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kurSe, PrüfuNgeN uNd beWeguNg

dIe freIWIllIge fahrradPrüfuNg uNd der SChWIMMkurS IN der 4. klaSSe

voN MaNfred hofer, klaSSeNlehrer der 4. klaSSe das fahrradfahren

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Beim Fahrrad handelt es sich in der Regel um das erste Transportmittel, mit dem Kinder selbstständig und teilweise über lange Strecken am Straßenverkehr teilnehmen. Dabei stellt das „Radl“ an seine jungen FahrerInnen hohe Anforderungen in Bezug auf Motorik und Konzentrationsfähigkeit. Für die meisten WaldorfschülerInnen ein Klacks! Sagen auch die BeamtInnen, die die Kinder während der Übungsfahrten genau im Auge haben. Man erkennt, dass die Schule viel bewegt arbeitet.

Bei der Theorie sieht es ein wenig anders aus. Selbstständige Mitarbeit, rege Anteilnahme und Ideenreichtum sind nicht so sehr gefragt. Stattdessen werden „gut Zuhören” und das Anwenden der Verkehrsregeln verlangt. Gut so. Solange es keine Waldorfhighways gibt, sollte man sich dem einfach unterordnen. Das führt auch dazu, dass die Kinder merken und schätzen lernen, wie bei uns in den Klassenzimmern mit ihnen umgegangen wird und wie Verkehrserziehende agieren müssen, um Ersteren in kurzer Zeit die wichtigsten Regeln nahezubringen. Die Jobausschreibung für WaldorfverkehrserziehungsexpertInnen, verknüpft mit Verkehrs- und Städteplanung sowie inklusive sozialer Dreigliederung ist naheliegend, aber wahrscheinlich erst in ferner Zukunft angesiedelt. Den Kindern macht es Spaß zu radeln, und die Möglichkeit, mit dem Fahrtwind im Gesicht zur Schule zu fahren, erinnert mich an meine Kindheit. Es gab nichts Schöneres, als vor und nach der Schule mit den Freunden am Fahrrad durch die städtischen Park- anlagen oder auf Waldwegen dahinzubrausen. Und dieses Gefühl den Kindern in der 4. Klasse zu ermöglichen, ist es wert, die Organisation und Durchführung der freiwilligen Fahrradprüfung auf sich zu nehmen. Also rauf auf den Drahtesel und ab die Post! das Schwimmen

Der Leib wird leicht im Wasser. Wenn der Arm

Leicht aus dem Wasser in den Himmel fällt

Wiegt ihn der kleine Wind vergessen

Weil er ihn wohl für braunes Astwerk hält.

Bertold Brecht

Es gibt doch nichts Schöneres, als im Sommer ins kühle Wasser zu hüpfen und sich rundum pudelwohl zu fühlen. Dazu muss man natürlich schwimmen können. Gut gelernt und gut geübt, sorgt das richtige Schwimmen für viele Stunden Freude und Erregung – und die Kinder schlafen abends rasch ein!

Im Einklang zu sein mit jenem Element, aus dem wir alle stammen, ist etwas Wunderbares. Der schwebende Zustand, den man dank der Gliedmaßen, die man im Menschenkundeunterricht bewusst kennen gelernt hat, bewusst verlassen kann, um sich „fliegend“ fortzubewegen, ist grandios. Die Möglichkeit, im wahrsten Sinne des Wortes einzutauchen in eine Welt, die uns so nahe ist und doch auch fern, ist das pure Abenteuer. Also machen wir den Schwimmkurs im nahegelegenen Hietzinger Bad.

Dem fehlt allerdings das abenteuerhafte Flair, dessetwegen er eigentlich absolviert wird, weshalb er eher als Training betrachtet wird. Ein Junge aus der Klasse formuliert es treffend: „Der Mann muss nicht freundlich sein; er muss wie ein guter Fußballtrainer gute Trainings machen.“

Also trainieren wir und heben uns das Abenteuer für später auf. So soll es sein. Je besser wir schwimmen können, desto mehr Spaß werden wir haben. Und wir wollen eine Menge Spaß! Schon wieder ein guter Grund, den Schwimmkurs in der 4. Klasse durchzuführen.

Sowohl im Fahrradfahren als auch im Schwimmen steckt ein lebendiges Bewegungselement, das die Kinder in der Regel magnetisch anzieht. „Ich will das können! Ich kann das!“ Es ist eine Erweiterung der bisherigen Fähigkeiten. Dabei ist es egal, wann man damit beginnt. Die Mitwelt wird in der 4. Klasse mehr und mehr zur Umwelt, und die Gelegenheit, sich mit Hilfe eines Fahrrads oder den charakteristischen Schwimmbewegungen in der Umwelt fortzubewegen, ist Teil dieser Entwicklungsstufe. Die Kinder fühlen sich herausgefordert und haben Spaß an der Sache. Um Bestätigungen und Abzeichen soll es dabei nicht gehen. Vielmehr geht es um das Gewahrwerden seiner selbst und um den Umgang mit dem Gerät beziehungsweise dem Element. Und so geht es auf zu neuen Ufern…

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