AnachB 03.2016. Kollaboration in der Lieferkette. Gemeinsam zum Erfolg.

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Wenn wir nicht kooperieren, werden wir letztendlich nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“ R o m

a ld H e u v e lm

a n s , Market Supply Chain Director, Mars Deutschland

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borieren in Belgien seit dem Jahr 2012 in der Distribu-

Erfolgsfaktor IT

tionslogistik. Vor der Kooperation lieferten sie gekühlte Artikel an ihre Handelskunden in eigenen Lkw. Diese

Doch was müssen Unternehmen grundsätzlich tun,

waren teilweise nur wenig ausgelastet, der Füllgrad ließ

um die Potenziale von Kollaborationen in der Liefer-

zu wünschen übrig. Inzwischen konsolidieren PepsiCo

kette zu heben? „Zunächst müssen sie überhaupt bereit

und Nestlé ihre Lieferungen über einen gemeinsamen

sein, Kooperationen einzugehen“, schildert Dr. Lange

Dienstleister und erreichen eine Füllrate von etwa 90 %,

im bereits genannten Interview. „Im nächsten Schritt

die Transportkosten sanken um etwa 30 %. Zudem redu-

müssen technische und operative Hürden beseitigt

zierte sich der CO2-Ausstoß deutlich – bei gleichzeitig

werden. Häufig stimmen Datenformate nicht überein,

verbessertem Service für die Kunden.

die notwendigen Informationen sind nicht automatisch

Ähnlich überzeugende Ergebnisse brachte auch die

verfügbar oder der Austausch spricht gegen die unter-

Zusammenarbeit zwischen den beiden Süßwaren-

nehmenseigene Datensicherheit. Außerdem gibt es in

„Um wirklich effizient zu agieren, sind Kooperationen in

auch häufig mit Spediteuren und Logistikdienstleistern

Anbietern Ferrero und Mars Deutschland. Unter dem

jedem Unternehmen unterschiedliche Abläufe, die für

der Lieferkette notwendig. Obwohl wir ein bedeutender

statt.

Motto „Konkurrenz im Regal, nicht auf dem Lkw“

eine Kooperation an den Schnittpunkten harmonisiert

Player am Markt sind, stoßen wir bei Optimierungen

Eine überragende Mehrheit (82,6 %) der Studienteil-

bündelten die beiden Unternehmen im Jahr 2008

werden müssen.“

alleine schnell an Grenzen“, sagt Romald Heuvelmans,

nehmer hält Kollaborationen für einen entscheidenden

das Warehousing und die Distribution mithilfe eines

Insgesamt ist die Informationstechnologie ein wesent-

Market Supply Chain Director bei Mars Deutschland

Wettbewerbsvorteil. „Die von uns befragten Experten

leisters. Die Lager- und Transportkosten sanken um Dienstleisters.

licher Erfolgsfaktor, wenn Unternehmen in der Supply

und einer der Vordenker in Sachen Supply Chain Colla-

sehen als mögliche Vorteile optimierte Prozesse sowie

20 %. Durch die Definition gemeinsamer Liefertage und

Chain eng mit anderen zusammenarbeiten. So nutzen

boration (siehe auch Interview S. 10). Er ist der festen

einen Gewinn an Know-how und beschleunigte Abläufe

vereinheitlichte Bestellsysteme reduzierte sich zudem

laut der Studie von AEB und DHBW Stuttgart rund

Überzeugung: „Wenn wir nicht kooperieren, werden wir

entlang der Supply Chain“, sagt Prof. Dr. Dirk Hartel

die Zahl der jährlichen Rampenkontakte beim Handel

sechs von zehn Unternehmen für Kollaboration in

letztendlich nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“

von der DHBW Stuttgart. Auch eine höhere Transpa-

um 4.000, die zurückgelegten Lkw-Kilometer gingen

der Lieferkette IT-Plattformen. Vor allem Firmen mit

Das Unternehmen hat daher das Thema Kollabora-

renz sowie Versorgungs- und Planungssicherheit erwar-

pro Jahr um 720.000 km zurück.

mehr als 2.000 Mitarbeitern erweisen sich als IT-af-

tion bereits im Jahr 2007 in den Fokus seines Supply

ten die Studienteilnehmer. Gerade angesichts der seit

Im Jahr 2011 änderte sich allerdings die Zusammen-

fin: 80 % von ihnen setzen auf IT-Plattformen – unter

Chain Managements gestellt und eine „Agenda 2017“

Jahren zunehmenden Spezialisierung und Arbeitstei-

arbeit aufgrund einer Neustrukturierung der Lieferge-

den Betrieben mit bis zu 200 Mitarbeitern tun dies nur

ins Leben gerufen. Diese soll unternehmensübergrei-

lung sowie immer umfassenderen, komplexeren Liefer-

biete. Ferrero fährt seitdem vom Lager in Minden aus

knapp 48 %.

fend die Grundlage für eine Kooperationsinfrastruktur

ketten scheint Zusammenarbeit das Mittel der Wahl, um

nach Nord-, Mars nach Westdeutschland, sodass keine

Nicht selten treffen bei Kollaborationsvorhaben zwei

schaffen. Seit dem Start der Agenda hat Mars bereits

Supply Chains zu organisieren und optimieren.

gemeinsamen Transporte mehr möglich sind. In der

Unternehmen

viele Kollaborationsprojekte initiiert und Partnerschaf-

„Wie weit diese Kooperationen gehen, hängt allerdings

Lagerhaltung kooperieren beide Unternehmen aber

aufeinander. „Trotz allem Willen zur engen Zusammen-

ten in der Lieferkette vorangetrieben.

von den Unternehmen ab. Für manche bricht bereits

weiterhin erfolgreich.

arbeit lässt die Studie für diese Fälle wenig Bereitschaft

mit

unterschiedlichen

IT-Systemen

eine neue Ära an, wenn geplante Transportbedarfe an den Logistik-Dienstleister übermittelt werden“, sagt Dr.

Mehr als ein Einzelfall

Volker Lange vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in einem Interview mit dem Magazin

Mars ist mit seinen Bemühungen sicherlich ein Vorrei-

„Kooperationspotenziale und Logistik“. Andere Unter-

ter, aber längst kein Einzelfall mehr. Laut der Studie

nehmen hätten hingegen keine Scheu, über Kooperatio-

„Global Trade Management Agenda 2016“ der AEB

nen mit direkten Wettbewerbern nachzudenken.

GmbH und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Stuttgart kollaboriert bereits ein Großteil der Unternehmen im Supply Chain Management (s. S.

Kooperation mit dem Wettbewerb?

14/15). Für mehr als die Hälfte der über 300 befragten Experten ist Kollaboration mit Kunden und Lieferanten

Ein Beispiel für eine Zusammenarbeit mit einem Konkur-

in ihren Unternehmen mittlerweile Realität (57 bzw.

renten liefern die beiden Lebensmittel-Großkonzerne

55,4 %). Zudem findet eine derartige Zusammenarbeit

Nestlé und PepsiCo. Die beiden Wettbewerber kolla-

Welche der folgenden Methoden oder Werkzeuge nutzen Sie zur Kollaboration mit Partnern? (Angaben in Prozent)

Nutzung von IT-Plattformen

58,5

Einigung auf Branchenstandards

56,9

Kanban

48,9

Einkaufskooperation

47,9

Gemeinsame Kennzahlensysteme

42,6

Vendor Managed Inventory (VMI)

34,6

Vernetzung über Social Media

25,0

Koordinierte Prognoseverfahren

22,9

Abb. 22: Methoden und Werkzeuge, die zur Kollaboration genutzt werden (Angaben in Prozent)

IT-Plattformen sind das meistgenutzte Werkzeug für Kollaboration in der Lieferkette.


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