Dent Unique 2/2022

Page 1

Österreichische Post AG MZ14Z039972M Universitätszahnklinik Wien, Sensengasse 2a, 1090 Wien

2 | 2022

Virtuelle Verankerungsplanung in der Kieferorthopädie – 4 Wissenswertes zum Thema Zahnaufhellung – 7

Das Journal der Universitätszahnklinik Wien

Dentistry Kongress 2023 in Wien – 13

KNOW-HOW Professor Maurizio Tonetti bleibt bis 2025 Adjunct Professor an der Universitätszahnklinik Wien

DentUnique 2/2022 1


Sehr geehrte Leser:innen! Unser Journal DentUnique gibt Ihnen einen exklusiven Einblick in die Tätigkeiten an der Universitätszahnklinik Wien. Wir berichten über aktuelle Forschungserkenntnisse, schildern Patient:innenfälle und informieren über die zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten an der Universitätszahnklinik Wien.

Univ.-Prof. DDr. Andreas Moritz, Vorstand

Die Forschungsleistung des Hauses war schon oft und zu Recht im Fokus der Berichterstattung. In dieser Ausgabe berichten nun zwei herausragende Jungforscher:innen, Dr. Patrick M. Pilz, PhD, und Dr.in Julia Dworan, von ihren Studienaufenthalten an den Elite-Kaderschmieden Stanford und Harvard. Im Jahr 2023 – genauer gesagt, am 2. und 3. Juni – ist die Universitätszahnklinik Wien eine ganz besondere Gastgeberin: Der internationale Kongress „Dentistry 4.0“ findet nun – nach coronabedingten Verschiebungen – endlich statt. Nationale und internationale Speaker werden in Vorträgen über aktuelle Entwicklungen in der Zahnmedizin berichten, in interessanten Workshops wird Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen gleichermaßen Wissenswertes hautnah vermittelt. Nähere Informationen finden Sie in dieser Ausgabe.

Dr.in Alice Blufstein – jüngste Habilitierte an der Universitätszahnklinik Wien – erläutert in einem Forschungsbeitrag, welchen Einfluss Vitamin D3 auf Stammzellen des Zahnhalteapparates unter entzündlichen Bedingungen haben kann. Ein weiterer Forschungsbeitrag widmet sich dem Thema Charakteristika und Häufigkeitsverteilung von Knochendefekten bei Periimplantitis. Außerdem erfahren Sie im zweiten Teil des Themenschwerpunktes „3D in der Kieferorthopädie“, wie CAD/ CAM-Führungsschablonen und Lasersinter-Apparaturen Teil eines Gesamtkonzeptes für komplexe Fallplanungen werden können. Wir möchten Sie mit dem Journal DentUnique an unserem klinischen Alltag teilhaben lassen und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit mit Ihnen – zum Wohle der Patient:innen!

Impressum: Medieninhaber/Herausgeber: Universitätszahnklinik Wien GmbH, 1090 Wien, Sensengasse 2a, Tel.: +43 1/400 70, Fax: +43 1/400 70-3039, E-Mail: office-unizahnklinik@meduniwien.ac.at, www.unizahnklinik-wien.at Herausgeber: Geschäftsführer Univ.-Prof. DDr. Andreas Moritz und Thomas Stock Erscheinungsort: Wien Auflage: 4.500 Verlag: Albatros Media, H. Wollner Straße 20, 2602 Blumau, office@albatros-media.at, www.albatros-media.at Redaktion: Mag.a Erika Hofbauer (Leitung), Barbara Duras Grafik & Produktion: Albatros Media Verlagsleitung: Otto Koller Designkonzept: Albatros Media Lektorat: Mag.a Eva Kainrad Coverfoto: Universitätszahnklinik Wien/Fuchs Fotos: Falls nicht anders angegeben: Universitätszahnklinik Wien Druck: Druckerei Janetschek GmbH, 3860 Heidenreichstein Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Die Universitätszahnklinik Wien GmbH ist eine 100-%-Tochtergesellschaft der Medizinischen Universität Wien, www.meduniwien.ac.at/homepage/info/impressum. Grundlegende Richtung des Magazins: DentUnique informiert ZahnärztInnen, Studierende und MitarbeiterInnen der Universitätszahnklinik Wien über Forschung, Fallstudien, Weiterbildungsangebote und die Tätigkeiten der Institution.

2 DentUnique 2/2022


04

07

10

17

15

In den Kalender Inhalt 04

CAD/CAM in der Kieferorthopädie

07

Wissenswertes zum Thema Zahnaufhellung

10

Der Einfluss von Vitamin D3 auf Stammzellen

13

Kongress „Dentistry 4.0“ in Wien

15

Charakteristika und Häufigkeitsverteilung von Knochendefekten bei Periimplantitis

17

Mit Roman Fuchs auf das schwarz-weiße Dach Afrikas

19

Jungforscher:innen an ausländischen Top-Universitäten

21

Virologin der MedUni Wien ist Kommunikatorin des Jahres

22

Willkommen im Shop der MedUni Wien

Save the Date: Dentistry 4.0 – International, Interdisciplinary Conference of Innovative Technologies in Dentistry Datum: 2. und 3. Juni 2023 Ort: Universitätszahnklinik Wien, Sensengasse 2a, 1090 Wien Weitere Infos: www.dentistryvienna.com Save the Date: KFO-Symposium 2023 Leitung Symposium: Ao. Univ.-Prof. DDr. Erwin Jonke Vortragender: Prof. Dr. Renato Cocconi (Italy) Datum: 27. Oktober 2023 12 –18 Uhr 28. Oktober 2023 8.30 –17 Uhr Vortragssprache: Englisch Ort: Universitätszahnklinik Wien, Sensengasse 2a, 1090 Wien Information: Maria Strobl, +43 1/40070-4301 Anmeldung: maria.strobl@meduniwien.ac.at ZFP-Fortbildung: 16 Punkte

DentUnique 2/2022 3


Virtuelle Verankerungsplanung in der Kieferorthopädie Die computergestützte 3D-Positionierung von Verankerungspins ist ein Baustein im digitalen Workflow. CAD/CAM-Führungsschablonen und Lasersinter-Apparaturen sind Teil eines Gesamtkonzeptes für komplexe Fallplanungen.

E

ine maximale Verankerung ist für die Umsetzung von orthodontischen Bewegungen von Zähnen oftmals erforderlich. TADs* bieten dafür einen Fixationspunkt im Kieferknochen. CAD/CAM-Apparaturen wie der „Vienna Palate Expander“ und der „Vienna Mesial Slider“, nach Dr. Alexander Schwärzler, beinhalten virtuell positionierte TADs zur optimalen Kraftverteilung (Abb. 1).

Abb. 2: Schnittbild der virtuellen TAD-Position

Abb. 1: Frontalansicht mit Vienna Palate Expander

*TAD – Temporary Anchorage Device lautet der internationale Begriff für die temporäre knöcherne Verankerung bei kieferorthopädischen Behandlungen.

4 DentUnique 2/2022

Virtuelle TAD-Positionierung Computertomographische 3D-Modelle und Intraoral-Scans erlauben eine TAD-Positionierung entsprechend den individuellen anatomischen Strukturen (Abb. 2). Die digitale Überlagerung von Knochen und Weichgewebe stellt die Basis der 3D-Planung dar. 2017 beschrieben Hourfar et al. eine durchschnittliche Erfolgsrate der Verankerungspins von 98,4 Prozent im vorderen Gaumen. Diese Region ist somit besonders geeignet für die Anwendung von TADs im Oberkiefer.


Palate Anchorage Guide Die digitale Konstruktion der Schablone „Palate Anchorage Guide“ erfolgt im Fachbereich Kieferorthopädie mittels CAD-Programmen. Nach 3D-Druck aus biokompatiblem Kunststoff wird die virtuelle TAD-Position in den Patient:innenKiefer übertragen. Der Palate Anchorage Guide (Abb. 3) wurde von Dr. Alexander Schwärzler in Zusammenarbeit mit der Firma Tiger Dental (Bregenz, Österreich) für die Anforderungen des Vienna Palate Expander und des Vienna Mesial Slider entwickelt. (Siehe auch Ausgabe DentUnique 1/2022)

Abb. 3: Palate Anchorage Guide

Design Zwei Führungshülsen bilden die Kernelemente der Schablone, welche Positions- und Winkelwerte der Titanpins beinhalten. Die Rahmenkonstruktion aus Kunststoff stützt sich an dem Zahnbogen des Oberkiefers (Abb. 4). Ein STLDatensatz der Schablone wird an das zahntechnische Labor für den 3D-Druck übermittelt. Nach abschließender Qualitätskontrolle sind die Guides einsatzbereit. Der Fertigungsprozess benötigt, inklusive 3D-Druck und Feinausarbeitung, sechs bis acht Stunden. Individuell Der Workflow von Design und Produktion der TAD-Positionierung ist standardisiert. Die individuelle Maßanfertigung entsprechend den anatomischen Strukturen macht jede Schablone zum Unikat.•

Abb. 4: Virtueller Palate Anchorage Guide auf digitalem Oberkiefermodell

Anforderungen an palatinale Verankerungspins: • • • Literatur: Hourfar J., Bister D., Kanavakis G., Lisson J. A., Ludwig B. Influence of interradicular and palatal placement of orthodontic miniimplants on the success (survival) rate. Head Face Med. 2017.

optimale Nutzung des Knochenangebots symmetrische Positionierung Schonung von Zahnwurzeln und den umliegenden Strukturen optionale bikortikale Verankerung für den Vienna Palate Expander (Gaumendach, Nasenboden)

DentUnique 2/2022 5


Anwendungsbeispiel Virtuelle Planung und klinischer Einsatz des Palate Anchorage Guide. Einsetzwinkel 15 Grad Prozedur single session Apparatur Vienna Mesial Slider

TAD-Länge 14 mm Kerndurchmesser 2.0 mm Position vorderer Gaumen monokortikal Abstand TAD–TAD 9 mm, parallel

Anwendung beidseitiger Lückenschluss bei Nichtanlage 12,22

TAD-Indikation Die kieferorthopädische Planung sieht einen Lückenschluss durch Vorwanderung der Seitenzähne von 7 mm vor. Knöcherne Verankerung entlastet Zähne und gewährleistet in Kombination mit dem Vienna Mesial Slider eine körperliche Bewegung der Seitenzähne. Die Aufklärung bezüglich der Behandlung geschah im Beisein des oder der Erziehungsberechtigten.

Abb. 5a: Schnittbild virtuelle TAD-Position

Klinische Positionierung Nach digitaler Konstruktion und 3D-Druck des Palate Anchorage Guides wurde die Schablone am Oberkiefer platziert (Abb. 5a, 5b). Ein langsam drehender Schraubendreher mit zylindrischem Führungsaufsatz erlaubt eine schonende und passgenaue Inserierung der TADs (JEIL Medical Corp) (Abb. 5c). Der Vorgang dauert 15 Minuten und geschieht unter lokaler Betäubung des vorderen Gaumendachs.

Abb. 5b: 3D-gedruckte Schablone

Abb. 5c: Oberkiefer mit TADs

Fazit: Die Kombination aus CAD/CAM-Apparaturen und schablonengeführter Verankerung ist eine effiziente und zeitsparende Methode. Komplexe kieferorthopädische Behandlungen können, in Zukunft auch in Verbindung mit einer Lingualtherapie oder einer Alignertherapie, nahezu unsichtbar durchgeführt werden.

Das Team Dr. med. dent. Alexander Schwärzler Assistenzarzt im Fachbereich Kieferorthopädie Universitätszahnklinik Wien Univ.-Prof. DDr. Erwin Jonke Leiter des Fachbereichs Kieferorthopädie Universitätszahnklinik Wien

6 DentUnique 2/2022


Wissenswertes zum Thema Zahnaufhellung Das Interesse an helleren Zähnen wird in der heutigen Gesellschaft immer präsenter.

S

tudien haben gezeigt, dass weiße Zähne für beruflichen und privaten Erfolg wichtig sind. Helle, gesunde Zähne lassen einen jugendlich, vital und anziehend erscheinen. Fragen zum Thema Zahnaufhellung treten immer häufiger vonseiten der Patient:innen auf. Aktivkohle, Natron, spezielle Zahnpasta, Whitestrips, Kokosöl auf die Zähne applizieren oder doch lieber eine professionelle Zahnaufhellung? Viele haben schon einmal versucht, mit diversen Hausmitteln oder Produkten aus der Drogerie die Zähne aufzuhellen. Doch Zahnärzt:innen raten davon ab. Die Gründe: Diese Methoden sind zu abrasierend oder greifen Zähne und Zahnfleisch an. Der Zahnaufhellungseffekt hält sich bei den meisten Hausmittelchen und Drogerie-Produkten ebenfalls in Grenzen. Dieser Beitrag geht den Fragen und Mythen rund um das Thema Zahnaufhellung nach. Zahnpasten und Mundspülungen, die strahlend weiße Zähne versprechen – sinnlos oder empfehlenswert? Die Beseitigung von Zahnverfärbungen birgt bei unterbliebener zahnmedizinischer Ursachenabklärung die Gefahr, dass behandlungsbedürftige Zahnerkrankungen unerkannt bleiben. Auch wenn Zahnverfärbungen unterschiedliche Ursachen haben können und daher nicht in jedem Fall als Krankheit einzustufen sind, muss doch die Entscheidung, welche Gründe für eine Verfärbung vorliegen, dem Arzt bzw. der Ärztin vorbehalten bleiben. Zahnaufhellungspräparate aus Drogeriemärkten und Kosmetikstudios fallen nach der europäischen Verordnung unter die Definition von Mundpflegemitteln und sind

als solche frei verkäuflich, wenn sie bis max. 0,1 % Wasserstoffperoxid enthalten oder freisetzen. Unter 0,1 % Wasserstoffperoxid sind keine entscheidenden Zahnaufhellungseffekte zu erwarten. Für weißere Zähne gibt es die verschiedensten Zahnpasten, die nicht nur Zahnbelag (Plaque), sondern auch oberflächliche Verfärbungen entfernen sollen. Diese Zahnpasten enthalten Putzkörper, die Verfärbungen von Zähnen „abschleifen“ sollen. Der RDA-Wert (Relative Dentin Abrasion) gibt dabei die „Schmirgelwirkung” an: Je höher der Wert, desto intensiver der Abrieb. Putzt man jedoch zu häufig oder mit zu viel Druck, können Zähne oder Zahnfleisch verletzt werden. Außerdem rauen bei dauerhafter Anwendung die Zahnoberflächen auf und die Zähne werden schneller dunkel. Die derzeit modernste Zahnpasta mit „Optical Whitening“-Technologie arbeitet mit weißen Direktpigmenten, die sich über die Zahnoberflächen legen und sie optisch weißer wirken lassen sollen. Der Effekt ist jedoch nur temporär und die Wirkung lässt über den Tag oder nach dem Essen nach. Wieso verfärben sich Zähne – und kann man dem vorbeugen? Die Zahnfarbe ist bei jedem Patienten, bei jeder Patientin individuell und stark von häuslicher Mundhygiene sowie Ernährungsgewohnheiten abhängig. Im Laufe des Lebens kommt es vor, dass sich Zähne verfärben und nicht mehr hell, gesund und schön aussehen. Für Zahnverfärbungen gibt es viele Ursachen, wobei zwischen extrinsisch (externe Zahnverfärbung) und intrinsisch bedingten Verfärbungen (interne Zahnverfärbung) unterschieden wird.

Gründe für die äußere Zahnverfärbung können Zahnbelag oder Zahnstein sein sowie häufiger Konsum verschiedener Nahrungsmittel, Getränke oder Genussmittel. Zigaretten, Rotwein, Kaffee sowie grüner oder schwarzer Tee dunkeln die Zähne besonders nach. Innere Zahnverfärbungen können bereits im Kindesalter entstehen durch Erkrankungen, Zahnbildungsstörungen sowie unerwünschte Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, die Kindern bei Infektionskrankheiten verabreicht wurden. Farbveränderungen der Zähne können durch Einlagerung von Blutabbauprodukten infolge eines Schlags auf den Zahn auftreten (Zahntrauma). Der Zahn wird dann braun bzw. schwarz. Wenn sich Zähne gelblich-bräunlich verfärben, kann es sich um nicht mehr durchblutete Zähne, beschädigte Zähne, Zahnkaries oder um eine Zahnentzündung handeln. Auch bei zunehmendem Alter oder nach einer Wurzelkanalbehandlung kann ein Zahn nachdunkeln. Der Zustand der Zähne kann Verfärbungen auch begünstigen. Verfärbungen lagern sich an rauen Zahnoberflächen besonders gerne an. Oft verfärben sich also Füllungsränder oder Zähne, an denen sich Zahnstein oder Plaque abgelagert hat, zuerst. Um die Zähne längerfristig „hell“ zu erhalten, sollte man: • • •

den Genuss Zahn verfärbender Substanzen einschränken die Zähne regelmäßig putzen und Zahnseide verwenden eine regelmäßige, professionelle Zahnreinigung durchführen lassen

DentUnique 2/2022 7


Mit einer einzigen Behandlung kann der Patient oder die Patientin für mehrere Jahre strahlend weiße Zähne erhalten. Das Verfahren des Laserbleachings ist sicher und schonend und weist weder für die Zahnsubstanz noch für die Pulpa oder das Weichgewebe ein erhöhtes Risiko auf, die Gesundheit der Zähne wird durch den ästhetischen Eingriff nicht gefährdet. Nebenwirkungen und irreversible Schädigungen sind bei korrekter Anwendung nicht bekannt.

Links: Ausgangssituation vor Laserbleaching, rechts: Ergebnis nach Laserbleaching

Oben: Ausgangssituation vor Laserbleaching, unten: Ergebnis nach Laserbleaching

Oben: Ausgangssituation vor Laserbleaching, unten: Ergebnis nach Laserbleaching

8 DentUnique 2/2022

Strahlend weißes Lächeln – aber wie? Die ärztliche Aufsicht ist bei jeder Art der Zahnaufhellung unerlässlich. Besondere Vorsicht gilt bei Schmelzrissen und freigelegten Zahnhälsen und dem Schutz vom Zahnfleisch – deswegen gehört das Bleaching in ärztliche Hand! Die zahnschonendste, erfolgreichste und modernste Zahnaufhellungsmethode heutzutage ist photochemisches Laserbleaching. Das Laserbleaching hat viele Vorteile gegenüber anderen Zahnaufhellungsverfahren. Der Effekt dieser Form des Bleachings ist selbst bei einer einzigen Behandlung deutlich sichtbar. Die Behandlung selbst nimmt nur wenig Zeit in Anspruch und muss sehr selten wiederholt werden. Lediglich bei äußerst hartnäckigen Verunreinigungen ist eine Nachbehandlung notwendig.

Wie funktioniert Laserbleaching? Beim Laserbleaching handelt es sich um ein Verfahren zur Zahnaufhellung, bei dem ein Bleachingagens auf die Zähne aufgebracht und durch Belichtung mit Laserlicht aktiviert wird. Das Bleichagens ist in der Regel Wasserstoffperoxid (H2O2) in Gelform. H2O2 ist ein starker Radikalbildner, der bei seinem Zerfall sowohl reduzierende als auch eine oxidierende Wirkung entfaltet; größere farbige Moleküle werden dadurch zu kleineren farblosen Reaktionsprodukten abgebaut. Das im Gel enthaltene Wasserstoffperoxid wird durch das Laserlicht aktiviert und entzieht dem Zahn die eingelagerten Farbstoffe. Der Unterschied zwischen In Office Bleaching und Laserbleaching liegt in der Einwirkdauer und der Gelkonzentration. Die Laseranwendung erlaubt eine höhere Konzentration des Zahnaufhellungsagens mit einer verkürzten Arbeitszeit unter Ausschluss einer Zahnsubstanzschädigung. Beim Laserbleaching bleibt die Oberfläche der Zähne glatt, d. h., hier kann sich in Zukunft weniger Farbstoff/Zahnbelag absetzen. Versucht man beispielsweise, mit diversen Hausmittelchen die Zähne aufzuhellen, bleiben ganz feine Schäden zurück. In kurzer Zeit kommen die Verfärbungen dann wieder – womöglich schlimmer als zuvor. Welche Ergebnisse kann man erwarten? Das Ergebnis ist bei jedem Patienten, bei jeder Patientin individuell verschieden. Welche Ergebnisse möglich sind, variiert also. In einer umfassenden Befunderhebung besprechen wir mit den Patient:innen die bestgeeignete Methode und beraten umfassend, ob eine Zahn-


aufhellung möglich und sinnvoll ist. Natürlich gibt es auch Ausnahmefälle, wo nach der Therapie „weniger“ zu sehen ist. Ein Effekt nach einer Zahnaufhellung ist aber immer erkennbar. Das Ergebnis lässt sich vorher ganz gut abschätzen. Kann man auch einzelne Zähne bleachen lassen? Oft sind wurzelbehandelte Zähne stärker verfärbt. Wenn es nach der Wurzelbehandlung zu einer Zahnverfärbung kommt, bedeutet das nicht, auf gepflegt aussehende, weiße Zähne künftig verzichten zu müssen. Es gibt in solchen Fällen wirkungsvolle und sichere Methoden, wie Patient:innen mit verfärbten Zähnen wieder zu einem gewinnenden Lächeln verholfen werden kann. Konkret werden hierbei die wurzelbehandelten Zähne durch peroxidhaltige Einlagen innerhalb des Zahnes aufgehellt. Das Aufhellungsgel wird für mehrere Tage im Zahn belassen. Hier braucht man meist mehrere Durchgänge.

Für welche Patient:innen ist das Bleaching nicht geeignet? Schwangere und stillende Frauen sowie Minderjährige sollten auf die Zahnaufhellung verzichten. Da keine Studien zur Sicherheit von Zahnaufhellungen während der Schwangerschaft und Stillzeit durchgeführt wurden, sollte man die Zahnaufhellung während dieser Zeit aussetzen. Eine gute und professionelle Mundhygiene jedoch ist sehr empfehlenswert.

Schlussfolgerung Ein strahlend weißes Lächeln steht für Gesundheit, Schönheit und Erfolg. Mit einer einfachen und schmerzlosen Behandlung kann man wieder helle und gesunde Zähne erlangen. Durch laufende Fort- und Weiterbildung befinden sich die Spezialist:innen der Universitätszahnklinik Wien auf dem neusten Stand der Wissenschaft und kümmern sich gewissenhaft um die Zahngesundheit der Patient:innen.•

Das Team Dr.in Anja Jankovic-Pejicic Leiterin der Spezialambulanz Bleaching Universitätszahnklinik Wien Dr.in Marija Cakarevic Spezialambulanz Bleaching Universitätszahnklinik Wien

Dentistry 4.0 International, Interdisciplinary Conference of Innovative Technologies in Dentistry - Vienna, Austria in cooperation with various national and international societies for Esthetic Dentistry, Implantology, Pediatric Dentistry, Maxillofacial Surgery, Periodontology, Laser Applications and the Consortium for Oral Surgery, Medicine and Radiology.

Top Speakers have been invited

Save the Date June 2 – 3, 2023

Preliminary Program • Workshops • Cadaver Course • Keynote Lectures • Short Talks • Postersession • Company Exhibition

www.unizahnklinik-wien.at DentUnique 2/2022 9


Der Einfluss von Vitamin D3 auf Stammzellen des Zahnhalteapparates unter entzündlichen Bedingungen Parodontitis ist gekennzeichnet durch die Zerstörung der zahntragenden Gewebe und stellt eine der häufigsten Ursachen für frühzeitigen Zahnverlust dar.

D

er Zahnhalteapparat, auch als Parodont bezeichnet, ist für die Verankerung der Zähne im Kieferknochen verantwortlich. Eine Reihe von Risikofaktoren wie schlechte Mundhygiene, Tabakrauch, genetische Veranlagung und Vitamin-D3Mangel können zu einer chronischen entzündlichen Erkrankung des Zahnhalteapparates, der sogenannten Parodontitis, führen. Diese Krankheit ist gekennzeichnet durch die Zerstörung der zahntragenden Gewebe und stellt eine der häufigsten Ursachen für frühzeitigen Zahnverlust dar. Da etwa 50 Prozent aller Menschen im Laufe ihres Lebens an dieser Erkrankung leiden, ist die zahnmedizinische Forschung stetig auf der Suche nach besseren Therapieoptionen. Obwohl ihr Einsatzgebiet derzeit noch limitiert ist, stellt die stammzellbasierte Therapie einen vielversprechenden Ansatz dar. Stammzellen aus dem Zahnhalteapparat nehmen nicht nur eine Schlüsselrolle in der Gesunderhaltung des Parodonts ein, sondern sind auch an Abwehr- und regenerativen Prozessen beteiligt. Sie haben die Fähigkeit, sich in verschiedene Zellarten wie knochenbildende Osteoblasten umzuwandeln, und sind überdies in der Lage, Zellen des Immunsystems zu beeinflussen. Stammzellen aus dem Zahnhalteapparat können durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. So konnte in früheren

10 DentUnique 2/2022

Studien gezeigt werden, dass Vitamin D3 die Umwandlung von Stammzellen in Osteoblasten fördert. Diese Untersuchungen wurden jedoch nur unter „gesunden“ Bedingungen durchgeführt, die allerdings bei Patient:innen mit Parodontitis nicht vorgefunden werden. Aus diesem Grund beschäftigten wir uns im Rahmen einer Studie mit den Effekten von Vitamin D3 auf Stammzellen des Zahnhalteapparates unter entzündlichen Bedingungen. Um diese Studie durchführen zu können, wurden extrahierte Weisheitszähne benötigt. Insgesamt nahmen 20 Patient:innen, bei denen eine Weisheitszahnentfernung aufgrund einer kieferorthopädischen Behandlung durchgeführt werden musste, freiwillig an dieser Studie teil. Unmittelbar nach der Extraktion wurden die Weisheitszähne im Labor gereinigt und das anhaftende Gewebe des Zahnhalteapparates vorsichtig mit einem Skalpell abgekratzt (siehe Abb. 1). Die Gewebestücke wurden in Petrischalen in einem speziellen Nährmedium angesetzt und in einem Inkubator bei Körpertemperatur gelagert. Innerhalb kurzer Zeit konnte ein Herauswachsen der Stammzellen aus den Gewebefragmenten beobachtet werden. Die Zellen wurden in Gewebekulturflaschen überführt, damit sie sich für die Versuche ausreichend vermehren konnten. In weiterer Folge wurden zahlreiche

Abb. 1: Stammzell-Isolierung


Abb. 2: Einfluss von Vitamin D3 auf die Ausschüttung von Osteocalcin und Osteopontin unter entzündlichen Bedingungen (*signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen, #signifikanter Unterschied im Vergleich zu „gesunden“ Bedingungen)

Versuche mit den Zellen durchgeführt. Um entzündliche Bedingungen zu simulieren, wurden die Stammzellen verschiedenen Stimuli ausgesetzt. Die Zellen wurden unter anderem mit Bestandteilen des bedeutenden Parodontitis-Keims Porphyromonas gingivalis (P.g. LPS) oder dem starken Auslöser entzündlicher Reaktionen Pam3CSK4 stimuliert. Gleichzeitig wurden die Stammzellen mit Vitamin D3 in verschiedenen Konzentrationen für unterschiedliche Zeiträume behandelt. Im Anschluss wurde analysiert, wie Vitamin D3 die Umwandlung der Stammzellen in knochenbildende Zellen unter entzündlichen Bedingungen beeinflusst. Dafür wurde die Ausschüttung von knochenassoziierten Faktoren wie Osteocalcin und Osteopontin mittels PCR-Test gemessen (siehe Abb. 2). Es konnte gezeigt werden, dass Vitamin D3 unter „gesunden“ Bedingungen (Control) zu einem konzentrationsabhängigen Anstieg der beiden Knochenmarker führt. In Anwesenheit von P.g. LPS konnte beobachtet werden, dass die Wirkung von Vitamin D3 bereits deutlich eingeschränkt ist und es zu einem markant geringeren Anstieg der Osteocalcin- und Osteopontin-Ausschüttung kommt. Die dramatischsten Veränderungen zeigten sich jedoch in Anwesenheit von Pam3CSK4. Hier war die Wirkung bei fast allen Vitamin-D3-Konzentrationen

Abb. 3: Mineralisierung durch Vitamin D3 unter „gesunden“ und entzündlichen Bedingungen

signifikant eingeschränkt und führte zu einer deutlich geringeren Ausschüttung der knochenassoziierten Faktoren. In einem weiteren Schritt erfolgte eine spezielle Färbung der Zellen (Alizarin Red S staining), die einen Nachweis der Mineralisierung bietet und somit Hinweise darauf liefert, inwieweit eine Umwandlung in knochenbildende Osteoblasten stattgefunden hat (siehe Abb. 3). Je stärker die Rotfärbung dabei ausfällt, desto höher ist der Grad der Mineralisierung. Wie in Abb. 3 erkennbar ist, kann unter „gesunden“ Bedingungen (Control) eine deutlich stärkere Färbung in Anwesenheit von Vitamin D3 im Vergleich zu der Gruppe ohne Vitamin D3 festgestellt werden. Interessanterweise

konnten solche eindeutigen Unterschiede unter entzündlichen Bedingungen mit P.g. LPS und Pam3CSK4 nicht mehr festgestellt werden. Diese Experimente liefern wichtige Hinweise darauf, dass die positive Wirkung von Vitamin D3 auf die Stammzellen unter entzündlichen Bedingungen deutlich eingeschränkt ist. Darüber hinaus konnte in weiteren Versuchen gezeigt werden, dass auch der Um- und Abbau von Vitamin D3 durch Stammzellen aus dem Zahnhalteapparat unter entzündlichen Bedingungen stark verändert ist. Auch die zugrunde liegenden Mechanismen konnten im Rahmen dieser Studie zum Teil geklärt werden. Obwohl diese Ergebnisse unter

DentUnique 2/2022 11


Laborbedingungen generiert wurden und somit nicht direkt auf die Situation im lebendigen Organismus übertragen werden können, liefern sie wichtige Hinweise für die Klinik. Da ein geringer Vitamin-D3-Spiegel mit einem höheren Risiko für Parodontitis assoziiert ist, galt die Gabe von Vitamin-D3-Präparaten im Rahmen der Parodontitis-Therapie als vielversprechende Option. Interessanterweise konnten bisherige Studien jedoch keinen eindeutigen positiven Einfluss der Vitamin-D3-Gabe auf die Parodontitis-Therapie zeigen. Die Resultate der vorliegenden Studie könnten einen möglichen Erklärungsansatz dafür bieten. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse einmal mehr, wie komplex die

zellulären Mechanismen im Rahmen der Parodontitis sind und welche wichtige Rolle die Bekämpfung von oralen Entzündungen einnimmt. Zukünftige Studien sollten sich mit einer Optimierung der Vitamin-D3-

Dosierung für Parodontitis-Patient:innen beschäftigen oder Kombinationen mit anderen Präparaten erforschen, um die positiven Effekte von Vitamin D3 vollständig ausschöpfen zu können.•

Die Autorin Priv.-Doz.in Dr.in med. dent. Alice Blufstein, PhD, MClinDent Zahnärztin und Postdoc Fachbereich Zahnerhaltung und Parodontologie Universitätszahnklinik Wien

Programm „Dentistry 4.0“ Am 2. und 3. Juni 2023 werden sich an der Universitätszahnklinik Wien nationale und internationale Expert:innen der Zahnmedizin zu einem großen, thematisch vielfältigen Kongress einfinden.

D

ie digitale Revolution in der Zahnmedizin nähert sich in raschem Tempo. Die Digitalisierung bringt einerseits viele Vorteile für Zahnärzt:innen und ihre Patient:innen, bedeutet aber auch große Umwälzungen und Probleme im künftigen zahnmedizinischen Alltag. Unter dem Titel „International, Interdisciplinary Conference of Innovative Technologies“ berichten sowohl österreichische als auch international angesehene Fachleute aus Europa und den USA von ihren aktuellen Forschungsergebnissen und möglichen kommenden Anwendungen von Technik & Technologie in ihrem Praxisalltag. KI in der Zahnmedizin „Dentistry 4.0“ will dabei sowohl die visionäre als auch praxisorientierte

12 DentUnique 2/2022

Bedeutung der Digitalisierung beleuchten sowie das Potenzial, aber auch mögliche Gefahren der künstlichen Intelligenz (KI) in zahnmedizinischen Anwendungsbereichen betrachten. Daher sollen in einem vielfältigen und abwechslungsreichen wissenschaftlichen Programm die künftigen Herausforderungen erörtert werden. In Vorträgen werden die geladenen Expert:innen über ihre jüngsten Entwicklungen aus den verschiedensten Bereichen der Zahnmedizin berichten und den Status quo von Wissenschaft und Forschung den Teilnehmer:innen näherbringen. In Praxisworkshops werden die neuesten digitalen Techniken (Computer Aided Impressioning, Intraoral Scan, Digital Workflow, Digital Smile Design, CAD/CAM) hautnah vermittelt.

Infobox: Bewerbe für Jungforscher:innen Zusätzlich zu den Vorträgen und Vorlesungen wird es auch Kurz-Bewerbe für ehrgeizige Jungforscher:innen geben. In sogenannten Poster-Bewerben können sich Interessierte in der Kategorie Grundlagenforschung oder Klinische Forschung mit einer Kurz-Präsentation anmelden. Eine hochkarätig besetzte Jury wird dann die Gewinner:innen ermitteln. Die drei besten Präsentationen aus den Kategorien werden schließlich mit einem Preis ausgezeichnet.


Kongress „Dentistry 4.0“ in Wien Was sich Klinikvorstand Univ.-Prof. DDr. Andreas Moritz von diesem Kongress wünscht und erwartet, erzählt er im Gespräch mit DentUnique.

DentUnique: Warum sollte man bei diesem Kongress unbedingt dabei sein? Univ.-Prof. DDr. Andreas Moritz: „Dentistry 4.0“ ist in vielerlei Hinsicht ein Kongress der Superlative: Inhaltlich-thematisch wird einfach das Neueste geboten, was in Sachen digitale Technologie in der Zahnmedizin aktuell ist bzw. in Zukunft von Bedeutung sein wird. Es ist uns gelungen – nach Zeiten der coronabedingten Verschiebungen – hochkarätige Speaker aus dem In- und Ausland für den Kongress zu gewinnen. Sie werden aus ihren jeweiligen Fachbereichen zu innovativen Technologien Interessantes zu berichten haben. Digitalisierung ist das Thema der Zukunft in der Zahnmedizin. Welche Bedeutung hat es für Sie, dass dieser Kongress in Wien an der Universitätszahnklinik stattfindet? Es ist für uns etwas ganz Besonderes, dass wir als Universitätszahnklinik Wien Veranstalterin dieses Kongresses sind. Wir können an diesen Tagen nicht nur unser schönes Haus herzeigen, sondern auch präsentieren, dass unsere Forschung und Lehre sowie unser Praxisalltag modern und nach dem neuesten Stand der Technik funktionieren. Was ist das Besondere an diesem Kongress? Wodurch unterscheidet er sich von anderen (weltweiten) Veranstaltungen in diesem Bereich? Freilich gibt es international verschiedenste Veranstaltungen in dieser

Kategorie, auch hierzulande finden natürlich immer wieder Kongresse zu medizinischen Themen statt. Aber mit „Dentistry 4.0“ ist erstmalig ein Fach-Event gelungen, der eine derartig internationale Bandbreite – Englisch als Vortragssprache, internationale TopSpeaker – anbietet. Darüber hinaus bieten wir mit dem Programm einerseits hohen wissenschaftlichen Anspruch und andererseits äußerst praxisbezogene Veranstaltungen an diesen zwei Kongresstagen. Für jeden Fachbereich wird etwas dabei sein! Es wird interessante Workshops oder auch Sezierkurse geben – die Teilnehmer:innen können sich das Neueste vom Neuen aussuchen, egal ob man als Wissenschaftler:in, Praktiker:in oder Jungforscher:in dabei ist. Junge Kolleg:innen können sich ebenfalls profilieren: Im Rahmen sogenannter Poster-Bewerbe können sie ihre Arbeiten präsentieren, die dann von einer Jury prämiert werden. So hat dieser Kongress für sie sicher mehr Wert als eine reine Vortragsveranstaltung. Was erwarten Sie sich? Einen nächsten Kongress! Wir wollen, dass Digitalisierung hier ein Standbein bekommt. Wir sind bei diesem Thema sehr weit vorne und glauben, dass das auf jeden Fall die Zukunft ist. Worauf freuen Sie sich?

Nähere Infos und Anmeldung: https://www.dentistryvienna.com/

Ich freue mich, wenn viele Kolleg:innen kommen. Das ist eine Veranstaltung für High-End-Zahnärzt:innen.•

DentUnique 2/2022 13


Teilnehmer:innen des dritten Moduls des Masterlehrganges „Clinical Dentistry - Periodontology and Implantology“ mit Adjunct Professor Maurizio Tonetti

Vertragsverlängerung für Prof. Maurizio Tonetti

P

rof. Maurizio Tonetti von der University of Shanghai ist einer der Top-Spezialisten auf dem Gebiet der Parodontologie und Implantatchirurgie mit den Schwerpunkten Regeneration, minimalinvasive Chirurgie und Mikrochirurgie. Im Rahmen des ersten Masterlehrganges „Clinical Dentistry - Periodontology and Implantology“ unterrichtete Prof. Tonetti die

interessierten Teilnehmer:innen an zwei Tagen exklusiv bei einer Live-OP (Periodontal Regeneration in intrabony defects) und einem Hands-on Workshop in der Vorklinik zum Thema Papilla preservation flaps. In seinem Vortrag sprach Prof. Tonetti über "Benefits and strategies in periodontal regeneration". Seit 2018 ist er Adjunct Professor an der Medizinischen Universität Wien, dieser Vertrag wurde nun bis 2025 verlängert,

wie Klinikvorstand Univ.-Prof. Andreas Moritz mit Freude verkünden konnte. Coverbild v.l.n.r.: MasterlehrgangsLeiterin Univ.-Prof.in Xiaohui Rausch Fan, Klinikvorstand Univ.-Prof. Andreas Moritz, Prof. Maurizio Tonetti und MedUni Wien-Vizerektorin Dipl.-Ing.in Dr.in Michaela Fritz bei der Überreichung der Urkunde.

Start der Präsenzmodule des Masterlehrgangs „Periodontology & Implantology“

N

ach einer pandemiebedingten Onlinephase konnten im April 2022 nun endlich die Teilnehmer:innen der zweiten Runde des Masterlehrgangs „Master in Clinical Dentistry – Periodontology and Implantology“ an der Universitätszahnklinik in Wien begrüßt werden. Mit einer Kombination der Module 1 und 2 startete der berufsbegleitende postgraduelle Masterlehrgang „Master in Clinical Dentistry – Periodontology and Implantology“ diesen Frühling seine Präsenzphase. Das spannende Programm, bestehend aus einer Vielzahl von Vorträ-

14 DentUnique 2/2022

gen und Hands-on-Workshops, erstreckte sich über zehn intensive Tage. Die Teilnehmer:innen sind aus 13 verschiedenen Ländern, unter anderem dem Irak, Belgien, Schottland sowie Griechenland, angereist. Grundlagen der Parodontologie und Implantologie wurden bereits im Vorfeld via Onlinevorlesungen abgehandelt. Dieses Wissen wurde vor Ort noch einmal vertieft und zusätzlich konnte es den Teilnehmer:innen nun endlich ermöglicht werden, ihr theoretisches Wissen auch in praktischen Übungen in der Vorklinik anzuwenden. Eines von vielen High-

lights stellte der Vortrag von Prof. em. Dr. Dr. Niklaus P. Lang von der Universität Bern dar. Der ganztägige Sezierkurs am Institut für Anatomie der Medizinischen Universität Wien bildete den aufregenden Abschluss dieser ersten Präsenzphase. In den kommenden sechs Modulen erwerben die Absolvent:innen weitere theoretische und praktische Fähigkeiten der Parodontalchirurgie und Implantologie. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Vorstellung innovativer Behandlungskonzepte.•


Charakteristika und Häufigkeitsverteilung von Knochendefekten bei Periimplantitis Art und Beschaffenheit des Knochendefekts haben entscheidende Auswirkungen auf den Erfolg chirurgischer Therapie bei Periimplantitis. Die Häufigkeiten der jeweiligen Defekttypen sowie mögliche beeinflussende Faktoren festzustellen, war Ziel der vorliegenden Studie. Hintergrund Die Periimplantitis beschreibt einen progredienten inflammatorischen Zustand, welcher sowohl die Mukosa als auch den Knochen rund um das osseointegrierte Implantat betrifft und bis zum Implantatverlust führen kann. In der Literatur wird die mittlere gewichtete Prävalenz der Periimplantitis mit 12,8 % aller Implantate angegeben und stellt ein wachsendes Problem in der Zahnheilkunde dar.1 Speziell bei moderaten bis fortgeschrittenen Fällen ist der Erfolg der konservativen Therapie begrenzt und eine chirurgische Intervention erforderlich. 2007 wurde von Schwarz et al. eine Klassifizierung der bei Periimplantitis auftretenden Knochendefekte etabliert, welche auf der intraopera-

tiven Vermessung von 40 betroffenen Implantaten basierte.2 In dieser Studie waren zirkumferenzielle Defekte (Klasse Ie), welche sich gut für Augmentation im Zuge der chirurgischen Therapie eignen würden, am häufigsten (55,3 %). Spätere Studien zeigten jedoch Unterschiede in der Häufigkeitsverteilung der beschriebenen Defekte, wobei den jeweiligen Arbeiten kleinere Implantatzahlen zugrunde lagen oder die Defektvermessung radiologisch durchgeführt wurde. Ziel der vorliegenden Studie war es, Charakteristika und Häufigkeitsverteilung bei Knochendefekten in einer größeren Patient:innenkohorte zu evaluieren und mögliche Zusammenhänge auf Patient:innen-, Implantat- und Lokalisationsebene herauszufinden.3

Material und Methoden An der Universitätszahnklinik Wien wurde in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Parodontologie an der Universität Malmö, Schweden, eine retrospektive Fallserie durchgeführt. Inkludiert wurden 100 Patient:innen mit 193 Implantaten, die eine chirurgische Periimplantitistherapie erhielten. Parameter auf Patient:innen- (Alter, Geschlecht, Rauchstatus, Suprakonstruktion), Implantat(Oberfläche, Typ, Implantatverbindung) und Lokalisationsebene (Region, Position im Alveolarkamm, Defektcharakteristika, Nachbarstrukturen) wurden anhand der Operationsprotokolle und Röntgenaufnahmen aufgezeichnet.

Abb. 1: Klinische Beispiele der häufigsten periimplantären Knochendefektklassen. A, bukkale, und B, okklusale Ansicht von Klasse Ic; C und D, bukkale Ansicht von 2 Fällen mit Klasse Id; E und G, bukkale, und F, okklusale Ansicht von Klasse Id mit nur einer Knochenwand; H, bukkalokklusale Ansicht von Klasse Ie, und I, bukkale Ansicht von Klasse II

DentUnique 2/2022 15


Resultate Die häufigsten Knochendefekte waren Klasse Ic (25,4 %), gefolgt von Klasse Id (23,8 %) und reinen Klasse-II-Defekten (17,1 %), wobei Letztere durch ausschließlich horizontalen Knochenabbau gekennzeichnet sind. Zusätzlich wurde eine bislang in der Literatur nicht beschriebene „Klasse Id mit nur einer Knochenwand“ in 11,9 % der Fälle beobachtet. Die mittlere intraossäre Defekttiefe und -weite reichte jeweils von 4,5 bis 6,2 mm und von 2,7 bis 2,9 mm; das mittlere Dehiszenzausmaß reichte von 2,8 bis 7,0 mm. Bei 37,8 % der Defekte war horizontaler Knochenabbau mit intraossärer Komponente vergesellschaftet. Bei 52,7 % der Implantate war das Defektausmaß größer als 6 mm. Kieferregion, Position im Alveolarkamm sowie schlechte Implantat/AbutmentVerbindung zeigten signifikante Assoziationen entweder zur Defektkonfiguration und/oder zum Defektausmaß. Schlussfolgerung Die häufigsten Defekte waren eine Kombination einer intraossären Komponente und einer bukkalen und/oder oralen Dehiszenz, während rein zirkumferenzielle Defekte eher selten waren. Implantate mit Knochendehiszenzen waren häufiger näher am Alveolarrand auf der Seite der Dehiszenz positioniert. Implantate in der Unterkieferfront hatten das höchste Risiko für die Ausbildung einer Defektklasse Ic und einen starken periimplantären Knochenverlust. Relativ häufig waren Klasse-Id-Knochenverluste mit nur einer Knochenwand.•

Abb. 2: Häufigkeitsverteilung des Defektausmaßes insgesamt sowie der häufigsten Defektkonfigurationen Ic, Id, Id mit nur einer Knochenwand, Ie und II

Abb. 3: Häufigkeitsverteilung der Distanz zwischen Implantatoberfläche zum Alveolarrand bei den häufigsten Knochendefektklassen

Zur Person Priv.-Doz. DDr. Christian Wehner, MClinDent Zahnerhaltung und Parodontologie Universitätszahnklinik Wien

16 DentUnique 2/2022

Literatur und Abbildungsquellen: 1. Rakic M., Galindo-Moreno P., Monje A., Radovanovic S., Wang H. L., Cochran D., Sculean A., Canullo L. How frequent does peri-implantitis occur? A systematic review and meta-analysis. Clin Oral Investig. 2018 May;22(4):1805-1816 2. Schwarz F., Herten M., Sager M., Bieling K., Sculean A., Becker J. Comparison of naturally occurring and ligature-induced peri-implantitis bone defects in humans and dogs. Clin Oral Implants Res. 2007 Apr;18(2):161-70 3. Wehner C., Bertl K., Durstberger G., Arnhart C., Rausch-Fan X., Stavropoulos A. Characteristics and frequency distribution of bone defect configurations in peri-implantitis lesions-A series of 193 cases. Clin Implant Dent Relat Res 2021 Apr;23(2):178-188


Triple A – Experience:

ÄQUATOR

× ARKTIS + ALPEN =

3

KILIroMANjaro

Mit dem Fotografen der Universitätszahnklinik Wien, Roman Fuchs, auf das schwarz-weiße Dach Afrikas.

N

ach ein paar Schritten schon außer Atem, das Herz pocht stakkatoartig, der Kopf brennt, obwohl es minus fünf Grad hat! Klingt nach klassischen Altersbeschwerden ... Wie konnte es nur so weit kommen? Sind wir nicht trainierte Sportler in den besten Jahren?

Um in einer Tour zu Fuß die beiden Extreme – heißer Tropendschungel und das ewige Eis der Arktis – gemeinsam erleben zu können, müsste man in der Horizontalen über 15.000 Kilometer zurücklegen. Oder wir begeben uns in der Vertikalen von der Massai-Steppe Tansanias in Ostafrika auf den mit 5895 m höchsten frei stehenden Berg der Welt ...

Für die einwöchige Hochgebirgstour im Expeditionsstil heuern wir neben unserem enthusiastischen Bergführer Mwinyi mit seinem jungen Co-Guide Kelvin ein elfköpfiges Team von Trägern und Koch Boco an. Nach Bezahlung der üppigen Nationalparkgebühren starten wir im Westen des schwarzen Vulkanmassivs am Lemosho Gate.

DentUnique 2/2022 17


Nach einem langen Aufstieg auf fast 4.000 m erreichen wir das Shiva II Camp. So ein starker Kontrast an nur einem Tag, eben noch im dampfenden Dschungel, nun im nebeligen, kargen Moorland. Bei der zweiten Etappe erklimmen wir nach sieben Stunden den bizarren, 4.650 m hohen Lava-Tower, steigen aber wieder zum 700 m niedrigeren, pittoresken Baranco Camp ab (Climb high – sleep low). Es ist von einem Wald archaisch anmutender Riesen-Senezien umgeben. Bei über 30° C am Tag und Minusgraden in der Nacht sind sie wahre Überlebenskünstler! Nachdem in der Früh die ganze Zeltstadt abgebaut ist, klettern wir im großen Bergsteigertross gleichzeitig über die Machame Route wie durch ein Nadelöhr eine riesige Felsstufe empor. Am Nachmittag erreichen wir das ebenfalls auf 4.000 m liegende Karanga Camp. In der Vollmondnacht thront über unserem Zelt die fast 2.000 m höhere Kibo-Gipfelregion. Zum Sonnenaufgang erscheint im Süden der markante Kegel des 4.566 m hohen Mount Meru, welchen ich vor fünf Jahren bestiegen habe. Nach einem langen Marsch unter sengender Sonne durch die staubige, steile Alpinwüste winkt auf einem Felsvorsprung das mit 4.650 m höchstgelegene Barafu Camp. Der Name bedeutet auf Swahili schlicht Eis. Im Osten flankiert das schroffe, majestätische Mawenzi-Massiv als Überrest eines riesigen Nebenkraters das Bergpanorama. Normalerweise bricht man zur Gipfeletappe um Mitternacht auf, um rechtzeitig zu Sonnenaufgang mit vielen anderen Bergsteiger:innen gleichzeitig am Uhuru Peak, der „Freiheitsspitze“, zu stehen, und steigt danach sofort ab. Wir aber wollen die arktische Dimension der Gletscherwelt erleben und als Einzige im extrem hoch gelegenen Glacier Camp schlafen. So haben wir viel mehr Zeit und brechen „erst“ um sechs Uhr zum Finale auf. Im Zeitlupentempo knacken wir die 5000-m-Seehöhe-Marke und schauen hinunter zur viertausend Meter tiefer gelegenen Savanne. Zwei Stunden später haben wir uns auf den über 5.700 m hohen Kraterrand emporgekämpft. Über

18 DentUnique 2/2022

Riesen-Senezien mit dem Kibo-Massiv

Stufengletscher

einen schmalen Grat balancieren wir durch Schneewechten im tiefsten Nebel zum ganz plötzlich aus dem Nichts auftauchenden menschenleeren Gipfel. Wäre nicht das Schild „Congratulations – 5.895 m“ zu sehen, könnten wir visuell jetzt genauso gut am höchsten Punkt der Antarktis stehen ... Fernab der Touristentrampelpfade steigen wir hinab zum Kraterboden, wo die im Zenit scheinende Äquatorsonne charakteristische Stufengletscher geformt hat. Gegenüber entern wir die steile Flanke auf den nur ein paar Meter niedrigeren „New Kilimanjaro“, den schwarzen Ash Pit. An diesem Finaltag bewältigen wir in einem Gewaltmarsch zusätzlich über die Südroute den Abstieg von 4500 Höhenmetern durch alle Klimazonen des Vulkanriesen zum Mweka Gate. Als perfekte Ergänzung zur eiskalten Höhe fliegen wir zur paradiesischen Gewürzinsel Sansibar im warmen

Gewürzinsel Sansibar

Indischen Ozean. Zum Abschluss besuche ich Zahnarzt Dr. Hamadi in seinem Dentaldepartment im Inselspital. Ein Jahr zuvor war er als Gastarzt an der Universitätszahnklinik Wien. •

Info:

„KILIroMANjaro – mit dem Klinikfotografen Roman Fuchs auf das schwarz-weiße Dach Afrikas“ Vortragstermin: Donnerstag, 29. Sep. 2022, 16 Uhr im Hörsaal der Universitätszahnklinik Wien


„Der Erfolgsdruck ist sehr hoch“ Die Universitätszahnklinik Wien als Ausbildungsstätte künftiger Zahnärzt:innen steht nicht nur für eine hohe Qualität des Studiums, es können auch engagierte Jungforscher:innen an wichtigen Studien mitarbeiten. Zwei dieser Studierenden, Dr.in Julia Dworan und Dr. Patrick M. Pilz, PhD, erzählen von ihren Studienaufenthalten an den Elite-Kaderschmieden Stanford und Harvard. DentUnique: Sie erhielten die Möglichkeit, mittels Max-Kade-Stipendien in Stanford und Harvard zu studieren. Was war das Besondere daran? Dr.in Julia Dworan: Die Stanford University ist in internationalen Rankings eine der Top-Universitäten weltweit. Dies öffnet einem naturgemäß viele Türen, die andernfalls verschlossen geblieben wären, und ermöglicht z. B. eine Vielzahl an internationalen Kooperationen. Zusätzlich hatte ich das Glück, mit Prof.in Jill Helms eine ausgezeichnete Mentorin an meiner Seite zu haben, die mich sowohl beruflich als auch in meiner persönlichen Weiterentwicklung immer unterstützt, gefordert und gefördert hat. Dr. Patrick M. Pilz, PhD: Die Forschungslandschaft in den USA ist etwas anders, als wir sie hier in Österreich kennen. Einer der größten Unterschiede ist bestimmt der finanzielle Rahmen, in dem man sich in den USA bewegt. Das kann man natürlich nicht für alle Fächer verallgemeinern, aber es war nicht besonders schwierig, jene Informationen und Mittel zu erhalten, die es benötigt, um eine Studie voranzutreiben. Beide „Schools of Medicine“ zählen zu den Elite-Universitäten und dementsprechend ist der wissenschaftliche Umsatz dort enorm. Covid hat auch hier die Anfangsphase durchaus erschwert, jedoch muss man sagen, dass nach dem ersten

Dr.in Julia Dworan ist Studentin im 72-Wochen-Praktikum an der Home Unit VI. Zusätzlich arbeitet sie als externe Lehrende für Organmorphologie I–III am Zentrum für Anatomie und Zellbiologie und sie hält Anatomievorlesungen für Zahnmedizinstudierende. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der zahnärztlichen translationalen Basisforschung. Die Projekte beschäftigen sich mit der Regeneration von Alveolarknochen und Zahnsubstanz, Stammzellforschung sowie Pathologien der Gesichtsentwicklung. Dr. Patrick M. Pilz, PhD, ist derzeit Zahnmedizinstudent im 72-Wochen-Praktikum an der Home Unit VI, gleichzeitig arbeitet er als Postdoc am Zentrum für Biomedizinische Forschung und Translationale Chirurgie an der MedUni Wien. Zusätzlich leitet er mehrere PhD-Kurse und hält Vorlesungen an der MedUni Wien. Grund für die Einladung in die USA war seine Forschung im Zuge seines PhDs im Gebiet „cardiovascular research“. Dabei geht es um translationale Forschung, also darum, vom Tier in den Menschen umlegbare Erkenntnisse zu gewinnen. Schwerpunkt waren Herzerkrankungen wie Herzinfarkt oder Aortenklappenstenose, aber auch Herz-Entwicklungseinschränkungen nach Rauchen in der Schwangerschaft. Aufgrund seiner angestrebten MKG-Karriere arbeitete er bei zwei weiteren Projekten mit seiner Kollegin Dr.in Julia Dworan zusammen, in denen beide Knochenregeneration und den Effekt von implantierten 3D-Scaffolds (mit verschiedenen Mediatoren „geloaded“) untersuchten.

DentUnique 2/2022 19


Semester alles viel besser bzw. leichter wurde und damit der wissenschaftliche Mehrwert für mich ab diesem Zeitpunkt gesichert war. Neueste Technologien und Geräte sind – vor allem im Silicon Valley – schnell und gut in die Forschung integriert. Der Austausch zwischen Industrie und universitärer Forschung ist – zumindest meinem Empfinden nach – einfacher und akzeptierter als in Österreich. Weniger bürokratische Hürden erlauben einen schnelleren Einbezug neuer Errungenschaften, sowie Kooperationen und Kollaborationen mit Firmen, aber auch anderen Universitäten, sind aufgrund der klingenden Namen dieser Unis (Anm.: Stanford und Harvard) natürlich besonders leicht. Wodurch unterscheidet sich ein Universitätsaufenthalt in Wien von jenem in Stanford? Dworan: Stanford ist eine Privatuniversität mit niedriger Aufnahmequote. Student:innen zahlen hohe Studiengebühren und man merkt, dass sie von klein auf darauf gedrillt werden, hohe Leistungen zu erzielen und diese auch möglichst gut zu verkaufen. Dieser Druck ist allgegenwärtig im Leben der Student:innen. Andererseits bietet Stanford auch deutlich individuellere Betreuung. Den Student:innen werden Betreuer:innen und Berater:innen zur Seite gestellt, die ihnen helfen, ihr Studium und ihre Karriereentscheidungen bestmöglich zu meistern. Auch werden die Studierenden ermutigt, ihre Träume und Visionen zu verwirklichen, wodurch am Campus immer eine gewisse „Aufbruchsstimmung“ zu spüren ist. Abgesehen davon sind der Zusammenhalt und der Stolz auf die eigene „Alma Mater“ sehr groß. So stehen bei den wöchentlichen Universitäts-Sportevents z. B. Professor:innen, Student:innen und Alumni gemeinsam auf den Tribünen und jubeln für „ihr“ Team. Pilz: Dieses Campus-Leben in den USA ist allgegenwärtig. Student:innen leben zwischen den Uni-Gebäuden und Hörsälen, betreiben Sport auf einer der

20 DentUnique 2/2022

zahlreichen Grünanlagen während ihrer Mittagspause. Sie haben also alle Freiheiten, sind jedoch trotzdem sehr gut behütet und eigentlich in einer kleinen „Bubble“. Die Tage sind durchgetaktet, und das beginnt schon in der frühen Jugend. Teenager kommen während der Schulferien an die Universitäten, um Praktika zu absolvieren, weil, auch wenn man es sich finanziell leisten kann, es sehr schwer ist, einen Studienplatz zu bekommen (Anm.: acceptance rate ca. 4 Prozent). Der Erfolgsdruck ist sehr hoch. In Österreich ist das Medizinstudium natürlich anders aufgebaut. Während man in den USA einen Bachelor in irgendeinem Studienfach erlangen muss, um sich danach für die Med-School bewerben zu können, können wir in Österreich nach Bestehen des Aufnahmetests, gleich nach der Matura, ins Studium einsteigen. Und es gibt einen prägnanten Unterschied: Wir können dieses Studium kostenlos absolvieren. In den USA gibt es nur sehr wenige, die sich dies ohne Kredit erlauben und leisten können. Können Sie schon sagen, auf welche berufliche Leistung Sie besonders stolz sind? Dworan: Im Dezember 2019 habe ich für eines meiner Projekte das Max-Kade-Stipendium zugesprochen bekommen. Dies war eine besondere Ehre, da ich zu diesem Zeitpunkt sicher zu den jüngsten und auch wissenschaftlich unerfahrensten Preisträger:innen gezählt habe. Diese Anerkennung und Förderung meines Potenzials erfüllen mich immer noch mit Stolz. Abgesehen davon bin ich besonders stolz darauf, wie viel mein Team und ich in meinem Forschungsjahr in Stanford erreicht haben. Vor der Pandemie hätte mein Team im Labor aus ca. 30 bestens ausgebildeten Kolleg:innen bestanden. Pandemiebedingt war dieses Team auf fünf Kollegi:nnen dezimiert, wovon zusätzlich die meisten Mitarbeiter:innen Student:innen ohne vorherige Laborerfahrung waren. Dies hatte zur Folge, dass mein Team und ich sehr viel autodidaktisch erlernt und erarbeitet

haben und viele neue Lösungsstrategien gefunden werden mussten. Trotz aller Widrigkeiten haben wir dies gut gemeistert und ich bin stolz darauf, Teil dieses Teams gewesen zu sein. Pilz: Das ist eine schwierige Frage. Natürlich war das Absolvieren des MDPhD-Programms, trotz aller Schwierigkeiten, eine großartige Erfahrung. Genauso waren die Einladung in die USA und der Erhalt des Max-Kade-Stipendiums eine große Ehre und Freude. So eine Chance kann man einfach nicht ablehnen. Die Zeit in den USA war nicht immer einfach, umso glücklicher bin ich, dass ich nunmehr davon profitieren kann. Vor allem das Leiten meiner Forschungsgruppe hat mich schnell viel Neues lernen lassen müssen. Was steht demnächst an beruflichen Plänen und Vorhaben in Ihrem Fokus? Dworan: Nach Vollendung des 72-Wochen-Praktikums und dem Studienabschluss werde ich die Facharztausbildung für Mund-Kiefer-GesichtsChirurgie beginnen. Reizen würde mich eventuell ein Forschungsaufenthalt an der US-amerikanischen Ostküste, aber die Zukunft wird zeigen, wo es als Nächstes hingeht. Pilz: Das wird sich weisen. Jetzt steht einmal das Fortsetzen des 72-WochenPraktikums an. Danach wird man sehen, wo und wie es weitergeht. Die DACH-Länder sind natürlich mentalitäts- und sprachtechnisch hoch im Kurs und die eine oder andere Option wurde mir auch bereits angeboten, aber auch die USA sind noch nicht ganz aus dem Rennen. Jedoch habe ich in Wien eine ausgezeichnete Infrastruktur, was Forschung und Lehre betrifft ... das aufgeben zu müssen, wäre durchaus schade.•


Virologin der MedUni Wien ist „Kommunikatorin des Jahres“ Monika Redlberger-Fritz, Virologin der MedUni Wien, wurde vom Public Relations Verband Austria (PRVA) im Rahmen des Österreichischen Kommunikationstages als „Kommunikatorin des Jahres“ ausgezeichnet.

Die Laudatio hielt Elisabeth Puchhammer-Stöckl, Leiterin des Zentrums für Virologie der MedUni Wien. Sie war im Vorjahr vom Public Relations Verband Austria mit einem Sonderpreis für CovidKommunikation ausgezeichnet worden.•

Foto: © APA/Hörmandinger

PRVA-Präsidentin Karin Wiesinger würdigte die gewinnende Art der Virologin und ihr unermüdliches Engagement, einer breiten Öffentlichkeit medizinische Fakten betont sachlich, aber einfach verständlich zu vermitteln und damit Ängste abzubauen.

Monika Redlberger-Fritz (MedUni Wien) und Karin Wiesinger (PRVA)

Foto: © MedUni Wien/AKH Wien/Houdek

MedUni Wien: Eine der besten medizinischen Universitäten der Welt Die Medizinische Universität Wien hat im aktuell veröffentlichten, renommierten „QS World University Ranking by Subject“ in der Kategorie „Medizin“ einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Österreichs größte Medizin-Uni verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr (77.) um elf Plätze und liegt nun auf Rang 66. Damit rangiert die MedUni Wien etwa vor der Charité – Universitätsmedizin Berlin (68.). Als beste Universitäten Österreichs wurden nach der MedUni Wien die medizinischen Universitäten Graz und Innsbruck (201./250.) gereiht. An der Spitze liegt die Harvard University vor der University of Oxford und der Stanford University.•

DentUnique 2/2022 21


Neuer Ratgeber © 2021 Evgeny Atamanenko/Shutterstock

Rückenschmerzen lindern und verhindern Rückenschmerzen sind eine echte Volkskrankheit: quälend für die Betroffenen – und zugleich eine große volkswirtschaftliche Belastung. Die häufigsten Auslöser sind Bewegungsmangel, negativer Stress sowie degenerative Veränderungen wie Abnutzung oder Verschleiß. Daneben kommen viele andere Ursachen infrage, sodass Rückenschmerzen oftmals mithilfe interdisziplinärer Therapiekonzepte behandelt werden sollten.

ISBN 978-3-214-02529-8 208 Seiten, 23,90 Euro Verlag: MANZ-Verlag Wien www.manz.at/gesundheit-wissen Erhältlich im Shop der MedUni Wien und im Buchhandel

Diesem Ansatz trägt Richard Crevenna, Leiter der Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin der MedUni Wien, in seinem neuen Ratgeber „Rückenschmerzen – Vorbeugen und aktiv behandeln“ Rechnung. Darin vermittelt ein multiprofessionelles Autor:innenteam Wissen zum Thema auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse. Das Buch ist in der Reihe „Gesundheit. Wissen“, einer Kooperation zwischen MedUni Wien und MANZ-Verlag, erschienen.

Herzlich willkommen im Shop der MedUni Wien! Der Shop der MedUni Wien im Eingangsbereich des AKH Wien bietet ein breites Sortiment an MerchandiseArtikeln der MedUni Wien. Studierende, Mitarbeiter:innen und Besucher:innen finden hier z. B. T-Shirts, Hoodies und Taschen im MedUni-Wien-Design. Auch Geschenkartikel und Praktisches für Studium oder Arbeitsalltag zählen zum Sortiment.

Eingekauft werden kann zu den Öffnungszeiten – Montag bis Freitag (ausgenommen Feiertage), 6.30 bis 14 Uhr – oder per Bestellungen unter shop@ meduniwien.ac.at.

22 DentUnique 2/2022

Foto: © MedUni Wien/AKH Wien

Die Produktpalette wird ständig erweitert und saisonal angepasst. Im Sommer 2022 kommen Mikrofaserhandtücher, Strandtennissets und Jonglierbälle dazu. Alle Artikel des Shops der MedUni Wien sind auch auf der Website www.meduniwien.ac.at/shop zu finden.

Im Shop der MedUni Wien im Eingangsbereich des AKH Wien findet sich ein breites Sortiment an Merchandise-Artikeln der MedUni Wien.


Gut zu wissen Universitätszahnklinik Wien, Sensengasse 2a, 1090 Wien

ANFAHRT: Öffentliche Verkehrsmittel • 37/38/40/41/42 von Schottentor – Haltestelle: Schwarzspanierstraße • 40/41/42 von Währinger Straße – Volksoper – Haltestelle: Sensengasse • 5/33 Haltestelle: Lazarettgasse • 43/44 Haltestelle: Lange Gasse (kurzer Fußmarsch durch das Alte AKH) Mit dem Auto Gebührenpflichtige BOE-Parkgarage in der Sensengasse 3. Beachten Sie bitte die Kurzparkzone in ganz Wien.

• Kieferorthopädie Tel.: +43 1/400 70-4321 Tel.: +43 1/400 70-4301 E-Mail: kfo-unizahnklinik@ meduniwien.ac.at • Kinderzahnheilkunde Tel.: +43 1/400 70-2820 Tel.: +43 1/400 70-2825 E-Mail: kinder-unizahnklinik@ meduniwien.ac.at • Orale Chirurgie Tel.: +43 1/400 70-4121 Tel.: +43 1/400 70-4101 E-Mail: oralechirurgie-unizahnklinik@ meduniwien.ac.at

KONTAKTE: Zentrale Aufnahme Tel.: +43 1/400 70-2000 E-Mail: aufnahme-unizahnklinik@ meduniwien.ac.at

• Parodontologische Ambulanzen Tel.: +43 1/400 70-4720 E-Mail: parodontologie-unizahnklinik@ meduniwien.ac.at

Notambulanz mit Traumaversorgung Tel.: +43 1/400 70-2023 E-Mail: notfallambulanz-unizahnklinik@ meduniwien.ac.at

• Prophylaxe-Center Tel.: +43 1/400 70-4725 E-Mail: prophylaxecenterunizahnklinik@meduniwien.ac.at

KLINISCHE FACHBEREICHE: • Unit – Zahnärztliche Ausbildung • Unit 1: Tel.: +43 1/400 70, DW: 2111, 2112, 2113 • Unit 2: Tel.: +43 1/400 70, DW: 2114, 2115, 2116 • CCUnit: Tel.: +43 1/400 70-2117

• Prothetik Tel.: +43 1/400 70-4930 E-Mail: prothetik-unizahnklinik@ meduniwien.ac.at • Radiologie Tel.: +43 1/400 70-2420 E-Mail: radiologie-unizahnklinik@ meduniwien.ac.at

• Zahnerhaltung und Parodontologie Tel.: +43 1/400 70-4720 E-Mail: zahnerhaltung-unizahnklinik@ meduniwien.ac.at • Postgraduate Master Tel.: +43 1/400 70-5401 E-Mail: dentalmaster@ meduniwien.ac.at ÖFFNUNGSZEITEN: Immer nach Terminvereinbarung! • Zentrale Aufnahme: Mo.–Fr., 7.30–13 Uhr • Notambulanz mit Traumaversorgung: Mo.–So., 8–13 Uhr • Kieferorthopädie: Mo.–Do., 8–17 Uhr, Fr., 8–12 Uhr nach Terminvereinbarung • Wichtiger Hinweis Zutritt für Patient:innen nur mit gültigem 2,5-G-Nachweis (geimpft, genesen, PCR – gilt auch für Kinder ab dem 12. Geburtstag). Das Tragen einer FFP2-Maske ohne Ventil ist im gesamten Gebäude verpflichtend. www.unizahnklinik-wien.at

Besuchen Sie uns auch auf

www.unizahnklinik-wien.at

Besuchen Sie uns auch auf

DentUnique 2/2022 23


Fit für morgen?

Klar! Dank der Pluradent Akademie.

Mach auch du dich fit für deine Zukunft: Die Pluradent Akademie hat das ganze Jahr über umfassende Fortbildungen, spannende Weiterbildungen und dentales Wissen aus erster Hand.

Mehr Infos, aktuelle Veranstaltungen und Anmeldung online: 24 DentUnique 2/2022

www.pluradent.at/akademie


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.