
1 minute read
Raum zum Spielen und Entdecken
Es ist 08.45 Uhr, und langsam treffen die ersten Eltern mit ihrem Kind ein. Die Kinder sind noch sehr schüchtern und verstecken sich teilweise bei Mama oder Papa, um so mit dem wertvollen Schutz und viel Vertrauen im Raum und der Gruppe anzukommen.

Advertisement
Gegen neun Uhr finden wir uns im Kreis zusammen und beginnen den Morgen mit Liedern und Versen. Die Kinder lauschen den Stimmen und manchmal helfen sie sogar ein kleines bisschen mit. Nach dem Singen ist es Zeit, den Raum gründlich zu erkunden und der Fantasie ihren freien Lauf zu lassen – es wird fleissig gekocht, verkauft, gebaut, entdeckt, ausgeleert und eingefüllt. Natürlich darf auch das Üben vom Krabbeln, Stehen, Sitzen oder Gehen nicht zu kurz kommen. Der Raum ist so vorbereitet, dass die Kinder einen sicheren Rahmen für ihre Entwicklung und ihre Bedürfnisse vorfinden.
Während dieser Zeit spielen die Erwachsenen eine wichtige Rolle. Für die Kinder haben wir als Eltern die grösste Bedeutung – wir sind Vorbilder, und alles, was wir tun, gibt den Kindern den Impuls, selbst tätig zu werden. Aus diesem Grund sind wir als Eltern sinnvoll tätig: Wir basteln, nähen, schneiden und stellen Spielsachen sowie Dekorationen für die Kinder oder für das eigene Zuhause her. Nach dieser anstrengenden Phase brauchen die Kinder und natürlich auch die fleissigen Eltern eine kleine Stärkung. Um etwa zehn Uhr wird das Znüni bereitgestellt und wir versammeln uns am Znünitisch.

Nach einem kurzen «E-Guete»Spruch wird auch schon geknabbert und getrunken. Für die schnell Gesättigten geht das Spielen auch bald schon weiter, doch für die Träumerinnen und Geniesser sitzen wir auch gerne noch länger am Tisch. Die zweite Spielsequenz fällt kürzer, jedoch nicht weniger intensiv aus. Anschliessend machen wir uns gemeinsam ans Aufräumen, und sobald alles wieder seinen Platz gefunden hat, finden wir uns im Kreis ein und singen ein Abschlusslied. Unser Schlusslied ist immer das gleiche Wiegenlied – es veranlasst fast jedes Mal ein oder mehrere Kinder dazu, sich eine Puppe zu holen und sie zu wiegen. Danach legen wir die Puppenkinder wieder ins Bett und es ist Zeit, sich zu verabschieden und sich auf den nächsten Donnerstagmorgen zu freuen.
Marina Ruckstuhl