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RIBAL MOLAEB

Ribal Molaeb wurde 1992 in Baissour, Libanon, geboren und zog im Alter von 17 Jahren nach Österreich, um an der Universität Mozarteum Salzburg zu studieren. Später wechselte er an die Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, wo er seinen Master mit Auszeichnung abschloss. Molaeb wurde im Jahr 2018 zum künstlerischen Leiter des Kunst- und Musikvereins SUMITO in der Schweiz berufen.

INTERVIEW LENA-CATHARINA SCHNEIDER

Ribal, es ist jetzt schon ein Jahr her, dass wir mit der Planung deiner Ausstellung bei uns im ZKO-Haus begonnen haben. Das vergangene Jahr war stark von der Pandemiesituation und der damit verbundenen Planungsunsicherheit geprägt. Wie hat das dein Leben und deine künstlerische Arbeit beeinflusst? Die Natur hat uns gezwungen, langsamer zu werden, tiefer in uns selbst einzutauchen. Mir hat die Pandemie mehr Raum und Zeit zum Nachdenken und Arbeiten ermöglicht. Dabei wurde mir bewusst, wie zerbrechlich wir Menschen sind, wie kurz das Leben sein kann. Ich habe mich gefragt, wofür ich einmal erinnert werden möchte. Aber wenn die Dinge um dich herum zusammenbrechen, kann der unendliche Raum der Vorstellungskraft Trost spenden. Ich habe mich in die Malerei geflüchtet und meinen ganzen Sommer in meinem Atelier in Zürich verbracht.

Du bist in Baissour Mount-Lebanon geboren und hast mit 17 Jahren ein Bratschenstudium an der Universität Mozarteum Salzburg begonnen. Trotz deines enormen Fokus auf Musik war die Malerei schon immer ein starker Begleiter. Wann hast du mit dem Malen angefangen und siehst du einen Zusammenhang zwischen deinem Beruf als Musiker und deiner Leidenschaft für die Malerei? Ich würde es so erklären: Malen ist meine Muttersprache, Musik ist meine Fremdsprache. Das heisst aber nicht, dass die Fremdsprache geringer zu bewerten ist. Es hat eher etwas mit meiner anfänglichen Herangehensweise zu tun: Malen ist etwas, was ich seit meiner Kindheit getan habe, deshalb fühlt es sich an wie meine Muttersprache. Mein Vater Jamil Molaeb ist ein etablierter Künstler im Nahen

RIBAL MOLAEB

AUSSTELLUNG: 1. OKT. – 31. DEZ. 2021 GALERIE IM ZKO-HAUS

GEÖFFNET NACH VEREINBARUNG +41 78 315 04 04

Eintritt frei

Osten und darüber hinaus. Ich konnte von ihm ganz einfach durch das Zuschauen und als Assistent in seiner Werkstatt lernen. Um die klassische Musik kennen zu lernen, musste ich zuerst auf eine Reise gehen. Mein Aufenthalt in Salzburg im Alter von 17 Jahren war eine lebensverändernde Herausforderung.

Ob in der Malerei oder in der Musik, meine Motivation ist der Akt der Schöpfung selbst! Klassische Musik zu spielen, ist ein Akt der «Interpretation». Ich habe jeden Tag das Bedürfnis, etwas zu «kreieren». Ich warte nicht auf Inspiration, brauche keine äusseren Einflüsse. Ich kann leicht das Mittelmeer malen, während ich in meinem Atelier in Zürich arbeite.

Natürlich werde auch ich in Zukunft Bratschist bleiben. Aber die Malerei ermöglicht mir mehr Selbstbestimmung. Gerade kommt mir in den Sinn, dass der Schweizer Künstler Paul Klee ein versierter Geiger war! In den kompositorischen, rhythmischen und melodischen Aspekten einiger seiner Gemälde zeigt sich eine musikalische Orientierung. Lange Zeit war er unschlüssig, ob er Maler oder Musiker werden sollte.

Wie würdest du deine erste Ausstellung in unserem ZKO-Haus beschreiben? Worauf wird der Fokus liegen? Die Ausstellung wird Arbeiten zeigen, die sich mit Studien zur Harmonie von Form und Farbe befassen. Wie jede musikalische Komposition hat ein Gemälde seine präzise Struktur, Harmonie und sogar eine Intonation zwischen den Farben. Meine Bilder könnte man auch mit einem libanesischen Essen vergleichen. Auf einer libanesischen Tafel stehen immer viele verschiedene Teller. Einige meiner Bilder sind wie Debussys «La mer», während ich einige meiner Gemälde auch als Wagner-Werke betrachte.

Deine Bilder sind reich an brillanten und leuchtenden Farben. Sie schweben zwischen abstrakten Elementen und den erhabenen Formen der Natur. Das Betrachten löst Glücksgefühle aus... Gibt es einen bestimmten Effekt oder eine Emotion, die du mit den Betrachtern teilen möchtest? Jeder Maler malt seine eigene Kosmogonie. Wenn die Bilder Glücksgefühle auslösen, dann bedeutet das, dass es ein gewisses inneres Verlangen nach Glück gibt und ich dieses Verlangen in der Malerei ausdrücken kann. Aber bei tieferer Betrachtung ist zu erkennen, dass einige Werke durch Tränen lächeln. Es liegt ein Hauch von Melancholie in jedem Glück.

Ich habe viel über das Malen gelernt, während ich als Musiker gedacht habe. Dadurch wurde meine Arbeit metaphysisch: Wie viele Dimensionen kann ich mit meinen Farben und Formen ergreifen? Welche unsichtbare Welt kann ich erschaffen?

Meine Kindheit verbrachte ich im Libanon zwischen Bergen und Meer. Ich male diese Bilder mit mediterranem Ambiente, auch wenn ich in Zürich lebe. Ein Gemälde ist auch ein Exil. Es ist eine Welt, in der ich lebe. Jedes Gemälde bedeutet für eine andere Person etwas anderes. Die Betrachter können sich ruhig oder energisch fühlen. Mein Ziel ist es, sie durch meine Gemälde reisen zu lassen.