ZKO OPUS I Saison 2021/22

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O RC H E S T E R I M WA N D E L

ORCHESTER IM WANDEL

Von links: Alexander Ponet, Daniel Hope und Ivo Schmid

Digitaler Wandel im ZKO: Künftig werden die Musikerinnen und Musiker nicht mehr seitenweise mit Partituren und Stimmen hantieren, sondern in einer digitalen Bibliothek per Knopfdruck auf die gewünschte Partitur zurückgreifen können. Auch das Rascheln des Notenpapiers beim Blättern wird der Vergangenheit angehören. Ein kleines Fusspedal übernimmt diese Aufgabe – unkompliziert, schnell und lautlos. INTERVIEW PETRA MEYER

Music Director Daniel Hope hat die technischen Möglichkeiten bereits vor Jahren für sich entdeckt. Auf die Frage, was die Umstellung für das gesamte Orchester bedeutet und welche Erfahrungen er persönlich mit dem neuen System gemacht hat, antwortet er: Diese Umstellung wird unser Leben sehr erleichtern und das wird eine Wirkung auf unser Spiel haben. Ich war einer der ersten Musiker, die im Konzert vom Tablet gespielt haben. Das ist etwa zehn Jahre her und es war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Man ist von so vielen Sachen befreit. Ich kann jede Stelle in der Partitur grösser ziehen. Damit komme ich allein technisch tiefer an das Konstrukt des Stückes. Dazu kommt, dass beliebig viele Notizen und Bezeichnungen in die Partitur eingefügt werden können, wie z.B. Bogenstriche oder gewisse Indikationen. Wir spielen oft die gleichen Stücke mit verschiedenen Künstlern, Dirigenten, Partnern. Mit der neuen Technik kann ich jede Konstellation andersfarbig kennzeichnen und später die gewünschte Fassung aus der digitalen Bibliothek wieder abrufen. Änderungen stehen unmittelbar allen zur

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Verfügung. Das spart enorm viel Zeit und erleichtert die Kommunikation. Falls Zugaben erwünscht sind, können wir auf das gesamte Repertoire für alle Stimmen zugreifen. Wir spielen als Orchester oft draussen. Niemand wird künftig noch Wäscheklammern verwenden müssen, damit die Seiten nicht wegwehen. Aber am schönsten und wichtigsten ist es, auf der Bühne zu stehen und sich vollkommen frei der Musik widmen zu können – ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass man ganz schnell umblättern muss. Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass wir nun diese Möglichkeit haben. Klassische Orchester gelten gerade wegen ihrer Funktion als Bewahrer eines historischen Abschnitts der Musikgeschichte als konservativ. Dennoch waren alle Musikerinnen und Musiker dazu bereit, diesen neuen Weg gemeinsam zu beschreiten. Daniel, was sagt das über die spezielle DNA des Zürcher Kammerorchesters aus? Wir sind alles andere als konservativ. Das ist mit ein Grund, warum ich dieses Orchester liebe. Wir sind


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