ORTSPL ANUNGSREVISION
«Wir müssen in Thun nicht alles auf den Kopf stellen» Zurzeit findet die öffentliche Auflage zur Ortsplanungsrevision statt. Stadtpräsident Raphael Lanz ist überzeugt, gute thunspezifische Lösungen gefunden zu haben. Thun soll Thun bleiben und sich aus seinen Stärken heraus weiterentwickeln – für die Bevölkerung von morgen. Thun weist schon heute sehr wenige Leerwohnungen auf. Wo sollen denn die Thunerinnen und Thuner von morgen wohnen? Es freut mich, dass die Leute hier wohnen wollen. Damit die jungen Thunerinnen und Thuner nicht gezwungen sind, wegzuziehen und andernorts Familie zu gründen, müssen wir ihnen etwas bieten. Dafür brauchen wir gewisse Entwicklungsmöglichkeiten.
Raphael Lanz, wie sieht Ihr Thun in 20 Jahren aus? Für mich ist Thun die lebenswerteste Stadt der Schweiz. Thun wird in 20 Jahren nicht grundlegend anders sein. Das ist auch nicht nötig. Trotzdem wollen wir Thun weiterentwickeln, indem wir die Stärken der Stadt noch besser zur Geltung bringen. Welche Stärken meinen Sie? Thun bietet als Wohn- und Lebensstandort eine sehr hohe Lebensqualität: Eine attraktive Innenstadt mit einer wunderschönen Altstadt, viel Grün und eine einzigartige Lage am Wasser und nahe der Berge. Die Stadt bietet dadurch viel in den Bereichen Erholung und Freizeit. Auf diese Stärken müssen wir uns fokussieren. Ein attraktives Lebensumfeld ist gerade auch für die Wirtschaft wichtig, denn wir erleichtern den Unternehmun14
ThunMagazin | 1/22
gen damit die Suche nach dringend benötigten Fachkräften. Wie geht die Ortsplanungsrevision konkret mit der Altstadt und den Grünflächen um? Wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass wir Sorge tragen zu den Grünflächen. Diese Tradition führen wir fort. Die grünen Oasen nehmen sogar noch an Bedeutung zu. Wenn an gewissen Orten etwas mehr Entwicklung möglich werden soll, ist der Schutz von Aussenräumen zentral. Wir teilen die Stadt in die Gebiete «bewahren», «weiterentwickeln» und «neuorientieren» ein. Das Gebiet Altstadt und wichtige Grünflächen sollen bewahrt werden. Hier gelten strengere Regeln beim Bauen, und insbesondere soll die Grünflächenziffer über die gesamte Stadt die starke Durchgrünung sichern.
Wo soll sich Thun denn weiterentwickeln? Es gibt einerseits Bauzonen, die grosses Potenzial haben und daher unter den Begriff «neuorientieren» fallen. Darunter sind zum Beispiel Gebiete wie der Bahnhof West / Güterbahnhof, aber auch etwa die Freistatt, deren Planung bereits in einem separaten Verfahren genehmigt wurde. Andererseits gibt es in der Regelbauzone Gebiete, in denen man eine Entwicklung aus den bestehenden Qualitäten ermöglich will. Sie fallen unter den Begriff «weiterentwickeln». Im Grundsatz möchten wir da zum Beispiel die Ausnützungsziffer (= Mass der erlaubten baulichen Nutzung, Anm. d. Red.) abschaffen und damit mehr ermöglichen. Gleichzeitig möchten wir eine Grünflächenziffer (= Anteil des Grundstücks, der nicht überbaut werden darf) einführen. Das Zusammenspiel der neuen Regelungen ermöglicht eine moderate zusätzliche Entwicklung, ohne dass wir unsere Qualitäten verlieren. Diese Siedlungsentwicklung nach innen ist zentral in der Stadtplanung – auch in Thun. Der zur Verfügung stehende Boden ist beschränkt. Wird es in Thun bald Hochhäuser geben? Wenn wir keine zusätzlichen freien Flächen überbauen und die Durchgrünung erhalten wollen, brauchen wir eine gewisse Entwicklung in die Höhe. Aber wir wollen das Ortsbild behalten. Daher de-