Neu Nota Bene 26

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Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.
10. Jahrgang | 1. Ausgabe | Ostern 2023 | € 5,00
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Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss 04 Ostern

Ostern wie geplant

05 Ostern

Was feiern wir eigentlich Ostern? 06 Gesellschaft

Quo Vadis Deutschland … 08 Bad Wildbad

100 Jahre Fassdaubenrennen 1923 – 2023 10 Ukraine

Kriegsverbrechen und mehr 12 Religion und Wissenschaft

Der Weg, die Wahrheit und das Leben

14 In eigener Sache

Die MHT-Gruppe will neue Wege gehen

15 Traditionen zu Ostern

Ostern mal anders

16 Ernährung

Was sprießt denn da?

18 Bad Liebenzell

Weltelite des Tanzsports im Spiegelsaal von Bad Liebenzell

20 Musik

Die Erde tönt wie eine Sinfonie

21 Ernährung

Wahrheit beim Thema Essen und Ernährung?

22 Kommentar

Wo bleibt die Würde im Umgang

mit unseren pflegebedürftigen Menschen?

23 Natur und Heilkunde

Himmelschlüssel gegen Husten

Impressum

Herausgeber:

MHT

Gesellschaft für soziale

Dienstleistungen mbH

Hochwiesenhof 5–10

75323 Bad Wildbad

www.mht-dienstleistung.de

www.johanneshaus-bad-wildbad.de www.johannesklinik-bad-wildbad.de www.johanneshaus-bad-liebenzell.de

Redaktion:

Wolfgang Waldenmaier

Bianka Zielke

gcc@mht-dienstleistung.de

Grafische Umsetzung:

Dagmar Görlitz

kontakt@goerlitz-grafik.de

Drucktechnische Umsetzung:

Karl M. Dabringer

dabringer@gmx.at

Auflage: 3.000

nota bene | Ostern –  2023 Seite 2
Inhalt 03 Editorial

Zum Geleit

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

wir sehen sie schon, die Boten, die den Frühling ankündigen – die Krokusse. Vielfältig wagen sie sich aus der Erde und lassen aus so mancher Wiese einen bunten Blütenteppich entstehen.

Nach einem grauen Winter erfreut sich unsere Seele an diesem Erwachen der Natur. Die Welt zeigt sich wieder bunt und vielfältig, nicht mehr grau und eintönig.

Und dies obwohl weiterhin Krieg in der Ukraine herrscht, obwohl die Sorgen basierend auf vielfältigen Veränderungen der vergangenen Monate und letzten zwei Jahre größer geworden sind. Wir spüren sie alle hautnah.

Lassen wir uns durch die Farben inspirieren, lassen wir das Leben zeigen, dass es auch trotz und alledem B U N T ist und schauen wir voller Hoffnung und Zuversicht in das Frühjahr und die kommende Zeit.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein fröhliches Osterfest –nota bene, wohlgemerkt …

Ihre

Anneli Zenker Geschäftsführerin MHT

Ostern steht vor der Tür. Ein Fest, auf das ich mich immer gefreut habe - solange ich denken kann. Doch irgendwie kommt diese Vorfreude in diesem Jahr nicht so richtig auf. Wie hat sich diese unsere Welt in den letzten Monaten und Jahren doch verändert. Das kann einen nicht kalt lassen. Erst diese Pandemie und dann die grausamen Bilder dieses vernichtenden Angriffskriegs Russlands gegen europäische Nachbarn mitten auf unserem Kontinent. Sie wühlen uns bis aufs Innerste auf, sie dürfen nie zur Gewohnheit werden. Die Sorgen um die Klimakatastrophen in allen Teilen unserer kostbaren Erde scheinen immer unbewältigbarer. Die ausufernde Energiekrise stellt uns vor Fragen, die wir bis vor kurzem überhaupt nicht für denkbar gehalten haben – werden wir genug Energie für unser aller Leben sichern können und was wird sie kosten. Und selbst in unserem im Weltvergleich „reichen“ Land bangen immer größere Teile der Bevölkerung um ihre Existenz – werden sie sich all das, was das eigene Leben ausmacht, noch leisten können und wie lange noch. Angst ist ein schlechter Nährboden für die Weiterentwicklung einer humanen Gesellschaft. Es treibt uns die Unsicherheit, was wir wem eigentlich noch glauben können – Fakten gegen Fake News, falsche Berichterstattungen gegen Realität, interessengesteuerte Agitation gegen Wahrheit. Und in all diesen Wirren und Verunsicherungen diskutieren einige allen Ernstes, ob unsere Kinder noch Indianer spielen dürfen oder wie wir unsere schöne Muttersprache gendergerecht bis zur Unkenntlichkeit und Unaussprechlichkeit verstümmeln sollen. Abstoßend und lächerlich. Sollen das wirklich die Probleme unserer Zeit sein? Das Thema Wahrheit haben wir daher in dieser Ausgabe auch in den Focus so manchen Artikels gestellt. So schwer die Zeiten auch sind, Aufgeben ist immer die schlechteste Lösung. Und da kommt dann Ostern als ein Symbol der Hoffnung doch eigentlich gerade recht. Ein paar Tage der Besinnung, des Gebets und des Halts in der eigenen Familie – lassen Sie uns das Osterfest nutzen als Bollwerk gegen all die Unbillen unserer Tage, gegen Verzweiflung und Angst.

Ostern – 2023 | nota bene Seite 3 Editorial

Ostern wie geplant

Ostern war in unserer Familie das größte Fest im Jahr. Alle kamen zu uns zu Besuch.

„Ich bin ein Osterkind!“, sagte Papa. „Ich auch!“, brummte Tante Paula. „Wer, wenn nicht ich?“, meldete sich Opa zu Wort.

und es in den Tagen zuvor nicht ganz so verrückt und hektisch zuging, wie sie immer wieder sagten.

Auch Papa und Opa stressten ganz schön herum. Den Garten wollten sie vorbereiten und für das Fest schick machen. Dieses Mal nämlich fand Ostern im April statt und da, meinte Papa, würde es bestimmt nicht kalt und nass sein oder gar schneien. Da wollten wir draußen im Garten feiern, weil das einfacher und netter war.

Und insgeheim bereitete sie sich mit Mama und Tante Paula auf den Plan B vor und der hieß: „Dreiunddreißig Gäste feiern Ostern und Geburtstag in allen Zimmern im Haus und sind hungrig und durstig.“

„Nein, in diesem Jahr habe ich an Ostern Geburtstag“, rief Nina. „Und am Ostermontag bin ich zur Welt gekommen. Ätsch.“

Quelle: Frühlingszeit –WordPress.com

Da hatte sie recht. In diesem Jahr war Nina an der Reihe, doch irgendwie war das dann doch auch egal. Irgendjemand in unserer Familie feierte immer zu Ostern ein Geburtstagskind und so war das Osterfest für uns immer gleich auch ein Geburtstagsfest und das feierte man zusammen mit der ganzen Familie. Und mit Freunden. Und mit viel „Action“. Toll war das – und manchmal auch ganz schön stressig.

Wir erwarteten dreiunddreißig Gäste. Das waren mächtig viele und alle wollten etwas zu essen haben und zu trinken – ja, und einen Platz zum Sitzen brauchten sie auch.

In jedem Jahr hatte es bei uns einen Plan B gegeben und das war auch gut so. Denn ratet! Ja, auch in diesem Jahr wurde er wieder zu unserem Festplan. Wie immer nämlich war alles wieder ganz anders, als Papa und Opa es geplant hatten. Es schneite seit Karfreitag, obwohl wir schon mitten im April waren.

Auch in diesem Jahr würde das nicht anders sein. Schon seit einer Woche waren Mama, Oma und Tante Paula am Planen und Überlegen und Einkaufen und Vorbereiten. Damit das mit dem Fest auch wirklich gut klappte

„Wir haben alles im Griff“, sagte Papa und Opa nickte. „Der Garten ist groß und das Wetter wird sonnig und warm sein.“ „Und wenn es regnet?“, fragte Mama. „Oder schneit wie im letzten Jahr?“, erkundigte sich Tante Paula und Oma murmelte: „Mir schwant nichts Gutes. In meinem Knie zuckt es und wenn es da zuckt, wird Regen und Kälte das schöne Wetter ablösen. Das war schon immer so, auch wenn die Wetterpropheten da etwas ganz anderes verkünden.“

Wir hatten dann auch ein paar Gäste mehr, unter anderem Carola, die neue Freundin von Onkel Daniel, die auch an Ostern Geburtstag hatte, am Ostersamstag nämlich. Auch ein Schneemann kam zu Besuch. Der stand im Garten dort, wo Papa das Lagerfeuer mit dem Grill aufbauen wollte, und grinste zu uns herüber.

Wir grinsten auch und feierten. Und ja, Ostern war auch in diesem Jahr ein tolles Fest. Und ganz schön chaotisch.

nota bene | Ostern – 2023 Seite 4
Elke

An Palmsonntag ritt Jesus auf einem Esel nach Jerusalem. Denn dort gibt es jedes Jahr – bis heute! – ein besonderes Fest für Juden. Es nennt sich das Pascha-Fest. Zu dieser Feier kommen viele Juden nach Jerusalem. Dort wollen sie gemeinsam ihren Glauben feiern. Und weil Jesus selbst auch Jude war, wollte er mitfeiern.

Die Leute dort freuten sich sehr darüber, dass Jesus zu ihnen gekommen war. Sie hatten davon gehört, dass er schon vielen armen und kranken Menschen geholfen und Wunder bewirkt hatte. Deshalb sahen sie ihn als ihren Retter an. „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!“, riefen sie. Die

nen. Aber Jesus war besorgt – er ahnte voraus, dass ihn jemand an die Stadtoberhäupter verraten würde. Er ahnte auch voraus, dass er dafür getötet würde, indem man ihn an ein Kreuz nagelt. Er sagte zu seinen Aposteln: „Einer von euch wird mich ausliefern, einer, der mit mir isst.“ Doch da wusste Jesus auch schon, dass er stärker sein würde als der Tod. Deshalb sagte er seinen Jüngern, dass er zurückkommen und in die Stadt Galiläa gehen würde. Alle Apostel schworen, dass sie Jesus nie verraten würden. Aber dann passierte es doch: Judas, einer der Apostel Jesu, verriet ihn an die Stadtoberhäupter und zeigte ihnen, wo Jesus war. Als Lohn dafür bekam er Geld. Jesus wurde festgenommen.

Danach bat ein Freund von Jesus mit dem Namen Josef darum, den toten Jesus mitnehmen zu können. Er wickelte Jesus in ein Leinentuch und legte ihn in ein Grab. Um das Grab zu verschließen, rollte er einen schweren Stein vor die Höhle, in der das Grab war.

Was feiern wir eigentlich Ostern?

Leute legten Kleidung und Palmzweige für ihn auf den Boden, um Jesus zu ehren. Die Stadtoberhäupter hörten von dem Mann, den alle verehrten. Ihnen machte es Angst, dass ihr Volk Jesus wie einen König feierte. Deshalb wollten sie Jesus umbringen.

Am Gründonnerstag feierte Jesus zusammen mit seinen 12 besten Freunden, den sogenannten Aposteln, das Abendmahl. Während des Essens zerbrach er das Brot, um es mit seinen Aposteln zu teilen. Ebenso teilte er den Wein mit ih-

Am frühen Morgen des Karfreitags – also schon einen Tag nach dem gemeinsamen Essen – wurde Jesus zum Tode am Kreuz verurteilt. Die Soldaten flochten ihm aus stechenden Dornenzweigen eine Krone, die er tragen musste. Sie schlugen ihn mit einem Stock und spuckten ihn an. Sie führten Jesus hinaus, um ihn an das Kreuz zu nageln. Ein Mann, der gerade vom Feld kam, musste das Kreuz für Jesus tragen. Als Jesus starb, waren seine Freunde sehr traurig.

An Ostersonntag kamen einige Frauen zum Grabe Jesu, um ihn mit duftenden Ölen einzureiben, so wie es damals üblich war. Aber sie erschraken: Der schwere Stein, den Josef vor die Höhle gerollt hatte, war zur Seite gerollt. Jesus lag nicht mehr in dem Grab. Dort saß nur ein Engel, der den Frauen sagte, dass Jesus nicht mehr tot sei, sondern dass Gott Jesus wieder lebendig gemacht hat. Das sollten sie allen weitersagen. Er sagte: „Er geht euch voraus nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es auch gesagt hat.“ Die Frauen flüchteten vor lauter Angst und erzählten niemandem davon. Jesus aber war tatsächlich wieder lebendig. Er begegnete Maria Magdalena, die aufgeregt zu den Jüngern lief und rief „Jesus lebt wieder!“. Aber die Jünger glaubten ihr nicht.

Doch damit ist die Ostergeschichte von Jesus noch nicht zu Ende. Denn traurig über den Tod Jesu machten sich zwei von den Jüngern an Ostermontag auf den Weg in das Dorf Emmaus. Während sie sich unterhielten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Zunächst erkannten sie ihn nicht und hielten ihn für einen Fremden. Erst beim gemeinsamen Essen, als Jesus das Brot teilte, erkannten sie, dass der Fremde Jesus ist. Aufgeregt eilten sie nach Jerusalem zurück, um allen zu erzählen, dass Jesus wieder lebte.

Danach hat Jesus die Erde dann verlassen und ist zurück zu Gott, seinem Vater, in den Himmel gekommen. Doch das ist eine andere Geschichte, die die Christen an einem anderen Tag feiern: Christi Himmelfahrt. Das Fest findet 39 Tage nach dem Ostersonntag statt.

Ostern – 2023 | nota bene Seite 5 Ostern
Quelle: KATHOLISCHE.DE –Das Nachrichtenportal der Katholischen Kirche in Deutschland

Die Arbeitgeber meinen, wir bräuchten wieder mehr „Bock auf Arbeit“ – und lösen eine Wutwelle aus. Doch sie haben recht: Die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt lässt sich nicht in Teilzeit betreiben.

Wir brauchen mehr Arbeit statt mehr Work-Life-Balance

Nichts wird in Deutschland so vehement verteidigt wie die eigene Komfortzone. Kaum meinte Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände, in Deutschland brauche es generell mehr „Bock auf Arbeit“, ging es hoch her. „Frech“ sei so eine Behauptung, war noch ein netterer Kommentar. Als Kampeter dann noch sagte, eine gute Work-Life-Balance bekomme man auch mit 39 Stunden Arbeit in der Woche hin, brach eine Wutwelle los nach dem Motto: der Arbeitgeber, der die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausbeuten will.

Doch alle, die glauben, die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt könne in Teilzeit im internationalen Wettbewerb bestehen, sollten dann wenigstens der früheren SPD-Arbeitsministerin zuhören. Andrea Nahles ist unverdächtig, dem Kapitalismus zu frönen. Die heutige Chefin der Bundesagentur für Arbeit meinte aber jüngst, Fragen der Work-Life-Balance müssten neu ausgehandelt werden. In Richtung der jüngeren Generation machte sie deutlich: „Arbeit ist kein Ponyhof.“

Was Arbeitgeber und Arbeitsagenturchefin umtreibt, sind die Fakten. Erst 2031 wird die Regelaltersgrenze von 67 Jahren für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erreicht. Entscheidend dabei ist der vorzeitige Rentenbezug. Seit seiner Einführung im Jahr 2014 haben schon mehr als zwei Millionen Beschäftigte den vorzeitigen Rentenbezug in Anspruch genommen. Allein 2021 waren es fast 269.000 Beschäftigte, das sind 26,3 Prozent aller Neurentner. Auf der anderen Seite gibt es die Jüngeren, die andere Prioritäten im Arbeitsleben setzen als die Babyboomer.

Rente: Es fehlen 400.000 Fachkräfte jährlich

Doch ob Jung oder Alt, die demografische Entwicklung trifft alle. Jedes Jahr fehlen heute schon über 400.000 Fachkräfte, um den Beitragssatz in der Rentenversicherung konstant zu halten. Das entspricht der Einwohnerzahl einer Stadt größer als Wuppertal.

Selbst wenn wir im Inland alle Potenziale ausschöpfen, angefangen bei einer höheren Frauenerwerbstätigkeit bis hin zu einer längeren Lebensarbeitszeit, es bleibt eine Arbeitskräftelücke. Auch mehr Einwanderung und eine erleichterte Staatsbürgerschaft helfen uns nicht entscheidend weiter.

Was es angesichts dieser Lage deshalb nicht braucht, sind bornierte Abwehrreflexe und Schuldzuweisungen. Wenn jemand es mit der Rettung des Rentensystems ernst meint, muss er über eine längere Lebensarbeitszeit reden. Die Relation zwischen durchschnittlicher Arbeitszeit und Rentenlaufzeit darf nicht weiter auseinanderdriften. Das Verhältnis sollte gleichbleiben. Wir müssen alle länger arbeiten. Über das Wie müssen wir reden.

Thomas Sigmund

Quelle: Thomas Sigmund, Handelsblatt

Quo Vadis Deutschland…

Der Krieg in der Ukraine bedroht immer spürbarer unser Leben, die Preise explodieren, werden wir dauerhaft genug und leistbare Energie haben, Corona wird nur noch als Bagatellerkrankung wahrgenommen, die Staatsverschuldung erreicht für undenkbar gehaltene Höhen, die Klimakrise ist nicht in den Griff zu bekommen – Krisen, wohin wir blicken. Existentielle Krisen. Die Menschen haben Angst. In Teilen unserer Gesellschaft wissen sie nicht mehr, ob und wie sie ihre Zukunft geregelt bekommen. Und unsere Politik redet viel von Zuversicht – so richtig aber kann sie keine mehr vermitteln. Arbeit gibt es genug, aber es fehlen oft die Menschen, die wirklich noch hart arbeiten wollen. Mit Work-Life-Balance haben unsere Eltern und Großeltern diese Republik nach den vernichtenden Weltkriegen nicht zu dem Wohlstand geführt, ohne den wir heute nicht über weniger oder leichtere Arbeit nachdenken könnten. Es fehlen zudem zehntausende Lehrer und Erzieher und mindestens 300.000 Fach-

Dieter Nuhr meint…

„Politiker muss man nicht lernen, Politiker werden gewählt“, erklärt er. Und fügt hinzu: „Ich finde es unglaublich angenehm, dass das bei Elektrikern anders ist. “Der Wirtschaftsminister? Was will man machen – wir haben Fachkräftemangel.“

nota bene | Ostern –  2023 Seite 6
Gesellschaft

Vadis Deutschland…

kräfte in den Bereichen Gesundheit und Pflege. Das ist nicht nur Krise, das rüttelt an den Grundpfeilern unseres gesellschaftlichen Koordinatensystems. Es sind die Vorboten eines gesellschaftlichen Verfalls. Wenn alleine die Bildung unserer Kinder und die Versorgung unserer kranken und alten Menschen nicht mehr gesichert sind, dann steht es schlecht um unser aller Zukunft. Und ganz nebenbei fehlen wichtige Waren, Medikamente oder auch die Menschen, die all dies transportieren müssten. Wohin soll das führen, wo soll das enden. Quo Vadis Deutschland…

Lösungen können wir nicht aufzeigen. Aber helfen, wach zu rütteln, das wollen wir. Und so geben wir heute drei völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten ein Forum für ihre teilweise sehr pointierten Meinungen. Das wird nicht jedem gefallen, aber es lohnt sich sehr, darüber mal ein wenig intensiver nachzudenken.

Dieter Nuhr bringt die deutsche Energiepolitik auf den Punkt: „Energiepolitisch setzt die Regierung auf schöpferisches Chaos. Da habe ich den Überblick verloren. Man hätte auch sechs Kraftwerke für drei Jahre nehmen können. Da hätten wir jetzt weniger Probleme und es wäre

völlig wurscht gewesen. Weil wir doch eh wieder Atomstrom importieren werden. Und bei uns ist Fracking verboten und wir kaufen Frackinggas aus den USA ein und schalten modernste Kohlekraftwerke ab, die kaum noch Abgase machen, und kaufen stattdessen Drecksstrom aus dem Ausland ein, damit wir gut dastehen und Elektroautos fahren, die wir uns als Zweitwagen in die Garage stellen, neben dem Verbrenner, den wir behalten, falls wir mal weiter müssen als bis zum Edeka. Früher war der Deutsche immer so vernünftig, heute wagen wir auch mal was Verrücktes. Und sagen, wir machen Strom aus Wind. Auch wenn wir viel zu wenig Windräder haben und im Übrigen auch zu wenig Wind. Und auch keine Stromtrassen und keine Stromspeicher und es hinten und vorne nicht reicht – wir machen es einfach, trotzdem. Weil wir so verrückt sind. Wir wollen Millionen Elektroautos auf die Straße bringen, für die uns die Batterien fehlen und die Ladesäulen und der Strom und die Autos – aber es ist wurscht, dann fahren wir eben ohne Strom. Das geht. Im Mai hat der Hesse Marcle Paul auf einer Strecke mit 15% Gefälle den Weltrekord im Bobbycart fahren auf 137 km/h gesteigert, jetzt müssen wir nur noch auf unseren Autobahnen Gefälle einbauen, in beide Richtungen. Schwierig, aber auch nicht unrealistischer als der Rest, den wir machen. Wir wollen ja auch schon in ein paar Jahren mit Wärmepumpen heizen. Und jeder weiss, dass das nicht gehen wird, weil uns auch dafür der Strom fehlt und die Wärmepumpen und die Handwerker, die sie einbauen können. Aber wir machen das einfach. Das ist deutscher Idealismus. Wenn in Deutschland das Ideal mit der Realität nicht übereinstimmt, dann ist die Realität falsch. …“

„Finanziell, moralisch und politisch pleite” – mutiger Tierarzt demontiert Deutschland

Klare Ansage

„Unser Land ist finanziell, moralisch und politisch pleite“ – besser kann man den Zustand Deutschlands kaum beschreiben. Dr. Wagner, ein Tierarzt mit Zivilcourage aus dem saarländischen Neunkirchen, nutzt seinen Anrufbeantworter nicht nur, um seine Patienten über die Öffnungszeiten seiner Praxis und vertretende Kollegen zu informieren, sondern beschreibt zudem mit deutlichen Worten den Status quo im Irrenhaus Deutschland.

So ist dort nach den üblichen Informationen über die Erreichbarkeit der Praxis u.a. folgende Ansage zu hören: „Kleine Anmerkung am Schluss: Wie auch im Handwerk, bei Apotheken, Zahnärzten, Ärzten, finden auch wir kein Personal, keine Assistenten, keine Nachfolger. Work-Life-Balance. Mit 66 Jahren, nach 42 Jahren tierärztlicher Tätigkeit, davon 39 in eigener Praxis, muss ich mich auf diese neue Situation einstellen. Deshalb habe ich meine Praxiszeiten reduziert. Sich täglich neu zu motivieren, fällt schwer in Konkurrenz zu Doktor Google. Termine werden ohne Absage nicht wahrgenommen, Patientenbesitzer werden zunehmend aggressiv und rücksichtslos, zusätzlich verwalten und dokumentieren wir uns zu Tode. Unser Land ist finanziell, moralisch und politisch pleite. Wir haben technologisch den Anschluss verloren und leisten uns eine Politikerkaste – auch gerne ohne Ausbildung – männlich, weiblich, divers, non-binär, die es nicht können und nicht wollen. „Doppelwumms“ und Schulden heißen Sondervermögen, überall funkt es SOS. Medikamente, Intensivbetten, medizinische Versorgung, Altersarmut, Energiekosten, ungezielte Migration, und sie labern über Regenbogen, Diversität, Lastenfahrräder, Waschlappen, kulturelle Aneignung, veganes Essen. Wir alle haben innerlich gekündigt. Der Staat schleudert Gelder raus, die wir nicht haben, für Menschen, die uns nicht mögen und verachten und abkassieren. Wir retten alles und jeden bedingungslos. Wer kritisiert, ist Reichsbürger, Nazi, AfDler, Corona-Leugner, Covidiot oder Feind der Demokratie. Vielen Dank, Annalena, Robert, Olaf, Ricarda, Omid, Cem, Nancy, für betreutes Denken! Ende der Durchsage.“

Quelle: REPORT24 online

Ostern – 2023 | nota bene Seite 7 Gesellschaft meint…
red

Für Marcus Eisele, Vorstand der Skizunft Wildbad e.V., ist es „ein sportliches Ereignis, das seinesgleichen sucht“. Begonnen hat das Fahren mit Fassdauben bereits um 1900. Nachdem der Norweger Fridtjof Nansen 1891 ganz Grönland auf Skiern in nur 42 Tagen durchquert hatte, wurde das Skifahren auch im Südschwarzwald populär. Mit Gründung des ersten SkiClubs in Todtnau etablierte sich noch im selben Jahr der neue Modesport, der

als schick galt und in den Folgejahren ein durchaus mondänes Publikum in den Schwarzwald lockte.

Da sich die Kinder und Jugendlichen rund um Wildbad keine Skier leisten konnten, nahmen sie die Bretter von alten nicht mehr benötigten Fässern und banden sich die Fassdauben unter die Füße. Wenn genügend Schnee lag, rutschten sie dann auf den kurzen „Ersatz-Skiern“ herum. 1923 initiierte ein Pforzheimer Schmuckfabrikant das erste Fassdaubenrennen für die Schuljugend. Für den besten Fassdaubenfahrer lockte als erster Preis ein Paar richtige Skier.

Heute wie einst wird das Rennen auf Fassdauben, also den gleichmäßig gebogenen Brettern, aus denen man früher Holzfässer herstellte, gewertet. Traditionell ist die Daube für Riemen als Halt für die Schuhe durchgebohrt

und besteht ohne Schrauben und Nägel, denn Metallteile sind nach den

nota bene | Ostern – 2023 Seite 8
Jubiläumsveranstaltung der Skizunft Bad Wildbad 100 Jahre Fassdaubenrennen 1923 –2023 Bad Wildbad

Regularien verboten. Damit halten nur vorne zwei Riemchen den Vorderfuss und hinten zwei weitere Riemen die Ferse. Der Rest ist ein Balanceakt auf einem gebogenen Stück Holz.

Das wiederum ist sehenswert für die vielen Zuschauer, die die individuellen Fortbewegungsaktionen der sportlichen Akteure bewundern. Ohne Stahlkante wie bei einem modernen Ski ist die Fahrt auf einer Fassdaube mehr als

auch Erwachsene daran beteiligen, denn viele haben sich schon im Kindesalter Fassdauben unter die Füße geschnallt und daher steht der Spaß im Vordergrund.“

Zur Jubiläumsveranstaltung waren allerdings Sonnenschein und steigende Temperaturen der Schneepracht am Sommerberg zu Leibe gerückt, so dass mit vielen freiwilligen Helfern die spärlichen Schneereste zu-

nur ein Abenteuer, es gibt keinen Halt und keine Bremse. Zudem gilt es, die größtmögliche Auflagefläche zu nutzen, um damit auch noch möglichst elegant und rasch voranzukommen.

„Früher hat das Rennen klassenweise nur für die Schüler des Ortes stattgefunden“, erklärt Marcus Eisele. „Mittlerweile ist es aber Tradition, dass sich

bei der Aufstieg auf einer naturbelassenen Rasenfläche und im Anschluss auf welligem Gelände ein Kunstrasen zu meistern war, um endlich auf der schmalen Schneepiste die Schanze und die Abfahrt bis zum Ziel zu bewältigen. Das Rennen, das sich in den vergangenen Jahren zu einer Gaudi-Veranstaltung mit attraktiven Kostümen gewandelt hat, ist mittlerweile auch für Auswärtige eine besondere Attraktion, um ihr vielseitiges Talent mit Aufstieg,

sammengetragen werden mussten, um eine schmale Piste zu gestalten.

Haben einst die Jugendlichen ein Rennen mit bis zu zwei Kilometern Länge bestritten, so war in diesem Jahr die Gesamtstrecke auf knapp 600 Meter buchstäblich zusammengeschmolzen. Die Herausforderung galt daher den unterschiedlichsten Bodenflächen, wo -

Langlauf, sowie Abfahrt mit einem Schanzensprung zu beweisen. Denn an diesem Hindernis können die Fassdaubenritter ihr Können beweisen. Von der Grätsche zum Anhocken bis hin zum Salto sind mutige Sprünge – und auch Stürze – zu sehen, die allerdings mit viel Bravo-Rufen und Applaus begleitet werden.

Insgesamt wagten sich in diesem Jahr stolze 69 Teilnehmende als Einzelkämpfer oder auch als Team auf die Piste und zur Siegerehrung überreichte Bürgermeister Marco Gauger den eigens zur Jubiläumsveranstaltung gestifteten Wanderpokal an den Sieger.

Ostern – 2023 | nota bene Seite 9 Bad Wildbad

Vom Umgang mit der Wahrheit – Russland macht andere für den Ukrainekrieg verantwortlich, den niemand anderes als Putin selbst begonnen und zu verantworten hat. Nachweisbare Kriegsverbrechen werden kaltschnäuzig geleugnet, wie auch die menschenunwürdigen Deportationen von Kindern aus der Ukraine nach Russland. Lassen wir internationale Stimmen sprechen…

UN-Bericht zu Ukraine-Krieg Schwere Vorwürfe gegen Russland

Folter, vorsätzliche Tötungen und sexuelle Gewalt: Eine von den UN unterstützte Untersuchung wirft Russland zahlreiche Kriegsverbrechen in der Ukraine vor. Dazu zählt auch die Verschleppung von Kindern.

Die UN-Untersuchungskommission zum Ukraine-Krieg erhebt schwere Vorwürfe gegen Russland. Die russischen Streitkräfte hätten nach ihrem Überfall auf das Land eine große Zahl von Kriegsverbrechen verübt, erklärte der Vorsitzende der Kommission, Erik Möse, in Genf.

eigenen Angaben detailliert einen Fall, in dem 164 Kinder und Jugendliche zwischen vier und 18 Jahren aus den ukrainischen Regionen Donezk, Charkiw und Cherson deportiert wurden.

Den Eltern und den Kindern selbst sei von den russischen Sozialbehörden mitgeteilt worden, dass die Kinder in Pflegefamilien kommen oder adoptiert werden sollten. Die Kinder hätten Furcht gehabt, dauerhaft von ihren Familien getrennt zu werden.

Möse und sein Team stellten einen Bericht vor, in dem Straftaten Russlands aufgelistet sind. Darunter befinden sich Angriffe auf Zivilisten und die Energieinfrastruktur, vorsätzliche Tötungen, ungesetzliche Inhaftierungen, Folter, Vergewaltigung und andere Formen sexueller Gewalt sowie Deportationen und Verschleppungen von Kindern aus der Ukraine nach Russland.

Kinder in Heimen und Pflegefamilien untergebracht

Nach Angaben der ukrainischen Regierung wurden bis Februar (2023) mehr als 16.000 Kinder aus der Ukraine nach Russland oder in russisch kontrollierte Gebiete verschleppt. Das vom UN-Menschenrechtsrat zusammengestellte Ermittlerteam gab an, die Zahlen nicht verifizieren zu können. Es verwies aber auf Hinweise, wonach russische Behörden ukrainische Kinder in Kinderheimen oder Pflegefamilien unterbringen und ihnen die russische Staatsbürgerschaft verleihen.

Unter anderem habe der russische Präsident Wladimir Putin einen Erlass unterzeichnet, wonach Kinder unter bestimmten Bedingungen in vereinfachtem Verfahren russische Staatsbürger werden können. Die Experten untersuchten nach

Haftbefehl gegen Wladimir Putin

Der Haftbefehl gegen Wladimir Putin wurde am 17. März 2023 vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) erlassen. Wladimir Putin wird vorgeworfen, für die Deportation ukrainischer Kinder nach Russland verantwortlich zu sein.

Es handelt sich um den ersten Haftbefehl des IStGH, der im Zusammenhang mit mutmaßlichen Kriegsverbrechen nach

Weitere Untersuchungen empfohlen

Die Kommission des UN-Menschenrechtsrats empfahl, alle Verstöße und Verbrechen weiter zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Eine Liste mit mutmaßlichen Kriegsverbrechern werde an den UN-Hochkommissar für Menschenrechte übergeben. Die Opfer hätten ein Recht auf Wahrheit und Wiedergutmachung.

Die Angriffswellen der russischen Streitkräfte auf die energiebezogene Infrastruktur der Ukraine ab dem 10. Oktober 2022 könnten nach Ansicht der Kommission auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen. Die Unterbrechung der energiebezogenen Infrastruktur habe dazu geführt, dass ganze Regionen und Millionen von Menschen zeitweise ohne Strom und Heizung waren.

Die russische Armee habe bewohnte Gebiete mit Explosivwaffen angegriffen und „dabei offensichtlich keine Rücksicht auf Schäden und Leiden der Zivilbevölkerung genommen“, heißt es in dem Bericht. Die Angriffe seien „wahllos und unverhältnismäßig“. Bei Explosivwaffen handelt es sich um verschiedene Munitionsarten wie Artilleriegeschosse oder Raketen.

Quelle: tagesschau 16.03.23

Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine erlassen worden ist. Erstmals wird ein Staatschef eines ständigen Mitglieds des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen auf diese Weise gesucht. Ein weiterer Haftbefehl richtet sich gegen Marija Lwowa-Belowa, die russische Präsidiakommissarin für Kinderrechte.

nota bene | Ostern – 2023 Seite 10 Ukraine
Quelle: Wikipedia
Russischer Aussenminister Lawrow will Propaganda in Indien machen –und wird vom Publikum nur ausgelacht

Kritische Fragen sind russische Funktionäre nicht mehr gewohnt. Die heimischen Medien sind dem Kreml inzwischen komplett hörig. Und so staunte Sergej Lawrow nicht schlecht, als er in Indien für seine Propaganda ausgelacht wurde.

Die Versuche Russlands, Verbündete zu gewinnen, kann man nur verzweifelt nennen. In den vergangenen Wochen reiste der russische Außenminister Sergej Lawrow durch eine Reihe von afrikanischen Ländern – nur um zu Hause vermeintliche Freunde präsentieren zu können. Nun machte er sich nach Indien auf. Neben China wird das Land von der Kreml-Propaganda gern als ein mächtiger Verbündeter Russlands verkauft. Indien bemüht sich tatsächlich, eine neutrale Position im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine einzunehmen – um vor allem weiter von den günstigen Öllieferungen zu profitieren.

Außerdem kommt ein Großteil der Ausrüstung der indischen Streitkräfte aus Russland. Zuletzt hatte sich Indien in der UN-Vollversammlung bei einer Abstimmung für eine Resolution, die Frieden und den Rückzug Moskaus aus der Ukraine forderte, enthalten. Doch diese neutrale Haltung erkauft sich der Kreml sehr teuer.

Sergej Lawrow und die Propaganda-Märchen

Dass man in Indien nicht wortlos die Kreml-Propaganda zu schlucken gewillt ist, musste nun Lawrow selbst erfahren. Am Freitag nahm der Außenminister an einer geopolitischen Konferenz in der indischen Hauptstadt Neu Delhi teil. Eine halbe Stunde stotterte Lawrow auf Englisch und beklagte sich wie immer über den Westen. Die Nato hätte alle Vereinbarungen gebrochen, log Lawrow, der bereits seit 19 Jahren das Amt des Außenministers bekleidet.

beeinflusst. „Wissen Sie, der Krieg, den wir zu stoppen versuchen, und der gegen uns angezettelt wurde, indem man die Ukraine benutzt“, setzte der 72-Jährige an – und geriet dann ins Stocken. Denn das Publikum lachte ihn schlicht aus.

Der Krieg habe „natürlich die russische Politik beeinflusst“, nahm Lawrow nach kurzer Pause den Faden wieder auf. Nur um dann wieder unbelegte Verschwörungen-Thesen von sich zu geben. Man werde sich nur noch „auf verlässliche Partner“ stützen, zu welchen „sicherlich Indien und China zählen“, erklärte Lawrow, bevor der Moderator das Gespräch zum Ende führte. „Das nächste Treffen wird hoffentlich in einer weniger brenzligen Weltlage stattfinden. Können Sie dies versprechen?“, wollte er vom russischen Außenminister wissen.

Doch Lawrow war zu diesem Zeitpunkt offensichtlich so angefressen, dass er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen konnte. „Die Amerikaner werden Ihnen sicherlich Fragen zur Verfügung stellen, die Sie benutzen können“, erwiderte er. Doch der Versuch, den indischen Journalisten als eine amerikanische Marionette hinzustellen, stieß wieder nur auf höhnendes Gelächter.

Das „Nazi-Regime“ in Kiew habe alles Russische nach der „Machtergreifung“ verboten, erzählte er das beliebte Propaganda-Märchen. Um sein Vokabular scherte sich Lawrow nicht im Geringsten. Auf die kritischen Fragen des Moderators des Podiumsgesprächs, das von einem Think Tank und dem indischen Außenministerium ausgerichtet wird, ging Lawrow nicht ein. Stattdessen spulte der ehemalige Diplomat eine propagandistische Parole nach der anderen herunter.

Publikum lässt sich keine Lügen erzählen

Als die Zeit für Fragen aus dem Publikum kam, wollte eine junge Frau wissen, wie der Krieg die russische Energiestrategie gegenüber asiatischen Ländern und besonders Indien

In den sozialen Netzwerken setzt sich der Hohn fort. „Das ist urkomisch. Und peinlich. Der russische Außenminister Lawrow sagt, ‚der Krieg, den wir zu stoppen versuchen, wurde gegen uns angezettelt‘, und das angeblich mitfühlende indische Publikum lacht“, kommentierte Konstantin Sonin den Auftritt, ein bekannter Wirtschaftswissenschaftler, der in Chicago lehrt. Russische „Diplomaten“ würden denken, dass sie anderen „die Lügen, mit denen sie Putins Fantasien nähren“, um befördert zu werden, auftischen können – und sie für etwas anderes als Lügen gehalten werden könnten, spottete Sonin.

G20-Gipfel für Lawrow nur „Farce“

Lawrow hatte zuvor in Neu-Delhi das G20-Außenministertreffen besucht. Gleich zu Beginn am Mittwoch hatte er den Gipfel als „Farce“ kritisiert. Westliche Länder würden „die Verantwortung für ihr wirtschaftliches Versagen auf die Russische Föderation abwälzen wollen“, behauptete er.

Westliche Staaten hatten am Donnerstag bei einem Treffen der G20-Außenminister in Indien in Anwesenheit von Lawrow Russland wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine kritisiert.

Quelle: stern 04.03.23

Ostern – 2023 | nota bene Seite 11 Ukraine

Vom Kommunikationswissenschaftler und Journalisten

Oliver Geyer stammt der Ausspruch: „Die Wahrheit ist auch nicht mehr das Wahre“. Er bezieht sich damit auf die Komplexität und Widersprüchlichkeit einer exakten Definition des Wahrheitsbegriffs.

Obgleich sich jeder Mensch das Wahre, Ehrliche und Unverfälschte wünscht, lässt sich nur schwer herausfinden, was eigentlich dieses „Wahre“ genau ausmacht und wie man vor allem Sicherheit darüber erlangt.

Nun, in den Religionen der Welt scheint die Sache unkompliziert. Da existieren genaue Anweisungen und Vorgaben, die den Gläubigen diese Wahrheitssicherheit vermitteln. Wenn Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater, denn durch mich“, dann hat das für Christen eine universelle Gültigkeit. In anderen Religionen ist der generelle Wahrheitsanspruch ebenso essentiell, und muss es auch sein, das liegt in der Natur jeder Religion und ist unverzichtbarer Bestandteil der jeweiligen Verkündigung. Selbstverständlich ist der Alleinbesitz der Wahrheit auch und gerade im religiösen Kontext immer schon äußerst anfällig für den Missbrauch durch „falsche Propheten“ und deren Manipulations-Streben an den Gläubigen.

Auch im Christentum sehen wir in vielen Perioden dieses gefährliche Phänomen, wie man es schafft, aus einer einfachen Glaubens-Wahrheit ein Instrument der Kontrolle und Unterdrückung zu konstruieren. Für Jesus reicht es aus, seinen Nächsten und seinen Feind zu lieben, um „zum Vater“ zu kommen. Für die nachfolgenden Theologen und Kleriker reichte dies scheinbar nicht. Es hat den

Anschein, dass eine ins Komplizierte veränderte Grundwahrheit leichter den Macht- und Kontrollwünschen der sogenannten „Wahrheitsbesitzer“ dient.

Wenn wir es genau betrachten, existieren nur sehr wenige Wahrheitssätze, denen jeder Mensch, egal welchen Glauben, welchen Bildungsgrad oder welche sonstige Sozialisation sie oder er auch haben mag, unumwunden zustimmen kann. Einer davon lautet zweifellos: Jedes Lebewesen muss sterben. Doch schon bei dem Satz „Das Leben endet mit dem Tod“ bricht das allgemeingültige Wahrheitsempfinden auseinander. An der Frage nach der Existenz Gottes, scheiden sich seit der Aufklärung die Geister.

Zu diesem Thema hat sich die „British Humanist Association“ zusammen mit dem Religionskritiker Richard Dawkins im Oktober 2008 einen „wunderbaren“ Fauxpas geleistet. Man startete eine „Atheistische Buskampagne“ mit der Botschaft: „THERE’S PROBABLY NO GOD (Es gibt wahrscheinlich keinen Gott)“. Mit dieser Aktion hat man tatsächlich auf die Möglichkeit hingewiesen, dass es eventuell doch einen Gott geben könnte.

Wie wir sehen, ist es alles andere als einfach, allgemeingültige Aussagen zu treffen, die man als „wahr“ bezeichnen kann. Religiöse Wahrheiten sind eben keine weltlichen (profanen) Wahrheiten. Die Wahrheit, dass für einen gläubigen Christen Jesus am Kreuz gestorben und am dritten Tage von

den Toten auferstanden ist, muss für einen Muslim oder einen Juden keine Rolle spielen. Man könnte sagen, es gibt Wahrheiten, die erst zur Wahrheit werden, wenn der Kontext dies zulässt.

Schwierig wird es beispielsweise, wenn religiöse Fanatiker ihre Wahrheit zur

Vertrau mir!

Über das Suchen und das Finden der Wahrheit in Religion und Wissenschaft

Der Weg, die Wahrheit und das Leben

nota bene | Ostern – 2023 Seite 12 Religion und Wissenschaft

allgemeinen erheben. Dass Gott die Welt in sieben Erdentagen (á 24 Stunden) erschaffen haben soll, tritt dann als Gegenthese zur wissenschaftlichen Evolutionstheorie an. Dass die Erde der Mittelpunkt des Sonnensystems sei, galt bis Galileo Galilei (15641642) quasi als Dogma der Kir-

che. Er hat wissenschaftlich bewiesen, dass die Erde einer von vielen Planeten ist, die die Sonne umkreisen. Wissenschaftliche Wahrheiten können und müssen, anders als religiöse, methodisch nachgewiesen werden. So kann zum Beispiel niemand ernsthaft behaupten, die Erde sei eine Scheibe. Man kommt von Europa nach Indien sowohl Richtung Osten, als auch Richtung Westen. Streng wissenschaftlich betrachtet ist es jedoch auch nicht wahr, dass die Erde eine Kugel ist. Rein geometrisch gesehen ist sie dies nämlich nicht. Richtig wäre hier die Definition: Die Erde ist ein kugel-ähnlicher Körper mit Dellen und Ausstülpungen.

Objektive und subjektive Wahrheiten sind in jedem Falle zu unterscheiden. Objektive Wahrheitssätze müssen beweisbar sein. So ist es beispielsweise eine unumstößliche Wahrheits-Aussage, dass jeder Mensch, um zu leben, Sauerstoff benötigt. Da gibt es nichts anzuzweifeln oder zu relativieren. Eine objektive Wahrheitsaussage ist frei von jedem Interpretations-Spielraum und lässt keine alternativen Ansichten zu.

Wie schon erwähnt, sind die Fragen des Glaubens der jeweiligen Religion zugeordnet. Glaubenssätze religiöser Art können sich sogar innerhalb einer Religion, also konfessionell, stark unterscheiden. So ist die Hostie in der Katholischen Kirche immer Leib Christi, auch an Wochentagen außerhalb des Gottesdienstes. In den meisten protestantischen Konfessionen wird das Brot erst während des Abendmahls (mit den Einsetzungsworten)

zum Leib des Herrn. Vielleicht wird an diesem Punkt ersichtlich, warum ein gemeinsames Abendmahl – vor allem der Katholischen Kirche – Probleme bereitet. Man sieht, mit der religiösen (subjektiven) Wahrheit ist es oft sehr schwierig.

Gerade in Zeiten des freien Internets, in dem jeder seine eigenen Thesen weltweit nahezu ungefiltert verbreiten kann, wird es den Nutzern sehr erschwert, Wahrheiten von Unwahrheiten zu unterscheiden. Auch die Trennung zwischen objektiven und subjektiven Erkenntnissen verschwimmt in manchen Bereichen immer mehr.

In seinem Buch „Das Internet muss weg“ beschreibt der Autor und Blogger Schlecky Silberstein dieses Phänomen und dessen Folgen für unsere Gesellschaft sehr präzise. Der Titel seines Buches aus dem Jahr 2018 ist deswegen irreführend, weil Silberstein keinesfalls das Internet abschaffen will, sondern einen „Reset“ des Netzes für dringend erforderlich hält, um unsere Demokratie zu schützen. Bleibt letztlich zu hoffen, dass die „Wahrheit“ über die Zusammenhänge der Entstehung und der Verdrehung von bislang gültigen Wahrheiten schnell gefunden und verstanden wird. Gerade in unserer, für jede und jeden zugänglichen und beeinflussbaren Mediengesellschaft – ein Zustand, den es vorher in der Menschheitsgeschichte noch nie gab – ist die Deutung des Wahrheitsbegriffes vielleicht das allerwichtigste Instrument für ein gerechtes und funktionierendes Gemeinwesen.

Seite 13 Ostern – 2023 | nota bene Religion und Wissenschaft Vertrau mir!

Die Altenpflege leidet unter einem desaströsen Arbeitsmarkt. Fachkräfte fehlen überall. Wie kann die Versorgung alter Menschen nachhaltig sichergestellt werden…

Die MHT Gruppe will neue Wege gehen

über zusätzliche Fördermaßnahmen der individuellen Karriereplanung oder auch über besondere Unterstützungsmaßnahmen für Auszubildende und Berufsanfänger.

Fachkräfte für die Altenpflege neu zu gewinnen, freiwerdende Stellen zeitnah nachzubesetzen, den Mitarbeitenden spürbar bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen, ihre Bindung

ans Unternehmen deutlich zu verbessern – das alles sind Themen, die ein sozial ausgerichtetes Unternehmen im Pflegealltag umtreiben. Und dabei spielt nicht nur die Höhe der Vergütung eine Rolle.

In einer Klausurtagung haben sich die im Bereich Pflege Verantwortlichen der MHT genau mit diesen Problemstellungen auseinandergesetzt. „Geht nicht gibt´s nicht“ war die Aufforderung, neue Denkanstöße zu entwickeln. Sich nicht selbst Denkverbote aufzuerlegen, nur weil eine Idee vielleicht noch so utopisch klingen mag. Mehr Mut zu unkonventionellen Gedanken und Planspielen.

Und so wurde einen Tag lang heftigst diskutiert – über neue Arbeitszeitmodelle, über Gesundheitsangebote und andere „emotionale“ Lohnbestandteile, über eine vertiefte Begleitung bei Konflikten und deren Behebung,

Keiner hatte erwartet, dass man am Ende des Tages mit fertigen Konzepten nach Hause gehen würde. Aber ein erster wichtiger Schritt war gemacht. Denkblockaden konnten gelöst werden, wirklich neue und für die Pflegebranche untypische Ideen wurden entwickelt. Jetzt gilt es, diese im Detail weiter zu prüfen, um festzustellen, an welchen Stellschrauben gearbeitet werden muss, um einiges davon in den künftigen Pflegealltag zu implementieren. Das ist ein Anfang, ein guter Anfang.

Wenn mit der Begeisterung dieser Klausur weitergearbeitet werden kann, dann werden noch in diesem Jahr neue Arbeitsbedingungen geschaffen werden können, die die MHT auch im regionalen Vergleich zu einem besonderen Arbeitgeber machen werden. Und genau das ist das Ziel. Dies hat die Klausur deutlich gezeigt.

Über die einzelnen Ergebnisse aus diesem Prozess wird nota bene berichten. red

nota bene | Ostern –  2023 Seite 14
In eigener Sache

Egal ob nah oder fern – die Osterzeit hat für Touristen so einiges zu bieten. Wer nicht in den heimischen Gefilden auf Eiersuche gehen möchte, kann rund um die Welt die verschiedensten Osterbräuche entdecken. In Schweden kann man dabei sogar auf Hexen treffen.

Ostern mal anders –Traditionen rund um die Welt entdecken

Eier suchen, Festessen mit der Familie, spazieren gehen – so in etwa sieht der Ostersonntag bei vielen Menschen hierzulande aus. Jahr für Jahr. Es sei denn, man verreist. Dann lernt man nämlich noch ganz andere Osterbräuche kennen. Ob ganz weit weg in Australien oder im Nachbarland Polen – ungewöhnliche Oster-Traditionen können Urlauber vielerorts erleben.

Australien

Im Supermarkt müssen sich Urlauber Down Under zu Ostern auf eine Überraschung einstellen

statt Schokoladenhasen gibt es die Leckereien dort in Form eines Bilbys, einem nachtaktiven Beuteltier. Hasen sind in Australien nämlich nicht sonderlich beliebt: Sie haben im australischen Ökosystem viel Unheil angerichtet, nachdem Siedler sie mitgebracht hatten. Wer sich mit dem Schokoladenbilby gestärkt hat, kann zum Beispiel zur Royal Sydney Easter Show aufbrechen, die dieses Jahr bis zum 23. April läuft.

Brasilien

Während der Semana Santa, der Palmsonntag beginnt und am Ostersonntag endet, locken in Brasilien zahlreiche Open-Air-Veranstaltungen. Dort wird das Leiden Christi nachgestellt

vom letzten Abendmahl bis zur Auferstehung. In Nova Jerusalem im Bundesstaat Pernambuco findet eine der größten Veranstaltungen statt. Eine traditionelle katholische Prozession können Urlauber in Goiás Velho erleben. Die Procissão do Fogaréu beginnt immer am Karfreitag um Mitternacht.

Polen

Im östlichen Nachbarland kann es am Ostermontag nass werden – und das ganz unabhängig vom Wetter. Beim Šmigus-dyngus bespritzen sich junge Polen (vorzugsweise die Jungs die Mädchen) mit Wasser. Der Brauch geht auf altslawische Traditionen zurück und war ursprünglich ein Reinigungsritual zum Frühjahrsbeginn. Weniger feuchtfröhlich, sondern eher andächtig geht es an den anderen Tagen um Ostern zu. Zum Gottesdienst am Samstag lassen Polen Körbe unter anderem mit Brot, Butter, Salz und Meerrettich segnen. Die Zutaten gibt es zum Frühstück am Ostersonntag.

Schweden

Im Norden treiben zu Ostern die Hexen ihr Unwesen – allerdings eine recht niedliche Version von ihnen. Mit Schürzen, Kopftüchern und aufgemalten Sommersprossen verkleiden sich Kinder in Schweden als „påskkärringar“, Osterweiber, und ziehen von Haus zu Haus, um selbstgemalte Osterkarten zu verteilen. Besonders in den ländlichen Gebieten ist es von Vorteil, wenn Touristen Süßigkeiten für die umherziehenden Hexen bereithalten.

Spanien

In Spanien haben Prozessionen Tradition, in denen Bruderschaften vermummt mit spitzen Kapuzen durch die Stadt pilgern. Sie stellen Büßende wie in Zeiten der Inquisition dar, die Kegelform der Kapuzen soll eine Annäherung an den Himmel symbolisieren. Solche Prozessionen können Reisende zum Beispiel in Sevilla, Málaga und Medina del Campo beobachten.

Vereinigte Staaten

In den USA stürzt sich selbst der Präsident alljährlich in die Osterfeierlichkeiten: Der Easter Egg Roll auf dem Rasen vor dem Weißen Haus hat Tradition. Dabei versuchen Kinder in einem Wettkampf, ein Ei mit einem Löffel so schnell wie möglich über eine Grasstrecke zu schieben. Das Event zieht Tausende Gäste an. Viele Städte in den USA feiern Ostern außerdem mit Paraden.

Quelle: DER WESTEN, Funke Medien Gruppe

Ostern – 2023 | nota bene Seite 15 Traditionen zu Ostern

Während im Winter die Zeit der Ruhe und teilweise Tristesse ist, verbinden wir mit dem Frühling die Zeit des Neubeginnes, die Zeit des Erwachens und des Ergrünens.

Was sprießt denn da?

Gesünder leben –Ernährung als Lebensstil (12)

Auch ernährungstechnisch ist die Zeit im Winter etwas eingeschränkter an Auswahl – gesetzt des Falles, wir bevorzugen regionale Lebensmittel und wollen nicht auf Gemüse aus aller Herren Länder zurückgreifen.

Bis wir im Frühjahr auf die ersten grünen Blättchen der Pflanzen blicken können, gibt es eine wunderbare Möglichkeit, ein bisschen Gärtnerei in die eigene Küche zu holen. Was nicht nur schnell wächst, ein bisschen grün aussieht und uns damit eine Freude bereitet, hat sogar noch ungeahnte positive Eigenschaften, strotzt vor lauter Vitaminen und Nährstoffen und gibt uns den nötigen Vitalkick, um nicht in das Loch der Frühjahrsmüdigkeit zu fallen.

Die Rede ist von Sprossen. Nein, jetzt nicht an die verhasste Sprossenwand aus dem Sportunterricht denken (obwohl auch Sport eine wunderbare Möglichkeit ist, unseren Körper auf Trab zu bringen.) Die Rede ist von Samen, Bohnen und Körnersprossen. Kleine, energiegeladene Pflänzchen, die unseren Speiseplan in kürzester Zeit aufpeppen und mit geschmackli-

cher Vielfalt bereichern. Auch für Menschen ohne grünen Daumen garantiert diese Art des „Anbaus“ ein sicheres Gelingen.

nota bene | Ostern –  2023 Seite 16

Ich habe es ausprobiert. Hier meine Empfehlung: Den Samen oder die Bohnenmischung über Nacht in einem Glas einweichen. Am nächsten Morgen abgießen und möglichst gut abtropfen lassen. Das Glas am besten mit einem Sieb-Aufsatz verschlie -

Schon nach wenigen Tagen ist ein Wachstum zu erkennen. Man staunt, wie schnell aus dem trockenen Samen eine kleine Pflanze keimt. Je nach Sorte findet sich eine bunte Mischung im Glas. Rote Bete-Sprossen z.B. sind leicht rosa. Broccoli-Sprossen eher grünlich, während die Sojabohne weißlich ist und einen dickeren Keim hat und nur zarte hellgrüne Blättchen.

Nach ca. 5 – 7 Tagen können wir uns nun die Sprossen schmecken lassen. Knackig im Salat, on top auf einer leckeren Cremesuppe, erfrischend auf dem Pausenbrot, im Wok-Gemüse mitgedünstet, oder einfach pur als kleine Knabberei

Unzählige Möglichkeiten warten darauf, ausprobiert zu werden. Je nach Geschmack haben wir auch die Wahl der Qual, welche Samen/Bohnen wir züchten wollen. Während uns vielleicht als erstes die Sojabohnen oder auch Mungbohnensprossen einfallen, kann man aber auch Kichererbsen oder Ge -

ßen, damit die Luft zirkulieren kann. Bitte nicht luftdicht verschließen, das könnte zur Schimmelbildung oder Fäulnis führen. Alternativ zu einem Siebdeckel, kann ein Gazetuch, ähnlich wie ein Fliegengitternetz, benutzt werden. 2 x täglich werden die Sprossen nun gut durchgespült, danach das Glas wieder kopfüber aufstellen.

treide keimen lassen. Besonders gut gelingt das mit Weizen, Roggen und Dinkel sowie Nackthafer und Nacktgerste. Gerade durch das Keimen werden diese Körner leichter bekömmlich, werden sogar teilweise besser vertragen als gegarte Körner. Nicht nur, dass die Nährstoffe besser erhalten bleiben als beim Kochen der Körner, sie nehmen sogar noch zu. Somit bereichert diese Art an Körnern, die man auch als „lebendiges Getreide“ bezeichnen kann, das Angebot an Vitaminen in den Wintermonaten.

Wer nun selber gerne zum Heimgärtner werden möchte, findet unter den unten stehenden Links einiges an Informationen rund um das Thema Sprossen. Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren und Entdecken von schmackhaften Rezeptideen mit den tollen Vitamin-Lieferanten.

Quellenangaben und Links:

Informationen rund um Samen und Sprossen (sprossenparadies.de)

Keimgrün|Vitamine selber machen. (keimgruen.de)

Sprossen selbst ziehen – frische Vitamine von der Fensterbank (smarticular.net)

Sprossen ganz einfach selbst ziehen: Anleitung für zu Hause (utopia.de)

Seite 17 Ostern – 2023 | nota bene Ernährung
Bianka Zielke

Let’s Dance vor Ort

Weltelite des Tanzsports im Spiegelsaal von Bad Liebenzell

Mit der „Show der Meisterpaare“ glänzte Anfang 2023 die internationale Elite des Tanzsports erneut im Spiegelsaal von Bad Liebenzell und präsentierte mit Standard- und lateinamerikanischen Tänzen einem interessierten Publikum bereits zum 16. Mal Darbietungen in höchster Eleganz und Präzision.

„Alle Paare, die hier sind, tanzen auch beim internationalen Tanzturnier, dem Goldstadtpokal in Pforzheim“, erklärt Harry Körner bei der Eröffnung des Abends. Der Managing Director der „German Open Championships“ (GOC) in Stuttgart, dem größten Tanzturnier der Welt, ist gerne in Bad Liebenzell

zu Gast. „Hier haben wir perfekte Bedingungen f ür unser Trainingscamp“, so der Moderator der hochkarätigen Show. „Die Profis sind eine Woche lang vor Ort, weil es ihnen gefällt, hier zu trainieren, ohne in Stress zu geraten. Und so wollen wir bei unserem Abend der Meisterpaare allen Gästen traditionsgemäß einen Einblick in den Tanzsport geben.“

Zum Auftakt starten die kleinsten und jüngsten Teilnehmer mit 13 und 16 Jahren und zeigen einen lateinamerikanischen Tanz, den Jive, der auf Turnieren mit 42 bis 44 Takten pro Minute getanzt wird. Die beiden Paare sind aus

nota bene | Ostern –  2023 Seite 18 Bad Liebenzell
Elite vor Ort: Sergiu Luca, Sergiu Maruster und Anastasia Stan, Harry Körner, Arthur Ankerstein und Oana Ankerstein, Elisabeth Zbarashchuk und Konstantin Litereski

Rumänien angereist und begeistern die Zuschauer. Mit einem langsamen Walzer glänzen die Baden-Württembergischen Meister Konstantin Litereski und Elisabeth Zbarashchuk vom Schwarz-Weiß-Club Pforzheim (SCW) im Anschluss auf dem Parkett und ernten ebenso großen Applaus für ihre lateinamerikanischen Darbietungen wie das Tanzpaar Arthur und Oana Ankerstein, die sich in der Endrunde der letztjährigen Deutschen Meisterschaft behauptet haben.

„Die Darbietungen der Tanzpaare sind atemberaubend“, kommentiert Sina Dornbach. Die Geschäftsführerin der Freizeit und Tourismus Bad Liebenzell

zehn Stunden im Spiegelsaal verbracht, um dort zu trainieren. „Es ist das beste Trainingscamp, das es überhaupt gibt“, so Sergiu Luca. Der Profitänzer und Trainer vom SCW-Pforzheim, bekannt durch die RTL-Show „Let’s Dance“, ist seit über drei Jahrzehnten im Tanzsport aktiv. „Ich habe selbst bei Harry Körner in Bad Liebenzell mit meinem Tanztraining gestartet, denn so ideale Rahmenbedingungen wie hier sind sonst weltweit nur selten zu finden.“

Kein Wunder also, dass nicht nur Paare aus Deutschland, sondern auch aus Island und Israel, Korea, Ungarn, Rumänien, Frankreich, Italien und der Tschechischen Republik die Reise auf sich

GmbH, die aus der Goldstadt stammt, tanzte als kleines Mädchen im SCW Pforzheim und ist begeistert über den schwungvollen Veranstaltungsstart, bei dem es auch den Gästen des Abends im ausverkauften Kurhaus von Bad Liebenzell möglich ist, sich selbst auf die Tanzfläche zu begeben.

Mit der hochkarätigen Besetzung der Show ist der Tanzsport hautnah zu erleben. „Wir sind stolz und froh, dass wir Gastgeber sein dürfen“, so der Tenor von Bürgermeister Roberto Chiari. Fünf Tage lang haben die besten Tänzerinnen und Tänzer der Welt tagtäglich bis zu

genommen haben, um sich bei internationalen Trainern coachen zu lassen. Eigens zu diesem Abend ist Vika Stan aus Moldavien angereist, um ihre Tochter Anastasia Stan mit ihrem Partner Sergiu Maruster zu erleben. Enge Familienbande gab es auch bei den Tänzern aus der Ukraine und Frankreich zu bewundern. Während die Geschwister Veronika und Vladysav Tsykhanovskyi gemeinsam als Paar glänzten, waren Bruder Antonio und Schwester Angelina Mosa mit den jeweils eigenen Partnern Mihaela Antonnova und Thomas Boldis vertreten und machten damit den Vater besonders stolz. Denn Fredereic Mosa zählt als Trainer zu den internationalen Größen im Lateiname -

Trainerelite vor Ort zum Tanz der Meisterpaare

v.l.n.r: Harry Körner, Roberto Chiari – Bürgermeister Bad Liebenzell Franco Formica, Fredereic Mosa, Felix Castillo

Svetlana Tveryanovich, Sergiu Luca, Dolli Bülling – Sportwartin Deutscher Tanzsportverband

Bernd Rossnagel – Präsident SCW Pforzheim

Sina Dornbach

rikanischen Stil und war mit Harry Körner ebenso wie seine weltweit anerkannten Kollegen, Felix Castillo, Franco Formica, Sergiu Luca und Svetlana Tveryanovich im Trainingscamp in Bad Liebenzell vor Ort, um den Nachwuchs der Weltelite zu trainieren.

Ostern – 2023 | nota bene Seite 19 Bad Liebenzell
Sabine Zoller Angelina Mosa mit Thomas Boldis

Vielleicht steckt oft mehr Wahrheit in einer Fiktion als in einer peniblen, ausgewogenen Dokumentation. Vielleicht verbirgt sich auch mehr Wahrheit in einer Kantate von Johann Sebastian Bach, als in einer noch so engagierten Predigt eines Theologen von der sonntäglichen Kanzel. Die Kirchen sind voll, wenn eine Bach’sche Passion aufgeführt wird, ansonsten herrscht großzügige, freie Platzwahl im Gottesdienst. Wie viel Wahrheit findet sich in der Musik. Dass die Planeten nicht lautlos auf ihrer Bahn um die Sonne schweben, ist physikalisch nachweisbar. So zieht unsere Erde ihre Bahn und produziert dabei eine Klangfrequenz, die, auf un-

In den Religionen des Fernen Ostens wird der Zusammenhang zwischen Schöpfung und Musik viel deutlicher, als in der abendländischen Tradition. „Nada Brahma – Die Welt ist Klang“ heißt ein Buch und eine erfolgreiche Radiosendung aus den 1980er Jahren des renommierten SWR-Jazzexperten Joachim Ernst Berendt (1922 – 2000). Er beschreibt darin den Akt der Schöpfung (vor allem in den indischen Religionen) durch Klänge und Musik: Nada Brahma – die Welt hat ihren Ursprung in der Musik. Dass Musik eine Wahrheit transportiert, steht außer Frage. Die meisten Menschen lieben Musik. Hier spielt es weniger eine Rolle, um welche

Die Erde tönt wie eine Sinfonie

ser Hörvermögen hochgerechnet, den Grundton „G“ ergibt (sensationell zu hören auf youtube: „Die Erde klingt“). In der sinfonischen Suite „Die Planeten“ des britischen Komponisten Gustav Holst (1874-1934) schweben die Planeten, jeder in seinem Grundton, durch Raum und Zeit.

Art Musik es sich handelt. Natürlich verbirgt sich in einem heutigen Schlagerliedchen nicht die gleiche Botschaft, wie in einer Beethoven-Sinfonie oder in einer Klaviersonate von Franz Schubert. Für einen Helene-Fischer-Fan steckt etwas Wahres jedoch auch in diesem 3-Minuten-Song.

Viele Menschen behaupten, dass ihnen die Kirchenmusik und die Gemeindelieder im Gottesdienst mehr an Glaubenswahrheit vermitteln können als das pure Wort. Die musikalische Verkündigung wirkt durch die Kraft der Musik und des Klanges vielleicht um einiges intensiver auf den Geist, als ein leidlich begabter Prediger. Nicht umsonst finden wir, vor allem in der Katholischen und Lutherischen Kirche, die Form des Liturgischen Gesangs. Mit dem Transportmittel Musik wird die verkündigte Wahrheit auf eine höhere Ebene gestellt, ja nahezu geheiligt. Das Wahre, Gültige und Unverfälschte wird durch die musikalische Kunst direkter, ohne den Umweg über die oft verschleiernde Sprache transportiert. Ludwig van Beethoven hat, soweit es möglich war, seine fortschreitende Ertaubung verschwiegen. In seiner Musik nicht. Wer hinhört, erkennt in vielen seiner Werke die Wahrheit über seinen Zustand, erkennt die Verzweiflung, die Angst. Im 1. Satz seiner 5. Sinfonie pocht das Schicksal mehrmals gleich vier Mal vehement an die Tür. Ob die Musik überhaupt zur Unwahrheit fähig ist, bleibt

die Frage. Selbst Dieter Bohlens Werke sprechen die reine Wahrheit, nämlich dass er nur ein mittelmäßig begabter Komponist ist. Und wenn ein Despot seine „Fake-News“ singen müsste, würde wahrscheinlich der ganze Schwindel sofort auffliegen.

nota bene | Ostern – 2023 Seite 20 Musik
Das Wahre und Unverfälschte in der Musik

Plötzlich gibt es Faktenchecker, die überprüfen, ob das was im Fernsehen oder Internet publiziert wird, auch stimmen kann. Wie absurd klingt das denn? Sollte nicht alles, was für uns öffentlich gemacht wird, der Wahrheit entsprechen? Scheinbar nicht!

Um uns im Werbedschungel zu helfen, engagiert sich die Organisation foodwatch und deckt mit ihren Recherchen Werbelügen auf. Sie verleiht für die dreisteste von ihnen den goldenen Windbeutel und konfrontiert damit die Hersteller. Oft gelingt es dadurch,

ne und stattdessen werden die „tollen“ Kinderprodukte gevespert, die viel zu viel Zucker enthalten, vielleicht auch noch unnatürliche Farbstoffe.

Auch die Verbraucherzentrale hilft uns, wenn es gilt rauszufinden, welche Le -

Gradlinig, treu, aufrichtig, rechtschaffen, ehrlich, wahr, echt, gewissenhaft…. Das sind Begriffe, die ich mit dem Wort „Werte“ verbinde. Werte, die mir in meiner Erziehung vermittelt wurden und an denen ich all die Jahre festgehalten habe. Weil Werte für mich Sicherheit bedeuten, einen gesunden Rahmen, an dem ich mich orientieren kann. Aber gelten diese Werte auch in unserer Gesellschafft? Darf ich glauben, was ich sehe, lese, höre?

Wahrheit beim Thema Essen und Ernährung?

Dieses gilt leider auch für den Bereich Ernährung, in dem ich mich ja „zu Hause“ fühle. Vieles verkauft sich um einiges besser, wenn es mit einer Werbelüge verschönert wurde. Produkte, die mich angeblich fit machen, wenn ich sie konsumiere, die mir über mein Mittagstief hinweghelfen, die mir sogar Flügel verleihen können, damit ich den Tag super meistern kann, die mir Freunde versprechen, die mir vermitteln, ich tue etwas für meine Umwelt, wenn sie mit klimaneutral beworben werden und noch einiges mehr.

Es gibt viele Beispiele, wo wir als Verbraucher an der Nase herumgeführt werden, wenn wir nicht hinterfragen, was uns von den Herstellern versprochen wird. Es wird rücksichtslos ausgenutzt, dass gar nicht alle Menschen die Zeit oder Lust haben, sich beim Einkaufen haargenau über das gewählte Produkt zu informieren oder zu recherchieren, ob das beworbene Produkt wirklich hält, was es verspricht. Schöne Bilder, großartige Slogans, strahlende Gesichter, glückliche Tiere – na, das sieht doch gut aus, kann da etwas Schlechtes dran sein? Und auch wenn es nicht unbedingt gleich einen Schaden an mir anrichtet, aber bin ich vielleicht doch getäuscht worden?

dass nicht einhaltbare Versprechen der Hersteller von den Verpackungen verschwinden.

Besonders im Bereich Kinderernährung finde ich diese Aktionen sehr wichtig. Denn unsere Kinder sollen die Chance haben, mit guter Ernährung groß zu werden. Ihre Pausensnacks sollten aus gesunden Vollkornprodukten, frischem Obst oder Gemüse und natürlichen Milchprodukten bestehen. Leider wandert das Pausenbrot öfter in die Ton-

bensmittel wirklich „ehrliche Lebensmittel“ sind: „Was ist gesund? Wie verschleiern Hersteller auf den Verpackungen, was wirklich drin ist? Wir passen auf – und geben praktische Tipps.“

Ehrlich währt am längsten – ich hoffe, dass dieses Motto wieder in der Lebensmittelbranche seinen Platz findet, damit gute Nahrung etwas Verlässliches sein kann.

Bianka Zielke

Quellen:

https://www.foodwatch.org/de/newsletter/2022/ foodwatch-stoppt-verbrauchertaeuschung

Lebensmittel | Verbraucherzentrale.de

Ostern – 2023 | nota bene Seite 21 Ernährung

Wo bleibt die Würde im Umgang mit unseren pflegebedürftigen Menschen?

Die Altenpflege befindet sich in einer existentiellen Krise. Es fehlen zunehmend die Menschen, die sich den Herausforderungen von Betreuung und Pflege mit Engagement und Leidenschaft stellen wollen. Es fehlen Fachkräfte in bedrohlichem Ausmaß. Einrichtungen können einzelne Wohnbereiche wegen des Personalmangels nicht mehr belegen, ganze Pflegeheime schließen, weil ihnen die explodierenden Kosten wirtschaftlich das Genick brechen. Und das alles bei dem ständig steigenden Bedarf an notwendigen zusätzlichen Versorgungsangeboten. Die Politik erscheint gelähmt, ja zuweilen geradezu hilflos.

Noch im letzten Jahr hatte man öffentlichkeitswirksam versprochen, dass man politisch sicherstellen würde, dass sich die von Bewohnerinnen und Bewohnern in Pflegeheimen zu leistenden einrichtungseinheitlichen Eigenanteile (EEE) deutlich und dauerhaft reduzieren würden. Schon damals hatte man „vergessen“, darauf hinzuweisen, dass sich das nur auf die anteiligen Pflegekosten in den Pflegesätzen beziehen würde. Unverändert waren und sind die weiteren Kostenbestandteile für Unterbringung und Verpflegung und Investivkosten zu zahlen. Seriöse Information sieht anders aus.

Inzwischen sind gesetzliche Maßnahmen angeschoben worden, die mehr Personal und dessen deutlich bessere

Vergütung versprechen – zur Verbesserung der Arbeitsplatzqualität in der Pflege. Dies war und ist dringend erforderlich und wurde von Pflegeanbietern seit Jahrzehnten nachdrücklich gefordert. Unbestritten. Auch das soll aber als politischer Erfolg verkauft werden – nur hat man einmal mehr den davon betroffenen Menschen nicht gesagt, dass dies natürlich zu höheren Kosten in der Pflege führen wird. Wolle man nicht, dass diese von den Verbrauchern zu tragen sind, hätte der Staat darlegen müssen, wie er zur Entlastung der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen sich die Finanzierung dieser Mehrkosten vorstellt. Bis heute hören wir hierzu nichts. Das sind nicht nur handwerkliche Fehler, das ist respektlos.

Gleiches gilt für den Ausgleich der inflationären Kostenentwicklung für nahezu alles, was im Pflegealltag benötigt wird – Lebensmittel, Energie, Dienstleistungen u.v.m.

Dies alles führt durch einen schlecht oder gar nicht recherchierenden Journalismus zu der unseligen öffentlichen Diskussion, die Heime würden mit „ihren“ steigenden Preisen die alten Menschen scharenweise in die Sozialhilfe treiben.

Und damit sind wir beim Kernproblem eines würdigen Umgangs mit den Sorgen und Nöten pflegebedürftiger alter

Menschen. Es muss endlich Schluss sein damit, unser bestehendes System der Inanspruchnahme von Sozialhilfe bei Pflegebedürftigkeit zu stigmatisieren. Diese soziale Unterstützungsleistung des Staates ist kein Almosen, für deren Inanspruchnahme man sich schämen müsste.

Der betreffende alte Mensch muss nicht um Hilfe betteln, er hat einen gesetzlich verbrieften Anspruch, dass er sich – unabhängig von seiner finanziellen Situation – darauf verlassen kann, immer die Hilfe zu erhalten, die er benötigt. Egal, wie gut oder schlecht es ihm geht, egal, ob er arm ist oder nicht –am Lebensabend wird er durch Betreuungs- oder Pflegebedürftigkeit nicht zu einem Menschen zweiter Klasse.

Es ist eine der bedeutendsten Säulen unseres nach dem zweiten Weltkrieg geschaffenen Sozialsystems, genau die Menschen im Alter zu schützen, die letztlich unser Gemeinwesen mit ihrer Kraft und Arbeit zu einem blühenden Land gemacht haben. Es ist ein Ausdruck von Dankbarkeit und Respekt.

Warum hat man das vergessen? Weil der Missbrauch von Sozialleistungen in vielen anderen Gesellschaftsbereichen überhandgenommen hat. Deshalb ist es notwendiger denn je, eine klare Grenzlinie zu der Lebenssituation unserer älteren Generation zu ziehen.

Mein Appell an die Politik lautet: Nehmt unseren Alten das Stigma, befreit sie von der empfundenen Scham. Gebt dieser gesellschaftspolitisch wichtigen und gesetzlich garantierten Finanzierung von Pflege im Alter, auf die wir alle stolz sein dürfen, endlich ein menschlicheres Antlitz – verbannt für diese Leistung den Begriff „Sozialhilfe“. „Pflegebonus“, „Pflegerente“ oder auch „Betreuungsausgleich“ wären da sicher schon besser. Lasst Euch was einfallen. Gebt unseren Alten ihre Würde wieder.

nota bene | Ostern –  2023 Seite 22 Kommentar
Kommentar

Natürliche Hilfe

Ein Ratschlag aus der Apotheke

Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, dass trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefähr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen häufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.

Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare für mein Archiv festzuhalten.

In regelmäßiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und über ihre Wirkungsweise informieren.

Friedrich Böckle

(Quellen-Apotheke, Bad Liebenzell)

Foto: Primula veris

(Friedrich Böckle)

Himmelsschlüssel gegen Husten

Wer im Frühjahr den Apothekergarten in Bad Liebenzell besucht, wird als eine der frühblühenden Arzneipflanzen die wunderschön gelb blühende Schlüsselblume bewundern. Der Name kommt offensichtlich von der Form der Blüte her, die schlüsselähnlich aussieht. Einer der vielen volkstümlichen Bezeichnungen wie Wiesen-Primel, Arznei-Schlüsselblume ist dabei auch Himmelsschlüssel.

Es gibt zwei Schlüsselblumenarten, die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) und die Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris). Letztere wird hauptsächlich bei der Arzneiherstellung verwendet. Die Inhaltsstoffe sind jedoch nahezu dieselben, so dass beide Pflanzen verwendet werden könnten.

Die dabei wirksamen Stoffe befinden sich hauptsächlich in den Wurzeln und nur in kleinen Mengen in den Blüten. Es handelt sich dabei um verschiedene Saponine. Diese lösen Schleim aus den Atemwegen und verbessern so das Abhusten bei einer Erkältung. Ein weiterer

Inhaltsstoff ist Primulaverin, dass sich beim Trocknen der Pflanze zu einer Salicylsäureverbindung wandelt.

Somit entsteht auch eine entzündungshemmende Wirkung. Die Saponine wirken über eine Reizung der Schleimhäute, was dazu führt, dass die Bronchialschleimhaut mehr Schleim bildet. Das damit dünnflüssigere Sekret wird besser abgehustet.

Fertigarzneimittel mit Schlüsselblumenextrakt werden meistens mit Thymian kombiniert. Die ätherischen Öle des Thymians greifen an anderen Punkten in den Bronchien an, wirken bronchialerweiternd und somit ist diese Kombination geradezu ideal bei der Behandlung einer akuten Bronchitis.

Die schleimhautreizenden Eigenschaften der Primel haben leider bei manchen Patienten auch eine Nebenwirkung. Es können Magenschmerzen bis zur Übelkeit auftreten. Zudem gibt es Personen, die auf Primelgewächse allergisch reagieren.

Ostern – 2023 | nota bene Seite 23
Natur und Heilkunde
Seite 24 nota bene | Ostern – 2023

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