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Wenn wir nicht kooperieren, werden wir letztendlich nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“ R o m
a ld H e u v e lm
a n s , Market Supply Chain Director, Mars Deutschland
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borieren in Belgien seit dem Jahr 2012 in der Distribu-
Erfolgsfaktor IT
tionslogistik. Vor der Kooperation lieferten sie gekühlte Artikel an ihre Handelskunden in eigenen Lkw. Diese
Doch was müssen Unternehmen grundsätzlich tun,
waren teilweise nur wenig ausgelastet, der Füllgrad ließ
um die Potenziale von Kollaborationen in der Liefer-
zu wünschen übrig. Inzwischen konsolidieren PepsiCo
kette zu heben? „Zunächst müssen sie überhaupt bereit
und Nestlé ihre Lieferungen über einen gemeinsamen
sein, Kooperationen einzugehen“, schildert Dr. Lange
Dienstleister und erreichen eine Füllrate von etwa 90 %,
im bereits genannten Interview. „Im nächsten Schritt
die Transportkosten sanken um etwa 30 %. Zudem redu-
müssen technische und operative Hürden beseitigt
zierte sich der CO2-Ausstoß deutlich – bei gleichzeitig
werden. Häufig stimmen Datenformate nicht überein,
verbessertem Service für die Kunden.
die notwendigen Informationen sind nicht automatisch
Ähnlich überzeugende Ergebnisse brachte auch die
verfügbar oder der Austausch spricht gegen die unter-
Zusammenarbeit zwischen den beiden Süßwaren-
nehmenseigene Datensicherheit. Außerdem gibt es in
„Um wirklich effizient zu agieren, sind Kooperationen in
auch häufig mit Spediteuren und Logistikdienstleistern
Anbietern Ferrero und Mars Deutschland. Unter dem
jedem Unternehmen unterschiedliche Abläufe, die für
der Lieferkette notwendig. Obwohl wir ein bedeutender
statt.
Motto „Konkurrenz im Regal, nicht auf dem Lkw“
eine Kooperation an den Schnittpunkten harmonisiert
Player am Markt sind, stoßen wir bei Optimierungen
Eine überragende Mehrheit (82,6 %) der Studienteil-
bündelten die beiden Unternehmen im Jahr 2008
werden müssen.“
alleine schnell an Grenzen“, sagt Romald Heuvelmans,
nehmer hält Kollaborationen für einen entscheidenden
das Warehousing und die Distribution mithilfe eines
Insgesamt ist die Informationstechnologie ein wesent-
Market Supply Chain Director bei Mars Deutschland
Wettbewerbsvorteil. „Die von uns befragten Experten
leisters. Die Lager- und Transportkosten sanken um Dienstleisters.
licher Erfolgsfaktor, wenn Unternehmen in der Supply
und einer der Vordenker in Sachen Supply Chain Colla-
sehen als mögliche Vorteile optimierte Prozesse sowie
20 %. Durch die Definition gemeinsamer Liefertage und
Chain eng mit anderen zusammenarbeiten. So nutzen
boration (siehe auch Interview S. 10). Er ist der festen
einen Gewinn an Know-how und beschleunigte Abläufe
vereinheitlichte Bestellsysteme reduzierte sich zudem
laut der Studie von AEB und DHBW Stuttgart rund
Überzeugung: „Wenn wir nicht kooperieren, werden wir
entlang der Supply Chain“, sagt Prof. Dr. Dirk Hartel
die Zahl der jährlichen Rampenkontakte beim Handel
sechs von zehn Unternehmen für Kollaboration in
letztendlich nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“
von der DHBW Stuttgart. Auch eine höhere Transpa-
um 4.000, die zurückgelegten Lkw-Kilometer gingen
der Lieferkette IT-Plattformen. Vor allem Firmen mit
Das Unternehmen hat daher das Thema Kollabora-
renz sowie Versorgungs- und Planungssicherheit erwar-
pro Jahr um 720.000 km zurück.
mehr als 2.000 Mitarbeitern erweisen sich als IT-af-
tion bereits im Jahr 2007 in den Fokus seines Supply
ten die Studienteilnehmer. Gerade angesichts der seit
Im Jahr 2011 änderte sich allerdings die Zusammen-
fin: 80 % von ihnen setzen auf IT-Plattformen – unter
Chain Managements gestellt und eine „Agenda 2017“
Jahren zunehmenden Spezialisierung und Arbeitstei-
arbeit aufgrund einer Neustrukturierung der Lieferge-
den Betrieben mit bis zu 200 Mitarbeitern tun dies nur
ins Leben gerufen. Diese soll unternehmensübergrei-
lung sowie immer umfassenderen, komplexeren Liefer-
biete. Ferrero fährt seitdem vom Lager in Minden aus
knapp 48 %.
fend die Grundlage für eine Kooperationsinfrastruktur
ketten scheint Zusammenarbeit das Mittel der Wahl, um
nach Nord-, Mars nach Westdeutschland, sodass keine
Nicht selten treffen bei Kollaborationsvorhaben zwei
schaffen. Seit dem Start der Agenda hat Mars bereits
Supply Chains zu organisieren und optimieren.
gemeinsamen Transporte mehr möglich sind. In der
Unternehmen
viele Kollaborationsprojekte initiiert und Partnerschaf-
„Wie weit diese Kooperationen gehen, hängt allerdings
Lagerhaltung kooperieren beide Unternehmen aber
aufeinander. „Trotz allem Willen zur engen Zusammen-
ten in der Lieferkette vorangetrieben.
von den Unternehmen ab. Für manche bricht bereits
weiterhin erfolgreich.
arbeit lässt die Studie für diese Fälle wenig Bereitschaft
mit
unterschiedlichen
IT-Systemen
eine neue Ära an, wenn geplante Transportbedarfe an den Logistik-Dienstleister übermittelt werden“, sagt Dr.
Mehr als ein Einzelfall
Volker Lange vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in einem Interview mit dem Magazin
Mars ist mit seinen Bemühungen sicherlich ein Vorrei-
„Kooperationspotenziale und Logistik“. Andere Unter-
ter, aber längst kein Einzelfall mehr. Laut der Studie
nehmen hätten hingegen keine Scheu, über Kooperatio-
„Global Trade Management Agenda 2016“ der AEB
nen mit direkten Wettbewerbern nachzudenken.
GmbH und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Stuttgart kollaboriert bereits ein Großteil der Unternehmen im Supply Chain Management (s. S.
Kooperation mit dem Wettbewerb?
14/15). Für mehr als die Hälfte der über 300 befragten Experten ist Kollaboration mit Kunden und Lieferanten
Ein Beispiel für eine Zusammenarbeit mit einem Konkur-
in ihren Unternehmen mittlerweile Realität (57 bzw.
renten liefern die beiden Lebensmittel-Großkonzerne
55,4 %). Zudem findet eine derartige Zusammenarbeit
Nestlé und PepsiCo. Die beiden Wettbewerber kolla-
Welche der folgenden Methoden oder Werkzeuge nutzen Sie zur Kollaboration mit Partnern? (Angaben in Prozent)
Nutzung von IT-Plattformen
58,5
Einigung auf Branchenstandards
56,9
Kanban
48,9
Einkaufskooperation
47,9
Gemeinsame Kennzahlensysteme
42,6
Vendor Managed Inventory (VMI)
34,6
Vernetzung über Social Media
25,0
Koordinierte Prognoseverfahren
22,9
Abb. 22: Methoden und Werkzeuge, die zur Kollaboration genutzt werden (Angaben in Prozent)
IT-Plattformen sind das meistgenutzte Werkzeug für Kollaboration in der Lieferkette.