Realisierungswettbewerb
Es musste also etwas geschehen.
Im Jahr 2007 schrieb die Stadtbau Würzburg einen Realisierungswettbewerb aus mit dem Ziel, die Wohnungen am Ludwigkai um und teilweise neu zu bauen, im Rahmen des Modellvorhabens „Wohnen in allen Lebensphasen“ der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern.
Vier Aufgaben mussten bewältigt werden:
In einem großen Teil des Wohnungsbestands ging es darum, mit intelligenten, überschaubaren Eingriffen in den Grundriss ein deutliches Mehr an Wohnqualität zu gewinnen.
In einem zweiten Teilbereich war die völlige Neuordnung einer barrierefreien Erschließung und das Herstellen eines breiten Wohnungsmixes das Ziel.
Im Innenhof des Quartiers besteht dann die dritte Aufgabe darin, durch attraktiven Wohnungsneubau die Hoffläche zukunftsfähig für neue Bewohnerinnen und Bewohner zu entwickeln.
Letztlich sollte im Innern eine Freifläche entstehen, die mit ihren Qualitäten nachbarschaftliches Miteinander fördern soll. Ergänzt sollte dieser Ort der Begegnung durch eine Gemeinschaftseinrichtung werden, in der Aktivitäten aller Art von den Bewohnerinnen und Bewohner selbst organisiert stattfinden können.
13 Teams – ein Gewinner
13 Planungsteams haben sich an dem Wettbewerb beteiligt.
Das Preisgericht entschied sich für den Entwurf des Würzburger
Architekturbüros Kuntz und Mantz und der Münchner Landschaftsarchitekten Lohrer Hochrein. Besonders gefiel der Jury die nicht zu großen Laubenhäuser im Innenhof. Sie ermöglichen gut geschnittene Freiräume für ein gutes Begegnungs und Gebrauchsangebot für alle Altersstufen.
© Stadtbau Würzburg
Wohnen in allen Lebensphasen
Die Blockrandbebauung am Ludwigkai, in der Sonnenstraße und in der Rückertstraße sollte saniert, im Innenhof zwei neue Häuser gebaut werden.
Während der Planungsphase stellte sich heraus, dass mit diesen Bauten kein Staat mehr zu
machen war: Eine Sanierung wäre teurer geworden als ein Neubau, also fiel die Entscheidung für letzteres. Um die dortigen Mieterinnen und Mieter nicht zu verdrängen, wurden die Mieten gedeckelt, jede und jeder von ihnen sollte sich auch eine renovierte Wohnung im Projekt leisten können. Das Konzept war erfolgreich, mehr als 70 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner, die während der Bauzeit eine Ersatzwohnung bekamen, zogen wieder zurück an den Ludwigkai. Um eine gute Durchmischung der Bewohnerschaft zu erreichen, wurden kleine Wohnungen für junge Leute, barrierefreie Wohnungen für ältere Leute und große Wohnungen für Familien gebaut.
Mehr Wohnungen – mehr Wohnraum
Nach der Sanierung gab es mehr Wohnungen (120 anstatt 115), mehr Wohnfläche (7.500 Quadratmeter anstatt 6.000) und andere Zuschnitte, also Wohnungen von 37 bis 105 Quadratmetern. Im unsanierten Zustand hatte die Bandbreite bei nur 54 bis 67 Quadratmetern gelegen.
Die deutlichste Verbesserung gab es jedoch bei der Barrierefreiheit. Im alten Zustand war keine einzige Wohnung barrierefrei gewesen, nach der Sanierung waren es immerhin 40. Damit ältere Mieterinnen und Mieter bei zunehmenden Beeinträchtigungen ihre Wohnungen nicht verlassen mussten, schloss die Stadtbau Kooperationsabkommen mit der benachbarten CaritasPflegeeinrichtung St. Thekla und dem Malteser Hilfsdienst.
Auch für nicht hilfebedürftige Bewohnerinnen und Bewohner gab es zusätzliche Angebote, wie z. B. einen Gemeinschaftsraum für Feiern, Bastelnachmittage oder sonstige Aktivitäten und die Kooperation mit einem Carsharing Anbieter mit Sonderkonditionen für Stadtbau Mieterinnen und Mieter. Das Projekt WAL Ludwigkai begann mit der Ausschreibung 2007 und war mit den Neubauten im Innenhof 2016 abgeschlossen. Insgesamt hat die Stadtbau 15 Millionen Euro investiert.
© Wolfgang Orians
© Lisa Farkas
Wohnungen für viele Anforderungen
Stimmen aus der Mieterschaft zum Projekt WAL Ludwigkai.
„Für mich war die Kooperation der Stadtbau mit dem benachbarten Caritas Seniorenheim St. Thekla ein wichtiges Argument, hierher zu ziehen. Man kann dort alle Angebote vom Mittagessen bis zum Friseurbesuch nutzen. Noch benötige ich das nicht, aber es ist beruhigend zu wissen, dass diese Einrichtung in der Nachbarschaft ist.“ Frau Reitmeier, 71 Jahre, Rentnerin (Aussage von 2013)
„Es war wirklich schwer, eine rollstuhlgerechte Wohnung in guter, zentraler Lage zu finden.
Selbständigkeit ist mir sehr wichtig und deshalb ist diese Wohnung ein echter Glücksfall für mich. Die öffentliche Verkehrsanbindung ist hervorragend, ich komme überall hin. Es gibt keine Schwellen, weder in der Wohnung noch im Übergang zur Straße. Dazu kommt, dass die Wohnung sehr hell ist, und der große Balkon ist im Sommer mein liebster Frühstücksplatz. Ich fühle mich hier sehr wohl und gut aufgehoben.“
Frau Windsberg, 50 Jahre (Aussage von 2013)
„Meine Wohnung hat zwei Zimmer mit insgesamt 37 Quadratmetern und einen großen Balkon. Für eine Person reicht das perfekt aus. Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass ich zur Besichtigung eingeladen werde, aber die Frau von der Stadtbau hat gleich zurückgerufen und mir einen Termin gegeben. In meinem Semester sind viele, die viel mehr Geld für eine schlechtere Wohnung bezahlen.“ Viktoria Funk, 26 Jahre, Studentin (Aussage von 2016)
Deutscher Bauherrenpreis
Nicht nur die Mieterinnen und Mieter waren von dem Projekt WAL Ludwigkai überzeugt, sondern auch die Fachwelt.
Alle zwei Jahre lobt die Arbeitsgruppe KOOPERATION des GdW Bundesverband deutscher Wohnungsund Immobilienunternehmen, des Bundes Deutscher Architekten und des Deutschen Städtetages den Deutschen Bauherrenpreis für Neubau und Modernisierung aus. Der Preis soll der Unterstützung innovativer Ansätze und Lösungen im Wohnungsbau dienen und setzt – unter Berücksichtigung der Rolle des Bauherrn – am Spannungsfeld von hoher Qualität und tragbaren Kosten an.
Den Deutschen Bauherrenpreis für Modernisierung der Jahre 2012/2013 erhielt die Stadtbau Würzburg für das Projekt WAL Ludwigkai.
In einem zentral gelegenen Stadtteil mit hohem Aufwertungsdruck wurde durch eine sowohl gestalterisch als auch funktional hochwertige Modernisierung der 1950er Jahre Bestandsbauten ein qualitätsvolles Wohnquartier mit differenzierten baulichen Standards und aufgefächerten Miethöhen geschaffen, das durch zielgerichtete soziale und kommunikative Angebote für unterschiedliche Bewohnergruppen und Altersstufen ergänzt wird.
Die Sanderau heute und morgen
Der Stadtteil Sanderau ist eine bevorzugte Wohngegend. Insgesamt wohnen hier rund 13.500 Menschen. Die Stadtbau Würzburg besitzt 204 Wohnungen bzw. vier Prozent ihres Gesamtbestandes im Stadtteil.
In den nächsten Jahren wird die Modernisierung der Stadtbau Bestände in der Breslauer, Tilsiter und Liegnitzer Straße in der südlichen Sanderau ein großes Thema sein. Dabei werden unter anderem die Wohnungen saniert, z. B. mit neuen Steigleitungen und Bädern, und die Häuser an neue dekarbonisierte
Energiequellen angeschlossen.
90 Jahre Stadtbau Würzburg
Eine Zeitschiene
Gründung der Gemeinnützigen Baugesellschaft für Kleinwohnungen
Zerstörung Würzburgs durch einen britischen Bombenangriff
Bis 1950 wurden die Häuser am Ludwigkai wieder aufgebaut
Erster Spatenstich für die Lindleinsmühle
Gründung der Heuchelhofgesellschaft
Baubeginn des Abschnitts H 1 auf dem Heuchelhof
Die Heuchelhofgesellschaft übernimmt 1.559 Wohnungen von der Stadt
Die Heuchelhofgesellschaft und die Gemeinnützige bilden eine Bürogemeinschaft Beide Gesellschaften haben denselben Geschäftsführer Heuchelhofgesellschaft wird in Stadtbau Würzburg umbenannt
Die Stadtbau Würzburg erwirbt die letzten Anteile der Gemeinnützigen Realisierungswettbewerb für das Projekt WAL Ludwigkai
Die Amerikaner verlassen die Leighton Barracks auf dem Hubland, ein neuer Stadtteil mit wesentlicher Beteiligung der Stadtbau entsteht
Die Stadtbau Würzburg und die Gemeinnützige Baugesellschaft verschmelzen zu einem Unternehmen
Die Stadtbau gewinnt den Deutschen Bauherrenpreis für Modernisierung für das Projekt WAL Ludwigkai
Die neuen Häuser im Innenhof werden fertiggestellt
Die Stadtbau wird 90 Jahre alt
4,6% Fluktuationsrate
10,0 Mio. € Neubauinvestitionen
LINDLEINSMÜHLE
FRAUENLAND & HUBLAND SANDERAU INNENSTADT
Modernisierungs und Instandhaltungsinvestitionen 5.515 Eigene Wohneinheiten
13,6 Mio. €