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Niemand will mehr der letzte sein“

Schweizer Pilotprojekte schaffen Transparenz und ebnen Wege

Bei der rasanten Entwicklung auf dem Schweizer Cannabismarkt spielen Pilotprojekte eine wichtige Rolle. Transparenz für alle Beteiligten sollen hierbei sogenannte Track & Trace-Systeme schaffen, indem sie Cannabis vom Anbau über die Verarbeitung bis zur Auslieferung lückenlos rückverfolgbar machen. Das Schweizer Softwareunternehmen Vigia bietet hierfür eine eigene Software an. Im Rahmen der CB Expo 2022 sprach CannaVision mit Luc Richner, CEO der Vigia AG, über erste Rückmeldungen und den Sonderstatus der Schweiz. Von Daniel Groß

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Die Schweiz gilt aktuell als Vorreiter in der Cannabisindustrie, wie auch aktuelle Pilotprojekte zeigen. Was sind die Gründe dafür?

Richner: Die Schweiz hat erkannt, dass ein Verbot den Konsum von Cannabis für den Freizeitgebrauch nicht einschränkt und der Schwarzmarkt weiterhin floriert. Zudem ist die Akzeptanz der Bevölkerung für eine Legalisierung hoch. Mit den Pilotprojekten soll eine fundierte wissenschaftliche Grundlage für eine mögliche Ausgestaltung der Cannabisregelung geliefert werden. Die Schweiz hat sich somit für einen strukturierten, einheitlichen und nachhaltigen Ansatz entschieden, um ein funktionierendes Legalisierungsmodell zu finden. Schaut man sich andere Länder an, welche bereits legalisiert haben oder daran arbeiten, ist das meiner Meinung nach sehr fortschrittlich und macht die Schweiz zu einem Vorreiter.

Wie sehen Sie sich im florierenden Schweizer Marktgeschehen für kommende Aufgaben aufgestellt?

Richner: Wir sind das offizielle Rückverfolgungssystem des Bundesamts für Gesundheit (BAG) für die Schweizer Pilotprojekte. Die Produzenten und Apotheken nutzen die Cannavigia-Software, um ihren Anbau, die Verteilung an die Apotheken sowie den Verkauf von Cannabis an die Konsumenten zu verfolgen. Wir haben somit innerhalb unserer Software bereits eine Umgebung für eine mögliche, zukünftige Legalisierung geschaffen, die wir innerhalb der Pilotprojekte stetig weiterentwickeln können und uns für kommende Aufgaben ideal vorbereitet.

Welche Rolle spielt die Schweizer Bevölkerung dabei und was könnte sich Deutschland abschauen?

Richner: Zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung haben sich letztes Jahr für eine Legalisierung ausgesprochen – diese Zustimmung hilft in der Umsetzung von Pilotprojekten. In Deutschland ist die Akzeptanz momentan noch etwas tiefer. Es ist wichtig, einen Ansatz zu wählen, der zum Land und zu seiner Bevölkerung passt. Es bringt nichts, wenn Deutschland einfach das Legalisierungsmodell der Schweiz oder von einem anderen Land kopiert. Man kann von Fehlern und funktionierenden Modellen lernen, muss diese Erfahrungen aber auch auf das eigene Land anpassen.

Wie schätzen Sie die vorangehende Cannabislegalisierung in Deutschland ein?

Richner: Erste Expertenanhörungen in Deutschland wurden durchgeführt und wir hatten das Privileg, unser Wissen an diesen F Anhörungen zu teilen und bezüglich eines Rechtsrahmens zu beraten. Jetzt geht es darum, den Ansatz für die Legalisierung zu definieren und umzusetzen. Ich gehe stark davon aus, dass dies in den nächsten Monaten geschehen wird und dass viele Länder nachziehen werden. Einige sind bereits an Legalisierungsmodellen dran – niemand will mehr der letzte sein.

Das Thema Produktnachverfolgung begleiten Sie sehr intensiv. Mit welcher Haltung treten Ihnen Marktteilnehmer entgegen?

Richner: Unsere Branche ist stark reguliert, wobei viele Standards nicht harmonisiert sind. Viele Marktteilnehmer sind überfordert mit den unterschiedlichen Regulationen und Standards. Ein durchdachtes Track & Trace-System bzw. eine klare Produktnachverfolgung wird daher immer sehr begrüßt. Denn vollständige Transparenz in der Lieferkette kreiert eine Brücke zwischen den Standards, macht diese langfristig obsolet und lässt die Marktteilnehmer die Regulierungen problemlos einhalten.

Wie bringen Sie die Branche – darüber hinaus – noch voran?

Richner: Bei Cannavigia haben wir das Ziel, Transparenz und Rückverfolgbarkeit im Cannabis-Ökosystem für Unternehmen und alle involvierten Interessensgruppen der Wertschöpfungskette zu schaffen. Dies soll einfach, sicher und konform mit den entsprechenden Regulierungen geschehen – dafür haben wir unsere Software entwickelt. Darüber hinaus setzen wir uns in der Branche für harmonisierte StanVollständige dards ein und arbeiten auch eng mit Regierungen und Unternehmen wie GS1 zusammen. Zudem sind wir in der Schweiz in der IG Hanf und in Deutschland im BranchenverTransparenz in der band Cannabiswirtschaft, um aktiv an der Mitgestaltung der zukünftigen Cannabisindustrie mitzuwirken.

Lieferkette kreiert eine Sie sind bei der diesjährigen CB Expo als Sponsor vertreten. Wie wichtig sind solche Events für Sie und die Branche im

Brücke zwischen den Allgemeinen? Richner: Wir sind sehr stolz darauf, die diesjährige CB Expo Standards, macht diese Mitte September als Gold-Sponsor zu unterstützen. Natürlich sind solche Messen für uns interessant, um Neukunden zu langfristig obsolet und akquirieren sowie für die Kundenpflege. Wir sehen solche Messen aber auch als große Chance für die gesamte Branche: Diese ist noch relativ jung und befindet sich in einem stark lässt die Marktteilnehmer regulierten Umfeld, jedoch sind Standards und Regulationen fragmentiert. Die Messen dienen dazu, auf die aufstrebende die Regulierungen Cannabisindustrie aufmerksam zu machen und ihr eine Plattform zu geben sowie den Diskurs rund um Regulierungen, Standards und aktuelle Entwicklungen zu fördern. Solche Mesproblemlos einhalten. sen helfen, die Industrie zu formen. Genau das möchten wir als Gold-Sponsor der CB Expo unterstützen. ↙

Luc Richner.

t o : Vi gi a AG o

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