DORNECK/LEIMENTAL
Donnerstag, 28. April 2022 Nr. 17
SEEWEN
ST. PANTALEON
Wer schlug den Turnverein Seewen beim Eierläset?
Gibt es in St. Pantaleon grüne Männchen in der Kirschenanlage?
«Schlag den Turnverein Seewen», hiess das Motto am Sonntag beim Eierläset. Zahlreiche Zuschauer feuerten die sportlichen Teilnehmenden an, die mit teilweise abenteuerlichen Hilfsmitteln die Eier in die Spreuwannen befördern mussten. Franziska Fasolin Trotz regnerischem Wetter kommen etliche Zuschauer zum Schulhaus in Seewen. Sie wollen sich nach zwei Jahren Corona nicht entgehen lassen, wie nun endlich der Frühling den Winter vertreibt — denn genau das versteckt sich hinter dem traditionellen «Eierläset». Wie in anderen Gemeinden ist auch hier der örtliche Turnverein mit der Organisation betraut. Das Eiersammeln im Vorfeld war erfolgreich, allerdings ist man auch immer dankbar für Geldspenden. Eiersalat und Kuchenbuffet stehen bereit, es kann losgehen. Von den vier teilnehmenden Gruppen starten zuerst zwei Formationen der Jugi Seewen in gemischten Altersgruppen. «Das ist ein internes Duell», sagt Stefan Gärtner, Präsident des TV Seewen. «Wir haben immer ein wenig Mühe, Jugendriegen von anderen Vereinen aufzustellen. Nächstes Jahr sollte es aber klappen, dass nicht nur die eigenen
Mannschaften antreten, sondern auch die Konkurrenz.» Die Jugis sind fast gleichauf und liefern sich mit Trottinett, Nasenklammer und Kochlöffel enge Kämpfe. Die Nasenklammer ist nötig, weil es nebst Eiern auch Zwiebeln aus den Sägemehlhaufen zu transportieren gilt, und Zwiebeln haben bekannterweise einen strengen Geruch. Natürlich zählt jede Sekunde. Zum Glück gibt es noch das Trotti. Jedoch ist es nicht ganz einfach, ein Ei zu halten, wenn man zugleich auch lenken muss. Inzwischen ist Jugi 2 eine halbe Zwiebellänge voraus und gewinnt das Rennen knapp vor Jugi 1.
Die Aktiven
Nach den Jugis messen sich die Aktiven des Turnvereins im zweiten Rennen mit der Feuerwehr Seewen. Auch da stehen merkwürdige Utensilien bereit. Mit Springseil geht es nach vorne zur Spreuwanne und zurück. Als Nächstes kommen Schwimmflossen, Schwedenkästen, Turnmatten, Eierbecher auf Holzlatten und Ski (ja, Ski) zum Zug — ein Gaudi für die staunenden Anwesenden. Der Turnverein gewinnt schliesslich den Lauf und darf sich auf nächstes Jahr freuen, denn «Schlag den Turnverein Seewen» ist 2022 nicht eingetreten. Bevor man allerdings an nächstes Jahr denkt, geniesst man zuerst einmal einen feinen Eiersalat oder ein paar Spiegeleier. Zum Schmaus sind nämlich alle Anwesenden herzlich eingeladen.
Am kommenden Sonntag steigt auf Ehrsams Hof das dritte Schorniggelifescht. Benildis Bentolila «Gerne denken wir zurück an unsere zwei bisherigen Schorniggelifeschter», freut sich Benjamin Meier, Obstproduzent und Präsident der Obstproduzentenvereinigung Schwarzbubenland. «Das erste war im Jahr 2018 auf unserem Hof in Metzerlen, das zweite beim Vorstandsmitglied Irene Häner auf dem Hof Lämmlismatt in Fehren.» Drei Jahrzehnte lang feierten die Obstproduzentinnen und -produzenten Anfang Herbst die Zwetschge mit der «Blue Night». Warum nicht unserem zweiten wichtigen Produkt, der Kirsche, die Ehre erweisen, fragten sie sich eines Tages. Sich nicht nur dankbar an der Ernte freuen, sondern bereits beim Anblick der Blütenpracht und den ersten Anzeichen der Früchte — eben, den Schorniggeli — die Vorfreude auf die herrlichen Früchte geniessen? Die Geschichte geht also weiter. Dieses Jahr öffnet Heinz Ehrsam seinen Obstgarten in St. Pantaleon.
Heinz Ehrsam zeigt gerne seine «schrägen» Bäume
Ehrsam wirbt für einen fröhlichen Tag bei ihm auf dem Hof an der Hauptstrasse 33: «Unsere Vereinigung wird wieder einen abwechslungsreichen Tag für alle Generationen bieten», verspricht er. «Es gibt Vorträge neben den Bäumen, wo das Publikum alle Fragen stellen darf. Besonders interessieren dürfte meine vor sieben Jahren erstellte UFO-Anlage.» Hören wir richtig? In St. Pantaleon gibt es grüne Männchen? Die nachts landen und für Ehrsams die Arbeit erledigen? Der Kirschenproduzent erklärt: «Das System UFO (Upright Fruiting Offshoots) kommt aus den USA und kann übersetzt werden als ‹aufrecht stehender Sprössling oder Fruchtast›». Die Erklärung der Vorteile seiner «schrägen» Bäume ist alles andere
Schwieriger Lauf: Zum Regen gehören gute Schwimmflossen.
FOTOS: FRANZISKA FASOLIN
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Es ist offensichtlich: Benjamin Meier (l.) und Heinz Ehrsam freuen sich auf das 3. Schorniggelifescht am Sonntag 1. Mai auf der Kirschenanlage in St. Pantaleon. FOTO: BENILDIS BENTOLILA
als langweilig. Auch deshalb, weil Heinz Ehrsam tief in das Thema eingedrungen ist und seine Erfahrungen gerne teilt.
vorhanden; die Besucher werden von einem Parkdienst eingewiesen.
Gedeckte Festwirtschaft
Benjamin Meier
Wie üblich an solchen Festen sorgen die Schwarzbuben mit ihren Helferinnen und Helfern in der gedeckten Festwirtschaft für einen feinen Zmittag und ein reiches Kuchenbuffet. Der Hofplatz wird zum Spielplatz für Jung und Alt, abseits vom Strassenverkehr. Und ja, der beliebte «Schorniggeli-Wurf» wird wieder angeboten. Als besondere Attraktion sorgt das Örgeliduett Désirée und Alina für musikalische Unterhaltung. Das Fest findet am kommenden Sonntag von 10 bis 16 Uhr an der Hauptstrasse 33 in St. Pantaleon statt. Die Organisatoren empfehlen, mit dem ÖV anzureisen. Von Laufen mit dem Postauto 111 nach Nuglar Orismühle und weiter mit Bus 73 nach St. Pantaleon. Von Liestal Bahnhof fährt der Bus 73 direkt zur Bushaltestelle St. Pantaleon Degenmatt. Diese befindet sich neben Ehrsams Hof. Parkplatz ist
Benjamin Meier, Metzerlen, ist seit Anfang April 2022 der neue Präsident der Obstproduzentenvereinigung Schwarzbubenland OVS. Er löst Dieter Koeninger ab, der das Amt während fünf Jahren innehatte. Der junge Obstbauer übernahm den Obst- und Ackerbaubetrieb mit Direktverkauf von seinen Eltern Brigitte und René Meier im Jahr 2020. Er produziert auf Nieder- und Hochstammbäumen Kirschen, Äpfel und Zwetschgen. Im Ackerbau werden Urdinkel, Raps und Silomais angebaut. Er freut sich darauf, am Sonntag viele Besucherinnen und Besucher in St.Pantaleon zu begrüssen.
HOFSTET TEN
Eine Kirche für die breite Öffentlichkeit Mit einer Machbarkeitsstudie prüft der Kirchgemeinderat von Hofstetten-Flüh eine neue Innengestaltung der Kirche mit zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten. Bea Asper
Das Ei fliegt in den Korb: Ein guter Werfer führt den Tatzelwurm der Jugis an.
Im Schwedenkasten: Interessierter Nachwuchs bestaunt die Aktiven vom TV Seewen.
Vier Monate nach dem Brand im Innenraum der Kirche von Hofstetten-Flüh zeigt sich, dass die Instandstellung teurer wird als gedacht. Den Abklärungen nach dürften es über drei Millionen Franken sein. Der allergrösste Teil ist durch die Versicherungen abgedeckt. Es gelte aber, nicht nur Brandschäden zu beheben, sondern auch eine Restaurierung durchzuführen, hält der Kirchgemeinderat fest. Die letzte Sanierung liege 60 Jahre zurück. Zudem möchte man die Gelegenheit nutzen, die Räumlichkeiten multifunktionaler zu machen. Die Kirche soll einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. «Die Gesellschaft verändert sich», resümierte Kirchenpräsident Gustav Ragettli. Denkbar sei, die Kirche für Konzerte, Theateraufführungen oder andere Anlässe, für die Veranstalter eine einzigartige Ambiance suchen, zur Verfügung zu stellen. Dazu seien Abklärungen im Gang, wie der Innenraum neu gestaltet werden könnte — unter Berücksichtigung der historischen Bedeutung der Kirche. Ihre Ersterwähnung geht in das Jahr 1376 zurück. Im Verlauf der Jahrhunderte veränderte sich ihr äusseres als auch ihr inneres Erscheinungsbild immer wieder aufs Neue. Im letzten Jahrhundert wechselte es von barock zu unverziert. Nun
Die Kirche in Hofstetten: Sie soll zukünftig auch für Konzerte oder Theater zur Verfügung stehen. FOTO: BEA ASPER
sucht der Kirchgemeinderat nach der Innengestaltung, die den Bedürfnissen der nächsten Jahrzehnte entsprechen könnte. Mit der Anfertigung von Entwürfen wurde das Büro «Flubacher Nyfeler Partner Architekten» beauftragt. Eine erste Variante sieht den Einbau einer schalldämmenden Kassettendecke vor, die zu einer erheblichen Aufwertung der Akustik im Innern der Kirche führen würde. Noch sei nichts entschieden, es handle sich lediglich um eine Machbarkeitsstudie, die verschiedene Varianten und deren Kosten aufzeigen soll, erklärte Ragettli. Die Überlegungen, die Kirche der breiten Öffentlichkeit zur Nutzung zur Verfügung zu stellen, führten den Kirchenrat zur Exekutive der Gemeinde Hofstetten-Flüh. Man sei offen für Kooperationsgespräche, meinte Ragettli an der Gemeinderatssitzung vom Dienstagabend. Der Gemeinderat nahm die Pläne des Kirchgemeinderats zur Kenntnis,
wollte sich aber noch nicht dazu äussern. Gemeindepräsident Felix Schenker meinte, dass sich der Kirchgemeinderat zum gegebenen Zeitpunkt mit konkreten Vorschlägen an den Gemeinderat wenden solle und man dann darüber beraten könnte. Der Kirchgemeinderat will die JuniVersammlung der Kirchgemeinde abwarten und dann das weitere Vorgehen beschliessen. Wann mit der Instandstellung des Kircheninneren begonnen werden soll, werde sich im Verlauf der nächsten Monate herausstellen, sagte Ragettli. Das Feuer in der Kirche von HofstettenFlüh war in der Silvesternacht gelegt worden. Die Kantonspolizei Solothurn konnte zwei tatverdächtige Jugendliche ermitteln. Beide wurden bei der Jugendanwaltschaft Kanton Solothurn zur Anzeige gebracht. Ihnen wird vorgeworfen, für diverse Sachbeschädigungen und für den Brand verantwortlich zu sein.