Zurich Pride Magazin 2024

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Stolzer Main Partner der Zurich Pride 2024. Wir setzen uns für individuelle Freiheit ein.

Für Liebe ohne Grenzen und ein inklusives Miteinander – gemeinsam für eine bessere Schweiz.

Date of creation: 03/2024

Document number: CH-COR-0063

Grusswort der Stadtpräsidentin

Seit 1994 gibt es die Zurich Pride. Seit dreissig Jahren geht die LGBTQIA+-Bewegung hier für ihre Rechte auf die Strasse. Im Rückblick sehen wir, dass dieser Kampf enorm erfolgreich war: Ich nenne hier nur Meilensteine wie das Partnerschaftsgesetz im Jahr 2007, die Erweiterung der Anti-Diskriminierungs-Strafnorm um die sexuelle Orientierung im Jahr 2020 und 2022 die erleichterte Änderung des amtlichen Geschlechtseintrags für trans Menschen und die «Ehe für alle». Kämpfen lohnt sich also. Wofür kämpfen wir heute?

Freiheit ist für LGBTQIA+ Menschen immer noch relativ. Ein schwuler Mann kann heute in der Schweiz seine grosse Liebe heiraten, anderswo landet er dafür vielleicht im Gefängnis. Eine lesbische Frau kann sich in ihrem städtischen Umfeld zwar geborgen fühlen, aber auf Familienbesuch im Heimatdorf erntet sie dennoch böse Blicke. Und eine trans Person kann an einem Community-Event ausgelassen feiern, doch bereits auf dem Heimweg zu Fuss oder im ÖV ist sie wieder verletzlich. Mit der Kampagne «Zürich schaut hin» und dem entsprechenden Meldetool macht die Stadt Zürich Sexismus, Homo- und Transfeindlichkeit in der Öffentlichkeit sichtbar. Aber auch der Hatecrime-Bericht der LGBTIQ-Helpline zeigt eindrücklich auf, dass queere Menschen sich in der Öffentlichkeit nicht gleich frei bewegen können wie die Allgemeinbevölkerung.

Die Stadt Zürich hat eine lange Tradition als Zufluchtsort für queere Menschen. Hier wurde 1931 der Damenclub Amicitia gegründet und 1942 der Verein Der Kreis, dessen Veranstaltungen und gleichnamige Publikation übten national und international eine grosse Anziehungskraft aus in einer Zeit, in der Homosexualität ausserhalb der Schweiz europaweit kriminalisiert war. Für die Vereinsmitglieder waren heutige Errungenschaften wie die «Ehe für alle» so unvorstellbar, dass im Verborgenen eine grosse Vielfalt an Beziehungen gelebt wurde.

Werte wie Gemeinschaft, Solidarität und gegenseitige Unterstützung waren nicht an eine monogame Zweierbeziehung geknüpft. Diese Werte trugen die LGBTQIA+-Community durch viele Jahre der Repression. Auch als in den 80er-Jahren die Aids-Krise wütete, konnten sich Queers auf das Netzwerk der Community verlassen.

Diese Vielfalt der Beziehungsformen hält sich bis heute, wie eine im Frühjahr 2023 durchgeführte Umfrage von Pink Cross mit 1500 Teilnehmenden zeigt. Viele leben in exklusiven Beziehungen, viele aber auch in offenen Beziehungen oder polyamoren Konstellationen, andere wieder sind glückliche Singles. Rechtlich ist diese Vielfalt bisher wenig anerkannt oder abgesichert.

Deswegen braucht es auch nach 30 Jahren weiterhin die Pride. Sie bringt Sichtbarkeit für wichtige gesellschaftliche Anliegen, sie bringt aber gerade auch vielen jungen Queers einen Tag der Freiheit in einer Welt, die von cisgeschlechtlichen und heterosexuellen Normen geprägt ist. Ihnen und uns allen wünsche ich eine starke und vielfältige Pride – in jeder Beziehung.

Corine Mauch, Stadtpräsidentin

Foto: Dominique Meienberg

Vielfalt, Offenheit, Inklusion – unsere Kultur.

Seit mehr als 20 Jahren zeigen wir Farbe für ein LGBTQ*- freundliches Arbeitsumfeld. Möchten Sie auch Teil davon werden?

ubs.com/pride

Vorwort von Jill Nussbaumer, Co-Präsidentin ZHPF 7

Vorwort von Alexander Wenger, Co-Präsident ZHPF 9

16 // Zurich Pride Kampagne «Frei in jeder Beziehung - seit 30 Jahren»

33 // Beziehungsformen Zwischenmenschlichkeit in all ihren Formen

74 // Demonstration Die Route und alle Details

Herausgeber Verein Zurich Pride Festival, 8000 Zürich

Gesamtverantwortung Andrea Meili Creative Design Sara Davaz

Chefredaktorin Andrea Meili Redaktion Eva Hirt, Kevin Meier, Melissa Vangehr, Mirjam Reinhard Korrektorat Corina Bétizeau

Anzeigenverkauf Andrea Meili Medienpartnerschaften Eva Hirt

Druck FLYERKING.ch, 8304 Wallisellen Auflage 10’000 Ex.

Die Urheber- und alle anderen Rechte an Inhalten, Bildern oder Fotos gehören ausschliesslich dem Verein Zurich Pride Festival oder den speziell genannten Rechteinhabern und unterliegen dem Schweizer Urheberrecht. Für die Reproduktion jeglicher Elemente ist die schriftliche Zustimmung der Urheber:in im Voraus einzuholen. Inhalte Dritter werden als solche gekennzeichnet. Der Verein ist nicht verantwortlich für den Inhalt von Anzeigen.

People first isn’t just something we say

Together for a healthy Switzerland. Providing greater quality of life.

Learn more about Diversity, Equity & Inclusion at Johnson & Johnson by scanning the QR code.

Jill Nussbaumer

Co-Präsidentin Verein Zurich Pride Festival

Das berühmte "plus eins" kennen wir alle aus Einladungen zu festlichen Anlässen. Doch was bedeutet es für jene unter uns, die sich jahrelang als Singles durch das Leben navigieren? Ich erinnere mich daran, wie ich anfangs annahm, dass dieses kleine Pluszeichen auf Hochzeits- und Geburtstagseinladungen für mich nichts als ein "plus null" bedeutete. Denn wen sollte ich schon mitnehmen, wenn ich niemanden an meiner Seite hatte? Schliesslich waren alle anderen in Begleitung ihrer besseren Hälfte.

So blöd es klingt – ich hatte dabei völlig vergessen, dass ich sehr wohl jemanden an meiner Seite habe. Ich hatte sogar sehr viele Personen an meiner Seite. Nur hatte ich keine feste Beziehung. Somit kam der Moment, in dem ich beschloss, jeweils meinen engen, platonischen Freund einzuladen, wenn meine Schwester ihren festen Partner zu Familienveranstaltungen mitbrachte. Und in den Pärchenurlaub meines Freundeskreises begleitete mich meine Mitbewohnerin. Für mein Umfeld und mich war es eine grosse Bereicherung. Ich bin damit aus der traditionellen Denkweise ausgebrochen, dass ich als Single an solchen Anlässen alleine aufkreu zen muss.

Noch immer streben viele nach traditionellen Zie len: eine Familie gründen, sich gegenseitig finan ziell absichern, im Krankenhaus besuchen, einen Haushalt führen, füreinander da sein wollen. Doch wenn sich für solche Ziele mehr als zwei Personen zusammenschliessen oder Personen, die nicht in romantischer Verbindung stehen, wird es kompli ziert. Es wird kompliziert, weil die Rahmenbedin gungen nicht gegeben sind in einer Gesellschaft, die nur von der gemeinsamen Lebensplanung von Liebespaaren ausgeht.

Aber was ist mit denjenigen, die sich umeinander kümmern, ohne romantisch verbunden zu sein? Da gibt es den Single, der sich um die Nachbarin kümmert. Oder mehr als zwei Personen, die gemeinsam Kinder grossziehen. Und nicht zuletzt jene, die kein Interesse an romantischen Beziehungen haben und ihr Glück alleine oder in anderen Gemeinschaften finden. Ich wünschte mir, dass all diese Lebensformen gleichwertig respektiert und anerkannt werden. Damit wir frei von gesellschaftlichen Normen und politischen Rahmenbedingungen sind – in jeder Beziehung.

Deshalb treffen wir uns dieses Jahr unter dem Motto «Frei in jeder Beziehung - seit 30 Jahren» zum 30-jährigen Jubiläum an der Zurich Pride. Wir haben keine "plus eins" Einladung.

Kommt alleine oder schliesst euch zusammen – wir freuen uns auf euch!
Foto: Peter Körner

Blau ist bunt. Wir leben Diversity.

Auch als Partnerin der Pride. Unsere Mitarbeitenden und das bankinterne Netzwerk Queers & Peers bestätigen: Vielfalt ist ein Gewinn. Für die Zürcher Kantonalbank genauso wie für die Gesellschaft. Die nahe Bank.

Alexander Wenger

Co-Präsident Verein Zurich Pride Festival

Schon in der Kindheit wird uns vorgelebt, wie romantische Beziehungen funktionieren sollen. Es gibt die «eine grosse Liebe». Man ist sich treu und hält daran fest, auch wenn es schwierig ist. Dagegen habe ich nichts einzuwenden, sofern dem alle aktiv zustimmen. Da sind wir schon beim grössten Problem. Wir hinterfragen viele unserer Beziehungsmodelle nicht, sondern wiederholen, was die Generationen vor uns gemacht haben.

Vielleicht will ich eine feste romantische Bezie hung, aber gleichzeitig sexuell offen sein. Viel leicht mag ich jetzt gerade keine romantische Be ziehung und bin glücklich als Single. Vielleicht bin ich dauerhaft glücklich ohne Beziehung. Vielleicht mag ich monogam sein und meinem Partner Frei heiten erlauben.

Ich finde, wir sollten unsere Beziehungsformen mehr gestalten. Ausprobieren, anpassen oder ganz verwerfen. Das Gleiche gilt ebenso für an dere Beziehungen. Vielleicht besuche ich nur aus Verpflichtung regelmässig meine Eltern, obwohl sie mir nicht gut tun. Vielleicht behalte ich eine Freundschaft, die ich seit der Primarschule habe, obwohl sie mich nervt.

Foto: Tatjana Rüegsegger

Congratulations to 30 years of Zurich Pride!

Danke. Merci. Grazie.

Ein Anlass wie die Zurich Pride ist ohne Mitwirkung von vielen Menschen nicht denkbar. Ein besonderer Dank geht an unsere Mitglieder, an die zahlreichen Helfer:innen und an alle, die mit ihrer Unterstützung zu unserem wichtigen Anlass halten. Der Verein Zurich Pride Festival möchte sich ausserdem bei allen Organisationen, Vereinen und Autor:innen recht herzlich bedanken, die ehrenamtlich einen Artikel zum diesjährigen Magazin beigesteuert haben.

Organisationskomitee 2024

Adrian Seifert, Alexander Thamm, Alexandra Payá, Andrea Meili, Andreas Cener, Angelo Sirica, Angelo Urso, Baron Dalmau, Benjamin Hermann, Carlos Schönhärl, Celine Schuler, Claudine van der Meer, Daniel Konrad, David Reichlin, Emanuele Baiada, Eva Hirt, Finn Canadea, Franco Ribera, Gentiana Xhemshiti, Humphrey Lüthy, Ivan Jovanovic, Jasmin Müller, Joel Sommerer, Jonathan Lemoine, Jovi Petrecca, Julia Gabriel, Julia Müller, Kateryna Fediuk, Kevin Burke, Kevin Meier, Kosta Kowatschew, Lea Vejnovic, Lennard Sundermann, Lukas Ursprung, Manuel Wirth, Marc Riou, Marie-Louise Lo, Markus Marti, Melanie Handschuh, Mia Portmann, Mirjam Reinhard, Nicolas Pisan, Oliver Rückert, Oliver Welti, Patrice Zumsteg, Patrick Pöttschacher, Ronny Tschan, Samuel Senkyr, Sara Davaz, Sarah Zwyssig, Shannon Tobler, Simon Oberholzer, Stefan Hensel, Süha Cakmak, Thomas Pieth, Timo Vangils, Tristan Anderes, Werner Neth, Werner Oberholzer

Vorstand Verein Zurich Pride Festival 2023

Co-Präsidentin: Jill Nussbaumer

Co-Präsident: Alexander Wenger

Politik: Melissa Vangehr

Finanzen: Dennis Radau

Mitglieder & Administration: Raphael Märki

Festival & Infrastruktur: Florian Gratz

Festival Stage & Main Party: Marco Uhlig Main Partner Co-Partner

«Frei in jeder Beziehung – seit 30 Jahren»

Die diesjährige Zurich Pride steht unter dem Motto «Frei in jeder Beziehung –seit 30 Jahren», das die Feier des 30-jährigen Bestehens dieser bedeutenden LGBTQIA+-Veranstaltung in der Schweiz hervorhebt. Diese lange Zeit der Feierlichkeiten und des Aktivismus bietet eine Gelegenheit, nicht nur die Errungenschaften der LGBTQIA+-Bewegung zu erkennen, sondern auch darauf hinzuweisen, dass die Freiheit in Beziehungen prinzipiell ein Menschenrecht ist, das weiterhin verteidigt und verbessert werden muss.

Text Melissa Vangehr

In der Schweiz gibt es eine Vielfalt von Beziehungsformen, die sich über die traditionelle Vorstellung von monogamen Partnerschaften hinaus erstrecken. Einige dieser Beziehungsformen umfassen Singles, Polyamorie, aromantische (aro) und/oder asexuelle (ace) und platonische Beziehungen. Es ist wichtig, die unterschiedlichen Arten des Zusammenlebens anzuerkennen und zu respektieren, da sie die Vielfalt der menschlichen Erfahrungen reflektieren.

Singles und Personen, die sich als aromantisch oder asexuell identifizieren, stehen oft vor gesellschaftlichen Herausforderungen und sehen sich mit Vorurteilen konfrontiert. In unserer Gesellschaft wird oft angenommen, dass es das Ziel eines jeden Menschen sei, eine romantische Partnerschaft einzugehen. Singles oder Personen aus dem aromantischen oder asexuellen Spektrum werden oft als «abnormal» angesehen. Das kann dazu führen, dass sie sich in sozialen Situationen oft ausgeschlossen

fühlen. Sie erhalten möglicherweise nicht die gleiche Anerkennung und Unterstützung wie Personen in romantischen Beziehungen, sei es in der Familie, bei sozialen Ereignissen oder sogar rechtlich.

Singles und Menschen in alternativen Beziehungsmodellen sehen sich insbesondere in Bezug auf die rechtliche Absicherung mit Herausforderungen konfrontiert. Die Ehe ist in erster Linie «romantischen» Zweierbeziehungen vorbehalten. Eine klare Benachteiligung für Menschen, die andere Bezie -

hungsmodelle bevorzugen oder single sind. Eine Alternative hierzu könnte die Einführung von Ver antwortungsgemeinschaften sein. Diese würden es Singles ermöglichen, sich rechtlich abzusichern, indem sie sich beispielsweise mit Freunden oder anderen Vertrauenspersonen zusammenschlies sen, um finanziell oder gesellschaftlich füreinander einzustehen. Diese Verantwortungsgemeinschaf ten könnten ähnliche Vor- und Nachteile wie die Ehe haben, einschliesslich Fragen zum Erbrecht, zur Sozialversicherung, zum Besuchsrecht im Kranken haus oder zu sonstigen Kleinigkeiten, die im All tagsgeschehen oft vergessen werden.

Für Menschen in Polyamorie-Beziehungen soll te die rechtliche Anerkennung von Beziehungen zwischen mehr als zwei Personen möglich sein, einschliesslich gemeinsamer Elternschaft und an deren rechtlichen Aspekten, die mit der Erziehung von Kindern verbunden sind. Warum sollte ein Kind nicht mehr als zwei Elternteile haben können.

Ebenso sollten gemischtorientierte Beziehung nicht vergessen werden. Eine gemischtorientierte

hin eine Plattform für Aktivismus und Feierlichkeiten sein, die die Rechte und Sichtbarkeit der LGBTQIA+-Gemeinschaft und verschiedener Beziehungsformen in der Schweiz vorantreibt.

Der erste Christopher Street Day (CSD) fand im Sommer 1978 in Zürich statt. Seit 1994 wird dieser Anlass jährlich durchgeführt. 2009 organisierte der CSD die EuroPride, die zum ersten Mal in der Schweiz stattfand. Anschliessend wurde der Verein Zurich Pride gegründet. Seit 2010 organisiert der Verein die jährliche Demonstration und das Festival und das, wie bereits vor 30 Jahren, in ehrenamtlicher Arbeit. Ein weiterer Grund zum Feiern.

Seit 30 Jahren ist Zürich für ein Wochenende bunt und seit ebenso vielen Jahren geht die queere Community für ihre Rechte in der Zürcher Innenstadt auf die Strasse.

MUTE THE HATE

Diskriminierung, Ausgrenzung und Hate Speech haben bei uns keinen Platz. Nicht nur während des Pride Month, sondern 365 Tage im Jahr.

Gemeinsam bereit.

Kampagne 2024 Zurich Pride

Ilia & Dmitrii (er/ihm)

Verheiratet – aller Widrigkeiten zum Trotz

Geboren in einem Land, in dem ihre Beziehung als Verbrechen gilt und dies verändern zu wollen als Terrorismus: Ilia und Dmitrii sind aus Russland geflüchtet. In der Schweiz haben sie ein Land gefunden, in dem sie ihre Liebe füreinander offen leben können und in Zürich eine Stadt, in der sie ohne Repressionen von Polizei und Gewalt von Mitbürger:innen an einer Pride teilnehmen können. Kürzlich haben die beiden ihre Hochzeit gefeiert. Doch der Weg dahin war lang.

Kennengelernt haben sich die frisch Verheirateten in St. Petersburg. «Ich wollte zuerst keine Beziehung, weil die letzte so toxisch war», erinnert sich Ilia. Nach einenhalb Jahren Freunschaft-Plus änderte er schliesslich seine Meinung. «Während eines Gesprächs», so Dmitrii. In der Öffentlichkeit waren sie wegen der queerfeindlichen Stimmung in Russ -

land irgendwas zwischen Mitbewohnern, Nachbarn oder einfach gute Freunde.

«Ich habe in meinem Blog über die Schwierigkeiten von queeren Menschen in Russland berichtet», beginnt Ilia zu erzählen. Das Hauptthema sei die Darstellung der Probleme von HIV-positiven Personen gewesen. «Ich erhielt regelmässig Morddrohungen über mehrere Monate hinweg.»

Eines Tages wurde Ilia auf der Strasse angegriffen. Der heute 32-Jährige erlitt schwere Verletzungen. Seine Angreifer wurden nie zur Rechenschaft gezogen. Er hat zwar bei der Polizei Anzeige erstattet. Doch diese hat sich nicht etwa auf die Suche nach der Täterschaft begeben. Nein im Gegenteil - die Polizei hat sich dazu entschieden, stattdessen ein Verfahren gegen Ilia zu eröffnen. Wegen seiner Artikel, die als Propaganda an Kindern und Jugendlichen ausgelegt wurden. Per Flugzeug verliessen die beiden St. Petersburg in Richtung Schweiz.

«Ich habe dem Polizisten bei der Passkontrolle gesagt, dass wir Asyl beantragen möchten», bemerkt Ilia trocken. Die beiden wurden für rund elf Monate in Asylunterkünften untergebracht. Das sei keine einfache Zeit gewesen, erzählt Dmitrii. Ihr Aufenthalt gilt als unsicher, ein erster Entscheid des Amtes für Migration war negativ. Mithilfe ihres Anwalts haben sie Berufung eingelegt. Für die beiden bedeutet das, dass sie geduldet sind, einen Deutschkurs besuchen können und nicht mehr in einem Asylzentrum leben müssen.

Dass der russische Staat die queere Community seit diesem Jahr als Terrororganisation einstuft, ist für die offizielle Schweiz bei zwei schwulen Männern offenbar kein Grund zur Flucht. Dass sie gegen den Krieg in der Ukraine sind, ebenso. Obwohl bereits das Wort Krieg anstelle von Spezialoperation und ein öffentliches Bekenntnis gegen den Angriff der Ukraine zu einer Haftstrafe führen kann.

Halt gibt den beiden, dass sie in der Region Zürich offen leben können. «Die erste Zurich Pride war etwas

ganz besonderes», erzählt Dmitrii mit Tränen in den Augen. Viel genauer kann er es nicht beschreiben. Einerseits wegen der vielen Emotionen, andererseits weil ihm die Worte in Deutsch fehlen. «Wir brauchen ein T-Shirt, auf dem steht: I’m smart in Russian», sagt Ilia lachend. (dt. «Ich bin klug in Russisch»).

Dann wird er wieder ernst. «Als ich während der Pride an einem Polizisten vorbeigelaufen bin, wurde mir kurz mulmig.» Das Erlebte in Russland steckt ihm noch tief in den Knochen. «Ich bin einfach froh, hier sein zu dürfen, wo die Polizei uns beschützt statt bekämpft.» Die Erfahrungen wollen sie nun ins Positive drehen. Zum Beispiel indem sie bei der Pride mithelfen und sich hier für die Rechte der queeren Community einsetzen.

Was kann da schon schiefgehen, wenn die Fami lie sozusagen die besten Voraussetzungen für ein glückliches Leben als queere Künstlerin mitgibt?

Nun, die liberalsten Eltern schützen nicht vor den Vorurteilen der Gesellschaft. «Es gibt tatsächlich Menschen, die behaupten, dass mich meine Eltern bisexuell gemacht haben.»

Hinzu kommt, dass Miri ein Klischee über bisexuel le Personen zu bestätigen scheint. Sie lebt in einer

«
Ich möchte einfach meine Bisexualität ausleben und auch Frauen treffen können.

Wolff» selbstständig tätig ist, fragt nach den Wün-

«Wenn ich mit meinem Freund zusammen bin, bin ich nach aussen eine weisse, cis-hetero Frau in einer gesellschaftlich anerkannten Beziehung», fährt Miriam fort. Anders ist es, wenn sie ein Date mit einer Frau hat. Da habe sie schon alles von Ablehnung bis Sexualisierung erlebt. «Es gibt immer solche, die glauben, dass wir Bis offen für Dreier sind.»

In ihrem Beruf sei Queerness inzwischen keine grosse Sache mehr. «Es gibt doch einige queere Menschen im Filmschaffen, Marketing und anderen Branchen, die Make-up-Artist:innen buchen.»

Sjoerd (er/ihm)

Ein bisschen daten und das Leben geniessen

Einfach mal das Single-Leben geniessen, das möchte Sjoerd zurzeit. «Nach dem Ende meiner letzten Beziehung wollte ich mich nicht gleich in die nächste stürzen», erklärt er. «Es fehlt mir eigentlich an nichts.» Im Gegenteil, er könne machen, worauf er gerade Lust habe.

Das heisst nicht, dass er gar nicht für einen neuen Partner offen wäre. Nach der Dreissig wolle man aber nicht mehr eine Beziehung haben, einfach um eine zu haben, vermutet der gebürtige Niederländer. «Ich suche nach jemandem, der wirklich zu mir passt.» «Aanvullen» ist das Stichwort - Niederländisch für «ergänzen». Das möchte Sjoerd in einem zukünftigen Partner finden. Jemand, der ihn und sein Leben ergänzt.

«Mein Coming-out hatte ich relativ spät», erinnert sich Sjoerd. Das sei damals mit seinem ersten Freund gewesen, den er auf Grindr kennengelernt habe. «Ich wollte es einfach nicht mehr verheimlichen.» Bereuen tut es Sjoerd nicht, dass er sich ein bisschen mehr Zeit dazu gelassen hat. Gerade auch, weil er an einem eher kleineren Ort in der Niederlande aufgewachsen ist und nicht in einer libera -

len Grossstadt. Es sei schon nicht ganz einfach, als queerer Mensch auf dem Land aufzuwachsen.

Nun, in der grössten Schweizer Stadt, lebt er offen als schwuler Mann. An seiner Arbeitsstelle bei einer Bank ist er im queeren Netzwerk aktiv. «Ich war überrascht, wie offen die Schweiz ist, als ich hierher gekommen bin», sagt Sjoerd. Die Pride und das Netzwerk bei der Arbeit hätten sein Leben erweitert.

«Ich höre mir sehr gerne die Geschichten von anderen Menschen an», erklärt er, weshalb es ihm so viel gibt. Nun möchte er etwas zurückgeben und auch offen aus seinem Leben erzählen. Deshalb ist er zum Gesicht für die diesjährige Kampagne der Zurich Pride geworden.

Auch wenn er nicht mit aller Kraft nach einem neuen Freund sucht, benutzt er Grindr. Gut, die App ist nicht

Lisa (sie/ihr)

Der Spagat zwischen Freiheit und Kinkshaming

Lisa, weshalb bist du verheiratet, wenn du nicht monogam leben möchtest? «Einerseits ist es ein schönes Zeichen für unsere Beziehung zueinander», antwortet die 31-Jährige, ohne gross nachzudenken, schliesslich hat sie die Frage nicht zum ersten Mal gehört. «Andererseits ist es eine rechtliche Absicherung. So kann ich meinen Mann beispielsweise im Spital besuchen, sollte etwas passieren.»

Tagsüber geht Lisa einem gewöhnlichen Job nach. An manchen Abenden hingegen tanzt sie in einem Club. Auf die genaue Berufsbezeichnung angesprochen, überlegt sie. «Stripperin ist ok», sagt sie. Es gäbe am passendsten wieder, was sie da tut. Die offene Ehe und die Arbeit im Club ermöglichen viel Freiheit, die sie in einer früheren Beziehung nicht hatte. «Mit Anfang 20 habe ich mich aus einer toxischen Beziehung befreit», erklärt Lisa. Danach habe sie gewusst, dass sie sich nie wieder so einengen lassen wollte.

Sowohl bei der Arbeit als Stripperin wie auch in der Beziehung sei Kommunikation über seine persönlichen Grenzen das Allerwichtigste. «Ich habe von Anfang an klargemacht, dass für mich keine klassische monogame Beziehung in Frage kommt.» Kennen -

gelernt haben sich die beiden in einem FacebookForum für BDSM. Zuerst waren sie befreundet, Lisa war noch in einer anderen, offenen Beziehung. Als diese endete, kam sie mit ihrem jetzigen Ehemann zusammen.

In ihrem Umfeld wissen nicht alle von der offenen Ehe. Ebensowenige wissen bei ihrem anderen Job von ihren Shows im Stripclub. «Eigentlich würde ich gerne offen damit umgehen, doch es gibt so viele Vorurteile und Kinkshaming», gibt Lisa zu. «Es ist immer ein Spagat.»

Die offene Ehe wird als Betrug angesehen.

«Die offene Ehe wird als Betrug angesehen», be ginnt sie die Vorurteile aufzuzählen. «Obwohl wir uns ja gemeinsam dazu entschieden haben.» Auch über ihre Sexualität hört Lisa immer wieder Vor urteile; sie bezeichnet sich als pansexuell. Panse xuelle würden sich nicht binden wollen und gerne Dreier haben. Den Vorwurf des Betrugs hört Lisa auch, wenn es um ihre Arbeit als Stripperin geht. Ausserdem würden viele glauben, dass die Gäste, die in den Club kommen, alle irgendwie grusige Männer seien. Dem ist aber nicht so. Die Kundschaft sei sehr divers. Schliesslich gibt es auch über eine von Lisas Vorlieben, BDSM, zahlreiche Vorurteile. «Über BDSM denken einige, dass man psychisch gestört ist und Verbrechen begeht, wenn man dies ausübt.»

Diese Vorurteile sind sogar noch im Club selbst präsent. «Die Leute sind oft sehr vorsichtig und fragen mehrmals nach, ob ich eine geäusserte Vorliebe zum Beispiel bei einem Tanz wirklich erfüllen wür-

Das steckt hinter der Kampagne

Fotos Rose Vulcano - small.moments Studio

Sjoerd, Lisa, Dmitrii, Ilia und Miriam möchten frei in jeder Beziehung sein. Doch weil sie keine klassische Partnerschaft leben, sind sie immer wieder mit Vorurteilen, rechtlichen Hindernissen bis hin zu Repressionen konfrontiert. Sie sind Single, haben einen Fluchthintergrund oder eine offene Partnerschaft beziehungsweise Ehe. Die Zurich Pride gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Geschichten zu erzählen und damit zu zeigen, wie interessant Vielfalt ist. Sie sind Vorbilder für ein selbstbestimmtes Leben, egal was die Gesellschaft sagt.

In der Schweiz sind nur Ehen vollständig rechtlich abgesichert. Offene, platonische und poly Beziehungen hingegen nicht. Wie jedes Jahr macht die Zurich Pride auf solche Missstände aufmerksam - in der Tradition von 30 Jahren mit einer jährlich stattfindenden Demonstration für queere Rechte.

Ein ganzer Fotoshooting-Tag, unzählige Stunden an Vorbereitung, Nachbearbeitung, Creative Design, Texterstellung, intensiver Teamarbeit mit gegenseitiger Unterstützung haben diese Kampagne zum 30-jährigen Jubiläum zum Leben erweckt.

Das Team hinter der Kampagne

Leitung Andrea Meili, Eva Hirt, Melissa Vangehr

Creative Design Sara Davaz

Fotografie Rossella Vulcano

(small.moments Studio, Winterthur)

Make-up und Haare Miriam Wolff

(Styling by Miri Wolff)

Interviews/Porträts Andrea Meili

Social Media Mia Portmann, Nicolas Pisan

DIE WICHTIGSTE VERBINDUNG

DREAM BIG. DO BIG.

Wir setzen uns für eine Gesellschaft ein, in der jede Form der Liebe und des Seins akzeptiert wird. Als Supporter der Zurich Pride freut sich Sunrise darauf, die unterschiedlichsten Communities zusammenzubringen und ihre Vielfalt zu feiern.

Zurich Pride Podcast

Über 140 queere Geschichten aus der Schweiz.

Ob Coming-out, Liebe, Freundschaft, Sexualität oder Identität - unsere Gäste erzählen offen ihre Geschichte.

Überall dort, wo es Podcasts gibt.

Mehr Informationen: zurichpridepodcast.ch

Warum Beziehungen manchmal nicht so

einfach sind

Im Interview spricht die Psychologin und Paartherapeutin Fabienne Forster, wie die Psychologie Beziehungen beleuchtet und weshalb die Gesellschaft manchmal alles komplizierter macht, als es eigentlich ist.

Interview Kevin Meier

Foto Daniel Ammann

Dr. phil. Fabienne Forster (sie/ihr)

Fachpsychologin für Psychotherapie und Paartherapeutin

Beginnen wir mit Liebesbeziehungen. Wie blickt die Psychologie auf Liebe?

Ich muss immer schmunzeln, wenn mir diese Frage gestellt wird. Denn Liebe ist für mich eher ein philosophisches Thema als ein psychologisches. In der Psychologie sprechen wir selten über die Liebe als Gesamtkonzept, sondern spalten sie in verschiedene Bestandteile auf, wie zum Beispiel Verbundenheit, Zufriedenheit oder Beziehungsverhalten.

Ich definiere die Liebe als ein Gefühl und eine Entscheidung. Einerseits gibt es Gefühle gegenüber einer Person wie Bewunderung, Verbundenheit und der Wunsch, der Person nahe zu sein. Andererseits ist da die Entscheidung, diesen Gefühlen nachzugehen und die Beziehung zu erhalten.

Sex und physische Intimität wird in unserer Kultur bei romantischen Beziehungen meist mitgedacht. Welche Rolle nimmt dieser Aspekt ein?

Das Wort Intimität wird oft mit Sex gleichgesetzt, doch eigentlich bezeichnet Intimität eine Form von Nähe, Verbundenheit und Vertrauen. Das muss nichts mit Sex zu tun haben. Wir können Intimität zu Menschen verspüren, mit denen wir nie im Bett waren. Und Menschen können Sex haben, ohne sich verbunden oder nahe zu fühlen.

Die Verbindung von Sex und Beziehung ist auch kulturell bedingt. In der christlich-westlichen Welt ist Sex an monogame Beziehungen gekoppelt: Nur in diesem Kontext darf Geschlechtsverkehr stattfinden und das nur in der Ehe. Aber wenn betrachtet wird, wie viele sexlose Ehen es gibt, in wie vielen Ehen Sex nicht nur unter den Verheirateten und wie viel Sex ausserhalb irgendeiner Form von fester Beziehung stattfindet, ist diese Kopplung per se nicht sinnvoll. Trotzdem sind Liebe, Sex und Intimität in unseren Köpfen fest miteinander verknüpft.

Doch es ist schon so, dass körperliche Nähe ein gängiger Weg ist, um sich nahe zu sein und sich verbunden zu fühlen. Bei Körperkontakt wird das «Kuschelhormon» Oxytocin ausgeschüttet, das ein Bindungsgefühl entstehen lassen kann. Das geschieht beispielsweise auch bei Eltern mit ihren Neugeborenen oder mit geliebten Haustieren. Insofern kann gesagt werden, dass körperliche Nähe eine Beziehung stärken kann. Ob das gleich Sex und innerhalb einer romantischen Beziehung sein muss, ist eine andere Frage.

Welche weiteren Formen der Intimität gibt es?

Es gibt auch emotionale, spirituelle und praktische Intimität. Wir bauen ja auch andere Formen der sozialen Bindung auf. Gemeinsame Interessen, in denen man gemeinsam aufgeht und sich freut, können genauso wie Sex eine Verbindung entstehen lassen. Gemeinsame Interessen und Unternehmungen sind eine sehr wichtige Form der Intimität.

Nehmen wir zum Beispiel das Ace-Spektrum, also Menschen, die keine oder nur wenig sexuelle Anziehung verspüren oder keine romantischen Beziehungen suchen. Ace zu sein bedeutet nicht, keine Intimität zu erleben und nur eigenbrötlerisch zu leben. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass Menschen auf dem Ace-Spektrum mehr der sogenannten affektiven, also emotionalen Intimität erleben als allosexuelle Menschen – Menschen, die andere Menschen romantisch oder sexuell begehren.

Braucht es alle Formen der Intimität für eine gute Beziehung?

Als Person in einer poly Beziehung muss ich sagen, dass ich es weder für realistisch noch nötig halte, alle Formen der Intimität immer nur in einer Beziehung auszuleben (lacht). Die romantische, monogame Beziehung und insbesondere die Kernfamilie sind in unserer Kultur sehr überfrachtet. Sie entsprechen nicht der Natur des Menschen. Eigentlich ist die Monogamie ein Konzept, das vor allem kapitalistische und religiöse Hintergründe hat, genauso wie die Kernfamilie. Die Natur des Menschen wäre eher so etwas wie eine Dorfgemeinschaft von 20 bis 30 Leuten, die unterschiedliche Beziehungen und Intimitätsformen zueinander pflegen. Für spirituelle Fragen wendet man sich an die eine Person, für Körperliches an eine andere. Die Erwartung, dass eine Person alle meine Intimitätsbedürfnisse erfüllt und womöglich auch noch den Haushalt schmeisst, den Lebensunterhalt bestreitet und die Kinder grosszieht, ist eigentlich verrückt.

Spezifisch zur physischen Intimität: Die Ansicht, dass eine Beziehung nur gut ist, wenn man viel guten Sex miteinander hat, halte ich nicht nur für unrealistisch, sondern auch für potenziell schädlich. Denken wir wieder an Menschen des Ace-Spektrums oder an «queer platonic Relationships». Diese Beziehungsformen sind ebenfalls durch Verbundenheit geprägt, auch wenn Sex kein Teil davon ist. Sex braucht es also nicht unbedingt für gute Beziehungen – besonders nicht, wenn es

die Menschen in der Beziehung nicht brauchen. Eine Beziehung ist dann gut, wenn die invol vierten Personen die Beziehung gut finden – das können und sollen nicht andere für die Personen definieren.

Sex hat trotzdem einen hohen kulturellen

Stellenwert. Welche Rolle spielt er nüchtern betrachtet wirklich?

Das ist schwierig zu sagen. Es gibt viele Standards, die gemeinhin herangezogen werden. «Man muss mindestens zweimal die Woche Sex haben, sonst läuft etwas schief», zum Beispiel. Aber in der Reali tät ist guter Sex so vielfältig wie gute Beziehungen.

Ich nenne ein Beispiel: Es ist Fakt, dass romantische Beziehungen erst einmal schlechter werden, wenn die involvierten Menschen Eltern werden. Auch die Sexualität nimmt in der Regel massiv ab aus unterschiedlichen, nachvollziehbaren Gründen.

In diesen Fällen würde die Gesellschaft die Bezie hung nun nicht als schlechter oder weniger intim ansehen. Es ist der Fokus, der sich ändert. Es ist ein Prozess, man wächst miteinander, manchmal auch aneinander vorbei.

Trotz allem wird uns die Ansicht gegeben, dass Sex etwas unglaublich Wichtiges ist. Daraus entsteht eine Obsession. Diese betrifft aber eher das Konzept, nicht unbedingt den tatsächlichen Sex. Es geht vergessen, dass Sex nicht gleichbedeutend mit Erektion und Penetration ist. Es gibt durchaus schöne körperliche Momente, ohne dass etwas irgendwo reingesteckt werden muss. Diese Standards erzeugen aber einen mentalen Druck, der uns vor intimen Momenten verschliessen kann.

Aus psychologischer Sicht ist Sex also eine komplexe Angelegenheit. Absolut. Sex wird oftmals auf einen biologischen Trieb und die Fortpflanzung reduziert, was man hinterfragen kann. Der Anteil an Sex, den Menschen mit dem Ziel der Fortpflanzung haben, ist

so. Man stirbt ohne Essen und Trinken, doch nicht am Fehlen von Sex. Es ist eine Biologisierung von etwas, das gar nicht so biologisch ist. Gedanken, Gefühle, Vorstellungen, Beziehungen und Bilder spielen eine riesige Rolle.

Für Beziehungen im Allgemeinen kursiert die Ansicht, dass man für deren Erhalt Arbeit investieren muss. Wie siehst du das?

Man kann es als Arbeit sehen, man kann es als Hobby sehen oder man kann es einfach als Beigemüse sehen. Es ist individuell.

Allerdings finde ich den Vergleich mit Arbeit lustig. Da schwingt eine gewisse Leistungsorientierung und eine Transaktion mit. Ich würde es eher als Hobby bezeichnen, in das wir mehr oder weniger Zeit investieren können und mehr oder weniger glücklich und erfahren darin sein können. Das Problem sind die gesellschaftlichen Ideen, wie man das Hobby auszuführen hat. Bei anderen Hobbies machen wir das nicht. Solange die Person Freude

«
Es geht vergessen, dass Sex nicht gleichbedeutend mit Erektion und Penetration ist. Es gibt durchaus schöne körperliche Momente, ohne dass etwas irgendwo reingesteckt werden muss.

daran hat, ist eigentlich egal, ob sie ihr Hobby alleine, mit einer oder mehr Personen, mit oder ohne Gadgets, zu Hause oder an einem Gemeinschaftsort praktiziert.

Du musst keinen Effort in die Beziehung stecken, wenn du das nicht willst. Aber meistens machen Hobbies eben mehr Spass, wenn wir mehr Zeit darin investieren und sie lange und gesund ausüben wollen. Und häufig machen wir bei unseren Hobbys auch Kurse oder gehen ins Training dafür. Leider machen wir das für Beziehungen viel seltener – dabei gibt es eine Vielzahl toller Beziehungstrainings, die nachweislich positive Effekte über Jahrzehnte hinweg zeigen.

Was ist eine erfolgreiche, was eine gescheiterte Beziehung?

Erfolg und Scheitern finde ich schwierige Konzepte für Beziehungen. Man spricht etwa bei Scheidungen von gescheiterten Ehen. Aber ich finde, wir sollten nicht jede beendete Beziehung als ein Scheitern ansehen. Vielleicht ist es eher ein gesunder Teil eines Prozesses, wenn Menschen entscheiden, dass sie getrennte Wege gehen oder ihre Beziehungsform ändern wollen. Stell dir einmal vor, du wärst in deiner ersten Beziehung geblieben – sonst wäre es ein Scheitern? Irgendwo müssen wir ja mal anfangen, unsere ersten Erfahrungen zu sammeln und herausfinden, was für uns passt. Und das kann sich über die Zeit hinweg auch immer wieder ändern, so wie sich die Beziehungspersonen eben auch ändern.

In das gesellschaftliche Bild der romantischen Beziehung passen alternative Beziehungsformen nicht hinein und sie werden als komplizierter dargestellt. Sind alternative Beziehungen tatsächlich schwieriger als normative? Es besteht immer noch ein gesellschaftliches Idealbild der romantischen Beziehung: Eine Beziehung ist monogam, man wohnt zusammen, man schläft im selben Bett, man heiratet, man hat zweimal in der Woche Sex, man hat Kinder und man ist zusammen, bis man stirbt. Das wird uns so von klein auf mitgegeben und wir bekommen kaum anderes als diese monogamen und heteronormativen Bilder zu sehen.

Sehr aufschlussreich finde ich auch, dass der Höhepunkt von romantischen Hollywood-Filmen in der Regel das Zusammenkommen ist. Wenn das Paar zu-

dargestellt. «Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.» Doch dann geht es eigentlich erst richtig los. Ich beobachte, wie viele Menschen – gerade monogame und cis-heterosexuelle Paare – anhand dieser Konzepte durchs Leben gehen: Sie kommen zusammen und gehen davon aus, dass beide wissen, was nun kommt. Deswegen besprechen sie nicht, was eine Beziehung für sie bedeutet und wie sie sich das Ganze vorstellen. Das kann schliesslich zu Problemen führen.

Das oben beschriebene Beziehungsbild ist verbunden mit den «Relationship Escalators», ein Konzept aus den USA. Es beschreibt zeitlich begrenzte Stufen, die es zu erreichen gilt: Dating, Exklusivität, Zusammenzug, Heirat und so weiter. Wenn man diese Stufen nicht angemessen durchläuft, ist die Beziehung schlecht. Dieses Konzept hat etwas Kapitalistisches, Leistungsorientiertes an sich, das der Intimität nicht zuträgt.

Queere Menschen haben da einen Vorteil. Wir mussten meistens gegen solche Bilder ankämpfen

und diese loslassen, um unser queeres authentisches Leben führen zu können. Dadurch haben wir häufig auch einen freieren Blick darauf, was wir eigentlich wollen. Menschen in poly Beziehungen müssen häufig sowieso solche Bilder hinterfragen und umschreiben – ebenso wie Menschen auf dem Ace-Spektrum, non-binäre und trans Menschen oder neurodivergente Menschen. Doch schlussendlich können wir freier definieren, was wir wollen. So wird vieles möglich, was ausserhalb des Hollywood-Pfads liegt, aber nicht minder romantisch

Beziehung zu bewerten. Wann würdest du

Ich gehe nach den Bedürfnissen der Menschen. Bindung ist ein Grundbedürfnis. Was heisst das nun für mich? Was brauche ich? Was wünsche ich mir? Wie bekomme ich das? Es kann schwierig sein, zu erkennen, ob ich einfach dem gesellschaftlichen Bild folge oder das wirklich will. Weiss ich, was es heisst, bis ans Lebensende mit dieser einen Person zusammen zu sein?

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Die Kunst ist, gemeinsam zu wachsen und trotzdem sich selbst zu bleiben.

Quantifizierungen von Beziehungen sind immer problematisch. Aber eine hilfreiche Frage kann sein, wie zufrieden sind Beziehungspersonen? Eine gute Beziehung ist eine, in der sich alle Beteiligten als zufrieden empfinden, zumindest die meiste Zeit. Denn was einen befriedigt, kann sich im Laufe

PRIDE BRUNCH IM TIBITS

Jeweils am Sonntag nach der Pride:

16. Juni: tibits Zürich Bistro

30. Juni: tibits Basel Steinen

30. Juni: tibits Basel Gundeli

4. August: tibits Bern Gurtengasse

4. August: tibits Bern Bahnhof

1. September: tibits Luzern

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der Zeit ändern. Die Beziehungen in meinen Zwanzigern haben andere Dinge gut gemacht als die, die ich momentan lebe. Das wird sich in zehn Jahren wieder verändert haben, nehme ich an.

Wie kann man gemeinsam entlang der sich verändernden Bedürfnisse wachsen?

Die Kunst ist, gemeinsam zu wachsen und trotzdem sich selbst zu bleiben. Wie kann man sich entwickeln, ohne dass die Beziehung zerbricht? Das ist übrigens auch eine Definition von Intimität.

In der Psychologie gibt es dazu das Konzept des emotionalen Updates oder die «emotional Responsiveness». Es geht darum, in Beziehungen immer wieder einzuholen, wo stehe ich, wo stehst du? Es geht um ein wiederholtes Aufeinander-bezogenSein. Das sehen wir häufig bei Menschen, die in ihren Beziehungen länger zufrieden bleiben.

Das heisst natürlich nicht, dass keine Schwierigkeiten auftreten. Gewisse unlösbare Probleme werden immer wieder kommen. Eine Beziehung besteht nun mal aus mindestens zwei unterschiedlichen Personen. Der Punkt ist herauszufinden, was ist veränderbar und was nicht. Es kann eine Form von Liebe sein, die Person zu lieben, obwohl oder genau weil du sehr viel über sie weisst. Es ist eine Balance zwischen Akzeptanz und Veränderung.

Ganz allgemein sind Bedürfnisabwägungen wichtig. Menschen wollen Autonomie, aber auch Verbundenheit. Wir wollen Lust und unseren Selbstwert stärken. Wenn mensch es schafft, diese Bedürfnisse immer wieder zu befriedigen, geht es einem gut –mit oder ohne Liebesbeziehung. Für all das ist aber Authentizität nötig. Also sich wirklich zu zeigen, nach aussen und innen. Das ist mit das Schwierigste, gerade in einer Gesellschaft mit Mehrheitsdruck, die gewisse Formen von Authentizität und Individualität nicht fördert – oder aktiv abstraft.

Welche Dynamiken sind toxisch?

Was ich oft in zerrütteten Paarbeziehungen sehe, ist ein Gefühl des Ausgeliefert-Seins gegenüber Personen oder Mustern. Oftmals entstehen wiederkehrende Muster, aus denen man selbst nicht mehr rauskommt. Wenn man so die Kontrolle verliert, ein weiteres Grundbedürfnis, verliert man das Selbst. Alles fühlt sich gefangen an. Dann ist spätestens der Moment gekommen, sich Unterstützung zu holen, wenn die Beziehung weitergeführt werden soll. Die meisten kommen aber leider zu spät in eine Paarberatung oder -therapie. Ich empfehle daher, besser schon früh einmal Beratungsgespräche in Anspruch zu nehmen, dann wenn wir uns noch gerne haben und Lust haben, gemeinsam weiter zu wachsen.

Hinzu kommen die offensichtlichen Klassiker wie gegenseitige Beleidigungen, Kontrollieren, Einengen, Verschweigen und so weiter. Wenn ich mich mit der Person schlechter fühle als ohne sie, dann ist es keine gute Beziehung. Dasselbe gilt auch für Herkunftsfamilien. Bestenfalls verbringen wir so viel Zeit wie möglich mit Menschen, die uns guttun, nicht umgekehrt.

Machen wir ein Beispiel: Ein Paar führt eine offene Beziehung, weil eine der Personen Bindungsängste hat.

Kann das toxisch werden?

Ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass alle Menschen zu einem gewissen Grad Bindungs- und Verlustängste haben. Es ist einfach menschlich, dass

wir uns Bindungen wünschen und versuchen, Ver luste zu vermeiden. Auch wenn diese aufeinander treffen, muss das nicht schlecht sein. Die Frage ist, wie man damit umgeht.

Ein gutes Beispiel ist die Eifersucht. Als poly Per son werde ich häufig gefragt, ob wir denn nicht eifersüchtig seien. Natürlich sind wir das. Das sind Gefühle. Und Gefühle sind unser natürliches Navi gationssystem. Sie dienen als Hinweis darauf, was wir gerade brauchen. Die Frage ist, was mache ich nun damit. Kulturell wird Eifersucht als Kontrolle, Verbote und Wutanfälle dargestellt. Dann ist es aber der Umgang mit dem Eifersuchtsgefühl, der toxisch ist. Wenn mir meine Partnerin sagt, dass sie Eifersucht fühlt oder mir mein Partner sagt, dass er Angst hat, mich zu verlieren und wir dann gemeinsam einen Umgang damit suchen, finde ich das gar nicht toxisch – im Gegenteil. Toxisch finde ich eher die Idee, dass «sich eifersüchtig verhalten» als Zeichen von romantischer Liebe gewertet wird –das hat mitunter tödliche Konsequenzen, vor allem für Frauen in Beziehung mit Männern, Stichwort Femizid.

Kann man einen Unterschied zwischen herkömmlichen und alternativen Beziehungen auf den Punkt bringen?

Ein grosser Unterschied sind die unterschiedlichen Strukturen. In anderen Worten: Wird eine normative Beziehung geführt, kann auf viele Vorbilder zurück gegriffen werden. Und die Rückmeldungen sind überwiegend bestätigend: Natürlich sind ein Mann und eine Frau zusammen, natürlich seid ihr verheira tet und habt Kinder. Dem Paar werden viel weniger Steine in den Weg gelegt und ihm stehen rechtlich mehr Möglichkeiten offen als zum Beispiel Menschen in einvernehmlich non-monogamen Beziehungen. Alternative Beziehungen haben insgesamt schwierigere Startbedingungen, weniger rechtliche Möglichkeiten und es bestehen auch mehr gesellschaftliche Hürden.

Hinzu kommt, dass Menschen in alternativen Beziehungen mehr Diskriminierung erfahren. Die Diskri-

Menschen in klassischen monogamen Beziehun gen. Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass reflektierte Beziehungen die Bedürfnisse der Menschen besser befriedigen. Das gilt auch für reflektierte monogame Beziehungen, für die sich beide Partner:innen bewusst entschieden haben. Wenn die Umstände, Wünsche und Bedürfnisse in einer Beziehung von Anfang diskutiert und immer wieder abgeglichen werden, kann die Beziehung wunderbar werden.

Verzaubert

Wie soll man damit umgehen, wenn sich die Bedürfnisse in einer Beziehung radikal ändern?

Häufig macht es keinen Sinn, sofort in die Verände rung zu gehen und gleich Schritte zu unternehmen. Zuerst sollte es darum gehen, mit den Emotionen zu sein und die Bedürfnisse zu verstehen. Worum geht es eigentlich? Was brauche ich?

Die Kommunikation wird immer als überaus wich tig dargestellt – und das ist schon wichtig. Ich denke aber in einem ersten Schritt ist vor allem das Zuhö ren wichtig, wirkliches Zuhören. Wenn das Gegen über Gefühle anspricht, gerade in einem Gespräch über die Beziehungsgestaltung, muss ich mir nicht schon Antworten oder meine Position überlegen. Ich muss mir noch keine Gedanken darüber ma chen, was das jetzt heisst und welche Reaktion erwartet wird. Ich darf einfach mal interessiert zu hören und entdecken, was in meinem Gegenüber vorgeht. Menschen finden sich, sie versuchen, sich gegenseitig auf einer emotionalen Ebene zu verstehen. Ich weiss vielleicht nicht, warum du dich in dieser Situation so fühlst, aber ich weiss, wie sich dieses Gefühl anfühlt. Ohnehin ist es ratsam, die romantische, organisatorische und weiteren Ebenen in solchen Gesprächen zu trennen.

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Auch negative Gefühle sollten wir nicht einfach wegstecken. Dass Konflikte etwas Schlechtes sind, ist nicht angeboren, sondern gelernt. Wenn wir schwierige Gefühle ansprechen und erklären, können wir uns plötzlich gegenseitig verstehen und aus dem Konflikt kann etwas sehr Schönes entstehen. Für mich ist das ebenfalls eine Form von Intimität, wenn man sich einander authentisch zeigt.

Und wenn man dann doch eine Veränderung der Beziehung beschliesst?

Es muss sich auch dann nicht alles sofort verändern. Du darfst ruhig schrittweise vorgehen und beobachten, wie es sich anfühlt. Denn wenn sich etwas erst einmal nicht gut anfühlt, heisst das nicht, dass es sich immer so anfühlen wird. Es kann auch eine

Die Kommunikation wird immer als überaus wichtig dargestellt – und das ist schon wichtig. Ich denke aber in einem ersten Schritt ist vor allem das Zuhören wichtig, wirkliches Zuhören.

Dasselbe gilt übrigens auch für Fetische und Fantasien. Wünschen darfst du dir erst mal alles. Das ist weder Befehl noch Handlungsanleitung. Wir können einmal laut darüber nachdenken und fantasieren. Vielleicht merke ich dann, dass die eine oder andere Fantasie nur im Kopf wirklich heiss ist – oder ausgesprochen plötzlich noch viel heisser. Ja, vielleicht findet mein Gegenüber das Gesagte komisch… aber stell dir einmal das Gegenteil vor.

Aber wichtig: die Zustimmung aller involvierten Personen! Wer A sagt, muss nicht B sagen. Man darf

etwas ausprobieren, es nicht toll finden und in eine andere Richtung gehen. Mein Tipp ist, solche Dinge auch mit Humor zu sehen. Das Ausprobieren macht viel mehr Spass, wenn man über «gescheiterte» Experimente lachen kann. Aber eben, nur sofern alle jederzeit frei sind, jedem Schritt des Experiments zuzustimmen oder abzusagen.

Welche Ratschläge würdest du zum Thema Beziehungen allen mit auf den Weg geben? Ihr seid frei, eure Beziehung so zu gestalten, wie es für euch stimmt. Weder das Bundesgesetz noch deine Oma oder die Nachbarschaft kann dir sagen, was für euch stimmt. Das dürft ihr miteinander abmachen und entdecken.

Wichtig finde ich auch die Erkenntnis, dass Empfindungen mit der Zeit variieren. Was ich jetzt gerade fühle, ist erst mal ok so und darf sein. Es kann Zeiten geben, in denen ich meine Partnerin beneide oder meinen Partner grad eklig finde, das vergeht ebenso wie die Höhenflüge und Verschmelzungen.

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Zudem soll man sich bewusst sein, dass man selbst für die eigenen Gefühle und Bedürfnisse verantwortlich ist.

Das heisst nicht, dass du Dinge tun sollst, die dir nicht gefallen. Du darfst deine Gefühle und deine Grenzen ernst nehmen, aber eben auch, dass Gefühle temporäre Erscheinungen sind.

Zudem soll man sich bewusst sein, dass man selbst für die eigenen Gefühle und Bedürfnisse verantwortlich ist. Bei Erwachsenen ist das Gegenüber nicht zuständig dafür, alle meine Bedürfnisse zu jeder Zeit zu befriedigen. Diese Verantwortung liegt primär bei einem selbst. Ansonsten macht man vieles voneinander abhängig und aberkennt, dass wir alle Individuen sind –die bestenfalls aus freien Stücken und aus gutem Grund zusammen sein wollen.

FILLING THE STREETS WITH

#DRIVENBYDIVERSITY

DRAG ME TO BRUNCH

Ermögliche einem Menschen den Besuch an

der Zurich Pride

Die Zurich Pride ist kostenlos und verlangt keinen Eintritt. Trotzdem kann ein Besuch für queere Menschen mit wenig Budget (Geflüchtete, Sozialhilferempfänger:innen, Arbeitssuchende, IV-Rentner:innen, …) teuer sein. So kostet ein Billet von Thun nach Zürich und zurück 128 Franken (ohne Halbtax). Die Zurich Pride und Queeramnesty möchten gemeinsam allen Menschen einen Zugang zur Pride ermöglichen. Zusätzlich zum Zugticket finanzieren wir auch ein Sackgeld für die Verpflegung an diesem Tag.

Anmeldung

Alle Personen, die auf Hilfe angewiesen sind, melden sich bei julia.gabriel@zhpf.ch oder kateryna.fediuk@zhpf.ch. Menschen, die in der Schweiz auf Asyl warten, melden sich bei refugees@queeramnesty.ch

Wir behandeln deine Daten vertraulich und nach Wunsch können wir dich anonym erfassen.

Zeig dich solidarisch

Möchtest du einem anderen Menschen den Besuch an der Zurich Pride ermöglichen? Spende 30 CHF (Sackgeld), 60 CHF (Zugticket) oder 90 CHF (Sackgeld und Zugticket) an den Verein Zurich Pride Festival. Wir verteilen das Geld solidarisch um. Das Geld wird im Ressort Soziale Gerechtigkeit umverteilt und geht zu 100% an bedürftige Personen. Das Geld geht nicht an Löhne, in die Administration oder andere Ressorts.

Kontoverbindung

Bank: ZKB, CH0900700110003445307

Adresse: Verein Zurich Pride Festival, 8000 Zürich Vermerk: Soziale Gerechtigkeit

Über Queeramnesty

Amnesty International ist eine weltweite Bewegung von Menschen, die sich für die Menschenrechte einsetzen. Zur Gruppe Queeramnesty gehören schweizweit rund 900 Mitglieder. Queeramnesty ist ein Teil der Schweizer Sektion von Amnesty International. Die Gruppe existiert seit 1997. Alle engagieren sich ehrenamtlich. Engagiere dich hier für queere Rechte!

Zwischenmenschlichkeit

in all ihren Formen

Beziehungen sind das Fundament unserer Gesellschaft. Das Verhältnis zwischen Menschen – sei dies flüchtiger Natur oder länger währende Verbindungen zwischen Menschen – bestimmt unser Alltagsleben. Das Zwischenmenschliche beeinflusst unser Leben wie kaum ein anderer Faktor.

Text Kevin Meier

Alles beginnt mit der Herkunftsfamilie. Aussuchen können wir uns das nicht und doch prägt das Familienleben unsere Vorstellungen von Nähe und Verbundenheit, im positiven oder negativen Sinne. Ähnlich verhält es sich später auch mit Klassenkamerad:innen und Arbeitskolleg:innen.

Spannender wird es, wenn es um Beziehungen geht, die wir selbst aussuchen und formen dürfen. Zum Beispiel Freundschaften, geprägt von wechselseitiger Unterstützung, gegenseitigem Vertrauen und gemeinsamer Freude. Die Gesellschaft erlaubt viele Freiheiten dabei, wie eine Freundschaft im Detail aussieht und wie sie genau ausgelebt wird. Schwieriger wird es bei Liebesbeziehungen.

Genaue, allgemeingültige Beschreibungen von «Freundschaft» und «Liebesbeziehung» sind nicht so einfach zu definieren. Und doch bestehen relativ strikte Vorstellungen davon, in welche Kategorie eine bestimmte Beziehung fällt. So ist es auch kein Zufall, dass «Paarbeziehung» als Synonym zu «Liebesbeziehung» gilt.

Im Wort «Liebesbeziehung» schwingt die Bedeutung von Zweisamkeit und Sex mit. Da bleibt wenig Platz für weitere Menschen und andere Formen der körperlichen Intimität. Gerade für die LGBTQIA+Community bedeutet diese implizierte hetero -

normative Vorstellung eine weitere Angriffsfläche für Diskriminierung. Die Akzeptanz der Vielfalt bei sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten erstreckt sich nicht zwangsläufig auf alternative romantische oder sexuelle Beziehungsformen neben den traditionellen zwischenmenschlichen Verbindungen.

Doch auch in der Vielfalt von Beziehungsformen zeigt sich die Komplexität und Schönheit der Menschheit und des Lebens. Jede Beziehung kann zur Entfaltung von Wachstum, Verständnis und Liebe beitragen. Die genauen Umschreibungen sollen dabei Sache der Beteiligten sein. Um sich besser zurechtzufinden, haben sich einige Begriffe zu alternativen Beziehungsformen durchgesetzt. Ob du diese nutzen willst, liegt ganz bei dir.

Kleines Glossar der Beziehungsformen

Aromantik

Aromantik wird von Personen genutzt, die keine romantische Gefühle gegenüber anderen Menschen empfinden, ungeachtet ihrer Geschlechtsidentität. Der Gegenbegriff Allo/Z-Romantik kann auf Menschen zutreffen, die romantische Anziehung verspüren.

Asexuelle Menschen fühlen sich von anderen Menschen nicht sexuell angezogen oder sie haben kein Verlangen danach, mit anderen Menschen Sex zu haben oder berührt zu werden. Viele Asexuelle verlieben sich aber trotzdem. Die meisten wünschen sich auch eine Partnerschaft, nur eben ohne Sex. Der Gegenbegriff zu Asexualität ist Allo/Z-SeAnziehung entsteht nur durch enge Beziehungen. Dies können platonische, also freundschaftliche Beziehungen sein oder auch sexuelle oder romantische.

Exklusivität

Eine exklusive Beziehung ist eine Art von romantischer Verbindung, bei der alle Partner:innen zustimmen, nur miteinander romantisch und sexuell involviert zu sein.

iStockphoto / jacoblund

Freundschaft

Freundschaft bedeutet eine enge, emotionale Beziehung zwischen zwei oder mehr Menschen, die auf Vertrauen, gegenseitigem Respekt und Zuneigung basiert.

Monogamie

Eine Person geht lediglich eine sexuelle/körperliche Beziehung mit einer Person innerhalb des gleichen Zeitraumes ein. Monogamie ist der Gegenbegriff von Polygamie.

Offene Beziehung

Eine offene Beziehung oder Partnerschaft ist eine Beziehung ohne Monogamie. Die Partner:innen haben die Freiheit, andere Sexualpartner:innen oder auch feste Partner:innen zu haben. Eine offene Beziehung ist nur schwer zu definieren, da sie von den Regeln abhängig ist, die das Paar für sich selbst setzt.

Polyamorie

Polyamorie beschreibt Personen, welche tiefe romantische Gefühle für mehr als eine Person empfinden können. Diese können ausgelebt werden, müssen jedoch nicht. In poly Beziehungen wissen alle Beteiligten darüber Bescheid, dass es noch mehr Beziehungsmenschen gibt. Polyamorie ist der Gegenbegriff zu Monoamorie.

Platonische Beziehung

Platonische Beziehungen sind enge Verbindungen zwischen Menschen, die häufig tiefer wahrgenommen werden als Freundschaften. Sie bringen starke Gefühle zum Ausdruck, ohne romantische Liebe. Denn Menschen können sich auf verschiedene Weise nahe sein – nicht nur in romantischer Hinsicht.

Mehr Informationen über romantische, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt sowie weitere Informations- und Beratungsangebote findest du auf du-bist-du.ch

iStockphoto / Vanessa Nunes

1 Verein. 365 Tage Pride.

Zurich Pride Festival

Der Verein Zurich Pride Festival fördert und fordert die Akzeptanz von queeren Menschen in der Öffentlichkeit und im Alltag. Hierfür kämpft er für eine Schweiz, in der niemand aufgrund der sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität, Geschlechtsmerkmale und des Geschlechtsausdrucks diskriminiert wird – weder rechtlich noch gesellschaftlich.

Setze dich für die Community ein!

Der Verein Zurich Pride Festival ist eine Non-Profit-Organisation. Abgesehen von der Geschäftsführerin Julia Müller arbeiten alle Personen ehrenamtlich und unentgeltlich, um diesen Anlass jedes Jahr auf die Beine zu stellen. Mit einer Mitgliedschaft unterstützt du den Verein nicht nur finanziell, sondern bekommst auch eine aktive Stimme an der Generalversammlung. Somit hast Du die Möglichkeit, die Zukunft des Zurich Pride Festivals mitzubestimmen.

Für nur 30 Franken jährlich* wirst du Mitglied und kannst über die Zukunft des Vereins mitbestimmen.

*Mitgliederbeitrag für Privatpersonen

Der Verein Zurich Pride Festival ist stolzes Mitglied von:

Jetzt Mitglied werden

Foto: Pixxpower Photography Renato Richina
«Selten war ich so schnell in einem neuen Job drin. »

Julia A. Müller ist Leiterin der Geschäftsstelle des Zurich Pride Festival. Sie ist 36 Jahre alt und in Zürich aufgewachsen. Im Interview erzählt sie von ihrem Job, was ihr die queere Community bedeutet, und worauf du dich am Pride Festival freuen kannst.

Interview Mirjam Reinhard

Julia A. Müller (sie/ihr)

Leiterin Geschäftsstelle, Zurich Pride Festival

Du bist die Leiterin der Geschäftsstelle des Zurich Pride Festivals. Wie kam's dazu?

Ich habe die Ausschreibung im Newsletter gesehen. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade in einer beruflichen Auszeit. Für mich war direkt klar: Das ist Schicksal. Ich wollte mich unbedingt bewerben und habe dann noch am selben Tag damit begonnen, meine Unterlagen zusammenzusuchen.

Wie fühlen sich die ersten Monate in der neuen Position an?

Ich bin nun seit dem ersten November Leiterin der Geschäftsstelle. Selten war ich so schnell in einem neuen Job drin. Ich habe mich in diesem Setting direkt wohlgefühlt. Das hat sicher auch damit zu tun, dass ich bereits als Jugendliche an der Pride in Zürich teilgenommen habe.

Was sind deine Aufgaben?

Ein bisschen alles. Ich übernehme «nah dis nah» neue Aufgaben. Fast täglich kommen neue Tätigkeiten dazu, in die ich mich einarbeite. Zu Beginn waren es vor allem administrative Aufgaben.

Es sind aber nicht nur administrative Tätigkeiten, oder?

Ja, es hat auch sehr viel mit interner Kommunikation zu tun. Dazu kommt ein bisschen Marketing. Bei

der Partyorganisation bin ich ebenfalls involviert und Buchhaltung ist auch dabei. Vieles ist auch politisch, was sehr spannend ist.

Wo hast du vorher gearbeitet und wie hilft dir diese Erfahrung in deiner jetzigen Position?

Die acht Jahre zuvor habe ich bei Zürich Tourismus gearbeitet. Vieles davon hilft mir sehr im jetzigen Job bei der Pride. Durch Zürich Tourismus habe ich die Stadt noch viel besser kennengelernt, ich weiss, was wo läuft und bin vernetzt. Das hilft mir auch bei der Vereinbarung von Partnerschaften für die Pride. Zudem lag es bei Zürich Tourismus in meiner Verantwortung, zu wissen, wo etwas LGBTQIA+-mässiges läuft. Dieses Wissen ist ebenfalls sehr hilfreich.

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Filme sind meine grosse Leidenschaft.

Ich gehe gerne ins Kino, schaue zuhause

Filme und rede darüber.

die Milchjugend und kann mich mit ihnen austauschen. Dadurch kriege ich mit, was sonst noch so in der Community läuft.

Und wenn du mal nicht am Arbeiten bist: Was machst du sonst gerne?

Filme schauen. Filme sind meine grosse Leidenschaft. Ich gehe gerne ins Kino, schaue zuhause Filme und rede darüber. Ich engagiere mich auch schon seit längerem beim Pink Apple Filmfestival, dem queeren Filmfestival in Zürich. Sonst sitze ich auch gerne einfach mal eine Stunde auf dem Sofa. Das hilft mir sehr, um abzuschalten und den Kopf zu lüften. Allgemein mag ich es auch sehr, rauszugehen. Egal bei welchem Wetter. Wobei ich es fast am schönsten finde, wenn es regnet.

Willst du denn, dass es auch an der Pride regnet?

Was schätzt du an deinem jetzigen Job?

Ich kann sehr selbstständig arbeiten und Dinge anreissen. Das mache ich gerne. Ausserdem muss ich nicht abwarten, bis mir jemand eine Aufgabe gibt. Obwohl ich selbständig arbeite, habe ich viele Arbeitskolleg:innen, die im OK verteilt sind. Mit ihnen habe ich regelmässigen Kontakt, was ich sehr schätze. Und auch mein Arbeitsort gefällt mir gut.

Du bist im Regenbogenhaus in Zürich, oder?

Genau. Das Regenbogenhaus ist ein Treffpunkt und eine Anlaufstelle für die queere Community. Und auch mein Arbeitsplatz. Dort treffe ich auf andere queere Organisationen wie beispielsweise

Oh nein, das natürlich nicht. Ich hoffe auf sonniges Wetter. Und ich hoffe, dass dann alles gut klappt an der Pride und ich erleichtert bin (lacht).

Auf was freust du dich denn an der Pride?

Ich freue mich sehr auf die neue Location. Dass wir am See sind, viel Platz haben, viele Bäume und Natur. So cool das Kasernenareal auch ist, der Platz wird langsam knapp.

Auf was können wir uns als Teilnehmende freuen?

Auf die Festivalstimmung, darauf, neue Menschen kennenzulernen und gemeinsam ein Zeichen zu set-

zen. Und hoffentlich auf einen schönen Sonnenun tergang. Zudem wird es viele tolle Stände geben, an denen Besuchende diverse Organisationen kennen lernen können. Dieses Jahr hat es ausserdem mehre re Ruhezonen. Dort können sich die Menschen ent spannen, wenn es mal etwas zu viel oder zu laut wird.

Wie war denn dein erster Pride-Besuch?

Das erste Mal an der Pride war ich in Zürich. Schon als Kind habe ich die Demonstration jeweils gese hen und dann kurz zugeschaut. Mit 17 bin ich dann das erste Mal mitgelaufen – mit Queeramnesty, dort bin ich Mitglied. Es war ein grossartiges Erleb nis. Ich habe direkt viele Leute kennengelernt und habe mich sehr wohl gefühlt.

Dann hat die Pride in Zürich schon lange eine grosse Bedeutung für dich?

Auf jeden Fall. Man kann fast schon sagen, dass ich mit der Pride aufgewachsen bin.

Ich wünsche mir, dass wir uns in der Community noch mehr gegenseitig akzeptieren und unterstützen.

Was bedeutet dir denn die queere Community?

Alles! Sie ist mir sehr wichtig. Gerade für junge Menschen, die sich erst am Finden sind, finde ich es so wichtig, dass es die queere Community gibt. Aber auch für mich selbst. Ich liebe es, in dieser Bubble zu sein. Man fühlt sich aufgehoben und kann gemeinsam gegen die konservativen, homo- und transphoben Bösewichte kämpfen.

Das gemeinsame Kämpfen ist also auch etwas, was dir wichtig ist?

Ja, das finde ich etwas sehr Schönes. Mir ist es auch wichtig, mich für andere einzusetzen. Innerhalb der Community gibt es ja leider Minderheiten, die sich auch im LGBTQ+-Umfeld nicht immer wohlfühlen. Das finde ich schade.

Inwiefern sollte sich da die queere Community verändern?

Ich wünsche mir, dass wir uns in der Community noch mehr gegenseitig akzeptieren und unterstützen. Als queere Person muss man sich ja schon in der heteronormativen Welt behaupten. Die LGBTQ+-Community sollte deshalb möglichst ein Safe Space für alle sein. Vor kurzem kam eine junge Person ins Regenbogenhaus und erzählte mir, wie sehr sie sich auf die Pride freut. Das hat mich berührt. Genau das macht für mich die Pride aus: Ganz viele Queers, die sich vor Euphorie kaum noch spüren (lacht). Einen solchen inklusiven Ort will ich für Menschen schaffen.

Wir sind eines der grössten Gesundheitszentren für HIV und andere STIs in der Schweiz und bieten medizinische, psychologische und psychosoziale sowie präventive Dienstleistungen für queere Menschen an.

Lass dich kostenlos an der Zürich Pride testen!

Deine Gesundheit ist unser Job

Host: Milky Diamond

Seit über 10 Jahren steht die Queen of the Scene auf den unterschiedlichsten Schweizer Bühnen und setzt sich gemeinsam mit Zör Gollin für die Drag Nachwuchsförderung ein.

@milkydiamond.archive

@milkydiamond milkydiamond.com

MILKY DIAMOND & ZÖR GOLLIN PRESENT

DRAG FEST

ZURICH PRIDE FESTIVAL

LANDIWIESE

Cast

Agyness Champagne

Amélie Putain

Apolo D'Vino

Eternal Damnation

Gossipa

Holly Heidi

Jolene The Kween

Justin Bellini Case

King Kobrrrah

Klamydia Von Karma

Lupa Nova

Megan Gag

Bambi Mercury

Harpy Fatale

Mia Storm

Miss Drag A Lot

Miss Madline

Miss Moe Tivation

Odette Hella'Grand

Paprika

Special Guests

Kelly Heelton

Liam ChoClit

Metamorkid

Princesse GenderFuck

Rachel Harder

Raven

The Wanda Vision

Veronica Tention

Vio La Cornuta

Pandora Nox

Victoria Shakespears

DRAG FEST x Zurich Pride Festival

Das Drag Fest ist die grösste Drag Bühne der Schweiz. Über 25 unterschiedliche Drag Acts treten gemeinsam auf einer Bühne auf und zeigen wie viele Facetten und Talent die Schweizer Drag Szene zu bieten hat.

Regenbogen von oben sehen.

Reisen ist, was du draus machst.

Vom ersten Programmheft zum Zurich Pride Magazin

Über die Jahre wurde es grösser und dicker – das Zurich Pride Magazin.

Während die Pride dieses Jahr ihr 30. Jubiläum feiert, gibt es das dazugehörige Magazin erst halb so lange. Zu Beginn kam es als Programmheft mit Infos zum Festival daher. Mit der Zeit wurde es zum Magazin und sogar zum Manifest. Es hat eine Auflage von 10'000 Exemplaren und wird in Cafés, Geschäften und an Kulturstätten verteilt und aufgelegt. Während der CoronaPandemie wurde das Magazin auf Bestellung nach Hause geschickt – als Ersatz für die Pride. Da dies sehr geschätzt wurde, behält der Verein diese Option weiterhin bei. In diesem Artikel erfährst du, wie sich das Magazin über die Jahre verändert hat und was es in den älteren Ausgaben zu lesen gab.

Text Mirjam Reinhard

Die ersten zwei Hefte kamen im schlichten Design daher. Darin befand sich eine Beschreibung des Festivalprogramms, die Demonstrationsroute und ein Plan des Festivalgeländes. Darüber hinaus gab es Verweise auf weitere queere Veranstaltungen. Was ausserdem bereits in der ersten Ausgabe drin war und seither nie fehlte: Das Grusswort der Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch. Im Jahr 2012 erschien das erste Heft mit einem Cover passend zum Motto. Das Heft wurde in diesem Jahr bereits ein wenig magazinartiger durch ein Interview mit einer Uganderin, die von der Situation für LGBTQIA+-Menschen in ihrem Land erzählte. Im darauffolgenden Jahr trug die Pride das Motto «All Families Matter». Im dazugehörigen Magazin

erklärte der damalige Präsident des Zurich Pride Festivals, David Reichlin, wieso der Verein für ihn wie eine Familie ist.

Im Magazin vom Jahr 2014 erfährst du unter anderem, welcher Willkür trans Menschen vor dem Gericht ausgesetzt waren, wenn sie ihren Geschlechtseintrag ändern wollten. Über einen Ehrenmord schreibt «Queeramnesty» in der Ausgabe vom Jahr 2015: Ahmet Yildiz wurde von seinem Vater in Istanbul erschossen, weil er einen Mann liebte.

Im Magazin vom Jahr 2016 erzählt eine Wandergruppe, bestehend aus schwulen Männern, von der Begegnung mit vier Urnerinnen mittleren Alters.

Die Frauen hätten durch das Treffen gelernt, dass Schwule klettern und Berge besteigen können. Währenddessen hätten die Männer gelernt, dass nicht alle Menschen aus Bergkantonen homophob sind, schreibt die Wandergruppe.

Dass die Pride mehr als eine Parade und ein Monat voller Veranstaltungen sei, schreibt das «Transgender Network Switzerland» im Magazin vom Jahr 2017: «Die Pride ist harte, solidarische Arbeit für scheinbar

unerreichbare Ziele». Zur Pride 2018 thematisiert Anna Rosenwasser die Sichtbarkeit von lesbischen Menschen. Darüber hinaus erklärte sie, was wir dennoch tun können, auch wenn wir nicht Ellen DeGeneres sind. Im Jahr 2019 feierte das Zurich Pride Festival das 50-Jahre-Stonewall-Jubiläum. Der Verein blickte zurück und ging der Frage nach, wer damals den ersten Stein in New York geworfen hatte. Im Magazin des darauffolgenden Jahres ging es unter anderem um Gewalt an queeren Menschen. Fünf Personen erzählten von ihren Erlebnissen. Der Verein meinte: «Es sind keine schönen Geschichten. Doch wir finden, sie müssen erzählt und gehört werden».

Im Pride Magazin 2021 sagte die Stadtpräsidentin Corine Mauch mit dem Satz «Die Schweiz ist bereit für die Ehe für alle» die Zukunft voraus: 22 Tage nach der Demonstration in Zürich wurde die Ehe für alle von der Schweizer Stimmbevölkerung angenommen. Im Heft vom Jahr 2022 wurde aufgezeigt, dass trans Menschen keine neue Er-

scheinung sind. Ein Blick in die Vergangenheit zeigte, dass es seit jeher Menschen gibt, deren Körpermerkmale und ihr inneres Empfinden nicht übereinstimmen. Im vergangenen Jahr, passend zum Motto «Miteinander reden», befand sich im Magazin ein Text zum Thema Consent. Darin wurde unter anderem erklärt, dass es auch an der Zurich Pride immer wieder viele Situationen gibt, in denen Consent wichtig ist.

Interessiert dich eine dieser Geschichten? Oder willst du wissen, was die Zurich Pride Community in den letzten Jahren sonst noch so beschäftigt hat?

Dann stöbere durch die alten Ausgaben auf:

issuu.com/zhpf_magazin

Ja, WIR wollen!

Die Zeiten sind vorbei, in denen wir uns an jeden quee ren Nebencharakter im TV oder Film klammern muss ten. Was für ein Durchbruch war es, als es die ersten kitschigen Weihnachtsfilme über schwule Paare gab. Gibt’s zu! – wir haben sie doch alle als «guilty pleasure» geschaut und uns über bisschen Sichtbarkeit gefreut. Doch wenn ich diese Beziehungen mit meinen Freund*innen vergleiche, entsprechen diese romantischen Geschichten nur selten der Lebensrealität. Es fehlt mir an polyamoren Konstellationen, glücklichen Singles und schwulen Eltern. Man könnte fast meinen, dass es nur noch Paare gibt und seit der Einführung der Ehe für alle sowieso nur noch geheiratet wird.

Unsere Community-Umfrage unter fast 1’500 schwulen, bisexuellen und queeren Männern letztes Jahr zeigte etwas anderes: zwei Drittel derjenigen, die in einer Beziehung sind, leben diese nicht exklusiv. Das heisst, sie sind in einer polyamoren Konstellation, einer offenen Ehe/Partnerschaft oder in anderen Beziehungsformen. Das Schönste daran: 95 Prozent der Personen in Beziehungen sind zufrieden und die Hälfte der Singles finden ihren Beziehungsstatus okay bis sehr gut. Das bestätigt, was wir als Pink Cross schon lange wussten: Egal ob polyamor, offen oder exklusiv – in allen Beziehungsformen kann mensch glücklich werden. Auch die Befragten sehen diese Vielfalt an gelebten Beziehungen in der Community als positiv und schätzen sie als grösser ein als unter cis-hetero Personen.

Gesellschaft? Wo sehen wir in unseren Medien Beziehungen zwischen drei oder mehreren Personen? Und wann gibt es endlich kitschige Hollywood-Filme mit glücklichen Singles?

Endlich rechtliche Absicherung aller Beziehungsformen!

Die Regenbogenfamilie mit vier Elternteilen oder die schwule Dreierbeziehung kann sich momentan nur mit komplizierten Verträgen gegenseitig rechtlich absichern. Und auch diese Möglichkeiten bleiben unbefriedigend. Erben, Kinder kriegen, Steuerunterlagen, AHV-Bezüge und vieles mehr ist darauf ausgelegt, dass wir ein Leben lang zu zweit, und am besten mit der gleichen Person, unterwegs sind. Unsere Lebensrealitäten zeigen aber schon jetzt, dass oft nicht nur zwei Personen füreinander Verantwortung übernehmen, geschweige denn als Bezugsperson für ein Kind sorgen.

Die Modernisierung des Familienrechts wird in der Schweiz schon über zehn Jahre politisch diskutiert. Selbst der Bundesrat stellt in verschiedenen Berichten und Äusserungen fest, dass sich unsere Gesellschaft wandelt und eine grössere Vielfalt an Beziehungen sichtbar wird. Im Fokus stehen aber auch hier mehrheitlich Fragen, wie unverheiratete Paare abgesichert sind und ob es eine Art «Ehe light»

braucht, mit eingeschränkten Rechten. Visionärer Mut, um Mehrelternschaften und vielfältige Beziehungen rechtlich abzusichern, fehlt jedoch den Schweizer Politiker*innen bisher. So auch bei den Diskussionen um einen sogenannter «Pacte Civil de Solidarité» (PACS), der aktuell in den Parlamentskommissionen beraten wird. Den Ursprung hat der PACS in Frankreich, wo er 1999 als eine Art «Ehe light» für gleichgeschlechtliche Paare eingeführt wurde – ohne Adoptions- oder Elternrechte. Heute wird er dort tatsächlich mehrheitlich von heterosexuellen Paaren genutzt, da er mit weniger administrativem Aufwand verbunden ist als die Ehe.

Anerkannte Mehrelternschaften mit mehr als zwei Elternteilen gibt es bis jetzt nur in Kalifornien und den kanadischen Provinzen Ontario und Columbia. In Europa werden sie in Belgien und in der Niederlande diskutiert - umgesetzt sind Möglichkeiten zur Absicherung von Co-Parenting aber noch nicht. Und bei den vielfältigen Beziehungen macht die aktuelle Ampelregierung in Deutschland mit «Verantwortungsgemeinschaften» für bis

zu sechs Personen neue Schritte. Der konkrete Gesetzesentwurf fehlt aber auch hier noch.

Der Kampf für die rechtliche Anerkennung von vielfältigen Beziehungen und Familien wird also ein langer und intensiver – egal ob in der Schweiz oder anderswo. Pink Cross setzt sich zum Ziel, dass der diskutierte PACS in der Schweiz mehr als zwei Personen abdeckt und die Lebensrealitäten von Regenbogenfamilien endlich anerkannt werden. Setzt du dich mit uns ein?

Pink Cross ist die Dachorganisation der schwulen und bisexuellen Männer in der Schweiz. Unterstütze uns in unserem Einsatz für die Anerkennung vielfältiger Beziehungen und werde Mitglied für nur 50 Franken im ersten Jahr: pinkcross.ch

Mehr zu unserer Community-Umfrage auf pinkcross.ch/study

«REAS»: Ein Film, der das Leben von queeren Insass:innen neu beleuchtet

Der Doku-Musical-Film REAS wurde von der argentinischen Regisseurin Lola Arias ins Leben gerufen. Es ist ein bahnbrechender Film, der die Schranken der traditionellen Geschlechterrollen hinter den Mauern eines binären Gefängnissystems sprengt. Der Film lässt uns in die tiefen Schichten des Lebens von trans, non-binär-Personen und anderen Mitgliedern der LGBTQIA+ -Community eintauchen, die in einer Welt gefangen sind, in der Freiheit mehr ist als nur ein physisches Konzept. Im Rahmen des Zurich Pride Magazins konnten wir mit der im März mit dem Ibsen-Preis ausgezeichneten Regisseurin sprechen.

«REAS» beginnt seine Reise in den Workshops für Theater und Kino, die von der Regisseurin selbst in Gefängnissen abgehalten wurden. Diese kreativen Begegnungen enthüllten eine unerwartete Oase der Hoffnung und Selbstentfaltung in einer Umgebung, die von Einschränkungen und Vorurteilen geprägt ist. Musik, als eines der wenigen künstlerischen Mittel, die in der Gefängnisumgebung Bestand haben, spielt eine zentrale Rolle im Leben der Insass:innen, bietet ihnen eine Flucht aus der harten Realität und ein Mittel zum Selbstausdruck.

Der Film zeigt eindrucksvoll, wie in der Abwesenheit von cis Männern innerhalb der Gefängnismauern einzigartige Beziehungen und Gemeinschaften entstehen. «REAS» beleuchtet die Solidarität, Liebe und das Mitgefühl, die in einer Welt voller Gewalt und Unterdrückung blühen können.

Zu zeigen, dass Gefängnisse nicht nur pure Gewalt sind, liegt der Regisseurin Lola sehr am Herzen. In ihrem Interview mit Zurich Pride sagte sie: «Es gibt auch Schönheit, Liebe und Hoffnung. Und ohne diese Erzählungen kann man die Zukunft nicht aufbauen.»

Es ist diese Fokussierung auf zwischenmenschliche Bindungen und die Unterstützung innerhalb der Community, die «REAS» zu mehr macht als nur einem Film – es ist ein kraftvolles Statement über die Kraft der Menschlichkeit und der bedingungslosen Akzeptanz.

Darüber hinaus reflektiert «REAS» tiefgreifend über die systemischen Probleme und Herausforderungen, mit denen trans und non-binäre Personen konfrontiert sind, sowohl innerhalb als auch ausserhalb des Gefängnissystems. Der Film wirft ein Licht auf die Notwendigkeit von inklusiver Politik und einer breiteren gesellschaftlichen Akzeptanz, die über das binäre Geschlechtermodell hinausgeht.

Nicht nur die Insass:innen, sondern auch alle, die an diesem Projekt gearbeitet haben, sind scharfer Kritik ausgesetzt: «Wir werden wahrscheinlich mit einigen Angriffen konfrontiert werden. Die derzeitige rechtsextreme Regierung um Milei und seines Sicherheitsministers Bullrich positionierte sich während ihres Wahlkampfs nämlich für härtere Gefängnisse und härtere Strafen. Es sollte jedoch das Ziel sein, den Menschen Bildung und Chancen zu geben. Man muss ihnen Unterstützung und Gemeinschaften bieten, nicht größere Gefängnisse mit mehr Sicherheit. Es wird eine grosse Herausforderung sein, diesen Film zu zeigen, der Menschen im Gefängnis mit Liebe und Humor porträtiert, denn einige Zuschauer, die diese Regierung unterstützt haben, wollen das nicht sehen.» Mit dieser Aussage setzt Lola ein klares Statement. Zusammen für Akzeptanz gegen eine immer restriktiver werdende Regierung. In einer Zeit, in der die Rechte und Freiheiten der LGBTQIA+ -Community in vielen Teilen der Welt immer noch hart erkämpft werden

müssen, steht «REAS» als ein mutiges Zeugnis der Widerstandsfähigkeit, des Mutes und der unauslöschlichen Hoffnung. Es lädt uns ein, die Konzepte von Freiheit, Identität und Liebe neu zu bewerten und uns für eine Welt einzusetzen, in der jeder Mensch in jeder Beziehung frei sein kann.

Pink Apple im Hofkino 2024

Nachdem das 27. Pink Apple Filmfestival, das grösste queere Filmfestival der Schweiz, erfolgreich über die Leinwände der Stadt Zürich gezogen sein wird, findet im Rahmen der Zurich Pride Veranstaltungen im Hofkino eine der schönsten Openair-Kino Veranstaltungen statt - das Pink Apple Special Screening.

Exklusiv präsentieren das Hofkino und Pink Apple den diesjährigen Festivaleröffnungsfilm YOUNG HEATRS vom belgischen Regisseur Anthony Schatteman.

YOUNG HEARTS

Anthony Schatteman Niederlande/Belgien 2024

Schweizer Vorpremiere

Di 18.6. 21:30, Hofkino Landesmuseum Zürich

Sprachen

Französisch, Flämisch

Untertitel:

Englisch, Deutsch

Dauer:

97 min

Als Elias (14) den gleichaltrigen neuen Nachbarn Alexander kennenlernt, verstehen sich die beiden auf Anhieb. Die Gefühle, die in Elias aufkeimen, behält er jedoch lieber für sich – erst recht, als Alexander ohne zu zögern erzählt, dass er auf Jungs steht. Aus Angst vor den Reaktionen seines Umfelds verstrickt er sich in ein Netz aus Lügen, bis er sich nicht mehr anders zu helfen weiss, als Alexander zurückzustossen. Erst als ihn sein Grossvater mit seinem Liebeskummer konfrontiert, öffnet er sich und erkennt, dass er mit allen Mitteln um Alexanders Herz kämpfen will. In seinem Debütfilm erzählt Anthony Schatteman von einer ergreifenden Jugendliebe zwischen zwei Jungs, aus der sich das Coming-out ganz natürlich entwickelt. Voller Optimismus und Herzenswärme hat «Young Hearts» das Zeug zum Klassiker.

Foto:
Thomas
Nolf
Foto: Thomas Nolf

Ein jahr der Erneuerungen

Der Dachverband Regenbogenfamilien, jetzt in seinem 14. Lebensjahr, entwickelt sich ständig weiter, um den Ansprüchen der Zeit und den Bedürfnissen seiner Mitglieder gerecht zu werden. Auch 2024 steht wieder unter dem Zeichen zahlreicher Veränderungen und Neuheiten, die sich um wertvolle Anfragen nach Weiterbildung von Fachpersonen aus den Bereichen Gesundheit und Bildung drehen.

Text Thomas Méchineau

Fotos Nico Pereira & Dachverband Regenbogenfamilien

Wille zur Veränderung

Jeden Tag entspringen neue Ideen den Köpfen unserer einzigartigen aktiven Mitglieder! Es besteht aktuell der Wille, die Struktur unseres Verbands komplett zu überdenken und neu zu gestalten und trotzdem seine Essenz zu bewahren. Wir möchten uns nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern vielmehr nach Lösungen suchen, um für unsere Mitglieder noch besser wirken zu können. Folgerichtig ändert sich die Art, wie wir kommunizieren und unsere Inhalte teilen. Ziel ist, die Kontinuität des Wissens über die verschiedenen Lebensphasen unserer Organisation hinweg zu sichern. Für uns ist es nämlich wichtig, up to date zu sein, was die Bedürfnisse der Schweizer Familien angeht und unse -

re Datenbank zu aktualisieren, um Anfragen besser beantworten zu können.

Co-Elternschaft

Ein Thema wird seit mehreren Monaten immer häufiger angesprochen: die Co-Elternschaft. Gemeint ist der Wunsch oder die Notwendigkeit, ein oder mehrere Kinder mit drei oder mehr Elternteilen aufzuziehen. In der klassischen Definition ist eher von zwei Paaren die Rede (einem schwulen und einem lesbischen Paar). Es zeigt sich aber, dass diese Beschreibung in unserem Land nicht mehr der Realität entspricht. Die Konfigurationen sind wesentlich vielfältiger! Natürlich – und leider – trägt die Schweizer Gesetzgebung

dieser Art von Familien noch nicht Rechnung. Dementsprechend müssen sie tagtäglich darum kämpfen, anerkannt zu werden. Die Kinder sind in diesem Fall nie vollständig abgesichert, denn meistens können nur zwei ihrer Elternteile rechtlich anerkannt werden. Sie werden also nicht optimal unterstützt. Weil uns diese Situation nicht akzeptabel erscheint, wollen wir sie ändern. Deswegen suchen wir nach geeigneten Lösungen, um Menschen zu antworten, die uns Fragen zu diesem Thema stellen.

Fachpersonen aus den Bereichen

Gesundheit und Bildung

Zum Glück sind uns die Fachpersonen in Gesundheit und Bildung dabei eine grosse Hilfe. Sie stellen mehr und mehr Nachforschungen an zu Themen, die mit dem Bereich LGBTQIA+ in der Schweiz in Zusammenhang stehen, und wollen sich zu all diesen Fragen und Herausforderungen weiterbilden. Wir erhalten immer mehr Anfragen in diesem Sinne. Das hat zur Folge, dass wir mehr und mehr Weiterbildungen in Kitas und Schulen, an Universitäten, Kliniken und Spitälern durchführen. 2023 und 2024 haben gezeigt, dass die externen Akteurinnen und Akteure hier wirklich Dinge in Bewegung bringen wollen. Das Gleiche gilt üb -

rigens für öffentliche Stellen! Wir haben persönliche Anfragen von Gemeinden mit der Bitte um Schulungen erhalten. Darin sehen wir eine klare, positive Botschaft, die uns viel Hoffnung für die Zukunft macht. Und unser Verband wird bei jedem Schritt dabei sein!

Danke

Ohne die Hilfe unserer geschätzten Partner*innen wären alle diese Projekte gar nicht möglich. Wie immer bedanken wir uns herzlich bei der Organisation Pro Familia Schweiz, mit der wir seit mehreren Jahren zusammenarbeiten und die uns in unserem Einsatz für die Gleichstellung aller Familien entscheidend unterstützt. Unser Dank gilt auch der Wäschefirma CALIDA, die als Partnerin mit ihrer Kollektion «CALIDA-Love» für mehr Sichtbarkeit queerer Menschen in der Schweiz sorgt und eine grosszügige Spende für unseren Verband möglich gemacht hat.

Natürlich sollen auch die Einzelspenden von Mitgliedern und Unternehmen, die mit uns an unsere Sache glauben, nicht vergessen werden. Ein grosses «DANKE» an all diese wunderbaren Menschen, denen wir auch weiterhin gerne Einblicke in unser Leben und unsere Erfahrungen geben.

Beratungsangebote für Regenbogenfamilien

· Nationales Beratungstelefon, jeweils freitags von 10 bis 12 Uhr bedient, für Regenbogenfamilien und LGBTIQ-Personen mit Kinderwunsch: 0800 77 22 33

· Termine für die persönliche Beratung und Workshops in Zürich unter www.regenbogenfamilien.ch/events

Pride Weeks

Die Veranstaltungen der Pride Weeks finden vom 03. - 16. Juni 2024 statt.

Die Pride Weeks sind das Warm-Up für die Pride. In den Tagen vor dem Festival-Wochenende laden diverse queere Organisationen zu den unterschiedlichsten Anlässen ein.

Alle Veranstaltungen der Pride Weeks findest du auf: zurichpridefestival.ch/event-kalender

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Programmänderungen sind jederzeit möglich. Bitte kurz vor der Veranstaltung prüfen, ob der Anlass stattfindet.

iStockphoto / Alberto van Herckenrode

Frei in jeder Beziehung: Ein Ziel, d as wir nur gemeinsam erreichen

Text Hannes Rudolph

Nein, frei sind Queers nicht, schon gar nicht in jeder Beziehung. Global gesehen sowieso, aber auch in der Schweiz. Wir waren und sind es gewohnt, auf verschiedene Freiheiten zu verzichten:

die Freiheit, ohne Schulterblick und kurzem Sicherheitscheck unsere Liebsten im öffentlichen Raum zu küssen, kennen Queers, deren Beziehung als gleichgeschlechtlich gelesen wird, nicht

die Freiheit, den Geschlechtseintrag zu wählen, der für uns passend wäre, oder ihn wegzulassen haben nicht binäre Queers nicht

die Freiheit, Kleidung, Make-Up, Nagellack so zu wählen, wie es uns gefällt, haben Personen, deren Geschmack nicht «geschlechtskonform» ist, nicht

die Freiheit, sich am Arbeitsplatz zu outen, haben Queers nicht überall und nicht bei jedem beruflichen Ziel

die Freiheit, über medizinische Behandlungen zu entscheiden, haben intergeschlechtliche Personen häufig nicht

die Freiheit, entsprechend der eigenen Geschlechtsidentität zu leben, ist sehr stark vom jeweiligen Umfeld abhängig

die Freiheit, Beziehungen oder Familien mit mehr als zwei Erwachsenen zu gestalten, endet beim Versuch, sie institutionell absichern zu lassen

die Freiheit, als Elternteil in dem Geschlecht offiziell anerkannt zu werden, das der Identität entspricht, haben trans Eltern mit leiblichen Kindern kaum

Das wissen wir alle und viele Aktivist*innen und Organisationen kämpfen dafür, diese Situation zu verbessern.

In einer Zeit des konservativen Backlashs, in der erzkonservative und sogar rechte und rechtsextreme Stimmen immer lauter werden, ist die «Freiheit» aber auf eine Weise in Gefahr, wie wir es in der westlichen Welt in den letzten Jahrzehnten nicht kannten. Demokratien werden demontiert und ehemals bürgerliche Parteien vertreten LGBTQIA+feindliche Programme. Ausserdem werden Diskussionen, die unsere Rechte angreifen, mittlerweile auch in der Schweiz geführt und Queers in ihren Grundrechten angegriffen.

Ein paar Beispiele: In Russland wurden LGBT-Organisationen als terroristisch eingestuft, in den

USA Schulbibliotheken von LGBTQIA-Literatur «gesäubert». In den USA hagelt es zudem seit Jahren transfeindliche Gesetzesentwürfe, die soweit gehen, dass trans Personen sich nicht in der Nähe von Minderjährigen aufhalten dürfen (also nicht in der Öffentlichkeit existieren sollen). Das alles unter dem Deckmantel, junge Menschen vor «unangemessenen» Inhalten zu schützen. Auch in der Schweiz wird die Diskussion über Aufklärung zu queeren Themen in der Schule immer wieder in den medialen Diskurs eingebracht und eine rechte Organisation störte die Drag-Queen-Storytime.

In den USA ist in 24 von 50 Bundesstaaten für trans Jugendliche der Zugang zu medizinischen Behandlungen eingeschränkt, in 5 Bundesstaaten gilt es als Verbrechen, gemäss wissenschaftlicher Leitlinien zu behandeln. In diesem Thema sind wir leider nicht so weit von den USA entfernt: Der Kanton Bern hat Operationen an minderjährigen trans Personen verboten, das Thema wird häufig in Motionen aufgegriffen und

Institutionen, die trans Jugendliche behandeln, werden politisch motiviert angegriffen.

In Deutschland diskutiert die AfD mit bekannten Neo-Nazis und Unternehmern über den Plan, Deutsche zu vertreiben, deren Eltern oder Grosseltern nach Deutschland eingewandert sind. Die Vorstellung, dass Migration schädlich ist, ist auch in der Schweiz ein grosses politisches Thema. Schon lange bedroht das Asylrecht Queers, die in ihrem Heimatland nicht offen leben können oder sogar Gewalt erlebt haben, mit Ausschaffung.

Rechte Politik funktioniert, weil sie sich gegen Menschen richtet, die vielen egal sind. Und weil Vielfalt vielen Menschen Angst macht. Wir im Regenbogenhaus verstehen uns als Dach für die ganze Community. Wir stehen für ein solidarisches Miteinander und für den Austausch zwischen Menschen in unserer Community: Damit wir uns nicht spalten lassen, sondern gemeinsam stark bleiben und stärker werden gegen die wachsenden Anfeindungen.

Wo Community

Offen: Mittwoch + Freitag 15–19 Uhr, jeden 2. Samstag im Monat 11–15 Uhr

Alle Events: www.dasregenbogenhaus.ch

Regenbogenhaus, Zollstrasse 117, 8005 Zürich

Unterstütze uns als Mitglied oder mit einer

Carlos Deloro

Demonstration

Samstag, 15. Juni 2024

Der friedliche Demonstrationsumzug der Zurich Pride ist die politische Manifestation der queeren Community der gesamten Schweiz und deren Freund:innen.

Der Umzug wird am Samstag, 15. Juni 2024 in der Innenstadt von Zürich durchgeführt. Alle queeren Menschen und ihre Familien, Freunde und Arbeitskolleg:innen sind unabhängig von Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung und Alter herzlich eingeladen, an der Demonstration teilzunehmen.

Einzelpersonen oder Gruppen im Freundeskreis müssen sich nicht anmelden. Um einen möglichst reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können, müssen sich Organisationen die zu Fuss teilnehmen möchten, bis zum 31. Mai 2024 unter zurichpridefestival.ch/demonstration anmelden.

Gemeinsam für weniger Abfall

Eine gut besuchte Demonstration bereitet viel Freude. Viele Teilnehmer:innen verursachen aber auch viel Abfall. Wir bitten alle um ein aktives Tun gegen Littering. Benutzt die Abfallbehälter und minimiert das Verteilen von Gratismustern und Flyern in grossem Umfang.

Kurz & Bündig

Treffpunkt

Samstag, 15. Juni 2024

Helvetiaplatz, 8004 Zürich

Demonstration

· Reden: 13.00 Uhr werden in Gebärdensprache übersetzt

· Start des Umzugs: 14.00 Uhr

Dauer: ca. 3 Stunden

Start: Helvetiaplatz

eTukTuks

Mitfahrgelegenheit für Menschen mit einer Gehbehinderung ab Helvetiaplatz möglich.

Fussweg zum Festivalgelände

Festivalgelände

Freitag, 14. Juni & Samstag, 15. Juni 2024

Neuer Standort: Landiwiese

Das Festivalgelände ist mit den S-Bahnen 8 und 24 sowie der Tramlinie 7 über den Bahnhof Wollishofen erreichbar. Vom Bahnhof ist es zehn Minuten zu Fuss bis zur Landiwiese. Für die Rückreise stehen an beiden Tagen ab 23 Uhr Extrazüge vom Bahnhof Wollishofen zum Zürich Hauptbahnhof zur Verfügung. Deine besten Verbindungen findest du in der ZVV- oder SBB-App.

Eine Velostation ist in der Nähe des Festivalgeländes vorhanden. Parkplätze für Motorfahrzeuge stehen nicht zur Verfügung.

Mythenquai
Sammelstelle
Sicherheitszentrale

EIN BÄNDEL

EINE STARKE COMMUNITY

SUPPORT 2024

Der Eintritt zum Festival ist kostenlos. Unterstützen kannst du den Anlass mit deiner Konsumation an unseren Bars und Essensständen oder du schaust beim Zurich Pride Infopoint vorbei und erwirbst einen Supporter-Bändel oder Merch.

Öffnungszeiten

Festivalgelände

Freitag, 14. Juni 2024

16.00 bis 24.00 Uhr

Samstag, 15. Juni 2024

14.00 bis 24.00 Uhr

Musikbühne

Community-Bühne

Schlagerbar

Zurich Pride Infopoint

Podest Rollstuhlfahrende

Bühnen / Entertainment

Infostände / Essen / Verkauf

Barbetriebe Änderungen vorbehalten.

Benötigst du Unterstützung?

Du kannst dir eine Teilnahme an der Zurich Pride nicht leisten? Melde dich bei uns, erzähle uns von deiner Situation und wir finden einen Weg. Die Zurich Pride soll für alle sein, fehlende finanzielle Mittel sollen dich nicht davon fern halten.

Melde dich bei Julia: julia.gabriel@zhpf.ch

Powered by pride

We use the power of leading-edge science to save and improve lives around the world.

Diversity is part of our DNA.

Copyright © 2022 Merck & Co., Inc., Rahway, NJ, USA and its affiliates. All rights reserved. CH-NON-01609

Ökumenischer Pride Gottesdienst

Sonntag, 16. Juni 2024, 14 Uhr

Kirche St. Peter, St.-Peterhofstatt 1, 8001 Zürich

Freiheit in jeder Beziehung – seit 2000 Jahren

Gott hat uns zur Freiheit berufen.

Ach ja? Freiheit ist immer die Freiheit des anderen. Was ist deine Freiheit? Was ist meine Freiheit?

Wo treffen sich die Grenzen unserer Freiheit?

Fragen, die unser Leben nicht nur berühren, sondern im Tiefsten ausmachen.

Herzlich willkommen zum Pride-Gottesdienst.

Nach dem Gottesdienst sind alle zum Apéro und gemütlichen Zusammensein eingeladen.

Mitwirkende

Philippe Frey (er)

Klavier

Priscilla Schwendimann (sie)

Evangelisch-reformierte Pfarrerin

Melanie Handschuh (sie)

Christkatholische Pfarrerin

Martin Stewen (er)

Römisch-katholischer Vikar

Ash Schenker (they)

Co-Präsident:in Zwischenraum Schweiz

Urs Bertschinger (er)

Mitglied Projektleitung

Regenbogenkirche /EMK Zürich 2

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Magenta Mitglieder

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Mitgliedern, die uns mit ihrem regulären Jahresbeitrag unterstützen.

Magenta-Mitglieder unterstützen den Verein zusätzlich mit einer Spende. Der Mitgliederbeitrag und die Unterstützung als MagentaMitglied betragen zusammen mindestens CHF 300.

Privatpersonen

Alex Andermatt, Irene Baltensperger, Andreas Barna, Daniel Berger, Yannick Berner, Tim Binda, Marah Borner, Niels Brabandt, Christian Burger, Peter Burkard, Fabienne Fini, Thomas Fuchs, Stéphane Gerber, Günther Groos, Roger Heinrich, Oliver Herzog, Oliver H. Hornbogen, Pavel Huerta Uribe, Max Karpf, Jakob Keel, Markus Kronauer, Heinz Leemann, Robert Lengacher, Markus Madörin, Damir Martic, Eloy Martinez, Pierre-Alain Meyer, Luca Morreale, Daniel Müller, Werner Neth, Pascal Reichmuth, Samuel Rensing, Beat Rüfenacht, Tamas Somogyi, Toni Stegemann, Anthony Vogt, Lutz von Fischer, Andreas von Rosen, Corina Bétizeau

Unternehmen

Cranberry, Horvàth & Partner, MAN Investments, Predigerhof, Swisscard AECS, Swisscom, Takeda, UBS, Zürcher Kantonalbank

Stand: 12. April 2024

Jetzt Mitglied werden: zurichpridefestival.ch/mitglied-werden

Werde Teil unseres Teams

SAVE THE DATE

Kick-Off, 6. Juni 2024

Bei der Info-Veranstaltung erhältst du alle wichtigen Infos zu deinem Einsatz und lernst andere Volunteers und das OK kennen. Trage dieses Datum bereits in die Agenda ein.

Anmeldung Volunteer

Demonstrationsumzug, 15. Juni 2024

12.30 – 17.30 Uhr, ab 16 Jahren

Anmeldung Mitglied

Volunteers gesucht!

Begleite die farbenfrohe Demo von Start bis Schluss, sorge für einen reibungslosen Ablauf und hilf verlorenen Schäfchen, den Weg wiederzufinden!

Festival, 13. – 16. Juni 2024

07.00 - 05.00 Uhr, ab 16 Jahren

Verschiedene Arbeiten müssen vor und während des Festivals erledigt werden. Unterstütze uns beim Aufbau, während dem Festival auf dem Gelände oder bei der offiziellen Zurich Pride Party. Erhalte einen Einblick hinter die Kulissen und sorge für einen reibungslosen Ablauf, sodass sich alle Besucher:innen wohlfühlen.

Anmeldung und weitere Informationen unter: zurichpridefestival.ch/volunteer

Wer bei IKEA arbeitet, schafft Gleichstellung. IKEA.ch/equality

Herzlich Willkommen in Zürich

Entdecke die offiziellen Hospitality-Partner der Zurich Pride und freue dich auf einen tollen Aufenthalt in Zürich. zurichpridefestival.ch/hospitality

Foto
iStockphoto / taranchic

Kunst, Kultur & Lebensstil für die LGBT*-Community. Jeden Monat als Printmagazin oder online www.cruiser.ch

Foto: Zurich Pride
Carlos Deloro

NEWS: LIEBER WÜSSE ALS BHAUPTE.

Leave Taylor alone!

Die «New York Times» verlangte das Coming-out von Taylor Swift. Der Artikel ist Teil einer Entwicklung rund um Diskussionen über Queerbaiting und Vorbildfunktion. Doch es ist keine gute Entwicklung. Sie schadet queeren Menschen.

«What the actual f*ck?», waren die ersten Worte in meinem Kopf, als ich von einem Artikel in der «New York Times» hörte, der Taylor Swifts Comingout fordern soll. Dann dachte ich, dass das Internet übertreibt – wäre ja nicht das erste Mal. Eine grosse Zeitung würde doch im Gegensatz von so manchen Influencer:innen bestimmt ihre Reichweitenverantwortung wahrnehmen. In einem traditionsreichen Medienhaus würde doch nicht jede Meinung einfach abgedruckt und auf der Webseite veröffentlicht. Schliesslich steht bei einer Zeitung mehr zwischen

dem Schreiben und der Veröffentlichung als ein einfacher Fingertipp auf einem Bildschirm. Genau das unterscheidet die «Mainstream-Medien» von Social Media.

Nun, das Internet hat nicht gänzlich übertrieben. Die NYT hatte im Januar tatsächlich einen Artikel mit mehr oder weniger genau diesem Inhalt veröffentlicht. Also ein 30’000 Anschläge starker Meinungsbeitrag von einer Gastautorin. Eigentlich wäre da Platz, um die Vor- und Nachteile zu beschreiben, die eine solche Diskussion über die sexuelle Orientierung einer berühmten Sängerin hat. Stattdessen sucht die Autorin nach versteckten und weniger versteckten Hinweisen auf Queerness in den Klamotten und Liedtexten des Mega-Stars.

Ja, genau, regenbogenfarbene Bühnenkostüme aus der Lover-Era – Swifties wissen jetzt schon, wovon ich schreibe – und die angeblich wiederkehrende Verwendung der Farben violett, pink und blau während dieser Zeit sollen unter vielen anderen versteckte Hinweise sein, mit denen Swift auf ihre Bisexualität anspielt. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass Swift ihre Fans per solchen Easter Eggs auf die bevorstehende Veröffentlichung eines Albums oder eine neue Tour hingewiesen hatte. Ausserdem war es ihr erstes Album nach der Trennung von ihrem früheren Label, das aus Nashville stammt und für die eher als konservativ bekannte Country-Musik steht, mit der Taylor ursprünglich bekannt wurde. Aus diesen Gründen wurde damals auch auf Social Media über ein bevorstehendes Coming-out spekuliert.

Text Andrea Meili

Wie es sich anfühlt, vom Internet zu einem Comingout gezwungen zu werden, weiss Becky Albertalli. Ihr Buch «Simon vs the Homo Sapiens Agenda» diente als Grundlage für «Love, Simon», der erste Film mit einer queeren Hauptfigur, der von einem grossen Studio veröffentlicht wurde. Jahrelang sagten ihr andere Autor:innen, Kritiker:innen und Leser:innen ihrer Bücher öffentlich, dass sie als allocishet Person die Geschichte nicht hätte schreiben dürfen. Kurz nach der Veröffentlichung ihres zweiten Buchs «Leah on the Offbeat», das die Geschichte von Simons guter Kollegin Leah erzählt, publizierte Becky Albertalli einen Blogbeitrag mit dem Titel «I know I’m late». Darin beschreibt sie, wie es ist, wenn gefühlt das ganze Internet über ihre sexuelle Orientierung spekuliert und annimmt, dass sie allocishet ist, während sie sich gerade selbst hinterfragte.

«Um es ganz klar zu sagen: So wollte ich mich nicht outen. Es fühlt sich weder gut noch ermutigend oder auch nur besonders sicher an. Ehrlich gesagt, tue ich das, weil ich seit Jahren jeden Tag unter die Lupe genommen, verspottet, belehrt und entwertet werde, und über mich getwittert wird. Ich bin erschöpft», schreibt Albertalli. «Wie auch immer, all das soll sagen: Ich bin bi.»

Als fellow bisexual fühlte ich beim Lesen jedes Wortes mit ihr. Zum Glück wurde noch nie so öffentlich über meine sexuelle Orientierung spekuliert. Es gibt aber ab und zu diese kleinen Nadelstiche durch Bemerkungen von anderen Personen. Als ich zum ersten Mal an einem Anlass des Vereins Zurich Pride war, wurde ich gefragt, ob ich queer bin. Jep, von einer Person, die sich selbst für den grössten Anlass für Queers engagiert. Mein schnelles «Ja» täuschte wahrscheinlich gut darüber hinweg, was in meinem Kopf vorging. Sofort fühlte ich mich wieder als imposter. Ich dachte, dass ich vielleicht gar nicht queer genug bin, um eine Pride mitzuorganisieren. Ich könnte ja ganz einfach einen Mann heiraten, Kinder kriegen und einfach in der Masse der allocishet Menschen verschwinden. Einen vermeintlichen Vorteil,

den viele Queers nicht haben. Doch dann fiel mir ein, dass ich einen Teil meines Selbst dafür verleugnen müsste. Ein zweiter Nadelstich war die Bemerkung, dass bei mir der gaydar nicht ausgeschlagen hätte. Eigentlich hätte ich antworten sollen: «Ja komisch, ich bin auch nicht gay, ich bin bi!» Hab ich nicht, weil ich wieder einmal verunsichert war.

Im Gastbeitrag der NYT über Taylor Swift werden munter weitere Lieder und Textzeilen «queer» analysiert. Nicht zu verwechseln mit Querdenken während der Coronapandemie, aber in diesem Fall nicht ganz unähnlich. Der Song «You Need To Calm Down» soll beispielsweise ein weiterer Beweis für Swifts Bisexualität sein. Im dazugehörenden Musikvideo – just im Pride Month 2019 veröffentlicht – tanzt die Popsängerin mit offen queeren Stars wie den Hosts von «Queer Eye» und Ellen DeGeneres unter anderem auf einer Pride.

Das ist doch mehr als ein verstecktes Osterei. Es ist eher ein ganzes Körbchen voller Schoggihasen und Eiern mitten auf dem Esstisch. Nach dem angesprochenen Video wurde Swift auch vorgeworfen, dass sie Queerbaiting betreibt und einfach nur Geld verdienen möchte. Wieso sie nicht wie zahlreiche Stars vor ihr – mir kommen da gleich Cher und Kylie Minogue in den Sinn – einfach eine Ally sein darf, entgeht mir.

Der Vorwurf des Queerbaitings gegen einzelne Personen ist sowieso ein Unding. Es führt nämlich genau dazu, dass sich Queers, die sich noch nicht geoutet

ES GEHT UM MEHR ALS AKZEPTANZ.

ES GEHT UM RECHTE.

RECHT AUF TRANSITION UND GESUNDHEIT, RECHT AUF DISKRIMINIERUNGSSCHUTZ UND RECHT AUF SOZIALE SICHERHEIT.

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haben oder das gar nicht tun möchten, gezwungen fühlen, es entgegen ihren eigenen Gefühlen tun zu müssen. Wie Becky Albertalli. Oder Kit Connor. Der Schauspieler, der in der Netflix-Serie «Heartstopper» den bisexuellen Nick spielt, wurde ebenfalls wegen ständiger Spekulationen über seine Orientierung und Queerbaiting-Vorwürfen in den sozialen Medien zum öffentlichen Coming-out gezwungen. «Zurück für eine Minute. Ich bin bi. Gratuliere, dass ihr einen 18-Jährigen dazu gezwungen habt, sich zu outen. Ich glaube, einige von euch haben den Sinn der Show nicht verstanden. Bye», schrieb er 2022 auf einer Plattform, die damals noch Twitter hiess. Kit Connor hätte sich sein Coming-out anders vorgestellt, wie er später in einem Interview in der britischen Vogue erklärte.

Ein solches erzwungenes Coming-out mag sich sogar als empowering anfühlen, doch es ist eigentlich nur das Zurückgewinnen der Macht über die Selbstbestimmung von Menschen im Internet und

Takeda is a global, R&D-driven biopharmaceutical company committed to discovering and delivering life-transforming treatments and vaccines that have a lasting impact on society.

Since our founding in 1781 in a market stall in Osaka, Japan, our values endure by putting patient needs first, building trust with society, strengthening our reputation, and developing the business - in that order.

ZEIGGEFÜHLEDEINE

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Stolzer Main Partner der Zurich Pride 2024. Wir setzen uns für individuelle Freiheit ein.

Für Liebe ohne Grenzen und ein inklusives Miteinander – gemeinsam für eine bessere Schweiz.

Date of creation: 03/2024

Document number: CH-COR-0063

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