Lehre in Tirol (Oktober 2021)

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INTERVIEW

Durch den Entscheidungsprozess © DIE FOTOGRAFEN

Markus Abart ist Leiter des Bereichs Berufsorientierung im Bildungsconsulting der Tiroler Wirtschaftskammer. Im Interview erklärt er, worauf es bei der Wahl der passenden Ausbildung ankommt, welche Fähigkeiten zunehmend wichtiger werden und welche Unterstützung es für Eltern und Jugendliche gibt.

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b wann sollten sich Jugendliche mit ihrer Berufswahl beschäftigen? MARKUS ABART: Die Wahl der späteren Ausbildung ist nichts, das von heute auf morgen passiert und dann abgeschlossen ist, auch wenn es der Begriff der AUSbildung suggerieren könnte. Gerade das letzte Jahr bzw. die letzten Monate haben gezeigt, dass wir immer flexibel bleiben sollten, da sich Rahmenbedingungen, aber auch persönliche Präferenzen rasch ändern können. Prinzipiell sollten die Berufsorientierung und die Beschäftigung mit Berufen und Ausbildungswegen bereits in jungen Jahren beginnen, damit frühzeitig das Interesse und die Neugier an unterschiedlichsten Tätigkeiten gefördert werden. Das passiert durchaus auch schon im Kindergarten- und Volksschulalter, wo Berufe kindgerecht entdeckt werden können. Richtig „ernst“ wird es dann meist im Alter von 13 Jahren, wenn dann auch in den Schulen der Berufsorientierungsunterricht startet und die erste Entscheidung für einen Ausbildungsweg getroffen werden kann. Worauf gilt es bei dieser Entscheidung zu achten? Das Wichtigste ist, dass ein wenig Druck aus dieser ersten beruflichen Weichenstellung genommen wird. Die beruf-

„Das Wichtigste ist, dass ein wenig Druck aus dieser ersten beruflichen Weichenstellung genommen wird.“ Markus Abart, Leiter des Bereichs Berufsorientierung im Bildungsconsulting der WK Tirol liche Biografie der Jugendlichen wird sich noch einige Male neu schreiben. Den klassischen Beruf für das Leben gibt es fast nicht mehr. Häufigere Jobwechsel und berufliche Veränderungen werden zunehmend normal und teilweise wird dabei auch ein kompletter Branchenwechsel vollzogen. Wichtig ist, dass die erste Entscheidung zu den Interessen, Talenten und Fähigkeiten der Kinder passt und diese weiterentwickelt und gefördert wird.

Wie können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen? Eltern können ihre Kinder dabei unterstützen, eigene Erfahrungen zu sammeln, beispielsweise durch berufspraktische Tage oder Praktika, welche die Jugendlichen auch in der schulfreien Zeit machen können. Die Entscheidung für oder gegen eine berufliche Richtung sollte dabei immer vom Jugendlichen selbst ausgehen. Die Eltern sollten den Prozess unterstützen, aber nicht zu sehr beeinflussen. Einflussnahme kommt häufig auch aus der eigenen Peergroup, dem eigenen Freundeskreis. Vielfach wird eine bestimmte Richtung gewählt, weil der beste Freund oder die beste Freundin auch diese Schule besucht oder den Lehrberuf wählt. Das sollte im Entscheidungsprozess mitbedacht werden und der Fokus wieder verstärkt auf die eigenen Stärken und Fähigkeiten gelenkt werden. Stichwort Fähigkeiten – auf welche Fähigkeiten kommt es an bzw. welche sind besonders am Arbeitsmarkt gefragt? Nach wie vor von großer Bedeutung sind Basisfähigkeiten wie Rechnen, Schreiben und Lesen, die das starke Fundament bilden, auf dem der weitere berufliche Werdegang aufbauen kann. Ohne digitale Kompetenzen wird es in jeder


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