medianet 19.03.2021

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62  HEALTH ECONOMY

Freitag, 19. März 2021

Niemand schnupft

BILANZ

Dank Corona mehr Zeckenfälle WIEN. In Covid-19-Zeiten mit viel Freizeitgestaltung in der Natur und wenig Auslandstourismus ist in Österreich die FSMEImpfung wichtiger denn je. Vergangenes Jahr gab es mit 215 Erkrankungen ein Rekordhoch. Dies erklärten am Mittwoch Experten bei einer Pressekonferenz. Hotspot für FSME, zu deren Verhütung es seit rund 30 Jahren jedes Jahr eine Impfaktion gibt, war 2020 Tirol mit 51 Fällen. „Es gab drei Personen, bei denen die Krankheit tödlich ausgegangen ist“, sagte Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer. © PantherMedia/Subbotina

Eigentlich wäre jetzt Erkältungszeit. Doch Infekte und Grippe bleiben aus. Das trifft die Industrie und Apotheken hart.

Schwere Erkrankungen Bei 105 Patienten (49%) wurde in Österreich vergangenes Jahr eine schwere Erkrankung festgestellt, bei der das Zentralnervensystem stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. 20 Patienten wiesen eine besonders schwere Verlaufsform (eine akute Entzündung des Gehirns oder der Nerven des Rückenmarks) auf. (red)

Der für Industrie und Apotheken wichtige Erkältungsmarkt ist aufgrund der Corona-Maßnahmen massiv eingebrochen.

••• Von Martin Rümmele

© PantherMedia/denek Malý

FSME-Prävention Experten warnen wieder vor Zecken und empfehlen eine Impfung.

medianet.at

WIEN. Die Corona-Maßnahmen wirken offenbar – wenn auch nicht im Hinblick auf die Corona-Infektionszahlen. Masken und Lockdown dürften allerdings den klassischen Grippeviren und jenen, die grippale Infekte oder Schnupfen auslösen, den Garaus gemacht haben. In Zahlen liest sich das für die erste Märzwoche so: Im Hustenund Erkältungssegment lag der Absatz in den heimischen Apotheken satte 58% unter der Vergleichswoche des Vorjahres. Markt sinkt massiv Das Problem dabei für Industrie und Apotheken: Der Erkältungsmarkt ist traditionell der stärkste Markt im Bereich rezeptfreier Produkte. Im Februar lag deshalb der gesamte Retail-Markt (öffentliche Apotheken und ärztliche Hausapotheken) im Februar um 10% unter dem Wert des Vorjahres, berichtet das Marktforschungsunternehmen Iqvia.

Die Entwicklung beschränkt sich nicht nur auf Österreich, und trifft die Pharmabranche hart. Bayer-Chef Werner Baumann nennt bei Erkältungspräparaten ein Marktminus von über 20% im vergangenen Jahr – diese Entwicklung betreffe auch seine Firma. Procter & Gamble, Stada und Sanofi vermeldeten ebenfalls Einbußen, ohne das mit Zahlen zu konkretisieren. „Die Einhaltung der Abstands- und

Abstands- und ­Hygieneregeln ­sorgten vermutlich für einen Rückgang bei Erkältungen. Apothekerverband ABDA

Hygiene­regeln in der Coronapandemie sorgte vermutlich für den Rückgang der Ansteckungen“, erklärte der deutsche Apothekerverband ABDA. Die CoronaEinschränkungen hatten für die Arzneihersteller wirtschaftlich gesehen aber nicht nur negative, sondern auch positive Folgen. Denn die Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln stieg – etwa nach Vitamin-Tabletten zur Stärkung der Abwehrkräfte. Dieses Geschäft habe von der Corona­situation „sehr profitiert“, sagt Bayer-Chef Baumann. Procter & Gamble sieht ebenfalls ein zunehmendes Interesse an Nahrungsergänzungsmitteln. Einnahmen durch Tests Einen Einnahmenausgleich gibt es in Österreich für die Apotheken durch das Angebot von Antigenschnelltests, die von der Regierung mit 25 € pro Stück honoriert werden. Allein in den ersten zwei Wochen der Aktion haben die Apotheken österreichweit 280.000 Tests durchgeführt.


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