern und einer nachhaltigen Agrarpolitik ein. In Elemente Band 12 werden die Positionen und Forderungen aus dem Fachbereich Nutzhanf & Lebensmittel in acht Punkten dargelegt. Stand: 17.05.2021
Das zeigt, dass die Potentiale des Industriehanfs von der Politik zunehmend wahrgenommen werden. Wer will, dass mehr des nachwachsenden Rohsto s Hanf angebaut wird, sollte gleichzeitig darauf achten, dass die Überbürokratisierungen – wie beispielsweise die vorgeschriebene Blühmeldung und Erntefreigabe – abgebaut werden. Zugleich werden noch weitere Forschungsgelder für die frühzeitige Erfolgsevaluation der kommenden Genusscannabisregulierung benötigt.‘‘
Marijn Roersch van der Hoogte, Fachbereichskoordinator für Nutzhanf & Lebensmittel im BvCW, sieht zudem eine Chance gegen den Klimawandel: ‚‚Gerade auch vor dem Hintergrund des Klimawandels kommt die Forschung für den heimischen Anbau zur richtigen Zeit. Die Hanfp anze ist robust, auch bei Trockenheit potenziell ertragreich und ökologisch wertvoll.‘‘
Elemente Band 21: Warum es praktisch ausgeschlossen ist, dass Nutzhanf zu Rauschzwecken missbraucht wird Band 21 gibt einen Überblick über die Voraussetzungen des angenommenen Missbrauchs von Nutzhanf zu Rauschzwecken. Dabei wurden hauptsächlich die Wirtscha lichkeit und Zumutbarkeit für Endverbraucher, wie auch für den sogenannten illegalen „gewerbsmäßigen Handel“ untersucht. Stand: 07.02.2022
Elemente Band 31: Agrarförderung für Nutzhanf
Das Positionspapier befasst sich eingehend mit den Positionen und Forderungen aus dem Fachbereich Nutzhanf & Lebensmittel. Es werden sieben zentrale Forderungen zur Verbesserung von Hanf als Ackerkultur und Rohsto für die deutsche Wirtscha vorgestellt und begründet. Stand: 24.05.2023
Elemente Band 34: Hanf als Lebensmittel
Nutzhanf bietet einen wertvollen Beitrag für eine gesunde Ernährung ohne Rausch. Der BvCW stellt seine Positionen für den Abbau unnötiger rechtlicher Hürden und für angemessene Grenzwerte vor, zusammengefasst in neun Forderungen und Zielen, die eingehend begründet werden. Stand: 01.09.2023
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ELEMENTE Band Warum es praktisch ausgeschlossen ist, dass Nutzhanf zu Rauschzwecken missbraucht wird Wirtschaftlichkeitsberechnung & Stellungnahme ELEMENTE Materialien zur Cannabiswirtschaft Band 21 Branchenverband Cannabiswirtscha: e.V. ELEMENTE 1.0 CHA BvCW Agrarförderung für Nutzhanf Positionen und Forderungen aus dem Fachbereich Nutzhanf & Lebensmittel ELEMENTE Materialien zur Cannabiswirtschaft Band 31 Band NCH BvCW Hanf als Lebensmittel Positionen und Forderungen aus dem Fachbereich Nutzhanf & Lebensmittel ELEMENTE Materialien zur Cannabiswirtschaft Band 34 Hanf als nachwachsender Rohstoff Positionen und Forderungen aus dem Fachbereich Nutzhanf & Lebensmittel ELEMENTE Materialien Cannabiswirtschaft Band 12 Branchenverband Cannabiswirtscha:
Vorgestellt
Der BvCW-Fachbereich „Nutzhanf“
Innerhalb des Branchenverbandes Cannabiswirtschaft e.V. (BvCW) arbeitet der Fachbereich Nutzhanf und Lebensmittel vor allem daran, die Potenziale von Hanf als nachwachsendem Rohstoff sichtbar zu machen und die aktuellen Probleme hierzu aus dem Weg zu räumen. Der Fachbereich deckt neben Lebensmitteln u. a. auch die Bereiche Baustoffe, Textil und Landwirtschaft ab.
Nach der Gründung des Verbandes haben wir uns zunächst mit einer allgemeinen Positionierung des Fachbereichs beschä igt und eine Vielzahl von Informationen gesammelt und gebündelt, die Gesprächsgrundlage für Gespräche mit Amtsträgern wurden. Unsere grundlegenden Hauptforderungen sind die Herausnahme von Nutzhanf aus dem BtMG, der Abbau von Bürokratie in der Landwirtscha , die Streichung der „Rauschklausel“ und die gezielte ( nanzielle) Förderung von Hanf. Diese Forderungen wurden erstmals in unserem Positionspapier vom 17.05.2021 verö entlicht und sind in Elemente Band 12 zu nden.
Im Jahr 2021 lag ein Fokus auf der theoretischen Möglichkeit, dass Nutzhanf (insbesondere Tee und CBD-Blüten) zu Rauschzwecken missbraucht werden könnte, wenn er in Backwaren verarbeitet wird. Um die ö entliche und rechtliche Diskussion mit Argumenten zu unterstützen, haben wir intensiv an einem umfassenden Dokument gearbeitet, in dem diese theoretische Möglichkeit auf ihre praktische
Umsetzbarkeit hin überprü wurde. Das Ergebnis ist das am 07.02.2022 verö entlichte Papier, der Elemente Band 21 mit dem Titel: „Warum es praktisch ausgeschlossen ist, dass Nutzhanf zu Rauschzwecken missbraucht wird.“
Zudem haben wir uns mit dem Deutschen Bauernverband e.V., dem Nutzhanf-Netzwerk e.V., der Bundesvereinigung Nachhaltigkeit (BVNG e.V.) und vielen mehr vernetzt und haben bereits einige Pressemitteilungen und Projekte hinter uns. Auch mit dem Europäischen Industriehanf Verband (EIHA) sind wir regelmäßig im Austausch.
Aus Sicht der Landwirte und Produzenten ist der vom BfR empfohlene Richtwert von THC in Lebensmitteln viel zu vorsichtig und bereitet daher viele Probleme. Hierzu haben wir einen Briefwechsel mit dem BfR verö entlicht, in dem wir um Klarstellung gebeten hatten. Das BfR hat darau in geantwortet und seine FAQ überarbeitet, sich aber leider zu wesentlichen Punkten nicht geäußert.
Im Zuge der geplanten Legalisierung von Cannabis waren wir neben dem Fachbereich Genussmittelregulierung auch an Gesprächen mit den Ministerien beteiligt und haben viele Informationen und Zahlen geliefert. Wir nutzten diesen politischen Schwung, um auch dem Thema Nutzhanf neuen Au rieb zu verleihen. Hierzu haben wir am 24.05.2023 ein neues Positionspapier zum Thema „Agrarförderung für Nutzhanf“ in Elemente Band 31 verö entlicht. Schon am 29.09.2023 konnten wir hierzu den Erfolg vermelden, dass 3,1 Millionen Euro vom Bund in die Forschungsförderung investiert werden.
Fachbereichskoordinator Marijn Roersch van der Hoogte
Da viele unserer Themen, wie beispielsweise Novel Food, auch den Fachbereich CBD betre en, führen wir zurzeit unsere Sitzungen gemeinsam durch. Unsere letzte Verö entlichung ist in Elemente Band 34 am 01.09.2023 erschienen und stellt unsere Positionierung zu Hanf als Lebensmittel dar. Dieses Papier stärkt die Argumentation, dass Nutzhanf di erenziert betrachtet und genutzt werden und auch rechtlich di erenziert behandelt werden sollte.
Wir als Fachbereich werden uns weiterhin bemühen, die politische Diskussion und Wissensbasis mit unserem Know-how zu stärken, um die Grundlagen in Deutschland für Industriehanf (Nutzhanf) zu verbessern und das Potenzial von Hanf als nachhaltigen nachwachsenden Rohsto zur Realität werden zu lassen.
Bei Fragen können Sie sich an den Fachbereichskoordinator Marijn Roersch van der Hoogte (IG Nutzhanf GbR, mrh@cannabiswirtscha .de) oder an den Verbandsreferenten Michael Greif (mg@cannabiswirtscha .de) wenden. ↙
BVCW BRANCHENBLICK 2023 02 | 9
„Mehr Fortschritt wagen“:
Es ist Zeit, Fakten zu schaffen
Warum wir noch immer kein Cannabisgesetz haben, warum die Zeit abläuft und was einfach besser gemacht
werden könnte. Ein Kommentar von Dirk Heitepriem und Jürgen Neumeyer
Rückblende: 24. November 2021 – fast genau vor zwei Jahren startete die Ampelkoalition mit der Vorstellung ihres Koalitionsvertrags. Unter dem Motto „Mehr Fortschritt wagen“ fand sich auf Seite 87 unter der Überschri „Drogenpolitik“ folgender Satz: „Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein.“ Trotz aller Klarheit, dass es sich hierbei ausschließlich um eine Absichtserklärung handelte, weckten diese Sätze doch die Ho nung, dass Deutschland endlich notwendige Schritte in Richtung einer Neubewertung von Cannabis gehen würde. Zwei Jahre später sollte es nun eigentlich so weit sein – und vielleicht wird zumindest der Beschluss im Deutschen Bundestag noch 2023 gescha . Aber so richtig rund läu der Prozess nicht. Der Entwurf der ersten Säule wurde am 16. August 2023 vom Kabinett verabschiedet und sollte bis Ende des Jahres nalisiert werden, sodass es zum Jahreswechsel in Kra treten kann. Das wird jetzt nicht der Fall sein und bestenfalls wird es nun Anfang April 2024 so weit sein. Nun fühlen sich drei Monate Verzögerung nach den Jahrzehnten der Prohibition nicht viel an, aber sie könnten entscheidend sein. Jede Verzögerung nimmt Zeit von der Arbeit an der “Säule 2” weg, denn ab Sommer 2025 herrscht Wahlkampf und Stand heute ist eine Fortsetzung der Ampelkoalition zumindest schwer vorstellbar.
Was ist aber das Problem? Warum kann dieses so wichtige Projekt nicht endlich abgeschlossen werden?
Die einfache Antwort: Das Gesundheitsministerium ist zwar verantwortlich für das Gesetz, aber so richtig Lust darauf haben die Wenigsten im Haus. Die komplexe, aber präzisere Antwort ist: Es ist kompliziert. Es gilt einerseits, zumindest einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Cannabis umzusetzen. Dies muss aber so geschehen, dass das Gesetz nicht zustimmungsp ichtig für den Bundesrat wird, denn da gibt es keine Mehrheiten dafür. Andererseits gilt: Es fehlt der Mut, im Zweifel ggf. ein wenig gegen internationales Recht zu verstoßen (einen Weg, den sich andere Länder wie Kanada zugetraut haben). Abschließend steht die Angst, in Einzelfragen gegen Europäisches Recht zu verstoßen. Deshalb dominiert das Motto: “Nur kein Risiko eingehen”. Aber seien wir auch prozessual mal ehrlich: Selbst wenn Deutschland das Cannabis-Gesetz in der ein oder anderen Frage “noti zieren” lassen müsste (z. B. bei einer 1 %-THC-Grenze für Industriehanf), dann bedür e es immer eines “Klägers” mit wettbewerbsrechtlichen Bedenken. Erst vor dem EuGH könnte dann diese Einzelregelung zu Fall gebracht werden. Alternativ müsste sich die EU-Kommission insgesamt der Frage annehmen und könnte Deutschland dann für diese Einzelverordnung rügen. Erscheint das angesichts der Neubewertungen von Cannabis in zahlreichen EU-Staaten als wahrscheinlich? Und so haben wir heute einen Gesetzentwurf, der so gut und wichtig ist, dass er beschlossen werden muss. Gleichzeitig enthält er aber so viele handwerkliche Fehler und Unzulänglichkeiten,
dass er eigentlich überarbeitet werden muss. Eine Zwickmühle, in der sich die Fachpolitiker um Dirk Heidenblut (SPD), Christine Lütke (FDP) und Kirsten Kappert-Gonther (Grüne) be nden. Mit der Verschiebung der zweiten und dritten Lesung im Bundestag ist jedoch klar, dass man sich im Zweifel für Qualität im Gesetzentwurf entschieden hat und nicht für Geschwindigkeit. An diesem Punkt ist es notwendig, gerade die verantwortlichen Bundesminister an ihren Koalitionsvertrag zu erinnern. Wer „mehr Fortschritt wagen“ möchte, muss jetzt auch ins Risiko gehen und endlich Fakten scha en. Sollte das Gesetz noch scheitern, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit für die nächsten Jahre das Projekt Cannabislegalisierung in Deutschland gestorben. Und dies ist mit vielen Konsequenzen verbunden.
Implikationen für Wirtscha und Gesellscha
Hierbei soll der Fokus nicht nur auf die weitere Kriminalisierung von Konsumenten gelegt werden. Ein Blick auf die Implikationen für die Wirtscha und Gesellscha zeigt das Dilemma:
1. Aus dem Vorreiter wird der Beobachter Deutschland war regulatorisch ein wichtiger Vorreiter bei der Etablierung von Cannabis als Medizin. Gleiches erho e man sich in vielen europäischen und internationalen Ländern auch jetzt. Aber zu glauben, dass ohne eine Legalisierung in Deutschland, keiner mehr legalisieren wird, ist ein Trugschluss. Statt zu gestalten, wird Deutschland zum Zuschauen verurteilt. Statt Impulse für einen sicheren und kontrollierten Umgang mit Cannabis zu geben, wird dies von anderen übernommen.
2. Jugend- und Gesundheitsschutz bleibt auf der Strecke Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte die Cannabislegalisierung als Notwendigkeit für die Verbesserung von Jugend- und Gesundheitsschutz vorgestellt. Ohne eine legale Produktion und einen kontrollierten Markt gibt es faktisch keinen Schutz, denn den Schwarzmarkt interessiert beides nicht.
3. Kein Wachstumsschub für die Wirtscha und Gesellscha
Die Legalisierung von Cannabis würde Investitionen in Milliardenhöhe in Deutschland bedeuten. Allein um Kapazitäten für die Produktion von 400t Cannabis-Blüten zu scha en, wären entsprechende Investitionen nötig. Dies wäre verbunden mit der Scha ung von zehntausenden sozialversicherungsp ichten Arbeitsplätzen. Aber auch andere Wirtscha szweige würden protieren – der Maschinenbau, Logistik und Transport, die Düngemittelindustrie, Licht- und Klimatechnik etc. Dieser Schub bleibt dann aus, und die Wertschöpfung verbleibt im illegalen Bereich, zum Teil sogar in der organisierten Kriminalität.
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4. Deutschland als Industriehanf-Entwicklungsland
Das wahrscheinlich größte wirtscha liche Potential liegt im Bereich des Industriehanfs: Als nachwachsender Rohsto für Bau und Dämmung, als Fasermaterial, als Nahrungsmittel und vieles mehr. Die fehlende Rechtsicherheit für Anbauer und Verarbeiter bleibt bestehen (allem voran: Die abwegige, lediglich als juristisch-theoretisch potentiell angenommene Möglichkeit, sich über Berge von Nutzhanf zu berauschen; die sog. “Rauschklausel”) und das Wirtscha sfeld wird europäischen Partnern und Ländern wie China und den Vereinigten Staaten überlassen.
5. Investitionshemmnisse durch Rechtsunsicherheiten bei medizinischem Cannabis
Das aus dem Anbau in Deutschland gewonnene Medizinalcannabis machte 2022 nur etwa 5 % des nach Deutschland importierten Cannabis aus. Die ist vor allem durch das Ausschreibungsverfahren bedingt. Gleichzeitig bestehen bei importiertem Cannabis zum Teil deutlich geringere Anforderungen an die Qualitätskontrolle. Dieses Ungleichgewicht, gepaart mit inkonsistenten Rechtsrahmen in den einzelnen Bundesländern, verhindert Investitionen in diesen Bereich.
Kleine Änderungen könnten viel bewirken
Diese Bereiche müssen und sollten auch durch das Cannabisgesetz angegangen werden. Aus diesem Grund braucht es jetzt Mut und Willen seitens der Bundesregierung und des Gesetzgebers, um das Gesetz jetzt so zu optimieren und zu verabschieden, dass die Bekämpfung des Schwarzmarktes voranschreiten, die wirtscha lichen Potenziale gehoben, Jugend- und Gesundheitsschutz verbessert und die Kriminalisierung von Konsumenten beendet werden kann.
Was braucht es dafür jetzt noch? Natürlich könnte man sagen, dass jetzt nochmal einfach alles zur Diskussion gestellt werden sollte und das Gesetz in großen Teilen überarbeitet werden müsste. Das würde aber bedeuten, dass noch stärkere Verzögerungen wahrscheinlich würden. Konzentriert man sich jedoch auf die Punkte, die die größte Wirkung hervorrufen können, würden wir den dringend benötigten Paradigmenwechsel erreichen und wirklich entscheidende Weichenstellung für eine positive Entwicklung der Cannabiswirtscha in Deutschland erreichen.
Das Cannabisgesetz muss dafür als ein Gesetz zur Neubewertung von Cannabis in allen Bereichen – Industriehanf (inkl. CBD und Nahrungsmittel), Medizinalcannabis und Genussmittelcannabis – betrachtet werden und nicht „nur“ als erster Schritt hin zur Genussmittellegalisierung. Hierbei kann mit überschaubaren Änderungen viel erreicht werden:
1. Rechtssicherheit in allen Bereichen der Cannabiswirtscha scha en a. Ein Wegfall der sog “Rauschklausel” für Industriehanf würde endlich Klarheit für alle Han auern und Unternehmen scha en, die in irgendeiner Form Industriehanf nutzen und weiterverarbeiten.
b. Das Extraktionsverbot bei Industriehanf muss klar die Möglichkeit scha en, Extrakte aus Industriehanf herzustellen und dies nicht nur auf CBD als Reinsto begrenzen (Stichwort “natürliches Vollextrakt”).
c. Die Abstandsregeln für den Konsum von Cannabis in der Öffentlichkeit müssen umsetzbar sein. Hierbei bietet es sich an, auf eine Sichtweitenregelung zu wechseln. Gleichzeitig müssen Patienten komplett von diesen Regelungen ausgenommen werden.
2. Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Cannabis wirtscha verbessern
a. Der Anbau von Medizinalcannabis in Deutschland hat heute massive Wettbewerbsnachteile, nicht nur, aber vor allem durch die Ausschreibung. Daher ist die Einführung eines Lizenzsystems wie in anderen Ländern absolut notwendig.
b. International steigt der Wettbewerbsdruck für Industriehanf. Um Innovationen zu ermöglichen, wäre eine Anhebung der THC-Grenze auf 1 % hilfreich, wie es auch bereits in anderen EU-Mitgliedsstaaten der Fall ist
3. Bundeseinheitliche Regulierung
a. Der Markt für Medizinalcannabis zeigt, dass zum Teil sehr unterschiedliche Regulierungen in einzelnen Bundesländern zu Wettbewerbsverzerrungen führen. Alle Regulierungen sollten daher so gestaltet werden, dass sie deutschlandweit gleich angewendet werden können.
Das Cannabisgesetz ist ein wichtiges Signal nicht nur für Konsumenten, sondern auch für die Wirtscha und für Investitionen. Es ist gut und richtig, das Gesetz noch einmal nachzuschärfen und damit die Umsetzung zu vereinfachen. Doch muss dies nun auch auf den letzten Metern noch mit dem entscheidenden Engagement im Bundestag und der Bundesregierung gemacht werden. Denn „Mehr Fortschritt wagen“ bedeutet eben auch, notwendige Schritte mit Mut und Entschlossenheit zu Ende zu gehen.
Anmerkung: Bei Redaktionsschluss waren die genauen Termine zur Beschlussfassung des CanG noch nicht abschließend bekannt. Ebenfalls nicht die Ergebnisse der legislativen Änderungsvorschläge.
Dirk Heitepriem
Dirk Heitepriem ist Vizepräsident des Branchenverbandes Cannabiswirtscha e.V. (BvCW) und koordiniert dort den Fachbereich “Genussmittelregulierung”. Er arbeitet als Vice President External A airs bei Aurora Europe, die in Kanada bereits Cannabis als Genussmittel produzieren und in Deutschland eine der drei Lizenzen für die Herstellung von Cannabis als Arzneimittel haben.
Jürgen Neumeyer
Jürgen Neumeyer war nach seinem Abschluss als Dipl.-Pol. ehrenamtlich zehn Jahre Referent für Drogenpolitik bei den Bundes-Jusos und beru ich 17 Jahre als Mitarbeiter im Bundestag. Nach einer langjährigen Tätigkeit als selbständiger Politikberater, Headhunter und Lobbyist, setzt er sich heute als Geschä sführer des Branchenverbandes Cannabiswirtscha e.V. (BvCW) für die Interessen der Cannabiswirtscha ein.
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Nutzhanf im Fokus
Parlamentarischer Informationsabend in Berlin
Am 8. November richtete der Branchenverband Cannabis e.V. (BvCW) unter der Schirmherrschaft von HansJürgen Thies (MdB, CDU/CSU-Fraktion) einen überparteilichen parlamentarischen Informationsabend im Jakob-Kaiser Haus (Deutscher Bundestag) aus. Experten aus der Nutzhanfbranche informierten über die Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten der Pflanze und gaben Einblick in die komplexe Realität ihres Wirkungsfeldes. Von Rebekka Nurkanovic
Zahlreiche Vertreter von Ministerien und Bundestagsfraktionen waren der Einladung gefolgt, sich über Nutzhanf informieren zu lassen. Und Informationen gab es reichlich, zunächst gebündelt in einem Feuerwerk aus 14 Impulsvorträgen von wenigen Minuten und danach bei individuellen Gesprächen und Produkt-/Materialvorführungen oder am Buffet.
Nutzhanf aus dem Schattendasein befreien
Durch die Impulsvorträge zogen sich als roter Faden zwei Punkte: die vielseitigen konkurrenzfähigen Anwendungsmöglichkeiten der P anze und Appelle an die anwesenden Politiker, dazu beizutragen, dass sie endlich ungehindert zur wirtschalichen Entfaltung gebracht werden können, statt wie bisher durch einen Hindernisparcours aus regulatorischen Vorgaben gebremst zu werden.
Die Branchenvertreter präsentierten Nutzhanf als die Fruchtkultur der ökologischen Wende, die helfen könnte, die Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung voranzutreiben: als natürliche Kosmetik, CO2-Binder und klimaresistente Ölpflanze,
technische Superfaser, Substitutionsgut zur Baumwolle und Holzfaser, CO2 neutraler Bau- und Dämmstoff, wasserschonende Papiervariante, veganes Powerfood und vitalisierende Zwischenfrucht.
Um Nutzhanf aus dem Schattendasein zu befreien und eine stabile Industriehanfwirtscha au auen zu können, müsse jedoch Rechtssicherheit gescha en werden, so dass Landwirte und Hanfunternehmer ihre Betriebe ungestört führen können und ihnen auch die üblichen Finanzierungsmöglichkeiten offenstehen. Darüber hinaus sollte der Nutzen der P anze in Nachhaltigkeitsaspekten anerkannt werden, so dass ö entliche Förderungen, beispielsweise im Bereich Gebäudedämmung, möglich werden.
Wettbewerbsfähigkeit ermöglichen
Eine Grundforderung lautete, Nutzhanf schleunigst von der „Rauschklausel“ zu befreien, schon damit die deutsche Wirtscha nicht hinter der internationalen Konkurrenz zurückbleibt, die zunehmend Industriehanf auch in großem Maßstab anbaut und verarbeitet. Eine Forderung, durch den Hinweis
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unterstrichen wurde, dass der Gedanke, man könne mit Nutzhanf Rausch erzeugen, ohnehin völlig unsinnig sei. Weitere wichtige politische Forderungen der Cannabiswirtscha sind die Ermöglichung von Vollspektrumextrakten aus Nutzhanf, u. A. mit CBD, die Abscha ung der bürokratischen Verp ichtungen wie Blühmeldung, Erntefreigabe und Etiketteneinsendung, die Erhöhung des THC-Grenzwerts von 0,3 auf 1,0 % und die Regelung von Industriehanf in einem eigenständigen Gesetz.
Hans-Jür g
Nach den Vorträgen blieb viel Zeit für intensive Gespräche. Das von den Branchenvertretern mitgebrachte Anschauungsmaterial, darunter Lebensmittel, Kosmetik und Bau-, Dämm und Textilsto e, und eine tags zuvor geerntete Nutzhanfp anze, machte das zuvor Gehörte grei ar und gab einen umfassenden Eindruck von der Vielseitigkeit der Hanfp anze.
Schirmherr Thies resümierte, dass er die Nutzhanfindustrie auf dem parlamentarischen Informationsabend als eine dynamische und innovative Branche erlebt hat: „Die Vertreter, die ich an diesem Abend kennenlernen durfte, habe ich als echte Pioniere erlebt: Sie brennen für ihr Produkt und bringen hohe Fachkompetenz mit. Ihre Begeisterung war mitreißend und ich werde mich dafür einsetzen, dass dieser Zukunftsindustrie von gesetzgeberischer Seite aus der Weg freigemacht wird.“
Jürgen Neumeyer, Geschä sführer des BvCW, freut sich, dass die Veranstaltung auf reges Interesse der Teilnehmer gestoßen ist und ihnen Industriehanf erfolgreich nähergebracht hat. „Der BvCW ho weiterhin auf ein eigenständiges Industriehanfgesetz, in dem die vereinfachten Voraussetzungen für die gesamte Produktionskette und auch der spezi schen Produkte entbürokratisiert geregelt wird ”, so Neumeyer. Mit dem Informationsabend hat der BvCW dazu beigetragen, dass dies zumindest nicht an Unkenntnis oder mangelndem Verständnis scheitern muss.
Thies
Zwei Fragen an Hans-Jürgen Thies MdB, Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Nutzhanf
Was hat Sie bewegt, die Schirmherrscha für den Abend zu übernehmen?
Nicht ganz zufällig bin ich der Berichterstatter der CDU/CSUBundestagsfraktion für Nutzhanf. Mich fasziniert diese widerstandsfähige und anspruchslose Nutzp anze schon seit Langem. Das Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtscha Haus Düsse mit seinem Zentrum für nachwachsende Rohsto e in meinem Wahlkreis Soest veranstaltet jedes Jahr den Han ag und präsentiert das Potential des Nutzhanfs. Insbesondere die faserhaltigen Stängel des Nutzhanfes sind ein ökologisch hochinteressanter Roh- und Substitutionssto für Textilien, Papier oder Bausto e.
Welche Rolle könnte Nutzhanf aus Ihrer Sicht in der Wirtscha spielen?
Nutzhanf ist eine uralte Kulturp anze, die als Wunderp anze der ökologischen Wende eine höchst vitale Zukun haben kann: Als CO2-Binder und klimaresistente Ölp anze, als technische Superfaser, als Substitutionsgut zur Baumwolle und Holzfaser, als CO2 neutraler Bau- und Dämmsto , als wasserschonender Ersatz für Papier, als veganes Powerfood, als Medizin- und Kosmetikprodukt und als Zwischenfrucht zur Bodenverbesserung könnte der Nutzhanf seinen Platz in fast allen Wirtscha sbereichen nden. Aufgabe der Branche ist es, die Vermarktungsstrukturen herzustellen. Aufgabe der Politik ist es, die bürokratischen Fesseln aus dem Wege zu räumen.
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Fotos: BvCW
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CB Expo 2023
Kongress und Expo im Ruhrgebiet
Am 15. und 16. September fand zum dritten Mal die CB Expo statt, diesmal nicht wie in den Vorjahren in Zürich, sondern parallel zur InterTabac im Kongresszentrum Dortmund. Rund 550 Besucher kamen aus dem In- und Ausland angereist, um Kontakte zu knüpfen, auf der Fachausstellung die neuesten Produkte zu erleben und auf dem Kongress ihr Wissen durch Vorträge und Panels zu aktuellen Themen zu erweitern. Während der Samstag den Rahmen für Business und Bildung bot, ging es am Vortag beim Empfang vor allem um Networking und Spaß. Von Rebekka Nurkanovic
Der Empfang zum Au akt der CB Expo wurde im historischen Brauturm in Dortmund City abgehalten, dem alten Brauhaus der Union Brauerei und eines der Wahrzeichen der Ruhrmetropole. Im Wirtshaus im siebten Stock konnten die Gäste bei spätsommerlichen Temperaturen auch den Biergarten in 64 m Höhe genießen und sich in entspannter Atmosphäre auf den kommenden Veranstaltungstag einstimmen.
Am Samstag mussten sich die Kongressbesucher nach der Begrüßung durch Ben Arn, CEO der CB Company GmbH, die das Event organisierte, Sabine Loos, Chief Executive der Westfalenhallen Unternehmensgruppe und David Duclos, Head of Culture & Alliance Manager bei Sensi Seeds, dem Hauptsponsor der Veranstaltung, entscheiden, welchen Themen sie sich widmen wollten, denn der Tagesablauf versammelte in insgesamt 28 Programmpunkten 99 Redner auf drei Bühnen. Auf den Deep Dive und Education Bühnen war das Themenspektrum weit gefächert und lieferte in Diskussionsrunden und Vorträgen vertie e Einblicke in praktische, wissenscha liche und regulatorische Aspekte der Cannabisindustrie.
Auf der Hauptbühne wurde unter anderem ein Hauptschwerpunkt des Kongresses unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet: die angestrebten Legalisierungen von Cannabis als Freizeitkonsum in Deutschland, der Niederlande und anderen Ländern weltweit, und die Frage, wie sich die europäische Cannabisindustrie dafür positionieren und au auen muss.
Panels zu Legalisierungsmodellen
In einem Panel versuchten beispielsweise Kenner der Cannabiswirtscha zu ergründen, ob die geplante zweite Säule des CanG das Erwachen des kommerziellen Marktes für Erwachsene in Deutschland einläuten wird. Dabei wurde darauf hingewiesen, dass die zweite Säule wichtig sei, um professionelle Qualitätssicherung zu gewährleisten. Qualitätssicherung diene sowohl dem Verbraucherschutz als auch der Konkurrenzfähigkeit ge-
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Ben Arn (CB Company) begrüßt die Besucher der CB Expo.
v.lks.: Moderator Michael Knodt (Journalist), Finn Hänsel (Sanity Group), Marc Brüngger (Pure Production), Frederike S. Fäscher (Pivot Regulatory) und Jörg Meyer-Brenken (Fluence) diskutieren die zweite Säule des CanG.
genüber dem Schwarzmarktangebot und würde damit den Erfolg der Modellprojekte fördern.
Als praktisches Hindernis für den Au au der Cannabisindustrie in Deutschland wurde der Mangel an erfahrenen Fachkrä en erwähnt. Anders als in der Schweiz, die auf langjährige Erfahrung mit der CBD-Produktion zurückgreifen und sie auf die THC-Produktion übertragen kann, fehle in Deutschland eine breit aufgebaute Wissensbasis. Es gäbe aber einen reichen Erfahrungsschatz bei Menschen, die bisher im Untergrund anbauen und ihn zur Verfügung stellen könnten, wenn durch Entkriminalisierung entsprechende Bedingungen gescha en werden. In einem weiteren Panel kamen Branchenexperten zusammen, um das niederländische Cannabisexperiment zu erörtern. Erst am Vortag war das grüne Licht für den Start des Experimentes Mitte Dezember in den Städten Breda und Tilburg gegeben worden. In dem Projekt beziehen alle Co ee-Shops in ausgewählten Gemeinden über einen festgelegten Zeitraum ihre Produkte von lizensierten Anbauern. Im Anschluss werden die Erfahrungen ausgewertet und für die politische Entscheidungs ndung zu Rate gezogen (siehe auch S. 38). Sollte das Projekt zu positiven Ergebnissen führen, könnte es eine zukün ige Cannabislegalisierung in den Niederlanden begünstigen.
Es wurde berichtet, dass manche Stakeholder in den ausgewählten Gemeinden nicht unbedingt vor Begeisterung sprühen, an dem Experiment teilzunehmen. Da sei zum einen die Sorge von etablierten Co ee-Shop-Besitzern, dass sie Einkommensverluste hinnehmen müssen, wenn sie keine eigenen Sorten mehr vertreiben können, die bisher als Alleinstellungsmerkmal und Konsumentenmagnet gedient haben. Als weiterer Sorgenfaktor wurde angesprochen, dass Konsumenten bestimmte Erwartungen an Haschisharoma haben, die von den in der Haschishproduktion unerfahrenen lizensierten Anbauern nicht erfüllt werden können. Im Gegenzug gäbe aber auch eine neue wachsende Konsumentengruppe der über 50-Jährigen, die noch keine gefestigten Erwartungen an das Aroma hat. Auf Seiten der Gemeinden würde befürchtet, das auf den Transportwegen die Kriminalität steigen könnte, doch die Panelisten sahen dafür keinen Anlass, da die teilnehmenden Anbauer und Co ee-Shop-Besitzer eng zusammenarbeiten, um die Logistik sicher zu gestalten. Als motivierender Faktor für Co ee-Shop-Besitzer stehe die Honung, im Falle einer Legalisierung eine Nachfolgeregelung zu nden, die es erlaubt, Geschä slizenzen für Co ee-Shops weiterzugeben, statt sie wie derzeit verfallen lassen zu müssen, wenn der derzeitige Besitzer in den Ruhestand geht.
Raum für Begegnung
Neben dem umfangreichen Kongressprogramm bot die CB Expo wie gewohnt viel Raum für Begegnung auf der Industrieausstellung, in der CB Lounge, die zu entspanntem Verweilen einlud sowie beim Networking-Apero und der A erparty. Im Expo Bereich stellten 45 Unternehmen Ihre Marken, Produkte und Dienstleistungen vor. Im Vergleich zu den Events in Zürich war die Ausstellung in Dortmund deutlich kleiner, aber die Organisatoren sind weitgehend zufrieden und haben bereits Pläne, sie
nächstes Jahr zu erweitern. „Für die erste Ausgabe der CB Expo an der InterTabac sind wir größtenteils zufrieden. Nun arbeiten wir daran, die CB Expo 2024 mehr in die InterTabac zu integrieren und den Expo-Teil allen InterTabac-Besuchenden zugänglich zu machen“, sagt Ben Arn. Dass die Zusammenarbeit mit der Messe Dortmund und InterTabac fortgeführt wird, ist beschlossene Sache. „Die Zusammenarbeit mit der Messe Dortmund und der InterTabac ist großartig: Ein menschliches Team in einem äußerst pro-
v.lks.: Moderator Moritz Förster (Krautinvest), Dirk Heidenblut (SPD), Daniel Kruse (European Industrial Hemp Association EIHA), Dirk Heitepriem (Aurora Europe, Branchenverband Cannabiswirtschaft e.V. BvCW), Dr. Ferdinand Weis (Kanzlei Dr. Engelhard, Weimar & Kollegen) und Katanja Kurth-Grieser (Cansativa) diskutieren Deutschlands geplante Cannabisreform.
v.lks.: Thomas Rau (LCC, Cannabisiness, Q-farms), Claas van Os (Q-farms), Kars Van Laarhoven (Dutch Leaf), Patrick Stevens (Holigram) und Corné Melissen (Kenzoll, Hollandse Hoogtes) erörtern das niederländische Cannabisexperiment.
fessionellen Betrieb – wir sind froh und dankbar für diesen starken Partner an unserer Seite“, freut sich Arn und bekrä igt die Entscheidung, die CB Expo an die InterTabac zu binden: „Die InterTabac ist die weltgrößte B2B-Messe für Tabak und Vape, und Cannabis ist mehr denn je ein Thema bei vielen Ausstellern. Mit dieser Zusammenarbeit etablieren wir die CB Expo zur größten und wichtigsten Cannabis B2B-Messe Europas.“ Die nächste CB Expo ndet vom 19.-21. September 2024 in Dortmund statt. ↙
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Nutzhanf in Deutschland –
er tut sich noch schwer
Die Nutzhanf-Anbauflächen in Deutschland sind 2023 um rund 1.109 Hektar auf eine Gesamtfläche von 5.834 Hektar zurückgegangen. Auf den ersten Blick ist das für alle, die sich für die Förderung des Nutzhanfanbaus engagieren, eine große Enttäuschung. Wie kann das sein? Waren doch die Anbauflächen in den Jahren zuvor von 3.114 Hektar im Jahr 2018 kontinuierlich auf zuletzt knapp 7.000 (6.943 Hektar) im Jahr 2022 geklettert.
Von Aaron Kamperschroer und Franz-Peter Schollen
Bernd Wortmann, Mitglied des Nutzhanf-Netzwerks und beru ich als Anbauberater und -vermarkter u. a. für ökologisch angebauten Nutzhanf tätig, sieht die Gründe für den Rückgang zum einen in der allgemeinen wirtscha lichen Lage: „Seit Corona, Ukraine-Krieg und der In ation sitzt das Geld der Verbraucher nicht mehr so locker. Darunter haben vor allem die höherpreisigen Bio-Produkte zu leiden. Da im Nutzhan ereich ebenfalls ein Großteil der Körnerernte auf Bio-Flächen angebaut wird, ist die Nachfrage nach Bio-Hanföl und den daraus gewonnen Produkten im letzten Jahr regelrecht zusammengebrochen. So haben viele Bio-Landwirte letztes Jahr schlechtere Preise für ihr Hanföl erzielt oder sind sogar auf ihrer Ernte sitzengeblieben. Da ist es verständlich, wenn diese Landwirte 2023 weniger oder gar keinen Nutzhanf mehr angebaut haben“, so der Berater aus dem rheinländischen Korschenbroich.
Als zweiten Grund führt Wortmann die regional stark ausgeprägte Frühjahrstrockenheit im Jahr 2022 ins Feld. Die hatte dazu geführt, dass auf überdurchschnittlich vielen Nutzhanfanbau ächen im Stadium der Jugendentwicklung nicht genug Niederschläge für ein gleichmäßiges und schnelles Wachstum der Hanfp anzen zur Verfügung standen. Dementsprechend schlecht waren die Ernteerträge, was den ein oder anderen Landwirt dazu
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bewegt haben dür e, dieses Jahr weniger oder gar keinen Nutzhanf mehr anzubauen.
Bei genauerer Analyse der Anbauzahlen für 2023 fällt ein Wert besonders ins Auge: Im Bundesland Brandenburg ist die Anbau-
äche von 452 Hektar im Jahr 2022 auf fast 1.500 Hektar im Jahr 2023 angestiegen. Dieser bemerkenswerte Anstieg ist wahrscheinlich auf die jüngst verstärkten Aktivitäten des in Brandenburg ansässigen Unternehmens Felde Fibre, vormals NFC Nettle Fibre Company zurückzuführen. Dieses Unternehmen verarbeitet Nutzhan asern, vorwiegend aus dem Winterhanfanbau, zu feinen Textilien.
Tatsächlich sind laut Angaben vom Zentrum für nachwachsende Rohsto e an der Landwirtscha skammer Nordrhein-Westfalen dieses Jahr 2.572 Hektar Winterhanf (für Zwischenfruchtanbau/ Zweitfrucht) in den 5.834 Hektar der Gesamtanbaustatistik enthalten. Letztes Jahr lag dieser Wert noch unter 1.500 Hektar. Demnach ist der „Einbruch“ der Sommerhanfanbau äche in 2023 noch weitaus dramatischer, als es die Zahlen der Gesamtanbau äche vermuten lassen
Trotzdem optimistisch
Trotz Rückgang der Nutzhanfanbau ächen im Jahr 2023 schauen die Experten des Nutzhanf-Netzwerks weiter optimistisch in die Zukun des Nutzhanfanbaus. „Es gibt einige ernstzunehmende Initiativen, wo private Unternehmer und Genossenscha en schon bald neue Verarbeitungsanlagen für die Fasern und Schäben der Nutzhanfp anze erbauen wollen“, meint dazu der erste Vorsitzende des Nutzhanf-Netzwerks, Joachim Klack. „Dies wird voraussichtlich dazu führen, dass in den kommenden Jahren zusätzliche Flächen in der Nähe dieser Anlagen für den Nutzhanfanbau genutzt werden.“
Optimismus ist auch angesagt, weil sich die Vorteile der verschiedenen Produkte, die man aus Nutzhanf herstellen kann, mehr und mehr rumsprechen. Von daher dür e die Nachfrage nach den Verarbeitungsprodukten wieder anziehen. Zwar sind diese Produkte in der Anscha ung je nach Produkttyp etwas teurer als die vergleichbare Standardware, auf der anderen Seite bieten sie aber ökologische Vorteile. Langfristig gesehen sind sie sogar kostengünstiger als die Standardware, wenn man beispielweise bei den Bausto en aus Nutzhanf auch die ökologischen Mehrwerte einbezieht (kaum Entsorgungskosten, Wiederverwertbarkeit etc.).
Fasern und Schäben aus Nutzhanfp anzen können, wenn sie zu Dämmmaterial oder gar zu Steinen für den Häuserbau verarbeitet werden, die Etablierung einer ökonomisch und ökologisch vorteilha en regionalen Wertschöpfungskette zwischen den Landwirten und der weiterverarbeitenden Industrie begünstigen. Dabei wird nicht nur jede Menge CO2 in den Bausto en gespeichert und damit dem Klimakreislauf entzogen, sondern auch ein von Grund auf nachhaltiger Wirtscha szweig aufgebaut, der durch die Integration von Nutzhanf in die Fruchtfolge der Landwirte langfristig den Böden zugutekommt. Denn Nutzhanf in der Fruchtfolge hil , die Verbreitung von Krankheiten zu stoppen und beugt Bodenerosionen vor.
Fasern und Schäben aus Nutzhanfpflanzen können, wenn sie zu Dämmmaterial oder gar zu Steinen für den Häuserbau verarbeitet werden, die Etablierung einer ökonomisch und ökologisch vorteilha en regionalen Wertschöp ngskette zwischen den Landwirten und der weiterverarbeitenden Industrie begünstigen.
Optimismus ist auch angebracht, wenn man die zahlreichen Aktivitäten betrachtet, die das Potenzial der Verwertung weiterer Nutzhan omponenten verdeutlichen. So forscht das Unternehmen Signature Products aus Ost ldern bei Stuttgart mit staatlicher Förderung sowie zusammen mit der Rügenwalder Mühle und anderen Lebensmittelkonzernen daran, wie man Nutzhanfkörner zu veganen Lebensmitteln verarbeiten kann. Die Akteure des Han aukollektivs, die zum Nutzhanf-Netzwerk gehören, zeigen, wie man aus den Schäben Steine für den Hausbau gewinnen und verarbeiten kann. Naturwerk-Borken, ein weiteres Mitgliedsunternehmen, entwickelt aus Han asern innovative Dämmpaneele zur Wärme- und Schalldämmung im Innenausbau.
Vorbild einer Bioökonomie
Leider sind die oben genannten Nutzhanf-verarbeitenden Unternehmen nicht in unmittelbarer Nähe zueinander angesiedelt. Das wäre aber der Idealfall, denn dann könnten die bisher vergleichsweise hohen Transportkosten reduziert und Synergien besser ausgeschöp werden. Auf diese Weise könnten die verschiedenen Produktkategorien aus den vielfältigen Nutzhanfkomponenten noch e zienter genutzt werden, wobei jeder Akteur seinen Beitrag zu einer nahezu vollständigen Verwertung der Nutzhanfp anze leistet: Landwirte bekommen durch die Kultivierung von Hanf eine wertvolle Alternativfrucht, die als Sommerfrucht die winterfruchtlastigen Fruchtfolgen au ockert und den Boden u. U. sogar saniert und regeneriert. Die Schäben werden zum Han aukollektiv geliefert, wo Steine für den Häuser-
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bau entstehen. Die qualitativen Fasern werden von Felde Fibre zu einer Textilfaser gesponnen und weiterverarbeitet. Das Naturwerk-Borken erhält die Fasern, die die Kriterien einer Textilindustrie nicht erfüllen und macht daraus Paneele zur Innendämmung. Die Samen werden von Signature Products zu Öl gemacht und vermarktet. In Zusammenarbeit mit Universitäten und staatlichen Institutionen wie den Landwirtscha skammern können diese Prozesse wissenscha lich begleitet und erforscht werden. Auch im Handel gibt es aktive Unternehmer, die sich die Vermarktung von Produkten aus der Nutzhanfp anze auf die Fahnen geschrieben haben. Gleiches gilt für die Bereiche der Textilien-, Papier- und Granulatherstellung. Da gibt es inzwischen zahlreiche vielversprechende Ansätze.
Politik sollte Rahmenbedingungen verbessern
Im Hinblick auf die inzwischen auch staatlicherseits angestrebte Klimawende verwundert es, dass die Politik keinerlei Entscheidungen tri , um den Nutzhanfanbau in Deutschland zu fördern, oder auf andere Art und Weise, wie beispielsweise die Simplizierung der gesetzlichen Reglements, zu unterstützen. Leider ist immer noch das Gegenteil der Fall. Nicht alle, aber viele Politiker
denken o enbar immer noch, wenn sie vom Nutzhanfanbau hören, dass die Renaissance des Nutzhanfes auf Umwegen dazu führen könnte, dem Rauschhanf Tür und Tor zu ö nen. An dieser Stelle sei nebenbei gesagt, dass für den Anbau von Rauschhanf in Deutschland, wenn er denn tatsächlich legalisiert wird, gerade mal geschätzte 1.000 ha Anbau ächen ausreichen, unter Gewächshausdächern sogar nur einen Bruchteil davon, um die Deutschland-Nachfrage nach den Cannabisblüten zu erfüllen. Anders als es Landwirtscha sminister Özdemir zu Beginn seiner Amtszeit noch verkündete, wird durch die Cannabislegalisierung also kein zusätzliches Einkommensstandbein für die breite deutsche Landwirtscha entstehen.
Für das weitere, möglichst zügige Wachstum des Nutzhanfanbaus ist es vielmehr wichtig, dass die Politik die Unterschiede zwischen Rausch- und Nutzhanf klar erkennt und entsprechend handelt. Anders als das berauschende Cannabis, das auf THCGehalte um die 10 % und mehr kommt, hat Nutzhanf so geringe THC-Gehalte, dass man sich damit nicht berauschen kann. Dennoch besagen die amtlichen Vorschri en in Deutschland derzeit, dass nur solche Nutzhanfsorten angebaut werden dürfen, deren THC-Gehalt maximal 0,3 % beträgt.
Der niedrige Grenzwert ist ein starker Bremsschuh für die Wirtscha lichkeit des Nutzhanfanbau. Denn die Züchter neuer Nutzhanfsorten müssen ständig den niedrigen Grenzwert beachten. Das macht es für sie viel schwieriger, neue ertragreichere Sorten zu züchten, mit deren Hilfe der Nutzhanfanbau wirtscha licher gemacht werden könnte. Denn der Rückgang der Anbau ächen in diesem Jahr hat gezeigt, dass je nach Marktentwicklung sowie in Abhängigkeit von der Witterung bei der Wirtscha lichkeit momentan nur wenig Spielraum vorhanden ist, um auch schlechtere Rahmenbedingungen zu verkra en.
Potenziale besser ausschöpfen
Die Forderung nach einem maximalen THC-Gehalt von 1 % für in Deutschland angebaute Nutzhanfsorten soll dem Rechnung tragen. Denn die Züchter von Nutzhanfsorten könnten ihren Fokus bei einem höheren Grenzwert verstärkt auf andere qualitative Aspekte legen. Dies könnte beispielsweise Sorten einschließen, bei denen die Körner gleichmäßiger reifen als dies derzeit der Fall ist, was zu höheren Erträgen führen würde. Oder zu einer verstärkten Züchtung von Mehrnutzungssorten, bei denen die optimalen Erntetermine für die Körner und die Stängel in etwa gleichzeitig liegen. Damit könnten alle Landwirte beide Fraktionen ernten und damit die Wirtscha lichkeit des Nutzhanfanbaus erheblich steigern. Auch die Entwicklung von Hanfvollerntemaschinen, die mehrere Komponenten in einem Prozess ernten, könnte in Zukun die Preise für Endprodukte aus Nutzhanf senken und die Nachfrage steigern.
Noch viele Importe
Angesichts der zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten und Vorteile sollte man meinen, dass der Nutzhanfanbau in unserem
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Hanfwolle
Dämmplatten aus Hanffasern
Ein Knackpunkt ist, dass trotz der bei uns bestehenden Nachfrage nach den verschiedenen Endprodukten, die Anbieter dieser Produkte bislang jede Menge Rohwaren aus China, Frankreich und anderen europäischen Ländern importieren.
Land eigentlich viel stärker verbreitet sein müsste, als es zur Zeit der Fall ist. Ein Knackpunkt ist, dass trotz der bei uns bestehenden Nachfrage nach den verschiedenen Endprodukten, die Anbieter dieser Produkte bislang jede Menge Rohwaren aus China, Frankreich und anderen europäischen Ländern importieren. Denn sie sind dort billiger zu kriegen, als dies in Deutschland der Fall ist. Auf der anderen Seite gibt es bei uns viele Landwirte, die gerne Nutzhanf anbauen würden, wenn sie bessere Erlöse erzielen könnten, als es die Märkte hergeben. Ein weiterer Punkt: Es gibt noch viel zu wenige Verarbeiter in Deutschland, welche den Landwirten die rohe Ernteware abkaufen, um diese dann für die weiteren Verabeitungsschritte aufzubereiten. Bei den momentan weniger als zehn Verarbeitern han-
delt es sich in der Regel um etablierte Unternehmen, die eng und erfolgreich mit Vertragslandwirten in ihrer regionalen Nähe zusammenarbeiten. Darüberhinaus gibt zwar einige potentielle Neuinvestoren, die das hohe Potenzial von Nutzhanf erkannt haben. Doch die zögern bislang noch, weil ihnen das wirtschafliche Risiko zu hoch erscheint.
Hier könnte die Politik unterstützen, indem sie die Entwicklung einer Strategie für Nutzhanfp anzen vorantreibt, ähnlich wie es bereits erfolgreich bei der Eiweißp anzenstrategie für den verstärkten Sojaanbau umgesetzt wurde. Eine solche Initiative könnte dazu beitragen, nicht nur den Anbau, sondern auch die gesamte Lieferkette für Nutzhanf nachhaltig voranzutreiben. ↙
Dipl. Agraringenieur Franz-Peter Schollen ist Gründungsmitglied des Vereins Nutzhanf-Netzwerk e.V. und im erweiterten Vorstand v.a. für die Pressebetreuung des Vereins tätig. Der gemeinnützige Verein (www.nutzhanfnetzwerk.de) verfolgt v.a. das Ziel, die Ö entlichkeit über das Potenzial von Nutzhanf als nachwachsenden Rohsto zu informieren. Zu den weiteren Aufgaben zählt, Landwirte beim Anbau von Nutzhanf zu beraten und sie mit Verarbeitern zusammenzubringen.
Aaron Kamperschroer ist ehrenamtlicher Geschä sführer des Nutzhanf-Netzwerk e.V. und hat seit seinem Studium das Ziel, den Nutzhanf in Deutschland stärker in die Industrie zu integrieren. Mit der Vereinsgründung wurden Strukturen gescha en, die es ihm ermöglichen, Akteure entlang der Wertschöpfungskette miteinander zu verbinden, zu informieren und zu beraten.
IM RAMPENLICHT 2023 02 | 19
Hanfsamen
Textilhanf Made in Germany
Spitzenqualität und Ökologie vom Acker bis zum Hemd
Nachhaltigkeit und bewusster Konsum liegen im Trend. Neue Faseraufbereitungsprozesse und spezielle Anbauverfahren ermöglichen eine hochqualitative und wirtschaftliche Nutzung von Hanffasern als Garn mit Vorteilen für Landwirte und Verarbeiter.
Von Michael Dickeduisberg und Heiko Beckhaus
In Deutschland wurde in den vergangenen Jahren die Verarbeitung und der Anbau von besonderem Hanf entwickelt. Nachhaltigkeit und bewusster Konsum sind Trend dieses Jahrzehnts und längst keine Nische mehr in der Gesellscha Textilien aus Naturfasern – am besten aus heimischer umweltfreundlicher Produktion – gewinnen in diesem Kontext schnell an Bedeutung und sind die akzeptierte Lösung für Mikroplastik aus Wäsche und Kunststo müll. Doch die weltweite Konkurrenz um Qualität und Preis ist hoch und durch jahrzehntewährende preissensible Importpolitik ist die Abhängigkeit gewachsen und die Kontrolle der Produktionsbedingungen und der ökologischen und sozialen Gesichtspunkte sind abgebaut worden. Die Wende kam in den letzten Jahren. Ein innovativer Unternehmer und vom Hanf begeisterte Landwirte haben gemeinsam die technischen Faserau ereitungsprozesse und spezielle Anbauverfahren für hochqualitative und auf dem Markt konkurrenzfähige Han asern entwickelt. Vor Beginn eines gemeinsamen Innovationsansatzes standen zwei Probleme. Die Industrie konnte aus heimischen Naturfasern, insbesondere dem faserreichen Hanf, keine feinen Textilfasern erzeugen und war daher auf Importware angewiesen. Als Rohsto ieferanten wollten die Landwirte gerne Hanf als p anzenbaulich wertvolle Kulturp anze anbauen, die geringe Wertigkeit der erzeugten Fasern
WISSENSCHAFT + PRAXIS 20 | 2023 02
Wesentliche Vorzüge des Hanfs im Ackerbau sind unter anderem Verzicht auf Pflanzenschutzmittel durch schnelle und gute Bodenbedeckung, gute Durchwurzelung, gute Bodenqualität für Folgekulturen und sehr gutes Nährsto aneignungsvermögen.
ließ den Hanfanbau zur Fasererzeugung in vielen Region jedoch unwirtscha lich erscheinen.
Neue Wege in der Landwirtscha
Klassischer Hanf wird auf deutschen Acker ächen im Mai gesät und zwischen August und Oktober geerntet. Die hochwachsenden Hanfp anzen erzeugen in ihren über 3 m langen Stängeln Fasern. Diese sind allerdings dick und spröde und daher nicht für feinere Garne für die Textilindustrie zu verwenden. Sie werden bisher überwiegend im sto ichen Bereich als Dämmmaterial, für Vliese und andere technische Zwecke in Industriebetrieben aufbereitet. Durch die geringe Wertigkeit der Fasern konnten die Au ereitungsanlagen, die ihrerseits die Endprodukte am Markt umsetzen müssen, den Landwirten bisher nur geringe Preise zahlen. Für Anbauer in räumlicher Nähe zu einer der wenigen bundesweiten Au ereitungsanlagen genügten die Auszahlungspreise für einen wirtscha lichen Anbau. Mit zunehmender Entfernung des landwirtscha lichen Betriebs von der Au ereitungsanlage wuchsen die Transportkosten und machten den Anbau auf der begrenzten Fläche weniger lukrativ als Getreide, Zuckerrüben, Mais oder Karto eln. Folglich wurde Hanf trotz seiner vielen Vorteile für den Boden und Ackerbau nicht angebaut. Wesentliche Vorzüge des Hanfs im Ackerbau sind unter anderem Verzicht auf P anzenschutzmittel durch schnelle und gute Bodenbedeckung, gute Durchwurzelung, gute Bodenqualität für Folgekulturen und sehr gutes Nährsto aneignungsvermögen. Probierfreudige Landwirte begannen den Hanf zu unüblichen Zeiten in den Boden zu säen, wenn eigentlich keine Kulturen wachsen, um die positiven E ekte des Hanfs zu nutzen. So gibt es in der Landwirtscha Zeiten, in denen nach Ernte der ersten Frucht, wie beispielsweise Getreide im Sommer, bis zur Aussaat der neuen Kultur, wie Mais im nächsten Frühjahr, der Acker ungenutzt bleibt. In dieser Zeit wächst aufgrund der begrenzten Wachstumszeit keine zur Vermarktung angedachte Kultur. Die Landwirte säen sogenannte Zwischenfrüchte. Diese sollen den Boden bedecken, Nährsto e speichern und Humus au auen, bevor sie im Frühjahr ohne Ernte untergep ügt werden. Neben den positiven E ekten für den Boden bleibt eine wirtscha liche Nutzung aus. Wird an dieser Stelle Hanf ausgesät, so wird die Anbaukonkurrenz mit Getreide oder Mais vermieden. Die Landwirte stellten gutes Wachstum des Hanfs vor dem Winter fest und waren erstaunt, im Frühjahr nach dem Winter ab-
gestorbene Hanfp anzen vorzu nden, die ihre Fasern teilweise freilegten. Die Idee, diese Fasern technisch zu nutzen und den Hanf somit zu ernten war geboren. Dank des innovativen nachgelagerten Unternehmens wurde versucht, die Fasern dieses Hanfs aufzubereiten und eine besondere Feinheit festgestellt.
In den folgenden Jahren musste der Anbau optimiert und untersucht werden, um einerseits hoch qualitative Rohsto e zu erzeugen und andererseits eine Sicherheit im Anbauerfolg zu haben. Inzwischen wird der Hanf möglichst zeitnah nach der Gerstenernte im Juli ausgesät, etwas mit Gülle für die Nährsto versorgung gedüngt und im folgenden Februar bis März mit bekannter Grünlandtechnik bestehend aus Mähwerk und Presse geerntet. Durch den Einsatz bekannter Technik anstelle von hauptsächlich üblicher Hanf-Spezialtechnik kann jeder Betrieb leicht in den Anbau einsteigen. Begünstigt wird diese Erntetechnik durch einen im Vergleich zum Sommerhanf geringeren Ertrag. Die Blätter sind zur Ernte bereits abgefallen und bleiben als Nährsto ieferanten auf dem Acker zurück. Die Biomasseerträge von bis zu 3 t/ha liegen zwar deutlich unter den zu erwartenden 10 t/ha des Sommerhanfs, dafür haben die Fasern eine höhere Qualität, wodurch sich höhere Auszahlungspreise ergeben. Transporte lassen sich dadurch eher bezahlen und realisieren. Für Landwirte liegt der Vorteil dieses Anbauverfahrens in der ökonomischen Nutzung einer Zwischenfrucht unter gleichzeitigem Genuss der positiven E ekte auf den Boden. Das kleine Zusatzeinkommen ist sehr willkommen und der Stolz, Partner der deutschen Textilien und Bioökonomie zu sein, ist bei den meisten Anbauern ebenso bedeutend.
WISSENSCHAFT + PRAXIS 2023 02 | 21
Vom Feld zum Garn
Nach der Ernte des trockenen Hanfstrohs werden die Rund- oder Quaderballen beim Landwirt eingelagert oder nach Absprache mit dem Verarbeiter direkt zur Entholzung transportiert. Die notwendige Röste als sogenannte Standröste erfolgt sehr schonend über den Winter, so dass die mechanische Trennung der außenliegenden Faserbündel, auch Bast genannt, vom holzigen Kern ohne hohen Energieaufwand vollzogen werden kann. Nun gilt es, die freigelegten Faserbündel von den kleinen Holzteilchen vollständig abzutrennen, um bei der Lösung, der durch Lignine und Pektine – die natürlichen Klebsto e in allen P anzen – verbundenen Faserbündel, die elementaren feinen Han asern erhalten zu können. Dazu wurde mit einem Partnerunternehmen ein sogenannter „Abkochprozess“ entwickelt, der völlig ökologisch mit nur geringem Energieverbrauch unter Druck in Autoklaven die Fasern abkocht. Er ist mit einem Schnellkochtopf im Haushalt zu vergleichen: die Garung von Naturprodukten gelingt wesentlich schneller als bei normalem Kochen. Die Temperatur des Wassers ist eben unter Druck höher und damit nden Prozesse und so auch das Lösen von Klebsto en zur Freilegung der elementaren Hanf-
In Deutschland wurde in den vergangenen Jahren die Verarbeitung und der Anbau von besonderem Hanf entwickelt.
fasern schneller statt. Ferner ist es wichtig, wie beim Wäsche waschen, ein Waschmittel – Tensid – zuzusetzen, damit der Lösungsprozess noch schneller und einheitlicher statt ndet.
Die freigelegten ca. 7 bis 8 cm langen elementaren Han asern können nun in verschiedensten Verfahren zu Garnen versponnen werden. Die originale Faserlänge kann nur in einem Streichoder Kammgarn, ggf. abgemischt mit anderen Fasern oder zu 100 %, zu groben Hanfgarnen versponnen werden. Allerdings hat sich das Baumwoll- oder Ringspinnverfahren durchgesetzt, so dass weltweit ca. 90 % aller Spinnereien auf diesem Verfahren basieren. Daher müssen die elementaren Han asern weitestgehend eingekürzt – auch Cottonisierung genannt – und zur Zeit noch mit anderen Fasern abgemischt werden, um feine Garne herstellen zu können, aus denen man auch weiche Textilien wie Unterwäsche herstellen kann. ↙
Dr. Michael Dickeduisberg leitet das Zentrum für nachwachsende Rohsto e bei der Landwirtscha skammer NRW. Seit vielen Jahren werden Versuche mit Sommer- und Winterhanf durchgeführt. Dabei wurde das Anbauverfahren Winterhanf weiterentwickelt.
Dr. Heiko Beckhaus beschä igt sich seit 2008 mit dem Anbau und der Verarbeitung von nachwachsenden heimischen Faserp anzen. Er betreibt seit mehr als zehn Jahren eine Multi -Purpose-Anlage für elementare Naturfasern „Made in Germany“. Eine Neuanlage für 20.000 t/a Hanfstroh wird im ersten Quartal 2024 mit Hilfe eines Investors in Betrieb genommen.
Als Hersteller von elementaren Han asern in Deutschland arbeiten die Autoren intensiv daran, schon bald auch feine 100 %ige Hanfgarne herstellen lassen zu können.
WISSENSCHAFT + PRAXIS 22 | 2023 02
Lagerlogistik-Sammellager im Kreis Gütersloh
Winterhanf-Bestand kurz vor Vegetationsende
Arbeitskräfte einstellen in der Cannabisbranche
Tipps für Unternehmen
Die europäische Cannabisindustrie erlebt derzeit einen Wandel wie nie zuvor. Mit der zunehmenden Legalisierung und der Anerkennung des enormen Potenzials dieses Sektors stehen die Cannabisunternehmen in Europa vor einem bedeutenden Wachstum.
Vom Anbau und der Extraktion bis hin zu Vertrieb und Einzelhandel erfordern die verschiedenen Aspekte dieser Branche qualizierte und motivierte Arbeitskrä e. Um sicherzustellen, dass Ihr Unternehmen der Zeit voraus ist, brauchen Sie die richtigen Talente. Aufgrund der einzigartigen Herausforderungen des Cannabissektors ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, über eine spezialisierte Einstellungsplattform zu verfügen, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Worauf Sie bei einer Jobplattform achten sollten
Branchenorientierte Inserate: Bewerber müssen in der Lage sein, Ihre Angebote zu nden, und auf allgemeinen Jobplattformen kann Ihr Angebot leicht unter Tausenden oder Zehntausenden von Angeboten für eine ähnliche Stelle verloren gehen. Wenn Sie eine branchenspezi sche Plattform nutzen, kann Ihre Stelle leicht gefunden werden, da die Zahl der konkurrierenden Angebote viel geringer ist.
Relevante Reichweite: Angesichts des angespannten Arbeitsmarktes und der besonderen Herausforderungen der Cannabisbranche ist es wichtig, Bewerber zu nden, die sich für die Branche interessieren und nicht nur auf der Suche nach einem anderen Job sind. Wenn man Mitarbeiter ndet, die sich für die Branche interessieren, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie für einen anderen Job das Unternehmen verlassen. Es erhöht auch ihre persönliche Bindung an das Produkt und die Branche, was sich in ihrem Enthusiasmus widerspiegelt, wenn sie mit anderen in der Branche oder mit Kunden in B2C-Unternehmen interagieren.
E zienz und Zeitersparnis: In der schnelllebigen Geschä swelt von heute ist Zeit Geld. Arbeitgeber sollten sich darauf konzentrieren, Bewerber mit den richtigen Quali kationen und einer Leidenscha für den Cannabissektor zu erreichen. Die Einstellung des „falschen“ Bewerbers kostet das Unternehmen nicht nur Zeit, sondern kann auch nanziell kostspielig sein. Letztendlich stellt eine cannabisspezi sche Plattform sicher, dass Arbeitssuchende und Arbeitgeber miteinander in Verbindung gebracht werden, die perfekt zueinander passen.
Branding des Unternehmens: Die Bewerber von heute suchen nach Unternehmen, mit denen sie sich identi zieren können. Dies kann sich auf unterschiedliche Weise widerspiegeln, von der Bürokultur über wohltätige Zwecke, die das Unternehmen unterstützt, bis hin zu den Vorteilen, die es bietet, wie z. B. kostenlose Kinderbetreuung. Es ist wichtig, dass Ihr Unternehmen in der Lage ist, sehr detaillierte Stellenausschreibungen zu erstellen, in denen seine Kultur, Werte und spezi schen Anforderungen dargestellt werden. So wird sichergestellt, dass potenzielle Bewerber verstehen, was Ihr Unternehmen auszeichnet.
Branchenkenntnisse: Der Cannabissektor ist anders als jeder andere, mit seinen einzigartigen Vorschri en, Komplexitäten und Nuancen. Eine Plattform, die über Branchenkenntnisse verfügt, versteht die spezi schen Fähigkeiten und Quali kationen, die für den Erfolg in diesem Bereich unerlässlich sind. Dieses Wissen stellt sicher, dass sowohl Stellensuchenden als auch Arbeitgebern Angebote unterbreitet werden, die perfekt mit ihren Zielen und Anforderungen übereinstimmen. Darüber hinaus kann eine Plattform mit Branchenkenntnissen nützliche Einblicke in Markttrends, Gehaltsinformationen und die Dynamik der Cannabisszene bieten, was den Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verscha .
Die Zusammenarbeit mit einer Plattform, die sich in der Cannabisbranche bestens auskennt, wird zu einer strategischen Notwendigkeit in einem Bereich, in dem Talente sehr gefragt sind, und ermöglicht schnelle und erfolgreiche Kontakte zwischen Arbeitsuchenden und Arbeitgebern.
In einer wachsenden Branche wie Cannabis kann der Zugang zu den richtigen Talenten den Unterschied ausmachen. In Anbetracht der großen Vorteile, die es mit sich bringt, die richtigen Mitarbeiter zu nden, und der potenziell hohen Kosten, die durch die Einstellung der „falschen“ Mitarbeiter entstehen, ist es unerlässlich, dass die Unternehmen alle ihnen zur Verfügung stehenden Instrumente für den Einstellungsprozess nutzen. ↙
2023 02 | 23 PR BEITRAG
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Patientenversorgung mit cannabisbasierten Arzneimitteln
Überlegungen zu Konzepten und Darreichungsformen
Derzeit kommt Rezepturarzneimitteln eine außerordentliche Bedeutung für die medizinische Versorgung in Deutschland zu, lediglich 20 % der ärztlichen Verordnungen entfallen auf Fertigarzneimittel. Zukünftig könnte die Anzahl der mit Cannabis therapierbaren Patientinnen und Patienten um ein Vielfaches anwachsen und ein adäquates Versorgungsmodell erfordern. Ausgehend von der aktuellen Versorgungslage versucht dieser Impulsartikel, Überlegungen und Ansätze für den Umgang mit und Perspektiven für Rezepturarzneimitteln anzusprechen und zu diskutieren. Von Armin Prasch
Für die Fertigarzneimittel gelten die rechtlichen Vorgaben des AMGs. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist nur für die Einordnung, Prüfung und Überwachung der Fertigarzneimittel zuständig, nicht jedoch für die Prüfung und Überwachung der Rezepturarzneimittel. Vergleicht man die erhobenen Verordnungszahlen aus der Sonderbeilage zur GKV-Arzneimittel-Schnellinformation (GAMSI) der Jahre 2021 und 2022[1] so bleiben die Verordnungen für die Fertigarzneimittel nahezu konstant mit 22 % im Jahr 2021 und 21 % in 2022. Berücksichtigt man bei dieser Betrachtung zusätzlich noch die Selbstzahler, die überwiegend mit getrockneten Blüten und Cannabisextrakten behandelt werden, ist davon auszugehen, dass der Therapieanteil an Fertigarzneimittel noch geringer ist. Dies bestätigt die außerordentliche Bedeutung der Rezepturarzneimittel für die aktuelle medizinische Versorgung in Deutschland.
Die Überwachung des Marktes bzw. des Marktzugangs liegt in der Hand der zuständigen Landesbehörden der jeweiligen Bundesländer. Nur die jeweiligen Landesbehörden sind explizit auch für das Inverkehrbringen der Rezepturarzneimittel verantwort-
WISSENSCHAFT + PRAXIS 24 | 2023 02
lich. Besonders ist, dass die Landesbehörden für ihren regionalen Zuständigkeitsbereich jeweils unterschiedliche Au assungen zu Cannabisprodukten haben können, z. B. hinsichtlich der Einordnung als Wirksto bzw. der Bewertung als Arzneimittel. Diese unterschiedliche Einstufung und deren Auslegung hinsichtlich der Verkehrsfähigkeit führt auch immer wieder zu einer gerichtlichen Überprüfung verschiedener Produkte. Legt man eine mögliche Prävalenz von ca. 1-1,5 % für mit Cannabis therapierbare Patientinnen und Patienten zugrunde, könnte die Zahl der Patienten allein in Deutschland durchaus auf mehr als 1.000.000 ansteigen. Eine adäquate Versorgung einer solch großen Patientengruppe kann auf der Basis der heutigen Praxis mit dem aktuellen Split von Rezeptur- und Fertigarzneimittel ziemlich sicher nicht gewährleistet werden. Regelmäßig wird diskutiert und kritisch angemerkt, ob Rezepturarzneimittel dem aktuellen Arzneimittelstandard hinsichtlich Standardisierbarkeit, Qualität und Versorgungssicherheit ächendeckend entsprechen können bzw. dass deren medizinisch-therapeutischer Nutzen nicht ausreichend belegt ist. Deshalb ist davon auszugehen, dass vor allem der GKV versuchen wird, diesen Sonderfall für Cannabis, der häu g als „Systembruch“ bezeichnet wird, einzuschränken; besonders wenn die Patentenzahlen zukün ig weiter steigen. Dies wird sich vor allem auf die Erstattungsfähigkeit der Rezepturarzneimittel auswirken, vermutlich weniger auf die Verordnungsmöglichkeiten. Besonders muss aber auch darauf geachtet werden, dass durch sich ändernde Rahmenbedingungen infolge einer umgesetzten Legalisierung, Patienten nicht in die unbetreute Selbstmedikation gezwungen werden.
Cannabisbasierte Rezepturarzneimittel
Die geltenden Regelungen und die erforderliche Dokumentation sind für Rezepturarzneimittel keinesfalls vergleichbar mit Daten, die für eine Arzneimittelzulassung eingereicht werden müssen. Die Herstellung von Rezepturarzneisto en beginnt mit dem kontrollierten Anbau der p anzlichen Ausgangssto e der Cannabisblüte unter GACP-Bedingungen in sicheren Herkun sländern. Die weiterhin erforderliche Herstellung eines Rezepturarzneimittels erfolgt gemäß Verordnung in einer Apotheke, diese muss mindestens einen „wesentlichen Herstellungsschritt“ umfassen. Eine reine Umverpackung in der Apotheke kann nicht als wesentlicher Herstellschritt bezeichnet werden. Die Grundlage für diesen Sonderweg der Rezepturen liefert das AMG in §21 Abs. 2 Nr.1. Demnach werden Apotheken auf der Basis der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) ermächtigt, Rezepturen auf Basis von Anweisungen herzustellen. Zusätzlich zu den monographierten DAC-Reinsubstanzen Dronabinol (THC) und Cannabidiol wurden mit Einführung des Cannabisgesetzes im Jahr 2017 getrocknete Cannabisblüten und eingestellte Cannabisextrakte de niert und damit auch verordnungsfähig; nach Genehmigung auch erstattungsfähig durch Krankenkassen gemäß § 31 Abs. 6 SGB V. Für diese Rezepturen sind entsprechende Herstellvorschri en im „Neue Rezeptur Formularium“ (NRF) monographiert. Basierend auf einer ärztlichen Verordnung werden diese Herstellvorschriften patientenindividuell in den Apotheken für die Abgabe von
Die geltenden Regelungen und die erforderliche Dokumentation sind für Rezepturarzneimittel keinesfalls vergleichbar mit Daten, die für eine Arzneimittelzulassung eingereicht werden müssen.
getrockneten Cannabisblüten oder eingestellten Cannabisextrakten verwendet. Für die kommerzielle Abgabe an Apotheken bedarf es für Marktteilnehmer bzw. Lieferanten der Ausgangssto e lediglich einer Großhandelserlaubnis gemäß AMG §52a (inkl. BtM-Lizenz) und ggf. einer Importerlaubnis gemäß AMG §72. Diese vergleichsweise geringen produktspezi schen Anforderungen bzw. Dokumentationsp ichten ermöglichten es, dass in Deutschland im Laufe der letzten sechs Jahre mehr als 80 Großhändler-Apotheken mit mehr als 200 Sorten oder Varianten von Cannabisblüten, von mehr als 30 Herstellern aus 14 Herkun sländern, belieferten. Von den Sorten sind in der Regel nicht alle lieferbar, aktuell sind aber sicher mehr als 100 verfügbar. Ein ähnliches Bild ergibt sich für Cannabisextrakte: Hier sind mehr als 80 Extrakte von 30 Herstellern gelistet. Diese Produktvielfalt lässt sich seitens Ärztescha und der Patientinnen und Patienten nur schwer überblicken und zudem gibt es dafür kaum eine medizinische Begründung oder Rechtfertigung.
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Legt man eine mögliche Prävalenz von ca. 1-1,5 % für mit Cannabis therapierbare Patientinnen und Patienten zugrunde, könnte die Zahl der Patienten allein in Deutschland durchaus auf mehr als 1.000.000 ansteigen.
Der größte Teil der Verordnungen (mehr als 60 %) entfällt auf getrocknete Blüten zur inhalativen Anwendung mittels eines geeigneten Verdampfers. Das Rauchen von getrockneten Blüten ist explizit keine verordnungsfähige Abgabe für medizinische Anwendungen. Grundlage dafür ist das schnelle An uten und der dadurch bedingte schnelle Wirkeintritt, wodurch insbesondere bei akuten Beschwerden die inhalative Aufnahme die Anwendung der Wahl ist. Mit oralen Anwendungen von Tropfen aus Lösungen lässt sich dieses schnelle An uten nicht erreichen, andererseits können aber orale Darreichungsformen für Daueranwendungen vorteilha sein. Die Therapieschemata werden in der Regel zwischen Arzt und Patient individuell festgelegt. Die derzeit auf dem deutschen Markt be ndlichen inhalierbaren Darreichungsformen der getrockneten Blüten zum Verdampfen sind wirksam, jedoch hinsichtlich ihrer Standardisierbarkeit und Reproduzierbarkeit nachteilig. Ebenso gilt, dass das Inhalieren und Verdampfen von getrockneten Blüten in der Ö entlichkeit immer noch mit einer Stigmatisierung für die Patienten und Patientinnen verbunden ist, mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die medizinische und pharmazeutische Akzeptanz dieser Anwendung. Diese lässt sich nicht mit etablierten Qualitätsansprüchen klassischer inhalativer, pulmonaler Darreichungsformen vergleichen. Daraus lassen sich Argumente für alternative Produkte direkt ableiten: Etablieren einer diskreten Darreichungsform mit vergleichbarer oder besserer Pharmakokinetik auf Basis einer standardisierbaren Ausgangsqualität des Wirksto es bei gleichzeitig einstellbarer und dosierbarer Wirksto abgabe in Qualität und Quantität beim Inhalieren. Blüten als Rezepturausgangssto sind in der Wirksto quantität und -qualität nicht homogen und schwieriger zu standardisieren als Extrakte. Beim Verdampfen des gesamten Blütenmaterials werden außerdem nicht wirksame Bestandteile mit inhaliert. Diskretere Darreichungsformen wie inhalierbare Extrakte sollten deshalb klare Vorteile haben. Für das Verdampfen eines Arzneimittels mittels eines Medizinproduktes gilt die Medizinproduktrichtline MDR 2001/83/EG mit Gültigkeit als EU-Verordnung 2017/745, mit der Folge, dass das verwendete Gerät als Medizinprodukt zugelassen sein muss. Für das Verdampfen von Cannabis bedeutet dies:
• Wird Cannabis zusammen mit dem Medizinprodukt als integriertes Produkt in den Verkehr gebracht und die Kombination ausschließlich und nicht wiederverwendbar genutzt, unterliegt diese Kombination dem Regelwerk des AMGs. Für den Medizinproduktteil gelten die Anforderungen des Anhangs 1 der MDR.
Diese Anforderungen können, müssen aber nicht, im Rahmen einer CE-Zerti zierung evaluiert werden. Zu diesen Produkten gehören vorgefüllte Spritzen, aber auch mit einem bestimmten Arzneimittel, konkret mit Cannabinoiden, vorgefüllte Zerstäuber oder Verdampfer zur einmaligen Verwendung.[2]
• Wenn das Medizinprodukt zusammen mit dem Arzneimittel verpackt ist oder wenn in der Produktinformation oder auf den Internetseiten des Pharmazeutischen Inverkehrbringers des Arzneimittels auf ein bestimmtes zu verwendendes Produkt verwiesen wird und das Produkt separat erworben wird, unterliegt das Medizinprodukt den Anforderungen der MDR und muss mit einer CE-Kennzeichnung versehen sein. Grundsätzlich bedeutet dies jedoch, dass das Gerät nur als zugelassenes Medizinprodukt verordnet und in den Verkehr gebracht werden kann.[2]
Da bei Rezepturarzneimitteln die Verantwortung für die Abgabe an Patenten alleine beim Apotheker liegt, ist dieser auch dafür verantwortlich, dass ausschliesslich zugelassene Verdampfer abgegeben und verwendet werden. Mit der Abgabe eines nicht zugelassenen Verdampfers würde sich der Apotheker stra ar machen. Neben getrockneten Blüten stehen in Deutschland vor allem die Vollspektrum-Extrakte und THC/CBD-haltige Lösungen zur oralen Anwendung zu Verfügung. Seit 2020 enthält das Deutsche Arzneibuch eine Monographie für eingestellte Extrakte.[3]
Ansätze für alternative Konzepte und Darreichungsformen
Alternative cannabisbasierte Arzneimittel werden international vereinzelt bereits kommerzialisiert, auch wenn es sich dabei nicht um Fertigarzneimittel mit vollständiger Prüfung handelt. In Australien können entsprechend einer Richtlinie der australischen Arzneimittelbehörde TGA (gemäß Special Access Scheme 4 oder 8) zur Abgabe von cannabisbasierten Arzneimitteln fertige Arzneimittel auf der Basis einer ärztlichen Verschreibung direkt in der Apotheke an Patienten abgegeben werden. Die fertigen Arzneimittel müssen gemäß GMP bei einem pharmazeutischen Hersteller hergestellt und auch freigegeben werden, wobei es für das fertige Produkt keine Prüfung und Freigabe durch die TGA braucht. Die GMP-Herstellung liegt in der Überwachungsp icht des jeweiligen Herstellungslandes. Für den Fall einer Herstellung des fertigen Produktes in Form eines sekundärverpackten Arzneimittels zur direkten Abgabe in einer Apotheke in Australien, bedeutet dies, dass die GMP-
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gerechte vollständige Herstellung durch eine lokale Behörde beim Hersteller überwacht wird. Die Verkehrsfähigkeit nach Import in Australien liegt in der Verantwortung des Inverkehrbringers, der wiederrum von der TGA routinemäßig überwacht wird. Die TGA führt keine spezi sche Prüfung des Produktes durch.
Ein derartiges Produkt kann in Deutschland nicht abgegeben werden, da es die Ausnahme zur Zulassungsp icht für Arzneimittel gemäß AMG §21 nicht erfüllt. Gleichwohl kann davon ausgegangen werden, dass das Produkt hinsichtlich Qualität der Ausgangssubstanzen, Validierung des Herstellungsprozesses und der analytischen Methoden, Haltbarkeit, Spezi kation und Freigabezerti kate des Endproduktes, die hohen Anforderungen an pharmazeutische Produkte dokumentiert erreichen kann – anders als dies für Rezepturarzneiformen aktuell belegt werden muss. Die begleitende Produktdokumentation kann als Dossier auf Basis eines CTD-Formats erstellt werden. Wie ausgeführt braucht es diesen Aufwand für Rezepturarzneimittel in Deutschland nicht, vielleicht wäre es jedoch eine Möglichkeit durch Einführung einer vorgelagerten Dokumentenprüfung durch das BfArM, die Qualität von cannabisbasierten Arzneimitteln zu verbessern bzw. so die Vielzahl an Nachahmerprodukten einzugrenzen. Dies kann unter Umständen durch das BfArM auf Basis §21 Abs. 4 AMG auf Beantragung einer Landesbehörde erfolgen. Eine derartige Fachprüfung wird jedoch eine vollständige Zulassungsprüfung eines neuen Arzneimittels als Fertigarzneimittel nicht ersetzen. Vielleicht ergeben sich aus dieser Fachprüfungen
jedoch geeigneten Vorgaben und Au agen für neue cannabisbasierte Fertigarzneimittel, die grundsätzlich wünschenswert sind.
Vorteile in Anwendung und Reproduzierbarkeit
Die derzeit auf dem deutschen Markt be ndlichen inhalierbaren Darreichungsformen der getrockneten Blüten zum Verdampfen sind wirksam, jedoch hinsichtlich ihrer Standardisierbarkeit und Reproduzierbarkeit
Neben den etablierten Darreichungsformen könnten diskrete, exakt dosierbare und standardisierbare Darreichungsformen mit entsprechenden medizinischen Vorteilen bei der Einnahme und einer klaren Abgrenzung zum Freizeitkonsum entwickelt werden. Besonders für einzeldosierbare, feste Darreichungsformen können Vorteile in der Anwendung und Reproduzierbarkeit erwartet werden. Die Möglichkeit, Weichkapseln oder Tabletten herzustellen, würde die Einnahme vereinfachen, sowie Verträglichkeit und Compliance verbessern. Eine wesentliche Limitierung ist, dass es für derartige Darreichungsformen recht hohe technische Anforderungen an Infrastruktur und die technische Ausstattung braucht, die in der Regel in keiner Apotheken gegeben sind. Ebenso gibt es keine anwendbaren Herstellanweisungen in NRF-Monographien, die verwendet werden können. Somit lässt sich die Sonderregelung für Rezepturarzneimittel nicht einfach anwenden. Vorteilha und galenisch darstellbar sind auch Darreichungsformen mit unterschiedlicher Pharmakokinetik auch bei oraler Anwendung, aber auch unterschiedliche Applikationswege wie z.B. sublinguale/bukkale, transdermale oder auch rektale bzw. vaginale Anwendungen. Eine Voraussetzung dafür muss aber stets sein, dass es einen Medical Need gibt und dass es wenigstens einen wissenscha lich begründeten Ansatz für eine innovative Darreichungsform gibt. Dieser Anspruch bzw. diese Forderung führt automatisch zur Notwendigkeit einer arzneilichen, relevanten Fachprüfung einer vorzulegenden Dokumentation, auch wenn es sich dabei nicht um ein komplettes Dossier mit vollständigen klinischen Daten handeln kann. Dazu können recherchierbare, bibliogra sche Daten einen guten Ansatz liefern, ggf. ergänzt durch verfügbare klinische Beobachtungsdaten, ermittelt im Rahmen nicht-interventioneller Studien als Real-World-Evidence-Daten. Die im Zeitraum von 2017 bis 2022 durchgeführte Begleiterhebung durch das BfArM liefert durchaus wesentliche Erkenntnisse und
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nachteilig.
gute Hinweise auf die vielfältigen und tendenziell guten Therapieergebnisse und Indikationen, jedoch sind die Daten im Sinne einer arzneilichen Bewertung nicht ausreichend belastbar. Erforderlich erscheint es, ein nationales, unabhängiges medizinisches Register zur systematischen Datenerhebung aufzubauen, analog zu den Vorgaben des Registergutachtens des BMG aus 2021, den Vorgaben des IQWIG-Reports A19-43 und der „Guideline for registry-based studies“ der EMA. Beispielha kann hier auf laufende medizinische Registerstudien in UK am Imperial College, London[4] und am King`s College London[5] verwiesen werden. Ein
Neben den etablierten Darreichungsformen könnten diskrete, exakt dosierbare und standardisierbare Darreichungsformen mit entsprechenden medizinischen Vorteilen bei der Einnahme und einer klaren Abgrenzung zum Freizeitkonsum entwickelt werden.
weiterer Vorschlag ist die Etablierung einer nationalen Forschungsgruppe, die mit zusätzlichen Fördermitteln in internationaler Kooperation mit Fachgesellscha en und Forschergruppen die bestehende Lücke der Datenerhebung schließen und für Deutschland die aktuell bestehende Vorreiterrolle für Medizinalcannabis in Europa weiter festigen soll. Mit diesen Ansätzen können versorgungsnahe Daten generiert und zur Verfügung gestellt werden, deren Auswertung für Cannabisarzneimittel analog zur Nutzenbewertung von Arzneimitteln nach §35 SGB V verwendet werden kann.
Ausblick
Abschließend kann festgestellt werden, dass die aktuelle, überwiegende Versorgung mit cannabisbasierten Rezepturarzneimitteln als notwendige Sondersituation betrachtet werden muss. Man kann jedoch nicht automatisch davon ausgehen, dass dies mittel- und langfristig so bleiben wird. Ohne diese Option gäbe es selbstverständlich eine große Versorgungslücke zum Nachteil der Patientinnen und Patienten, die durch die aktuell verfügbaren Fertigarzneimittel nicht ansatzweise ausgeglichen werden kann. Galenische und pharmazeutische Ansätze zu verbesserten Darreichungsformen sind notwendig und auch bereits vorhanden. Der mögliche, enge Rahmen der Rezepturherstellung bedeutet bezüglich Innovation jedoch sowohl Limitierung als auch gleichzeitig Segen, da es nur so überhaupt möglich ist – und war – die vielfältigen Therapieoptionen für Cannabis mehr und mehr zu belegen. Idealerweise sollten vor diesem Hintergrund sowohl gemeinsame Forschungsansätze mit Wissenscha und Industrie als auch ein geeigneter regulatorischer Rahmen für Cannabis zusammen mit Behörden entwickelt werden, um eine weitere Etablierung und Entwicklung von medizinischem Cannabis bis hin zum Fertigarzneimittel zu ermöglichen. ↙
[1] www.gkv-gamsi.de/media/dokumente/quartalsberichte/2021/q4_25/ Bundesbericht_GAmSi_202112_konsolidiert_Sonderbeilage_Cannabis.pdf und www.gkv-gamsi.de/media/dokumente/quartalsberichte/2022/q4_27/ Bundesbericht_GAmSi_202212_konsolidiert_Sonderbeilage_Cannabis.pdf
[2] Veit, Markus: Medizinischer Cannabis und Cannabis-Arzneimittel in Deutschland: Pharm. Ind. 84, Nr. 12, 1368–1377 (2022) © ECV • Editio Cantor Verlag, Aulendorf (Germany)
[3] DAB 2020: Eingestellter Cannabisextrakt [4] www.drugscience.org.uk/t21data/
[5] www.kcl.ac.uk/news/kings-college-london-spearheads-the-largest-everindependent-study-into-cannabis-use
Dr. Armin Prasch CEO der Trias Pharma GmbH, ist seit mehr als 25 Jahren im Bereich Forschung und Entwicklung in der Pharmazeutischen Industrie tätig. Er ist Mitglied der Expertenfachgruppe „Medizinischer Cannabis“ der Deutschen Pharmazeutischen Gesellscha (DPhG) und Vorstandsmitglied im Branchenverband Cannabiswirtscha (BvCW), in dem er auch den Fachbereich Medizinal Cannabis koordiniert.
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Effektive Aufnahme von CBD und THC
Die Rolle der Bioverfügbarkeit und neuer Technologien
Die therapeutischen Wirkungen von Cannabinoiden erhalten stetig mehr Aufmerksamkeit, doch nur ein Bruchteil der eingenommenen Menge dieser Wirkstoffe erreicht den Ort, an dem sie ihre Wirkung im Körper entfalten können. Der vorliegende Artikel vertieft das Verständnis der Bioverfügbarkeit von CBD, THC und anderen Cannabinoiden, beleuchtet innovative Formulierungstechniken zur Optimierung ihrer Aufnahme und gibt einen Einblick in den aktuellen Stand der Forschung und klinischen Studien. Von Sung Min Pyo
Die wachsende Faszination für Cannabinoide, insbesondere für Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC), ist unbestreitbar. Beide Verbindungen, die hauptsächlich in der Cannabisp anze vorkommen, sind für ihre therapeutischen Wirkungen bekannt und stoßen daher in der Pharmaund Nahrungsergänzungsmittelindustrie auf besonders großes Interesse. Ein entscheidender Aspekt bleibt jedoch vielen Verbrauchern verborgen: Von der eingenommenen Menge erreichen nur etwa 6-10 % tatsächlich den Ort, an dem sie ihre Wirkung im Körper entfalten können. Diese Diskrepanz zwischen eingenommener und aufgenommener Menge wird durch die sogenannte “Bioverfügbarkeit” erklärt.
Von Kapsel zu Kreislauf:
Die Odysee eines Wirksto es
In der Welt der Pharmakologie und der Gesundheitswissenscha en nimmt die Bioverfügbarkeit eine Schlüsselstellung ein.
WISSENSCHAFT + PRAXIS 30 | 2023 02
Ein Großteil der Bevölkerung nimmt in regelmäßigen Abständen Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel ein, ohne sich über die komplexe Reise dieser Wirksto e in unserem Körper bewusst zu sein. Im Folgenden wird beschrieben, wie unser Körper die Aufnahme von Wirksto en steuert und warum nicht alle Substanzen zu 100 % absorbiert werden.
Die Reise eines Wirksto s beginnt mit dem Schlucken einer Kapsel oder Tablette, die durch die Speiseröhre in den Magen gelangt. Dort setzt sich der Wirksto aus der Formulierung frei und gelangt in den Dünndarm, wo er durch die Darmwand in den Blutstrom gelangt. Das mit dem Wirksto angereicherte Blut wird anschließend über die Pfortader zur Leber transportiert, von wo aus es in den allgemeinen Kreislauf abgegeben wird. Auf diese Weise erreicht der Wirksto schließlich seinen Bestimmungsort im Körper. Doch an welcher Stelle gehen auf dieser Reise Teile des Wirksto s verloren? Abbildung 1 veranschaulicht die drei Hauptursachen für Verluste auf dem Weg des Wirksto es von der Kapsel bis zum Wirkort.
1. Löslichkeit des Wirksto es: Bereits beim ersten Schritt können Verluste entstehen, wenn ein Wirksto nicht vollständig aus seiner Formulierung freigesetzt wird. Dies tri besonders auf schlecht wasserlösliche Wirksto e zu, da sie nur bedingt in die Flüssigkeiten des Verdauungstraktes übergehen. Die Folge ist, dass nicht die gesamte Menge des Wirksto s für die Aufnahme aus dem Darm in den Blutkreislauf zur Verfügung steht.
2. Wenn Größe eine Rolle spielt:
Wirksto e mit einer hohen Molekülmasse können o nur schwer die Darmwand passieren, da ihre Größe das Eindringen erschwert. Dadurch wird ihre Überführung in den Blutkreislauf limitiert. Für lebenswichtige Sto e, die eigentlich zu groß für die Aufnahme wären, verfügt der Körper durch evolutionäre Anpassungen über spezielle Transporter in der Darmwand, die es ermöglichen, dass die Aufnahme trotz der Größe e ektiv erfolgt, wie zum Beispiel bei Aminosäuren und Peptiden.
3. Die Leber als Kontrollzentrum:
Nachdem ein Wirksto die Darmwand passiert hat und ins Blut aufgenommen wurde, steht er einer weiteren potenziellen Verlustquelle gegenüber, dem „First-Pass-E ekt“. Das mit dem Wirksto angereicherte Blut wird zur Leber transportiert, wo die Leber
wie ein kritischer „Türsteher“ agiert und entweder für die Verteilung des Wirksto s im gesamten Körper sorgt oder ihn enzymatisch inaktiviert, um ihn schnellstmöglich auszuscheiden.
Dieser ausgeklügelte Schutzmechanismus veranschaulicht eindrücklich, wie der menschliche Körper im Laufe der Evolution Strategien entwickelt hat, um eine Balance zwischen der Aufnahme von Nährsto en und dem eigenen Schutz zu gewährleisten. Moderne Arzneisto e sowie auch CBD und THC sind in vielerlei Hinsicht für unseren Körper fremd, weshalb dieser Schutzmechanismen besonders stark zum Tragen kommt. Beispielsweise sind CBD und THC weder wasserlöslich noch haben sie dedizierte Transportmechanismen, die ihre Absorption aus dem Darm ins Blut erleichtern. Hinzu kommt, dass sie durch Leberenzyme schnell und fast vollständig inaktiviert und eliminiert werden, wodurch ihre tatsächlich verfügbare Menge stark beschränkt wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2018 konkrete Zahlen verö entlicht, wonach nur etwa 6 % der eingenommenen CBDMenge tatsächlich vom Körper aufgenommen wird[1]. Dies stellt die E zienz vieler gängiger Präparate in Frage.
Die Vorstellung, dass eine niedrige Bioverfügbarkeit einfach durch eine Erhöhung der Dosierung ausgeglichen werden könnte, erweist sich als trügerisch. Überhöhte Dosierungen bergen das Risiko einer Toxizität, können die Leber überfordern und deren Funktionsfähigkeit einschränken. Dies kann paradoxerweise dazu führen, dass der Körper unerwartet hohe Mengen des Wirksto es aufnimmt, was das Gleichgewicht zwischen Wirksamkeit und Sicherheit stört.
Formulierungstechnologie:
Vom Molekül zur maßgeschneiderten Medizin
Ein eleganter Lösungsansatz für diese Herausforderungen kann in der modernen Formulierungstechnologie gefunden werden. Diese pharmazeutische Disziplin beschä igt sich intensiv damit, wie die Aufnahme therapeutisch wertvoller Wirksto e so verbessert werden kann, dass sie eine tatsächliche und spürbare Wirkung im Körper entfalten. Vereinfacht ausgedrückt, handelt es sich dabei um die Kunst und Wissenscha , Wirksto e so zu gestalten, dass sie genau zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Menge und am gewünschten Ort im Körper wirken. Ihr Ziel ist es, die E zienz des Wirksto s zu steigern und gleichzeitig Nebenwirkungen, die durch Überdosierungen eintreten können, zu minimieren.
WISSENSCHAFT + PRAXIS 2023 02 | 31
Abb. 1: Die drei Hauptursachen für den Verlust des Wirkstoffs aus der Kapsel bis zum Wirkort im Körper.
Für Cannabinoide war die anfängliche Medikamentenformulierung o simpel, wie im Fall von Epidyolex (Handelsname), das neben CBD nur vier zusätzliche Inhaltssto e enthielt: Sesamöl und Ethanol zum Lösen des CBD sowie Erdbeeraroma und Sucralose zur Geschmacksgebung. Die derzeit auf dem Markt erhältlichen oder noch in klinischen Studien getesteten Formulierungen zeichnen sich durch eine deutlich komplexere Zusammensetzung aus. Die US-amerikanische National Library of Medicine bietet über ihre Website ClinicalTrials.gov Zugang zu globalen klinischen Studien[2]. Ebenso kann das Europäische Clinical Trials Register als Informationsquelle genutzt werden[3]. Bei der Suche nach „Tetrahydrocannabinol“, „Dronabinol“ und „THC“ ergeben sich aktuell 684 Studien, während „Cannabidiol” und “CBD” 998 Studien aufzeigen. Eine Fokussierung auf aktive Studien mit Formulierungstechnologien verengt die Ergebnisse deutlich. Zu nden sind neben einfachen öligen Lösungen auch Liposome, SEDDS (Self-Emulsifying Drug Delivery Systems), Cyclodextrine, und viele weitere Formulierungstechnologien. Der nachfolgende Abschnitt gibt einen detaillierteren Blick auf jede dieser Technologien.
Von Tradition zu Innovation:
Eine Übersicht von Formulierungsansätzen
Liposome
Liposome sind in der Welt der CBD-Produkte weit verbreitet und gehören zu den am häu gsten vertretenen Formulierungen auf dem freiverkäu ichen Markt. Ihre Beliebtheit verdanken sie ihrer besonderen Struktur: Sie besitzen eine Phospholipid-Doppelschicht, die in ihrer Bescha enheit der menschlichen Zellmembran ähnlich ist. Diese Ähnlichkeit erlaubt den Liposomen, mit den Zellmembranen zu interagieren, was zu einer verbesserten Bioverfügbarkeit führt. Viele Firmen greifen daher auf diese
Die Vielfalt der vorgestellten Formulierungstechnologien unterstreicht eindrücklich, dass es keinen universellen Ansatz oder ein „One-size- ts-all“-Prinzip in diesem Bereich gibt.
Technologie zurück und nutzen die Vorteile der liposomalen Formulierung. Verschiedene Marken betonen hierbei unterschiedliche Vorteile. Zum Beispiel hebt Hempamed die „4-fache Wirksamkeit“ ihrer Formulierung hervor, während Natura Vitalis und CBD Vital die „rasche Wirkung und Absorption“ ihrer Produkte betonen. Allerdings werden von diesen Unternehmen keine konkreten Daten oder Verweise auf wissenscha liche Studien geliefert, die ihre Aussagen untermauern. Schaut man in die Fachliteratur, so ndet man Untersuchungen, die die Wirkung von liposomalem CBD mit Standard-CBD-Formulierungen vergleichen. Bei der Behandlung von Osteoarthritis etwa zeigte eine Studie, dass 20 mg liposomales CBD dieselben therapeutischen E ekte erzielten wie 50 mg Standard-CBD[4]. Dies unterstreicht die E zienz liposomaler Formulierungen in bestimmten Anwendungsbereichen.
Nanoemulsion
Eine Nanoemulsion beschreibt die feine Verteilung von Öl in Wasser, wobei die Größe der Tröpfchen im Nanometerbereich liegt. Um die Vorstellung von „nano“ grei arer zu machen: Das Verhältnis von 1 Nanometer zu 1 Meter ist vergleichbar mit dem Durchmesser einer Murmel im Verhältnis zum Durchmesser der Erde. Unternehmen wie HempRise mit ihrem Produkt HempNANO und Green Pharmaceutics mit der Nano-CBD-Tinktur setzen auf Nanoemulsionen. Sie werben damit, dass ihre Produkte bis zu zehnmal wirksamer seien als konventionelle CBD-Öle. Trotz intensiver Recherche konnten auch hier keine konkreten Daten gefunden werden, die diese Werbeaussagen unterstützen. In der wissenscha lichen Literatur nden sich jedoch Anhaltspunkte dafür, dass die Verwendung von Nanoemulsionen die Bioverfügbarkeit von Cannabinoiden tatsächlich erhöhen kann. So wurde beispielsweise in einer Studie nachgewiesen, dass THC in Form einer Nanoemulsion doppelt so gut absorbiert wurde wie herkömmliches, in Öl gelöstes THC[5].
SEDDS
SEDDS (Self-Emulsifying Drug Delivery Systems) sind Systeme, welche in der Lage sind, selbstständig eine Nanoemulsion auszubilden, wenn sie in Kontakt mit Wasser kommen. Historisch wird diese Technologie in der Fachliteratur o als „Mikroemulsion“ beschrieben, was irreführend ist, da sich tatsächlich eine Nanoemulsion ausbildet. In der Fachliteratur zu Formulierungstechnologien fallen SEDDS in jüngster Zeit durch eine deutliche Zunahme von Verö entlichungen auf. Dieser Trend spiegelt sich auch im Bereich der klinischen Studien wider, wo SEDDS ebenfalls eine hohe Präsenz aufweisen. So be ndet sich beispielsweise das GelPell von Satipharm, das eine um 31-34 % höhere Bioverfügbarkeit besitzt, in der Phase II für die Behandlung von Epilepsie. Zugleich be ndet sich Arvisol von Echo Pharmaceuticals für die Behandlung von Schizophrenie in Phase I. Ein Beispiel für ein bereits auf dem Markt be ndliches SEDDS-Produkt ist VESIsorb von VESIfact. Dieses zeichnet sich durch eine 4,4-fache Steigerung der Bioverfügbarkeit gegenüber einer Standardformulierung aus[6]. Hervorzuheben ist, dass das Unternehmen die zugrunde liegende Forschung auf ihrer Website ö entlich und nachvollziehbar beschreibt.
WISSENSCHAFT + PRAXIS 32 | 2023 02
Co-Kristallisation
Die Co-Kristallisation, ein in der Pharmazie etabliertes Verfahren, hat im Kontext von Cannabinoiden bislang wenig Beachtung gefunden. Sie ermöglicht die Bildung von Mischkristallen, die aus dem pharmazeutischen Wirksto und einem oder mehreren Kristallbildnern zusammengesetzt sind. Diese sogenannten Co-Former können die Materialeigenscha en modi zieren, ohne die intrinsische pharmakologische Aktivität des Arzneimittels zu kompromittieren. Ein innovativer Ansatz in dieser Richtung ist ART12.11, entwickelt von Artelo Biosciences. Bei diesem Verfahren wird Tetramethylpyrazin als Co-Former eingesetzt, wofür das Unternehmen ein Patent hält. In prä-klinischen Untersuchungen zeigte ART12.11 nach eigenen Angaben nicht nur die erwarteten angstlösenden E ekte, sondern auch eine schützende Wirkung auf das räumliche und kurzfristige Gedächtnis.
Cyclodextrine
Cyclodextrine bestehen aus sechs bis acht Glukose-Zucker-Bausteinen, die kreisförmig angeordnet sind. Ihre Fähigkeit, fettlösliche Wirksto e in diesem Kreis einzuschließen, erhöht die Löslichkeit und damit die Bioverfügbarkeit von Arzneimitteln erheblich und kann zudem unangenehme Geschmacks- oder Geruchseigenscha en maskieren. Die Firma AOP Orphan Pharmaceuticals hat unter anderem eine schnell zerfallende, kontrolliert freisetzende Formulierung von Nabilon, einem synthetischen THC-Derivat, entwickelt[7]. Dieses Produkt be ndet sich derzeit in Phase III der klinischen Studie zur Behandlung von Parkinsonsymptomen bei älteren Patienten. Ferner entwickeln Unternehmen wie Medexus Pharmaceuticals und Vireo Health LLC Cyclodextrine-Formulierungen mit CBD. Beide Unternehmen berichten von erheblichen Verbesserungen der Bioverfügbarkeit, detaillierte Studienergebnisse konnten jedoch nicht gefunden werden.
Weitere Technologien
Neben den klassischen Formulierungstechnologien existieren innovative Ansätze, die in der pharmazeutischen Landscha als eher unkonventionell gelten. Ein Beispiel wäre ein Kaugummi, der von Axim Biotechnologies Inc. entwickelt wurde[8] Diese Formulierung kombiniert zwei Cannabinoide in einem Verhältnis von 1:1 mit einer Gesamtdosis von 5 mg pro Kaugummi. Der Kaugummi zielt auf die Linderung der Symptome bei Multipler Sklerose, Parkinson, Demenz, Restless-Legs-Syndrom und post-herpetischer Neuralgie. In den USA nden bereits präklinische Untersuchungen für post-herpetische Neuralgie und psychotische Störungen statt. Bislang liegen keine Fortschritte oder Ergebnisse vor.
Die Vielfalt der vorgestellten Formulierungstechnologien unterstreicht eindrücklich, dass es keinen universellen Ansatz oder ein „One-size- ts-all“-Prinzip in diesem Bereich gibt. Jede Technologie besitzt ihre spezi schen Vorteile sowie Limitierungen. Entsprechend kann keine Technologie als überlegen angesehen werden, sondern jede hat in Abhängigkeit von den konkreten Anforderungen und Zielen ihre Daseinsberechtigung. Dies betont die Notwendigkeit individueller Lösungen in der Entwicklung,
um den spezi schen Bedürfnissen und Herausforderungen gerecht zu werden.
Abschließend sei angemerkt, dass die Herausforderung einer suboptimalen Bioverfügbarkeit kein exklusives Charakteristikum von Cannabinoiden ist. Eine Reihe anderer wertvoller Substanzen, darunter Omega-3-Fettsäuren, Curcumin und Vitamin D, stoßen auf ähnliche Hindernisse hinsichtlich der Absorption durch den menschlichen Körper. Diese Sto e könnten erheblich an therapeutischem Wert gewinnen, wenn ihre Bioverfügbarkeit durch fortschrittliche Formulierungstechnologien verbessert würde. Wer eine Optimierung der Bioverfügbarkeit solcher Substanzen anstrebt, ndet in versierten Pharmazeuten mit Spezialisierung auf Formulierungstechnologie nicht nur Berater, sonern auch Wegbereiter für innovative Gesundheitslösungen.
Schlussbetrachtung: Cannabinoide, Bioverfügbarkeit und der Weg vorwärts
Cannabinoide, insbesondere CBD und THC, sind in jüngster Zeit wegen ihrer potenziellen therapeutischen Vorteile ins Rampenlicht gerückt. Ein zentrales Problem dabei ist jedoch ihre geringe Bioverfügbarkeit. Innovative Formulierungstechnologien wie Liposome, Nanoemulsionen, SEDDS und Co-Kristallisation bieten hierfür jedoch wirksame und ra nierte Lösungsmöglichkeiten. Einige dieser Technologien, wie CBD-haltige Liposome und Nanoemulsionen, sind bereits als Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt verfügbar. Obwohl sie eine erhöhte Wirksamkeit versprechen, fehlen in den meisten Fällen konkrete Nachweise hierfür. Die Formulierungen, die sich aktuell in klinischen Phasen be nden, haben in präklinischen Tests bereits beeindruckende Ergebnisse erzielt und sind daher sehr vielversprechend. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich die Forschung im Bereich der Cannabinoide in den nächsten Jahren weiterentwickelt und welche dieser Formulierungen schließlich als anerkannte Medikamente den Weg in die Apothekenregale nden werden. ↙
[1] https://www.who.int/medicines/access/controlled-substances/ CannabidiolCriticalReview.pdf;
[2] https://clinicaltrials.gov/;
[3] https://www.clinicaltrialsregister.eu/;
[4] https://doi.org/10.1097/j.pain.0000000000001896;
[5] https://doi.org/10.1016/j.jddst.2022.104004;
[6] https://doi.org/10.3390/molecules24162967;
[7] U.S. Patent Application No. US20130295026A1;
[8] U.S. Patent Application No. US20180110730A1
Dr. Sung Min Pyo ist Pharmazeutin und hat ihre Karriere der Mission gewidmet, die Welt gesünder zu gestalten. Sie ist eine Pionierin im Gebiet der Bioverfügbarkeit und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Formulierungstechnologien zu entwickeln, die die Aufnahme von Wirksto en im Körper auf ein neues Level heben. mail@pyo-labs.com
WISSENSCHAFT + PRAXIS 2023 02 | 33
Cannabismarketing
Bewährte Strategien für einen besonderen Markt
Das Marketing im Cannabissektor muss sich ständig weiterentwickeln, um mit den sich ändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen und dem sich wandelnden sozialen Klima Schritt zu halten. Indem Cannabisunternehmen bewährte Marketingstrategien anwenden und sie an die Besonderheiten der Branche und ihrer Zielgruppen anpassen, können sie nicht nur ein breiteres Publikum erreichen, sondern auch das Stigma, das mit Cannabis verbunden ist, weiter abbauen.
Von Marco Reichardt
Die Cannabisindustrie, einst am Rande der Gesellscha und in vielen Teilen der Welt illegal, durchläu eine bemerkenswerte Transformation. Mit der fortschreitenden Legalisierung und Entstigmatisierung von Cannabis in verschiedenen Ländern erlebt die Branche ein beispielloses Wachstum und eine immer tiefer gehende Diversi zierung ihres Angebots. Nicht mehr nur auf den Konsum beschränkt, erstreckt sich das Spektrum der Cannabisprodukte heute von medizinischen Präparaten über Wellnessprodukte bis hin zu spezialisiertem Zubehör für z. B. den Anbau oder den Konsum. Dieser Wandel bringt jedoch nicht nur Chancen, sondern auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich, insbesondere im Bereich des Marketings. Die e ektive Kommunikation mit verschiedenen Zielgruppen, das Verständnis für lokale Regulierungen und das Bedürfnis nach Bildung und Au lärung sind nur einige der Aspekte, die Marketer in diesem Sektor berücksichtigen sollten. In diesem Zusammenhang werden die verschiedenen Facetten des Cannabismarketings, von der Markenidentität bis hin zur globalen Strategie, tiefgehend untersucht und analysiert, um ein klares Bild der aktuellen Lage und der zukün igen Perspektiven der Branche zu vermitteln.
BETRIEB + MARKETING 34 | 2023 02
Entstehung des Cannabismarketings
Die Legalisierung von Cannabis und die steigende Akzeptanz von medizinischem Cannabis in Deutschland haben einen neuen Markt gescha en, der für Unternehmen vielfältige Chancen bietet. Doch die Vermarktung von Produkten für Cannabiskonsumenten und -Patienten ist eine besondere Herausforderung. Im Laufe der Zeit entwickelt sich das Marketing von Cannabisunternehmen stetig weiter. Zunächst war das Marketing für Cannabisprodukte und deren Anwendungsfälle sehr zurückhaltend und o indirekt, hauptsächlich aufgrund von rechtlichen Beschränkungen und dem Stigma, das Cannabis noch immer in vielen Kulturen umgibt. Mit der wachsenden Akzeptanz und dem neuen Verständnis vom therapeutischen Nutzen von Cannabis begannen Unternehmen, aggressivere und innovativere Marketingstrategien anzuwenden. Des Weiteren begannen Cannabisunternehmen mit verschiedenen Werbebotschaften zu experimentieren, von den medizinischen Vorteilen ihrer Produkte, bis hin zu Lifestyle-Assoziationen.
Vielfalt der Zielgruppen, Produkte und Herausforderungen
Im medizinischen Cannabismarkt stehen die Bedürfnisse der Patienten im Vordergrund. Dabei geht es nicht nur um Wohlbenden, sondern um die Linderung von Krankheiten und Beschwerden. Marketing in diesem Bereich erfordert daher eine besonders einfühlsame Herangehensweise. Die Herausforderung liegt darin, Vertrauen aufzubauen und auf medizinisches Fachwissen hinzuweisen. Contentmarketing hat sich hier bereits als eine wirksame zielgruppenübergreifende Strategie erwiesen. Unternehmen sollten informative Artikel, Studien und Ressourcen bereitstellen, um Patienten und Ärzte bei der Entscheidungsndung zu unterstützen. Internationale und deutsche Unternehmen, die wenige Jahre zuvor erst in den medizinischen Markt in Deutschland eingestiegen sind, wittern mit der Legalisierung des Freizeitkonsum das große Geschä . Dabei stehen sie aktuell den Herausforderungen der Konsolidierung eines übersättigten Marktes von medizinischem Cannabis gegenüber. Di erenzierungen und markenbildende Faktoren werden dabei zu einem relevanten Wirtscha sfaktor für klare Abgrenzungen zu Konkurrenten.
Weniger streng reguliert bedienen weitere Teilnehmer des Cannabismarktes andere Marktbereiche mit unterschiedlichsten Zielgruppen. Diese unterliegen dabei keinen oder deutlich schwächeren Regulierungen die Außenkommunikation und Werbung betre end. Die Cannabisbranche bietet heute eine Vielzahl von Produkten für unterschiedliche Verwendungszwecke: Freizeitkonsum, medizinischer Gebrauch, Wellness, oder Rauchzubehör. Jeder dieser Bereiche hat eigene Marketingherausforderungen und -chancen, die eine gezielte Strategie erfordern, um e ektiv mit den jeweiligen Zielgruppen zu kommunizieren.
Der Eigenanbau von Cannabis für private Zwecke hat sich, auch wenn noch nicht legal, in den letzten Jahren schon als bedeutender Marktsektor, abgeleitet vom Gartenbau, etabliert. Dieser
bringt seine eigenen Marketingherausforderungen und -chancen mit sich, insbesondere wenn es um die fachgerechte Anwendung und Darstellung der Produkte am Beispiel Cannabis geht. Hier haben sich in der Vergangenheit bereits Kooperationen mit In uencern sowie die Vermittlung von Fachwissen zum Anbau bewährt, um dieser Problematik entgegenzuwirken. Für diese Marken bedeutet das ebenfalls ständig am Puls der Zeit zu bleiben, und sich an die sich ändernden Bedürfnisse der Branche und Zielgruppen anzupassen.
Werbung, die Klischees oder Stereotypen bedient, kann leicht abschreckend wirken und das Markenimage auf längere Sicht beschädigen.
Cannabidiol (CBD) als eine der Hauptkomponenten von Cannabis hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Viele Verbraucher sind daher auf der Suche nach den potenziellen gesundheitlichen Vorteilen von CBD-Produkten, von Ölen bis zu Hautp egeprodukten. Doch der CBD-Markt ist äußerst wettbewerbsintensiv, und es ist entscheidend, sich von der Konkurrenz abzuheben. Eine der größten Herausforderungen im CBD-Marketing ist die Seriosität und Qualität der Produkte. Die Verbraucher sind skeptisch und suchen nach vertrauenswürdigen Marken. Unternehmen müssen daher Transparenz in Bezug auf Herkun , Herstellungsprozesse und Qualitätssicherung bieten.
Im Bereich des Rauchzubehör gibt es Produkte, die sowohl für den Freizeitkonsum von Cannabis, den medizinischen Gebrauch, als auch für den Wellnessaspekt entwickelt wurden. Die Art und Weise, wie diese Produkte vermarktet werden, kann daher ebenfalls variieren und sollte einer strategischen Zielgruppenanalyse unterzogen werden, um wirksame operative Maßnahmen zu entwickeln. Insgesamt spielt das Rauchzubehör unabhängig vom Verwendungszweck eine wichtige Rolle in der Cannabisindustrie. Marketer müssen diese Unterschiede im Nutzungskontext erkennen und ihre Botscha en und Markenstrategien mit einer professionalisierten Agentur entsprechend ausrichten. Insgesamt hat sich das Marketing von Cannabis rmen von einer eher defensiven zu einer proaktiven und innovativen Herangehensweise gewandelt, die die vielfältigen Möglichkeiten des modernen Marketings nutzt und sich an die sich ständig ändernden rechtlichen und kulturellen Gegebenheiten anpasst und Kommunikationskanäle danach ausrichtet.
BETRIEB + MARKETING 2023 02 | 35
Beispiele mit Bildern
Beispiel Produktklassi zierung: Die internationale Kooperation der Rapperin Antifuchs und der Cannabis Manufaktur Grüner Brunnen machte es 2021 möglich, die als Aromaprodukt deklarierten CBD-Blüten in Österreich anzubieten. Das Markenimage beider Parteien konnte dadurch mit gezieltem Kooperationsmanagement ausgebaut werden und erste Markterschließungsstrategien im Bereich des Artist Branding eingesetzt werden.
Bild: CanLife
Auch im Getränkesektor spielt Cannabis mittlerweile eine Rolle. Das Unternehmen CanLife hat sich dabei auf die Terpene und Aromen der P anze fokussiert und verö entlichte 2020 und 2022 verschiedene Künstlerkooperationen wie z. B. mit den Deutsch-Rappern Ha befehl und Olexesh
Cannabis-a ne Zielgruppen und strategische Kampagnen
Für Unternehmen, die Produkte für die Cannabis-a ne Zielgruppe anbieten, aber sich den gesetzlichen Vorgaben und regulatorischen Beschränkungen bewusst sein müssen, ist eine ausgeklügelte Marketingstrategie entscheidend. Insgesamt hat sich das Marketing für Cannabiskonsumenten und -Patienten in Deutschland stetig weiterentwickelt. Es erfordert eine di erenzierte Herangehensweise, die den Bedürfnissen und Erwartungen der Zielgruppe gerecht wird, gleichzeitig aber den rechtlichen Rahmenbedingungen entspricht.
Bild: Sanity Group
Die Sanity Group sticht Ende 2022 durch zwei Kampagnen für ihre Marken vaay und avaay Medical hervor. Mit dem essbaren Han icket und der Ankündigung einer neuen Cannabissorte anhand eines Videos in der Berliner U-Bahn, setzt das Unternehmen neue Maßstäbe.
Bild: Four 20 Pharma / SC Paderborn 07
Mit dem Motto „Gut eingestellt, besser aufgestellt!“ sponsert das Medizinalcannabis Unternehmen Four20 Pharma den FußballZweitligisten SC Paderborn.
Das Marketing von Cannabis kann daher je nach Verwendungszweck erheblich variieren. Während das Marketing für Freizeitcannabis o auf Genuss und Erfahrung abzielt, konzentriert sich das medizinische Cannabismarketing auf therapeutische Vorteile und wissenscha liche Erkenntnisse. Das Wellness- oder Lifestyle-Cannabismarketing hingegen betont die allgemeinen gesundheitlichen und entspannenden Vorteile. Dabei ist es entscheidend, dass Marketer diese Unterschiede klar erkennen und ihre Strategie entsprechend anpassen, um mit ihrer de nierten Zielgruppe e ektiv zu kommunizieren.
Im stetig wachsenden Cannabismarkt hat zielgruppenorientiertes Marketing daher eine entscheidende Rolle eingenommen.
BETRIEB + MARKETING 36 | 2023 02
Bild: VYBZ Markenagentur
In einer Branche, die durch jahrzehntelange Stigmatisierung und wechselnde rechtliche Landscha en navigieren musste, ermöglicht Live-Kommunikation einen direkten und authentischen Austausch mit der Zielgruppe.
Live-Kommunikation im Cannabismarketing
Die Live-Kommunikation nimmt im Cannabismarketing eine zentrale Rolle ein. In einer Branche, die durch jahrzehntelange Stigmatisierung und wechselnde rechtliche Landscha en navigieren musste, ermöglicht Live-Kommunikation einen direkten und authentischen Austausch mit der Zielgruppe. Sie bietet Unternehmen die Chance, Vorurteile abzubauen, durch Bildung und Au lärung Vertrauen aufzubauen und die therapeutischen sowie Lifestyle-orientierten Vorteile von Cannabis zu betonen. Events, Messen oder Seminare scha en eine Plattform, auf der Kunden und Unternehmen in Echtzeit interagieren können. Diese unmittelbare Form der Kommunikation intensiviert nicht nur das Markenbewusstsein, sondern stärkt auch die Kundenbindung und scha eine starke Community rund um die Marke. In einer sich rasant entwickelnden Industrie wie der Cannabisbranche ist Live-Kommunikation unerlässlich, um sich von der Konkurrenz abzuheben und nachhaltige Beziehungen zu Kunden aufzubauen.
Fazit
Markenstrategien, die sich auf eine breite Masse an Konsumenten richten, bringen o mals nicht den gewünschten Erfolg. Die jahrelange Stigmatisierung von Cannabis erfordert einen respektvollen Umgang mit dem Thema. Um e ektiv zu werben, müssen Unternehmen ihre primäre Zielgruppe genau identizieren und verstehen. Werbung, die Klischees oder Stereotypen bedient, kann leicht abschreckend wirken und das Markenimage auf längere Sicht beschädigen. Der moderne Konsument schätzt Authentizität. Das bedeutet, dass Marken ehrlich und transparent über ihre Produkte und Praktiken sein sollten, was sich in einer ebenso transparenten Unternehmenskommunikation widerspiegelt.
Dabei haben sich einige Werkzeuge und Komponenten besonders bewährt:
• Digitale Plattformen, soziale Medien und In uencer-Marketing wurden zu zentralen Werkzeugen, um jüngere Zielgruppen zu erreichen
• Veranstaltungen, Messen und Seminare wurden ebenfalls immer populärer, um das Bewusstsein für die Vorteile von Cannabis zu schärfen und Produktneuheiten zu präsentieren.
• Branding und Produktverpackung wurden ebenfalls immer ausgefeilter. Viele Cannabisunternehmen investierten in hochwertige, ästhetisch ansprechende Verpackungen und entwickelten starke Markenidentitäten, um sich von der Konkurrenz abzuheben und eine treue Kundenbasis aufzubauen.
• Bildung und Information wurden ebenfalls zu Schlüsselkomponenten des Marketings, da viele Unternehmen begannen, sich als vertrauenswürdige Informationsquellen für Kunden, Ärzte und Patienten zu positionieren.
Zusammenfassend ist zielgruppenorientiertes Cannabismarketing eine Mischung aus Respekt, Verständnis und der passenden operativen Strategie. In einem Markt, der sich rasch entwickelt und diversi ziert, ist es entscheidend, dass Marken sich anpassen und mit ihren Zielgruppen resonieren. Insgesamt steht die Cannabisbranche vor einer aufregenden und herausfordernden Zukun . Das dynamische Umfeld erfordert Flexibilität, Kreativität und strategisches Denken von Marketern und Agenturen. Mit dem richtigen Ansatz und einer klaren Vision können Marken jedoch orieren und einen positiven Ein uss auf Verbraucher und Gesellscha ausüben. ↙
Marco Reichardt ist Cannabismarketingexperte und Gründer der VYBZ Markenagentur, die Firmen aus der Cannabisbranche bei allen Fragen zum Thema Cannabismarketing berät. Seine Mission ist Unternehmen dabei zu unterstützen erfolgreiche Marketingstrategien für die Cannabis-a ne Zielgruppe zu entwickeln und markenkonform umzusetzen. Gemeinsam mit seinen etablierten Netzwerkpartnern nutzt VYBZ marktrelevante Synergien, die der aufstrebende Cannabismarkt bietet und entwickelt schlüssige Markenkonzepte für ein nachhaltiges Markenportfolio. www.vybz-agentur.com
BETRIEB + MARKETING 2023 02 | 37
Cannabisexperiment in den Niederlanden
Versuch mit einer kontrollierten legalen Lieferkette
Nach Erhebungen aus dem Jahr 2020 gibt es etwa 570 Co eeshops in den Niederlanden, die sich auf 102 Gemeinden verteilen. Beim derzeitigen Toleranzmodell wird von einer geduldeten Vordertür und einer illegalen Hintertür gesprochen, d. h. der Anbau von Cannabis ist illegal, Lieferung und Erwerb des illegalen Cannabis werden jedoch geduldet. Die Gegner des bestehenden Modells weisen auf Kriminalität im Zusammenhang mit dem Anbau, ö entliche Ärgernisse in den Stadtvierteln mit Co eeshops und Gesundheitsrisiken für die Verbraucher aufgrund mangelnder Qualitätskontrollen und Produkt- bzw. Gesundheitsinformationen hin.
Experiment im Au rag der Regierung
In den Niederlanden können Cannabisfreunde ohne Angst vor Strafverfolgung ihr Genussmittel beziehen und konsumieren. Der Anbau von Cannabis ist allerdings nicht legal und die Möglichkeit zum Erwerb von kleinen Cannabismengen für den Freizeitgebrauch besteht nur auf Basis einer 1967 eingeführten Toleranzpolitik, die seit langem Gegenstand öffentlicher Debatten ist. In Kürze soll ein Experiment mit einer kontrollierten legalen Cannabislieferkette starten, das wissenschaftlich begleitet und ausgewertet wird. Von Rebekka Nurkanovic
2017 einigte sich eine neue Regierungskoalition darauf, ein Experiment mit einer kontrollierten legalen („geschlossenen“) Cannabislieferkette durchzuführen. Ziel des Experimentes soll sein, zu bewerten, ob und wie die Produktion und der Vertrieb von qualitätskontrolliertem Cannabis realisiert und entkriminalisiert werden können und welche Auswirkungen dies auf verschiedene gesellscha lich relevante Faktoren hat. Mit der Zustimmung des Parlaments traten das Gesetz und die Vorschri en für den Versuch am 1. Juli 2020 in Kra . Bei der Vorbereitung des Experiments stützt sich die Regierung auf die Empfehlungen eines unabhängigen Expertenausschusses. Au raggeber des Experiments sind die Ministerien für Gesundheit, Soziales und Sport sowie für Justiz und Sicherheit. Sie haben ein unabhängiges Team erfahrener Forscher damit beau ragt, zu untersuchen, ob und wie eine geschlossene Coffeeshop-Kette realisiert werden kann und welche Auswirkungen dies auf die ö entliche Ordnung, Sicherheit und Gesundheit hat. Zudem haben die Ministerien einen unabhängigen multidisziplinären Beratungs- und Bewertungsausschuss eingesetzt, der die Forschung überwacht und der Regierung und dem Parlament eine Bewertung vorlegt.
Experimentau au
Der Ausschuss unter dem Vorsitz von Professor J. André Knottnerus hat im Au rag der Ministerien für Justiz und Sicherheit sowie für Medizin und Sport ein Studiendesign erarbeitet, das den Aufbau des Feldexperimentes und die anschließende Auswertung beschreibt[1]. Nach einer Laufzeit von vier Jahren sollen die entstan-
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denen Erkenntnisse in Empfehlungen für die Politik münden. Das Experiment mit einer „geschlossenen Cannabiskette“ soll in zehn mittelgroßen oder großen Gemeinden durchgeführt werden, in denen die gesamte Kette vom Anbau bis zum Verkauf an den einzelnen Verbraucher entkriminalisiert und jeder ansässige Co eeshop in das Experiment einbezogen werden soll. Gegebenenfalls wird Amsterdam Ost als el e Gemeinde zu einem späteren Zeitpunkt einbezogen.
Anforderungen an Erzeuger
Die Versorgung mit Cannabis soll durch zehn Vertragsanbauer erfolgen, die strengen Kriterien unterliegen und ein ausreichend vielfältiges Angebot an qualitätsgeprü en Cannabisvarianten anbieten müssen. Eine Vorgabe für den THC- und CBD-Gehalt gibt es nicht. Die Erzeuger sollen sich mit den Co eeshops in den teilnehmenden Gemeinden über die Arten und Mengen der von ihnen produzierten Blüten und Haschisch abstimmen. Sie, und nur sie, dürfen auch Joints vorrollen und Esswaren zubereiten und verpacken, während die Lieferung von Cannabisöl oder anderen Cannabisextrakten nicht erlaubt ist. Zu den Vorgaben für Erzeuger gehören beispielsweise Bestimmungen zu Produktinformationen, Verpackung und Lagerung und die Verwendung von Track & Trace-Systemen und transparente Aufzeichnungen zur Überwachung der geschlossenen Kette.
Anforderungen an Co eeshops
Auch für die teilnehmenden Co eeshops sind strenge Bestimmungen vorgesehen. So dürfen sie ihre Ware nur von den Vertragserzeugern und nur in vorgegebenen Mengen beziehen. Zu den Vorgaben zählt auch, dass das Verkaufspersonal hinsichtlich Produktinformation und Prävention geschult und in der Lage sein muss, problematisches Konsumverhalten bei Kunden zu erkennen und gegebenenfalls Beratungsangebote zu nennen. Um Kundenabwanderung in den Schwarzmarkt zu verhindern, sollen sich die Produktpreise an den üblichen Marktbedingungen für Co eeshops orientieren.
Auswertung der Experimentergebnisse
Die Auswertung wird sich mit den Ergebnissen des Experimentes in Hinblick auf Cannabiskriminalität, ö entliche Gesundheit, Sicherheit und Ärgernisse befassen. Außerdem soll der Erfolg des Prozessau aus ausgewertet werden, um Anregungen für Verbesserungsmöglichkeiten zu gewinnen. Dabei sollen beispielsweise die Funktion der geschlossenen Kette und der Präventionsmaßnahmen sowie das Konsumentenverhalten (wurde ausschließlich bei legalen Verkaufsstellen gekau ) geprü werden. Zur Bewertung der gesellscha lich relevanten Ergebnisse werden Veränderungen in den Interventions- und den Kontrollgemeinden erfasst. Dafür werden Umfragen durchgeführt und routinemäßig erfasste Daten, z. B. Besuche in Notaufnahmen von
Krankenhäusern und gemeldete Beschwerden über die ö entliche Ordnung im Umfeld von Verkaufsstellen hinzugezogen. Umfrageergebnisse und erfasste Daten aus dem Jahr vor dem Experiment sollen als Vergleichsgröße dienen. Das Experiment gilt als erfolgreich, wenn die sich die geschlossene Cannabiskette als durchführbar erweist und sich positive Auswirkungen in den ausgewerteten Bereichen zeigen.
Für das Experiment und seine Bewertung ist ein Zeitraum von vier Jahren vorgesehen mit einer möglichen Verlängerung um bis zu anderthalb Jahren. Falls das Experiment wie geplant nächstes Jahr startet, darf also zwischen 2028 und 2030 mit Ergebnissen gerechnet werden. Nach Angaben der Ministerien für Gesundheit, Soziales und Sport sowie für Justiz und Sicherheit, soll schon Mitte Dezember 2023 eine maximal sechs Monate dauernde Start-upPhase mit zunächst zwei lizensierten Anbauern in Breda und Tilburg beginnen, in welcher die Co eeshops vorübergehend zusätzlich illegal produziertes (geduldetes) Cannabis von bestehenden Lieferanten beziehen dürfen. Die Start-up-Phase soll dazu dienen, Prozesse zu optimieren und Erkenntnisse für die nächste Phase des Projektes zu sammeln. Darauf folgt eine sechswöchige Übergangsphase, in der alle teilnehmende Gemeinden sich anschließen. Ihr Beginn hängt davon ab, wann genügend lizensierte Anbauer lieferbereit sind, zurzeit wird davon ausgegangen, dass dies Ende des ersten Quartals 2024 der Fall sein könnte. Nach Ablauf der sechs Wochen darf nur noch kontrollierte Ware gemäß dem Experimentau au vertrieben werden.
Nach dem Ablauf des Experiments können Regierung und Parlament die Ergebnisse nutzen, um zu entscheiden, wie es mit der Cannabisregulierung in den Niederlanden weitergeht. Falls die Intervention als erfolgreich bewertet wird, ist zu erwarten, dass die Regierung Schritte in Richtung einer Cannabislegalisierung mit geschlossener Cannabiskette unternehmen wird. ↙
Nach dem Ablauf des Experiments können Regierung und Parlament die Ergebnisse nutzen, um zu entscheiden, wie es mit der Cannabisregulierung in den Niederlanden weitergeht.
[1] J. André Knottnerus, Tom Blom, Sanne van Eerden, Jan H.H. Mans, Dike van de Mheen, J. Nico D. de Neeling, David C.L. Schel out, Jaap C. Seidell, Albert H. van Wijk, C.G. (Karin) van Wingerde, Wim van den Brink. Cannabis policy in The Netherlands: Rationale and design of an experiment with a controlled legal (‘closed’) cannabis supply chain, Health Policy, Volume 129, 2023, 104699, ISSN 0168-8510, https://doi.org/10.1016/j.healthpol.2022.12.007.
INTERNATIONAL 2023 02 | 39
Cannabis in Zahlen
Cannabisumsatz weltweit
Der Umsatz auf dem internationalen Cannabismarkt wird im Jahr 2023 voraussichtlich 51,27 Mrd. USD erreichen. Die erwartete jährliche Wachstumsrate von 14,95 % würde bis 2028 zu einem Marktvolumen von 102,90 Mrd. USD führen. Im weltweiten Vergleich werden die meisten Umsätze in den Vereinigten Staaten erzielt.
Quelle: Statista Market Insight, Cannabis Worldwide
Cannabisumsatz Schweiz
Eine 2022 von der Abteilung für Soziologie der Universität Genf (UNIGE) und dem Beratungsunternehmen EBP Schweiz durchgeführte Studie schätzt den Gesamtumsatz des derzeitigen Cannabissystems in der Schweiz auf 1 Mrd. CHF jährlich. Diese Schätzung umfasst sowohl die direkten Auswirkungen des Cannabismarktes, des Gesundheitswesens, der Polizei, der Rechtsprechung und des Gerichtsvollzugs als auch die indirekten wirtscha lichen Auswirkungen, die in der gesamten Schweizer Wirtscha ausgelöst werden.
Quelle: Universität Genf
Cannabis im europäischen Abwasser
Die im Abwasser beobachteten Belastungen durch den Hauptmetaboliten des Cannabiskonsums THC-COOH deuten darauf hin, dass der Cannabiskonsum 2022 in west- und südeuropäischen Städten am höchsten war, insbesondere in Städten in Tschechien, Spanien, den Niederlanden und Portugal. 18 von 38 Städten meldeten einen Rückgang der THC-COOH-Belastung in Abwasserproben und 15 einen Anstieg.
Quelle: European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction EMCDDA: Wastewater analysis and drugs — a European multi-city study. Stand 4. Mai 2023.
Zweck des Cannabiskonsums
Die Mehrheit der in einer onlinebasierten Querschnittsstudie im Jahr 2021 befragten Cannabiskonsumenten gebrauchte Marihuana (98,3%), gefolgt von Haschisch (28,6%). Cannabis wurde zu 82,1% genutzt, um high zu werden oder aus Spaß. Die meisten Cannabiskonsumenten nutzten es in der Form eines Joints.
Quelle: IFT Institut für Therapieforschung: Ergebnisse der Deutschen Stichprobe der Europäischen Online Drogenstudie (EWSD)
AUF EINEN BLICK 40 | 2023 02
FIRMENINDEX 2023 02 | 41 TERMINE CannabisCON live www.dfvcg-events.de/cannabis-con 20. März Frankfurt a. M. ICBC Berlin www.internationalcbc.com/berlin 19.-21. April Berlin CannaTrade www.cannatrade.ch 24.-26. Mai Zürich Cannabis Business Europe www.worldclassbusinessleaders.com/events/CBE24 4.-5. Juni Frankfurt a. M. CB Club www.cannatrade.ch 13. Juni Berlin Mary Jane Berlin www.maryjane-berlin.com 14.-16. Juni Berlin CB X InterTabac Dortmund www.cannatrade.ch 19.-21. September Dortmund Anzeige DIE ALTERNATIVE LÖSUNG FÜR DEINE TÜTE. KRÄUTER STATT TABAK! tuetenfutter2021 www.tuetenfutter.de Authentic Experience Brandbuilding +49 172 722 06 30 Give us a call! Marco Reichardt | vybz-agentur.com m.reichardt@vybz-agentur.com Ed Rosenthals MARIJUANAGROWERS Handbuch Ed Rosenthals Lerne eine ganz neue Welt kennen! • • Erhöhe Vom glaubwürdigsten lehrer überhaupt diegrößten,harzigstenundpotentestenBud Dieses Buch mit mehr als 500 Seiten enthält das ganze aktuelle Wissen zum MarijuanaGrowing, denWerkzeugenundMethoden.Für Indoor-undOutdooranbau.Lernedie effizientestenTechnikenkennen,umZeit,KraftundEnergie sparen! Füralle!–FürAnfängerundfortgeschritteneGrower kompletteFührerfürdenmarijuana- fürmedizinische hedonistischeZwecke OFFICIAL COURSE BOOK Andi Haller Hausgemachtes Haschisch und andere Methoden zurCannabis-Verarbeitung semSmartbookpräsentieren der frühen Cannabisbücheraus 90erJahrenvoneinemPionier iteratur neuem Gewand. ExtraktherstellungumaktuelleTechnologienderHaschisch-bzw. ergänztundbieteteineleichtzurHeimproduktionvonHanfha InZeiten allmählichenLegalisierung vermehrten medizinischenNutzungvonCannabiskanndieserpraktielfen,hochwertigesHaschisch (selbstgezogenem)Marihuana Ernteresten gewinnen. Andi Haller Hausgemachtes Haschisch und ander Methoden zur Cannabis-Verarbeitung cover_hasch_GzD.indd !AZ.indd 7 SUSTAINABLE PACKAGING
Daniel Kruse
Visionär der ökologischen Ökonomie
Daniel Kruse, seit 1995 ein Pionier der Hanfindustrie, ist geschäftsführender Direktor (CEO) der SynBiotic SE und Gründer von fünf der führenden Hanfunternehmen in Europa. Er verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Hanflebensmittelproduktion.
Seit 2013 ist Kruse als Vorstandsmitglied der European Industrial Hemp Association (EIHA) tätig und wurde 2019 zum Präsidenten gewählt. Außerdem ist er stellvertretender Vorsitzender der neugegründeten Federation of International Hemp Organizations (FIHO). Der gelernte Bankkaufmann studierte Finanzwissenschaften an der Green Bay University in Wisconsin (USA) und Düsseldorf. Seine Vision ist die erfolgreiche Verbindung von Ökologie und Ökonomie. In seiner Freizeit schätzt Kruse eine schöne Wanderung oder ein gutes Buch.
Wenn Sie eine Sache auf der Welt ändern könnten, was wäre das?
Die Single Convention 1961.
Welchen Film/Buch sollte Ihrer Meinung nach jeder gesehen/gelesen haben?
Film: „Love Actually“; Buch: „Hanf – Die Wiederentdeckung der Nutzp anze (Herer/ Bröckers)“.
Welchen Prominenten – früher oder heute – würden Sie am liebsten persönlich tre en und warum?
Nikola Tesla, um mit ihm ein Unternehmen für nachhaltige Energieversorgung zu gründen.
Wenn Ihr Leben ver lmt werden würde, welcher Schauspieler sollte Ihre Rolle spielen? Christian Bale.
Wenn Sie Superheldenkrä e hätten, welche wären das und warum? Zeitreisen, siehe Antwort zu Frage 1.
Welches ist Ihr Lieblingsort auf der Welt? Zuhause.
Was darf im Reisegepäck nicht fehlen? E-Book, Unterwäsche und Socken.
Welchen Beruf hatten Ihre Eltern für Sie im Sinn?
Meine Eltern haben mir keine Berufsempfehlung gegeben, waren aber sichtlich erleichtert, als ich mich für eine Ausbildung zum Bankkaufmann entschieden habe.
Wenn Sie Ihren jetzigen Beruf nicht ausüben würden, was würden Sie sonst tun? Aktienhändler.
Was ist das Beste an Ihrem Beruf/Branche? Sinngebung und Vielfältigkeit.
Wann waren Sie das letzte Mal von Ihrem Job genervt?
In den letzten zwei Jahren (Covid-Maßnahmen, Willkür der Behörden bzgl. Industriehanf).
Was bedeutet ein neuer Kunde für Sie? Eine Partnerscha .
Was hat Sie heute geärgert? Bisher nichts.
Welche Sache wird Ihrer Meinung nach völlig überbewertet? Schlechte Nachrichten.
Wie sieht für Sie ein perfekter Tag aus? Gesund sein, früh anfangen zu arbeiten, Herausforderungen meistern, Umsatz machen, und dann spazieren gehen.
Was war die bedeutendste Innovation der letzten fünfzig Jahre?
Das erste Solarkra werk in Deutschland (1983).
Was war das letzte Ereignis, das Sie tief bewegt hat?
Positiv bewegt hat mich der politische Wille der deutschen Regierung, Cannabis aus dem BtMG zu nehmen.
Was würden Sie in Ihrem nächsten Leben anders machen?
Nicht viel, nur alles noch besser.
Welche Bedeutung hat Cannabis ist für Sie?
Eine völlig zu Unrecht diskriminierte P anze, welche als Industrierohsto , als Medizin und auch als Genussmittel zumindest im direkten Vergleich mit jeweiligen Alternativen stets besser abschneidet.
DAS BESTE ZUM SCHLUSS 42 | 2023 02
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