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Fussball ist meine grosse Leidenschaft
David Fall ist Technischer Leiter beim Thurgauer Fussballverband und verantwortlicher Koordinator an der Thurgauer Sport-Tagesschule Bürglen. Der 42-jährige ehemalige deutsche Fussballspieler ist nicht nur verantwortlich für den Kontakt zu den Sportschülern und deren Familien, sondern auch für die Aufnahmegespräche, die Selektion und die Zusammenarbeit mit den einzelnen Fussballvereinen. Zudem ist er auch Trainer bei AS Calcio Kreuzlingen.
«Geboren in Paris kam ich als Vierjähriger mit meinem senegalesischen Vater und meiner deutschen Mutter nach Konstanz in den Stadtteil Petershausen», erinnert sich David Fall. Schon als kleiner Junge spielte er mit seinen Kollegen auf der Strasse Fussball und trat mit sechs Jahren in den FC Wollmatingen ein. Später spielte er in der U21 des FC St.Gallen und über den SC Pfullendorf kam er zum SV Litzelstetten und FC St. Gallen. Mit dem SV Waldhof Mannheim kam Fall in seiner ersten Profisaison auf zehn Einsätze. Später wechselte er in die Regionalliga zum FC Rot-Weiss Erfurt. Nach dem Abstieg der Erfurter im Jahr 2005 kam Fall zum Zweitliga-Aufsteiger SC Paderborn 07, wo er sofort zum Stammspieler wurde. Nachdem auch dieser Verein absteigen musste, wechselte David Fall in die Schweiz zum FC Schaffhausen in die Challenge League. Für die Saison 2009/2010 unterschrieb er einen Vertrag beim West-Regionalligisten Preussen Münster. Während dieser Saison erlitt Fall am 6. April im Heimspiel gegen die Zweitvertretung von Fortuna Düsseldorf einen Kreuzbandriss. Für die Winterpause 2011 kehrte der 1.78 m grosse Fall, der auf der rechten offensiven Verteidigerposition durch seine schnelle Flügelsprints auffiel, in das Kader der Preussen zurück. Der im Sommer 2011 auslaufende Vertrag wurde nicht mehr erneuert. Und welches ist eines der grössten Highlights von Falls Fussballkarriere? «Im alten Müngersdorfer Stadion von Köln sass ich für den SV Waldhof Mannheim im Spiel gegen den FC Köln, enttäuscht vom Entscheid des Trainers, als Reservespieler auf der
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Ersatzbank. Nach etwa 30 Minuten wurde ich eingewechselt. Von diesem Moment an kann ich mich an dieses Spiel nicht mehr erinnern. Ein Traum wurde wahr.» Obwohl Fall mit seiner Mannschaft das Spiel verlor stand für ihn an vorderster Stelle: «Ich durfte in der zweiten Bundesliga vor 30 000 Zuschauern spielen.» Besonders beeindruckend waren für ihn während seiner sportlichen Laufbahn die direkten Duelle mit absoluten Topspielern, wie zum Beispiel Lukas Podolski vom FC Köln. «Er war einer meiner stärksten direkten Ge-
David Fall im Theorieraum der Thurgauer SportTagesschule Bürglen (TST)

genspieler und verfügte damals schon in jungen Jahren über enorme fussballerische Qualitäten, nicht umsonst war er seinerzeit schon als Zweitliga-Spieler auch Mitglied der deutschen Nationalmannschaft.»
Ganzes Leben begleitet
Ein weiterer Höhepunkt in Falls Fussball-Leben war die Teilnahme an einem Trainingszusammenzug 2004/2005 im Trainingszentrum der französischen Nationalmannschaft in Fontainebleau mit der senegalesischen Nationalmannschaft. Lange war der Fussball für Fall ein Hobby. Mit 22 Jahren unterschrieb er seinen ersten Vertrag in der Bundesliga. Vorher diente der Fussball vor allem der Finanzierung des Studiums. «Fussball bedeutet für mich Leidenschaft und ein Hobby, das mich bisher das ganze Leben hindurch begleitet hat», strahlt Fall. Er hat in seinen geliebten Sport viel Zeit und Energie investiert und auch nach seinem Karrierende viel zurückerhalten. Bewusst wollte er sich mit dem Beginn des Wirtschafts-Psychologie-Studiums vom Fussballsport verabschieden. Doch es kam anders: «Nach einem Semester wechselte ich an die Universität Fribourg für ein Studium im Bereich Sportmanagement und widmete mich noch mehr dem Fussball als vorher.»
An die Träume glauben
Aktuell besuchen an der TST in Bürglen 10 Schüler die 7. Klasse und 14 Schüler die achte Klasse, darunter auch zwei Mädchen. In Bürglen erhält David Fall in der Person von Ausbildungstrainer Martin Hirt in allen sportlichen Bereichen eine kompetente Unterstützung. Der Schulbesuch teilt sich für die Schüler auf in rund einen Drittel Sportausbildung und zwei Drittel Schulunterricht. «Der Fokus liegt im schulischen Bereich und wir bemühen uns, den Sport bestmöglich in die schulischen Rahmenbedingungen zu integrieren», hält Fall fest. Für ihn muss ein junger Mensch Freude, Leichtigkeit und Leidenschaft für den Fussballsport mitbringen, denn dieser Sport ist für Fall Spiel und wird ein Spiel bleiben. Seine bisherige Erfahrung zeigt: «Ziel ist es, dass die Sportlerinnen und Sportler ihren fordernden Alltag bei uns nicht als Stress empfinden, sondern mit grosser Freude und hoher Motivation versuchen, die Rahmenbedingungen optimal für sich zu nutzen und eine gute Entwicklung im schulischen und sportlichen Bereich zu erzielen.» Dieses Jahr konnten von den 34 interessierten Kandidaten deren 17 aufgenommen werden. Und welches sind die Voraussetzungen, um in die TST aufgenommen zu werden? «Wir prüfen neben den fussballerischen Komponenten auch
die physischen Anlagen und wichtig sind uns zudem auch Leistungsbereitschaft, Arbeitshaltung und die Persönlichkeit », fasst Fall zusammen. Er möchte die ihm anvertrauten Schüler motivieren, an ihre Träume zu glauben und alles dafür zu tun, diese wahr werden zu lassen. «Das Potential dieser jungen Menschen darf nicht im Keim erstickt werden», erklärt Fall. Für ihn vermittelt der Fussballsport den Schülern nicht nur sportliches Können, sondern auch Fähigkeiten wie Lernwillen, Disziplin, Einsatz, Respekt, Pünktlichkeit und vieles mehr, wovon sie auf ihrem weiteren Lebensweg sehr profitieren werden. Und besonders wichtig ist für ihn: «Wir versuchen aus Talenten Profis zu machen, die Professionen lassen wir dabei offen.» David Fall freut sich darüber, dass auch ein hoher Prozentsatz von Ehemaligen der TST die Thurgauer Fussballlandschaft prägen. Sei es als Spieler oder aber auch als Trainer oder Vereinsfunktionäre. Ein Beispiel für eine Thurgauer Erfolgsgeschichte ist für Fall der heute 19-jährige Julian Vonmoos. Seinen sportlichen Werdegang startete er beim FC Romanshorn und führte ihn über den Thurgauer Fussballverband, den FC St. Gallen und Grasshoppers Zürich zum FC Basel, wo er aktuell als Profi unter Vertrag steht. Ausserdem stand er 2018 als Captain bei der U17-EM für die Schweizer Nationalauswahl auf dem Platz. Und welches sind Falls Visionen und Wünsche für die Zukunft der Sportschule Bürglen? «Vor allem wünsche ich mir, dass die Schule Bürglen auch zukünftig für Mut, Leidenschaft und Qualität in allen Bereichen einsteht.» «Im Bereich Mädchenförderung haben wir schon einiges erreicht und möchten den eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen», hebt er hervor. Mit Freude erfüllt ihn das, was der Thurgauer Fussballverband in Zusammenarbeit mit der Sportschule in Bürglen erreicht hat. Gemeinsam arbeitet man im ständigen Austausch mit der Schulleitung und den Lehrpersonen daran, den Thurgauer Talenten optimale Rahmenbedingungen zu bieten. So eine Möglichkeit ist keine Selbstverständlichkeit und sollte auch von den Sportschülerinnen und Sportschülern als Privileg empfunden werden. «Der Kontakt zwischen den Sportschülern und den übrigen Schülern ist mir sehr wichtig, dies um den sozialen Aspekt und auch den Austausch im schulischen Bereich zu berücksichtigen. Es ist eine grosse Freude und Bereicherung, mit jungen, talentierten Menschen arbeiten zu können und sie einen Teil ihres Weges begleiten zu dürfen», schliesst David Fall
seine Ausführungen.