DIE ANKUNFT DER SCHWEIZERGARDE Advent 1505
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u Beginn des 16. Jahrhunderts herrschte auf dem europäischen Kontinent Aufruhr, denn die italienischen Kriege tobten. Die Armeen der Franzosen, der Borgias, der Habsburger, der Neapolitaner und des Heiligen Römischen Reiches wetteiferten um Territorien und Schätze. Im Mittelpunkt des Geschehens stand die Kirche von Rom, die lange Zeit in religiösen Angelegenheiten und als moralische Autorität dominiert hatte und unweigerlich in die weltlichen Fragen und Konflikte der Zeit verwickelt wurde. Bald nachdem Kardinal Giuliano della Rovere 1503 zum Papst Julius II. ernannt worden war, stellte er fest, dass der Vatikan dringend eine militärische Streitmacht zu seiner Sicherheit und seinem Schutz benötigte. Er wandte sich an seine Verbündeten in der schweizerischen Eidgenossenschaft und bat um eine ständige Kompanie von 200 ihrer besten Kämpfer, die innerhalb der Mauern der Vatikanstadt unter der direkten Autorität des Papstes stationiert werden sollten. Die Schweizer Soldaten genossen seit der Antike ein hohes Ansehen. Der römische Geschichtsschrei-
ber Tacitus schrieb: «Die Helvetier [der Zentralschweiz] sind ein Volk von Kriegern, berühmt für die Tapferkeit ihrer Soldaten.» Kein Wunder, dass Papst Julius II. diese «Schweizer Wächter» in den unruhigen Zeiten nach Rom rief. Im September 1505 machten sich die Schweizer Soldaten unter der Führung von Hauptmann Kaspar von Silenen auf den beschwerlichen Weg nach Rom. Sie überquerten in der Adventszeit im tiefsten Winter die Alpen, marschierten über die Weihnachtsfeiertage durch Norditalien und erreichten am 22. Januar 1506 den Vatikan. Noch am selben Tag wurde die Gruppe mit dem persönlichen Segen von Papst Julius II. in den ersten Jahrgang der päpstlichen Schweizergarde aufgenommen und in der Kaserne an der Via Pellegrino einquartiert, die auf Anweisung des Papstes für sie errichtet und vorbereitet worden war. In den mehr als 500 Jahren, die seit diesem Tag vergangen sind, haben die Tausenden von Männern, die in der päpstlichen Schweizergarde gedient haben, nie versagt, dem Heiligen Vater «tapfer und treu» zu dienen und den Heiligen Stuhl zu verteidigen.
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