Toggenburger Magazin Juli-August

Page 1

Juli/August 2019 Fr. 8.–

Fliegenfischen im Forellenparadies Fruchtiges Glace aus dem Toggenburg Leben im einstigen Heberlein-Landhaus


Naturgärten und Landschaften

Rogger Naturgarten GmbH 9642 Ebnat-Kappel 071 988 47 40 www. roggernaturgaerten.ch

MIT UNS HÄTTEN SIE ORDNUNG IM BÜRO

Papeterie · Bürobedarf · Bücher

www.kostezer.ch Obere Bahnhofstr. 9 Bahnhofstr. 9 9500 Wil 9630 Wattwil Tel. 071 911 05 64 Tel. 071 988 57 57 Fax 071 911 60 64 Fax 071 988 55 57

Ein gutes Bier braucht Zeit. Deshalb nehmen wir uns beim Brauen besonders viel davon. Und das seit 240 Jahren. Damit Sie jeden Schluck geniessen können. Wir nehmen uns Zeit für unser Bier.


AUFTAKT

1

Z

uerst war es zu kalt, dann hatte es zu viel Wasser und danach zu viel Treibholz in der Thur. Dreimal musste der Termin mit den Fliegenfischern vom oberen Toggenburg verschoben werden. Das Warten auf günstige Bedingungen brachte die jungen Männer vom Fischereiverein Obertoggenburg kein bisschen aus der Ruhe. Klar, ohne geduldiges Gemüt wird keiner Fliegenfischer. Und wer keinen Fisch mag, vermutlich auch nicht. Ein erfolgreiches Duell mit einer Bachforelle in der Thur setzt Erfahrung voraus. Fliegenfischer studieren als Erstes die Insektenschwärme über der Wasseroberfläche, und sie suchen dann nach einem guten Standort. Aber ohne die anspruchsvolle Wurftechnik zu beherrschen, bekämen sie wohl keinen einzigen Fisch an die Angel. «Du sollst denken wie ein Fisch», lautet ein Ratschlag im Fachbuch «Faszination Fliegenfischen». Lautlos, mit einer einzigen eleganten Bewegung, lässt der Fliegenfischer die lange Schnur mit dem Fliegenköder durch die Luft wirbeln. Kurz darauf zappelt eine stattliche Bachforelle am Haken. Niemand weiss, ob sie aus natürlicher Fortpflanzung stammt oder von einem der rund 38 000 Bachforellen-Brütlinge aus künstlicher Aufzucht, die jeden Frühsommer im oberen Toggenburg eingesetzt werden.

Bücher aus fünf Verlagen orte FormatOst Appenzeller Verlag Toggenburger Verlag edition punktuell

«Fliegenfischer studieren als Erstes Insektenschwärme über der Wasseroberfläche.»

Zeitschriften Appenzeller Magazin Toggenburger Magazin orte Literaturzeitschrift

Öffnungszeiten Montag bis Freitag 14–17 Uhr Verlagshaus Schwellbrunn Im Rank 83 | 9103 Schwellbrunn Tel. 071 353 77 55 verlag@appenzellerverlag.ch www.verlagshaus-schwellbrunn.ch

Katja Nideröst

Parkplätze beim Laden

Schwellbrunn Richtung Herisau Richtung Degersheim

Kirche

«Ochsen»

Gästehaus Kreuz

P

83

ank Im R

Richtung Dicken/Schönengrund

P

Richtung Waldstatt

Titelbild: Fliegenfischer an der Thur. Bild: Katja Nideröst. Herausgeber: Toggenburger Verlag, Schwellbrunn. Verleger: Marcel Steiner. Redaktion: Katja Nideröst, katja.nideroest@toggenburgerverlag.ch (Leitung), Marcel Steiner. Fotografie: Katja Nideröst, Carmen Wueest, Marcel Steiner. Adresse: Toggenburger Magazin, Im Rank 83, CH9103 Schwellbrunn, verlag@toggenburgerverlag.ch, www.toggenburgerverlag.ch. Verlagsservice/Abonnemente: Tel. 071 353 77 55, verlag@toggenburgerverlag.ch. Preise: Einzelverkauf: Fr. 8.–, Jahresabonnement: Fr. 43.–, erscheint sechsmal pro Jahr. Gestaltung: Janine Durot, Daniela Saravo, Josef Scheuber. Anzeigenverkauf: Luca Giovanettoni, Tel. 071 353 77 42, luca.giovanettoni@toggenburgerverlag.ch.


Heinrich Roth Parkholzhauerei, Baumpflege und Spezialfällarbeiten Beratung und Ausführung vom Baumpflege-Spezialisten

9655 Stein SG Filiale: 8706 Meilen ZH Telefon 071 994 17 79 www.roth-baumpflege.ch Mobile 079 697 65 70 Geisser--Logo2017-Ebnat-Kappel_Nesslau-mit3Logos--97.5x68mm.pdf

Immer da, wo Zahlen sind.

1

24.08.17

16:29

Schöne Aussichten mit den Toggenburger Raiffeisenbanken Bei den Toggenburger Raiffeisenbanken sind Sie mit Ihren finanziellen Angelegenheiten gut aufgehoben. Raiffeisenbank Obertoggenburg Raiffeisenbank Mittleres Toggenburg Raiffeisenbank Unteres Toggenburg Raiffeisenbank Neckertal

Schweizer Apfelwein, Cidre, Cider – traditionell aus Familienhand.

Strassenbau Hochbau Tiefbau

E.Weber AG Ebnaterstrasse 79 9630 Wattwil Telefon 071 987 59 10 info@weber-wattwil.ch www.weber-wattwil.ch

Tel. 071 999 11 22 Tel. 071 987 30 30 Tel. 071 982 77 00 Tel. 071 362 67 10


INHALT

4 HEIMAT

6

3

Hausgemachte Glace Eine fruchtig-verführerische Familiensache: Die Sommerzeit steht im Café Ziehler in Stein ganz im Zeichen der hausgemachten Sorbets und Rahmglaces.

11 EINE PRISE BRISI 12 TALAUF TALAB

14

Fliegenfischer im Forellenparadies Die Pachtgewässer des Fischereivereins Obertoggenburg gelten als schweizweit schönste Forellenparadiese. Sorge zur Natur tragen wollen auch die Fliegenfischer, indem sie die Bachforellen möglichst schonend fangen.

26 31 EN GUETE Restaurant Hulftegg 32 ZUHAUSE Ein Hauch Amerika in Wattwil 38 WANDERN Von der Schwägalp nach Ennetbühl 43 AUSGEHEN 44 AUF DEM ROTEN STUHL Nöldi Forrer

Steinreiche Ausstellung in der Erlebniswelt Weltraumrakete, Piratenschiff, Kirche, Helikopter, Sportwagen, Dampfloki oder Camper: mit LEGO-Steinen lässt sich fast alles bauen. Zu Besuch in der Ausstellung der Erlebniswelt Toggenburg in Lichtensteig.


4

HEIMAT


Regen, kombiniert mit Schmelzwasser von den nahen Bergen, sorgt bei den Thurwasserfällen in Unterwasser fßr ein imposantes Naturschauspiel. Carmen Wueest: Bild


Philipp Ziehler junior und Partnerin Chiara Gübeli kennen alle Glacerezepte, in denen möglichst viele Früchte aus dem Toggenburg stecken.


Glace Ziehler 7

Unscheinbar, in einem schmalen Kühlschrank, stehen die hausgemachten Glaces im Laden des Cafés Ziehler in Stein. Die Bescheidenheit trügt. Im Gefrierkeller lagern tonnenweise Früchte, aus denen das Ziehler-Team im Sommer viele feine Frucht- und Rahmglaces zaubert. Katja Nideröst: Text & Bilder

ausgemachte Gelati sollen schmecken wie in den Ferien. Wer im Sommer aber nicht in den Süden ans Meer fährt, sondern zum Wandern in die Toggenburger Bergwelt, der kann sich auf der Heimfahrt in Stein mit einer zartschmelzenden Glace belohnen. Direkt auf der Hauptachse durchs Tal, zwischen Nesslau und Alt St. Johann, liegt in Stein das Café Ziehler. Erstaunlicherweise fehlt vor dem Haus eine plakative Glacewerbung. Und im Laden gibt es keine verlockend farbige Gelateria, sondern bloss den verglasten Kühlschrank, in dem je zwei, drei Töpfchen Glace verschiedenster Sorten stehen: von Klassikern wie Vanille und Erdbeer über Rhabarber, Baumnuss, Melonen, Mocca, Zimt und viele mehr. Die Glaceproduktion hat im Hause Ziehler eine sehr lange Tradition. Schon Philipp Ziehlers Vater begann damit vor über 50 Jahren in seiner Confiserie in Wildhaus. Aber so fein wie italienisches Eis schmeckten diese Gelati dem Sohn nicht. Dann schlug Philipp Ziehler Mitte der 1970-er Jahren auch eine Laufbahn als Bäcker-Konditor-Confiseur ein. Und tat sich zu Feldforschungszwecken in Sachen Gelati mit seinem Unterstift Arno Antognini zusammen. Der Kollege stammte aus dem Tessin, und dorthin reisten die beiden jungen Männer, um bei den Profis hinter die Kulissen der Herstellung von italienischem Eis zu blicken.

Ohne Pülverchen Philipp Ziehler war damals fasziniert und fand heraus, dass die Glace-Herstellung keine Hexerei ist. Und dass es mit wenigen guten Rohstoffen, ohne Zusatz von Geschmacksverstärken, Farbstoffen, Konservierungsmitteln, ja «ohne irgendein Pülverchen» funktionierte. Der heute 60-Jährige spricht von «ehrlichen Glaces», die man seit 40 Jahren in seinem Betrieb herstelle. Drei Tonnen gefrorene Früchte lagern anfangs Sommer im begehbaren Gefrierkeller. Gestapelte Behälter mit gefrorenen Zwetschgen-, Aprikosen-, Erdbeer- und weiteren Pürees stehen übersichtlich geordnet auf Regalen. Ohne gross beschriftete Etiketten könnte man bei minus 20 Grad in kalten Nebelschwaden den Inhalt der Behälter nicht gut ablesen. Ist die Nachfrage da, produzieren Ziehlers innert Stunden frische Glace. Für die Sorbets werden angetaute Fruchtblöcke zusammen mit Zucker in die Glacemaschine gegeben. Die Masse wird unter ständigem Rühren heruntergekühlt, und nach einer Viertelstunde kann das fertige Sorbet abgefüllt werden. Der Fruchtanteil beträgt bei allen Sorten 54 Prozent, der Rest setzt sich zusammen aus Wasser und Zucker. Der Zucker süsst und macht die Masse weich und haltbar. Zur Philosophie gehören Zutaten aus der Region. Auch bei Früchten, die, wo möglich, in der näheren Umgebung bezo-


8 Glace Ziehler

Philipp Ziehler senior legt Wert auf ein sauber geordnetes Früchtelager im begehbaren Gefrierschrank.

gen werden. Kein Problem sei das etwa bei Himbeeren, Kirschen, Blaubeeren oder Birnen, die er im Toggenburg einkaufen könne, sagt Philipp Ziehler. Auf Spanien ausweichen müsse er bei den Orangen oder den Zitronen, gar auf Peru bei Bananen oder Brasilien bei Kiwis.

Süsses Rührei statt Rahmglace Anspruchsvoller als das Fruchteis sei die Herstellung von Rahmglace, sagt der Unternehmer. Dafür kocht man Milch, Zucker und Ei auf und am Schluss werden Rahm und ein Geschmacksträger wie Nidelzeltli, Pistazien oder Kaffee beigefügt. Das Wichtigste bei der Rahmglace sei die Temperatur und das ständige Rühren. «Unsere Profi-Glacemaschine wärmt die Zutaten exakt auf 82 Grad. Heisser darf die Masse keinesfalls werden, weil sonst das Eiweiss gerinnt», erklärt Philipp Ziehler. Einmal habe man im falschen Moment den falschen Knopf gedrückt. Das Resultat waren 75 Liter süsses Rührei, erinnert sich der Chef und lacht. Das Glace-Gen hat auch die dritte Generation in der Familie geerbt. Der 24-jährige Philipp

Ziehler junior absolvierte seine Ausbildung zum Bäcker-Konditor-Confiseur zu Hause im Familienbetrieb. Er ist inzwischen der neue Mister Glace und hat sich der Kreation neuer Sorten angenommen. Das Ergebnis der jüngsten Tüftelei ist ein Schlorzi-Gelato mit Dörrbirnen. Es wird wie die anderen Sorten in einer glänzenden, programmierbaren Chromstahlmaschine gerührt. 50 000 Franken habe die Anschaffung der Profimaschine gekostet, sagt Philipp Ziehler senior und betont, dass er dafür viele Gipfeli und Schoggistengel habe verkaufen müssen. Und warum gibt es im Laden keine verführerische Gelateria? Das lohne sich nicht, glaubt Philipp Ziehler. Man lebe hier in Stein von 380 Einwohnern und den Durchreisenden. Darum habe er für sein Glace weitere Verkaufskanäle gesucht. Und fand solche zum Beispiel mit der Kuhn Bäckerei- und CaféKette. Seinen Mitbewerber kann er in grösserem Stil mit Glace beliefern. Mit seinen Produkten ein bisschen exklusiv zu bleiben, sei ihm recht, sagt Philipp Ziehler, und hätte gleichwohl nichts dagegen, wenn ein Zürcher Gastronom bei ihm Glace bestellen würde.

«Es ist doch besser, wenn man in Zürich Glace aus dem Toggenburg isst als umgekehrt.» Der Toggenburger Kleinunternehmer kennt die Entwicklung in seiner Branche aus dem Alltag als Leiter überbetrieblicher Kurse für Auszubildende. Er besucht die Lehrbetriebe auch in der Rolle als Prüfungsexperte. Als Ausbildner ist er jedes Jahr rund acht Wochen ausserhalb des Familienbetriebs tätig. Zu Hause in Stein arbeiten derweil Ehefrau Dorothea, Sohn Philipp, zwei Verkäuferinnnen, vier Bäcker-Konditor-Confiseure in der Produktion sowie fünf Auszubildende.

Zukunft sichern Die Wertschöpfung im Toggenburg sicherzustellen, sei ihm nach wie vor ein grosses Anliegen, sagt der Lehrmeister aus Stein. In Sachen Gelati beäugt er die Konzepte anderer Hersteller mehrheitlich kritisch: «Ich bin überzeugt, dass der Begriff hausgemachte Gelati oftmals nur bedeutet, dass die Zutaten im Haus zusammengemischt werden und dafür fast immer gefriergetrocknetes Pulver und Geschmacksverstärker verwendet werden.» Dabei sei es einfach, eine Jo-


Nur eine Viertelstunde benötigt die Maschine, bis die Glacemacher das sämige Fruchtsorbet portionieren können.

Erdbeeren mit Zuckersirup, und fertig ist die Mischung für das Sorbet.

gurtglace etwa aus lactosefreiem Jogurt herzustellen. Dafür kauft er das Jogurt bei der Käserei Stadelmann in Unterwasser. Trotzdem ärgert sich Philipp Ziehler, dass ihn ein Liter frischer Milch aus dem Toggenburg doppelt so viel kostet, wie wenn er dieselbe Menge Milchpulver aus der Fabrik in Sulgen einkaufen würde. An seiner Freude, Rohstoffe aus der Region zu kaufen, ändere dies aber nichts. Die Glaces aus dem Hause Ziehler halten bei richtiger Lagerung fünf Monate. Und wenn einmal der Lebensmittelkontrolleur vorbeischaue, was nur selten vorkomme, dann nehme dieser ein Töpfli Vanilleeis mit, weil da die Grundzutaten gut herausgeschmeckt werden könnten, erklärt der Betriebsinhaber. Nie stehenbleiben, aber auch kein Wachstum anstreben, so hofft Philipp Ziehler die Zukunft seines Familienbetriebs zu sichern. Lieber als ums Marketing kümmert er sich dabei um optimierte Abläufe. Beim Vorgespräch zu diesem Text sagt Dorothea Ziehler mit einem Augenzwinkern: «Erklären Sie doch meinem Mann, dass wir eine Homepage brauchen.»


Hören Sie gut? Gratis Hörtest, Beratung, Hörgeräte, Hörschutz

Öffnungszeiten: Montag – Freitag Samstag

8.00 – 12.00 Uhr 14.00 – 18.30 Uhr 8.00 – 12.00 Uhr 14.00 – 16.00 Uhr

Am Donnerstag finden Sie uns beim Wandern oder Skifahren...

Drogerie Abderhalden Wildhaus

Ausschneiden und an der Kasse vorweisen. 5

BON für Fr. 2–

Tel. 071 999 17 17 drogerie-wildhaus.ch

Steinstarke

Bahnhofstrasse 11, 9630 Wattwil Telefon 071 988 70 44, www.hoersenn.ch

Inserat_92X65.indd 2

LEGO® Sonderausstellung Die Erlebniswelt Toggenburg wird zum LEGO® Land. Bestaunen Sie im 2019 zahlreiche Nachbauten weltbekannter Bauwerke und Objekte. Pro Eintritt ein Bon gültig bis 31. 1. 2020 Nicht kumulierbar mit anderen Aktionen.

sehen staunen erleben

nino hüppi aus ebnat-kappel «ich trage ott»

22.06.19 10:19

wattwil bahnhofstrasse 3 telefon 071 988 18 38 augenoptikott.ch

Erlebniswelt Toggenburg Thurstrasse 2 9620 Lichtensteig www.erlebniswelttoggenburg.ch

CH-9620 LiCHtensteig teLefon 071 987 66 80

Hier. Für Sie. Was immer Sie vorhaben.

TreppenlifTe RollstuhlliftE sitzliftE AufzügE

Wir sind für Sie da, persönlich in unseren Geschäftsstellen, via Kundenportal und unterwegs mit der App.

www.hoegglift.ch cbt.clientis.ch

_950_INI_92x134_001_Image_Beratung.indd 1

03.06.19 11:29


EINE PRISE BRISI Monika Rösinger, 66, Autorin und ehemalige Schulleiterin, Bütschwil.

Sommertage Im Sommer scheint das Leben beschwingter. Das Aufstehen, bei fröhlichen Sonnenstrahlen im Zimmer, gelingt leichter. Die erste Tasse Kaffee, vielleicht auf dem Balkon oder auf dem Sitzplatz, während man in Töpfen und Rabatten neue Blüten entdeckt oder da und dort ein dürres Blättchen zupft. Der frische Geruch von Heu oder Emd, der an barfüssige Kindertage und Heuferien erinnert. Vögel schwirren und zetern im übervoll blühenden Heckenrosenstrauch. Ein Milan zieht im blauen Himmel seine Kreise. Einige purpurrote, schlierige Wolken am östlichen Horizont verheissen ein Gewitter, passend zum Sommergefühl. Ferienzeit. Träge Tage, mit einem Buch im Liegestuhl. Extra frühes Aufstehen für eine Wanderung in den Bergen. Abkühlung in der Thur, im wärmeren Necker oder in einer Badi, begleitet von Glace-Essen und Grillieren. Eine Reise mit Bahn und Postauto unternehmen, einfach Sommer. Zumal das Wetter dieses Jahr einen langen Anlauf gebraucht und den Rank dann doch gefunden hat, in den Gärten blüht und gedeiht alles wunderbar. Zarte Kopfsalate aus meinem Tomatenhäuschen, ganz ohne irgendwelchen Dünger, frei von Pestiziden und sozusagen umweltneutral. Dazu Gewürze aus dem eige-

11

nen Kräuterbeet. Vielfältig und auf kürzestem Weg, zusammen mit den ersten, zarten Kartöffelchen; was will man mehr ! Wenn ich mit meinen bescheidenen Kenntnissen schon so viel Freude erlebe, wie schön muss es für passionierte Gärtner und Gärtnerinnen sein. Ein erholsamer Rundgang führt mich hin und wieder über den Drahtsteg. Im Weiler Laufen spaziere ich an den Schrebergärten vorbei, nie ohne stehen zu bleiben und die üppige Pracht zu bewundern. Was da alles wächst, oft beinahe in tropischer Üppigkeit ! Dahlien und Gladiolen in einer schmalen Rabatte. Kartoffeln in Reih und Glied. Rosen duften wunderbar neben Mohnblumen, Tagetes, Flox und anderem, vielfältigem Sommerflor. Lauch, Sellerie, Knoblauch, Bohnen im Busch und an langen Stangen, Himbeeren, Rüebli, Gurken, Zucchetti in Übergrösse, Fenchel, Spinat, Zuckerhut und in langen Beeten Erdbeeren, die zum Naschen verlocken. Schlaraffenland im Toggenburg ! Oft gehe ich nur die «Plattenrundi». Hätte ich einen Schrittzähler am Handgelenk, würde diese Runde wahrscheinlich jeweils das tägliche Soll von 10 000 Schritten vervollständigen. Aber mein Spaziergang ist einfach so zum Auslüften, zum puren Vergnügen. Auch da gehe ich an den unterschiedlichsten Gärten vorbei. Manche Parzellen haben einen mediterranen Einschlag. Da wachsen neben Tomaten hohe Maispflanzen; Kürbisse breiten sich auf Komposthaufen aus, in Plastikhäuschen gedeihen da und dort Peperoni, Chilischoten und leuchtend violette Auberginen. Sogar struppige Artischockenpflanzen habe ich schon entdeckt. Auf diesen Parzellen wird international gegärtnert und gesprochen. Italienisch, Spanisch, Albanisch, Türkisch und natürlich Deutsch. Pflanzen, Hegen und Ernten ist international. Zwischen kleinen Schuppen und Lauben spazieren Hühner umher und gackern um die Wette. Eine kleine Gänseschar wagt sich schnatternd bis aufs Strässchen; hin und wieder benehmen sie sich sogar ein wenig aufdringlich. Eben wie Schnattergänse. Vom kleinen Sitzplatz zwischen den Gärten höre ich Reden und Lachen. Es scheint eine eingeschworene Gemeinschaft von Männern, die sich dort bei einer Flasche Bier oder einem abendlichen Glas Wein fast täglich trifft. Manche von ihnen sind pensioniert, andere geniessen den Feierabend. Auch da geht es fröhlich mediterran zu und her. Sommerlich eben.


12

TALAUF TALAB Ein Ja zum Klanghaus Ein wenig Zittern mussten die Befürworter des Klanghau­ ses am Abstimmungssonntag vom 30. Juni. Um die Mit­ tagszeit war klar: Die St.Gallerinnen und St. Galler sagen mit knapp 54 Prozent Ja zum Bau des Klanghauses am Schwendisee. Erstaunlich ist: Die Stadtbevölkerung von St. Gallen, Rapperswil­Jona, Wil, Gossau und Buchs ver­ half dem Projekt zum Durchbruch, während man in so mancher Landgemeinde unter dem Strich dagegen war. Selbst im Toggenburg, in Mosnang, Bütschwil­Gantersch­ wil, Lütisburg und Hemberg wurde die Vorlage abgelehnt. Deutlich Ja mit knapp 72 Prozent sagte die Bevölkerung in der Standortgemeinde Wildhaus­Alt St.Johann. Abge­ stimmt über den 22,3 Millionen­Beitrag vom Kanton fürs Klanghaus haben nur 26 Prozent der Stimmbevölkerung.

Kino Passerelle trotzt Branchenkrise

Drei Monate Rom für Hermann Ostendarp

In den meisten Schweizer Kinos brechen die Besucherzah­ len ein, gesamthaft um 12.5 Prozent im vergangenen Jahr.

Musiklehrer, Orchesterleiter und Violonist Hermann Osten­

Nicht so beim Wattwiler Kino «Passerelle». Dort stiegen

darp ist einer von drei St. Galler Kulturschaffenden, denen

die Besuche im Vergleich zum Vorjahr um 7.5 Prozent.

der Kanton nächstes Jahr einen Atelieraufenthalt in Rom

Geschäftsführer Peter Bötschi ortet den Erfolg beim Fokus

ermöglicht. Er weiss auch schon, was das Ergebnis seiner

auf Arthouse­Filme. Die Positionierung in dieser Nische

vertieften Beschäftigung mit italienischer Barockmusik

habe man über Jahre ausgebaut. Daneben bleibt in der

sein soll: ein ganzes Konzertprogramm mit dem Jugend­

Programmgestaltung immer noch Platz für den einen und

orchester Il Mosaico, in Zusammenarbeit mit Sohn Till Os­

anderen Kassenschlager.

tendarp. Bild: Sascha Erni

Neue Klangschmiede

Ganggelisteg mit Personenwaage getestet

Feierlich eröffneten Andreas Schwarz, Raphael Gygax, Matthias Müller, Martin Sailer und Martin Klöti (von links)

Zu einem Belastungstest versammelten sich 24 Freiwillige

die umgebaute Klangschmiede in Alt St. Johann. Sollte es

und ein Hund auf dem Ganggelisteg zwischen Bütschwil

in den Sommerferien einmal regnen, könnte ein Besuch die

und Ganterschwil. Der Versuch war Teil der Bachelorarbeit

perfekte «Indoor»­Variante zum Klangweg zu sein. Der ge­

von Bauwissenschaft­Student Stefan Fässler. Vom Test

meinsame Nenner in sechs unterschiedlichsten Themen­

mit 1807 Kilogramm auf der Brücke profitiert auch die Ge­

zimmern: Es geht immer um Klänge. Vom Klangquiz über

meinde Bütschwil. Sie erhält ein Gutachten über den Zu­

die Geräusche heimischer Fauna und Flora, bis zum Esca­

stand der 1994 erstellten Brücke und ob Erhaltungsarbei­

pe­Room, wobei es das Rätsel um eine verschwundene

ten oder gar ein Neubau Sinn machen.

Musiklehrerin zu lösen gilt. Bild: Katharina Rutz

Aufräumen nach Lawinenschäden

Neue Denkspiele für den Chnobelweg Pünktlich zur Sommersaison wurden die Denkspiele für

Auch wenn sich die Bauern im oberen Toggenburg gewohnt

den Chnobelweg Hemberg­Bächli ersetzt durch neue kniff­

sind, dass sie beim ersten Alpbesuch im Frühling auf

lige Rätsel. Werner Tanner, Initiant des Weges, testete die

Unordnung treffen, so erschrak mancher Älpler doch über

Holzspiele mit Maria Raschle. Die Präsidentin des Ver­

das Ausmass diesjähriger Lawinenschäden. Die Hütten

kehrsvereins Hemberg­Bächli weiss um die Beliebtheit

auf der Säntisalp und der Alp Ahorn wurden total zerstört.

des Angebots: «Ich wohne direkt am Weg und sehe vom

Andernorts, etwa in der Vordergräppelen, walzten Lawinen

Fenster aus die Familien und Schulklassen vorbeiziehen.»

einen Jungwald nieder. Aufräumhilfe erhielten die Ober­

Den Chnobelweg gibt es seit 2005, und zum zweiten Mal

toggenburger Bauern vom Zivilschutz.

wurden die Spiele ersetzt. Bild: Urs M. Hemm


Englandkorrespondentin ermuntert Lehrlinge

Aufmerksamkeit, aber doch keine Investoren

Bei ihrem Besuch am BWZ Wattwil traf Grossbritannien­

Martin Sailer vom Zeltainer Unterwasser ist nicht nur

korrespondentin Henriette Engbersen nebst ihrem Vortrag

Unternehmer und SP­Politiker, sondern auch Erfinder von

vor der Vortrags­ und Lesegesellschaft Toggenburg auch

Hunde­ und Katzenspielzeug. In der TV­Sendung «Höhle

auf eine Lehrlingsklasse. Eine Lehre in der Schweiz sei das

des Löwen» konnte er zwei Investoren von seiner Idee

Beste, was man machen könne, zeigte sich die Fernseh­

überzeugen. Allerdings machten diese nach der Sendung

frau überzeugt. Sie berichtete von der starken Nachfrage

bei der Detailausarbeitung einen Rückzieher. Dafür hat

nach qualifizierten Handwerkern in Grossbritannien. Einen

Martin Sailer mit einem der «Löwen», Roland Brack von

Job hätten junge Fachleute in England rasch, aber leider

brack.ch, einen Vertriebspartner für sein Hundespielzeug

einen eher schlecht bezahlten. Bild: Michael Hehli

gefunden. Auch darüber freute er sich.

IST AG baut weiter aus

Sommerbaustellen

Kaum gebaut, ist der Neubau in Ebnat­Kappel schon zu

Baustellen überziehen diesen Sommer die Region Toggen­

klein. Erst vor sechs Jahren wurde der Hauptsitz der IST AG

burg. Allen voran die Erneuerung der Bahnstrecke Watt­

eingeweiht, und nun folgte die feierliche Einweihung des

wil­Krummenau setzt sichtbare Zeichen, beispielsweise

Erweiterungsbaus. Die Firma stellt Sensoren aller Art her

mit dem eingehüllten Bahnhofgebäude in Wattwil. Sieht

und beschäftigt Jahr für Jahr mehr Angestellte. 2013 wa­

fast aus wie ein Kunstwerk von Christo.

ren es 160 Mitarbeitende, nun sind es 400, wovon die Hälf­ te in Ebnat­Kappel arbeitet. Bild: Ruben Schönenberger

Bergrennen mit Notgeburt Just während des Bergrennes Hemberg kam es in der Nähe

Schneller Hemberger Radprofi

bei einer Kalberkuh zu grossen Komplikationen. Der not­ fallmässig ausgerückte Tierarzt konnte den Bauernhof nur

Der Hemberger Patrick Schelling war an der Tour de Suisse

über die Rennstrecke erreichen. Eskortiert von der Polizei

der beste Schweizer. Es sei sein bisher schwerstes Rennen

schaffte er es rechtzeitig zur kalbenden Kuh. Die Bilanz:

gewesen, sagte der 29­Jährige am Ende der neuntägigen

Ein sonst zwischenfallfreies Bergrennen und ein gesundes

Rundfahrt. Nun hofft der Radprofi durch seine Leistung

Kalb names Anja. Bild: Ruben Schönenberger

auf einen Karrieresprung und die Verpflichtung in einer starken Mannschaft.

Samuel Schiess ist neuer Arbeitgeberpräsident

Gründervater Willi Eppenberger geehrt Die Genossenschaft Tierklinik und Tierheim Toggenburg

Die Mitglieder der Arbeitgebervereinigung der Region Tog­

entstand vor fünfzig Jahren auf Initiative von Willi Eppen­

genburg wählten Samuel Schiess von der Alex Neher AG in

berger. Als Tierarzt schrieb er damals Geschichte, weil er in

Ebnat­Kappel einstimmig zum neuen Präsidenten. Er er­

der Region Tieroperationen durchführte und dafür in Ness­

setzt Philippe Schiess, der die maximal mögliche Amtszeit

lau Räumlichkeiten schaffen wollte. Anlässlich der feierli­

erreicht hat.

chen 50. Generalversammlung der Genossenschaft, hiess Präsident Ruedi Giezendanner (Mitte) auch Susi und Willi Eppenberger willkommen. Bild: Adi Lippuner

«Arthur» geht in die Unterwelt

Simon Keller leitet neu die «Bühne Thurtal»

Der Verein Kunsthallen Toggenburg organisierte im ver­

Theaterautor und Schauspieler Simon Keller hat einen wei­

gangenen Sommer ein gutbesuchtes Projekt, bei dem

teren Job. Der 25­jährige Hemberger leitet neu die «Bühne

Kunst an Krinauer Hausfassaden projiziert wurde. Nun

Thurtal». Er tritt die Nachfolge von Willy Hollenstein an. In

machen sie es umgekehrt. Die neue Ausstellung «art­

seinen verschiedenen Rollen vom Darsteller bis zum Stü­

hur#13­Unterwelt» führt ab September in Lichtensteiger

cke­Produzenten ist Simon Keller inzwischen über die Re­

Kellergewölbe. www.kunsthallen­toggenburg.ch

gion hinaus bekannt. Bild: Tobias Söldi


14 Fliegenfischen


Fliegenfischen 15

Den Bachforellen im oberen Toggenburg geht es nach einem heissen Sommer 2018 wieder gut. Trotzdem schwimmen sie in der Thur nicht ganz gefahrlos. Manch kleine Forelle fällt Artgenossen und Raubvögeln zum Opfer, manch grosse den Fischern. Möglichst schonend überlistet werden die Bachforellen von den Fliegenfischern des Fischereivereins Obertoggenburg. Immer mehr Junge üben sich in dieser anspruchsvollen Technik. Katja Nideröst: Text & Bilder


Bilder: Christoph Mehr

16 Fliegenfischen

Aus dem Bachforellenei wird ein Dottersack-Brütling. Zwei Zentimeter messen die Winzlinge, wenn sie in Aufzuchtbächen eingesetzt werden.

as Pachtgebiet des Fischereivereins Obertoggenburg gilt als eines der schweizweit schönsten Forellengewässer. Für Vereinspräsident Ernst Untersander beginnt das Forellenparadies vor der Haustür in Ebnat-Kappel. Zu den Pachtgewässern gehören 24 Flusskilometer, die entlang des Thurlaufs von Wildhaus bis Wattwil in eine Bilderbuchlandschaft eingebettet sind. Dazu 30 Kilometer Seitenbäche und die beiden Schwendiseen in Wildhaus. Im Gegensatz zum Thurabschnitt von Bütschwil abwärts, wo die Kollegen vom Fischereiverein Thur seit 2015 mit einem ungeklärten Bachforellensterben konfrontiert sind, kennen die Obertoggenburger Fischer keine solchen Probleme. Hier gedeiht der gelbgrünbraune Raubfisch mit den auffälligen roten Punkten prächtig. Der 79-jährige Ernst Untersander fischt aus reiner Freude an der Natur, ohne grosse Ambition, wie er sagt. Es kann ihn gefühlsmässig gar in ein Dilemma stürzen, wenn er ausserhalb der Schonzeit eine stattliche Bachforelle mit sichtbarem Laich im Körper am Haken hat. «So etwas tut mir innerlich weh, und ich denke an die vielen Jungfische, die es wegen mir nicht geben wird.» Rund zwei- bis dreitausend Bachforellen werden laut Vereinsstatistik jährlich aus den Obertoggenburger Pachtgewässern herausgefischt, geschätzte zehn Prozent des Be-

stands. «Es gibt hier genügend Forellen für alle», sagt Ernst Untersander. Wäre er noch einmal jung, würde er sofort die als tierschonend geltende Fangtechnik des Fliegenfischens erlernen, erklärt er fast ein wenig wehmütig. Diese Methode verlange aber viele Übungsstunden, und er werde damit in seinem Alter nicht mehr anfangen. Der Ebnat-Kappler bewundert die jungen Kollegen, wie sie mit einer einzigen eleganten Bewegung eine lange

«In unseren Fliessgewässern hat es genug Fische für alle, auch für Gänsesäger und Graureiher.» Ernst Untersander, Präsident Fischereiverein Obertoggenburg

Schnur auswerfen und die farbige Fliege an der Spitze sanft auf der Wasseroberfläche landet. So funktioniert vereinfacht ausgedrückt die Trockenfliege-Methode.

Künstliche Aufzucht Ob für traditionelle Fischfangtechniken oder das eigentlich alte, nun zum Trend gewordenen Fliegenfischen: Fischer brauchen Fische. Im Obertoggenburg will man den Bachforellenbestand in der Thur nicht ganz dem Zufall


Christoph Mehr, (links) kantonaler Fischereiaufseher, bringt 38 000 Bachforellenbrütlinge zu den Fischern ins obere Toggenburg.

Begehrter Fischereiverein Obertoggenburg Der 1891 gegründete Fischereiverein Obertoggenburg zählt 230 Mitglieder, sechs von ihnen sind Frauen. Es wird eine Warteliste geführt. Beim Nachrücken erhalten Toggenburger einfacher Zugang als Auswärtige. Zu den Pachtgewässern des Vereins gehört die Thur ab Wildhaus bis Ebnat-Kappel mit den Nebenbächen Dürrenbach, Wiss Thur, Luteren, Steintaler Bach sowie die beiden Schwendiseen in Wildhaus. Jedes Jahr werden aus diesen Gewässern zwei- bis dreitausend Bachforellen gefischt. Pro Vereinsmitglied dürfen täglich maximal sechs Bachforellen gefangen werden, pro Saison höchstens sechzig. Jedes Vereinsmitglied darf Gästekarten an Freunde und Bekannte abgeben. Solche sind auch bei einigen Hotels erhältlich, siehe Liste auf www.fv-obertoggenburg.ch. Am liebsten sähe es Vereinspräsident Ernst Untersander allerdings, dass alle, die einmal fischen wollen, zuerst einen Sachkundenachweis (SANA) erwerben müssten. Dieser wird durch Selbststudium und den Besuch eines Kurses mit abschliessender Erfolgskontrolle absolviert. Seit 2009 müssen alle Fischenden, die in der Schweiz ein Fischerpatent von mehr als 30 Tagen erhalten wollen, Kenntnisse über einen tierschutzgerechten Umgang nachweisen. www.anglerausbildung.ch

Ernst Untersander, Präsident des Fischereivereins Obertoggenburg, lässt die Bachforellenbrütlinge in der Nesslauer Laad sanft in den Goldachalp-Bach gleiten.


18 Fliegenfischen

überlassen. Der Fischereiverein bestellt darum beim Kanton jedes Jahr Brütlinge, die im kantonalen Fischereizentrum in Steinach gezüchtet werden. Dieses Jahr orderten die Obertoggenburger Fischer 38 000 Bachforellenbrütlinge für fünfzig Franken pro tausend Stück. Jeweils Anfang Mai fährt der kantonale Fischereiaufseher Christoph Mehr zum Lokaltermin ins Toggenburg. Dort warten eine Handvoll Fischer in Flussnähe auf ihn, um die Bachforellenbrütlinge zu übernehmen. Die Helfer schwärmen aus und setzen die zwei Zentimeter kleinen Fischchen in diversen Bächen aus. Die Frage, ob das Nachhelfen den Fischbestand messbar erhöht, lässt Christoph Mehr offen. Für eine solche Feststellung fehle es im Thursystem an wissenschaftlichen Daten. Grundsätzlich funktioniere die natürliche Fortpflanzung im oberen Toggenburg gut. Christoph Mehr sagt aber: «Wir spüren bei der Bachforelle die Auswirkungen der Gewässererwärmung stark. So hat etwa das Hochwasser am 24. Dezember 2018 die Bachforelleneier in den Kieslaichgruben weggespült. Deshalb machen die eingesetzten Brütlinge meines Erachtens Sinn. Und unsere

Fische können sich dem Fluss gut anpassen, weil sie genetisch von der Thur-Bachforelle abstammen.»

Grosse Umsiedlungsaktionen In Stein trifft Christoph Mehr auf Ernst Untersander. Er übergibt dem Vereinspräsidenten die letzte Charge Brütlinge. Kurz darauf, den grünen Fischeimer auf dem Rücken, die Gummistiefel an den Füssen und ein rotes

«Stehe ich mit der leichten Fliegerrute an der Thur, bin ich völlig auf die Sache fokussiert.» Bruno Rutz, Fliegenfischer, Neu St. Johann

Kaffeesiebli in der Hand, spaziert Ernst Untersander in der Nesslauer Laad zwischen der Wiss Thur und dem Goldachalp-Bach durch das Rietgebiet. Der Goldachalp-Bach ist ein schmales sumpfiges Bächlein, in dem selbst im übermässig trockenen Sommer 2018 stets Wasser geflossen sei. «Wenn die Bachforellen ein Tümplein finden, kommen sie meistens


Fliegenfischen 19

Will gelernt sein: Sandro Schmid (links) und Bruno Rutz (rechts) werfen die lange Schnur mit der Fliege möglichst zielgenau.

Unerklärliches Bachforellensterben unterhalb von Bütschwil Die Bachforellen in der Thur im oberen Toggenburg fühlen sich wohl. Ganz anders unterhalb von Bütschwil. Dort sterben die ein bis zweijährigen Bachforellen massenweise. Seit vier Jahren schon. Ihre Haut verfärbt sich dunkel, und sie ersticken innert weniger Tage. Die toten Tiere wurden gründlich untersucht, und dabei wurden Organschäden und Blutarmut festgestellt. Aber trotz intensiver Ursachenforschung, für die das St. Galler Amt für Natur, Jagd und Fischerei mehrere Fachstellen und Experten der Universität Bern sowie das Ökotoxzentrum der eawag beizog, konnten die Gründe für das rätselhafte Sterben nicht herausgefunden werden. (Die Äschen im gleichen Thurabschnitt sind nicht betroffen). Auch die durch das Amt für Wasser und Energie SG (AWE) durchgeführten, intensiven chemischen Analysen lieferten bisher keine konkreten Resultate. Die Forscherteams stellten anhand sogenannter Biomarker fest, dass die Bachforellen sehr gestresst waren. Laut Michael Kugler, Mitarbeiter beim kantonalen Amt für Natur, Jagd und Fischerei, kommen aber weiterhin verschiedene Gründe für das Massensterben in Frage. Man habe in der chemischen Analyse Hunderte unbekannte chemische Substanzen und Moleküle nachweisen können. Möglich seien aber auch biologische Ursachen wie Bakterien, Viren, eine Alge oder Gift, das von diesen Organismen produziert wird. Die Resultate werden zusammengefasst, analysiert, und die Situation wird über diesen Sommer weiterhin beobachtet und dokumentiert.

durch», sagt er. Trotzdem kämpften die Fische im vergangenen Sommer ums Überleben. Drückende Sonne, aussergewöhnlich hohe Lufttemperaturen, zu warmes Wasser und irgendwann nur noch Rinnsale statt Bäche, das setzte den Fischen zu. Die Thur zwischen Unterwasser und Alt St. Johann sowie die Luteren zwischen Seebensäge und Rietbad waren komplett ausgetrocknet. Auch die Aufzuchtbäche Geren- und Schneiterbach mussten aufgrund des historisch tiefen Wasserstands ausgefischt werden. Die Obertoggenburger Fischerfreunde sorgten in aufwendigen Aktionen für die Umsiedlung. Insgesamt wurden dabei 2876 Forellen, 21 Äschen und eine Groppe ausgefischt und andernorts wieder eingesetzt. Besser sieht es für die Bachforellen in diesem Jahr aus. Alle Gewässer sprudeln wieder. Ernst Untersander schöpft mit dem Haushaltsiebli suppenlöffelgrosse Fischportionen aus dem Wassertank und lässt alle paar Meter ein paar aufgeregte Winzlinge in die Goldachalp gleiten. Alle aufs Mal ins Wasser zu kippen, nein, das würde ihm ja die ganze Freude an der Sache stehlen, sagt er und lacht. Die Aufzuchtbäche sind für die Fischer übrigens eine ganzjährige Tabuzone.


20 Fliegenfischen

Die Bachforelle (oben) ist zu klein und muss wieder in die Thur zurückgesetzt werden. Ebenso die Äsche (rechts und unten). Für die bedrohte Tierart gilt hier Fangverbot.


Fliegenfischen 21

Sandro Schmid freut sich über einen aussergewöhnlichen Fang beim Brandholz in Ebnat-Kappel. Auch wenn er die Äsche nicht behalten darf, im Fangbüchlein wird sie mit «32 Zentimeter» vermerkt.

Nur fischen, was man isst Gefahr droht der Jungbrut trotzdem von mehreren Seiten. Zum einen fressen die grossen Fische ihre kleinen Artgenossen.

«Für mich ist das Fliegenfischen die Königsdisziplin. Den Wurfstil muss man intensiv üben und die Insekten ausgiebig studieren.» Sandro Schmid, Fliegenfischer, Nesslau

Manches Fischlein fällt auch Raubvögeln zum Opfer. Der Gänsesäger etwa fühlt sich an der Thur wohl. Er schnappt tauchend und effizient nach den kleinen Forellen. Etwas langsamer ist der staksende Graureiher, der die Fische mit seinem spitzen Schnabel erbeutet. Die geschützten Raubvögel halten sich an keine Regeln und gelten bei vielen Fischern als

ungeliebte Konkurrenz. Ernst Untersander beurteilt das Thema pragmatisch: «Es ist wie bei der Diskussion um Wölfe eine Frage des Blickwinkels. In unserem Fischereiverein können wir das Problem locker diskutieren, denn wir haben ja genügend Fische für alle, auch für die Vögel», findet der Ebnat-Kappeler. Der Mensch ist kein natürlicher Feind der Forellen und Äschen. Für die Fischer gelten tierschützerische Richtlinien. Das wichtigste Gebot: Es wird nicht aus Spass gefischt. Will heissen, man sollte nur fischen, was man auch essen wird. Seit einigen Jahren liegt ein besonderer Fokus auf der Förderung der Fliegenfischerei. Der Fisch wird dabei nur vorne am Mund verletzt, statt mit dem Haken tief hinten im Gaumen. Und der Fischer betreibt tendenziell einen höheren Aufwand für weniger Ertrag. Dank der schonenden Technik sollen wieder freigelassene kleine Forellen oder die geschützten Äschen trotz leichter Verletzung gut weiterleben können. Beim Fischereiverein Obertoggenburg hat sich in den vergangenen Jahren eine ambitionierte und junge Gruppe von Fliegenfischern herausgebildet. Die Herausforderungen beim Fliegenfischen seien ungleich grösser, sagt der 33-jährige Bruno Rutz aus Neu St. Johann. Von Kindsbeinen an steht der Toggenburger Zimmermann mit der Angelrute an der Thur. Vor etwa sechs Jahren entdeckte er die Passion fürs Fliegenfischen. «Stehe ich mit der leichten Fliegenrute an der Thur, bin ich völlig auf die Sache fokussiert und vergesse den Stress bei der Arbeit ganz schnell. Ich lese das Wasser, beobachte die Stärke und die Richtung der Strömung. Ich schaue, wo welche Fliegen schlüpfen. Dann wähle ich die Kunstfliege, mit der ich die aufsteigenden Forellen überlisten will.» Die Fliege vorne an der Schnur gleicht möglichst stark den soeben geschlüpften Insekten, die über dem Wasser in der Sonne flirren. Und mit etwas Glück – für den Fischer – lässt sich eine springende Bachforelle täuschen und schnappt nach dem vermeintlichen Leckerbissen. Die Zuschauerin merkt bald: Diese Methode ist eine Wissenschaft für sich. Das dicke, reich bebilderte Fachbuch über die Faszination des Fliegenfischens erklärt die Technik mit zahlreichen anschaulichen Beispielen. Allein die Bilder der verschiedenen Köder, Fliegenmuster genannt, füllen mehrere Seiten. Gerätetechnisch sind die Fliegenfischer mit ultraleichtem Gepäck unterwegs. Damit lässt sich an diesem sonnigen Junitag beim Brandholz in Ebnat-Kappel locker die Böschung hinunter-


ch

22 Fliegenfischen

Ste in

tale

r Ba

klettern. Ihre persönlichen Fliegenkollektionen haben Bruno Rutz und Kollege Sandro Schmid in einer Box in ihren Fischerwesten verstaut.

Äschen-Sensation Am Thurufer stehend entscheidet sich der Nesslauer Sandro Schmid für eine «Nymphe» statt der Trockenfliege. Das Umbinden der Fliege an der Schnurspitze ist knifflige Fingerarbeit. In schwungvollen Bögen, wie das Lasso eines Cowboys, schnellt die zwanzig Meter lange Schnur durch die Luft, bevor sie lautlos im Wasser versinkt. Es dauert nur wenige Minuten, und Sandro Schmid hebt seinen Arm. Bruno Rutz weiss sofort: Beim Kollegen hat ein Fisch angebissen, derweil er selber schmunzelnd einen Ast am Haken aus dem Wasser zieht. Sandro Schmid dreht an seiner Rolle. Schnurrend verkürzt sich die Schnur, an deren Spitze ein Fisch wild um sich schlägt. Die Augen von Sandro Schmid leuchten. An seiner Fliegenrute zappelt silbrig glänzend eine Äsche. Vorsichtig entfernt er den Haken und setzt den Fisch zurück ins Wasser. «Wow, die war über 30 Zentimeter gross», schwärmen die Fischerfreunde. Die Chance, dass man eine Äsche fange, liege höchstens bei eins zu hundert. Letztes Jahr spendete der Kanton dem Fischereiverein Obertoggenburg 10 000 Äschenbrütlinge, die im Pachtgebiet eingesetzt wurden. Die Äsche steht auf der Liste bedrohter Tierarten. Sie ist darum geschützt und darf nicht entnommen werden. Und sie sei nicht nur seltener, sondern auch kämpferischer und wegen ihrer Cleverness schwieriger zu überlisten als die Bachforellen, erklärt Bruno Rutz. Er freut sich für den Freund. Ernst Untersander hat die Szene von der anderen Uferseite aus beobachtet. «Den sensationellen Fang musst du sofort in deinem Fangbüchlein vermerken», sagt er dem jungen Kollegen. Für die Obertoggenburger Fischer ist diese Äsche ein klarer Beweis dafür, dass die Aufzucht in den Pachtgewässern Früchte trägt. Bis zu diesem Moment habe niemand beim Brandholz eine Äsche gefangen. Für den 27-jährigen Sandro Schmid ist das Fliegenfischen die Königsdisziplin, das Naturerlebnis dabei unvergleichlich. Um die Technik zu lernen, habe er sich nebst dem an-

Die Stelle beim Starkenbacher Steg ist den Fliegenfischern vorbehalten.

spruchsvollen Wurfstil auch viel Wissen über die Insekten im jeweiligen Gewässer angeeignet. Ausgiebiges Insektenstudium gehört zum Grundkurs für Fliegenfischeranfänger. Damit beschäftigt hat sich auch Marisa Rutz, die jüngere Schwester von Bruno Rutz. Als Zwölfjährige hat sie ihren ersten Fisch gefangen und ausgenommen. Ohne das zu können, müsse man gar nicht anfangen. Vor drei Jahren hat die 31-jährige technische Kauffrau mit

«Es geht nicht in erster Linie um den Fangerfolg. Wichtiger und sehr reizvoll ist das Beobachten in der Natur.» Marisa Rutz, Fliegenfischerin, Neu St. Johann

dem Fliegenfischen begonnen und kürzlich einen Wurftechnikkurs absolviert. Nun steht sie allein zwischen Bäumen in Starkenbach, wo die Thur einen engen Bogen zieht. Der idyllische Streckenabschnitt mit der traumhaften Aussicht auf den Schofberg ist offiziell den Fliegenfischern vorbehalten. So gut wie ihr Bruder Bruno beherrsche sie die Technik noch nicht, sagt Marisa Rutz. Aber sie teilt die Philosophie ihrer vorwiegend männlichen


KW Giessen Neu St. Johann

Beginn Schonstrecke

Nesslau

Schneiterbr端cke Ende Schonstrecke

Th

ur

Fliegenstrecke

Thurwasser Beginn Pachstrec

ur

Stein

h sT

Unterwasse

is

Thur

ba

ch

W

D端

rre n

Alt St. Johann Starkenbach Steg Starkenbach Ende Fliegenstrecke

Horbbr端cke Beginn Fliegenstrecke

0 km

Marisa Rutz informiert Ernst Untersander 端ber ihren Tagesfang.

Bruno Rutz gilt als besonders erfahrener Fliegenfischer im oberen Toggenburg.

1


24 Fliegenfischen

Fischerkollegen: «Es geht uns nicht in erster Linie um den Fangerfolg. Wichtiger und sehr reizvoll für mich ist das Beobachten der Natur. Wenn ich wachsam bin und einen Fisch beobachte, ihn vielleicht sogar fangen kann, dann gibt mir das einen Kick», sagt sie und lacht. Dabei sei es mit dem Fisch am Haken aber nicht getan. Denn ob sie den Fisch in die Finger bekomme oder ihn wieder freilassen müsse, auch das sei Teil des Erlebnisses. Und manchmal auch eine kleine Kunst. Bruder Bruno Rutz hat zwischenzeitlich mehrere Bachforellen gefangen. Allerdings überschritt an diesem Nachmittag nur eine das Mindestmass. Dieses beträgt bis zum Horbenfall 32 Zentimeter, weiter thuraufwärts 25 Zentimeter. Für den routinierten Fliegenfischer ist die leuchtend farbige Bachforelle einer der schönsten Fische, die überhaupt existieren. Er liebt es, zu Hause anzukommen und eine frische Forelle auf dem Grill zuzubereiten mit etwas Thymian, Salz, Pfeffer, Knoblauch und Zitrone.

Warteliste für den Verein Ernst Untersander ist es gewohnt, dass er beim Fischen jedes zweite Mal mit leeren Hände nach Hause kehrt. Auch für ihn zählt das Naturerlebnis. Noch einmal betont er das Privileg, von prächtigen Fliessgewässern umgeben zu sein. Für ihn ist das begehrte Forellenparadies auch der Grund, warum der Fischereiverein Obertoggenburg eine Warteliste führen muss. 230 Mitglieder zählt der Verein. Anwärter können nur nachrutschen, wenn jemand austritt. Der Vereinspräsident will partout nicht verraten, wie viele Namen auf der Warteliste stehen. Er betont nur, dass man vor allem das Datum der Anmeldung berücksichtige und den Wohnort des Bewerbers. «Wenn sich ein Toggenburger und ein Stadtsanktgaller gleichzeitig bewerben, dann hat klar der Toggenburger den Vorrang», betont er. Ernst Untersander ist bestrebt, dass Gästekarten bald nur noch an Leute vergeben wer-


Fliegenfischen 25

Für jeden Ort die richtige Fliege. Ausgiebiges Insektenstudium gehört

Bild: Bruno Rutz

zum Grundkurs für Fliegenfischer.

Bachforelle: Dominiert in der Thur

Nicht immer zappelt eine Bachforelle an der Angel. Die lange Fliegenschnur kann sich auch

den, die einen Grundkurs besucht haben. Auch dann, wenn sie von einem erfahrenen Fischer begleitet werden. Die beliebten und zahlreich verkauften Gästekarten spülten zwar schönes Geld in die Vereinskasse. «Aber jede unsachgemäss behandelte Bach-

im Geäst verheddern.

«Grundsätzlich funktioniert die natürliche Fortpflanzung der Bachforellen im oberen Toggenburg gut.» Christoph Mehr, kantonaler Fischereiaufseher

forelle ist eine zu viel.» Sein Präsidentenamt will er bei den nächsten Wahlen gern abgeben. Dann bleibt ihm wieder mehr Zeit fürs Geniessen in der Natur, mit oder ohne Fisch am Haken.

In der Thur im oberen Toggenburg schwimmen praktisch aussschliesslich Bachforellen. Gelbgrünbraun mit leuchtend roten Punkten sind sie eine Augenweide. Das Fleisch der Bachforelle gilt als ausgezeichnet. Sie schwimmt gern in kaltem, sauberem Wasser mit einem hohen Sauerstoffgehalt. Der Raubfisch lebt relativ standorttreu, braucht Verstecke und zieht zum Laichen zwischen Oktober und Januar stromaufwärts. Das Schonmass für die Bachforelle wurde im Thurbereich ab Horbenwasserfall bis Gerenbach von 25 auf 32 Zentimeter erhöht. Ziel der seit 2018 geltenden Bestimmung ist eine nachhaltige Fortpflanzung. Bachforellen werden rund 30 bis 60 Zentimeter lang, vereinzelte Exemplar gar einen Meter.

Äsche: Geschützt und gefördert Äschen haben einen schlanken Körper, und bei den Männchen fällt die ausgeprägte farbige Rückenflosse auf. Äschen leben im offenen Wasser in Schwärmen und laichen über kiesigem Grund. Die europäische Fischart fühlt sich auch in der Schweiz heimisch. Obwohl eine starke Kämpferin, ist die Äsche vom Aussterben bedroht. Ihr Erhalt wird darum gezielt gefördert, so auch im oberen Toggenburg. Es gilt ein Fangverbot. Schon mehrmals, das letzte Mal im Frühling 2018, wurden in Seitenbächen der Thur 10 000 Äschenbrütlinge aus kantonaler Zucht eingesetzt. Erfreulich: Inzwischen wurden in der Thur mehrere laichreife, ausgewachsene Exemplare gesichtet.

Egli: Fisch des Jahres im Schwendisee Der Schweizerische Fischereiverband hat den Egli zum Fisch des Jahres 2019 erkoren. Ein Grund für die Wahl ist, dass man den Speisefisch in der ganzen Schweiz als Delikatesse auf dem Teller schätzt, viele Menschen aber nicht wissen, wie der anpassungsfähige Raubfisch überhaupt aussieht. Auffällig ist seine zebrastreifenförmige Zeichnung. Die Flossen können orange bis rot gefärbt sein. Wendig bewegen sich Egli in Schwärmen in Ufernähe. Sie leben nicht in der Thur, aber seit Langem in den Schwendiseen in Wildhaus. Eher selten werden sie aber noch gefischt. Anlässlich seiner Ernennung zum Fisch des Jahres hat der Fischereiverein Obertoggenburg im Schwendisee neben den Hechten heuer auch Egli eingesetzt.


26 LEGO-Ausstellung


LEGO-Ausstellung 27

Legosteine können die Fantasie beflügeln. Fans bauen damit futuristische Fahrzeuge, bunte Häuserzeilen, bekannte Wahrzeichen und vieles mehr. In der Erlebniswelt Toggenburg in Lichtensteig hat der Schweizerische LEGO Verein eine Sonderausstellung realisiert. Sie begeistert nicht nur Kinder. Katja Nideröst: Text & Bilder

Dani Appenzeller vom LEGO Verein Swiss-LUG hat die Sonderausstellung in der Erlebniswelt Toggenburg tatkräftig mitorganisiert.

on so viel Platz kann Dani Appenzeller normalerweise nur träumen. Der gebürtige Herisauer ist Mitglied beim LEGO Verein Swiss-LUG (LUG steht für LEGO-UserGroups). Bei ihm liefen die Fäden zusammen für die Organisation der Sonderausstellung in Lichtensteig, die bis Ende dieses Jahres dauert. Der Markennamen setzt sich zusammen aus dem dänischen «leg godt», was so viel heisst wie «spiel gut». Die 31 Mitwirkenden der Ausstellung und auch Dani Appenzeller bauen vor allem leidenschaftlich gern. Bei ihm zu Hause mangle es ihm, dem LEGO Freak, chronisch an Ablageflächen für die Spielzeugbauten. «Bei meiner Schwiegermutter konnte ich ein ganzes Zimmer mieten, das mir nur als Lager dient. Und ich bin so heikel, dass sie meine Sachen nicht einmal abstauben darf», erzählt der 54-Jährige und lacht. An Platz fehlte es beim Aufbau der Exponate in der Erlebniswelt Toggenburg nicht.

Die Vereinsmitglieder konnten sich beim Verbauen von rund zwei Millionen Legosteinen vor Ort richtig ausleben. «Mit unserem Hobby die grosse Bühne bespielen, im engen Austausch miteinander sein und es lustig haben, das gefiel uns sehr», betont der Ausstellungsorganisator.

Für das Kind im Mann Das 1932 gegründete, dänische Spielzeugunternehmen wechselte nach dem Zweiten Weltkrieg von Holz auf den billigeren Kunststoff. Seit rund sechzig Jahren ist das Prinzip der zusammengezapften Plastikklötzchen dasselbe geblieben. Das Spielzeug ist ein Klassiker, den heute noch fast jedes Kind kennt. In Lichtensteig hat die Ausstellung Halbzeit. Sie wurde in den ersten sechs Monaten gut besucht. Bei den Freaks aus dem Verein gehört zur Spielfreude eine Portion Ehrgeiz. Auch bei Dani Appenzeller, der in


28 LEGO-Ausstellung

Tagelang tüftelte Dani Appenzeller am Modell des schwedischen Supersportwagens Koenigsegg One: 1.

Lichtensteig mehrere eigene Werke ausstellt. Er öffnet eine Glasvitrine und nimmt vorsichtig ein Modellauto mit protzigem Motor vom Regal. «Das ist der Nachbau des schwedischen Supersportwagens Koenigsegg One:1», erklärt er strahlend. Er dreht an kleinen Rädchen, bis sich die Fahrertüre des Rennautos mechanisch wie ein Flügel öffnet. 64 Stunden tüfteln und 3021 Legosteine stecken in diesem Werk. Wegen seiner beiden Söhne habe er einst im Estrich nach den Legos aus der eigenen Kindheit gesucht: «Das Klischee vom Kind im Manne erfülle ich seither voll und ganz.» Neuerdings hat auch seine Frau das Spielfieber gepackt. Ihn freut’s.

Kreative Freistilwerke Nach einer Stunde zuhören wird immer klarer: Kaufsets mit Bausätzen, ob für Helikopter, Bagger, Ufo, Schiff, Lokomotive – die Auswahl ist schier unendlich – sind gut für Anfänger geeignet. Fortgeschrittene «User»

drängt es nach Herausforderungen. Sie erfinden gern etwas Eigenes, Fantasievolles. Und wenn schon nachbauen, dann Anspruchsvolles wie etwa ein städtisches Wahrzeichen. Dann heisst es im Vorfeld Fotos organisieren, womöglich auch Baupläne, und vor allem die passenden Legosteine aufspüren. Diese suchen Fans wie Dani Appenzeller auf der Internetplattform bricklink. In St. Gallen wurde kürzlich ein LEGO-Secondhandladen eröffnet. Wer seine alten Steine aus dem Keller verkaufen will, wird dort pro Kilogramm dafür bezahlt. Ein Klick auf Google zeigt: Legosteine gibt es in allen erdenklichen Formen, Farben, Grössen. In Lichtensteig zu sehen sind auch Trendlinien mit Minifiguren. Kunden können nämlich beim dänischen Spielzeughersteller Wünsche einreichen. Die Firma sammelt alle Vorschläge und realisiert jedes Jahr eine dieser Anregungen. So zum Beispiel eine Figurenserie mit Darstellern der Fernsehserie «The Big Bang Theory».


LEGO-Ausstellung 29

Die grosse Fantasiestadt fasziniert als Ganzes und in der Detailansicht.


30 LEGO-Ausstellung

Beliebte LEGO-Serien: Von der deutschen Fussballmannschaft bis zu legendären Comicfiguren.

Wird der Schweizerische LEGO-Verein vom Spielzeughersteller unterstützt? Das Zusammenwirken mit der Firma sei leider kaum noch vorhanden, bedauert Dani Appenzeller und erinnert sich an früher, als man fehlerhafte Ware noch in Form von Wühlboxen geschenkt erhielt. Vom Hersteller stammen als Leihgabe immerhin zwei Eisbären und ein Clown, beide sind in der Erlebniswelt ausgestellt. Sonst seien es von Seiten des Herstellers eher Auflagen, die der Verein zu erfüllen habe.

Eine halbe Million Steine verbaut Für die Ausstellung wurden auch Kinder zwischen vier und zwölf Jahren eingeladen, im Rahmen eines Wettbewerbs fantasievolle Alltagszenen auf eine LEGO-Platte zu bauen. «Wir beurteilten den Gesamteindruck und die Originalität. Schwierig war allerdings einzuschätzen, ob die Kinder ihre Werke selbständig, sprich ohne Hilfe von Erwachsenen, gebaut haben», sagt Dani Appenzeller. Der Fantasie freien Lauf lassen, stand bei der Schüleraufgabe im Vordergrund. Für die grösste Szenerie in der Ausstellung, die das Leben vor ungefähr 110 Jahren darstellt, haben sich sechs Vereinsmitglieder zusammengetan. Auf den ersten Blick sieht man ein mächtiges Schiff mit drei Masten und buntes Leben auf einer Hafenmeile. Daneben steht eine überdimensionierte Kirche, ein Bahnhof, mehrere Züge und Menschengruppen. Wer mit den Augen eine Stelle fixiert, entdeckt zig Details. Eine halbe Million Legosteine wurden für die Fantasiestadt verbaut. Eine andere, aufwendige Arbeit ist der Nachbau des englischen Parlamentsgebäudes. Es steht geschützt vor Besucherhänden hinter einer Scheibe. Oft sei nicht einmal die

Umsetzung ins Dreidimensionale die grösste Herausforderung, sondern die Finanzierung, sagt Dani Appenzeller. Als Beispiel nennt er das Projekt eines Kollegen, der 200 Römer-Figürchen benötigte und diese im Internet ersteigerte. Da sei der Preis über Nacht plötzlich von 8 auf 25 Franken pro Figürchen gestiegen. Die Freuden und Sorgen beim Bauen mit Legosteinen teilen die Vereinsmitglieder jeden Monat am Stammtisch in Wiesendangen. Für Dani Appenzeller ist diese Gemeinschaft ein zentraler Wert: «Das Spielzeug ist einfach unser gemeinsamer Nenner, und ein Thema, über das sich stundenlang friedlich diskutieren lässt.»


EN GUETE

31

Seit Anfang 2017 betreiben Andreas und Mo Chan Kalberer das Gasthaus Hulftegg. Die neuen Inhaber arbeiten und leben hier mit ihren Kindern (von links) Philipp, Veronika und Cedric.

Höckle mit Aussicht Mindestens dreimal täglich checkt Andreas Kalberer den Wetterbericht. Und er hat noch nicht herausgefunden, warum seine Gäste manchmal schneller erkennen als er selber, dass die Sonne doch noch scheint und sich ein Ausflug auf die aussichtsreiche Hulftegg lohnt. Mit zweieinhalb Jahren Erfahrung weiss der neue Besitzer des beliebten Ausflugsziels aber, dass vor allem die Wetterlage entscheidet, ob sehr viele Gäste einkehren oder fast niemand. 40 Sitzplätze gibt es im Restaurant, 150 im Garten und nochmals 200 im Saal. Auf den Parkplatz passen 150 Fahrzeuge. Sind Carreisende, Wander- oder Motorradgruppen angemeldet, muss es in der Küche schnell gehen. Angeboten werden vor allem unkomplizierte, gutbürgerliche Menüs wie Schnitzel mit Pommes Frites, Eglifilet-Knusperli, Schweins-Cordons-bleus mit frischen Salaten oder saisonale Gerichte wie Spargeln im Frühling. Aufwendige Gerichte gibt es für Gruppen auf Vorbestellung. «Wenn wir grössere Gesellschaften haben, bin ich verantwortlich, dass die Wartezeiten nicht zu lange sind und alle Menüs gleichzeitig und warm serviert werden», sagt der Inhaber. Koordinieren können sei wichtig, weil auf der Hulftegg gern ein Verpflegungshalt eingeschaltet wird, auch spontan. Sonntags gibt es im Saal einen grossen Brunch. Oft trage man 180 Reservationen ein. Damit Gäste vor der Toilette nicht mehr anstehen müssen, wurde nun eine grössere WC-Anlage gebaut. Andreas Kalberer hat sich kürzlich

Restaurant Hulftegg, Hulftegg 907, 9613 Mühlrüti. Telefon 071 983 33 66, www.hulftegg.ch. Dienstag geschlossen.

touristisch beraten lassen. Thema war die Belebung des in die Jahre gekommenen Saals. Vorstellbar sei der Bau einer Kulisse im Stil einer Alphütte und ein Angebot mit Toggenburger Käsesorten. Der Umbau wäre für den Gastronomen ein finanzieller Lupf. Er überlegt noch. Grundsätzlich habe er das funktionierende Betriebskonzept der Hulftegg-Vorbesitzer gern übernommen. Erst seit ein paar Jahren lebt Andreas Kalberer mit seiner Familie wieder in der Schweiz. Zuvor baute der studierte Betriebswirtschafter in Vietnam eine Textilfirma auf und beschäftigte zeitweise 250 Leute. Dann übersiedelte der heute 53-Jährige mit der Familie in die USA nach Kalifornien, um für seine Textilfirma den amerikanischen Markt zu betreuen. «Auch wegen der Kinder und der guten Schulen zog es uns vor sechs Jahren in die Schweiz», erklärt der Unternehmer. Die ersten Gehversuche in der Gastronomie absolvierten er und seine Frau Mo Chan im bündnerischen Berggasthaus Dultschinas in Sarn-Heinzenberg, welches Kalberers Eltern gehört. Andreas Kalberer sagt: «Uns gefiel die Leitung des Selbstbedienungsbetriebs in Sarn gut. Nach drei Jahren fanden wir, ein eigener Betrieb würde uns gefallen. Das Restaurant Hulftegg entdeckten wir fast zufällig und erfuhren, dass man es kaufen kann.» Katja Nideröst: Text & Bilder


32

ZUHAUSE

Ein Hauch Amerika in Wattwil Das 1941 gebaute, herrschaftliche Landhaus in der vorderen Bunt in Wattwil stammt aus der Heberlein-Dynastie. 2002 stand es verwahrlost zum Verkauf. Daniela und Markus Bösch griffen zu und renovierten das Anwesen Schritt für Schritt. Fertig sind sie damit nicht. Katja Nideröst: Text / Carmen Wueest: Bilder

A

lles an diesem Haus scheint etwas Besonderes zu sein. Liegt es vor allem an seiner Lage, der Grundform, der Grösse, der Raumaufteilung? Daniela Bösch glaubt zu wissen, was das zunächst undefinierbare Gefühl auslöst. «Es hat wohl mit dem amerikanischen Bau- und Lebensstil der ehemaligen Hausbesitzer zu tun.» Augenfällig sind die hohen Räume. Den ersten betritt man mit dem riesigen Entrée beim Haupteingang. Die gelb gestrichene Täferwand bereitet einen warmen Empfang, ein breiter Treppenaufgang führt in den oberen Stock. Der erste Wandschrank – es hat ganz viele davon im Haus – ist für Schuhe gedacht und bietet Platz für eine ganze Kompanie. Eine halbe Kompanie mit fünfzig Personen könnte es sich auch im Wohnzimmer gemütlich machen. Alle hätten locker Platz in der Stube, die eher eine Halle ist, aber die Gemütlichkeit einer rustikalen Hotellounge ausstrahlt: Cheminée, massiver Esszimmertisch, Bistroecke und Sofalandschaft.

Zwei Wohneinheiten möglich Markus und Daniela Bösch könnten hier jeden Tag Gäste empfangen. Tun sie aber nicht. Denn ihr Catering-Geschäft betreiben sie praktisch immer auswärts. Oft sind sie an Wochenenden und Abenden unterwegs zu Ein-

sätzen an Festen und Feiern. Umso mehr schätzen sie den Rückzug in ihr Landhaus mit dem parkähnlichen Umschwung. Es liegt nur ein paar Meter neben der starkbefahrenen Hauptstrasse zwischen Lichtensteig und Wattwil und ist umgeben von Bäumen, Garten und einer Wiese. Mit dem Älter werden der beiden Kinder Marinus (14) und Mirella (12) planen Böschs, ihr Haus in zwei trennbare Wohneinheiten aufzuteilen. Baulich müssten sie dafür nur moderate Anpassungen vornehmen, denn das Anwesen verfügt bereits über einen zweiten Eingang. Dieser wurde einst von den Bediensteten der Familie Heberlein benutzt. Wo heute die Küche steht, befand sich vor rund siebzig Jahren das Esszimmer von Rudolf und Charlotte Heberlein und deren Kindern. Die Speisen brachten die Angestellten über den Dienstboteneingang an den Tisch. Die Vorgeschichte dazu in Kürzestform: Der glühende Amerika-Bewunderer Rudolf Heberlein heiratete seine amerikanische Cousine Charlotte Heberlein. Dann liess das Paar in Wattwil das Landhaus vom bekannten Architekten Max Ernst Haefeli nach amerikanischem Vorbild bauen. Erst vor ein paar Jahren fanden Böschs eine Baudokumentation aus dem Jahr 1943 im Briefkasten, zusammen mit den Zeilen einer Frau Heberlein, die ihnen schrieb, dass sie in

Daniela und Markus Bösch im sommergelben Foyer ihres heimeligen Hauses.



34 Zuhause

Ein Paradiesgarten in Zentrumsnähe von Wattwil.

diesem Haus aufgewachsen sei. Noch immer bedauert es Markus Bösch, dass die betagte Dame nicht geklingelt habe, um mit ihnen einen Kaffee zu trinken. Zu gern hätten die heutigen Besitzer von ihr mehr erfahren über das Leben der für Wattwils Geschichte prägenden Persönlichkeiten. Daniela und Markus Bösch waren jung und noch nicht verheiratet, als sie das grosse Anwesen 2002 spontan kauften. Damals befand sich die Liegenschaft im Besitz der Kunstmaler WillyFries-Stiftung und es sollte verkauft werden an jemanden, der das Haus nicht abbricht, sondern wieder aufbaut. Aus heutiger Sicht zu einem Schnäppchenpreis konnten Böschs das «Amerikanerhaus» kaufen. Daniela Bösch erinnert sich, dass sie sogar ihr Auto verkauft habe, um die nötigen Eigenmittel aufzubringen. Das Paar konnte vom Sanierungsbeginn an vor allem auf die handwerkliche Unterstützung von Daniela Böschs Vater zählen. Man habe das heruntergekommene Gebäude mit viel Eigenleistung jahrelang renoviert und ausge-

baut. Da nicht viel Geld vorhanden war, suchten sich die Besitzer etwa fürs neue Bad ein Ausstellungsmodell, oder sie verschoben Wünsche auf später. In einer grösseren Aktion entfernte man auch alte Teppiche im Wohnzimmer und freute sich über den darunterliegenden, originalen Fischgratparkett.

Bedürfnisse vor Heimatschutz «In den ersten Jahren hier erhielten wir regelmässig Besuch von ETH-Studenten, die sich für die Architektur von Max Ernst Haefeli interessierten», sagt Markus Bösch. Auch Heimatschutz-Vertreter seien vorstellig geworden. Man schlug ihnen vor, das Haus unter Heimatschutz zu stellen, aber aufgezwungen sei ihnen das nicht geworden. «Die baulichen Einschränkungen durch die Heimatschützer empfanden wir als zu einschneidend. Die vergitterten Fenster oder das Loch fürs Cheminée waren zum Beispiel sehr unpraktisch und boten kaum Isolation, das wollten wir alles entfernen», sagt Daniela


Zuhause 35

Wohnzimmer, Küche, Terrasse: Jeder Raum in und um das Haus wirkt grosszügig und einladend.

Bösch. Heute kommen darum keine Studenten mehr vorbei. Und Bösch fühlen sich frei, ihr Haus den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Eine grössere Aktion war das Ersetzen der originalen Holzschindeln (welche ursprünglich am Fischerhaus an der Schweizer Landesausstellung 1939 montiert waren und später hier angeschlagen wurden). Diese altersschwachen Riesenschindeln, die eher stattliche Holzbretter sind, wurden neu hergestellt. Und zwar aus eigenen Bäumen, die Böschs in ihrem Garten fällten, um mehr Licht und Platz zu gewinnen.

Üppig viel Platz Der jüngste grössere Umbau ist kein Jahr her. Wo einst die Küche der Heberlein-Angestellten war, gibt es nun ein grosses Badezimmer samt Saunabereich. Diese neue Nasszelle könnte einmal zur zweiten Wohneinheit gehören, die den Böschs vorschwebt. Noch sind die beiden Kinder im Teenageralter und dürfen ihre persönlichen Rückzugsräume geniessen, so lange

sie zu Hause leben möchten. Zum persönlichen Reich der Tochter gehört ein eigenes Badezimmer und ein separater kleiner Kleiderraum. Auch für die Eltern gibt es im oberen Stock je ein eigenes Büro und Hobbyzimmer. «Vielleicht sind wir immer noch so glücklich zusammen, weil wir so viel Ausweichmöglichkeiten haben», scherzt Markus Bösch. Das Paar liebt Veränderungen und immer wieder neue, handwerkliche Projekte. Daniela Bösch hat sich vor allem im Garten verwirklicht. Neben einer grossen, massiv gemauerten Grillstation und einem Hühnerparadies hat sie auch einen lauschigen Gartensitzplatz mit verspieltem Mauerwerk realisiert. «Es kommt eigentlich nicht vor, dass ich nichts mache. Dabei investiere ich fast jede freie Minute ins Haus und zwar gern», sagt sie. Zu viele Wiederholungen mögen die Böschs nicht. Das Landhaus soll aber eine Konstante in ihrem Leben bleiben: «Hier haben wir alle erdenklichen Freiheiten, und von diesem wunderbaren Ort wegziehen wollen wir vermutlich nie.»


Siedwürste sind eine von vielen Wurstspezialitäten, die Othmar Murer im Offenverkauf anbietet.

Im Spar Supermarkt mit Metzgerei in Alt St. Johann und in Wildhaus finden Einheimische und Touristen alles für den Alltag «Guete Tag!» Othmar Murer begrüsst die Kundin im Spar Supermarkt in Alt St. Johann beschwingt. Der Geschäftsführer füllt gerade ein Regal mit frischer Ware auf, während an der Kasse jemand seinen Znüni bezahlt. Der Dorfladen an der Hauptstrasse ist übersichtlich eingerichtet und bietet alles, was Einheimische

Metzgerei

Gröbli

9615 Dietfurt T 071 983 15 87 F 071 983 10 30

und Touristen in ihrem Alltag benötigen. Auffallend ist, dass es nebst grosser Lebensmittelmarken auch ein vielfätliges Angebot mit Produkten aus der Region gibt. Dieses reicht von Bieren aus der Brauerei in Neu St. Johann über selbstgemachtes Eingemachtes vom Verein Toggenburger Buurechoscht bis zu Toggenburger

murer murer Othmar Murer

Feinesaus ausder derRegion RegionllMetzgerei Metzgerei ll Lebensmittel Lebensmittel Feines l Othmar Murer l Othmar Murer Feines aus der Region l Metzgerei l Lebensmittel Metzgerei / Spar Supermarkt Filiale l Othmar Murer Metzgerei / Spar Supermarkt Filiale Hauptstrasse Spar Supermarkt Metzgerei / Spar Supermarkt Filiale Hauptstrasse Spar Supermarkt 9656 Alt St. Johann Dorfplatz Hauptstrasse Spar Supermarkt 9656 Alt St. Johann Dorfplatz 9658 Wildhaus 9656 Alt St. Johann Dorfplatz 071071 999999 11 11 66 66 9658 Wildhaus info@murer-toggenburg.ch 071 999 3166 66 071 999 11 66 9658 Wildhaus info@murer-toggenburg.ch 071 999 31 info@murer-toggenburg.ch 071 999 31 66

CAFÉ · CONDITOREI · HOTEL

HUBER LICHTENSTEIG · TOGGENBURG

Sie feiern ein Fest – wir organisieren den Rest! Ihr Apèro- und Catering-Spezialist Hofstrasse 4 9642 Ebnat-Kappel Tel. 071 993 19 30 beck.forrer@thurweb.ch

Postgasse CAFÉ ·2CONDITOREI 9620 Lichtensteig Telefon: 071 987 69 49 Fax: 071 987 69 42

· HOTEL

HUBER www.huber-lichtensteig.ch info@cafe-huber.ch

LICHTENSTEIG · TOGGENBURG

Postgasse 2 9620 Lichtensteig

Telefon: 071 987 69 49 Fax: 071 987 69 42

Postgasse 2

www.huber-lichtensteig.ch 9620 Lichtensteig Telefon: 071 987 69 49 info@cafe-huber.ch Fax: 071 987 69 42

www.huber-lichtensteig.ch info@cafe-huber.ch


Bloderkäse und weiteren Käsespezialitäten. Es gibt auch eine Ecke mit Souvenirs wie Holzbrettchen vom Weissküfer oder «Chüeligurte» vom Senntums-Sattler. Die Gärtnerei Abderhalden aus Wildhaus schickt gar jemanden vorbei, um das Verkaufsregal mit blumigen Geschenkartikeln ansprechend zu gestalten. Die Zusammenarbeit mit den rund 25 lokalen Produzenten ist Othmar Murer ein grosses Anliegen. Dadurch hat er sich zu einer wichtigen Adresse für regionale Produkte entwickelt.

Hotel Restaurant

RSE Y RT AR ! PA E ! P I C E ! E I C E RV E RV I C E |R V9630 - 988 12 84 YSWATTWIL R YS |R071 IM SCHERRER | HEITERSWIL S E T YS A R T A R T PA E ! Y ! R P T C P I E A P und AR › Schmuckes AusflugsE !Berghotel E ! aufI C1028RmVü.M.R ! P I C E ! V I C V I C E RV YS E YS E E › Herrliche Aussicht auf die Toggenburger R R T AR I C R V S E S E T YS R T Alpen A PA R ! P ! E T Yin der R› VRösslifahrten YBerglandschaft R P S E T E E A Y R S R T Spezialitäten E ! C E ! V I/CKinderspielplatz ! P I CSonnenterrasse V IC E RPA ! PA /Eschöne T Y A›RReg. I R R R ! S RV V P E C E E E VI R R S S PA E ! TY ! V I C R V I C S E R YS E YS E R T Y R T Y PA R ! PA C E ! C Fleischauswahl an der Offentheke I E R E VI E Y I C RV S E R T R T PA PA ! Was seinen Spar vor allem von anderen unterscheide, sei dieS E RV YS E R T Y R T YS PA R T ! PA ! PA C E ! C E ! V I C E RV I C S E R S E R E T Y I Y I E A E A R R Y S ! V R T T V P C P C A R ER R P Metzgerei mit offener Verkaufstheke. Zwar wird nicht mehr ! SE T Y AR E! ! R Tvor PA VI CE VI PA E ! V I C E I C E R V I S E R S E R T YS E T YS R T Y PA R ! P ! PA C E ! R V I C V I E C R E E A Y Ort gemetzget, trotzdem finden die Kunden eine grosseV IAusY R ! E R R ER C I C RV S P S RT RT V Y PA PA ! SE SE T Y CE VI YS E T Y R T Y PA R ! PA ! PA E ! O P ! V I C E R V I S E R Sn E R T YS A R T A R T PA R ! wahl an feinen, regionalen Fleisch- und Wurstspezialitäten. Öfter E C H E Y io Y P I E P E A ! R R g C S ! T T V e I P E VIC VIC ER E S YS E R T Y PA R PAdeRr R ! PA C E ! E ! V I C E R V R werde er gleich nach einem Rezept gefragt, sagt der 53-Jährige, C I N R R s T V I E IC R E A E YS L I SE SE ! au der mit seiner Familie im Haus lebt, in dem sich der Spar befindet.T YS R T YS A R T ! O N ! PA R E ! P V I C E IGCuEtes! RV I C S E RV S E RV T YS E R T Y R T Y PA R- ! V P E A C E A Y Y I E Auf die Frage, was er empfehlen würde, wenn man spontan Gäste PA I C E ! RV I C V I C E E RV YS E R YS E RR T YS A R T A R T ! PA R E ! P E ! P I C E ! RV I C R V P C P S E C T T PA V E E VI V I S E R T YS T Y PA R PA R 2 !| 9607 I C E R15 E ! C E !| Tel.V071 bekommt, rät der Fleischexperte zu einem Braten mit verschiede- T YS T YS E A RBütschwilerstrasse 04E R I E R YS983 E V I CMosnang ! info@naef-metzg.ch S ! R T Y AR V P C Y I E E A R | www.naef-metzg.ch R P nen Gemüsen im Römertopf: «Die Zubereitung ist einfach, Fleisch E ! V I C V I C E R V YS E S E R T YS A R T A R T PA E ! P C V I S E R S E R YS R T R T Y PA R ! P ! P C E ! V I C und Gemüse werden sehr schmackhaft und der Gastgeber hat T T Y R T Y PA R ! PA ! PA E ! V I C E V I C E R V I S E R C Zeit für die Gäste.» Seine Leidenschaft für Kulinarisches und den PA E ! V I C E I C E R V I S E R S E R T YS E R T Y A I C E R E RV S E T Y T Y A R V Detailhandel sei bis heute ungebrochen, betont Othmar Murer. ! P R R P S S TY T Y R T Y PA R ! PA ! PA E ! V I C E C Auch wenn der Verdrängungskampf in seiner Branche brutal und PA E ! V I C E I C E R V I S E R V die 60-Stunden-Arbeitswoche für ihn normal sei. V I C S E R S E R YS E R T Y T T Y R T Y PA R ! PA PA E ! V I C E Synergien dank Filiale in Wildhaus VIC SER TY Um Synergien zu nutzen, etwa beim Bestellen von Waren, wurde

Churfirsten

in Wildhaus 2011 eine Filiale eröffnet. Dort ist das Sortiment ähnlich, die Ladenfläche etwas grösser als im Hauptgeschäft in Alt St. Johann. Am Standort Wildhaus, wo vor Kurzem einige Geschäfte geschlossen wurden, schätze man die Grundversorgung mit Lebensmitteln im Dorf besonders, sagt Othmar Murer. In Ferienzeiten mit mehr Touristen spürt der Ladenbetreiber den steigenden Absatz von allergenfreien Produkten und dass mehr regionale Spezialtäten gefragt sind. Für besondere Kundenwünsche führt er eine Liste und lässt sich gern auf das eine und andere Experiment ein.

www.bergmilch.ch

IHR ANSPRECHPARTNER FÜR WERBUNG IM

Sidwaldstrasse 26 . 9652 Neu St. Johann Tel. 071 994 24 51 . Fax 071 994 24 55 info@metzgerei-rust.ch . www.metzgerei-rust.ch

Öffnungszeiten Mo/Di/Do/Fr 07.30 –12.00 Uhr 14.00 –18.30 Uhr Samstag

07.30 –15.00 Uhr

Mittwoch

geschlossen

Luca Giovanettoni Tel. 071 353 77 55 Tel. 071 353 77 42 (direkt) luca.giovanettoni@toggenburgerverlag.ch verlagshaus-schwellbrunn.ch


Über Hinterfallenchopf und Chlosteralp Die Wanderung von der Schwägalp bis Ennetbühl ist leicht und lang. Abwechslungsreich führt der Weg über den Hinterfallenchopf auf die Chlosteralp. Dort lohnt sich der Abstecher zur Marmorskulptur Heie. Katja Nideröst: Text & Bilder


WANDERN

39

Die Heie auf der Chlosteralp.

Fast könnte man beim Einstieg auf der Passhöhe der Schwägalp durch den grünen Wald hüpfen. Der Wanderweg ist bestens ausgebaut und rundherum glitzert hüfthoher Farn zwischen den Bäumen in der Sonne. Die erste Stunde unterwegs entlang der gelben Markierungen fühlt sich an wie ein Sommerspaziergang im Schatten. Nach dem Chräzerenpass gewinnt man rechts einen Eindruck von der imposanten Ofenlochschlucht und sollte sich dabei nicht allzu weit an den Wegrand getrauen. Denn hier fällt das Tobel senkrecht ab. Am tiefsten Punkt im Wald hält sich ein hartnäckiges Schneefeld. Die Luft ist an dieser Stelle angenehm kühl. Das tut gut. Der Effekt ist aber gleich wieder vergessen, weil es ab Alp Engi eine Dreiviertelstunde aufwärts geht bis zum höchsten Punkt, dem Hinterfallenchopf auf 1532 Metern über Meer. Hier oben empfangen einen durch die Luft

wirbelnde Schmetterlinge und ein erster, wunderbarer Ausblick auf den Säntis. Anschliessend geht es mehrheitlich abwärts. Kurz nach der Alp Ji gibt es einen Brunnen. Dort führt ein Feldweg ohne Beschilderung rechts weg. Wer diesen wählt, erkennt plötzlich eine auffällige Skulptur auf der Chlosteralp, Punkt 1329. Das vier Meter hohe Objekt heisst Heie. Es spriesst wie ein undefinierbares Gewächs aus Carrara-Marmor mitten aus der Alpwiese. Der Heie zur Seite steht ein Ahornbaum und dahinter leuchtet der Säntis in der Abendsonne. Im Schattenwurf der Heie gönnt man sich eine Verschnaufpause. Über die hügelige Wiesenlandschaft, begleitet von Kälbern und Rindern, führt der Weg zur Hinterchlosteralp und zur Vorderchlosteralp. Die Berge leuchten im Dämmerlicht. Bevor das Dorf Ennetbühl zu sehen ist, lädt ein rotes Bänklein zum letzten Verweilen ein.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.