FORSCHUNG
Talente im Fokus Abel Torres-Espin, PhD Neurowissenschaftler an der Universität von Kalifornien, San Francisco (UCSF), USA
Wie sind Sie zur Forschung gekommen? Jeder kennt diese Kinder – und auch einige Erwach sene –, die hinter jede Tür oder in jede Schublade schauen müssen. Ich bin so ein Mensch. Meine Neu gierde bestimmt meinen Umgang mit der Welt. Die Forschung ist ein Ventil für diese Neugier. Es gibt mir die Möglichkeit, jeden Tag aufs Neue überrascht und fasziniert zu sein. Außerdem interessiere ich mich für kluge Menschen, und davon gibt es in der For schung jede Menge. Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus? Vor drei Jahren bin ich aus dem Labor in die daten wissenschaftliche Forschung gewechselt. Seitdem sitze ich etwa 90 Prozent meines Arbeitstages vor dem Computer. Meine Tage bestehen aus Daten recherche, Programmieren, Schreiben, Lesen und vielen TreΩen mit Kollegen. Ab und zu unterrichte ich. Und die EMails darf man natürlich auch nicht vergessen.
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Worauf sind Sie besonders stolz? Ich stamme aus einfachen Verhältnissen und bin der erste Akademiker in meiner Familie. Es macht mich stolz, dass ich die Möglichkeit hatte, zu studieren und zur Forschung beizutragen. Wie entspannen Sie nach einem langen Tag? Das kommt darauf an. Wenn ich allein sein möchte, trinke ich ein Bier, lese oder beschäftige mich mit kreativem Programmieren. Wenn ich Lust auf Ge sellschaft habe, gehe ich mit Freunden klettern oder etwas trinken. Haben Sie eine bestimmte Lebensphilosophie? Ausgewogenheit, Liebe und Geduld. Ich glaube, dass Extremismus im Leben unseren Verstand vergiftet. Deshalb versuche ich, die Dinge ausgewogen anzu gehen. Wenn man zu viel nachdenkt, geht nichts weiter. Wenn man zu forsch handelt, ist man immer beschäftigt, ohne wirklich nachzudenken. Ich liebe, was ich tue, und die Menschen, die mich umgeben. Und ich predige Geduld, weil ich das Leben als einen langen Weg sehe, der Zeit braucht. Welche Träume und Ziele verfolgen Sie? Ich möchte anderen Forschern die Arbeit erleichtern. Das ist mein wissenschaftliches Ziel. Dazu entwickle ich Methoden, die den Prozess der Datenerfassung und analyse vereinfachen. Daten sollen dadurch genauer und nachvollziehbarer werden. Ein beruf licher Traum ist ein transparenter und freier Zugang zur Wissenschaft.
Foto: Martin Lugger
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oran arbeiten Sie zurzeit? Es gibt jede Menge Daten, die in Kran kenhäusern automatisch erfasst wer den. Diese Daten werden bis dato aber nicht wirklich genutzt. Das wollen wir ändern. Wenn ein Patient mit einer Rückenmarksverletzung eingeliefert wird, dann misst man beispielsweise den genauen arteri ellen Druck. Wir glauben, dass diese Daten bei der Behandlung anderer Patienten helfen können. Wo möglich können wir dadurch den Genesungsverlauf voraussagen.