Einführende Worte Susanne Keller-Giger
«Wenn ein Junge, in einem gesunden Körper auch einen gesunden Geist hat, u. kommt er in die Welt hinaus, so lernt er leicht; die äußern Eindrüke strömen ihm durch alle Poren ein […].»1 Diese Worte des Grossvaters begleiteten Matheus Eggenberger, den Bauernbuben vom Leversberg am Grabserberg, durch sein ganzes Leben. Seine Wissbegier, sein offener Geist und sein Ehrgeiz, gestaltend an der Weiterentwicklung und Modernisierung seines Dorfs, seiner Region und des Kantons St. Gallen mitzuwirken, führten ihn als jungen Mann zum Erlernen der italienischen Sprache ins Puschlav und verhalfen ihm in späteren Jahren zu zahlreichen Aufgaben und Mandaten in ganz unterschiedlichen Angelegenheiten in der Ostschweiz. Eggenbergers Lebenserinnerungen – zwei Jahre vor seinem Tod 1895 verfasst – geben auf unterhaltsame Art Einblick in sein «vielbewegtes» Leben. Im 19. Jahrhundert prallten Tradition und Aufbruchstimmung aufeinander. Tiefgreifende politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen warfen neue Fragen auf und forderten Gesellschaft, Kirche und Politik. Die Erinnerungen von Matheus Eggenberger (1823–1895) – ein einmaliges Zeitdokument des 19. Jahrhunderts
Als der ehemalige Grabser Ortsgemeindepräsident und Ortsarchivar Mathäus Lippuner mit der Anfrage an den Historischen Verein der Region Werdenberg herantrat, die Lebenserinnerungen des ehemaligen Grabser Gemeindammanns und Bezirksgerichtspräsidenten Matheus Eggenberger zu publizieren, brauchte es keine langen Überlegungen. Rasch war klar, dass der Text nicht nur als kurzweiliges Lesebuch begeistert, sondern auch einige für die Ostschweiz relevante Themen des 19. Jahrhunderts aufgreift. Die Lebenserinnerungen von Matheus Eggenberger oder «Verschiedene Notizzen, aus meinem vielbewegten Leben»2, wie er sie selbst nennt, werden seit 2013 im Ortsarchiv Grabs aufbewahrt. Ein unbekannter frühe9