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Neues aus der Medizin
Corona und die „Blütezeit“ Ebru Kilic und Marvin Arndt über die Pflegeausbildung und das Leben in der Pandemie
„Ich war in meiner Blütezeit“, sagt Marvin Arndt und muss dann ein wenig über sich selbst lachen. Was sich anhört wie der nostalgische Rückblick eines älteren Herren, stammt aus
dem Mund eines 23-Jährigen. Doch Marvin spricht nicht von verblassten Erinnerungen an lang zurückliegende Tage. Er denkt an den Beginn des vergangenen Jahres, als sein Leben noch völlig unbelastet war. Ein halbes Jahr zuvor hatte er seine Pflegeausbildung im Krankenhaus Düren begonnen. Alles lief prima: eine gute Ausbildung, Freunde treffen, rausgehen und einfach Spaß haben am Leben – oder wie Marvin es nennt: Blütezeit. Dann kam Corona.
Wie erleben junge Menschen die Pandemie und ihre Folgen? Wie insbesondere diejenigen, die als Auszubildende in der Pflege ganz nah dran sind an dem, was das Virus anrichtet? „Als das losging, war da schon eine große Unsicherheit“, erinnert sich Marvin Arndt: „Mache ich im Umgang mit den Patienten alles richtig? Kann ich mich selber anstecken? Und was ist mit den Fehlzeiten, wenn ich krank werde?“ „Wir wussten einfach nicht, was auf uns zukam“, sagt auch Ebru Kilic. Die 28-Jährige ist mittlerweile im dritten Jahr ihrer Ausbildung, die sie als Duales Studium im Krankenhaus Düren und an der Hochschule Niederrhein absolviert. Auch wenn sie schon mehr Erfahrung hatte als Marvin, habe sie zu Beginn der Pandemie große Unsicherheit empfunden, berichtet Ebru. Doch der Teamgedanke auf Station habe ihr sehr geholfen: „Da
konnten wir offen über Ängste und Sorgen sprechen und sind super von den erfahrenen Pflegekräften unterstützt worden.“ Und auch die Solidarität in der Gesellschaft habe gutgetan. „Ich hatte den Eindruck, dass das ehrlich gemeint war, wenn die Menschen für die Ärzte und die Pflegekräfte applaudiert haben“, sagt die 28-Jährige. „Da fühlte man sich schon geschmeichelt“, pflichtet Marvin ihr bei. Mit der Zeit sei der Umgang mit der besonderen Situation im Krankenhaus für sie immer sicherer geworden, sagen die beiden Auszubildenden. Die vielen Hygieneregeln, das permanente Maskentragen, das Abstand halten in den Pausen – das sei alles inzwischen Routine. Und der Umgang mit Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, mache ihn auch schon lange nicht mehr nervös, berichtet Marvin, der wiederholt auf Covid-Isolierstationen eingesetzt war. „Ich InForm – Gut informiert mit dem Dürener Gesundheitsmagazin – Ausgabe 1.2021