Seezeit Sommer 2021

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WO BERGSTEIGER IHR

PARADIES FINDEN

© ANDREAS FRIEDLE

Das Schild am Ortseingang fehlt noch, doch seit April ist es amtlich: S T E I N B E R G wurde in den erlesenen Kreis der Bergsteigerdörfer aufgenommen. Die erste Etappe ist damit geschafft, nun macht sich die Gemeinde daran, der Idee Leben einzuhauchen.

Bergsteigerdörfer Die Bergsteigerdörfer sind eine Initiative der Alpenvereine und gehen auf ein Projekt des Österreichischen Alpenvereins zurück. Die Auswahl der Bergsteigerdörfer erfolgt nicht zufällig: Landschaftliche Reize, alpinistisch interessante Gebiete und eine intakte Kultur- und Naturlandschaft gehören ebenso zu den Aufnahmekriterien wie das Engagement der lokalen Bevölkerung, sich für eine nachhaltige und naturverträgliche Gemeindeund Tourismusentwicklung einzusetzen. Derzeit gibt es 35 Bergsteigerdörfer, davon 22 in Österreich, vier in Deutschland, fünf in Italien und je zwei in Slowenien und in der Schweiz. www.bergsteigerdoerfer.org Der offizielle Beitritt Steinbergs zu den Bergsteigerdörfern ist für den 12. September 2021 geplant. Rund um diesen Termin soll es auch andere Feierlichkeiten geben: So soll am Hochunnütz erstmals ein Gipfelkreuz aufgestellt werden. Und jenes auf dem Guffert, das seit Jahren Robert Huber von der Jausenstation Waldhäusl betreut, wird erneuert.

W

enn man sich vorstellt, wie ein echtes Bergsteigerdorf aussehen müsste, dann würde es wohl so wie Steinberg am Rofan sein: Viel blauer Himmel, Wälder, Wiesen, ein Platz mit einer Kirche und einem Gasthaus, Gehöfte und Häuser sind malerisch in der Landschaft verstreut. Umgeben wird das Idyll von mehr oder weniger hohen Bergen. Bergsteigerinnen und Bergsteiger finden hier ein Angebot in allen Längen und Schwierigkeiten, sommers wie winters: von den steilen und schwierigen Kletterwänden im Rofan bis zur Zwei-Tages-Tour mit Übernachtung auf der Gufferthütte, von der gemütlichen Schneeschuhwanderung bis zur anspruchsvollen Skitour. So lag es nahe, dass 2017 eine Familie aus dem Dorf, die vom Konzept der Bergsteigerdörfer des Alpenvereins gehört hatte, Bürgermeister Helmut Margreiter die Frage stellte, ob das nicht auch etwas für Steinberg wäre. Und mit dieser Frage wurde ein Prozess in Gang gesetzt, der noch immer andauert und weit in die Zukunft des Ortes reicht.

Bewerbung war Teamarbeit Ein Vertreter des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) kam zu einer Präsentation ins Dorf, rund 70 Gemeindemitglieder hörten ihm zu. Und, erinnert sich Bürgermeister Margreiter, „es waren alle dermaßen begeistert, dass das der richtige Weg wäre“, dass man beschloss, eine Mitgliedschaft anzustreben. Wie in Steinberg seit einigen Jahren bei größeren Entscheidungen üblich, wurde ein eigener Bürgeraus-

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schuss gegründet: das „Team Bergsteigerdorf“. So eine Sache solle schließlich „auf vielen Schultern getragen“ werden. Man besuchte andere Bergsteigerdörfer, sprach mit möglichen Mitgliedsbetrieben und erstellte Konzepte. Dass Steinberg ein ideales Bergsteigerdorf wäre, daran hatte man keine Zweifel, erzählt Margreiter: „Wir liegen geografisch zentral, es ist von Innsbruck oder München bis zu uns etwa gleich weit, aber wir sind doch abseits. Wir sind sozusagen das Extrastübchen vom Achensee. Ruhe und Natur sind unser Hauptkapital.“ Den Gremien, die letztlich über die Aufnahme eines Ortes entscheiden, machte paradoxerweise eben diese Abgeschiedenheit Sorgen. Man hatte Bedenken, dass es vielleicht zu wenige Unterkünfte geben könnte und ein Nahversorger fehlte. Doch diese Vorbehalte konnte man zerstreuen, die Zimmervermieter in der Region zeigten großes Interesse an dem Projekt und auch das Problem des fehlenden Nahversorgers hat man pragmatisch gelöst. Im Foyer des Gemeindehauses gibt es seit Juli 2020 einen kleinen Selbstbedienungsladen. „Der hat sieben Tage pro Woche, 24 Stunden, offen. Das ist nicht nur für Gäste, sondern auch für die Einheimischen praktisch. Beim Sortiment testen wir im Moment aus, wie die Bedürfnisse sind“, so Bürgermeister Margreiter. Wenn sich das Konzept bewährt, sind eine kombinierte Gästeinformation und ein kleiner Nahversorger eventuell im alten Feuerwehrhaus geplant. Dort könnten auch die Bauern aus der Gegend ihre Produkte anbieten.


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