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Das ist meine Geschichte
Ich bin Dianne Vitkus, und … DAS IST MEINE GESCHICHTE
Vor eineinhalb Jahren wurde mein Leben auf den Kopf gestellt. Ein kleiner Ausrutscher – und alles, was ich kannte, war auf einmal vorbei.
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Eine inspirierende junge Frau: Dianne ist Wings for Life Ambassador.

Dianne verbringt gerne Zeit mit ihren Freundinnen Carolyn und Kristin. Vor dem Unfall: Dianne erkundet die Natur Arizonas.
Starke Familie: Dianne mit ihren Eltern am Hafen von Boston.


Damals arbeitete ich als Arzthelferin in der Chirurgie in Syracuse, New York. Mein absoluter Traumberuf. Mein Onkel war Kieferchirurg und hat mich quasi dazu inspiriert. Ich assistierte den Oberärzten im Operationssaal und überwachte den Zustand der Patienten nach ihrer OP. An dem besagten Tag kam ich nach einer ZwölfStundenSchicht nach Hause und ließ mich erschöpft auf die Couch fallen.
Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich einen wundervollen Sonnenuntergang. Ich wollte den Abend genießen und kletterte mit einer Decke unter dem Arm die Leiter zum Dach hinauf. Ich lag lange dort oben. Beobachtete, wie die Sonne hinter dem Horizont verschwand, und bewunderte anschließend den Sternenhimmel. Ich begann zu frösteln und wollte wieder hinunterklettern. Als ich auf die Leiter stieg, rutschte ich aus und fiel aus dreieinhalb Metern Höhe auf den harten Zementboden.
Ich war etwas benommen und spürte nur einen Schmerz in meiner rechten Schulter. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, das wird morgen früh wohl wehtun. Seltsamerweise hatte ich sonst keine Schmerzen. Als ich aufstehen wollte, wurde mir schnell klar, warum das so war. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich konnte nichts fühlen. Alles unterhalb meiner Brust war taub. In diesem Moment wusste ich, dass mein Leben nie wieder dasselbe sein würde.
Ich hatte dreißig Minuten Zeit, um mich auf das Chaos und die Ungewissheit vorzubereiten, bevor mich jemand fand und den Notruf wählte. Dreißig Minuten, in denen ich über die vergangenen 28 Jahre nachdachte. Dreißig Minuten, um darüber nachzudenken, wie privilegiert mein Leben gewesen war. Hätte ich etwas anders gemacht? Ich hatte mich nach der Ausbildung gerade erst eingelebt. War das alles umsonst? Werde ich jemals in meinen Traumberuf zurückkehren können? Mir ging so viel durch den Kopf. Ich wollte es nicht wahrhaben, ahnte aber, dass die Freiheit, die ich über mein Leben hatte, vorbei war. Trotzdem blieb ich ruhig. In Panik zu geraten, hätte nicht geholfen. Alles, was ich tun konnte, war tief durchatmen und warten.
Bei dem Sturz habe ich mir das rechte Schulterblatt gebrochen. Ich erlitt einen Lungenkollaps. Dabei sammelt sich Luft zwischen der Lunge und der Brustwand an und erschwert das Atmen. In einer NotOP wurde meine Wirbelsäule fixiert. Ich brauchte einen Luftröhrenschnitt, eine Ernährungssonde und ein Beatmungsgerät. Vier lange Wochen lag ich auf der Intensivstation in Syracuse. Ich dachte nie, dass

Die 28-Jährige lebt in Boston, Massachusetts.
Ihre Freunde waren eine starke Stütze nach dem Unfall.
ich es nicht schaffen würde. Aber wenn ich so zurückblicke, habe ich wohl jeden Tag um mein Leben gekämpft.
Als mein Zustand schließlich stabil war, wurde ich ins Spaulding Rehabilitation Hospital in Boston verlegt. Dort war ich zwei Monate in einer intensiven stationären Reha.
Eigentlich dachte ich, dass ich mit Rückschlägen gut umgehen kann. Als ich 18 Jahre war, hat man Typ-1-Diabetes bei mir diagnostiziert. Aber ein Leben mit Querschnitt ist etwas anderes. Man muss jeden Tag kämpfen und hat keine Wahl. Aber ich habe zumindest die Wahl, ob ich mit Groll oder mit einem Lachen im Gesicht kämpfe.
Ich bin nach wie vor optimistisch. Das kommt wohl von den vielen Sportwettkämpfen. Ich bin mit drei Sportarten aufgewachsen und habe auf dem College Lacrosse gespielt. Nach dem College machte ich viel Intervalltraining. Ich lief einen Marathon, radelte und wanderte regelmäßig. Während meiner sportlichen Laufbahn hatte ich definitiv viele Hindernisse zu überwinden. Aber egal was kam, meine Lebensfreude hat mich immer nach vorne getrieben.
Was mir auch unglaublich geholfen hat: Ich habe ein großartiges Umfeld, wo mir jeder den Rücken stärkt. Ich glaube, das ist meine Rettung. Ich kann vielleicht nicht mehr gehen, aber diese Menschen geben mir so viel Kraft. Wie sagt man so schön: Glück wird nicht in Etappen gemessen. Man misst es an den Beziehungen im Leben. Den Beziehungen, die bleiben. Alle haben sich so um mich gekümmert. Sogar völlig Fremde haben nicht nur mich, sondern auch meine Familie unterstützt. Sie schickten Karten, Blumen und Luftballons. Sie spendeten Geld oder kochten für mich.

„Eines Tages werde ich wieder gehen können.“
Am Anfang hatte ich viel Hoffnung, bald wieder etwas zu spüren oder mich bewegen zu können. Aber über die Monate verschwand diese Hoffnung langsam. Ich wollte meine Erwartungen auch nicht zu hoch schrauben, nur um dann enttäuscht zu werden. Aber als ich von Wings for Life erfuhr, all den klinischen Studien und der Forschung – all der Arbeit, um eine Heilung für Querschnittslähmung zu finden –, machte mir das wieder Hoffnung. Eines Tages werde ich wieder gehen können. Und dieses Comeback wird so schön sein.
Dianne hat viel durchmachen müssen, trotzdem strahlt sie.
