UMWELTKLIMAKLIMAWANDEL

Fachkonzept zum ISEK Rosenheim
Umwelt-Klima-Klimawandel
Vorwort

Liebe Rosenheimerinnen und Rosenheimer, die klimagerechte Entwicklung des Stadtraums spielt eine zentrale Rolle für eine zukunftsfähige und resiliente Stadt. Das bedeutet zum einen, dass zur Umsetzung europäischer und nationaler Klimaschutzziele auf kommunaler Ebene der Ausstoß klimaschädigender Emissionen und der Verbrauch endlicher Ressourcen reduziert werden müssen. Zum anderen ist es neben der Vermeidung schädigender Einwirkungen auf die Umwelt inzwischen eine ebenso wichtige Aufgabe der Städte, auf die bereits eingetretenen und zukünftig eintretenden Veränderungen des Klimas zu reagieren. Maßnahmen zum Umgang mit dem Klimawandel gehen dabei oft ineinander über. Auch betreffen sie ganz unterschiedliche Aspekte gleichzeitig, wie etwa Umweltschutz und die Gesundheit der Bewohner in der Stadt, wenn es zum Beispiel um Luftreinhaltung oder Bodenversiegelung geht. Die klimagerechte Stadtentwicklung zum Erhalt eines lebenswerten Stadtraums ist eine komplexe Aufgabe.
Oberbürgermeister Andreas
März
Für diese Ausdifferenzierung ist neben dem bereits beschlossenen Klimawandelanpassungskonzept und dem parallel erarbeiteten übergeordneten ISEK ein konzeptionelles Fachgutachten zu praxis- und maßnahmenbezogenen Themen des Klimaschutzes und der Klimawandelanpassung erforderlich. In einer ersten Stufe des Konzepts wurden hierfür in einer ausführlichen SWOTAnalyse z.B. die Klimatope, die Tag- und Nachttemperatur, Mobilität, Hochwasser- und Starkregenereignisse sowie Kaltluftdynamiken nach Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken analysiert und mithilfe von klimatischen Karten visualisiert. Anschließend galt es, nach der Erstellung eines Klima-Leitbilds klimawirksame Maßnahmen für die Bereiche Stadtplanung und Städtebau, Grün- und Freiflächen, Wasser, Architektur und Gebäude sowie Räume für Mobilität zu entwickeln. Die gesamtstädtische Vernetzung zwischen Grünflächen sowie öffentlichen Räumen und Platzflächen werden im Rahmenkonzept Stadtklima aufgezeigt. Daraus erwachsen auch Chancen. Für die Fokusbereiche „Innenstadt“, „Chiemseestraße“ und „Aicherpark“ wurden klimaresiliente Maßnahmen entwickelt und mit Hilfe einer „Toolbox“ genauer definiert. Das Fachkonzept liefert für die Zukunft wirkungsvolle Vorschläge für die Verbesserung des Stadtklimas unter Berücksichtigung der spezifischen städtischen und naturräumlichen Gegebenheiten in Rosenheim und trägt wesentlich zu einer integrierten Stadtentwicklung bei.
Andreas März, Oberbürgermeister

Inhaltsverzeichnis
Vorwort
01 Rosenheim will die Ziele des Klimawandelanpassungskonzepts umsetzen
Rosenheim setzt sich für Klimaschutz und Klimawandelanpassung ein
Städte und ihre besondere Rolle im Klimawandel
Klimaziele und Klimaschutz
Klimaschutz und Klimawandelanpassung
Synergien mit Umweltschutz
Rechtliche Rahmenbedingungen
Wo liegen die großen Herausforderungen?
02 Rosenheim hat sich bereits auf den Weg gemacht
Das Integrierte Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept und die Klimaschutzinitiative
Klimawandelanpassungskonzept
ISEK und Fachkonzepte
03 Analyse: Klimaaspekte in Rosenheim
Ausgangslage
M ethodik und Datenbasis der Analyse
Klimaentwicklung in Rosenheim
Lokale Folgen des Klimawandels
Klimatope
Tag- und Nachttemperatur
Öffentlicher Verkehr
Hochwasser
Starkregen
Kaltluftdynamiken
Normierter-Differenz-Vegetationsindex
Synthese
04 Zielsetzungen
Klimaresiliente Stadtentwicklung
Klimawirksame Grün- und Freiräume
Flächenmanagement und nachhaltige Stadtentwicklung
Öffentliche Räume und Resilienz
05 Das Klima-Leitbild
Umwelt- und Klimaschutz sowie Klimawandelanpassung integrativ und ganzheitlich betrachten
Mit klimagerechter Stadtplanung Ressourcen schonen und Resilienz stärken
Vielfalt und Nachhaltigkeit in Einklang bringen
Bodenversiegelung reduzieren
Grundstein in der Flächennutzungsplanung legen
Stadtstruktur anpassen und Ressourcen schonen
Stadt- und Ortsteile vernetzen
Klimafit bauen
Blau-grünes Netz bewahren und weiterentwickeln
Bestand klimagerecht gestalten
Stadtgesellschaft aktivieren und beteiligen
Koordination und Steuerung sichern
Instrumente und Gestaltungsspielräume nutzen
06 Maßnahmen: Toolbox der Klimawandelanpassung
Maßnahmen-Übersicht
Stadtplanung und Städtebau
Grün- und Freiflächen
Wasser
Architektur und Gebäude
Räume für Mobilität
07 Fokusbereiche
Innenstadt
Chiemseestraße
Aicherpark
Quellenverzeichnis
Anhang: Plandarstellungen
01 Rosenheim will die Ziele des Klimawandelanpassungskonzepts umsetzen
Rosenheim setzt sich für Klimaschutz und Klimawandelanpassung ein
Der Stadtrat hat Zielsetzungen für die Stadtentwicklung der kommenden 15 Jahre beschlossen, die aus Sicht der Verwaltung bei der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans (FNP) zu berücksichtigen sind. Rosenheim setzt sich demnach unter anderem für eine klimaresiliente Stadtentwicklung ein und hat hierzu ein Klimawandelanpassungskonzept erarbeitet. Weitere konkrete Ziele betreffen die Bereiche Hitzeprävention, nachhaltiges Bauen, klimafreundliche und effiziente Energieversorgung, eine umweltfreundliche Mobilität für alle Verkehrsteilnehmenden sowie die Vorbildfunktion der Stadt.
Städte und ihre besondere Rolle im Klimawandel
Städte sind sowohl Hauptverursacher des Klimawandels als auch in besonderem Maße von dessen Folgen betroffen. Industrie, Verkehr und Energieproduktion tragen erheblich zur Klimakrise bei, während hohe Bevölkerungsdichte, dichte Bebauung und eine empfindliche Infrastruktur urbane Gebiete besonders verwundbar machen. Steigende Temperaturen und zunehmende Starkregenereignisse stellen Städte angesichts hoher Bodenversiegelung und fehlender Grünflächen vor große Herausforderungen.
Zugleich nimmt die Stadtbevölkerung zu: Rosenheim verzeichnete in den vergangenen Jahren ein kontinuierliches Wachstum. Laut dem Jahreswirtschaftsbericht der Stadt stieg die Einwohnerzahl von 59.735 Ende des Jahres 2011 auf 65.721 Ende des Jahres 2023 – ein Anstieg um rund 10 %. Die städtische Bevölkerungsprognose geht davon aus, dass die Bevölkerung Rosenheims bis 2043 um weitere 15,7 % auf etwa 76.067 Einwohner anwachsen könnte.“1
Angesichts ihres umfassenden Wirkungskreises kommt Städten und Gemeinden eine zentrale Rolle im Klimaschutz und der Klimawandelanpassung zu. Als Trägerinnen der Planungshoheit stellen sie wichtige Weichen für die Entwicklung von Siedlungsräumen, Mobilität und Freiflächen. Durch Flächennutzungs- und Bebauungspläne, vorbereitende informelle Planungen sowie Maßnahmen der Quartiersentwicklung und -sanierung werden heute die Entscheidungen für morgen getroffen.
Mit ihren kommunalen Unternehmen übernehmen die Gebietskörperschaften wirtschaftliche Aufgaben, sichern die Energie- und Wasserversorgung, organisieren die Abwasserentsorgung und Müllabfuhr und gewährleisten Mobilitätsangebote. Auch beim Ausbau von Straßen und Wegen sowie durch kommunale Satzungen und Verfügungen übernehmen sie Verantwortung für eine nach-
haltige Entwicklung – und eine wichtige Vorbildfunktion gegenüber Wirtschaft und Gesellschaft.
Trotz ihrer vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten hat das kommunale Handeln auch seine Grenzen. Neben der örtlichen Begrenzung liegen diese in verfassungsrechtlichen und gesetzlichen Vorgaben, finanziellen Kapazitäten und dem Spektrum der kommunalen Aufgaben.
Eines ist bei dem Thema klar: Bei Klimaschutz und Klimawandelanpassung bedarf es ein Zusammenspiel aller politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteure. Es ist essenziell, dass alle Akteurinnen und Akteure die eigenen Handlungsoptionen erkennen – und diese aktiv nutzen.2
Klimaziele und Klimaschutz
Unser Weg in die schlimmsten Szenarien der Klimakrise ist noch nicht unumkehrbar – doch es liegt in unserer Hand, durch effektiven Klimaschutz schnell gegenzusteuern. Gebietskörperschaften tragen hierbei eine besondere Verantwortung: als Vorreiter und als Vorbild.
Die Europäische Union verfolgt das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden. Deutschland strebt dieses Ziel bereits bis 2045 an. Der Freistaat Bayern hat sich mit der Novelle des Bayerischen Klimaschutzgesetzes (BayKlimaG) vom 1. Januar 2023 noch ambitionierter positioniert und strebt Klimaneutralität bis 2040 an.3 Die staatlichen Behörden sollen dieses Ziel im Rahmen ihrer hoheitlichen Aufgaben aktiv unterstützen.
Für Städte und Gemeinden besteht bislang keine gesetzliche Verpflichtung zur Erreichung dieser konkreten Klimaziele. Dennoch wird ihnen empfohlen, sich entsprechend auszurichten – denn in der Praxis spielen sie eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsmaßnahmen.
Klimaschutz und Klimawandelanpassung
Klimaschutz zielt darauf ab, den weiteren Fortschritt der Klimakrise zu verlangsamen. Doch die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits heute vielerorts deutlich spürbar. Menschen, Tiere und Pflanzen können sich auf natürliche Weise nicht schnell genug an die veränderten klimatischen Bedingungen anpassen. Die Folgen sind gravierend und betreffen zahlreiche Lebensbereiche. Deshalb sind neben wirksamem Klimaschutz auch gezielte Maßnahmen zur Anpassung an die bereits eingetretenen und zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels notwendig.
Synergien mit Umweltschutz
Klimaschutz, Klimawandelanpassung und Umweltschutz sind eng miteinander verknüpft und verstärken sich gegenseitig. So reduziert der Ausbau erneuerbarer Energien nicht nur CO₂-Emissionen, sondern verringert auch andere Umweltbelastungen durch den Verzicht auf fossile Brennstoffe. Maßnahmen wie Stadtbegrünung oder die Renaturierung von Fließgewässern helfen, Städte vor Hitze und Hochwasser zu schützen, verbessern die Luftqualität und fördern die Biodiversität. Nachhaltige Mobilitätskonzepte und energieeffiziente Bauweisen erhöhen gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimafolgen. Ebenso tragen Schutzmaßnahmen für Moore, Wälder und Feuchtgebiete zur CO₂-Bindung bei und sichern den Erhalt wertvoller Ökosysteme.
Ein integrierter Ansatz, der Klimaschutz, Klimawandelanpassung und Umweltschutz verbindet, sorgt für lebenswerte, resiliente Städte und schützt langfristig unsere natürlichen Ressourcen.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz im Jahr 20214 hat deutlich gemacht: Klimaschutz ist eine dauerhafte Aufgabe – er erfordert einen verbindlichen, einheitlichen und zielgerichteten Prozess, auch auf kommunaler Ebene. Das Gericht betont in dem Urteil auch die Bedeutung des Schutzes der natürlichen Lebensgrundlagen für künftige Generationen, was implizit auch die Notwendigkeit von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel einschließt.
Mit dem Inkrafttreten des Bundes-Klimaanpassungsgesetzes (KAnG)5 am 1. Juli 2024 wurde erstmals ein verbindlicher rechtlicher Rahmen für die Klimaanpassung in Deutschland geschaffen. Ziel des Gesetzes ist es, die Widerstandsfähigkeit von Gesellschaft, Wirtschaft, Infrastruktur sowie Natur und Ökosystemen gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu stärken und soziale Ungleichheiten zu vermeiden.
Für Rosenheim bedeutet das KAnG konkret:
Verpflichtung zur strategischen Klimawandelanpassung Als Teil des Bundeslands Bayern ist Rosenheim mittelbar verpflichtet, die Vorgaben der bayerischen Klimaanpassungsstrategie umzusetzen. Damit entsteht die Notwendigkeit, bestehende oder geplante Anpassungskonzepte fortlaufend weiterzuentwickeln. Klimarisikoanalysen und darauf basierende Maßnahmen werden verbindlicher Bestandteil der Stadtplanung. Das Klimawandelanpassungskonzept Rosenheim6 aus dem Jahr 2023 erfüllt diese Anforderungen bereits. Evaluierung und Fortschreibung werden in der Zukunft notwendig sein.
Berücksichtigung in der öffentlichen Planung und Entscheidungsfindung
Bei allen kommunalen Entscheidungen – etwa zur Stadtentwicklung, Infrastruktur, Grünflächengestaltung oder Wasserwirtschaft – muss Klimaanpassung künftig fest verankert werden. Sie ist somit keine freiwillige Aufgabe mehr, sondern wird zu einer dauerhaften Querschnittsaufgabe.
Schutz vulnerabler Gruppen
Besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen, Kinder und gesundheitlich vorbelastete Personen sind in der Anpassungsplanung gezielt zu berücksichtigen. Maßnahmen wie Hitzeschutzpläne, kühlende Infrastruktur oder Notfallkonzepte gewinnen dadurch an Bedeutung.
Förder- und Unterstützungsangebote Rosenheim kann künftig verstärkt auf Förderprogramme und Beratungsangebote des Bundes, etwa über das Zentrum KlimaAnpassung, zurückgreifen. Dies erleichtert die Finanzierung und Umsetzung kommunaler Anpassungsmaßnahmen
Monitoring und Berichterstattung
Die Stadt wird verpflichtet, Daten zu Klimarisiken und Anpassungsmaßnahmen zu erfassen und bereitzustellen. Dies erhöht die Transparenz und ermöglicht es Bürgerschaft und Politik, die Fortschritte der Klimaanpassung nachzuvollziehen.
Wo liegen die großen Herausforderungen?
Der Weg zur Klimaneutralität sowie die Anpassung an die bereits eingetretenen und künftigen Folgen des Klimawandels stellen Städte vor erhebliche Aufgaben. Um diese zu bewältigen, ist eine enge und abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen unverzichtbar. Insbesondere Klein- und Mittelstädte sind hierbei auf gezielte Unterstützung, rechtssichere Rahmenbedingungen und innovative Kooperationsmodelle angewiesen.
Gesetzgebung
Die Reform des Klimaschutzgesetzes (KSG) im Jahr 20247 hat den rechtlichen Rahmen neu ausgerichtet. Durch den Wegfall der sektorscharfen Verbindlichkeit wurde ein flexiblerer Ansatz eingeführt, der jedoch auch kritisch bewertet wird. Insbesondere die nun fehlenden kurzfristigen Korrekturmechanismen und die aufgeweichte Sektorverantwortung sorgen für Diskussionen über die Wirksamkeit der Klimaschutzsteuerung auf Bundesebene.
Auch auf Ebene der Bundesländer bestehen Herausforderungen – beispielsweise bei der angestrebten Reduktion des Flächenverbrauchs auf unter 30 Hektar pro Tag bis 2030. Kommunen verfügen zudem nicht immer über
ausreichende rechtliche Instrumente, um Maßnahmen wie verbindliche Vorgaben zur Begrünung von Grundstücken oder zur Flächennutzung für erneuerbare Energien umzusetzen. Dies kann die Anpassung an den Klimawandel und eine nachhaltige Stadtentwicklung anspruchsvoller gestalten.
Mit dem Bundes-Klimaanpassungsgesetz (KAnG) wurde 2024 ein verbindlicher Rechtsrahmen für die Klimawandelanpassung geschaffen. Allerdings gibt es noch Umsetzungsspielräume und wenig Detaillierung auf Landesund kommunaler Ebene, was für Städte wie Rosenheim zusätzliche Konkretisierungs- und Abstimmungsbedarfe bedeutet.
Föderalismus als Herausforderung
In Bayern liegt ein großer Teil der raumplanerischen Kompetenzen bei den Regierungsbezirken. Städte und Gemeinden sind daher in vielen Bereichen auf die landesrechtlichen Vorgaben angewiesen, was ihre Handlungsspielräume im Klimaschutz und in der Klimawandelanpassung einschränken kann.
Während kreisfreie Städte wie Rosenheim über eine größere Eigenständigkeit verfügen, sind kreisangehörige Kommunen noch stärker von Entscheidungen auf Landkreisebene abhängig. Besonders in den Bereichen Flächennutzung, Bauleitplanung und Infrastruktur benötigen Kommunen klare und unterstützende Rahmenvorgaben des Freistaats Bayern. Dies kann Herausforderungen mit sich bringen, wenn es um eine schnellere Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen, etwa in der Verkehrsplanung oder der Energieversorgung, geht.
Politische Barrieren
Um wirksamen Klimaschutz und aktive Klimawandelanpassung zu betreiben, bleibt es eine zentrale Aufgabe, politische Hürden abzubauen und das Bewusstsein für Klimaschutz auf allen Ebenen weiter zu schärfen. Die Stadtpolitik sollte sich aktiv für Klimaschutz einsetzen und zugleich deutlich machen, welche gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen auf Landes- und Bundesebene notwendig sind, um die Umsetzung auf kommunaler Ebene zu erleichtern.
Nur durch enge Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Bundesländern und Bund können die notwendigen strukturellen Voraussetzungen geschaffen werden, um lokalen Klimaschutz und notwendige Klimawandelanpassung erfolgreich zu gestalten.
Bedarf an Daten und Monitoring
Viele Städte stehen bei der Erhebung und Analyse klimarelevanter Daten noch am Anfang. Rosenheim hat in diesem Bereich bereits Erfahrung.
Eine zentrale Herausforderung besteht darin, aus den gesammelten Informationen konkrete Maßnahmen und Handlungsempfehlungen für Klimaschutz und Klimawandelanpassung abzuleiten.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Entwicklung effektiver Monitoring-Konzepte, um die Wirksamkeit bereits umgesetzter Maßnahmen kontinuierlich überprüfen und bei Bedarf anpassen zu können. Dafür sind eine strukturierte Datenerhebung, die Einbindung neuer technischer und wissenschaftlicher Methoden sowie eine enge Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und Fachbehörden von Vorteil. Als aktuelles Beispiel kann das vom Stadtrat im Jahr 2023 beschlossene Klimawandelanpassungskonzept mit einem integrierten Monitoring-Konzept genannt werden.
Definition der Zuständigkeiten
Mit der Umsetzung von Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsmaßnahmen entstehen neben neuen Steuerungsansätzen auch zusätzliche Aufgaben für die Stadtverwaltung.
Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist der Aufbau effektiver Governance-Strukturen mit klar definierten Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten. Denn selbst die beste Strategie bleibt wirkungslos, wenn es keine engagierten Akteurinnen und Akteure gibt, die sie aktiv vorantreiben und in die Praxis umsetzen.
Dazu zählen unter anderem die stadtklimatische Gestaltung, der Aufbau von Monitoring-Prozessen zur Erfassung klimatischer Veränderungen, die Akquise von Fördermitteln für Klimaschutz- und Anpassungsprojekte sowie eventuell die Entwicklung neuer Kennzahlen und Budgetposten –etwa im Bereich der Schadensbewältigung.
Häufig müssen hierfür aber zunächst Zuständigkeiten geklärt, Fachwissen in die Verwaltung integriert und neue interdisziplinäre, ämterübergreifende Strukturen geschaffen werden.
Interdisziplinäres Denken
Klimaschutz und Klimawandelanpassung sind Querschnittsaufgaben und erfordern ein interdisziplinäres Verwaltungshandeln sowie die Zusammenarbeit mit externen Akteurinnen und Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.
Rosenheim kann hier aufgrund seiner kompakten Verwaltungsstrukturen und seiner bisherigen Erfahrungen –z. B. im Kommunalen Energieeffizienz-Netzwerk Rosenheim-Traunstein, bei Energiezukunft Rosenheim (ezro) und im Klima-Bündnis – auf Netzwerkstrukturen zurückgreifen.
Zusätzliche Kapazitäten in der Verwaltung
In kleineren und mittleren Städten ist die Verwaltung häufig stark in das Tagesgeschäft eingebunden. Dadurch stehen oft nur begrenzte zeitliche Ressourcen, und spezialisiertes Fachwissen zur Verfügung. Rosenheim hat die Zeichen der Zeit früh erkannt und kann entsprechendes Personal zur Verfügung stellen.
Neben internem Fachpersonal sind oft externe Beratungsstellen und die Zusammenarbeit mit Wissenschaft und anderen Städten erforderlich, um Know-how zu bündeln und wirksame Strategien zu entwickeln. Rosenheimer Erfahrungen aus Projekten wie BUOLUS 1 und 2 sowie SINFONIA bieten hierbei eine wertvolle Grundlage.
Notwendige Finanzierung
Die wachsenden Handlungsfelder führen zu einem steigenden Arbeitsaufwand, weshalb Rosenheim für die Bearbeitung der wachsenden Herausforderungen zwei zusätzliche Stellen geschaffen hat.
Die Bearbeitung wachsender Aufgaben erfordert nicht nur Fachkompetenz, sondern auch zusätzliche finanzielle Mittel. Eine gezielte Fördermittelakquise sowie die Entwicklung innovativer Finanzierungsansätze sind entscheidend, um langfristig tragfähige Lösungen sicherzustellen.
Interessenskonflikte
In vielen Bereichen der Gesellschaft ist das Bewusstsein für die Dringlichkeit von Klimaschutz und Klimawandelanpassung bereits gewachsen. Dennoch bestehen weiterhin Vorbehalte. Klimaschutz und Klimawandelanpassung wird noch immer häufig als Einschränkung oder Verzicht wahrgenommen.
Deshalb ist es umso wichtiger, über die positiven Auswirkungen nachhaltiger Maßnahmen auf Lebensqualität und Stadtraum zu informieren. Die Medienkampagne zum Klimaanpassungskonzept Rosenheim ist ein Beispiel dafür.
Die Politik spielt hier eine Schlüsselrolle: Sie sollte verdeutlichen, dass Umwelt- und Klimaschutz sowie Klimawandelanpassung nicht alleine individuelle Aufgaben sind. Klare Rahmenbedingungen und gezielte Anreize können dazu beitragen, gemeinschaftliche Lösungen voranzubringen.
1 Wirtschaftsstandortagentur (2022): Jahreswirtschaftsbericht 2022 / 2023. Verfügbar unter: https://www.rosenheim.de/ [Zugriff am 8. Mai 2025].
2 Bayerischer Städtetag (Hersg.) (2022): Die Städte im Klimawandel, Tagungspapier 2022, S. 17. Verfügbar unter: https://www.bay-staedtetag.de/fileadmin/Downloads/Broschueren/Tagungspapier_2022. pdf [Zugriff am 25. März 2025].
3 Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (o. J.) Bayerisches Klimaschutzgesetz. Verfügbar unter: https://www. stmuv.bayern.de/themen/klimaschutz/klimaschutzgesetz/index.html [Zugriff am 25. März 2025].
4 Bundesverfassungsgericht (2021), Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021 – 1 BvR 2656/18 u. a., BVerfGE 157, 30, https://www. bverfg.de/e/rs20210324_1bvr265618.html [Zugriff am 8. Mai 2025).
5 Bundesministerium der Justiz, Bundes-Klimaanpassungsgesetz (KAnG), BGBl. I 2023 Nr. 393, 22. Dezember 2023, https://www.recht. bund.de/bgbl/1/2023/393/VO.html [Zugriff am 8. Mai 2025].
6 Stadt Rosenheim (Hrsg.), Klimawandelanpassungskonzept Rosenheim 2023, bearbeitet von alpS GmbH, veröffentlicht am 12. Oktober 2023, https://www.rosenheim.de/fileadmin/Buergerservice/Umwelt/ Klimawandelanpassungsstrategie/Klimawandelanpassungskonzept_ Hauptteil_final.pdf [Zugriff am 8. Mai 2025].
7 Bundesministerium der Justiz, Zweites Gesetz zur Änderung des Bundes-Klimaschutzgesetzes, BGBl. I 2024 Nr. 235, 16. Juli 2024, https://www.recht.bund.de/bgbl/1/2024/235/VO.html [Zugriff am 8. Mai 2025].
02 Rosenheim hat sich bereits auf den Weg gemacht
Rosenheim arbeitet seit Jahren daran, die CO2 Emissionen der Stadt zu senken und die Stadt an die Folgen des Kimawandels anzupassen.
Das Integrierte Energie-, Klimaund Umweltschutzkonzept und die Klimaschutzinitiative
Um die gravierendsten Folgen des Klimawandels zu verhindern, hat die Stadt Rosenheim im Jahr 2020 eine Klimaschutzinitiative ins Leben gerufen.8 Ziel der Initiative ist in erster Linie die Klimaneutralität im eigenen Verwaltungsbereich. Sie greift damit die Empfehlung des Bayerischen Klimaschutzgesetzes9 auf, kommunale Gebietskörperschaften bis spätestens 2030 klimaneutral zu gestalten.
Die Initiative orientiert sich an bestehenden Maßnahmenkatalogen, wie der Bayerischen Klimaschutzoffensive10 und dem Integrierten Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept Rosenheim 2025 aus dem Jahr 2012.11 Mit der Federführung wurde das Umwelt- und Grünflächenamt betraut. Für die Umsetzung der zugehörigen Maßnahmen sollen die jeweiligen Fachämter zuständig sein. Die Konkretisierung sollte im Zuge der weiteren Ausarbeitung der Klimaschutzinitiative gemeinsam mit der Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft der Stadt Rosenheim (GRWS) und den Stadtwerken Rosenheim (SWRO) erfolgen.
Bisherige Schwerpunkte und Maßnahmen
Ein zentraler Fokus der bisherigen Maßnahmen lag auf dem städtischen Gebäudebestand. Die Umstellung auf LED-Beleuchtung wurde konsequent weitergeführt, und für ausgewählte Liegenschaften wurden energetische Sanierungen geprüft. Ferner hat die Stadt bei ihren Liegenschaften die Möglichkeiten einer Fassaden- und Dachbegrünung untersucht und die ersten Maßnahmen begonnen. Zudem wurden an mehreren Gebäudestandorten Photovoltaikanlagen zur Eigenstromproduktion bewertet und installiert.
Darüber hinaus engagierte sich die Stadtverwaltung im Bereich der Klimabildung: So unterstützte sie die digitale Veranstaltungsreihe „Rosenheimer Klimafrühling“ 2020 bis 2022 und realisierte gemeinsam mit der Stadtbibliothek eine begleitende Ausstellung zum Klimaschutz.
Im Bereich der städtischen Infrastruktur laufen derzeit Projekte zur Effizienzsteigerung der Lichtsignalanlagen im gesamten Stadtgebiet.
Die umfangreichen Beteiligungen an den Netzwerken ermöglichte z.B. die Teilnahme an den Forschungsprojekten Sinfonia und Buolus.
Klimawandelanpassungskonzept
Das Klimawandelanpassungskonzept der Stadt Rosenheim12 aus dem Jahr 2023 stellt einen weiteren wichtigen Schritt dar, um die Stadt auf die zunehmenden Herausforderungen des Klimawandels vorzubereiten. Es basiert auf einer Analyse lokaler Klimarisiken unter intensiver Beteiligung verschiedener Akteurinnen und Akteure – darunter Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bevölkerung.
Geplante Maßnahmen
Das Konzept definiert eine Vielzahl neuer Maßnahmen:
Fachliche Maßnahmen
• Aktionsplan „Mehr Raum für Stadtbäume“ – Schutz und Erhalt alter Bäume, größere Pflanzgruben für Neupflanzungen, Förderung von Baumpatenschaften.
• Schwammstadt-Prinzip – Verbesserung des Wasserrückhalts, Entsiegelung von Flächen, Regenwassernutzung und Fassadenbegrünung.
• Klimafitte Waldflächen – Förderung klimaresistenter Mischwälder, Beratung für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, Waldumbau.
• Biotopverbund & Freihaltezonen – Erhalt und Entwicklung von Grünflächen zur Hitzeminderung, Förderung naturnaher Gärten.
• Klimafitter Radweg & ÖPNV – Begrünung und Verschattung von Radwegen und Bushaltestellen, verbesserte Wasserversorgung für Radfahrerinnen und Radfahrer.
Strategische Maßnahmen
• Anpassung der Bauleitplanung – Berücksichtigung von Starkregen, Hitze und Frischluftzufuhr in städtischen Planungen.
• Hitzeaktionsplan für Rosenheim – Schutzmaßnahmen für vulnerable Gruppen, Schulungen für Pflegepersonal, Trinkwasserqualitätssicherung.
• Anpassung der Katastrophenvorsorge – Ausbau von Notfallplänen, Blackout-Konzepte, Materiallager für den Katastrophenschutz.
Bewusstseinsbildung
• Medienkampagne „Klimaanpassung in Rosenheim“ – Aufklärung über Begrünung, Starkregenvorsorge, Hitze und Katastrophenschutz.
Im Ausschuss für Umwelt, Energie und Klimaschutz am 04.07.2024 wurde die Priorisierung der Maßnahmen vorgestellt.
Abbildung 1: Blick auf die Kunstmühle


Laufende und umgesetzte Maßnahmen
Rosenheim setzt bereits heute wichtige Maßnahmen zur Klimawandelanpassung und zum Klimaschutz um. In der Innenstadt wurden vier Straßenzüge begrünt: Reifenstuelstraße, Salinstraße, Reichenbachstraße und Hofmannstraße. Außerdem reduziert ein Fernkältesystem den Energieverbrauch in der Innenstadt, während erneuerbare Energien und Effizienzmaßnahmen in städtischen Gebäuden ausgebaut werden.13 Im Stadtraum werden öffentliche Trinkbrunnen installiert, Grünflächen ökologisch aufgewertet und Streuobstwiesen gefördert. Gleichzeitig stärkt Rosenheim den Katastrophenschutz im Hinblick auf Extremwetterereignisse und optimiert kontinuierlich die Hochwasserprävention.
ISEK und Fachkonzepte
Aktuell wird für die Stadt Rosenheim ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) erstellt und im Anschluss soll der Flächennutzungsplan (FNP) neu aufgestellt werden. Mit dem ISEK wird für die Stadt Rosenheim eine solide Grundlage für die zukunftsfähige Entwicklung in den nächsten Jahren geschaffen – inklusive der für den kommunalen Klimaschutz und der Klimawandelanpassung zentralen Themenbereiche. Flankierend zum ISEK werden Fachkonzepte erstellt, welche die strategischen Aussagen des ISEKs im Sinne von Fachgutachten vertiefen und konkretisieren. Das vorliegende Fachkonzept widmet sich praxis- und maßnahmenbezogen den Themen des Klimaschutzes und der Klimawandelanpassung.
8 Stadt Rosenheim, Klimaschutzinitiative (2020), https://www.rosenheim.de/buergerservice/umwelt/klimaschutzinitiative/ [Zugriff am 8. Mai 2025].
9 Bayerisches Klimaschutzgesetz (BayKlimaG), Art. 3 Abs. 5, GVBl. 2020 S. 598, https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayKlimaG-3 [Zugriff am 8. Mai 2025].
10 Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Maßnahmenpaket – Klimaschutzoffensive, Stand: 15. November 2021, https://www.stmuv.bayern.de/themen/klimaschutz/klimaschutzgesetz/doc/anl2_mahmenpaket.pdf [Zugriff am 8. Mai 2025].
11 Stadt Rosenheim (2012), Rosenheim 2025 – Stadt in Zukunft. Integriertes Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept.
12 Stadt Rosenheim (2023), Klimawandelanpassungskonzept Rosenheim 2023.
03 Analyse: Klimaaspekte in Rosenheim
Ausgangslage
In diesem Kapitel werden die klimatischen Rahmenbedingungen untersucht, die den weitergehenden Überlegungen zur Freiraumstruktur der Stadt Rosenheim zugrunde liegen.
Für Rosenheim liegt aktuell keine datenbasierte Stadtklimaanalyse vor. Das 2014 verfasste Stadtentwicklungskonzept Rosenheim 2025 und das Klimawandelanpassungskonzept aus dem Jahr 2023 nehmen die klimatischen Verhältnisse in der Stadt in Betracht und treffen Aussagen zur angestrebten Freiraumentwicklung. Die Analyse und Schlussfolgerungen des vorliegenden Fachkonzepts berücksichtigen die Erkenntnisse dieser Veröffentlichungen.
Trotz unterschiedlicher analytischer Herangehensweisen enthalten beide Konzepte überwiegend fundierte und relevante Aussagen zur Freiraumstruktur und zum Stadtklima. Geringfügige Abweichungen in Bestandserhebungen oder Strukturtypenkartierungen lassen sich teilweise durch die jeweilige Interpretationsfreiheit der Bearbeitenden erklären.
Im Stadtentwicklungskonzept Rosenheim 202513 wurden unter anderem die Handlungsfelder „Landschaft und Freiraum“ sowie „Siedlung und Freiraum“ behandelt. Zur Analyse kamen der Strukturtypenansatz und die Kartierung städtischer Orte zum Einsatz. Die daraus abgeleiteten Bewertungen lieferten wichtige Erkenntnisse in Bezug auf Klima und Freiraum. Die Analysekarten des Konzepts stellen den Bestand klima- und freiraumrelevanter Orte in der Stadt dar.
An die Analyse schließt eine Zielformulierung samt Maßnahmenkatalog für jedes Handlungsfeld an. Für das Handlungsfeld „Siedlung und Freiraum“ wurde als Oberziel eine „qualitätsvolle Siedlungsdurchgrünung“ definiert. Vorgeschlagen wurden u. a. Vorpflanzungen sowie Gebäude-, Fassaden- und Dachbegrünungen. Diese Maßnahmen gelten weiterhin als zielführend und decken sich mit den Ergebnissen der aktuellen Analyse im Rahmen des vorliegenden Fachkonzepts.
Im Klimawandelanpassungskonzept 202314 untersuchten die Verfasserinnen und Verfasser im Rahmen der Analyse auf Grundlage verschiedener klimabezogener Fachdaten, welche Klimaphänomene die Stadt Rosenheim betreffen. Um besonders vulnerable Stadtbereiche zu identifizieren, wurden partizipative Beteiligungsverfahren durchgeführt. Insgesamt wurden in zwölf Handlungsfeldern die wesentlichen Klimafolgen erfasst, priorisiert und entsprechende Maßnahmen zur Minderung der Auswirkungen definiert.
Die im Klimawandelanpassungskonzept empfohlenen Maßnahmen bestätigen die Erkenntnisse des vorliegenden Fachkonzepts: Rosenheim benötigt gezielte gestalterische
und bauliche Anpassungen, um den Herausforderungen des Klimawandels wirksam begegnen zu können.
Klimabezogene Datengrundlagen
Sowohl für das Klimawandelanpassungskonzept 2023 als auch für das vorliegende Fachkonzept wurden als klimabezogene Datengrundlagen vorrangig die Informationen des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) herangezogen –insbesondere die Schutzgutkarten Klima/Luft.15 Die Modellrechnungen für diese Datengrundlagen des LfU wurden mit dem mesoskaligen Klimamodell FITNAH-3D bei einer horizontalen Modellauflösung von 100 m durchgeführt. In diesem Maßstab werden einzelne Gebäude- und Grünstrukturen nicht explizit erfasst, sondern über idealisierte Landnutzungsklassen abgebildet.16
Die vorhandenen Daten erlauben keine detaillierten Aussagen zu lokalen Klimaphänomenen in Rosenheim. Sie bieten zwar wertvolle Hinweise auf regionaler Ebene, reichen jedoch nicht aus, um die spezifischen klimatischen Prozesse innerhalb der Stadt zuverlässig abzubilden.
Daher wird empfohlen, eine Stadtklimaanalyse mit höherer Auflösung (ca. 10 m) durchzuführen und deren Ergebnisse bei der Neufestlegung des Flächennutzungsplans zu berücksichtigen. Eine solche Analyse kann aufzeigen, wo Wärmeinseln entstehen, welche Bedeutung die Inn- und Mangfallauen für die Kaltluftversorgung haben und welche Freiflächen für die Durchlüftung besonders wichtig sind.
Damit entsteht eine fundierte Grundlage, um künftige Entwicklungsentscheidungen klimaangepasst zu gestalten – etwa durch die Sicherung von Kaltluftkorridoren, die gezielte Innenentwicklung an geeigneten Standorten und die Aufwertung von Grün- und Wasserflächen.
Methodik und Datenbasis der Analyse
Die für das Fachkonzept durchgeführte Analyse basiert auf der Sammlung, Verarbeitung und grafischen Aufbereitung von Geodaten aus oben genannten Quellen sowie zusätzlicher, ergänzender Informationen aus Drittquellen mithilfe von GIS-Software. Wie bereits erläutert, liegt die Modellauflösung der zugrunde gelegten Daten auf einem regionalen Maßstab, wodurch lokale Klimaphänomene nur angenähert erfasst werden können. Für konkrete, detaillierte räumliche Aussagen z.B. über den konkreten Verlauf von Kaltund Frischluftschneisen, Kaltluftentstehungsgebiete oder auch überwärmte Bereiche, wären weiterführende Erhebungen und detailliertere Datengrundlagen erforderlich. Hierbei wäre eine Modellauflösung ab mindestens 20 m zu empfehlen.
Die vereinfachte Analyse der Tag- und Nachttemperaturen wurde mithilfe des UMEP-Plugins für QGIS durchgeführt. In die Berechnungen flossen unter anderem Wetterdaten, Baumhöhen und -standorte, Gebäudehöhen sowie deren räumliche Anordnung ein. Trotz der Berücksichtigung zahlreicher Parameter stellt das Modell eine idealisierte Abbildung der klimatischen Situation dar. Das lokale Klima wird von vielfältigen dynamischen Faktoren beeinflusst, wodurch Temperaturen räumlich und zeitlich erheblich variieren können.
Bestandserhebungen können die tatsächlichen Verhältnisse naturgemäß nie vollständig und exakt erfassen. Ihre Aussagekraft entfaltet sich insbesondere im Zusammenspiel verschiedener Analysekarten, die in Beziehung zueinander gesetzt werden. Ein anschauliches Beispiel hierfür bietet die Darstellung der Siedlungs- und Stadtklimatopen in der vorliegenden Analyse. Ergänzend dazu liefert das Stadtentwicklungskonzept Rosenheim 2025 eine differenzierte Betrachtung der Siedlungstypen sowie eine gesonderte Analyse des Freiraums. Beide Perspektiven ergänzen die vorliegenden Fachanalysen sinnvoll und tragen zu einem umfassenderen Gesamtbild bei.
Die Analyse basiert auf dem zum Zeitpunkt März 2025 verfügbaren Datenbestand. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass sich diese Datengrundlagen fortlaufend dynamisch verändern.
Klimaentwicklung in Rosenheim
Laut dem Klimawandelanpassungskonzept Rosenheim 2023 könnte die Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts – je nach Emissionsszenario – um +1,1 °C (RCP2.6) beziehungsweise +4,0 °C (RCP8.5) steigen. Im Worst-Case-Szenario (RCP8.5) liegt der Temperaturanstieg über dem bayerischen Durchschnitt.18 Die neuesten Daten zeigen, dass selbst die pessimistischsten Szenarien zur Temperaturentwicklung inzwischen übertroffen werden.19 Das bedeutet: Das Szenario RCP 2.6 erscheint zunehmend unrealistisch –und selbst die Annahmen des Worst-Case-Szenarios RCP 8.5 könnten noch unterschätzt sein.
Diese klimatischen Veränderungen wirken sich direkt auf das Leben in Rosenheim aus. Eine der spürbarsten Folgen für den Menschen ist der Temperaturanstieg – insbesondere Tropennächte belasten den Organismus erheblich. In solchen Nächten kann sich der Körper nicht ausreichend erholen, das Herz-Kreislauf-System steht unter Dauerstress.
In besonders heißen Jahren kann die Zahl hitzebedingter Todesfälle sogar die der Verkehrstoten übersteigen.20 Während Tropennächte in Rosenheim bislang selten sind, dürfte ihre Zahl künftig deutlich zunehmen. Auch die Anzahl der Hitzetage hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen.21
RCP: Der repräsentative Konzentrationspfad
RCP8.5 und RCP2.6 sind zwei Emissionsszenarien, die in Klimamodellen genutzt werden, um die Entwicklung des Klimawandels bis 2100 abzuschätzen. Die Zahlen beziehen sich auf die bis dahin angesammelte Treibhausgaskonzentration und den daraus resultierenden Strahlungsantrieb (W/m²), nicht auf den Temperaturanstieg selbst.
RCP8.5 gilt als „Worst-Case-Szenario“ mit hohem, ungebremstem Treibhausgasausstoß und einem Strahlungsantrieb von 8,5 W/m². Es könnte zu einem Temperaturanstieg von bis zu 4–5 °C über das vorindustrielle Niveau führen.
RCP2.6 ist das „Best-Case-Szenario“ und setzt ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen voraus. Der Strahlungsantrieb läge hier bei 2,6 W/m², die Erwärmung würde sich auf +1,5 bis 2 °C begrenzen.
Allerdings sind diese Szenarien inzwischen rund zehn Jahre alt. Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Erwärmung schneller voranschreitet als damals angenommen. RCP2.6 erscheint heute zunehmend unrealistisch, während selbst die Annahmen von RCP8.5 möglicherweise noch zu optimistisch sind.
Die Niederschlagsprognosen für Rosenheim bis zum Ende des Jahrhunderts sind mit gewissen Unsicherheiten behaftet. Während die Gesamtniederschlagsmenge voraussichtlich relativ stabil bleibt, deuten Szenarien unter RCP8.5 auf eine Zunahme der Winterniederschläge und eine Abnahme der Sommerniederschläge in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts hin. Zudem könnte die Anzahl längerer Trockenperioden um bis zu 8 % steigen.22
Besonders hervorzuheben ist dabei die erwartete Zunahme von Starkniederschlägen Durch die höhere Wasserdampfkapazität wärmerer Luft können Niederschläge intensiver ausfallen. Prognosen zufolge könnte die Anzahl der Starkniederschlagstage in Rosenheim bis zum Ende des Jahrhunderts – stärker als im bayerischen Durchschnitt – um etwa 10 % (RCP2.6) bzw. 25 % (RCP8.5) zunehmen.23
Auch die Vegetationsperiode verlängert sich – voraussichtlich – um 17 Tage (RCP2.6) bzw. 63 Tage (RCP8.5). Dabei verschiebt sich der Vegetationsbeginn schneller als der letzte Frosttag,24 wodurch das Risiko für Spätfrostschäden zunimmt. Zusätzlich werden Frostereignisse unregelmäßiger, was die Wahrscheinlichkeit für späte Fröste weiter erhöht.
Lokale Folgen des Klimawandels
All diese Veränderungen ziehen vielfältige Folgen nach sich. Im Zuge der Erstellung des Klimawandelanpassungskonzepts für Rosenheim wurden daher Klimarisiko- und Klimafolgenanalysen durchgeführt. Dabei konnten für die zentralen Handlungsfelder die folgenden prioritären Klimafolgen identifiziert werden:25
Im Bauwesen machen sich zunehmende Hitzeperioden besonders in dicht bebauten Gebieten bemerkbar, da dort der sogenannte Hitzeinseleffekt auftritt. Dieser wird durch eine hohe Versiegelung und das Fehlen von Frischluftschneisen zusätzlich verstärkt. Infolge dessen steigt der Kühlbedarf in den Sommermonaten erheblich. Gleichzeitig nimmt die Häufigkeit von Starkniederschlägen zu, was wiederum zu Spitzenlasten in der Kanalisation führen kann.
Im Bereich Energie erhöht sich die Ausfallgefahr der Infrastruktur zur Energieversorgung, insbesondere durch Extremwetterereignisse.
Für Industrie und Gewerbe ist mit Veränderungen in der Verfügbarkeit von Rohstoffen und Vorprodukten zu rechnen, da extreme Wetterlagen zu logistischen Engpässen führen können. Auch hier steigt der Kühlbedarf – etwa in Bezug auf Transport, Lagerung und Arbeitsräume. Hinzu kommen steigende Energiekosten sowie eine erhöhte Schadensanfälligkeit durch Extremwetter und Hochwasser. Darüber hinaus kann Hitze die Arbeitsund Leistungsfähigkeit der Beschäftigten einschränken.
Der Katastrophenschutz steht vor der Herausforderung zunehmender Starkniederschläge, die sowohl die Kanalisation als auch Retentionsräume überlasten können. Die Gefahr von Hochwasser und Schäden durch Naturgefahren nimmt zu, ebenso wie das Risiko von Stromausfällen durch veränderte Gefahrenlagen.
In der Landwirtschaft verändern sich sowohl das Ertragspotential als auch die Vegetationsperiode. Während eine Verlängerung der Wachstumsphase möglich ist, führen Extremwetterereignisse gleichzeitig zu Ertragseinbußen.
Die Menschengesundheit ist durch den Klimawandel vielfältig betroffen. So treten vermehrt neue Krankheitserreger auf. Hitzewellen führen zu einem Anstieg hitzebedingter Erkrankungen, insbesondere in städtischen Gebieten mit starkem Hitzeinseleffekt. Dies kann zu einer erhöhten Sterblichkeit bei Risikogruppen wie älteren Menschen und Kleinkindern führen. Auch die Schlafqualität leidet unter hohen Temperaturen.
Tropennächte und Hitzetage
Tropennächte sind Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius fällt. Sie treten besonders in den Sommermonaten auf und sind typisch für warme Regionen oder heiße Wetterphasen in Mitteleuropa.
Hitzetage sind Tage, an denen die Lufttemperatur 30 Grad Celsius oder mehr erreicht. Sie werden oft als Maß für sommerliche Hitzeperioden verwendet.
Im Naturschutz führt die Erwärmung der Gewässer zu einer zunehmenden Gefährdung sensibler Feuchtlebensräume. Es kommt zu Veränderungen in der Artenzusammensetzung und zu einer Verschiebung von Lebensräumen.
Im Städtebau verstärkt sich der thermische Stadtklimaeffekt, insbesondere in den Innenstadtbereichen. Stadtgrün benötigt infolge dessen mehr Pflege und Wasser. Auch hier steigen Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen, was Anforderungen an die Retention erhöht.
Der Bereich Straßenbau und Verkehr ist mit einer Zunahme von Starkregen und weiteren Extremwetterlagen konfrontiert. Dies erhöht auch den Bedarf an Beschattungsmaßnahmen
Im Tourismus wirkt sich die steigende Schwüle auf das subjektive Temperaturempfinden aus. Extremwetterereignisse beeinflussen touristische Aktivitäten negativ, gleichzeitig könnte sich jedoch die Saison verlängern.
Die Wald- und Forstwirtschaft sieht sich mit einem Anstieg abiotischer Waldschäden konfrontiert. Die Baumartenzusammensetzung verschiebt sich zunehmend in Richtung Laub- und Mischwald. Der Gemeinwohlnutzen des Waldes gewinnt an Bedeutung, während Schadorganismen häufiger auftreten.
In der Wasserwirtschaft steigen Häufigkeit und Intensität lokaler Starkniederschläge. Gleichzeitig erhöht sich die Temperatur der Gewässer, wie beispielsweise der Mangfall. Auch die Anzahl von Hochwasserereignissen nimmt zu, verbunden mit veränderten Erwartungswerten.
Eine nähere Beschreibung der prioritären Klimafolgen sowie die Information über weitere (nicht-prioritäre) Klimafolgen kann dem Klimawandelanpassungskonzept Rosenheim, Kapitel 6 (ab Seite 47) entnommen werden.
13 Stadt Rosenheim (2014), Stadtentwicklungskonzept Rosenheim 2025 - Stadt in Zukunft, https://www.rosenheim.de/fileadmin/ Buergerservice/Stadtentwicklung/Gesamttext_Egebnisbroschuere_ RO25b.pdf [Zugriff am 8. Mai 2025].
14 Stadt Rosenheim (2023), Klimawandelanpassungskonzept Rosenheim 2023.
15 Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) (o. J.). Schutzgutkarte Klima/Luft. Verfügbar unter: https://www.lfu.bayern.de/natur/schutzgutkarten/klima_luft/index.html [Zugriff am 24. März 2025].
16 Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) (2021). Landesweite Schutzgutkarte Klima/Luft für die Landschaftsrahmenplanung (S. 58-59). Verfügbar unter: https://www.lfu.bayern.de/download/natur/ schutzgutkarten/klimaluft_abschlussbericht.pdf [Zugriff am 8. Mai 2025]
17 Landratsamt Rosenheim, Energie- und Treibhausgasbilanz für den Landkreis Rosenheim – Berichtsjahr 2019, veröffentlicht am 24. Oktober 2023, https://www.landkreis-rosenheim.de/wpfd_file/energie-und-treibhausgasbilanz-berichtsjahr-2019/ [Zugriff am 25. März 2025].
18 Stadt Rosenheim, Klimawandelanpassungskonzept Rosenheim 2023, 2023.
19 Konsequenter Klimaschutz ist dringend notwendig. Verfügbar unter: https://geosphere.at/de/aktuelles/news/konsequenter-klimaschutz-ist-dringend-notwendig [Zugriff am 25. März 2025].
20 Kühn, M. (2023). Folgen der Klimakrise: Mehr Tote durch Hitze als durch Verkehr. taz – die tageszeitung. Verfügbar unter: https://taz.de/ Folgen-der-Klimakrise/!6026777/ [Zugriff am 25. März 2025].
21 Stadt Rosenheim (2023), Klimawandelanpassungskonzept Rosenheim 2023.
22 ibid.
23 ibid.
24 ibid.
25 ibid.


Klimatope
Klimatope sind räumliche Einheiten mit ähnlichen mikroklimatischen Bedingungen, die durch Faktoren wie Flächennutzung, Bebauungsdichte, Versiegelungsgrad, Oberflächenstruktur, Relief und Vegetationsart bestimmt werden.
Die Kartierung der Freiraumklimatope basierend auf der Flächennutzung ist eine wertvolle Grundlage zur Interpretation klimabezogener Daten. Die Darstellung der Stadtklimatope orientiert sich an den vorhandenen Siedlungsstrukturen.
Freiraumklimatope
Waldklimatope zeichnen sich durch einen hohen Baumbestand, geringen Windgang und geringe Temperaturschwankungen aus. Sie dienen als Kaltluftentstehungsgebiete und filtern teilweise Luftschadstoffe.
Freiraumklimatope sind meist windoffen und unterliegen starken Temperaturschwankungen. Sie haben eine hohe Kaltluftproduktionsrate.
Parkklimatope ähneln Freiflächen, wirken jedoch aufgrund ihrer geringeren Ausdehnung nur lokal.
Gewässerklimatope sind ebenfalls windoffen und wirken temperaturausgleichend. Sie können nachts sowohl kühlend als auch wärmend wirken, je nach Dauer und Intensität einer Hitzeperiode.
In Rosenheim gibt es weitläufige Freiraumklimatope, insbesondere in den ländlich geprägten Bereichen im Norden und Süden. Wälder finden sich am östlichen und westlichen Stadtrand, während Parks gleichmäßig in der Kernstadt verteilt sind, jedoch mit geringer Flächenausdehnung. Der Friedhof Rosenheim stellt eine besonders prägende Grünfläche im Zentrum dar. Größere Parkanlagen in innerstädtischen Bereichen haben eine positive Wirkung auf lokalklimatische Faktoren.
Stadtklimatope
Städtische Räume mit einem hohen Versiegelungsgrad, geprägt von Asphalt, Beton und Glas, neigen dazu, sich tagsüber stark aufzuheizen und nachts nur langsam abzukühlen. Durch die dichte Bebauung ist die Luftzirkulation eingeschränkt, wodurch sich nachts Wärme staut und eine hohe thermische Belastung für die Bevölkerung entsteht. Zudem fehlen dort meist natürliche Kühlungselemente wie Vegetation oder Wasserflächen, die eine ausgleichende Wirkung auf das Stadtklima hätten.
Besonders in Industrie- und Gewerbegebieten ist der Anteil versiegelter Flächen hoch. Parkplätze, Lagerhallen und asphaltierte Wege absorbieren große Mengen an Sonnenenergie und speichern nächtliche Wärme über lange Zeit. Maschinen, Verkehr und Beleuchtung verstärken diesen Effekt. Da Vegetation oft fehlt, bleibt auch die Verdunstungskühlung aus, was die nächtliche Wärmespeicherung begünstigt und dort starke Wärmeinsel-Effekte entstehen lässt.




Abbildung 5: Luftbild zu beispielhaften Wald-, Park-, Freiraumund Gewässerklimatopen in Rosenheim
Luftbilder: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de.
Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.
Freiraumklimatope
Fokusräume
Gewässerklimatop
Waldklimatop
Parkklimatop
Freiraumklimatop
Abbildung 6: Freiraumklimatope

SWOT: Klimatope
Stärken
• Hoher Freiflächenanteil im Außenbereich der Stadt
• Große Waldflächen über das Stadtgebiet verteilt
• I n der Nähe der Innenstadt Siedlungen mit hohem Grünanteil durch private Gärten
• Gewässernetzwerk in der Stadt
Schwächen
• Chiemseestraße und Aicherpark mit hohem Versiegelungsgrad
• Weite Freiflächen bieten bei Strahlungswetterlagen geringe Aufenthaltsqualität
• Geringer Grün- und Freiflächenanteil im Stadtkern bei hohem Versiegelungsgrad
Stadtklimatope
Fokusräume
Innenstadtklimatop
Bahn ächenklimatop
Gewerbe ächenklimatop
Siedlungsklimatop
Dorfklimatop
Abbildung 7: Stadtklimatope

Chancen
• Verbindung klimawirksamer Klimatope durch unterschiedliche Freiraumelemente
• Begrünungspotential von Innenhöfen, Flachdächern, Fassaden
• Begrünungspotential im öffentlichen Raum
Risiken
• Nachverdichtung in den durchgrünten Siedlungen
• Bauliche M aßnahmen entlang potenzieller Freiflächenverbünde
• Jährlichkeiten gelten auf Grund der Klimakrise nicht mehr
Tag- und Nachttemperatur
Mit zunehmendem Klimawandel werden anhaltende Hitzeperioden in Zukunft häufiger auftreten. Dies betrifft grundsätzlich alle Bevölkerungsgruppen, stellt aber insbesondere für gesundheitlich vulnerable Personen wie Senioren und Kinder eine erhebliche Gefahr dar. Auch sozial benachteiligte Menschen sind stärker betroffen, da sie häufiger in hochversiegelten Siedlungen mit geringer Begrünung leben.
Hitzeinseln untertags
Ein zentraler Einflussfaktor für die Entstehung städtischer Hitzeinseln ist der Versiegelungsgrad. Ohne Vegetation kann keine natürliche Verdunstungskühlung (Evapotranspiration) stattfinden; zugleich führt die fehlende Beschattung dazu, dass insbesondere tagsüber die gefühlte Temperatur stark ansteigt. Ungehinderte und langanhaltende Sonneneinstrahlung verursacht auf versiegelten Flächen eine besonders hohe Hitzebelastung – sowohl für den Boden als auch für die angrenzende Umgebung.
Ein Vergleich mit den südlich von der Innenstadt gelegenen Ortsteilen verdeutlicht die Unterschiede in der errechneten gefühlten Lufttemperatur untertags zwischen unversiegelten Freiflächen und versiegelten Bereichen. Selbst in dörflich geprägten Ortschaften zeigen sich auf versiegelten Flächen Unterschiede in der errechneten Lufttemperatur untertags im Vergleich zu den umgebenden Freiflächen. In der dicht bebauten Innenstadt, wo es wenig Freiflächen gibt, wird dieser Unterschied noch deutlicher.
Innerstädtische Grünflächen haben hingegen einen deutlichen lokalen Kühlungseffekt. So wurden im Bereich des Friedhofs gefühlte Temperaturunterschiede untertags von bis zu vier Grad im Vergleich zur direkten Umgebung berechnet. Besonders ausgeprägt sind Hitzeinseleffekte im Bereich der Gleisanlagen, im Umfeld des Bahnhofs, den beiden Gewerbegebieten im Osten und Westen sowie in dicht bebauten Siedlungsbereichen mit geringer Baumdichte.
In Rosenheim sind die niedrigsten Temperaturen auf Waldflächen zu finden. Die hohe Baumdichte reduziert das Eindringen direkter Sonneneinstrahlung, ein Teil der Strahlung wird von den Baumkronen reflektiert. Auf Freiflächen wie Wiesen oder Feldern fehlt dieser Schutz, sodass die Sonneneinstrahlung ungehindert auf den Boden trifft und die Flächen sich stärker aufheizen.
Lufttemperatur und gefühlte Temperatur
Die Lufttemperatur ist die tatsächliche, mit einem Thermometer gemessene Temperatur der Umgebungsluft im Schatten.
Die gefühlte Temperatur hingegen beschreibt, wie warm oder kalt es sich für den menschlichen Körper tatsächlich anfühlt. Sie wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst.
Wärmeinseln in der Nacht
Eine ausreichende nächtliche Abkühlung während der Hitzeperioden ist essenziell für die Erholung des Körpers. Hohe nächtliche Temperaturen stehen sogar mit einer erhöhten Sterblichkeit in Verbindung. Ein entscheidender Faktor für die nächtliche Abkühlung ist die Kaltluftentstehung und -strömung. Ein zentraler Indikator zur Lokalisierung von Wärmeinseln ist die nächtliche Lufttemperatursituation.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) beschreibt den Effekt der städtischen Wärmeninseln (nachts) und stellt fest, dass die Temperaturdifferenz zwischen Stadt und Umland in großen Städten und Ballungsgebieten bis zu 10 Kelvin betragen kann.26
Deutlich wird, dass die großflächigen Gewerbegebiete im Westen und Osten sowie die Innenstadt eine ausgeprägte nächtliche Überwärmung aufweisen. Freiflächen wie Wiesen und Feuchtwiesen kühlen nachts stärker ab als Waldflächen, da Baumkronen die Infrarotabstrahlung hemmen und somit den Wärmeverlust reduzieren. Landwirtschaftlich genutzte Flächen heizen sich tagsüber besonders stark auf, wenn keine Vegetation vorhanden ist, und kühlen in der Nacht nur langsam ab.
Abbildung 8: Nächtliche bodennahe Lufttemperatur (Durchschnitt für 2 m über Grundniveau, 4:00 Uhr)


Abbildung 9: Errechnete gefühlte Lufttemperatur untertags (Durchschnitt der KW 23 im Jahr 2023)
SWOT: Tag- und Nachttemperatur
Stärken
• Siedlungen und Dörfer außerhalb der Kernstadt sind relativ kühl
• Weitläufige Gewässerstrukturen wirken ausgleichend bei Temperaturextremen
Schwächen
• H itzeinseln in dicht bebauten Bereichen
• Hohe Temperaturen bei Strahlungswetterlagen in windoffenen Gebieten
Chancen
• Ör tliche Maßnahmen in besonders erhitzten Bereichen
• Freiflächen mit hohem Baumbesatz bieten einen besonders hohen Schutz vor Hitze untertags
• Entsiegelung
• Nutzung verdunstungsfähiger Beläge
• Hohe Lufttemperatur und gefühlte Temperatur am Bahnhof und entlang der Bahn Risiken
• Bauliche M aßnahmen ohne ortsnahe Kompensation
• Zunehmende Häufigkeit von Extremwetterereignissen
26 Deutscher Wetterdienst (o. J.). Projekt Wärmeinseln – Stadtklimatologische Untersuchungen. Verfügbar unter: https://www. dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaforschung/klimawirk/stadtpl/ projekt_waermeinseln/projekt_waermeinseln_node.html [Zugriff am 25. März 2025].
Öffentlicher Verkehr
Nach den Empfehlungen für Anlagen des öffentlichen Personennahverkehrs (EAÖ)27 gilt in Deutschland eine fußläufige Distanz von 600 Metern zu einer Bushaltestelle als zumutbar. Im Durchschnitt überwindet man diese Distanz in etwa 7 bis 8 Minuten – abhängig vom individuellen Tempo und den Gegebenheiten vor Ort (Ampeln, Steigungen, Gehwegqualität etc.). In Rosenheim können die meisten Siedlungsbereiche innerhalb von 7 bis 10 Gehminuten eine Bushaltestelle erreichen.
Die Stadt verfügt zudem über drei Regionalbahnhöfe, den Bahnhof „Rosenheim“ in der Innenstadt, sowie die Haltestellen bei der Technischen Hochschule und am Aicherpark, deren Einzugsbereich mit einer fußläufig zumutbaren Distanz von bis zu 1.200 Metern angesetzt wird. Allerdings deckt dieser Radius nur einen vergleichsweise kleinen Teil der städtischen Fläche ab. Das stellt jedoch nicht zwangsläufig ein Problem dar, da nachhaltige Verkehrsträger im Verbund wirken: Eine sinnvolle Verknüpfung von Bus-, Radund Bahnverbindungen sowie sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sind zentrale Elemente zur Stärkung eines nachhaltigen Verkehrsnetzes.
Ein erheblicher Nachteil im öffentlichen Nahverkehr Rosenheims ist der ausbleibende Busbetrieb an Sonn- und Feiertagen. Für Personen, die auf den ÖPNV angewiesen sind, entfällt damit an diesen Tagen ihr zentrales Fortbewegungsmittel. Dies schwächt auch die sonst gute Anbindung an das regionale Schienennetz, da ohne ergänzende Busverbindungen der Zugang zu den Bahnhöfen erheblich erschwert wird.
Dauerhafte Veränderungen im Mobilitätsverhalten sind schwer zu erreichen, da sie von einer Vielzahl an Einflussfaktoren abhängen. Besonders wichtig ist dabei die regelmäßige Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln – sie spielt eine zentrale Rolle bei der Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Transportmodus.
Der eingeschränkte Busbetrieb an Wochenenden und Feiertagen stellt daher einen bedeutenden Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Verkehrsmitteln dar und erschwert eine konsequente Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs.
SWOT: Öffentlicher Verkehr
Stärken
• Zugängliches ÖPNV-Netz: Fast die gesamte Siedlungsfläche Rosenheims liegt im Umkreis von 600 m einer Bushaltestelle
• Übergeordnete Zugverbindungen nach München, Salzburg und Innsbruck (TEN-Achsen)
• MV V-Bereich (Münchner Verkehrs- und Tarifverbund)
Ö entlicher Verkehr
Fokusräume
Bushaltestelle
Bahnhaltestelle
600 Meter Umkreis
1.200 Meter Umkreis
Buslinie
Zuglinie
27 Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) (o. J.). Empfehlungen für Anlagen des öffentlichen Personennahverkehrs (EAÖ). FGSV Verlag, Köln. Verfügbar unter: https://www.fgsvverlag.de [Zugriff am: 12. März 2025].
Schwächen
• Bahnhaltestellen sind nur für einen geringen Teil des Siedlungsgebiets fußläufig erreichbar
Chancen
• „Umweltverbund” durch optimierte Verzahnung der Verkehrsträger (Bus, Fahrrad, SPNV) stärken
Risiken
• Streckensperrungen des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV)
• evtl weitere Risiken (Klimarisikobewertung ÖPNV notwendig)
Abbildung 10: Bahn- und Busnetz in Rosenheim

Hochwasser
Grundsätzlich wird zwischen fluvialem und pluvialem Hochwasser unterschieden.
Fluviales Hochwasser entsteht durch das Übertreten von Flüssen oder Bächen, wenn diese nach starken oder langanhaltenden Niederschlägen mehr Wasser führen, als ihr Flussbett aufnehmen kann. Auch Schneeschmelze oder eine Kombination beider Faktoren kann zur Überschwemmung angrenzender Uferbereiche führen. Besonders gefährdet sind tiefer gelegene Gebiete, Auenlandschaften und urbane Flussräume, da sich dort das Wasser staut oder in besiedelte Bereiche fließt.
Pluviales Hochwasser tritt unabhängig von Gewässern auf und entsteht durch extreme Regenfälle, bei denen das Wasser nicht schnell genug versickern oder abgeleitet werden kann. Besonders betroffen sind stark versiegelte Flächen in Städten, da dort der natürliche Wasserkreislauf unterbrochen ist und das Regenwasser kaum in den Boden eindringen kann.
Hochwassergefahrenkarten berücksichtigen zunehmend auch pluviales Hochwasser – insbesondere in urbanen Räumen. Dennoch liegt der Fokus traditionell auf fluvialen Ereignissen, da diese großflächiger auftreten und besser prognostizierbar sind.
Starkregen
Starkregenereignisse zeichnen sich dadurch aus, dass innerhalb kurzer Zeit große Niederschlagsmengen auf eine Fläche einwirken. In den jüngsten Fällen in Süddeutschland machten einzelne Starkregenereignisse bis zu 20 % des gesamten Jahresniederschlags aus.
Da versiegelte Flächen kaum oder gar nicht versickerungsfähig sind, erfolgt die Entwässerung meist über die städtische Kanalisation. Diese ist jedoch in der Regel nicht auf die zunehmende Häufigkeit und Intensität solcher Ereignisse ausgelegt. Ein hoher Spitzenabfluss führt zu unkontrollierten Überflutungen, da die anfallenden Wassermengen in kurzer Zeit weder ausreichend gespeichert noch abgeleitet werden können.
Maßnahmen zur dezentralen Versickerung und Regenwasserrückhaltung sind daher essenziell für ein nachhaltiges Regenwassermanagement – und ein zentraler Bestandteil der kommunalen Katastrophenvorsorge.
SWOT: Hochwasser und Starkregen
Stärken
• Hochwassergefahr entlang des Inns ist gering
• Ausgewiesene Überschwemmungsgebiete angepasst auf das 100-Jährliche Hochwasserereignis
• Retentionsvolumen entlang der Mangfall
Flutungsfälle*
Fokusräume
HQ extrem
HQ 100
HQ häu g
Gewässer
*aufgrund des uvialen Hochwassers
Schwächen
• I nnwasser drückt bei hohem Pegelstand über die städtischen Wasserwege in die Kernstadt
• Geringes Retentionsvolumen in der Innenstadt
• Fluten bei 200-Jährlichem Hochwasser
• M angfall
• Gewässer dritter Ordnung
Chancen
• Erhöhung des Retentionsvolumens mit Ausbau der grün-blauen Infrastruktur (z.B. Schwammstadt)
• K atastrophenschutz und Freiraumplanung integriert denken
• Entsiegelung und Einsatz (teilweise) sickerfähiger Beläge
Risiken
• Überlastung des Kanalsystems durch Spitzenabflüsse versiegelter, in den Kanal entwässernder, Flächen
• Die Hochwasser-Jährlichkeiten stimmen nicht mehr
Abbildung 11: Flutungsfälle aufgrund des fluvialen Hochwassers

Kaltluftdynamiken
Kaltluft und das nächtliche Windsystem spielen eine zentrale Rolle für die Abkühlung einer Stadt. Die tagsüber erwärmte Luft sowie aufgeheizte Oberflächen und Gebäude können durch nächtlichen Luftaustausch abgekühlt werden.
Für Rosenheim liegen derzeit keine belastbaren, kleinräumigen Daten zur lokalen Kaltluftdynamik vor. Daher lassen sich aktuell nur allgemeine Aussagen treffen. Für konkrete Aussagen auf kommunaler Ebene sind gezielte Fachuntersuchungen mit lokalem Fokus erforderlich. Im Rahmen des Abschlussberichts „Landesweite Schutzgutkarte Klima/ Luft für die Landschaftsrahmenplanung“28 hat das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) Geodaten zu errechneten Kaltlufttrajektorien veröffentlicht. Das darin erkennbare regionale Kaltluftströmungssystem ermöglicht zwar keine konkreten Aussagen auf der Ebene der Stadt Rosenheim, aber es ist hilfreich darzustellen, wie die Stadt innerhalb des großräumigen, regional errechneten Kaltluftfeldes positioniert ist. (Seite rechts, Abbildung 12)
Kaltluft entsteht bevorzugt auf großflächigen, zusammenhängenden Freiflächen, die sich meist außerhalb der dicht bebauten Kernstadt befinden. Es ist anzunehmen, dass größere Kaltluftmengen vorwiegend im südlichen Umland Rosenheims generiert werden. Diese könnten durch örtliche Windsysteme teilweise in die Stadt transportiert werden. Die geringste nächtliche Kaltluftproduktion findet sich in den dicht bebauten Stadtbereichen.
Grundsätzlich gilt: Der kühlende Effekt von Kaltluft ist umso stärker, je früher in der Nacht sie in ein Gebiet einströmt. Frühzeitiger Kaltlufteintrag sorgt für eine längere Abkühlungsdauer – ein Faktor, der sich direkt auf die nächtliche Erholung und das Wohlbefinden auswirken kann.
Die gebaute Umwelt behindert in der Regel den natürlichen Kaltluftaustausch. Dazu zählen dichte städtische Strukturen ebenso wie großflächige Barrieren – beispielsweise der Bahndamm, der auch ein physisches Hindernis für den Luftaustausch darstellen kann. Während Hitzeperioden kann Kaltluft, die entlang der Gleisanlagen strömt, zusätzlich erwärmt werden. Auch kleinere Strukturen wie Häuser, Hecken oder Lärmschutzwände können bodennahe Luftströmungen bereits in den ersten Nachtstunden zum Stillstand bringen – genau dann, wenn Kaltluft in besonders geringer Höhe durch das Stadtgebiet fließt.
Freiraumverbünde, die sich vom offenen Umland bis in die Innenstadt erstrecken, können auf mesoklimatischer und stadtklimatischer Ebene eine wichtige Ausgleichsfunktion übernehmen. Großräumige Grünzüge dieser Art lassen sich jedoch nachträglich nur in Ausnahmefällen in bestehende Stadtstrukturen integrieren.
Kaltluft und Frischluft
Kaltluft bezeichnet Luftmassen mit niedriger Temperatur. Sie entsteht meist durch nächtliche Abkühlung oder durch kalte Luftströmungen aus höher gelegenen Bereichen. Kaltluft ist dichter und sammelt sich daher in Tälern oder Senken.
Frischluft verfügt über einen hohen Sauerstoffgehalt und ist nicht durch Schadstoffe (z.B. Abgase industrieller Produktionsanlagen) belastet. Frischluft kann, je nach Wetterlage, sowohl kalt als auch warm sein.
Wie sich ein örtlicher Luftstrom einordnen lässt, kann unter Anderem durch Luftqualitätsmessungen festgestellt werden.
Kaltlufttrajektorien
Regionales Kaltluftströmungssystem auf Grundlage der errechneten Vorwärtstrajektorien
2,5 km
Abbildung 12: Kaltlufttrajektorien.
Die dargestellten errechneten Luftströme wirken von 21:00 bis 04:00 Uhr und haben eine Strömungshöhe von 10 Metern über dem Grundniveau. Im Planschema dargestellt wird jede dritte Trajektorie, wobei ein Mindestabstand von einem Kilometer zwischen den einzelnen Linien besteht.
28 Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) (o. J.). Landesweite Schutzgutkarte Klima/Luft für die Landschaftsrahmenplanung. Verfügbar unter: https://www.lfu.bayern.de/natur/schutzgutkarten/klima_luft/ index.htm [Zugriff am: 25. März 2025].
Kaltluftproduktionsrate Fokusräume
8 m³/m²*h
16 m³/m²*h
24 m³/m²*h
32 m³/m²*h
40 m³/m²*h
Abbildung 13: Kaltluftproduktionsrate

SWOT: Kaltluftdynamiken
Stärken
• I m klimatischen Sinne hoch funktionelles Umland, insbesondere das südlich gelegene Alpenvorland
• Windoffener Süden Rosenheims mit guter Kaltluftversorgung
Kaltluftvolumenstromdichte Fokusräume
8 m³/(s*m)
16 m³/(s*m)
24 m³/(s*m)
32 m³/(s*m)
40 m³/(s*m)
48 m³/(s*m)
Schwächen
• Physische Barrieren wie der Bahndamm schirmen die Kernstadt von Kaltluftströmen ab
• Relativ geringe Kaltluftproduktion im Stadtgebiet
Abbildung 14: Kaltluftvolumenstromdichte

Chancen
• Ausgeprägterer Freiraumverbund hat positive Effekte auf die Kaltluftversorgung
Risiken
• K altluftentstehung ist ein mesoklimatisches Phänomen, örtliche Maßnahmen können nur eingeschränkt wirken
• Bauliche M aßnahmen entlang potenzieller Freiraumverbünde
• Verbauung bzw. Abminderung von Kaltluftschneisen
Normierter-Differenz-Vegetationsindex
Der Normierte Differenz Vegetationsindex (NDVI) ist ein indikatorbasierter Messwert, der die Vegetationsdichte und -gesundheit erfasst. Er basiert auf der Reflexion von Licht im nahen Infrarot (NIR) und im sichtbaren roten Spektrum (RED). Da Pflanzen das rote Licht für die Photosynthese absorbieren, während sie das Infrarotlicht stark reflektieren, lassen sich anhand des NDVI-Werts vegetationsreiche und vegetationsarme Flächen differenzieren.
Ein hoher NDVI-Wert deutet auf eine dichte, gesunde Vegetation hin, während niedrige Werte auf versiegelte Flächen, Böden oder kahle Vegetation hindeuten. Dadurch können Freiflächen mit hohem Vegetationsanteil von Flächen mit geringer Begrünung unterschieden werden. Diese Information ist besonders für die Bewertung der Kaltluftentstehung relevant, da vegetationsreiche Freiflächen eine wesentliche Rolle in der städtischen Klimaregulierung spielen.
Ein Problem in der NDVI-Klassifikation besteht darin, dass Privatgärten bei der städtischen Flächennutzung als Wohnbaufläche eingeordnet werden. Dadurch wird ihre klimatische Funktion in der lokalen Freiraumversorgung oft unterschätzt.
Die NDVI-Daten zeigen, dass Wohnsiedlungen außerhalb der Kernstadt über eine höhere Vegetationsdichte verfügen als das Innenstadtgebiet. Damit lassen sich auch die unterschiedlichen Stadtklimatope besser abgrenzen. Das grüne Dorfklimatop unterscheidet sich deutlich von den dicht bebauten und wärmebelasteten Innenstadtklimatopen.
Die zweite Abbildung dieses Abschnitts zeigt ebenfalls den NDVI, jedoch in einer umgekehrten Farbdarstellung. Dadurch lassen sich Flächen mit besonders geringer Vegetation hervorheben. Auffällig sind dabei die Gewerbegebiete, die durch hohe Versiegelung und große unbegrünte Dachflächen geprägt sind. Diese Dachflächen tragen zur Aufheizung urbaner Gebiete bei, da sie Wärme speichern und die Verdunstungskühlung unterbinden.
Begrünte Dächer könnten diesen Effekt zwar verringern, haben jedoch nur eine geringe direkte Auswirkung auf die lokale Kühlung, da sie kaum zur Kaltluftbildung beitragen. Ihr Vorteil liegt vor allem im Retentionsvolumen, das dazu beiträgt, Regenwasser zurückzuhalten.

Abbildung 15: NDVI (Normierter-Differenz-Vegetationsindex)
Luftbild: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de.
Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.

SWOT: NDVI
Stärken
• Hoher Vegetationsgrad außerhalb der Kernstadt und der Gewerbegebiete
• Vielfältige ökologische Funktionen durch Vegetation, klimabezogene Vorteile in diesen Gebieten
Abbildung 16: NDVI umgekehrte Farbdarstellung
Luftbild: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de.
Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.

Chancen
• Durch Versickerungs- und Transpirationsfähigkeit von Flächen Vorteile erzielen
• Vegetationsgrad erhöhen
• Entsiegelung
Schwächen
• Geringer Vegetationsgrad durch Gebäudedächer und versiegelte Flächen
• Hohe Versiegelung in der Kernstadt – auch in den Innenhöfen
Risiken
• Artensterben
• Überhitzung (tagsüber)
• Über wärmung (nachts)
Synthese
Aus der vorliegenden Analyse lässt sich ein Bild der klimatischen und freiraumbezogenen Ausgangslage Rosenheims ableiten und verdeutlicht die Vielschichtigkeit der Herausforderungen im Zuge des Klimawandels. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der systematischen Verknüpfung unterschiedlicher klimarelevanter Aspekte zu, um daraus zielgerichtete Empfehlungen für die Stadtplanung abzuleiten.
Ein zentrales Ergebnis betrifft die Kaltluft, die vor allem aus dem Umland in das Stadtgebiet einfließt. Diese nächtlichen Luftbewegungen sind für die Abkühlung sowie die Verbesserung der Luftqualität in der Kernstadt essenziell. Die Analyse zeigt jedoch, dass physische Barrieren wie der Bahndamm oder dichte Bebauungsstrukturen, die Wirksamkeit dieser Kaltluftbewegungen erheblich einschränken. Vor allem in den dichter besiedelten Innenstadtbereichen besteht daher ein Risiko nächtlicher Überwärmung
Das Freiraumnetzwerk Rosenheims wird durch verschiedene Elemente wie Wälder entlang der Stadtgrenzen, öffentliche Parkflächen und Gewässer geprägt. Diese tragen einerseits zur Durchlüftung und lokalen Kühlung bei, bieten aber auch Potentiale für die ökologische Weiterentwicklung. Besonders die Parkflächen sind gut über das Stadtgebiet verteilt und leisten einen wichtigen Beitrag zur wohnortnahen Freiraumversorgung. Gleichzeitig werden sie als lokale Kühlinseln immer wichtiger, insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender Hitzetage und Tropennächte
Im Hinblick auf den Hochwasserschutz verdeutlicht die Analyse erhebliche Risiken bei extremen Wetterereignissen. Bei einem 200-jährlichen Hochwasser wären große Teile der Kernstadt von fluvialen Überschwemmungen betroffen. Besonders kritisch ist die Situation im Innenstadtbereich wo das Retentionsvolumen als unzureichend eingeschätzt wird. Die Erhöhung dieses Rückhaltevolumens durch die Integration von blau-grüner Infrastruktur stellt daher eine zentrale Maßnahme der Katastrophenvorsorge dar. Solche Elemente können Überschwemmungsrisiken mindern, wirken gleichzeitig temperaturregulierend und tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei.
Die Untersuchung der Stadtklimatopografie und der Oberflächentemperaturen unterstreicht darüber hinaus die Bedeutung einer gezielten Begrünung und Entsiegelung. Hitzeinseln zeigen sich vor allem in Gewerbegebieten, im Bahnhofsbereich und in stark versiegelten Innenstadtquartieren. Die Kombination aus fehlender Vegetation und hohem Versiegelungsgrad führt dort zu starker Wärmebelastung. Hier eröffnet die Analyse deutliche Handlungsspielräume, um durch Dach- und Fassadenbegrünungen sowie entsiegelte Innenhöfe die Hitzebelastung zu mindern.
Durchgrünung
Einzugsbereich SPNV
Waldnetzwerk
Kaltluftbarriere
Überwärmt
Abbildung 17: SWOT-Plan
Insgesamt wird deutlich, dass Rosenheim über ein großes Potential verfügt, ihre Freiräume, Grünstrukturen und wasserbezogenen Flächen gezielt weiterzuentwickeln und als klimaaktive Elemente noch stärker in die Stadtgestaltung einzubinden. Eine integrierte Betrachtung, die Kalt- und Frischluftversorgung, Hochwasserschutz sowie Hitzeminderung miteinander verknüpft, eröffnet hierfür vielfältige Chancen. Bereits vorliegende Planungen wie das Klimawandelanpassungskonzept Rosenheim bieten eine tragfähige Grundlage, auf der künftig gezielt aufgebaut und die Maßnahmen weiter konkretisiert werden können.

Fokusräume
Parks
*geringer Vegetationsindex, Gefahr der Überwärmung Synthese
Wälder und Gehölze
Gewässer
NDVI umgekehrt*
HQextrem
Abbildung 18: Syntheseplan
Abbildung 19: Mangfall
© LAND/K. Steigenberger, 15.11.2024

04 Zielsetzungen
Die nachfolgenden Leitziele eröffnen einen strategischen Orientierungsrahmen für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung der Stadt Rosenheim im Sinne des Umweltund Klimaschutzes sowie der Klimawandelanpassung. Aufbauend auf den Zielsetzungen des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) bieten sie eine Grundlage für eine fachbereichsübergreifende Weiterentwicklung und Umsetzung.
Klimaresiliente Stadtentwicklung
• Übernahme einer aktiven Vorbildfunktion im Bereich Klimaschutz, Klimawandelanpassung und Energieeffizienz.
• Verankerung von Klima- und Umweltschutz als integrative Querschnittsaufgabe in allen städtischen Handlungsfeldern.
• Entwicklung und Beschluss eines CO₂-Reduktionspfads als nächstes Klimaziel für den kommunalen Verantwortungsbereich.
• Förderung des nachhaltigen Bauens unter Berücksichtigung von Freiräumen, Gewässern und ökologisch wertvollen Landschaftsräumen sowie unter Einbeziehung bestehender Klimaschutzinitiativen wie „Energieeffizienz Gebäude“.
• Umsetzung des Schwammstadt-Prinzips für den Umgang mit Regenwasser und zur Förderung der städtischen Klimawandelanpassung.
• Weiterentwicklung eines integrativen Hochwassermanagements zum Schutz vor zunehmenden Extremwetterereignissen.
• Aktive Einbindung und Sensibilisierung der Bevölkerung für Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsmaßnahmen.
Klimawirksame Grün- und Freiräume
• Sicherung und Entwicklung klimarelevanter Freiraumelemente wie Kaltluftentstehungsgebiete, Frischluftkorridore und Kaltluftschneisen.
• Ausbau und Vernetzung von Grünzügen und Biotopverbunden zur Förderung von Biodiversität und Durchlüftung.
• Aufwertung innerstädtischer Grünflächen mit dem Ziel der Verbesserung des Mikroklimas und der Aufenthaltsqualität.
• Ökologische und gestalterische Weiterentwicklung von Gewässern und Uferzonen als multifunktionale Elemente für Klima, Natur und Erholung.
• Erschließung von Synergien im Umgang mit Wasser, etwa durch die Kombination von Retention, Kühlung und Erlebbarkeit.
Flächenmanagement und nachhaltige Stadtentwicklung
• Förderung einer flächensparenden Siedlungsentwicklung zur Reduzierung der Bodenversiegelung.
• Steuerung von Flächenverbrauch und Wachstum durch gezielte Innenentwicklung und qualitätsvolle Nachverdichtung
• Förderung von Mehrfachnutzungen als Prinzip für eine effiziente und nachhaltige Flächeninanspruchnahme.
Öffentliche Räume und Resilienz
• Reduzierung städtischer Hitzeinseln durch klimaund nutzersensible Gestaltung des öffentlichen Raums.
• Erhöhung der Aufenthaltsqualität und des Klimakomforts auf Straßen, Plätzen und Wegen durch gezielte gestalterische und planerische Maßnahmen.
• Förderung des Langsamverkehrs durch attraktive und sichere Wegeverbindungen, insbesondere abseits stark frequentierter Verkehrsachsen.
05 Das Klima-Leitbild
Umwelt- und Klimaschutz sowie Klimawandelanpassung integrativ und ganzheitlich betrachten
Seit dem Beitritt zum Klimabündnis im Jahr 2008 wurden in Rosenheim bereits beachtliche CO₂-Einsparungen erzielt – vor allem durch Verbesserungen im Wirkungsbereich der Stadtverwaltung und im Energiesektor. Darüber hinaus wurden zahlreiche Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz umgesetzt, die Teil eines integrierten Energie, Klimaund Umweltschutzkonzeptes sind.
Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz 2021 verdeutlichte: Klimaschutz ist eine dauerhafte Aufgabe, die einen verbindlichen, einheitlichen und zielgerichteten Prozess erfordert – auch auf kommunaler Ebene. Zudem hob das Gericht den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen für künftige Generationen hervor, was auch Anpassungsmaßnahmen einschließt.
Mit dem Inkrafttreten des Bundes-Klimaanpassungsgesetzes (KAnG) am 1. Juli 2024 wurde ein verbindlicher Rahmen für die Klimaanpassung geschaffen. Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit von Gesellschaft, Wirtschaft, Infrastruktur und Natur gegenüber den Folgen des Klimawandels zu stärken und soziale Ungleichheiten zu vermeiden.
Diese Entwicklungen zeigen, dass eine integrative und strategische Verknüpfung von Klima- und Umweltschutz mit der Klimaanpassung unerlässlich ist. Während der Klimaschutz darauf abzielt, die Erderwärmung zu begrenzen, muss die Klimawandelanpassung die bereits spürbaren Folgen bewältigen. Eine enge Verzahnung beider Bereiche ermöglicht es, Synergien zu nutzen, Zielkonflikte zu vermeiden und die Resilienz der Stadt insgesamt zu stärken.
Daher sollten die bis 2025 angelegten Klimaschutz- und Maßnahmenszenarien des 2012 erarbeiteten integrierten Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzepts bei der nächsten Fortschreibung konsequent mit dem Klimaanpassungskonzept verknüpft werden.


Abbildung 20: Entwicklung des räumlichen Leitbilds
Mit klimagerechter Stadtplanung Ressourcen schonen und Resilienz stärken
Als Trägerin der Planungshoheit stellt die Stadt aktiv die Weichen für eine zukunftsfähige, klimaresiliente Siedlungsentwicklung. Durch die Entwicklung von Quartieren sowie durch Sanierung und Nachverdichtung können sowohl die CO₂-Neutralität angestrebt als auch die Anpassungsfähigkeit der Stadt an die Folgen des Klimawandels gestärkt werden.
Vielfalt und Nachhaltigkeit in Einklang bringen
Rosenheim weist – nicht zuletzt durch seine historische Entwicklung und frühere Eingemeindungen – eine vielfältige Siedlungsstruktur auf, die differenzierte Anforderungen stellt: Die dicht bebaute Innenstadt stellt besondere Anforderungen an den Erhalt sowie die energetische Sanierung der bestehenden Bausubstanz. In den ländlich geprägten Ortsteilen wiederum stehen die gezielte Vernetzung sowie eine nachhaltige Entwicklung im Einklang mit dem jeweiligen Ortsbild im Vordergrund.
Gleichzeitig wächst Rosenheim als wirtschaftliches und infrastrukturelles Zentrum weiter. Die verkehrsgünstige Lage zwischen München, Salzburg und Innsbruck sowie die Anbindung an das Bahnnetz machen die Stadt zu einem attraktiven Wohn- und Arbeitsstandort. In den Wachstumsräumen sollen Flächenverbrauch und Verkehrsaufkommen besonders berücksichtigt werden.
Bodenversiegelung reduzieren
Eine nachhaltige Nutzung bestehender Flächen trägt dazu bei, den Verbrauch neuer Flächen zu minimieren. Durch gezielte Nachverdichtung in gut erschlossenen Gebieten lässt sich die vorhandene Infrastruktur effizient und ressourcenschonend nutzen. Auch die Vermeidung von Leerständen sowie die Schaffung neuer, erschwinglicher und kompakter Wohnformen leisten zusätzlich einen Beitrag zur Reduzierung der Bodenversiegelung.


Luftbilder: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de. Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.

Abbildung 21: Räumliches Leitbild
Luftbild: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de.
Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.
Grundstein in der Flächennutzungsplanung legen
Bereits auf Ebene der Flächennutzungs- und Landschaftsplanung können die Weichen für eine nachhaltige Stadtentwicklung gestellt werden. Flächenkonversion, Nachverdichtung und die Schließung von Baulücken sind mit der Außenentwicklung abzuwägen.
Gleichzeitig sollte das Stadtgrün als Schlüsselinstrument der Klimawandelanpassung weiterentwickelt und aufgewertet werden. Besonders wichtig ist es, die Durchgrünung der Stadt – von der offenen Landschaft über die Quartiere bis in die Innenstadt – unter den Gesichtspunkten Kühlung, Wasserrückhalt, Biodiversität und CO₂-Speicherung konsequent mitzudenken. Auch auf regionaler Ebene können planerische Vorgaben dazu beitragen, eine durchgängige Durchlüftung der Siedlungsräume sicherzustellen.
Stadtstruktur anpassen und Ressourcen schonen
Das Prinzip der Stadt der kurzen Wege ist ein zentrales Element nachhaltiger Stadtentwicklung. Multifunktionale Quartiere, in denen Wohnen, Arbeiten, Bildung und Freizeit eng miteinander verknüpft sind, senken den Mobilitätsbedarf und erhöhen die Lebensqualität.
Eine gezielte Förderung des Fuß- und Radverkehrs sowie die Gestaltung attraktiver Wegeverbindungen bringen klimatisch begünstigte Entlastungsräume näher an die Bevölkerung heran und tragen zugleich zur Reduzierung von Wärmebelastung und Treibhausgasemissionen bei.
Zur Steigerung der Akzeptanz des Radverkehrs ist es wichtig auch interkommunale Radwege in die Überlegungen miteinzubeziehen und dabei die Ausbaustandards entsprechend den aktuellen Erfordernissen festzulegen z.B. in Form einer Radvorrangroute.
Stadt- und Ortsteile vernetzen
Die bestehenden Siedlungsstrukturen sollten gezielt gestärkt und weiterentwickelt werden. Der Ausbau und die Optimierung des öffentlichen Nahverkehrs sind besonders wichtig, um klimafreundliche Mobilität zu fördern.
Eine bessere Erschließung mit dem ÖPNV und die Aufwertung von Haltestellen ermöglichen eine engere Anbindung der Stadt- und Ortsteile untereinander sowie mit dem Umland. Auch der Ausbau interkommunaler Radwege und die Einrichtung von Radvorrangrouten sollten Priorität erhalten.
Klimafit Bauen
Kompakte Baukörper tragen maßgeblich zur Energieeffizienz bei. Durch eine kluge Anordnung und Ausrichtung lassen sich zudem optimale Bedingungen für Durchlüftung und Kühlung schaffen. Neue Bauvorhaben sollten daher so ressourcenschonend wie möglich realisiert werden.
Dies umfasst nicht nur die Wahl nachhaltiger Baumaterialien und die umweltfreundliche Gestaltung von Gebäudeflächen, sondern auch eine sorgfältige Planung des öffentlichen Raums und der Freiflächen. Ebenso wichtig ist es, dass neue Bebauung — ob Wohn-, Gewerbe- oder öffentliche Bauten — von Beginn an auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind und die Integration blau-grüner Infrastruktur frühzeitig sowie interdisziplinär mitgedacht wird.
Auch der Erhalt und die Sanierung bestehender Bausubstanz leistet einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Minderung von Treibhausgasemissionen.
Blau-grünes Netz bewahren und weiterentwickeln
Blau-grüne Infrastrukturen übernehmen eine zentrale Rolle in der städtischen Klimawandelanpassung. Um ihre volle Wirkung zu entfalten, sollen sie auch an steigende Temperaturen, längere Trockenperioden und zunehmende Extremwetterereignisse angepasst werden. Dies erfordert eine vorausschauende und integrative Planung.
Nach dem Konzept der Schwammstadt sollen wasserdurchlässige Oberflächen mit integrierten Regenwasserspeichern kombiniert werden. Diese Systeme dienen der Bewässerung in Trockenzeiten ebenso wie dem Rückhalt und der kontrollierten Ableitung von Regenwasser bei Starkregenereignissen.
Großflächige Grünräume fungieren als Kaltluftentstehungsgebiete. Sie tragen wesentlich zur nächtlichen Abkühlung bei und verbessern die Durchlüftung der Stadt. Bei neuen Bauvorhaben ist es daher besonders wichtig, Kalt- und Frischluftschneisen sowie natürliche Luftleitbahnen dauerhaft zu erhalten und zu schützen.
Auch kleinere Einzelmaßnahmen leisten bereits einen wichtigen Beitrag: Straßenbäume, begrünte Plätze und Fassadenbegrünungen spenden nicht nur Schatten, sondern fördern durch Verdunstung eine spürbare Kühlung des direkten Umfelds. Besonders alte Bäume haben einen hohen klimatischen Nutzen: Laut einer Studie der TU München beträgt die jährliche Kühlleistung eines älteren Baumes (über 75 Jahre) je nach Baumart zwischen 64.044 kWh (Linde) und 92.570 kWh (Platane). Jüngere Bäume (unter 35 Jahren) erreichen hingegen eine Kühlleistung zwischen 5.158 kWh und 14.074 kWh. 29
Blau-Grüne Infrastruktur
Blau-grüne Infrastruktur bezeichnet die Verknüpfung von Vegetationsflächen (grün) und Wasserstrukturen (blau) zur klimatischen Anpassung, Wasserbewirtschaftung und Erhaltung der Lebensqualität in urbanen Räumen. Sie ist ein zentraler Bestandteil nachhaltiger Stadtentwicklung und spielt eine Schlüsselrolle bei der Anpassung an den Klimawandel.
Blau-grüne Infrastruktur ist ein wahrer Alleskönner: Sie verbindet ökologische, klimatische und soziale Funktionen und trägt zur Kühlung von Städten, Speicherung von CO₂, Verbesserung der Luftqualität, dezentralen Regenwasserbewirtschaftung und Förderung der Biodiversität bei.
Als übergeordnetes Konzept umfasst die blau-grüne Infrastruktur nicht nur Wasser- und Vegetationselemente zur Klimawandelanpassung, sondern auch deren Verknüpfung mit der Mobilität, Stadtgestaltung etc. Zu ihren Elementen gehören zum Beispiel:
• Grüne Infrastruktur: Parks und Grünflächen, Stadtbäume und Alleen, Dach- und Fassadenbegrünung, grüne Korridore uvm.
• Blaue Infrastruktur: Flüsse, Seen, Kanäle, Retentionsteiche und Feuchtgebiete, Elemente des Regenwassermanagements (Zisternen, Versickerungsmulden, grüne Dächer etc.), Wasserspiele, Brunnen uvm.
Das Konzept der Schwammstadt
In urbanen Gebieten wird die natürliche Wasserbilanz in der Regel durch hohe Flächenversiegelung gestört. Diese Versiegelung führt zu erhöhtem Oberflächenabfluss, da Regenwasser nicht versickern kann und stattdessen schnell über die Kanalisation abgeleitet wird. Bei Starkregenereignissen kann dies zu einer Überlastung der Kanalnetze und in der Folge zu pluvialem Hochwasser führen. Zudem begünstigt die Versiegelung die Entstehung urbaner Hitzeinseln, da Asphalt und Glas-, Stahl- und Betonfassaden Wärme speichern und eine mögliche Kühlung durch Verdunstung fehlt.
Das Schwammstadt-Konzept ist ein Teilbereich der blau-grünen Infrastruktur, das darauf abziehlt, diese natürliche Wasserbilanz wiederherzustellen. Das Schwammstadt-Konzept basiert auf einer nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung um Städte widerstandsfähiger gegenüber Starkregen, Überschwemmungen, Hitze- und Wärmeinseln und Wasserknappheit zu machen. Die Basis für die Schwammstadt bilden dezentrale, naturnahe Lösungen zur Wasserspeicherung, Versickerung, Verdunstung und Nutzung.
Zentrale Elemente der Schwammstadt (1) Dezentrale Wasserspeicherung und Versickerung
• Versickerungsfähige Oberflächen (z. B. Rasengittersteine, durchlässige Pflasterungen) ermöglichen eine natürliche Infiltration des Regenwassers ins Grundwasser.
• Mulden-Rigolen-Systeme sammeln Niederschlagswasser in Mulden, von wo aus es langsam in unterirdische Rigolen (Kieskörper) versickert oder in Speicherbehälter geleitet wird.
• Regengärten und bepflanzte Senken nehmen Wasser auf, verlangsamen den Abfluss und fördern Verdunstung sowie Grundwasseranreicherung.
• Retentionsteiche und Feuchtgebiete speichern überschüssiges Regenwasser, reinigen es durch natürliche Filtrationsprozesse und unterstützen die Biodiversität.
(2) Kontrolle und Steuerung des Wasserflusses
• Blau-grüne Korridore leiten Regenwasser auf natürliche Weise durch die Stadt und verhindern punktuelle Überflutungen.
• Überflutungsflächen ermöglichen es, Wasser kontrolliert auf Grünflächen oder in urbanen Senken zwischenzuspeichern, um die Kanalisation zu entlasten.
• ggf. smarte Wassersteuerungssysteme (Sensoren, digitale Monitoring-Technologien) regulieren den Wasserkreislauf effizient und steuern die gezielte Ableitung bei starken Niederschlägen.
(3) Verdunstung und Kühlung zur Klimaanpassung
• Dach- und Fassadenbegrünung speichern Regenwasser, fördern Verdunstung und wirken als natürliche Hitzepuffer.
• Straßenbäume und grüne Inseln bieten Verdunstungskühlung und Verschattung, reduzieren Hitzeinseln und verbessern die Luftqualität.
• Offene Wasserflächen (z. B. Teiche, Brunnen, natürliche und künstliche Bäche) erhöhen die Luftfeuchtigkeit und sorgen für ein angenehmes Mikroklima.
(4) Regenwassernutzung und Speicherung
• Regenwasserspeicher (Zisternen, Tanks) sammeln Niederschlagswasser für Bewässerung, Gebäudekühlung oder Grauwassernutzung.
• Wiederverwendung von aufbereitetem Regenwasser reduziert den Trinkwasserverbrauch und entlastet das Abwassersystem.
Bei der Pflanzung von Bäumen auf Plätzen, Straßen und Höfen sollten unterbaute Standorte möglichst vermieden werden. Eine Entsiegelung und Entdichtung des Bodens verbessert die Standortqualität und stärkt das Wachstum der Bäume.
Die Kopplung von blauen und grünen Elementen zahlt sich schon bei kleineren Einzelmaßnahmen aus – beispielsweise bei der Begrünung von Plätzen mit Einzelbäumen. Tief wurzelnde Bäume sind widerständiger gegen Schäden, reduzieren den Wartungsaufwand für Oberflächen und verringern den Einsatz von Bewässerungsfahrzeugen.
Größere, insbesondere grundstücksübergreifende blaugrüne Infrastrukturen entfalten eine deutlich stärkere klimatische Wirkung. Ihre Planung und Umsetzung sind jedoch komplexer und benötigen eine enge Abstimmung zwischen unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren, klare Zuständigkeiten und Schnittstellen sowie verbindliche Regelungen und gezielte Förderinstrumente.
Bestand klimagerecht gestalten
Der Stadtumbau bringt besondere Herausforderungen mit sich – vor allem, weil technische, wirtschaftliche und soziale Aspekte eng miteinander verknüpft sind.
Sanierung und Nachverdichtung zählen zu den zentralen Maßnahmen des Klimaschutzes, können jedoch mit baulich-kulturellen Erhaltungszielen kollidieren und tief in gewachsene Quartiersstrukturen eingreifen. Hinzu kommen häufig Vorbehalte in der Bevölkerung sowie begrenzte kommunale Steuerungsmöglichkeiten, die die Umsetzung entsprechender Konzepte erschweren.
Um dem zunehmenden Druck auf den öffentlichen Raum zu begegnen, ist es notwendig, bestehende Flächen effizienter zu nutzen und städtebaulich neu zu ordnen. Dabei sollten Erhaltungsziele, Klimaschutz und Klimawandelanpassung gleichermaßen berücksichtigt werden.
Stadtgesellschaft aktivieren und beteiligen
Erfolgreicher und nachhaltiger Stadtumbau bedarf aktiver Einbindung und Mitwirkung der Bevölkerung. Bewohnerinnen und Bewohner, Eigentümerinnen und Eigentümer und Gewerbetreibende spielen dabei eine zentrale Rolle.
Gezielte Sensibilisierung und Wissensvermittlung helfen, Vorbehalte abzubauen und die Chancen des klimagerechten Stadtumbaus sichtbar zu machen. Dafür sind Maßnahmen wie Informationsveranstaltungen, Stadtteilfeste, Ausstellungen und Beratungsangebote sowie frühzeitige Einbindung der Öffentlichkeit in die Planungsprozesse empfehlenswert.
Ferner können auch Kooperationen mit lokalen Energieagenturen, Handwerkskammern, Wohnungswirtschaft und Standortgemeinschaften ihren Beitrag leisten. Zudem können Leuchtturmprojekte auf kommunalen Liegenschaften als Modellprojekte mit hoher Strahlkraft dienen.
Koordination und Steuerung sichern
Ein klimagerechter Stadtumbau braucht langfristiges Engagement und interdisziplinäres Handeln. Um die Vielzahl der Planungs- und Sanierungsaufgaben effizient zu steuern, empfiehlt sich eine zentrale Koordinierung innerhalb der Verwaltung. Darüber hinaus kann die Einrichtung eines Quartiersmanagements die Kommunikation verbessern und die Umsetzung von Maßnahmen gezielt vorantreiben. Dies erleichtert die Umsetzung der Maßnahmen und sichert die Integration von Klimaschutz und Klimaanpassung als Querschnittsaufgaben der Stadtentwicklung.
Instrumente und Gestaltungsspielräume nutzen
Entscheidend ist, dass Aspekte des Klimaschutzes und der Klimawandelanpassung konsequent in alle Planungsprozesse integriert werden. Eine fundierte Bewertung und Abwägung klimarelevanter Faktoren beginnt bereits auf der Ebene der Flächennutzungs- und Landschaftsplanung. Fachliche Bestandsaufnahmen und strategische Zielsetzungen sollten auf nachfolgende Planungsebenen übertragen und dort weiter konkretisiert werden.
Dafür stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung:
Energienutzungspläne liefern eine räumliche Analyse des aktuellen und künftigen Energiebedarfs sowie der Versorgungssituation. Besonders relevant ist die Wärme- und Kälteversorgung, da eine möglichst lokale Verknüpfung von Erzeugung und Verbrauch entscheidend für die Energieeffizienz ist. Klimabedingte Veränderungen im Energiebedarf sollten berücksichtigt und die Pläne regelmäßig aktualisiert werden.
Stadtklimaanalysen erfassen die lokalen klimatischen Bedingungen, identifizieren Wärmeinseln, Kaltluftentstehungsgebiete, Luftleitbahnen und Frischluftkorridore. Mithilfe von Modellrechnungen lassen sich zukünftige Hitze- und Wärmebelastungen abschätzen.
Starkregengefährdungsanalysen zeigen Bereiche auf, die bei Starkregenereignissen besonders hochwassergefährdet sind, und unterstützen die räumliche Planung geeigneter Schutzmaßnahmen.
Hochwassergefahrenkarten ermöglichen eine differenzierte Einschätzung von Überschwemmungsrisiken und helfen, die Vulnerabilität einzelner Siedlungsbereiche und Bevölkerungsgruppen besser zu bewerten.
Freiflächenentwicklungskonzepte erfassen den räumlichen Bestand und die Qualität von Frei- und Grünräumen. Sie zeigen Handlungsbedarfe für den Erhalt, die Aufwertung und den Ausbau der grünen Infrastruktur auf – etwa in Bezug auf Klimawandelanpassung, Naturschutz, Biodiversität und wohnortnahe Erholungsmöglichkeiten. Zur Sicherstellung einer ausgewogenen Grünversorgung können Kennwerte zur Grünfläche pro Einwohner festgelegt werden.
Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen kann z. B. ein integrierter städtebaulicher Rahmenplan für Klimaschutz und Klimawandelanpassung erstellt werden. Damit könnten künftige Vorhaben strategisch priorisiert, finanzielle Bedarfe unterlegt und klare Zielvorgaben für eine nachhaltige Stadtentwicklung definiert werden – etwa im Rahmen der Bauleitplanung und städtebaulichen Abwägung.
Ein zentrales Steuerungsinstrument für klimagerechten Städtebau ist der Bebauungsplan in Verbindung mit einem Grünordnungsplan Diese können durch städtebauliche Verträge, Erschließungs- oder Grundstücksverträge ergänzt werden. In begrenztem Umfang bieten auch bauordnungsrechtliche Satzungen, Anschluss- und Benutzungszwänge sowie gezielte Förderprogramme weitere Möglichkeiten, um eine nachhaltige Stadtentwicklung aktiv zu steuern und zu unterstützen.
Den Städten stehen auch weitere Gestaltungsinstrumente für Klimaschutz und Klimawandelanpassung zur Verfügung, dazu gehören zum Beispiel:30
• Informelle Planungs- und Steuerungsinstrumente und Kommunales Energiemanagement (KEM)
• Beschlüsse der gemeindlichen Gremien
• Satzungen für kommunale Unternehmen
• Satzungen des besonderen Städtebaurechts
• Grundstücksvergaben
• Selbstverpflichtungen (z.B. Energiestandard und Solarpflicht)
• Ör tliche Satzungen im Bereich der Energie, des Naturschutzes und Abwasserrechts
• Förderrichtlinien.
Abbildung 22: Mangfallpark © LAND/K. Steigenberger, 15.11.2024

29 Technische Universität München (2022) – Zentrum Stadtnatur und Klimaanpassung (ZSK), CityTree II – Abschlussbericht (barrierearme Version). Verfügbar unter: https://www.zsk.tum.de/ fileadmin/w00bqp/www/PDFs/Berichte/Abschlussbericht_CityTree_ II_barrierearm__1_.pdf [Zugriff am: 25. März 2025].
30 Bayerischer Städtetag (Hrsg.) (2022): Die Städte im Klimawandel, Tagungspapier 2022, S. 30. Verfügbar unter: https://www.bay-staedtetag.de/fileadmin/Downloads/Broschueren/Tagungspapier_2022. pdf [Zugriff am: 25. März 2025].
06 Maßnahmen:
Toolbox der Klimawandelanpassung
Um Städte zukunftsfähig, klimaangepasst und gleichzeitig lebenswert zu gestalten, ist es von großer Bedeutung, stadtklimatische Aspekte frühzeitig und vorausschauend in alle Planungs- und Bauprozesse zu integrieren. Besonders wirksam gelingt dies durch eine enge und interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten Fachbereiche von Stadtklimatologie, Architektur und Stadtplanung über Grün- und Freiraumplanung bis hin zu Mobilität und weiteren relevanten Disziplinen.
Die auf den folgenden Seiten dargestellten klimawirksamen Maßnahmen bieten hierfür eine wertvolle Unterstützung. Sie zeigen Wege auf, wie städtische Räume gezielt gestaltet und genutzt werden können, um sowohl die klimatischen Herausforderungen der Gegenwart zu bewältigen als auch die Weichen für eine resiliente Zukunft zu stellen. Da jede Stadt individuelle Rahmenbedingungen, Potentiale und Herausforderungen aufweist, ist es wichtig, die Maßnahmen stets an die jeweiligen naturräumlichen und städtischen Gegebenheiten anzupassen.
Im Mittelpunkt steht das Ziel, einen ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz zu verfolgen, der sowohl kurzfristig spürbare Verbesserungen als auch langfristig stabile und zukunftssichere Strukturen schafft. Besonders erfolgversprechend ist es, Synergie-, Skalierungs- und Verstärkungseffekte gezielt mitzudenken. Durch die Kombination und Abstimmung verschiedener Maßnahmen kann ihre Wirksamkeit deutlich erhöht werden. Einzelmaßnahmen sollten hingegen nur in fachlich begründeten Ausnahmefällen isoliert umgesetzt werden.
Für die erfolgreiche Anwendung dieser „Toolbox“ sind fundierte Stadtklimainformationen eine unerlässliche Grundlage. Stadtklimaanalysen und ähnliche Datengrundlagen müssen in angemessener Tiefe, passendem Maßstab und geeigneter Form zur Verfügung stehen. Ebenso ist es ratsam, aktuelle Klimaprojektionen systematisch in die Planung einzubeziehen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass Städte nicht nur an die aktuellen Anforderungen angepasst werden, sondern auch künftigen klimatischen Veränderungen standhalten und gleichzeitig ein hohes Maß an Lebensqualität bieten.
Maßnahmen - Übersicht
Stadtplanung und Städtebau
S1 Klimasensible Stadt als Grundsatz
S2 Optimale Luftzirkulation sichern
S3 Blaugrünes Netz knüpfen
S4 Innenentwicklung priorisieren
Grün- und Freiflächen
G1 Freiflächen mehrfach nutzen
G2 Gewerbe- und Industriegebiete an die Hitze anpassen
G3 Spielplätze beschatten
G4 Grüne Zwischen- und Nachnutzungen fördern
G5 Biodiversität mitdenken
G6 Alte Bestandsbäume schützen
G7 Klimafitte Pflanzenarten wählen
Wasser
W1 Regenwassermanagement und Stadtklima zusammendenken
W2 Fließgewässer renaturieren
W3 Retentionsräume erhalten und schaffen
W4 Oberflächen entsiegeln
W5 Schwammstadt-Prinzip anwenden
W6 Unterbauung von Freiflächen begrenzen
W7 Erleb- und nutzbare Wasserelemente anlegen
Architektur und Gebäude
A1 Blaugrüne Dächer gestalten
A2 Fassaden begrünen
A3 Innen- und Hinterhöfe begrünen
A4 Gebäude verschatten
A5 Gebäude vor Wärme schützen
A6 Raumnutzungskonzepte anpassen
A7 Gebäude energetisch sanieren
A8 Technische Gebäudekühlung
Räume für Mobilität
M1 Öffentlichen Verkehr und aktive Mobilität stärken
M2 Alltagswege und Freiräume an die Hitze anpassen
M3 Parkplätze entsiegeln, begrünen und beschatten
M4 Straßenbäume pflanzen
Klimasensible Stadt als Grundsatz
Eine klimasensible Stadt- und Ortsentwicklung bedeutet, dass die Aspekte des Klimaschutzes und der Klimawandelanpassung von Beginn an in alle Planungsund Entscheidungsprozesse integriert werden. Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel sind eine dauerhafte Aufgabe, die nicht durch einzelne Maßnahmen oder ein einzelnes Projekt bewältigt werden kann. Das bedeutet, den Fokus schrittweise von einzelnen Maßnahmen auf eine strategisch ausgerichtete und integrierte Klimaschutzstrategie zu verlagern.
Optimale Luftzirkulation sichern
Die Kaltluft entsteht vor allem außerhalb des Rosenheimer Stadtgebiets und bringt großes Potential für die nächtliche Kühlung der Siedlungsräume. Um diesen Kühlungseffekt zu nutzen, sollte auf die Gewährleistung der Kaltluftströme geachtet werden. Hierfür können Flächen für Kaltluftentstehung sichergestellt werden. Zudem sind in die Stadt führende Freiräume, geeignete Straßenräume oder unbelastete Infrastrukturkorridore als entsprechende Ventilations- und Leitbahnen zu sichern.
Blaugrünes Netz knüpfen
Ein zusammenhängendes Netz aus Grünräumen und Gewässern verbessert die nächtliche Kaltluftversorgung, fördert die Biotopvernetzung und erleichtert dadurch der lokalen Bevölkerung den Zugang zu klimatischen Entlastungsräumen. Darüber hinaus eignen sich Grünverbindungen ideal als Radwege. Wichtig ist, dass die Grünflächen auch für besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen fußläufig erreichbar sind. Die klimatischen Effekte der einzelnen Grünverbindungen hängen von ihrer Dimensionierung ab.
Innenentwicklung priorisieren
Innenentwicklung hat viele Vorteile: Durch konsequente Um- und Nachnutzung können weitere Flächen vor Verbauung geschützt, Grünräume gesichert, der Boden geschützt und die Orts- und Stadtkerne in ihrer Funktion als lebendige Lebens- und Arbeitsräume erhalten werden. Kompakte Städte und Orte, die „nach innen wachsen“, erhalten damit Lebensqualität und leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und der Anpassung: Grünland muss gar nicht erst verbaut werden, Wege werden kurz gehalten und die Infrastrukturkosten können verringert werden.
Freiflächen
mehrfach nutzen
Ein nachhaltiger und ressourcenschonender Umgang mit den Bodenressourcen erfordert eine intelligente Nutzung vorhandener Potentiale. Besonders wichtig ist dabei die flächeneffiziente Mehrfachnutzung öffentlicher Freiflächen, wie etwa in Schulen, Kindergärten oder Sportanlagen, für Bewegung, Spiel und Sport. Gleichzeitig gilt es die Entwässerungslösungen multifunktional zu denken und integrativ zu planen.
Gewerbe- und Industriegebiete an die Hitze anpassen
Gewerbe- und Industriegebiete weisen meistens eine hohe Versiegelung und wärmespeichernde Oberflächen auf, weswegen sie sich tagsüber stark aufheizen und nachts kaum abkühlen. Die einströmende Kaltluft aus dem Umland erwärmt sich in diesen Bereichen schnell und verliert dadurch einen Teil ihrer kühlenden Wirkung. Durch gezielte Verschattung und einen erhöhten Grünanteil kann die Temperatur in den Gewerbe- und Industriegebieten effektiv gesenkt und das Mikroklima verbessert werden.
Biodiversität mitdenken
Der Klimawandel und menschliche Eingriffe in die Natur führen zu einem zunehmenden Verlust an Biodiversität und einer Verschlechterung der Ökosysteme. Dies äußert sich in einer abnehmenden Artenvielfalt sowie einem Rückgang der genetischen Vielfalt. Um diesem Trend entgegenzuwirken, ist es essenziell, gefährdete Arten gezielt zu schützen, naturnahe Lebensräume zu erhalten oder auch neu zu schaffen.
Alte Bestandsbäume schützen
Ältere Bäume mit großen Kronen – insbesondere ab einem Alter von etwa 20 Jahren – entfalten die größte Wirkung in Bezug auf Verschattung, Verdunstung und Kühlung. Neu gepflanzte Jungbäume benötigen hingegen Jahrzehnte, um eine vergleichbare Leistung zu erbringen. Besonders bei Planungs- und Bauvorhaben ist es daher wichtig, bestehende Bäume früh einzubeziehen, ihren Erhalt zu fördern und sie bestmöglich vor Schäden zu schützen.
Spielplätze beschatten
Kinder und Jugendliche zählen zu den besonders hitzeempfindlichen Bevölkerungsgruppen und benötigen effektiven Schutz vor hohen Temperaturen. Daher sollten Bäume und andere Beschattungselemente auf Spiel- und Freizeitflächen für Kinder und Jugendliche fest eingeplant werden.
Grüne Zwischen- und Nachnutzungen fördern
Unterschiedliche Brachflächen, wie ehemalige Industrieoder Gewerbeflächen, können gezielt entsiegelt oder unbebaut belassen werden. Selbst eine temporäre Freihaltung trägt zur Erweiterung des Grünflächenanteils im Stadtgebiet bei. Dies verbessert nicht nur das Mikroklima, sondern schafft auch Raum für Bürgerinitiativen und alternative Nutzungskonzepte.
Klimafitte Pflanzenarten wählen
Die Anpassungsfähigkeit von Pflanzen an den Klimawandel variiert je nach Region und lokalen Gegebenheiten. Daher ist es wichtig, bei der Auswahl auf geeignete, widerstandsfähige Arten zu setzen, die auch nicht invasiv oder allergieauslösend sind.
überdeckt wurden, setzt man heute zunehmend auf ihre Wiederherstellung und die Gestaltung zugänglicher Uferbereiche. Die Renaturierung von Fließgewässern fördert zugleich die Biodiversität und schafft wertvolle Erholungsräume für die
und nutzbare Wasserelemente tragen durch Verdunstungseffekte zur Abkühlung der Umgebung bei und steigern so die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig und reichen von Brunnen, Wasserspielen Fontänen bis hin zu Bächen, Retentionsflächen und urbanen Feuchtgebieten („Urban
Regenwassermanagement und Stadtklima zusammendenken
Im Bereich des Regenwassermanagements und der Stadtklimaanpassung bestehen zahlreiche Synergieeffekte, die gezielt genutzt werden können. Es ist daher sinnvoll, strategische Allianzen zu schmieden und auf ganzheitliche, integrierte Konzepte zu setzen. Regenwasser sollte nicht ungenutzt abfließen, sondern als wertvolle Ressource zur Kühlung der Stadt und zur Bewässerung von Grünflächen gezielt eingesetzt werden.
Wichtig ist dabei, die unterschiedlichen mikroklimatischen Eigenschaften von fließenden und stehenden Gewässern zu berücksichtigen, um unerwünschte
Retentionsräume erhalten und schaffen
Der Klimawandel bringt häufigere Starkregenereignisse mit sich und erhöht damit auch das Risiko von Hochwasser und Überschwemmungen. Da große Teile des Rosenheimer Stadtgebiets in hochwassergefährdeten Bereichen liegen, ist es entscheidend, Retentionsräume (Überflutungsflächen) zu erhalten, aber auch gezielt neue zu schaffen. Auf diese Weise lässt sich die Widerstandsfähigkeit der Stadt gegenüber extremen Wetterereignissen stärken. Gleichzeitig kann das zurückgehaltene Wasser in Trockenperioden zur Bewässerung der Vegetation genutzt werden.
Fließgewässer renaturieren
Wasserflächen im Stadtgebiet wirken temperaturausgleichend, da sie sich tagsüber weniger stark aufheizen und aufgrund ihrer hohen Wärmespeicherkapazität nachts nur langsam abkühlen. Während Bäche und Flüsse über Jahrzehnte hinweg verbaut oder überdeckt wurden, setzt man heute zunehmend auf ihre Wiederherstellung und die Gestaltung zugänglicher Uferbereiche. Die Renaturierung von Fließgewässern fördert zugleich Biodiversität und schafft wertvolle Erholungsräume für die Bevölkerung.
Schwammstadt-Prinzip anwenden
Das Schwammstadt-Prinzip bietet Lösungen für Hitzeund Überflutungsprobleme, indem Bepflanzung in die Regenwasserbewirtschaftung integriert wird. Kleine Speicherräume im Straßenraum und auf Dächern verzögern die Ableitung von Niederschlag und fördern die Verdunstung. Ein weiterer Vorteil: Das gespeicherte Wasser kann in Trockenperioden genutzt werden, wodurch der Bedarf an technischer Bewässerung sinkt.
Unterbauung von Freiflächen begrenzen
Eine Unterbauung von Freiflächen, beispielsweise mit Tiefgaragen, ist immer ein Eingriff in den Bodenhaushalt und hat damit auch Einfluss auf das Mikroklima in diesem Bereich. Das Retentionsvermögen des Bodens und die Grundwasserbildung wird dadurch beeinträchtigt. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, dass Freiflächen möglichst frei von Unterbauungen gehalten werden.
Oberflächen entsiegeln
Unversiegelte Flächen erhalten weitgehend ihre natürlichen Bodenfunktionen. Sie speichern weniger Wärme, fördern die Verdunstung und tragen so zur Abkühlung der Umgebung bei. Ein hoher Anteil unversiegelter Flächen ist zudem essenziell für die Oberflächenentwässerung und entlastet die Kanalisation. Neben der vollständigen Entsiegelung mit anschließender Begrünung kann auch die partielle Entsiegelung – etwa durch den Einsatz wasserdurchlässiger Beläge – Vorteile bringen. Bei Neuplanungen sollte der Versiegelungsgrad von Anfang an möglichst gering gehalten werden.
Erleb- und nutzbare Wasserelemente anlegen
Erlebbare und nutzbare Wasserelemente tragen durch Verdunstungseffekte zur Abkühlung der Umgebung bei und steigern so die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig und reichen von Brunnen, Wasserspielen und Fontänen bis hin zu Bächen, Retentionsflächen und urbanen Feuchtgebieten („Urban Wetlands“). Wichtig ist dabei, die unterschiedlichen mikroklimatischen Eigenschaften von fließenden und stehenden Gewässern zu berücksichtigen, um unerwünschte Effekte (z.B. Schwüle) zu vermeiden.
Blaugrüne Dächer gestalten
Blaugrüne Dächer sind eine Kombination aus Gründächern und Retentionsdächern, die ökologische und klimatische Vorteile bieten. Sie bestehen aus einer Vegetationsschicht (Gründach) sowie einer Retentionsschicht (Blaudach) darunter. Als Bestandteil moderner Regenwassermanagement-Systeme tragen sie zur Kühlung der Stadt bei und fördern die Biodiversität. Zudem können sie die Energieeffizienz von Gebäuden verbessern: Durch ihre isolierende Wirkung schützen sie im Winter vor Kälte und im Sommer vor Hitze.
Fassaden begrünen
Begrünte Fassaden wirken ähnlich wie Gründächer und lassen sich ebenfalls mit Retentionselementen ausstatten und in ein Kaskadensystem integrieren. Das Blattwerk beschattet die Fassade, während die Luftschicht zwischen Vegetation und Hauswand zusätzlich isolierend wirkt. Beides führt zur Abmilderung der Innentemperaturextreme im Tages- und Jahresverlauf. Zusätzlich wirkt sich jede Art der Begrünung positiv auf die Luftqualität aus – vor allem durch Feinstaubreduktion. Die Art der gewählten Fassadenbegrünung richtet sich nach den baulichen Gegebenheiten des jeweiligen Gebäudes.
Gebäude vor Wärme schützen
Ein effektiver sommerlicher Wärmeschutz verhindert die Überhitzung von Innenräumen im Gebäude und trägt sowohl zu einem angenehmen Raumklima als auch zur Reduzierung des Energieverbrauchs für Kühlung bei. Diese Maßnahmen beziehen sich neben Standort, Bauweise und Ausrichtung vor allem auf außenliegende Sonnenschutzelemente wie etwa Jalousien und Markisen.
Raumnutzungskonzepte anpassen
Eine durchdachte Anordnung der Aufenthaltsräume in Abhängigkeit von der Himmelsrichtung kann die Hitzebelastung für die Bewohnerinnen und Bewohner spürbar verringern. Bei Neubauten sollten die Grundrisse gezielt so geplant werden, dass thermischer Stress möglichst minimiert wird. Besonders hitzeempfindliche Räume profitieren von einer Ausrichtung nach Norden oder Osten, da sie dort weniger direkter Sonneneinstrahlung – und damit geringerer Aufheizung – ausgesetzt sind.
Innen- und Hinterhöfe begrünen
Begrünte Innen- und Hinterhöfe leisten einen direkten Beitrag zur Verbesserung des lokalen Mikroklimas. Besonders die gezielte Schaffung von Schattenbereichen spielt dabei eine zentrale Rolle. Durch Entsiegelung und gezielte Verschattung der Gebäude kann auch das Raumklima im Inneren positiv beeinflusst werden. Eine vielfältige Gestaltung steigert nicht nur die Aufenthaltsqualität, sondern fördert zugleich soziale Interaktionen.
Gebäude verschatten
Gebäude lassen sich wirkungsvoll durch Bäume, Fassaden- und Dachbegrünung sowie durch bauliche Elemente wie Vorbauten oder Jalousien verschatten. Auf diese Weise wird die direkte Aufheizung und Wärmespeicherung über die Gebäudehülle deutlich reduziert. Besonders wichtig ist die Verschattung sonnenexponierter Fassaden. Laubbäume bieten hier einen Vorteil gegenüber Nadelbäumen, da sie im Winter weniger Schatten werfen und somit den solaren Wärmegewinn in der kalten Jahreszeit unterstützen.
Gebäude energetisch sanieren
Die energetische Gebäudesanierung ist eine wichtige Klimaschutzmaßnahme mit dem Ziel, den Heizenergieverbrauch durch technische und bauliche Verbesserungen zu senken. Im Fokus stehen dabei vor allem Dämmmaßnahmen sowie die Modernisierung von Fenstern und Heizsystemen. Hochwertige Dämmmaterialien verringern den Wärmedurchgang und reduzieren dadurch Wärmeverluste im Winter. Gleichzeitig tragen sie im Sommer zu einem angenehmeren Raumklima bei.
Technische Gebäudekühlung
Zum Schutz des Klimas und zur Anpassung an steigende Temperaturen empfiehlt sich der Einsatz energieeffizienter Klimasysteme. Herkömmliche Klimaanlagen weisen eine ungünstige Ökobilanz auf, weshalb nachhaltigere Alternativen zur Reduzierung der Wärmebelastung in Innenräumen vorzuziehen sind. Dazu zählen etwa die Nutzung von Erdkälte oder die sogenannte adiabate Abluftkühlung, bei der Regenwasser zur Temperaturregulierung eingesetzt wird.
Öffentlichen Verkehr und aktive Mobilität stärken
Eine zentrale Maßnahme zur Reduktion von CO2-Emissionen ist die gezielte Förderung und Priorisierung des öffentlichen Nahverkehrs sowie aktiver Mobilität. Für den ÖPNV bedeutet das einen Ausbau und eine Attraktivierung durch dichtere Taktung, ein gut durchdachtes Liniennetz sowie kostengünstige und barrierefreie Mobilitätsangebote. Zur Stärkung der aktiven Mobilität tragen attraktive, hitzeangepasste Fuß- und Radwege bei. Dabei lassen sich Synergieeffekte erzielen – etwa in Form reduzierter anthropogener Wärmeemissionen und einer verbesserten Luftqualität.
Begrünte und beschattete Parkplätze
Parkplätze entsiegeln, begrünen und beschatten
Die Entsiegelung, Begrünung und Beschattung von Parkplätzen leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas vor Ort. So lässt sich die Hitzebelastung deutlich senken, während Verschattung und Verdunstungskühlung die Wärmeabstrahlung von Fahrzeugen reduzieren. Eine gezielte Entsiegelung – etwa durch Rasengittersteine oder Pflasterrasen – erhöht den Grünanteil und ermöglicht die natürliche Versickerung von Regenwasser. Neben der kühlenden Wirkung durch Verdunstung unterstützt dies auch ein ganzheitliches Regenwassermanagement.
Alltagswege und Freiräume an die Hitze anpassen
Alltagswege – etwa zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Arzt – lassen sich gezielt an die Folgen des Klimawandels anpassen. Fuß- und Radwege, Plätze, Warte- und Eingangsbereiche, Haltestellen sowie Fahrradabstellanlagen könnten schrittweise entsiegelt, begrünt und verschattet werden. Besonders Bäume und Sträucher entfalten hierbei eine hohe Wirkung. Solche Maßnahmen verbessern die Aufenthaltsqualität im Freien sowohl aus bioklimatischer als auch aus gesundheitlicher Sicht. Gleichzeitig fördern begrünte Wege die Vernetzung städtischer Grünräume und unterstützen die Kaltluftströmung.
Straßenbäume pflanzen
Straßenbäume tragen durch ihre Verschattung maßgeblich dazu bei, die Aufheizung von Straßen, Gehwegen und Gebäudefassaden zu reduzieren. Die Luft unter dem Blätterdach erwärmt sich deutlich weniger als bei direkter Sonneneinstrahlung, wodurch das Mikroklima spürbar verbessert wird. Darüber hinaus filtern Bäume Schadstoffe aus der Luft und leisten so einen Beitrag zu besserer Luftqualität. Begrünte Straßenräume fungieren zudem als Korridore für kühlere Luft aus dem Umland, die so effektiver in das Stadtgebiet einströmen kann.

07 Fokusbereiche
Innenstadt
Die heterogene Baustruktur der Rosenheimer Innenstadt wird durch vielfältige Platzabfolgen, Parks, einen alten Baumbestand sowie ein Netzwerk unterschiedlicher Wasserstrukturen geprägt. Private und öffentliche Bereiche greifen dabei ineinander und prägen gemeinsam das Stadtbild.
In der Stadtplanung und im Städtebau liegt der Schwerpunkt auf einer klimagerechten und nachhaltigen Weiterentwicklung. Als beispielgebendes Projekt kann hierbei das Neubauareal Bahnhofsgelände Süd betrachtet werden. Dieses Gebiet soll zukunftsorientiert gestaltet werden, wobei Aspekte wie eine standortgerechte Pflanzenauswahl, die Minimierung der Flächenversiegelung, ein vorausschauendes Regenwassermanagement sowie klimaangepasste Architektur besondere Beachtung finden sollen. Grundsätzlich wird empfohlen, die Nachverdichtung konsequent voranzutreiben, um zusätzlichen Flächenverbrauch zu vermeiden und die vorhandenen Flächen bestmöglich zu nutzen.
Das gesamte Innenstadtgebiet bietet darüber hinaus die Chance, durch ein durchgängiges blau-grünes Netz weiterentwickelt zu werden. Bestehende Elemente, wie der alte Baumbestand und die im Rahmen der Landesgartenschau entstandenen Freiflächen, können integriert, ergänzt und gezielt optimiert werden. Auch bestehende Grünflächen, etwa der Friedhof, der Luitpoldpark und der Salingarten können durch gezielte Maßnahmen ökologisch aufgewertet werden. Insbesondere extensive, biodiverse und insektenfreundliche Bepflanzungen sowie zusätzliche Baumpflanzungen wären hierbei sinnvoll. Bestehende Gehölze sollten geschützt und in das ökologische Netzwerk eingebunden werden.
Im Bereich der Wasserstrukturen bestehen weitere Entwicklungsmöglichkeiten. So wird empfohlen, den derzeit verrohrten Herderbach am Friedhof zu öffnen und naturnah zu gestalten. Auch die Bachläufe in der Nikolaistraße sowie im Bereich des Rathauses könnten als erlebbare Wasserelemente in die Gestaltung des öffentlichen Raums eingebunden werden. Ergänzend hierzu tragen Fontänenfelder, Trinkbrunnen und Vernebelungsfelder an zentralen Plätzen wie dem Salinplatz, dem Salingarten, dem Max-Josefs-Platz sowie rund um den Lokschuppen zur Stärkung des blauen Netzwerks und zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität bei.
Auch die Architektur und Gebäude können einen Beitrag zur klimaangepassten Stadtentwicklung leisten. Für öffentliche Gebäude wie das Kultur- und Kongresszentrum (KuKo) oder Parkhäuser erscheint eine Dach- und Fassadenbegrünung grundsätzlich sinnvoll, wobei eine Prüfung der technischen und wirtschaftlichen Umsetzbarkeit erforderlich ist.
Im Bereich der Mobilität bieten sich weitere Aufwertungsmöglichkeiten. Die Hauptverkehrswege, darunter die Rathausstraße, Königstraße, Münchener Straße, Luitpoldstraße, Innstraße und Prinzregentenstraße, könnten durch Maßnahmen wie Baumpflanzungen, Aufenthaltsbereiche und die Entsiegelung von Flächen attraktiver gestaltet werden. Dies würde die sanfte Mobilität, also das Zufußgehen, Radfahren und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, stärken. Öffentliche Parkplätze sollten, soweit möglich, teilentsiegelt, begrünt und verschattet werden. Für private Flächen könnten entsprechende Empfehlungen und Leitlinien bereitgestellt werden, um eine einheitliche und nachhaltige Gestaltung der Innenstadt insgesamt zu fördern.
Gewerbegebiet Chiemseestraße
Das Gewerbegebiet im Bereich der Chiemseestraße ist geprägt von großmaßstäblichen Gewerbehallen, Einzelhandelsflächen sowie Fertigungsbetrieben, die überwiegend in Privatbesitz stehen.
Um die klimatischen Bedingungen in diesem Bereich zu optimieren, sind verschiedene Maßnahmen vorgesehen, insbesondere die Maßnahmen S3, G2, W4, M3 und M4. Diese umfassen unter anderem die Teilentsiegelung von Parkplatzflächen, die Pflanzung von Gehölzen auf diesen Flächen sowie die Begrünung von Dächern und Fassaden. Ziel ist es, die versiegelten Flächen ökologisch aufzuwerten und einen positiven Einfluss auf das Mikroklima des Gewerbegebiets zu erzielen.
Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Anbindung an die umliegenden Freiräume. Durch den Ausbau der Rad- und Fußwegeverbindungen soll die sanfte Mobilität gefördert und nachhaltige Fortbewegungsarten gestärkt werden. Besonders die Freiräume im Bereich des Mangfallparks, der Innauen sowie der Kastenau sollen durch Grünverbindungen besser miteinander vernetzt werden. Ziel ist es, diese Naherholungsräume aufzuwerten und ihre Erreichbarkeit zu optimieren.
Darüber hinaus wird die ökologische Verbindung innerhalb des Areals durch Maßnahmen wie Blühstreifen, Baumreihen und weitere Grünstrukturen gestärkt. Diese tragen zur Biotopvernetzung bei und sollen insbesondere den Naturraum Mangfall, das Waldareal Kastenau sowie die Innauen ökologisch besser einbinden und sichern.
Für den Umgang mit Niederschlagswasser ist vorgesehen, die Versickerung der Straßenräume über Retentionsstreifen naturnah zu organisieren. Auf diese Weise kann Regenwasser ortsnah abgeleitet und der natürliche Wasserkreislauf unterstützt werden.
Gleichzeitig ist entlang der Hauptverkehrswege — darunter die Innstraße, Chiemseestraße, Schlierseestraße, Königsseestraße, Simseestraße sowie entlang der Bahntrasse — die Pflanzung von Baumreihen mit bodenverbessernden Maßnahmen vorgesehen. Diese sollen das bestehende Grüne Netz erweitern, die Aufenthaltsqualität erhöhen und einen Beitrag zur gestalterischen Aufwertung des Stadtbildes leisten.
Die genannten Maßnahmen verfolgen das übergeordnete Ziel, das Gewerbegebiet Chiemseestraße nachhaltiger und ökologischer zu gestalten. Durch die Kombination aus Begrünungsmaßnahmen, verbesserter Mobilitätsinfrastruktur, naturnahem Regenwassermanagement und einer stärkeren Vernetzung mit den umliegenden Naturund Erholungsräumen soll die Standortqualität langfristig gesteigert und ein Beitrag zur klimaangepassten Stadtentwicklung geleistet werden.
Gewerbegebiet Aicherspark
Das großmaßstäbliche Gewerbegebiet Aicherpark ist geprägt durch Gewerbehallen, Autohändler, Einzelhandelsflächen sowie zugehörige Parkplätze und Zufahrten. Die Flächen befinden sich überwiegend in Privatbesitz.
Das Gebiet bietet ein erhebliches Potential, die klimatischen Bedingungen durch gezielte Maßnahmen nachhaltig zu verbessern. Vorgesehen sind insbesondere die Maßnahmen S3, G2, W4, M3 und M4, die eine Teilentsiegelung der Parkplätze, die Pflanzung von Gehölzen auf den Stellflächen sowie die Begrünung von Dächern und Fassaden umfassen. Ziel ist es, das Mikroklima positiv zu beeinflussen und die ökologische Qualität des Areals zu steigern.
Ein zentraler Aspekt der Weiterentwicklung liegt in der Stärkung der Verbindungen zu den umliegenden Freiräumen. Durch den gezielten Ausbau von Rad- und Fußwegeverbindungen beispielsweise zwischen dem Bahnhof Aicherpark und dem Mangfallkanal, soll die sanfte Mobilität gefördert werden. Zusätzlich sollen die bestehenden Grünverbindungen erweitert werden, um die Durchgängigkeit der Freiräume und die Qualität des ökologischen Netzwerks zu verbessern.
Die Biotopvernetzung wird durch Maßnahmen wie Blühstreifen, Baumreihen und weitere Grünstrukturen gezielt gestärkt. Hierbei soll insbesondere die Verbindung vom Naturraum Keferwald über die Mangfallauen bis hin zum Auwald, der zugleich als natürlicher Retentionsraum bei Hochwasserereignissen dient, unterstützt werden.
Im Bereich des Regenwassermanagements ist vorgesehen, wo möglich, die Versickerung der Straßenräume über Retentionsstreifen zu realisieren, um eine natur-
nahe Ableitung des Regenwassers zu ermöglichen und den natürlichen Wasserkreislauf zu fördern.
Entlang der Hauptverkehrswege, wie der Äußeren Münchener Straße der Rosenheimer Straße / Georg-Aicher-Straße sowie der Oberaustraße, sollen Baumreihen in verbessertem Untergrund gepflanzt werden. Diese Maßnahme trägt zur Stärkung des Grünen Netzes bei und wertet das Stadt- und Landschaftsbild nachhaltig auf.
Darüber hinaus bietet die Fläche an der Zufahrtsrampe Westtangente/Rosenheimer Straße Potenzial für eine temporäre Nutzung als Sukzessionsfläche oder für die Einsaat von Blühwiesen um die Biodiversität zu fördern und den ökologischen Wert der Fläche auch kurzfristig zu erhöhen.
In Teilbereichen sollen der bestehende Baumbestand sowie vorhandene Wassergräben in die gesamtheitliche grüne Struktur des Aicherparks integriert werden. Durch die gezielte Einbindung dieser bestehenden Elemente kann die ökologische Vernetzung gestärkt und ein wesentlicher Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Gewerbegebiets geleistet werden.
Fokusbereich Innenstadt
Bestandsräume

Luftbild: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de. Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.

Fokusbereich Innenstadt
Potentialräume

Luftbild: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de. Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.


Fokusbereich Chiemseestraße Bestandsräume

Luftbild: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de. Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.

Fokusbereich Chiemseestraße Potentialräume



Luftbild: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de. Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.
Luftbild: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de. Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.


Potentialräume



Quellenverzeichnis
Wirtschaftsstandortagentur Rosenheim (2022): Jahreswirtschaftsbericht 2022/2023. Verfügbar unter: https://www. rosenheim.de/ [Zugriff am: 8. Mai 2025].
Bayerischer Städtetag (Hrsg.) (2022): Die Städte im Klimawandel. Tagungspapier 2022, S. 17. Verfügbar unter: https:// www.bay-staedtetag.de/fileadmin/Downloads/Broschueren/Tagungspapier_2022.pdf [Zugriff am: 25. März 2025].
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (o. J.): Bayerisches Klimaschutzgesetz. Verfügbar unter: https://www.stmuv.bayern.de/themen/klimaschutz/ klimaschutzgesetz/index.html [Zugriff am: 25. März 2025].
Bundesverfassungsgericht (2021): Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021 – 1 BvR 2656/18 u. a., BVerfGE 157, 30. Verfügbar unter: https://www.bverfg.de/e/ rs20210324_1bvr265618.html [Zugriff am: 8. Mai 2025].
Bundesministerium der Justiz (2023): Bundes-Klimaanpassungsgesetz (KAnG), BGBl. I 2023 Nr. 393, 22. Dezember 2023. Verfügbar unter: https://www.recht.bund.de/ bgbl/1/2023/393/VO.html [Zugriff am: 8. Mai 2025].
Stadt Rosenheim (Hrsg.) (2023): Klimawandelanpassungskonzept Rosenheim 2023, bearbeitet von alpS GmbH. Verfügbar unter: https://www.rosenheim.de/fileadmin/ Buergerservice/Umwelt/Klimawandelanpassungsstrategie/Klimawandelanpassungskonzept_Hauptteil_final.pdf [Zugriff am: 8. Mai 2025].
Bundesministerium der Justiz (2024): Zweites Gesetz zur Änderung des Bundes-Klimaschutzgesetzes, BGBl. I 2024 Nr. 235, 16. Juli 2024. Verfügbar unter: https://www.recht.bund. de/bgbl/1/2024/235/VO.html [Zugriff am: 8. Mai 2025].
Stadt Rosenheim (2020): Klimaschutzinitiative. Verfügbar unter: https://www.rosenheim.de/buergerservice/umwelt/ klimaschutzinitiative/ [Zugriff am: 8. Mai 2025].
Bayerisches Klimaschutzgesetz (BayKlimaG) (2020), Art. 3 Abs. 5, GVBl. 2020, S. 598. Verfügbar unter: https://www. gesetze-bayern.de/Content/Document/BayKlimaG-3 [Zugriff am: 8. Mai 2025].
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Maßnahmenpaket – Klimaschutzoffensive, Stand: 15. November 2021. Verfügbar unter: https://www.stmuv. bayern.de/themen/klimaschutz/klimaschutzgesetz/doc/ anl2_mahmenpaket.pdf [Zugriff am: 8. Mai 2025].
Stadt Rosenheim (2012): Rosenheim 2025 – Stadt in Zukunft. Integriertes Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept.
Stadt Rosenheim (2014): Stadtentwicklungskonzept Rosenheim 2025 - Stadt in Zukunft. Verfügbar unter: https://www. rosenheim.de/fileadmin/Buergerservice/Stadtentwicklung/ Gesamttext_Egebnisbroschuere_RO25b.pdf [Zugriff am: 8. Mai 2025].
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) (o. J.): Schutzgutkarte Klima/Luft. Verfügbar unter: https://www.lfu.bayern. de/natur/schutzgutkarten/klima_luft/index.html [Zugriff am: 24. März 2025].
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) (2021): Landesweite Schutzgutkarte Klima/Luft für die Landschaftsrahmenplanung, S. 58–59. Verfügbar unter: https://www.lfu. bayern.de/download/natur/schutzgutkarten/klimaluft_ abschlussbericht.pdf [Zugriff am: 24. März 2025]..
Landratsamt Rosenheim (2023): Energie- und Treibhausgasbilanz für den Landkreis Rosenheim – Berichtsjahr 2019, veröffentlicht am 24. Oktober 2023. Verfügbar unter: https:// www.landkreis-rosenheim.de/wpfd_file/energie-und-treibhausgasbilanz-berichtsjahr-2019/ (abgerufen am 8. Mai 2025).
Geosphere Austria (o. J.): Konsequenter Klimaschutz ist dringend notwendig. Verfügbar unter: https://geosphere. at/de/aktuelles/news/konsequenter-klimaschutz-ist-dringend-notwendig [Zugriff am: 25. März 2025].
Kühn, M. (2023): Folgen der Klimakrise: Mehr Tote durch Hitze als durch Verkehr. taz – die tageszeitung. Verfügbar unter: https://taz.de/Folgen-der-Klimakrise/!6026777/ [Zugriff am: 25. März 2025].
Deutscher Wetterdienst (o. J.): Projekt Wärmeinseln – Stadtklimatologische Untersuchungen. Verfügbar unter: https:// www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaforschung/klimawirk/ stadtpl/projekt_waermeinseln/projekt_waermeinseln_ node.html [Zugriff am: 25. März 2025].
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) (o. J.): Empfehlungen für Anlagen des öffentlichen Personennahverkehrs (EAÖ). FGSV Verlag, Köln. Verfügbar unter: https://www.fgsv-verlag.de [Zugriff am: 12. März 2025].
Technische Universität München – Zentrum Stadtnatur und Klimaanpassung (ZSK) (2022): CityTree II – Abschlussbericht (barrierearme Version). Verfügbar unter: https://www.zsk. tum.de/fileadmin/w00bqp/www/PDFs/Berichte/Abschlussbericht_CityTree_II_barrierearm__1_.pdf [Zugriff am: 25. März 2025].
Luftbilder: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de.
Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.
Anhang: Plandarstellungen
Abbildung 6 : Freiraumklimatope

Abbildung 7: Stadtklimatope
Freiraumklimatope
Fokusräume
Gewässerklimatop
Waldklimatop
Parkklimatop
Freiraumklimatop

Stadtklimatope
Fokusräume
Innenstadtklimatop
Bahn ächenklimatop
Gewerbe ächenklimatop
Siedlungsklimatop
Dorfklimatop
Abbildung 8: Nächtliche bodennahe Lufttemperatur (Durchschnitt für 2 m über Grundniveau, 4:00 Uhr)

Abbildung 9: Errechnete gefühlte Lufttemperatur untertags (Durchschnitt der KW 23 im Jahr 2023)
Nächtliche Temperatur
Fokusräume

Lufttemperatur untertags
Abbildung 10: Bahn- und Busnetz in Rosenheim

Abbildung 11: Flutungsfälle aufgrund des fluvialen Hochwassers
Ö entlicher Verkehr
Fokusräume
Bushaltestelle
Bahnhaltestelle
600 Meter Umkreis
1.200 Meter Umkreis
Buslinie
Zuglinie

extrem
100 HQ häu g Fokusräume
Gewässer
*aufgrund des uvialen Hochwassers
Abbildung 12: Kaltlufttrajektorien. Die dargestellten errechneten Luftströme wirken von 21:00 bis 04:00 Uhr und haben eine Strömungshöhe von 10 Metern über dem Grundniveau. Im Planschema dargestellt wird jede dritte Trajektorie, wobei ein Mindestabstand von einem Kilometer zwischen den einzelnen Linien besteht.
Abbildung 13: Kaltluftproduktionsrate
Kaltlufttrajektorien
0 2,5 5 km Regionales Kaltluftströmungssystem auf Grundlage der errechneten Vorwärtstrajektorien

Kaltluftproduktionsrate
Fokusräume
8 m³/m²*h
16 m³/m²*h
24 m³/m²*h
32 m³/m²*h
40 m³/m²*h
Abbildung 14: Kaltluftvolumenstromdichte

Abbildung 15: NDVI (Normierter-Differenz-Vegetationsindex)
Kaltluftvolumenstromdichte
Fokusräume
8 m³/(s*m)
16 m³/(s*m)
24 m³/(s*m)
32 m³/(s*m)
40 m³/(s*m)
48 m³/(s*m)

Fokusräume

Vegetationsindex: 0,1 - 0,9
Luftbild: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de. Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.
Abbildung 16: NDVI umgekehrte Farbdarstellung

Abbildung 17: SWOT-Plan
NDVI umgekehrte Farbdarstellung
Fokusräume
Vegetationsindex: 0,1 - 0,9
Luftbild: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de.
Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.

SWOT-Plan
Stärken
Schwächen
Chancen
Risiken

Abbildung 18: Syntheseplan
Synthese
Fokusräume
Parks
Wälder und Gehölze
Gewässer
NDVI umgekehrt*
HQextrem
*geringer Vegetationsindex, Gefahr der Überwärmung
Luftbild: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de.
Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.
Abbildung 20: Entwicklung des räumlichen Leitbildes




Luftbilder: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de.
Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.
Abbildung 21: Räumliches

Ortzentrum
Freiraumvernetzung
Symbolhafte Darstellung der Kaltlufttrajektorien auf regionale Ebene (keine Kaltluftströme)
Symbolhafte Darstellung der Kaltluftentstehungsgebiete auf regionaler Ebene
Bahnhof
Grenze Fokusbereich
Luftbild: © Bayerische Vermessungsverwaltung (LDBV), [2025], www.geodaten.bayern.de. Bearbeitung: LAND Germany GmbH, Raumposition GmbH, Weatherpark GmbH.
FACHKONZEPT ZUM ISEK ROSENHEIM UMWELT-KLIMA-KLIMAWANDEL FÜR DIE KREISFREIE STADT ROSENHEIM
Das ISEK der Stadt Rosenheim wurde aus dem Städtebauförderungsprogramm „Bund-Länder-Städtebauförderprogramm Wachstum und nachhaltige Erneuerung PWE“ mit Mitteln des Bundes und des Freistaats Bayern gefördert.


IMPRESSUM
AUFTRAGGEBER / KOORDINATION UND ORGANISATION
Stadt Rosenheim
Stadtplanungsamt III/61
Sachgebiet 611, Entwicklungsplanung und Städtebau
Königstrasse 24, 83022 Rosenheim
stadtplanung@rosenheim.de
INHALT UND REDAKTION
LAND Germany GmbH
Kornelia Steigenberger
Roman Lichtmann
Raumposition GmbH
Ekaterina Winter
Nina Bernard
Weatherpark GmbH
Meteorologische Forschung und Dienstleistungen
Simon Tschannett
