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Cannabismarketing
Cannabismarketing
Bewährte Strategien für einen besonderen Markt
Das Marketing im Cannabissektor muss sich ständig weiterentwickeln, um mit den sich ändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen und dem sich wandelnden sozialen Klima Schritt zu halten. Indem Cannabisunternehmen bewährte Marketingstrategien anwenden und sie an die Besonderheiten der Branche und ihrer Zielgruppen anpassen, können sie nicht nur ein breiteres Publikum erreichen, sondern auch das Stigma, das mit Cannabis verbunden ist, weiter abbauen. Von Marco Reichardt
Die Cannabisindustrie, einst am Rande der Gesellschaft und in vielen Teilen der Welt illegal, durchläuft eine bemerkenswerte Transformation. Mit der fortschreitenden Legalisierung und Entstigmatisierung von Cannabis in verschiedenen Ländern erlebt die Branche ein beispielloses Wachstum und eine immer tiefer gehende Diversifizierung ihres Angebots. Nicht mehr nur auf den Konsum beschränkt, erstreckt sich das Spektrum der Cannabisprodukte heute von medizinischen Präparaten über Wellnessprodukte bis hin zu spezialisiertem Zubehör für z. B. den Anbau oder den Konsum. Dieser Wandel bringt jedoch nicht nur Chancen, sondern auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich, insbesondere im Bereich des Marketings. Die effektive Kommunikation mit verschiedenen Zielgruppen, das Verständnis für lokale Regulierungen und das Bedürfnis nach Bildung und Aufklärung sind nur einige der Aspekte, die Marketer in diesem Sektor berücksichtigen sollten. In diesem Zusammenhang werden die verschiedenen Facetten des Cannabismarketings, von der Markenidentität bis hin zur globalen Strategie, tiefgehend untersucht und analysiert, um ein klares Bild der aktuellen Lage und der zukünftigen Perspektiven der Branche zu vermitteln.
Entstehung des Cannabismarketings
Die Legalisierung von Cannabis und die steigende Akzeptanz von medizinischem Cannabis in Deutschland haben einen neuen Markt geschaffen, der für Unternehmen vielfältige Chancen bietet. Doch die Vermarktung von Produkten für Cannabiskonsumenten und -Patienten ist eine besondere Herausforderung. Im Laufe der Zeit entwickelt sich das Marketing von Cannabisunternehmen stetig weiter. Zunächst war das Marketing für Cannabisprodukte und deren Anwendungsfälle sehr zurückhaltend und oft indirekt, hauptsächlich aufgrund von rechtlichen Beschränkungen und dem Stigma, das Cannabis noch immer in vielen Kulturen umgibt. Mit der wachsenden Akzeptanz und dem neuen Verständnis vom therapeutischen Nutzen von Cannabis begannen Unternehmen, aggressivere und innovativere Marketingstrategien anzuwenden. Des Weiteren begannen Cannabisunternehmen mit verschiedenen Werbebotschaften zu experimentieren, von den medizinischen Vorteilen ihrer Produkte, bis hin zu Lifestyle-Assoziationen.
Vielfalt der Zielgruppen, Produkte und Herausforderungen
Im medizinischen Cannabismarkt stehen die Bedürfnisse der Patienten im Vordergrund. Dabei geht es nicht nur um Wohlbefinden, sondern um die Linderung von Krankheiten und Beschwerden. Marketing in diesem Bereich erfordert daher eine besonders einfühlsame Herangehensweise. Die Herausforderung liegt darin, Vertrauen aufzubauen und auf medizinisches Fachwissen hinzuweisen. Contentmarketing hat sich hier bereits als eine wirksame zielgruppenübergreifende Strategie erwiesen. Unternehmen sollten informative Artikel, Studien und Ressourcen bereitstellen, um Patienten und Ärzte bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Internationale und deutsche Unternehmen, die wenige Jahre zuvor erst in den medizinischen Markt in Deutschland eingestiegen sind, wittern mit der Legalisierung des Freizeitkonsum das große Geschäft. Dabei stehen sie aktuell den Herausforderungen der Konsolidierung eines übersättigten Marktes von medizinischem Cannabis gegenüber. Differenzierungen und markenbildende Faktoren werden dabei zu einem relevanten Wirtschaftsfaktor für klare Abgrenzungen zu Konkurrenten.
Weniger streng reguliert bedienen weitere Teilnehmer des Cannabismarktes andere Marktbereiche mit unterschiedlichsten Zielgruppen. Diese unterliegen dabei keinen oder deutlich schwächeren Regulierungen die Außenkommunikation und Werbung betreffend. Die Cannabisbranche bietet heute eine Vielzahl von Produkten für unterschiedliche Verwendungszwecke: Freizeitkonsum, medizinischer Gebrauch, Wellness, oder Rauchzubehör. Jeder dieser Bereiche hat eigene Marketingherausforderungen und -chancen, die eine gezielte Strategie erfordern, um effektiv mit den jeweiligen Zielgruppen zu kommunizieren.
Werbung, die Klischees oder Stereotypen bedient, kann leicht abschreckend wirken und das Markenimage auf längere Sicht beschädigen.
Der Eigenanbau von Cannabis für private Zwecke hat sich, auch wenn noch nicht legal, in den letzten Jahren schon als bedeutender Marktsektor, abgeleitet vom Gartenbau, etabliert. Dieser bringt seine eigenen Marketingherausforderungen und -chancen mit sich, insbesondere wenn es um die fachgerechte Anwendung und Darstellung der Produkte am Beispiel Cannabis geht. Hier haben sich in der Vergangenheit bereits Kooperationen mit Influencern sowie die Vermittlung von Fachwissen zum Anbau bewährt, um dieser Problematik entgegenzuwirken. Für diese Marken bedeutet das ebenfalls ständig am Puls der Zeit zu bleiben, und sich an die sich ändernden Bedürfnisse der Branche und Zielgruppen anzupassen.
Cannabidiol (CBD) als eine der Hauptkomponenten von Cannabis hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Viele Verbraucher sind daher auf der Suche nach den potenziellen gesundheitlichen Vorteilen von CBD-Produkten, von Ölen bis zu Hautpflegeprodukten. Doch der CBD-Markt ist äußerst wettbewerbsintensiv, und es ist entscheidend, sich von der Konkurrenz abzuheben. Eine der größten Herausforderungen im CBD-Marketing ist die Seriosität und Qualität der Produkte. Die Verbraucher sind skeptisch und suchen nach vertrauenswürdigen Marken. Unternehmen müssen daher Transparenz in Bezug auf Herkunft, Herstellungsprozesse und Qualitätssicherung bieten.
Im Bereich des Rauchzubehör gibt es Produkte, die sowohl für den Freizeitkonsum von Cannabis, den medizinischen Gebrauch, als auch für den Wellnessaspekt entwickelt wurden. Die Art und Weise, wie diese Produkte vermarktet werden, kann daher ebenfalls variieren und sollte einer strategischen Zielgruppenanalyse unterzogen werden, um wirksame operative Maßnahmen zu entwickeln. Insgesamt spielt das Rauchzubehör unabhängig vom Verwendungszweck eine wichtige Rolle in der Cannabisindustrie. Marketer müssen diese Unterschiede im Nutzungskontext erkennen und ihre Botschaften und Markenstrategien mit einer professionalisierten Agentur entsprechend ausrichten.
Insgesamt hat sich das Marketing von Cannabisfirmen von einer eher defensiven zu einer proaktiven und innovativen Herangehensweise gewandelt, die die vielfältigen Möglichkeiten des modernen Marketings nutzt und sich an die sich ständig ändernden rechtlichen und kulturellen Gegebenheiten anpasst und Kommunikationskanäle danach ausrichtet.
Beispiele mit Bildern




Cannabis-affine Zielgruppen und strategische Kampagnen
Für Unternehmen, die Produkte für die Cannabis-affine Zielgruppe anbieten, aber sich den gesetzlichen Vorgaben und regulatorischen Beschränkungen bewusst sein müssen, ist eine ausgeklügelte Marketingstrategie entscheidend. Insgesamt hat sich das Marketing für Cannabiskonsumenten und -Patienten in Deutschland stetig weiterentwickelt. Es erfordert eine differenzierte Herangehensweise, die den Bedürfnissen und Erwartungen der Zielgruppe gerecht wird, gleichzeitig aber den rechtlichen Rahmenbedingungen entspricht.
Das Marketing von Cannabis kann daher je nach Verwendungszweck erheblich variieren. Während das Marketing für Freizeitcannabis oft auf Genuss und Erfahrung abzielt, konzentriert sich das medizinische Cannabismarketing auf therapeutische Vorteile und wissenschaftliche Erkenntnisse. Das Wellness- oder Lifestyle-Cannabismarketing hingegen betont die allgemeinen gesundheitlichen und entspannenden Vorteile. Dabei ist es entscheidend, dass Marketer diese Unterschiede klar erkennen und ihre Strategie entsprechend anpassen, um mit ihrer definierten Zielgruppe effektiv zu kommunizieren.
In einer Branche, die durch jahrzehntelange Stigmatisierung und wechselnde rechtliche Landschaften navigieren musste, ermöglicht Live-Kommunikation einen direkten und authentischen Austausch mit der Zielgruppe.
Im stetig wachsenden Cannabismarkt hat zielgruppenorientiertes Marketing daher eine entscheidende Rolle eingenommen. Markenstrategien, die sich auf eine breite Masse an Konsumenten richten, bringen oftmals nicht den gewünschten Erfolg.
Die jahrelange Stigmatisierung von Cannabis erfordert einen respektvollen Umgang mit dem Thema. Um effektiv zu werben, müssen Unternehmen ihre primäre Zielgruppe genau identifizieren und verstehen. Werbung, die Klischees oder Stereotypen bedient, kann leicht abschreckend wirken und das Markenimage auf längere Sicht beschädigen. Der moderne Konsument schätzt Authentizität. Das bedeutet, dass Marken ehrlich und transparent über ihre Produkte und Praktiken sein sollten, was sich in einer ebenso transparenten Unternehmenskommunikation widerspiegelt.
Dabei haben sich einige Werkzeuge und Komponenten besonders bewährt:
Digitale Plattformen, soziale Medien und Influencer-Marketing wurden zu zentralen Werkzeugen, um jüngere Zielgruppen zu erreichen
Veranstaltungen, Messen und Seminare wurden ebenfalls immer populärer, um das Bewusstsein für die Vorteile von Cannabis zu schärfen und Produktneuheiten zu präsentieren.
Branding und Produktverpackung wurden ebenfalls immer ausgefeilter. Viele Cannabisunternehmen investierten in hochwertige, ästhetisch ansprechende Verpackungen und entwickelten starke Markenidentitäten, um sich von der Konkurrenz abzuheben und eine treue Kundenbasis aufzubauen.
Bildung und Information wurden ebenfalls zu Schlüsselkomponenten des Marketings, da viele Unternehmen begannen, sich als vertrauenswürdige Informationsquellen für Kunden, Ärzte und Patienten zu positionieren.
Live-Kommunikation im Cannabismarketing
Die Live-Kommunikation nimmt im Cannabismarketing eine zentrale Rolle ein. In einer Branche, die durch jahrzehntelange Stigmatisierung und wechselnde rechtliche Landschaften navigieren musste, ermöglicht Live-Kommunikation einen direkten und authentischen Austausch mit der Zielgruppe. Sie bietet Unternehmen die Chance, Vorurteile abzubauen, durch Bildung und Aufklärung Vertrauen aufzubauen und die therapeutischen sowie Lifestyle-orientierten Vorteile von Cannabis zu betonen. Events, Messen oder Seminare schaffen eine Plattform, auf der Kunden und Unternehmen in Echtzeit interagieren können. Diese unmittelbare Form der Kommunikation intensiviert nicht nur das Markenbewusstsein, sondern stärkt auch die Kundenbindung und schafft eine starke Community rund um die Marke. In einer sich rasant entwickelnden Industrie wie der Cannabisbranche ist Live-Kommunikation unerlässlich, um sich von der Konkurrenz abzuheben und nachhaltige Beziehungen zu Kunden aufzubauen.
Fazit
Zusammenfassend ist zielgruppenorientiertes Cannabismarketing eine Mischung aus Respekt, Verständnis und der passenden operativen Strategie. In einem Markt, der sich rasch entwickelt und diversifiziert, ist es entscheidend, dass Marken sich anpassen und mit ihren Zielgruppen resonieren. Insgesamt steht die Cannabisbranche vor einer aufregenden und herausfordernden Zukunft. Das dynamische Umfeld erfordert Flexibilität, Kreativität und strategisches Denken von Marketern und Agenturen. Mit dem richtigen Ansatz und einer klaren Vision können Marken jedoch florieren und einen positiven Einfluss auf Verbraucher und Gesellschaft ausüben. ↙

Aufmacher: Alexander Mils/unsplash.com