Einleitung «Im Mai 1941 trat der Ackerbauleiter der Gemeinde Unterschwand eines Abends auf dem Heimwesen Gschwend durch die offene Stalltüre und ging suchend den mächtigen Hinterteilen der Kühe und Rinder entlang, bis er den Bauer entdeckte, der in der Dämmerung zwischen zwei Tieren auf dem einbeinigen Stühlchen hockte und molk. Er wünschte guten Abend, stellte leichthin die übliche unbestimmte Frage nach dem Ertrag, auf die er eine ebenso unbestimmte Antwort bekam, und sah zu, wie die Milch in den Kessel zischte, dann erklärte er gelassen, er komme von der Ackerbaustelle Unterschwand. «Ihr habt noch nicht angebaut, Tanner», fuhr er fort. «Jetzt hab ich doch einmal fragen wollen, ob Ihr die Verordnung eigentlich nicht gelesen habt. Zugeschickt habe ich sie Euch, das weiss ich.» Die Milch überschäumte im Kessel, der Bauer stand auf und antwortete, während er den Kessel zur Tause hinübertrug, er habe einmal so etwas Ähnliches zugeschickt bekommen. Nachdem er die Milch in die Tause geleert hatte, blieb er vor dem Besucher stehen und fragte: «Seid Ihr der Steiner?» Da es ihm bestätigt wurde, mass er ihn abwägend mit einem kurzen forschenden Blick aus tiefliegenden kräftig leuchtenden Augen und sah einen etwa dreissigjährigen, untersetzten, festen Dorfbewohner vor sich, dem der Pflichteifer des Beamten den angeborenen Ausdruck von Gutmütigkeit im runden Gesicht schon fast verdrängt hatte. Ruhig und schweigend ging er darauf wieder zwischen zwei Kühe hinein, setzte sich und molk weiter.» Sitzt man da als Leser nicht mitten in einem Film? Man kann von Meinrad Inglin lesen, was man will, seine Kunst der Beschreibung ist eminent filmisch und damit topmodern. Kein Wunder, dass die