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Nr. 13 | Donnerstag, 31. März 2022
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AU F E I N WO R T M I T . . . M A RC E L B O L L I G E R U n te r n e h m e r u n d Fu ss b a l l f u n k t i o n ä r
Ein Mann mit Passion und Emotion JOSEPH WEIBEL
Sein verschmitztes Lächeln kann er nicht absprechen. Marcel Bolliger, der erfolgreiche Grenchner Unternehmer, kann auch ein anderes Gesicht aufsetzen. Das des ernsten und auch mal aufgebrachten Mannes. Seiner Erscheinung zollt man Respekt und weiss, der ist sich gewohnt, auch mal mit harten Bandagen zu fighten – verbal natürlich. Mit 11 zog es ihn zum Spiel mit dem runden Leder. Er schmunzelt: «In diesem Alter hatte ich schon mal auch ‹Seich im Grind›.» Fussball ist für ihn nicht nur ein Spiel, sondern im Juniorenalter auch ein grosser Kinderhütedienst. «Dessen sind sich nicht immer alle so richtig bewusst», meint er.
Dritte Generation am Ruder
Während er von einem seiner Lieblingshobbys spricht, schaut er versonnen über die Brüstung der offenen Terrasse vor seinem Büro. Im Jahr 2020 bezog man das neue Bürogebäude, gleichzeitig wurde die Firma Bolliger + Co. AG 50-jährig. Er vertrat mit seiner Schwester Christine und Bruder Daniel die zweite Generation. Marcel Bolliger wird im kommenden Januar 65. Ganz abtreten wird er nach dem Eintritt ins Pensionsalter nicht. Er bleibt Delegierter des Verwaltungsrates. Noch ist er zusammen mit den beiden Söhnen seiner Schwester, Michel und Christoph Schlup, sowie seiner Tochter Barbara Bolliger und Patrick Schärer in der Geschäftsleitung. «Sie sind die Zukunft. Die Nachfolge mit der dritten Generation ist sauber geregelt», sagt er nicht ohne Stolz. Neben Grenchen hat die Firma Bolliger, Spezialistin für Roh- und Kanalreinigung, weitere Stützpunkte in Biel, Aarberg und Münchenbuchsee, und beschäftigt heute 65 Mitarbeitende.
Ein Mann mit Passion
Aber eigentlich wollten wir nicht primär über die Firma reden, über die Marcel Bolliger mit Fug und Recht stolz sein darf. Er ist mindestens mit so viel Passion auch Fussballfunktionär. «Funktionär», ein schlimmes, veraltetes Wort. Stimmt. Passender ist das Wort Passionär. Sie sind willensstark, anpassungsfähig, leidenschaftlich, aber wenn es denn sein muss: auch aggressiv. Wieder setzt Marcel Bolliger sein verschmitztes Lächeln auf. Echt? Echt wahr. Was wir schon wissen. Mit elf Jahren ging er zum Fussball. Dann gibt es keine Lücke mehr. Später blieb er diesem Kollektivspiel treu. Er wurde – man kann es nicht anders schreiben – Funktionär. Zuletzt war er Präsident des FC Wacker, Nachbar des «grossen», aber in jeder
Beziehung in die Jahre gekommenen FC Grenchen. Wacker spielte auf der «Riedern», der FCG auf dem «Brühl». Daneben waren noch der FC Fulgor und Ital Grenchen. Und plötzlich waren es nur noch zwei, weil Wacker und Fulgor mit den FCG zum FC Grenchen 15 fu-
«Wir holen viele Jugendliche von der Strasse, geben ihnen eine sinnvolle Freizeitbetätigung.» sionierten. Das war vor sieben Jahren. Federführend dabei trat Marcel Bolliger auf. Aus seinem Ärger, dass Ital Grenchen als einziger Club nicht fusionieren wollte, macht er keinen Hehl. «In einer Zeit, wo man über den Grashalm hinausschaut, sollte das eigentlich möglich sein.» Da hört man den kämpferischen Ton dieses Mannes, der ebenso auch starke Emotionen zeigen kann. Davon später.
Gelernt, mit Menschen umzugehen
Nein. Ganz einfach ist es nicht, ihn wieder aus dem Unternehmertum in den allgemeinen Alltag zu lotsen. Man spürt, wie er seine Arbeit liebt, und wie er ein wichtiger Teil davon ist, dass dieses Familienunternehmen in voller Blüte steht, prosperiert und einer schönen Anzahl Männer und Frauen Arbeit gibt. Also, Marcel Bolliger, wie war das, nach dem Fussball, als der Ernst des Lebens anklopfte? In den elterlichen Betrieb habe es ihn schon früh gezogen. Er absolvierte extern eine Berufslehre als Maler, besuchte die Rekrutenschule und trat im Juni 1978 in die elterliche Firma
ein. Die Firma Bolliger befreit Strassenschächte vom Schlamm und spült Abflussschächte frei. Das ist das Kerngeschäft, noch heute. Die Frage damals war, wie verwertet man diesen Klärschlamm? Zum Beispiel auf Weide- und Magerwiesen als Dünger. Richtig. Marcel Bolliger besuchte die Bauern in der näheren und weiteren Region und konnte sie überzeugen, den Klärschlamm als Düngerersatz einzusetzen. «Für mich war diese Zeit damals die wichtigste. Ein Lernprozess, wie man ihn sich nur wünschen kann.» Er habe so gelernt, mit Leuten umzugehen. Ich stelle mir vor meinem geistigen Auge vor, wie er mit den Landwirten verhandelte. Ja, ich kann mir das sogar sehr gut vorstellen. Hart, aber fair. So wird er es heute als Unternehmer tun – sonst hätte diese Firma nicht diesen Aufwärtsgang.
Ein Mann mit Emotionen
Der Mann hat auch Emotionen, wie schon gesagt. Er erzählt von seinem Bruder André, der in jungen Jahren auf einer Bergtour zu Tode kam. Und er spricht von zwei langjährigen Mitarbeitenden, die vor ihrer Pensionierung an Krebs gestorben sind. Spüre ich in seinen Worten eine zittrige Stimme heraus? Schon. Er richtet kurz seinen Blick nach unten, als wolle er seine Emotion verbergen. Was er denkt, spricht er aus: «Solche Geschehnisse gehen mir ganz schön an die Nieren.» Das ist nicht gespielt. Das ist echt. Als wolle er sich selbst schützen, wechselt er das Thema. Natürlich. Wir sind schon wieder voll im Betrieb. In der Firma, in die er ebenso viel Leidenschaft und Kraft hineinbringt. An der NiklausWengi-Strasse hatte die Firma seit 1982 ihren Sitz. «Immer, wenn wir erweitern mussten, gab es ein Kampf um Bauland.» Das führte die Firma unter anderem nach Aarberg, wo eine Recyclinganlage gebaut wurde. Dieser Geschäftszweig nahm an Bedeutung immer mehr zu, weil externe Deponieräume immer weniger wurden. Es kamen weitere Grossbauten dazu, zuletzt das Bürogebäude, das vor zwei Jahren in Betrieb genommen wurde. «Zum goldrichtigen Zeitpunkt», sagt Marcel
Bolliger. Am alten Ort hätten sie keine Chance gehabt während der Corona-Krise. «Unser Geschäft lässt sich nicht im Homeoffice abwickeln.»
> STECKBRIEF Vorname/Name: Marcel Bolliger Wohnort: Grenchen Geburtsdatum: 20. Januar 1958 Zivilstand: Verheiratet Beruf: Unternehmer/Röhrliputzer
Er hat (noch) einiges vor
> F Ü N F F RAG E N Meine Lieblingsdestinationen: Crans Montana Lieblingsspeise: Stroganoff Aufsteller der Woche: Mit Freunden in den Ferien Auf was kann ich nicht verzichten: Ein gutes Glas Wein zum Essen Ich würde nie: Freunde im Stich lassen …
Auch das glauben wir ihm!
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ilienarch Foto: Fam
Bilderschenkung an Bachtelen Grenchen
Nach jahrzehntelanger Reise durch Ausstellungen in Europa finden «Evolution I und III» sowie «Avenir» und «Dynamisme» eine Heimat. «Ich will sein, wo das Leben herrscht und pulsiert.» So lautet der Leitsatz des international bekannten Grenchner Künstlers René Walter. Nun hat er vier seiner grossformatigen Werke der konkreten Kunst dem Sonderpädagogischen Zentrum Bachtelen geschenkt. Zuvor hingen diese Bilder in Kunstausstellungen in Paris, Brüssel und Bonn. Im Foyer des Hauptgebäudes strömt das Leben der Kinder, Jugendlichen und Mitarbeitenden unablässig an den Kunstwerken vorbei.
Darf ich mich fragen, wie er denn sein Privatleben und seine Passion zum Fussball noch unter einen Hut bringt? Ich darf, sagt er. Das Fussballgeschäft macht ihm Spass, auch wenn es immer wieder auch Potenzial zum Ärgern hat. Aber wer, wie er, 32 Jahre im Vorstand des damaligen FC Wacker mitarbeitet und noch den Mumm hat, die ganze Fusion auf dem Platz Grenchen mitzutragen, muss schon ziemlich angefressen sein. Da ist er ebenso mit mir einig, wie ich mit ihm. Er sagt es immer wieder: «Wir holen viele Jugendliche von der Strasse, geben ihnen eine sinnvolle Freizeitbetätigung.» Aktuell spielen 26 Mannschaften beim FCG15. Er weiss aber, dass es nicht einfacher wird, einen solchen Betrieb zu finanzieren. Dank seines unternehmerischen Netzwerkes findet er Firmen, die sich ideell und finanziell einbringen. Auf mittlere Sicht will der FCG wieder Erst-Liga-Fussball mit seiner ersten Mannschaft spielen. Und er will die Zusammenarbeit auf Juniorenebene mit dem FC Solothurn intensivieren. Und – schwebt Bolliger vor, möchte er die Geschäftsführung des Vereins professionalisieren. «Marketing lässt sich nicht im Nebenamt bewerkstelligen. Da muss jemand voll mit dabei sein – und sich selbst finanzieren.» Das sagt er auch, damit keine falschen Gedanken aufkommen. Und er spricht, so ganz nebenbei, Jungunternehmer an, die er gewinnen möchte für die Mithilfe im Verein. «Schliesslich», sagt er, «kann man Hobby und Business gut verbinden.» Er muss es wissen. Bei ihm stimmt es voll und ganz. Jetzt noch die letzte Frage, Marcel Bolliger: Gibt es auch den Privatmann, der sich mindestens ein bisschen in seine Freizeitkarten gucken lässt? Diese Dinge, findet er, sind schnell aufgezählt: Golf, Ski – und im Sommer Radfahren. Er ist Teil einer Radlergruppe. Und wenn er sich ein paar sonnige Tage gönnen will, zieht es ihn nach Crans-Montana. «Ob Sommer oder Winter – hier oben scheint die Sonne immer.»
«Als Hochbauzeichner denkt René Walter in mathematischen Strukturen und so sucht er in seiner Malerei zeitlebens nach der Synthese von Architektur und Malerei», analysierte Metzger. Entstanden sind die Bilder in den Jahren 1974 und 1992. Faszinierend dabei: «Avenir» und «Dynamisme» scheinen in Farbe und Form ebenso sehr eine Einheit zu bilden wie die beiden «Evolution». Dabei sind zwischen den ersten beiden Werken 18 Jahre vergangen. Gesamtleiter Gustav Keune und Bachtelen-Präsident Felix Heiri bedankten sich nacheinander für die «grosszügige Schenkung». Das sei schon seit seiner Kindheit so, erklärte der Künstler, der regel-
Bachtelen-Präsident Felix Heiri (l.) dankt dem Künstler René Walter.
Bild: zvg
mässiger Gast bei den Konzerten der Mazzinistiftung ist. Nach seiner Lehre beim Architekten Hans Dietziker (Erbauer von Coop-City-Hochhaus und Haldenschulhaus) bereiste Walter fast die ganze Welt und lebte viele Jahre in Paris. «Als Bub habe ich den Vater begleitet, wenn er Weihnachtsgeschenke ins Bachtelen brachte», erinnerte sich Walter. Mit dem Geschenk, «eines der grössten meiner Laufbahn», wie er fröhlich und fast beiläufig sagte, will Walter «die lobenswerte sonderpädagogische Tätigkeit» würdigen und zugleich das Kunstverständnis der heutigen Generation fördern.