SpiezInfo Januar 2022

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EDITORIAL

Liebe Spiezerinnen, liebe Spiezer Darf ich Ihnen von Bern-West berichten, vom legendären «Tscharnergut», in Zeiten des Wohlstands und des Widerstands? Teil dieser Geschichte ist einer, der heute in Spiez wohnt: Christoph Eggimann oder, wie seine Freunde ihn nennen, der «Eggi» (s. Interview ab S. 6). Eggi, Bäne, Brünu, Ribi, Stüfi und Yves, sie haben in den 70er-Jahren alle im «Tscharni» gewohnt, sind Freunde geworden – und sie sind Freunde geblieben, bis heute. Das ist selten. Wäre ich nicht in Bern-Ost aufgewachsen, dann hätte ich vielleicht auch zu dieser «Bande» gehört, die ihren Protest gegen die Exzesse der Hochkonjunktur in Kreativität umgemünzt hat. Auch ich bin 1958 geboren, wie sie. Auch ich hatte den KonsumBlues, doch unsere Wege haben sich erst viel später gekreuzt. 1979, als sie ihren wilden, rohen Super-8-Film «Tscharniblues» drehten, da lebte ich in München und studierte Fotografie. (Das nebenstehende Porträt von damals hat ein Kollege im Studio in München gemacht.) Als ich 1981 wieder nach Bern kam, da bin ich Stüfi begegnet, dem heute bekannten Schauspieler Stefan Kurt. Er war hier noch an der Schauspielschule und beteiligt an einem Projekt, das über Wochen hinweg die Loeb-Schaufenster als Bühne nutzte. Zehn Jahre später kamen Bäne und Ribi auf mich zu. Wir wurden ein Filmgespann und arbeiteten seither an mehreren Filmen zusammen. Ich war in jenen Jahren oft bei Bäne am Wohlensee, am Arbeiten, Fabulieren, Blödeln und das Leben Geniessen. Die Kinder waren auch mit von der Partie, Aron, der älteste, und Chrische, der Nachbarssohn. Die Jahre gingen ins Land, viel Erlebtes, viel Erlittenes, viel Erhofftes, viel Gelungenes und Gescheitertes. Aron wurde selber Filme­macher und Chrische sein Kameramann. Ich durfte sie als Mentor begleiten, auch bei «Tscharniblues II», dieser Ode an die Freundschaft, die mehr hält, als sie verspricht, weil es kein Versprechen braucht, um Freunde zu sein. Was ist ein gelungenes Leben? Erfolg, Karriere, Wohlstand, Selbstverwirklichung? Christoph Eggimann und die «Tscharni-Giele» sind der lebendige Beweis, dass das Mit- und Füreinanderda-Sein ausreicht. Alles andere ist Beilage.

Foto: Stefan Diller

Dieter Fahrer Filmschaffender www.balzli-fahrer.ch

Der Film «Tscharniblues II» und sein Bezug zu Spiez

Der Autor dieses Editorials, der Berner Filmschaffende Dieter Fahrer, führte im Dokumentarfilm «Tscharniblues II» die zweite Kamera und war als Mentor bzw. Berater tätig. «Tscharniblues II» wurde 2019 an den Solothurner Filmtagen als Eröffnungsfilm gezeigt. Einen Bezug zu Spiez hat dieser Kinofilm, weil einer der fünf Protagonisten, Christoph Eggimann, in Spiez wohnt. Er wurde aus der Bevölkerung für ein Interview vorgeschlagen – siehe Seite 6.

Januar 2022  |  SpiezInfo

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